Georges Jean Raymond Pompidou

Georges Jean Raymond Pompidou
Georges Pompidou

Georges Jean Raymond Pompidou [ʒɔʀʒ pɔ̃piˈdu] (* 5. Juli 1911 in Montboudif, Cantal; † 2. April 1974 in Paris) war ein französischer Politiker der gaullistischen Strömung. Nach Charles de Gaulle war Pompidou der zweite Präsident der Fünften Republik und Kofürst von Andorra. Er regierte vom 20. Juni 1969 bis zu seinem Tod am 2. April 1974.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft, Ausbildung und Familie

Georges Jean Raymond Pompidou war Sohn einer Lehrerfamilie und Enkelkind von Bauern, welche im französischen Zentralmassiv unter äußerst einfachen Umständen lebten. Die Familie verstand es, die Rahmenbedingungen unter der Dritten Französische Republik zu nutzen: der Großvater war noch einfacher Bauer, der Vater bereits Grundschullehrer und der Sohn schließlich sowohl Funktionär als auch Spitzenpolitiker.

Georges trat in im südfranzösischen Albi, wo auch sein Vater lehrte, in die Schule ein. Er war ein brillanter Gymnasiast und gewann 1927 den jährlich stattfindenden concours général im Fach Altgriechisch.[1] Nachdem er das Baccalauréat (Abitur) im Gymnasium Lapérouse d'Albi bestanden hatte, widmete er sich dem Vorbereitungsunterricht (→ Classe préparatoire) für die Aufnahme in einer der Grandes Écoles von Frankreich. Dabei machte er am Pariser Lycée Louis-le-Grand die Bekanntschaft mit Léopold Sédar Senghor und Aimé Césaire. 1931 wurde er in die École normale supérieure aufgenommen und promovierte 1934 als Bester seines Jahrganges in Altphilologie (→ agrégation de lettres classiques). Darauf trat Pompidou in den Gymnasial-Schuldienst ein und unterrichtete zunächst im Lycée Saint-Charles von Marseille und später im Lycée Henri IV von Paris.

Am 29. Oktober 1935 heiratete er die Jusstudentin Claude Cahour (* 1912; † 2007). Das Ehepaar adoptierte einen Sohn (Alain Pompidou, * 1942).

George Pompidou absolvierte die Unteroffiziersschule in Saint-Maixent-l’École. Im Verlauf der Mobilmachung wurde Pompidou 1940 in das 141. Alpeninfanterieregiment eingeteilt und nach der sechswöchigen Schlacht um Frankreich wieder entlassen.

Politische Laufbahn

Nachkriegsjahre (1946-1958)

Georges Pompidou, der am Ende des Zweiten Weltkrieges immer noch Studienrat am lycée Henri-IV war, machte nie ein Geheimnis daraus, dass er sich nicht für die Résistance engagiert hatte. Politisch waren die Jahre nach dem Krieg in Frankreich von der Vierten Republik (1946-1958) geprägt. Über den Umweg von Freunden, welche General Charles de Gaulle – inzwischen Präsident der provisorischen Regierung – nahestanden, wurde er in den Staatsdienst berufen. Dabei kam Pompidou zugute, dass er als Verbindungsmann zu den Universitäten dienen konnte. Während der künftigen Jahre bekleidete er folgende öffentlichen und privatwirtschaftlichen Funktionen:

  • Projektleiter für das Bildungsministerium
  • Nach dem vorläufigen Abgang de Gaulles verblieb er im engen Beratungskreis des Generals und engagierte sich insbesondere für die Stiftung Anne de Gaulle
  • Generalsekretär der von De Gaulle gegründeten Partei Rassemblement du peuple français (RPF)
  • Direktor des Kommissariats für Tourismus (1946-1949)

Algerienkrise (1958 - 1962)

Als General de Gaulle 1958 aus seinem freiwillig gewählten Exil in Colombey-les-Deux-Églises an die Macht zurückkehrte und bald darauf die Fünfte Republik ausrief, wurde Georges Pompidou unter ihm Kabinettschef und sein engster Vertrauter. 1959 wurde er in den Verfassungsrat nominiert, wo er bis 1962 wirkte. Er nahm mit der Front de Libération Nationale (FLN) Kontakt auf und bereitete auch im Rahmen der geheimen Vorverhandlungen in Neuchâtel und Luzern die Verträge von Évian vor, welche den Algerienkrieg schließlich beendeten und Frankreich vor einem drohenden Bürgerkrieg bewahrten.

