Georg Ettl

Georg Ettl

Georg Ettl (* 31. März 1940 in Nittenau/Oberpfalz) ist ein deutscher Bildhauer, Maler, Objektkünstler und Kunstprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Georg Ettl verbrachte seine Jugend in Bayern. 1959 zog er zu seinem Onkel nach Detroit. Zunächst absolvierte er dort eine Ausbildung als Werkzeugmacher und technischer Zeichner. Diese Beschäftigung wirkte sich später auf die Präzision seiner künstlerischen Arbeiten aus, die gekennzeichnet sind von gedanklicher und handwerklicher Disziplin. In Detroit studierte er 1960–1968 Kunst, Literatur und Philosophie. Zwischenzeitlich schloss er sein Philosophiestudium an der Sorbonne in Paris ab. 1966–1973 übte er diverse Lehrtätigkeiten aus und wurde Kunstprofessor. 1973 kehrte er nach Deutschland zurück.

Ettls Werk ist sehr vielfältig. Im französischen Schloss Oiron belebte er ursprünglich vorhandene Pferdedarstellungen mit seinen Rossen wieder, er stellte Kirchenfenster her und gestaltete in Krefeld den Innenhof des Krefelder Kunstmuseums neu; er verwendet Schablonen, Computer sowie Lasertechnik; er fertigt Skulpturen, Reliefs, einen vier Meter langer Stofffries; er zeichnet und malt, arbeitet mit rostigen Eisenblechen und Beton. Ettl arbeitet minimalistisch und benutzt als Konstante häufig einige serielle Grundmotive, zum Beispiel Pferde und Köpfe.

Neben den architekturbezogenen Arbeiten gestaltet er in letzter Zeit Alltagsgegenstände wie Tapete, Pfanne, Verkehrsschilder, Krawatten und Tische.

Als sein Hauptwerk gilt für viele seine Kirchenraumgestaltung der Heilig Geist Kirche in Neuss; von 1992 bis 1999 formte er die Kirche mit seinen figürlichen Bilderwelten bis in den letzten Winkel hinein. Ettl führt in Neuß das Drama theatrum mundi nach den Texten der biblischen Überlieferungen auf. Seinen Aufführenden gibt er wieder leibhaftige Gestalt. Sein Repertoire an auf Piktogramme reduzierter Gegenständlichkeit, vor allem aber seine intensive Beschäftigung mit der menschlichen Figur, deren innere Verfassung er in zahllosen Variationen herausarbeitete, befähigt ihn dazu. In Neuss spannte er einen dramatischen Bogen zwischen Bilderwelten und Weltbildern.[1]

Der französische Staat ernannte Ettl zum Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres. Ettl lebt und arbeitet seit mehr als dreißig Jahren in Viersen, wo er einige Jahre als Lehrer am städtischen Gymnasium tätig war.

Zitat

„Sie erzählen nichts, aber sie provozieren das erzählerische Potential im Betrachter. Gewissermaßen sind es Epitaphe, die in eigentümlicher Ursprünglichkeit und darin schon wieder höchst artifiziell an einen sakralen Kontext erinnern, diesen jedoch in profanierender Manie ironisieren, ohne sich tatsächlich wirklich von ihm abzuwenden. Als moderne Ikonen sind sie das Abbild einer verlorenen Motiv- und Empfindungswelt, die nunmehr nur noch als ein Schema ihrer selbst bildhaften Charakter gewinnt.“

Kunstforum international[2]

Werke

Architekturbezogene Projekte

  • 1980 Amphitheater (Beton): Begegnungsstätte Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium Viersen
  • 1982–85 Eingangshalle: Kreishaus, Viersen
  • 1985 Kirchenfassade St. Albertus, Mönchengladbach
  • 1989 Altar: Kirche St. Andreas und Matthias, Jülich
  • 1990–92 Privates Schwimmbad: Haus Schulz, Viersen
  • 1991–93 Chevaux d’Oiron
  • 1992–99 Kirchenraumgestaltung: Heilig Geist Kirche, Neuss
  • 1995 Fries (Stahl): Amtsgericht Euskirchen
  • 1995 Schaufelrad (Stahlskulptur): Mäanderinsel, Grevenbroich
  • 1997 Krähenzaun (Stahl): Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
  • 1999 Kirchenfenster: Saint Barnard, Romans (Frankreich)
  • 2003 Gestaltung: St. Remigius Kirche, Viersen

