Georg Klingenberg

Georg Klingenberg
Kraftwerk Klingenberg in Berlin

Georg Klingenberg (* 28. November 1870 in Hamburg; † 7. Dezember 1925 in Berlin-Charlottenburg) war ein deutscher Elektrotechniker und Ingenieur, der durch seine innovativen Konzepte für den Kraftwerksbau bekannt wurde. Georg Klingenberg wird häufig mit seinem Bruder verwechselt, dem Architekten Waltar bzw. Walter Klingenberg, der gemeinsam mit seinem Büropartner Werner Issel für die AEG viele von Georg Klingenberg konzipierte Kraftwerke ausführte.

Leben

Der Sohn des Hamburger Architekten Ludwig Klingenberg erhielt seine Schulausbildung in Oldenburg und Osnabrück. Anschließend studierte er an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg Maschinenbau, Elektrotechnik, Mathematik und Physik.

Nach seinem Abschluss arbeitete er bis 1899 als Assistent bei Prof. Adolf Slaby am Elektrotechnischen Laboratorium der Hochschule. Nach seiner 1895 an der Universität Rostock erfolgten Promotion zum Dr. phil. (mit einer Dissertation über Längenänderungen des Eisens unter dem Einfluss des Magnetismus) habilitierte er sich im Jahr 1896 mit einer Schrift zum Einfluss der Spannungshöhe auf die Fortleitungskosten bei elektrischen Fernleitungen. Daraufhin erhielt er von der technischen Hochschule Charlottenburg einen Lehrauftrag zur Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie, den er bis 1910 ausübte.

Die Neue Automobil-Gesellschaft (NAG) (ein Tochterunternehmen der AEG) produzierte 1901 ein von Klingenberg entwickeltes Automobil, den „K-Wagen“ (oder „Klingenberg-Wagen“), der große Beachtung in der Fachwelt fand. Seit 1902 arbeitete er parallel zu seiner Tätigkeit an der Hochschule dauernd für die AEG, die nicht nur Turbinen und Generatoren, sondern auch ganze Kraftwerke baute. Er konzentrierte sich seither weitestgehend auf den Kraftwerksbau, seine Leistungen auf diesem Gebiet waren für die AEG so wertvoll, dass er 1910 (nach anderen Quellen bereits 1902) als Nachfolger Walther Rathenaus in den Vorstand berufen wurde, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Aus der Perspektive des Ingenieurs machte er sich auch über die Strukturen der Elektrizitätswirtschaft Gedanken: Er wandte sich gegen Kraftwerke in kommunalem Besitz mit kleinem Versorgungsgebiet und propagierte stattdessen privatwirtschaftlich organisierte Energieunternehmen mit mehreren Kraftwerken und großem Versorgungsbiet als technisch und wirtschaftlich vorteilhaft. 1918 erhielt Klingenberg die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E.h.) der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg, außerdem besaß er die Ehrentitel „Professor“ und „Geheimer Baurat“.

Georg Klingenberg heiratete 1912, seine Frau Maria war eine Tochter des prominenten Berliner Architekten Heinrich Kayser. Klingenberg starb 1925 im Alter von 55 Jahren und wurde in einem Ehrengrab auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Kreuzberg beigesetzt.

Werk

Nach seinen Plänen wurden über 70 Kraftwerke erbaut, davon ca. ein Drittel im Ausland (z.B. in Baku, Barcelona, Buenos Aires und Santiago de Chile). 1909 entstand das Kraftwerk Heegermühle in Eberswalde nach seinen Plänen, dabei wurden erstmals seine Richtlinien für den Kraftwerksbau konsequent umgesetzt. Einer der letzten von ihm konzipierten und 1925/1926 ausgeführten Kraftwerksneubauten trägt seit 1927 seinen Namen: das „Kraftwerk Klingenberg“ in Berlin-Rummelsburg.

Literatur

  • Walter Buschmann (Hrsg.): Kohlekraftwerke. Kraftakte für die Denkmalpflege!? Essen: Klartext, 1999.
  • Maria Curter: Ein Kraftwerksbauer. Der Ingenieur Georg Klingenberg (1870-1925). in: Berlinische Monatsschrift, Heft 8/2000.
  • Hans Christian Förster: Kraftwerk mit Fließbandproduktion. Georg Klingenberg schuf auch den VW der Jahrhundertwende. in: TU-intern (Hochschulzeitung der TU Berlin), Heft 7-9/2004.
  • Wolfgang Büsing, Georg Klingenberg. Ein Industrie-Kapitän moderner Prägung. In: Glück, Heil und Segen angewünschet. Familiengeschichtliche und Heimatkundliche Beiträge aus dem Oldenburgischen. Oldenburg (Heinz Holzberg Verlag)1988 S.142-145)ISBN 3-87358-305-4 (Rez. v. Gerold Schmidt, Oldenburgische Familienkunde, Jg. 30 H.4/1988, S.766-767)

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