Premierminister (1962 - 1968)

Georges Pompidou, links, mit Bundeskanzler Ludwig Erhard, 1965

Vom 15. April 1962 bis 13. Juli 1968 war George Pompidou als Premierminister unter Charles de Gaulle. Er befürwortete den Rückzug Frankreichs aus der militärischen Integration der NATO ebenso wie de Gaulles „Nein“ zum EWG-Beitritt Großbritanniens.

Nachdem das französische Volk die Verträge von Évian in einem Referendum bestätigt hatte, wurde Georges Pompidou, der in der breiten Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt noch kaum bekannt war, am 14. April 1962 als Nachfolger von Michel Debré zum Premierminister ernannt. Seine Karriere wäre beinahe unterbrochen worden, als er seine Demission androhte, um von de Gaulle die Begnadigung eines zum Tode durch Erschießen verurteilen Putschisten aus Algier zu erwirken.

Pompidou wirkte während der dreißig Boom-Jahre (1945-1974) und trotz einiger Erschütterungen in Frankreich (u.a. Bergarbeiterstreik in Lothringen, Auflösung des Kolonialreiches, Mai 68) verkörperte er in den 60-er Jahren die Aufbruchstimmung innerhalb der neuen gaullistischen Bewegung, wie kaum ein anderer.

1967 wurde Pompidou im ersten Wahlgang zum Abgeordneten für den 2. Bezirk des Départements Cantal gewählt.

Während den Studentenunruhen vom Mai 1968 verhandelte Pompidou zäh und geduldig mit den Gewerkschaftsführern und dem Arbeitgeberverband, wobei er vom damaligen Staatssekretär für Arbeit Jacques Chirac wertvolle Schützenhilfe erhielt. Diese Gespräche führten zum Abkommen von Grenelle, welches aber von der Basis abgelehnt wurde und deshalb nie in Kraft trat. In dieser zugespitzten Lage riet Pompidou zur Auflösung der Nationalversammlung und setzte sich mit dieser tiefgreifende Maßnahme schließlich auch durch. Viele im Umfeld General de Gaulles hielten das wegen den nun erforderlichen Neuwahlen, angesichts der radikalen linken Kräfte, die die Straßen dominierten und auch Sympathien bei der Bevölkerung genossen, für politischen Selbstmord. Sie erachteten die Durchführung eines Referendums, als den weniger riskanten Weg aus der Sackgasse. Verdrossen und nur widerwillig schloss sich de Gaulle letztendlich dennoch dem Ansinnen seines Premierministers an. Und siehe da: die Neuwahlen wurden zum Triumph für die Gaullisten. Deren Partei, die Union pour la défense de la République (UDR), errang die absolute Mehrheit, Pompidou wurde in seinem Wahlkreis bestätigt, die Linke war geschlagen und einige ihrer Protagonisten (unter ihnen auch der ehemalige und einst populäre Ministerpräsident Pierre Mendès-France) wurden abgewählt. Aber de Gaulle, verärgert über den geglückten Coup seines Schützlings und in seiner Autorität verunsichert, zwang Pompidou dazu, das Premierministeramt abzulegen. Dieser wurde am 10. Juli 1968 durch Maurice Couve de Murville ersetzt und der General kommandierte ihn in die zweite Reihe ab, wo ihm keine konkrete Funktion zugewiesen wurde (original: en réserve de la Republique).

Als Pompidou vom Westschweizer Fernsehen in einem Interview 1969 gefragt wurde, ob er für sich eine politische Zukunft sähe, antwortete dieser: „Ich habe vermutlich keine politische Zukunft; ich habe eine politische Vergangenheit und ich werden möglicherweise, eines Tages – so Gott will – eine nationale Berufung haben.“ (original: «Je ne pense pas avoir d'avenir politique; j'ai un passé politique; j'aurai peut-être un jour, si Dieu le veut, un destin national»).[2] Diese Erklärung brachte im eine offizielle Rüge des Élysées ein und wurde als voreilig abgetan.

