Georg Friedrich Eduard William Wrede

Georg Friedrich Eduard William Wrede
William Wrede

Georg Friedrich Eduard William Wrede (* 10. Mai 1859 in Bücken; † 23. November 1906 in Breslau) war ein evangelisch-lutherischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

William Wrede, Sohn des Pfarrers und Schulrektors Franz Wrede, bestand 1877 sein Abitur in Celle. Er studierte Theologie in Leipzig (u.a. bei Adolf Harnack) und in Göttingen, wo er vor allem bei Albrecht Ritschl hörte. Nach seinem Abschluss 1881 wurde Wrede zunächst Privatschuldirektor, bevor er von 1882 bis 1884 das Predigerseminar in Loccum absolvierte.

Wrede trat in den kirchlichen Dienst ein und wurde 1891 mit einer neutestamentlichen Untersuchung habilitiert. Ein Jahr später wurde er zum Professor an die Universität Breslau berufen.

Wrede starb 1906 an einer unheilbaren Herzkrankheit.

Theologisches Werk

Wrede griff die zu seiner Zeit aufkommenden Methoden der kritischen Exegese biblischer Schriften auf und betonte, die Untersuchung des Neuen Testaments dürfe sich nicht allein auf die Schriften des biblischen Kanons beschränken; ein Verständnis des Neuen Testaments könne nur gelingen, wenn man die biblischen Schriften im Zusammenhang mit anderen zeitgenössischen Dokumenten betrachte. Er plädierte für einen religionsgeschichtlichen Vergleich der neutestamentlichen Schriften und eine Untersuchung das zeitgenössischen Kontexts der Schriften, um auf diese Weise die Besonderheit und die theologische Aussageintention der neutestamentlichen Schriften herauszustellen.

So wurde Wrede zum Mitbegründer der Religionsgeschichtlichen Schule. Sein Arbeitsziel gipfelte in der Auffassung, die neutestamentliche Theologie aufzulösen und zu ersetzen durch eine nicht theologisch, sondern historisch verantwortete Religionsgeschichte des Urchristentums. Aus diesem Grunde war Wredes Ansatz bisweilen stark umstritten.

Aus Wredes Vorgaben entwickelte sich der so genannte traditionsgeschichtliche Ansatz, der heute ein selbstverständliches Element der historisch-kritischen Exegese des Neuen Testaments darstellt. Dabei geht es um die Frage, inwiefern der zu untersuchende neutestamentliche Text Aussageformen oder -inhalte wiedergibt, die sich zeitgenössisch verankern lassen.

Ein weiterer Schwerpunkt der theologischen Arbeit Wredes war die Einleitungswissenschaft, also die Untersuchung der historischen Entstehungsumstände biblischer Schriften. In seiner bekannt detaillierten analytischen Arbeit begründete Wrede u.a., dass der 2. Thessalonicherbrief vom 1. Thessalonicherbrief literarisch abhängig und nicht von Paulus verfasst sei. Eine Ansicht, die bis heute Bestand hat.

Darüber hinaus kritisierte Wrede die Idee des "Messiasgeheimnisses", wonach Jesus seine Messianität geheim gehalten wissen wollte. Im Markus-Evangelium werde jedoch deutlich, dass sich Jesus nicht als Messias verstanden habe. Erst unter den Ostererfahrungen der Jünger sei es zu der Ansicht gekommen, dass Jesus der Retter gewesen ist. Und erst bei der Verschriftlichung der Erzählungen über Jesus sei es zu der redaktionellen Einarbeitung der Messianität Jesu gekommen.

Schon mit dieser These stieß Wrede auf vielfältige Kritik. Noch kritischer wurde sein Paulus-Buch gesehen, in dem er darlegte, dass Paulus mit seinen theologischen Ausführungen als zweiter Begründer des Christentums neben Jesus anzusehen sei.

Werke (Auswahl)

  • Ueber Aufgabe und Methode der sogenannten Neutestamentlichen Theologie, Göttingen 1897.
  • Das Messiasgeheimnis in den Evangelien. Zugleich ein Beitrag zum Verständnis des markus-Evangeliums, Göttingen 1901.
  • Paulus, Halle 1904 / Tübingen 1907 (heute in: Rengstorf, Karl Heinrich [Hg.], Das Paulusbild in der neueren deutschen Forschung, Darmstadt 1969, 1-97).
  • Die Echtheit des zweiten Thessalonicherbriefes untersucht, Leipzig 1903.

Literatur

  • Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 2. neu bearb. u. verm. Aufl. d. Werkes Von Reimarus zu Wrede. Tübingen: Mohr 1913
  • G. W. Ittel: Urchristentum und Fremdreligionen im Urteil der religionsgeschichtlichen Schule. Inaugural-Dissertation Erlangen, 1956, 37-39
  • Werner Zager: Liberale Exegese des Neuen Testaments: David Friedrich Strauss - William Wrede - Albert Schweitzer - Rudolf Bultmann. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2004 ISBN 3-7887-2040-9

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