Georg Gisze

Georg Gisze
Hans Holbein der Jüngere (1532)
Der Kaufmann Georg Gisze

Georg Giese[1] , auch Gisze, (* 2. April 1497 in Danzig; † 3. Februar 1562 in Danzig) war ein Kaufmann, der ab dem Jahr 1522 im Londoner Hanse-Kontor, dem sogenannten Stalhof, für die Kölner Hanseniederlassung im Londoner Kontor tätig war.

Seine Familie, zu der auch Tiedemann Giese (diesen Namen trugen sowohl der ältere Bruder, als auch ein promovierter Sohn) und Albrecht Giese gehörten, stammte ursprünglich aus Köln, siedelte aber im Jahr 1497 nach Danzig über.

Das Porträt Hans Holbeins des Jüngeren

Der Maler Hans Holbein der Jüngere, der zu dieser Zeit in London tätig war, porträtierte Georg Gisze im Jahr 1532 auf einem Gemälde, das Gisze vermutlich selbst in Auftrag gegeben hatte und diesen in aufwendiger Kleidung und umgeben von allegorisch zu verstehenden Gegenständen in seinem Kontor zeigt. Die Attribute (Briefe, Rechnungsbuch, Waage, Siegel etc.) lassen den Betrachter in dem Dargestellten einen Kaufmann erkennen. Das Bild zeigt auch die älteste Darstellung einer am Körper tragbaren Taschenuhr (Dosenuhr).

Das Porträt zeigt den Hansekaufmann Georg Gisze, der aus einer erfolgreichen Familie von Kölner Handelsleuten stammte, im Alter von 34 Jahren. Wenig später kehrte Gisze nach Danzig zurück, wo er 1535 die angesehene Bürgerstochter Christine Krüger heiraten sollte. Für diese Annahme spricht die Nelke, die in der frühneuzeitlichen Malerei als Verlöbnissymbol gilt, in der Blumenvase im Vordergrund des Bildes vor Gieses rechtem Arm. Daneben finden sich noch Rosmarin und Goldlack, denen heilsame und kräftigende Wirkung zugeschrieben wurde.

Die Identifizierung Giszes ist durch eine lateinische Inschrift am oberen Bildrand (über seinem Kopf) gesichert: „Was du hier siehst, zeigt auf das Bildnis Georgs Züge und Bild; so lebendig ist sein Auge, so seine Wangen geformt. In seinem vierunddreißigsten Jahr des Herrn 1532“. Der auf Mittelniederdeutsch verfasste Brief, den Georg Gisze in Händen hält, ist ebenfalls gut lesbar: „Dem Erszamen/Jorgen gisze to lunden/in engelant mynem/broder to handen“.

Hans Holbein der Jüngere hat mit diesem Porträt das bedeutendste Kaufmannsporträt in der deutschen Malerei geschaffen, das sich bis ins 20. Jahrhundert hinein enormer Rezeption erfreute. Das Bildnis demonstriert die umfassenden malerischen Fähigkeiten Holbeins eindrucksvoll und stellt einen Höhepunkt innerhalb der Porträtmalerei dar. Die Darstellung verschiedener Stofflichkeiten (Glas, Pflanzen, Kleidung, Teppich etc.) gelingen dem Maler, der zu dieser Zeit bereits für König Heinrich VIII. von England arbeitete, auf das leichteste. Damit wird das „Bildnis des Georg Gisze“ zu einem der Hauptwerke Holbeins des Jüngeren wie auch zu einem bedeutenden Hauptwerk der nordalpinen Renaissance.

Typologisch knüpft Holbein wohl an zwei Traditionen an: Zum einen an italienische Darstellungen des hl. Hieronymus in seiner mit Büchern und anderen Attributen ausgestatteten Studierstube. Zum anderen führt er Traditionen der flämischen Malerei ab 1500 fort, wobei man wohl insbesondere an Quentin Massys und seine Darstellungen von Geldwechslern oder Goldwägern zu denken hat.

Neben dem „Bildnis des Georg Gisze“ hat Holbein noch einige weitere Hansekaufleute porträtiert, die ebenfalls am Londoner Stalhof arbeiteten. Diese können sich – obgleich auch sie sehr gute Porträts sind – nicht mit dem Georg Giszes messen, da sie wesentlich kleinformatiger und viel weniger reich gearbeitet sind und so z.B. kaum Attribute zeigen. Insofern kommt dem „Bildnis des Georg Gisze“ eine Sonderstellung zu und der häufig in der Wissenschaft geäußerten These, es handele sich hierbei um eine Reihe an sog. Stalhof-Porträts, muss aufgrund der Inhomogenität der Bildnisse zumindest mit starken Vorbehalten begegnet werden.

Literatur

  1. Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe, [1]
  • T. Andratschke: Deme Ersamen syriacuß Kallen te Lunde up Staelueff sy desse breff, in: Praxis Geschichte 1/2001
  • Hermann Freytag: Das Bildnis eines Danzigers, von Hans Holbein gemalt, in: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins 40/1899, Seite 107-115
  • Gemäldegalerie Berlin / Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: 200 Meisterwerke. Berlin 1998, S. 108-111. [2]
  • Kurt Löcher: Der Londoner Stahlhof und Hans Holbein, in: Cord Meckseper (Hg.), Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650, Stuttgart-Bad Cannstatt 1985, Band 3, Seite 667f.

Weblinks


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