In der Nach-68-Ärea geriet Georges Pompidou im Zusammenhang mit der so genannten Markovic-Affäre in den Verdacht, er unterhalte Kontakte zur Unterwelt. (Markovic war ein ehemaliger Bodyguard des beliebten Schauspielers Alain Delon und wurde ermordet auf einer Müllhalde aufgefunden). Im Verlaufe der Ermittlungen, versuchte man Pompidous Gattin Claude zu kompromittieren, indem von der Polizei Befragte das Gerücht verbreiteten, es existieren Fotos, die sie bei Gruppensexorgien zeigten. Bis ins Innerste verletzt durch diese entehrenden Nachreden, wandte sich Pompidou an das Élysée und beklagte sich, dass man ihn nicht vorgewarnt hatte und auch keinerlei Dementi verlauten ließ. Allerdings stieß seine Klage dort auf wenig Verständnis. Dies war das Moment, der zur endgültigen Zerrüttung der Beziehung zwischen Pompidou und seinem politischen Ziehvater de Gaulle führte. Hingebungsvoll widmete er sich nun seinen Ämtern in der Provinz: Gemeinderat von Cajarc (1965-1969) und Abgeordneter des Départements Cantal (1968-1969). Letzteres brachte ihm auch einen Sitz in der Nationalversammlung, inmitten der gaullistischen Fraktion Union pour la défense de la République, ein.

Staatspräsident (1969 - 1974)

Zusammenfassung

Am 29. April 1969 trat Charles de Gaulle zurück. Bei den darauf folgenden Präsidentschaftswahlen setze sich Georges Pompidou am 15. Juni 1969 im zweiten Wahlgang gegen Alain Poher mit 55,2 % der Stimmen durch und wurde französischer Staatspräsident. Er behielt das Amt bis zu seinem Tode 1974.

Ein erster Schwerpunkt seiner Außenpolitik war es, Frankreich aus der diplomatischen Isolation, in welcher sich das Land befand, herauszuführen. Wenn die Interessen Frankreichs gebührend garantiert wurden, gab er sich durchaus europäisch. Er gab auch grünes Licht zur Erweiterung der EWG von sechs auf neun Mitgliedsstaaten. Somit konnte nun auch Großbritannien der Gemeinschaft beitreten, was sein Vorgänger de Gaulle noch blockiert hatte. Trotzdem versuchte er den wachsenden Einfluss der angelsächsischen Achse (und damit insbesondere der USA) abzuwehren und zwar nicht nur auf der Ebene Politik und Militär, sondern auch was die Auswirkung auf die französische Sprache und Kultur betraf. Dem Zeitgeist, die UdSSR in die Isolation abzudrängen, stand er skeptisch gegenüber. Eine rein dipolare Welt, in welcher Mächte wie Frankreich keine wesentliche Rolle mehr spielten, konnte nicht in seinem Sinne sein. Mit den Deutschen wusste Pompidou ebensowenig anzufangen wie Ludwig Erhard mit den Franzosen.[3]

Im Inland trieb Pompidou die Modernisierung Frankreichs entschieden voran. Wiederholt rief er seine Landsleute auf, nicht in Sentimentalität zu verharren. Unter seiner Regentschaft wurden die ökonomischen Rahmenbedingungen an die neuen Bedürfnisse angepasst und gestärkt. Frankreich war in den 70-er Jahren über weite Teile immer noch ein bäuerlich geprägtes Land. Mit der fortschreitenden Industrialisierung verlagerten sich nun aber viele Arbeitsplätze weg von der Landwirtschaft in die Industrie. Pompidou fördert insbesondere die Autoindustrie und den privaten Verkehr. In diesem Sinne wurden in vielen Städten ganze Stadtviertel geopfert, um Platz für Schnellstraßen zu schaffen.[4] Dagegen wurden beim Schienenverkehr zahlreiche Nebenstrecken endgültig stillgelegt, sodass heutzutage viele ländliche Ortschaften nur noch mit dem PKW und LKW zu erreichen sind. Die Landwirtschaft wurde durch den Einsatz von Dünger und Pestiziden bei gleichzeitiger Intensivierung rationalisiert. Was die Energieversorgung betrifft, wurden die Weichen in Richtung Atomkraft gestellt. Bei den Leistungen im kulturellen Bereich ist vor allem das Centre Georges Pompidou in Paris, welches auch bei Touristen eine hohe Beachtung findet, zu nennen. Schließlich reformierte er auch die Strukturen der staatlichen Fernsehanstalten, welche bis anhin als langweilig, servil und unkritisch galten und rief die Fernsehjournalisten zu mehr Engagement auf.

