Geriatronik

Ein Geriatroniker ist eine Person, die sich mit alter Elektronik und Hardware, z. B. mit Computern der 80er Jahre, beschäftigt, sich mit ihr auskennt, diese pflegt, repariert und benutzt. Der Begriff ist ein Kofferwort aus der griechischen Vorsilbe "geria" für alt und dem Suffix von Elektroniker.

Der Reiz der Beschäftigung mit alter Hardware liegt für Geriatroniker häufig darin, dass es bei alten Geräten noch leichter möglich ist, den vollen Funktionsumfang auszureizen. Dies ist bei aktueller Hardware kaum noch möglich. Häufig sind Geriatroniker auch Nutzer alter 8-Bit-Computersysteme, die z. B. gerne alte Spiele der 80er Jahre spielen. In diesem Fall geht es dann häufig darum, die Original-Hardware für diesen Zweck in Stand zu halten, um nicht auf die Benutzung von Emulatoren ausweichen zu müssen, wodurch viel vom Flair der alten Software, insbesondere Spiele, zerstört wird. Eine bis heute sehr rege Szene besteht um den alten Commodore-Computer C64, der 1982 am Markt erschien.

Betätigungsfelder für Geriatroniker sind neben der Unterhaltungselektronik, wie Sammlung und Instandhaltung alter Radio- und Fernsehgeräte, Musikinstrumente wie die Heimorgel, aber auch Funkgeräten und professionellen Sendeeinrichtungen auch die Kraftfahrzeugtechnik (Oldtimer), die Fotografie und die Technik-Museen, die für die funktionale Instandhaltung älterer Elektronik einen stetig größeren Bedarf erkennen: immerhin sind die ersten elektronisch gesteuerten Fotoapparate (Zeitautomatik) nunmehr (Stand: 2006) auch ca. 35 Jahre alt geworden. Ebenso alt sind die ersten elektronisch gesteuerten Einspritzanlagen bei PKW; gelegentlich fallen sie aus: ein Fall für Geriatroniker.

Auch die Weltraumtechnik benötigt mittlerweile Geriatroniker: in den Rechnereinheiten von NASA-Raumsonden sind Achtbit-Prozessoren enthalten, deren Technik aufgrund der Sicherheitsanforderungen und des Entwicklungsaufwandes nicht so ohne weiteres auf neueren Stand gehoben werden kann. Die NASA ist daher ständig auf der Suche, u. a. auf EBay, nach bestimmten uralten Typen von Mikroprozessoren zur Instandsetzung ihrer Raumsonden.

Auch zur Datensicherung gibt es derartige Probleme: um in sicherheitsrelevanten öffentlichen Infrastrukturen mit alten Computeranlagen weiterarbeiten zu können (z. B. in der Verkehrsleittechnik), müssen Speicherbänder und Magnetbandlaufwerke instandgehalten werden, die teils älter als 20 Jahre sind: nach Maßstäben moderner Elektronik sind diese mindestens um sieben Generationen (a 3 Jahre) veraltet.

Neben funktional originalen, identischen Instandsetzungen von alter Elektronik setzt man teils auch Implantate neuerer Technik in alte Geräte ein, um sie unter Erhalt der originalen Optik auf einen aktuellen Stand zu heben; dies Verfahren wird häufig bei älteren zeitgenössischen Autoradios verwendet, die sich teils aufgrund von Bauteil-Engpässen nicht mehr originalgetreu instandsetzen lassen. Diese Technik wird jedoch unter dem Aspekt der Originalität teils auch kritisiert: es ist innen nicht mehr ganz das, was es außen zu sein vorgibt.