Objekte und Bilder (Beispiele)

Seit 1974 bis heute: Große Tafelbilder mit Resopal und Blattgold, Betonskulpturen (z.T. mit Blattgold), Kitschmotive, Stahlzäune, gewebte Wandteppiche, Aquarelle und Wandmalereien; gusseiserne Figuren und Häuser; Zeichnungen und Emaillearbeiten; gelaserte Szenenbilder, Plastik- und Federskulpturen; Holzschnitte und Krawatten, Tische und Pfannen.

Bücher und Ausstellungskataloge (Auswahl)

  • Heinrich Heine. Mappenwerk. Zusammen mit Felix Droese, Martin Lersch, Thomas Huber. Edition Horst Jansen, Viersen 2006
  • Oeuvres, Maquettes, Projets 1996–2000. F.R.A.C. Limousin. ISBN 2-908257-27-0
  • Heilig Geist Kirche Neuss. (Mit Texten von Johannes Cladders und Ines Kohl). lichtung verlag, Regensburg 2000. ISBN 3-929517-38-8
  • art, architecture. entrétiens. Château d'Oiron, Bordeaux 1997. ISBN 2-911511-03-4
  • Arbeiten 1968–1989. Mit Texten (dt. u. engl.) von Johannes Cladders, Helge Drafz, Jiri Svestka. Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1990. ISBN 3-925974-14-8
  • BiNationale. Deutsche Kunst der späten 80er Jahre. (Ausstellungskatalog). Dumont, Köln 1988 ISBN 3-7701-2302-6
  • Heimat deine Sterne. Künstler aus Ostbayern. (Ausstellungskatalog). (Mit Herbert Achternbusch). Städtische Galerie. Regensburg 1984
  • Georg Ettl. (Ausstellungskatalog). Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1983
  • Other Ideas. (Ausstellungskatalog). The Detroit Institute of Arts Detroit, Michigan 1969

Ausstellungen

Literatur/Quellen

  • Helge Drafz: Der Vorgang des Langsamen. Zu den Arbeiten von Georg Ettl. In: Juni. Magazin für Kultur und Politik am Niederrhein. Nr. 2/88. Viersen 1988, ISSN 0931-2854
  • Johannes Cladders: Grafik der 80er Jahre Bundesrepublik Deutschland. Institut für Auslandsbeziehungen. Stuttgart 1991
  • Claudia Posca: Georg Ettl. In: Kunstforum international. Bd. 117. Ruppichteroth 1992, ISSN 0177-3674
  • Johannes Cladders: Bilderwelten – Weltbilder. Zum Werk von Georg Ettl. In: Heilig Geist Kirche Neuss. Regensburg 2000, ISBN 3-929517-38-8
  • Jeffrey Abt/Dennis Alan Nawrocki/Maryann Wilkinson: Up from the Streets. Detroit Art from the Duffy Warehouse Collection. Elaine L. Jacob Gallery Wayne State University 2001, ISBN 0-9710973-1-3
  • Jutta Pitzen: Altaropfer und Heiligenvita. In: Georg Ettl. Wandmalereien in der Pfarrkirche St. Remigius Viersen. Pfarrgemeinde St. Remigius. Viersen 2004

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johannes Cladders: Bilderwelten - Weltbilder. In: Heilig Geist Kirche Neuss. Regensburg 2000, ISBN 3-929517-38-8, Seite 11
  2. Claudia Posca: Georg Ettl. In: Kunstforum international. Bd. 117. 1992. Seite 314

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