Das Präsidentenamt

Nach zahlreichen Regierungswechseln und Parlamentsauflösungen in Frankreichs Vergangenheit hatte de Gaulle mit der Fünften Republik eine Staatsform geschaffen, welche dem Präsidenten der Republik ein so hohes Maß an Autorität und Verantwortung übertrug, wie es wohl nur in wenigen demokratischen Systemen zu finden ist. Auch wird der Präsident für sieben Jahre gewählt (seit dem Jahr 2000 nur noch für fünf Jahre), was im internationalen Vergleich sehr lange ist. Als Charles de Gaulle im April 1969 mit seinem Referendum über die Neuausrichtung und Aufwertung des Senats, welches er ohne äußeren Druck zur Vertrauensfrage hochstilisiert hatte, durchfiel, trat er wie angekündigt, unverzüglich zurück, um den Weg für Neuwahlen frei zu machen. Als Interimspräsident fungierte ordnungsgemäß der Präsident des Senats, Alain Poher. Für die Wahl des Staatspräsidenten (auch Präsident der Republik genannte) sind faktisch zwei Wahlgänge nötig, wobei sich für den finalen zweiten Wahlgang nur die beiden Bestplatzierten des ersten Wahlgangs qualifizieren.

Die Wahl von 1969

Georges Pompidou meldete am 29. April seine Kandidatur an und erhielt noch am selben Tag grünes Licht von seiner gaullistischen Partei. Nur der linke Flügel der Union pour la défense de la République (UDR) hinter René Capitant, welcher für einen Augenblick ebenfalls eine Kandidatur erwog, und Louis Vallon unterstützten ihn nicht. Valéry Giscard d'Estaing taktierte mit einem Zick-Zack-Kurs: zuerst versuchte er Antoine Pinay zu lancieren (der allerdings ablehnte), dann näherte er sich Alain Poher, bevor er sich dann doch der Kandidatur Pompidous anschloss. Mit einer Offensive in Richtung der Zentralisten versuchte Pompidou, die alte Mehrheit wieder herzustellen und es gelang ihm dabei René Pleven, Joseph Fontanet und Jacques Duhamel für sich zu gewinnen. Anders als noch bei den Wahlen 1965 konnte sich die Linke nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen.

Wahlbeobachtern zu Folge hatte Pompidous gefährlichster Kontrahent Alain Poher für den zweiten und entschiedenen Wahlgang anfänglich die etwas besseren Karten, doch gelang es Pompidou diese Tendenz zu drehen, in dem er vor allem in der Provinz einen sehr aktiven Wahlgang führte und seine Allianz mit den erwähnten Zentralisten hervorhob.[5][6]

Der erst Wahlgang fand am 1. Juni statt und ergab folgendes Ergebnis:

Wähleranteile des 1. Wahlgangs zum französischen Staatspräsidenten 1969 (aufgeschlüsselt nach Kandidaten)
  Kandidat Partei Bemerkung  %
  Georges Pompidou Union des démocrates pour la République unterstützt von den Républicains indépendants Gaullisten unterstützt von den freien Republikanern 44,5
  Alain Poher Centre démocrate Demokratisches Zentrum 23,3
  Jacques Duclos Parti communiste français Kommunistische Partei Frankreichs 21,3
  Gaston Defferre Section française de l'Internationale ouvrière Französische Sektion der Arbeiter-Internationale 5,0
  Michel Rocard Parti socialiste unifié Sozialistische Einheitspartei 3,6
  Louis Ducate Radical-Socialiste Indépendant Unabhängiger, radikaler Sozialist 1,3
  Alain Krivine Ligue Communiste Trotzkist 1,1

Basierend auf diesem Ergebnis schafften Georges Pompidou und Alain Poher die Hürde für den zweiten Wahlgang. Da kein linker Kandidat mehr im Rennen war, forderte die Kommunistische Partei ihre Wähler zum Boykott auf und so wurde der zweite Urnengang zur reinen Formsache. Pompidou gewann ihn am 15. Juni mit 58,2 Prozent der gültigen Stimmen. Er trat sein Amt am 19. Juni an und nominierte am folgenden Tag Jacques Chaban-Delmas zu seinem ersten Premierminister.

