Gerhard Schneider (Kunstsammler)

Gerhard Schneider (Kunstsammler)

Gerhard Schneider (* 11. Dezember 1938 in Marsberg/Westfalen) ist ein deutscher Sammler verfemter Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1959 legte Schneider sein Abitur ab und erfüllte seine Wehrpflicht bei der Bundeswehr, danach Studium der Philosophie, Germanistik, Theologie und Geschichte in Bonn, Wien und Münster. 1968 erfolgte seine Promotion über den Gottesbegriff des Nicolaus von Kues und 1970 die erste Heirat. Er arbeitete als Lehrer am Reismann-Gymnasium Paderborn. 1979 gab er freiwillig den Schuldienst auf.

Ab 1975 erfolgte der Aufbau eines Kunstantiquariats, das nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst den Lebensunterhalt sichert. 1983 kam es zu einem Ortswechsel nach Olpe, eine zweite Heirat und die erste Begegnung mit dem Nachlass des 1942 verstorbenen Künstlers Valentin Nagel. Nach dem Erwerb nahezu des gesamten Nachlasses des Malers erfolgte der Beginn der Spurensuche nach der „verschollenen Künstler-Generation“. 1988 gab es eine erste Ausstellung mit dem Nachlass Valentin Nagels. 1991 war Schneider Mitbegründer des Kunstvereins Südsauerland, der auf seine Anregung Ausstellungen zu während der Nazizeit verfemten und später vergessenen Künstlern durchführt. 1997 hatte er seine erste Begegnung mit dem Solinger Museumsdirektor Dr. Rolf Jessewitsch.

Ab 1999 hatte Schneider Ausstellungen im Solinger Museum Baden (Stiftername), beim Kunstverein Südsauerland und an sieben weiteren Stationen mit Werken aus der eigenen Sammlung. 2004 wurde die „Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider, Solingen“ durch die Bezirksregierung in Düsseldorf anerkannt. Im Dezember 2005 erfolgte die Eröffnung der ersten Ausstellung der Stiftung mit einer Veranstaltung, die den Charakter als geplantes „Zentrum für verfemte Künste“ widerspiegelt.

Er ist Mitglied der K.D.St.V. Borusso-Westfalia Bonn im CV.

Sammlung Schneider

Die Sammlung Gerhard Schneider gilt mittlerweile als Meilenstein in der Aufarbeitung der Wirkungsgeschichte des Expressionismus, speziell der expressiven Gegenständlichkeit, und weiterer Phänomene vergessener Kunst und Künstler, die durch die wirren Zeitläufe des 20. Jahrhunderts beinahe in Vergessenheit geraten wären.

Leitfaden der Sammlung ist das Prinzip der Expressivität. Sie stellt in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts die breiteste zeitgemäße Erscheinung dar. Ihr Facettenreichtum ist beinahe unübersehbar und hat an Relevanz noch nicht verloren. Sie zu verstehen, gab es verschiedene Ansätze von Darstellungen und Bewertungen. Begriffsfindungen wie „zweite Generation des Expressionismus”, „Postexpressionismus” oder auch „expressiver Realismus” bezeugen die Schwierigkeiten einer zutreffenden kunsthistorischen Ortung.

Künstler in der Sammlung sind unter anderen Gerd Böhme, Franz Bronstert, Oscar Zügel, Georg Netzband, Henri Epstein, Robert Liebknecht, Carl Rabus, Käthe Loewenthal, Elfriede Lohse-Wächtler, Erna Schmidt-Caroll, Hubert Rüther, Leo Haas und Fritz Ketz. Im Museum Baden in Solingen hat ein Teil der Sammlung eine feste Bleibe gefunden. Dass es möglich wurde, die Sammlung zu verfemter Kunst nach Solingen zu holen, verdankt sich der selbstständigen „Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider“.

Literatur

Die Sammlung ist bislang in den beiden Grundlagenwerken „Verfemt – Vergessen – Wiederentdeckt“ und „Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale figurativer Malerei und Grafik im 20. Jahrhundert“ in wesentlichen Teilen dokumentiert.

  • Rolf Jessewitsch, Gerhard Schneider (Hrsg.): Verfemt – Vergessen – Wiederentdeckt. Kunst expressiver Gegenständlichkeit aus der Sammlung Gerhard Schneider. Wienand, Köln 1999, ISBN 3-87909-665-1.
  • Rolf Jessewitsch, Gerhard Schneider (Hrsg.): Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale figurativer Malerei und Grafik im 20. Jahrhundert: Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Kettler Kunst, Bönen/Westfalen 2001, ISBN 3-935019-20-3.
  • Rolf Jessewitsch, Gerhard Schneider (Hrsg.): Entdeckte Moderne. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider. Kettler, Bönen/Westfalen 2008, ISBN 978-3-941100-16-9.

Weblinks


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