Generalpostmeister

Generalpostmeister

Generalpostmeister, (fr. maître général des postes) war im historischen Postwesen der Titel für den obersten Postmeister eines Landes. Dieser Titel ist spätestens seit 1520 belegt.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

Anselm Franz von Thurn und Taxis in der Galauniform des Generalpostmeisters

Im Postvertrag von 1501 ernannte Herzog Philipp der Schöne seinen Postmeister Franz von Taxis in den Niederlanden zum „capitaine et maistre de nos postes“ (Leiter und Meister unserer Posten, Hauptpostmeister).[1] Diesen Titel trugen auch Franz und Johann Baptista von Taxis in den Postverträgen von 1516 und 1517.

Der Titel Generalpostmeister ist erstmals im Jahre 1520 belegt, als Johann Baptista von Taxis in seinem Bestallungsdekret durch Karl V. zum „chief et maistre general de noz postes par tous noz royaumes, pays et seigneuries[2] (Leiter und Generalpostmeister in allen unseren Ländern und Herrschaftsbereichen) ernannt wurde.

Das Amt des Generalpostmeisters, später auch Generalobristpostmeister genannt, wurde von den Spanischen Habsburgern und vom Kaiser bis 1615 als Reichslehen an Mitglieder der Familie der Taxis verliehen. Seit dem 27. Juli 1615 wurde das Amt im Heiligen Römischen Reich erblich[3] und bis 1806 vom ältesten Sohn aus der Familie der Thurn und Taxis als Leiter der Kaiserlichen Reichspost ausgeübt.

Position und Aufgaben

Der Generalpostmeister war für den reibungslosen Ablauf im Postwesen zuständig und hatte sogar eine begrenzte Gerichtsbarkeit über seine Untergebenen.[4] In seinem Auftrag entstanden neue Postkurse, er verpflichtete Postmeister und Posthalter und verhandelte in Kriegszeiten mit Abgesandten der feindlichen Mächte, um einen geordneten Briefverkehr zu ermöglichen. Als Lehnsträger war er direkt dem Kaiser und bis zum Ende des Niederländischen Postgeneralats im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 zusätzlich dem spanischen König unterstellt.

1876–1880

Auch Heinrich von Stephan trug zwischen 1876 und 1880 den Titel Generalpostmeister, siehe Reichspostamt.

Literatur

  • Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis. Piper, München u. a. 1990, ISBN 3-492-03336-9.
  • Wolfgang Behringer: Im Zeichen des Merkur. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-35187-9.
  • Leon Bodé: Die Verlegung des italienisch-niederländischen Postkurses im Hunsrück, Eifel- und Ardennenraum. In: Archiv für deutsche Postgeschichte. 1, 1994, ISSN 0003-8989, S. 8–19.
  • Martin Dallmeier: Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens. 1501–1806. Teil I: Quellen – Literatur – Einleitung. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1977, ISBN 3-7847-1509-5 (Thurn-und-Taxis-Studien 9).
  • Martin Dallmeier: Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens. 1501–1806. Teil II: Urkunden – Regesten. Verlag Michael Lassleben, Kallmünz 1977, ISBN 3-7847-1510-9 (Thurn-und-Taxis-Studien 9).
  • Fritz Ohmann: Die Anfänge des Postwesens und die Taxis. Verlag von Duncker und Humblot, Leipzig 1909.
  • Joseph Rübsam: Johann Baptista von Taxis. Ein Staatsmann und Militär unter Philipp II. und Philipp III., 1530–1610. Nebst einem Exkurs: Aus der Urzeit der Taxisschen Posten 1505–1520. Herder, Freiburg im Breisgau 1889.

Einzelnachweise

  1. Wortlaut nach dem Vertrag von 1505 bei Rübsam, Johann Baptista von Taxis, S. 188; sowie Dallmeier, Quellen II, Urkundenregesten, S. 3.
  2. Originalzitat bei Joseph Rübsam: Johann Baptista von Taxis, S. 229.
  3. Dallmeier, Quellen II, S. 81.
  4. Dallmeier Quellen II, S. 4, „Bestrafungsrecht“ seit 1516.

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