Stationen seiner Präsidentschaft

Regierung Jacques Chaban-Delmas (20. Juni 1969 – 5. Juli 1972)

  • 1969
  • 20. Juni: Jacques Chaban-Delmas wird zum Premierminister ernannt.
  • 26. Juni: Unter dem Motto Die neue Gesellschaft präsentiert Chaban-Delmas sein Regierungsprogramm, welches von folgenden vier Säulen getragen werden soll: Erweiterung der Grundrechte (libertés publiques), Mitbestimmung in den Unternehmen, Stärkung der regionalen Behörden und Förderung der Solidarität.
  • 16. September: In einer politischen Grundsatzdebatte drückt Chaban-Delmas den Willen aus, dafür zur sorgen, dass zwischen den beiden staatlichen Fernsehketten ORTF eine echter Wettbewerb eingeführt wird. Zwei autonome Nachrichtenkanäle unter separater Leitung sollen das künftig sicherstellen.
  • Dezember: Das Gesetz über den Aktienbesitz für die Arbeiter bei Renault wird verabschiedet.
  • Dezember: Einweihung der ersten Pariser S-Bahnlinie der RER von Nation nach Boissy Saint-Léger.
  • 15. Dezember: Der kulturbegeisterte Georges Pompidou kündigt für Paris die Errichtung eines Zentrums für zeitgenössische Kunst, welches heute den Namen Centre Georges Pompidou trägt, an.
  • 1970
  • 7. Januar: Die Berechnung des gesetzlich festgelegte Mindestlohn erhält eine neue Basis. Dabei wird der sogenannte SMIG durch den SMIC ersetzt.
  • 28. Februar: Pompidou hält in Chicago eine Rede über die Umweltprobleme in den Städten.[7]
  • 4. Juni: Das Vandalismusgesetz (loi anticassers) wird verabschiedet.
  • 2. Juli: Erklärung von Pompidou betreffs der stattlichen Fernsehketten (ORTF) wonach die Berichterstattung frei, unabhängig und unparteiisch sein muss. Er erinnert die Journalisten des ORTF daran, dass ihr Wort bei den Franzosen und Französinnen Gewicht hat.
  • 9. November: General Charles de Gaulle stirbt auf seinem Landsitz in Colombey-les-Deux-Églises. Pompidou richtet sich an das französische Volk und beginnt seine Ansprache mit den Worten: Le général de Gaulle est mort. La France est veuve… (General de Gaulle ist tot. Frankreich ist nun verwitwet…).
  • 12. November: Unter dem Beisein zahlreicher ausländischer Staatschefs findet in der Notre Dame von Paris das Abschiedszeremoniell für Charles de Gaulle statt.
  • 1971
  • Januar: Kabinettsumbildung
  • 23. November: Georges Pompidou macht von seinem Gnadenrecht Gebrauch und amnestiert Paul Touvier. Die Öffentlichkeit ist darob entrüstet.
Bundeskanzler Willy Brandt gibt für Georges Pompidou ein Abendessen auf Schloss Gymnich, 1972
  • 1972
  • 19. Januar: Die Satirezeitung Le Canard enchaîné veröffentlicht eine Abschrift der Steuererklärung des Premierministers Chaban-Delmas.
  • 23. April: Über die Frage ob Dänemark, Norwegen, Irland und das Vereinigte Königreich der EWG beitreten können, lässt Pompidou eine Volksbefragung durchführen. Das französische Volk stimmt dem Referendum mit 68,3 % deutlich zu. Allerdings bleiben rund 40 % der Wahlberechtigten den Urnen fern.
  • 3. Juli: In Bonn findet das 18. Deutsch-Französische Gipfeltreffen statt. [8]
  • 5. Juli: Chaban-Delmas muss auf Verlangen des Staatspräsidenten Georges Pompidou demissionieren und wird durch Pierre Messmer ersetzt.

