Georg Rosenthal (Pädagoge)

Georg Rosenthal (Pädagoge)

Georg Rosenthal (* 1874 in Berlin; † 16. März 1934 in Lübeck) war ein deutscher Klassischer Philologe und Pädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Georg Rosenthal besuchte das Askanische Gymnasium in Berlin und studierte Klassische Philologie, Germanistik und Evangelische Theologie. 1897 wurde er mit einer Dissertation über Horaz zum Dr. phil. promoviert. Nach Ableistung des Militärdienstes wurde er Gymnasiallehrer und war seit 1902 am Bismarck-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf tätig. Ab 1914 leitete er das Gymnasium in Finsterwalde.

Zum 1. Oktober 1918 wurde er als Nachfolger des in Frankreich gefallenen Christian Reuter zum Direktor des Katharineums zu Lübeck berufen. Durch seine Reden und seine Veröffentlichungen wurde er bald weit über die Schulöffentlichkeit hinaus bekannt, aber auch das Opfer einer antisemitischen Schmähschrift und öffentlicher Reden des Rechtsanwalts und Mitglieds der Lübecker Bürgerschaft Ernst Wittern[1] und langwieriger Auseinandersetzungen im Kollegium. Gegen Wittern obsiegte Rosenthal in zwei Instanzen vor Gericht. Von besonderer Bedeutung für die Schule waren die von ihm initiierten Schulfahrten der Primaner, unter anderem nach Prag und Tirol. Zu seinen Schülern zählten Hans Blumenberg und Theodor Eschenburg.[2] 1931 lud er Thomas Mann ein, eine Rede zum 400. Schuljubiläum zu halten.

Rosenthal, der sich als deutschnational, aber auch und vor allem als Reformpädagoge verstand, wurde nach Ostern 1933 zunächst beurlaubt und dann am 1. Juli 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. Er starb als gebrochener Mann, offiziell an Herzversagen; es gibt jedoch auch Hinweise auf einen Suizid.[3]

Seine Tochter Annedore heiratete 1927 Julius Leber.

Schriften

  • Lateinische Schulgrammatik. Teubner, Leipzig, Berlin 1904.
  • Der Wert der humanistischen Bildung für unsere Zeit. Lübeck 1919.
  • Geist und Form der Schülerselbstverwaltung. Lübeck 1919.
  • Aus der Geschichte des deutschen Geistes. Sechs Reden, gehalten in Lübeck zu Anfang des Jahres 1919. Lübeck 1919.
  • Lübecker Gotik. Borchers, Lübeck 1921. (Streifzüge durch Lübecks altdeutsche Kunst 1.)
  • Lebendiges Latein. Neue Wege im Lateinunterricht. Oldenburg, Leipzig 1924. (Entschiedene Schulreform 37.)
  • Hellas und Rom und ihre Wiedergeburt aus deutschem Geiste. Neue Ziele und Wege der humanistischen Bildung für unsere Zeit. Weidmann, Berlin 1925.
  • Wie lerne ich lateinische Texte in gutes Deutsch übertragen? Diesterweg, Frankfurt am Main 1925.
  • Erdgebunde Schule. Schmid-Römhild, Lübeck 1931.
  • Volksgymnasium: Verlebendigung der Schule und neue Entwicklungsmöglichkeiten; Sendschreiben an alle höheren Schulen in Deutschland. Schmid-Römhild, Lübeck 1931.

Literatur

  • Hans Blumenberg: An Georg Rosenthal erinnernd. In: Katharineum zu Lübeck. Festschrift zum 450jährigen Bestehen. Hrsg. vom Bund der Freunde des Katharineums, Lübeck 1981.
  • Theodor Eschenburg: Also hören Sie mal zu. Geschichte und Geschichten. Siedler, Berlin 1995, S. 135f.
  • Hartmut Schulz: Lebendiges Latein auf deutscher Grundlage. Der Reformpädagoge Georg Rosenthal. In: Latein und Griechisch in Berlin. 35, 1991, S. 2–9.
  • Jan Zimmermann: „Ich hatte allerlei auf dem Herzen, was ich der Jugend bei dieser Gelegenheit sagen möchte“. Thomas Manns Teilnahme an der 400-Jahrfeier des Katharineums zu Lübeck im September 1931. In: Britta Dittmann, Thomas Rütten, Hans Wisskirchen und Jan Zimmermann (Hrsg.): Ihr sehr ergebener Thomas Mann: Autographen aus dem Archiv des Buddenbrookhauses. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, S. 133–170. (Aus dem Archiv des Buddenbrookhauses 1.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Moses Salomon – Prof. Dr. Georg Rosenthal, Direktor am Katharineum zu Lübeck. Wessel, Lübeck 1922.
  2. Theodor Eschenburg: Also hören Sie mal zu – Geschichte und Geschichten 1904 bis 1933. Berlin 1995, S. 134ff. (Auf dem Katharineum zu Lübeck)
  3. Dazu siehe Zimmermann, S. 139 mit Anm. 36; vgl. auch Eschenburg, S. 134: „…entlassen, obwohl er gar nicht unter dessen Bestimmungen fiel …“


Vorgänger Amt Nachfolger
Christian Reuter Direktor des Katharineums zu Lübeck
19181933
Robert Wolfanger

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