Regierung Pierre Messmer (7. Juli 1972 – 27. Mai 1974)

  • 1972
  • 14. Juli: Am französischen Nationalfeiertag tritt das neue Statut für die staatlichen Fernsehketten ORTF in Kraft. Präsident wird Arthur Conte.
  • 31. Dezember: Der dritte Kanal des ORTF geht erstmals auf Sendung.
  • 1973
  • Januar: Die EWG wird zur Neunergemeinschaft.
  • 4. und 11. März: Die Legislativwahlen enden mit einem Sieg der gaullistischen UDR und ihren Verbündeten den unabhängigen Republikanern. Pompidou kann sich somit weiterhin auf eine komfortable Mehrheit im Parlament stützen.
  • 15. März: Der Service Central de la Sûreté des Installations Nucléaires wird ins Leben gerufen. Diese Behördenstelle schaffte die gesetzliche Grundlage für den Betrieb des ersten Brutreaktors in Frankreich. Konkret handelte es sich dabei um den Reaktor Phénix bei Marcoule.
  • 3. April: Pompidou schlägt eine Verfassungsänderung vor, welche die Amtsdauer des Staatspräsidenten von sieben auf fünf Jahre verkürzen soll. (Dieses Postulat wurde dann aber erst im Jahre 2000 unter Präsident Jacques Chirac umgesetzt).
  • 5. April: Kabinettsumbildung
Georges Pompidou mit dem Präsidenten der USA Richard Nixon, 1973, in Reykjavik (Island).
  • 1. Juni: Gipfeltreffen zwischen Frankreich und den USA in Reykjavik. Georges Pompidou warnt Präsident Richard Nixon vor einem einseitigen Truppenrückzug aus Europa.
  • 12. Juni: Die Uhrenfabrik Lip deponiert ihre Bilanz. Das Werk in Besançon wird besetzt und eine Zeitlang von den Arbeitern autonom weitergeführt. Schließlich kommt es aber dennoch zur Stilllegung.
  • 21. und 22. Juni: Pompidou trifft Bundeskanzler Willy Brandt in Bonn.[9]
  • 25. August: Lokale Landwirte, Umweltschützer und Antimilitaristen demonstrieren gegen die Erweiterung des Waffenplatzes auf der südfranzösischen Hochebene Larzac.
  • 17. Oktober: Der Entscheid der OPEC, den Rohölpreis stark zu erhöhen und das Ölembargo gegen die israelischen Alliierten im Jom-Kippur-Krieg lösen die Erste Ölkrise aus. Obwohl Frankreich vom Embargo nicht direkt tangiert ist, wächst im Lande die Sorge um die Abhängigkeit im Energiesektor.
  • 24. Oktober: Die Verfassungsänderung, die Amtsdauer des Staatspräsidenten von sieben auf fünf Jahre zu verkürzen, wird auf unbestimmte Zeit vertagt.
  • 22. Dezember: Die willentliche Drosselung der Rohölexporte einiger arabischer Länder um 25 %, lässt den Ölpreis weiter in die Höhe schnellen. Dies belastet die Handelsbilanz Frankreichs ernsthaft.
  • 27. Dezember: Einführung des loi Royer. Dieses Gesetz soll den Kleinhandel in den Innenstädten schützen indem es die Öffnungszeiten der großen Einkaufszentren, die sich in den Vorstädten stark ausbreiten, einschränkt.
  • Ende Dezember: Frankreich zählt 421.000 Arbeitslose; das sind 2,7 % der werktätigen Bevölkerung.
  • 1974
  • 19. Januar: Frankreich tritt aus der Europäischen Währungsschlange aus.
  • 1. März: Erneute Kabinettsumbildung.
  • 3. März: Um den Verbrauch von Erdöl signifikant zu senken und um energiepolitisch möglichst unabhängig zu sein, kündigt Premierminister Pierre Messmer ein umfangreiches Atomprogramm an.
  • 11. bis 13. März: Die letzte Auslandsreise Georges Pompidous führt in die UdSSR, wo er sich mit Leonid Breschnew trifft. Die Pressefotos zeigen den französischen Staatspräsidenten als sichtlich gealterten Mann mit einem kranken, aufgedunsenen Gesicht. Dies heizt die Spekulationen um den Gesundheitszustand des Staatschefs weiter an.
  • 2.April: Georges Pompidou verstirbt im Amt. Erneut übernimmt der Senatspräsident Alain Poher die Staatsgeschäfte ad interim.
  • 6.April: Der Tag der Beisetzung wird zum nationalen Trauertag erklärt.

Pompidous Ende

Georges Pompidous Grabstätte in Orvilliers, Département Yvelines

Als der an Morbus Waldenström erkrankte Pompidou seine Termine absagen musste, sprachen offizielle Stellen von einer „Erkältung“ des Staatspräsidenten. Noch eine Woche vor seinem Tod beschrieb der Élysée-Palast seinen Zustand mit einem „leichten, aber schmerzhaften Gefäßleiden.“ Am 2. April 1974 verstarb er in seinem Studio auf der île Saint-Louis in Paris an einer akuten Blutvergiftung.

Nach seinem Tode entstand in der Öffentlichkeit eine Polemik über die Frage, ob der Staatspräsident ein Recht habe, seinen Gesundheitszustand zu verschleiern. Man einigte sich schließlich darauf, dass kommende Staatschefs periodisch ein offizielles Gesundheitsbulletin veröffentlichen müssen. So geschah es dann auch – allerdings nur bis zum nächsten kritischen Zeitpunkt: auch François Mitterrand spielte am Ende seiner Regierungszeit die Ernsthaftigkeit seiner Krankheit herunter.

Pompidous Nachfolger wurde Valéry Giscard d’Estaing.

Orden

  • Grand Maître de la Légion d’Honneur von 1969 bis 1974

Gerichtsverfahren während seiner Präsidialzeit

In einem gerichtlichen Eilverfahren vor dem Tribunal de Grande Instance in Paris erwirkte der bekannte Advokat René Floriot im Auftrag des Staatspräsidenten das Verbot zur Veröffentlichung einer Reklame, welche von der Firma Mercury in Auftrag geben wurde und im Nachrichtenmagazin L'Express veröffentlicht werden sollte. Die strittige Werbung enthielt ein Foto, welches Pompidou im Urlaub in der Bretagne auf einem Boot zeigte, welches mit einem Außenbordmotor von der genannten Firma ausgestattet war.

Zitate

  • 1966, zitiert von Thierry Desjardins gerichtet an Jacques Chirac, der ihm Gesetze zur Unterzeichnung vorlegte: Mais arrêtez donc d'emmerder les Français! (Hören Sie doch endlich auf, den Franzosen auf den Wecker zu gehen!)
  • 1969, am 13. Februar in einem Interview am Westschweizer Fernsehen Télévision Suisse Romande als Pompidou gefragt wurde, ob er für sich noch eine politische Zukunft sähe: Je ne pense pas avoir d'avenir politique; j'ai un passé politique; j'aurai peut-être un jour, si Dieu le veut, un destin national. (Ich habe vermutlich keine politische Zukunft; ich habe eine politische Vergangenheit und ich werden möglicherweise, eines Tages – so Gott will – eine nationale Berufung haben.)
  • 1970, erschienen am 8. Juli im Canard enchaîné illustriert vom Karikaturisten Leffel: La puissance économique allemande doit être pour nous un aiguillon, et non pas une terreur. (Die Stärke der deutschen Wirtschaft soll uns anstacheln, nicht aber in Schrecken versetzen.)
  • 1970, anlässlich der Fernsehansprache nach dem Tode von de Gaulle: Français, Françaises, le général de Gaulle est mort, la France est veuve… (Liebe Franzosen und Französinnen, General de Gaulle ist tot. Frankreich ist nun verwitwet…)
  • 1971: Il faut adapter la ville à l'automobile. (Man muss die Stadt an das Automobil anpassen.)
  • 1972, an der Pressekonferenz vom 15. November: Chère vieille France! La bonne cuisine! Les Folies-Bergère! Le Gai-Paris! La Haute-Couture […]! C'est terminé! La France a commencé et largement entamé une révolution industrielle. (Das geliebte, alte Frankreich! Die gute Küche! Die Folies Bergère! Der Gai-Paris! Die Haute Couture! […] Das ist vorbei! In Frankreich hat eine industrielle Revolution begonnen, die bereits weit fortgeschritten ist!)
  • 1973, als Journalisten die frisch eingeweihte Pariser Ringautobahn kritisch hinterfragten: Les Français aiment la bagnole! (Die Franzosen lieben nun mal ihre Kiste!)
  • In seinen Aufzeichnungen: Pour rétablir une vérité, erschienen 1982 als Buch: L'année 1968 a eu un goût de cendre. (Das Jahr 1968 hatte ein Geschmack von Verbranntem.)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georges Pompidou sur le site de la mairie d'Albi
  2. Exklusives Interview von Georges Pompidou für Télévision Suisse Romande vom 13. Februar 1969.
  3. Zwischen den Fronten: Erlebte Weltgeschichte, Peter Scholl-Latour, Ullstein-Verlag. ISBN 978-3-548-37234-1
  4. Niklaus Meienberg, Das Schmettern des gallischen Hahns: Reportagen aus Frankreich, Limmat-Verlag, Zürich 1987, ISBN 978-3-85791-123-1 (vergriffen)
  5. Poher contra Pompidou, Ernst Weisenfeld auf Zeit-Online, 16. Mai 1969
  6. Pompidou président! – Kandidat Pompidou führt einen amerikanischen Wahlkampf vom 30. Mai 1969 auf Télévision Suisse Romande
  7. Le discours du Président Pompidou à Chicago auf www.assemblee-nationale.fr
  8. Allocution prononcée par le président Pompidou au dîner offert par le chancelier Brandt au château de Gymnich
  9. Aufzeichnung des Gesprächs zwischen Willy Brandt und Georges Pompidou (21. Juni 1973)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Georges Jean Raymond Pompidou — Georges Pompidou Georges Pompidou 19e président de la République française …   Wikipédia en Français

  • Pompidou,Georges Jean Raymond — Pom·pi·dou (pŏmʹpĭ do͞o , pôɴ pē do͞oʹ), Georges Jean Raymond. 1911 1974. French politician who served as premier (1962 1968) and president (1969 1974), continuing the policies of Charles de Gaulle. * * * …   Universalium

  • Pompidou, Georges (-Jean-Raymond) — (5 jul. 1911, Montboudif, Francia–2 abr. 1974, París). Primer ministro (1962–68) y presidente francés (1969–74). Ejerció la docencia antes de participar en la segunda guerra mundial y fue asesor de Charles de Gaulle (1944–46). Después de… …   Enciclopedia Universal

  • Pompidou, Georges (-Jean-Raymond) — born July 5, 1911, Montboudif, France died April 2, 1974, Paris French premier (1962–68) and president (1969–74). He taught school before serving in World War II and was an aide to Charles de Gaulle (1944–46). After joining the Rothschild bank in …   Universalium

  • Georges Pompidou — Georges Pompidou, en 1965. Mandats 19e …   Wikipédia en Français

  • Georges Pompidou — Georges Jean Raymond Pompidou [ʒɔʀʒ pɔ̃piˈdu] (* 5. Juli 1911 in Montboudif, Cantal; † 2. April 1974 in Paris) war ein französisc …   Deutsch Wikipedia

  • Georges Pompidou — Georges Pompidou …   Wikipedia Español

  • Georges Pompidou — Georges Jean Raymond Pompidou (Montboudif, Cantal, 5 de julio de 1911 – París, 2 de abril de 1974) fue un político francés importante, que desempeñó las máximas magistraturas francesas …   Enciclopedia Universal

  • Georges Pompidou — Infobox President | name=Georges Pompidou imagesize = 200px order=19th President of the French Republic Co Prince of Andorra 2nd President of the Fifth Republic term start=15 June 1969 term end=2 April 1974 primeminister = Jacques Chaban Delmas… …   Wikipedia

  • Pompidou, Georges — ▪ president of France in full  Georges Jean Raymond Pompidou  born July 5, 1911, Montboudif, France died April 2, 1974, Paris  French statesman, bank director, and teacher who was premier of the Fifth French Republic from 1962 to 1968 and… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”