Geschichte Madeiras

Geschichte Madeiras
Região Autónoma da Madeira
Autonome Region Madeira
Motto: Das ilhas as mais belas e livres
Madeira
Staat Portugal
Geographische Lage 30–33° N, 15–17° W Koordinaten: 30–33° N, 15–17° W
Sprache Portugiesisch
Hauptstadt Funchal
Andere Städte Porto Santo, Machico, Santa Cruz, Câmara de Lobos, Santana, Caniço
Fläche 794 km²
max. Länge/Breite 57 km/22 km
Einwohner (2003) 265.000 (5.000 auf Porto Santo), 2,5 % der Bevölkerung Portugals
Anzahl Kreise 11
Höchster Punkt Pico Ruivo (1.862 m)
Präsident der Regionalregierung Alberto João Jardim
Autonomie seit 1976
Zeitzone UTC
Internationale Vorwahl +351 291
Hymnen A Portuguesa (national)
Hino da Região Autónoma da Madeira (regional)

Madeira [mɐ'deiɾɐ] (vom portugiesischen Wort madeira „Holz“) ist eine portugiesische Insel etwa 1.000 km südwestlich von Lissabon und 700 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und zwei unbewohnten kleineren Inselgruppen, den Ilhas Desertas und den Ilhas Selvagens, zur Inselgruppe Madeira, die die autonome Provinz Madeira bildet. Als Teil Portugals gehört Madeira zum Gebiet der Europäischen Union. 94,5 % der Bevölkerung Madeiras gehören der römisch-katholischen Kirche an. Madeira hat ca. 265.000 Einwohner auf einer Fläche von 794 km². Davon entfallen 741 km² auf die Hauptinsel Madeira und 45 km² auf die kleinere Insel Porto Santo.

Die Zeitzone ist dieselbe wie im Mutterland Portugal und entspricht damit der koordinierten Weltzeit (UTC+0, gegenüber Mitteleuropa -1 Stunde). Für die Zeit von Ende März bis Ende Oktober ist wie im übrigen Europa die Sommerzeit eingeführt, so dass die Zeitdifferenz das ganze Jahr über unverändert bleibt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Landschaft

Die gesamte Insel hat Mittel- bis Hochgebirgscharakter. Die Küste Madeiras fällt steil ins Meer. Inmitten der Insel ragen die höchsten Gipfel empor. Der höchste Berg ist der Pico Ruivo mit 1.862 m. Dieser bildet zusammen mit dem Pico do Arieiro, dem Pico das Torres und dem Pico Grande das Hochgebirge der Insel. Hier ist das Lavagestein sehr zerklüftet und zeigt interessante Felsformationen.

Im westlichen Teil der Insel liegt das Hochmoor Paúl da Serra. Es handelt sich dabei um eine relativ ebene Hochfläche in einer Höhe von 1.300 m bis 1.500 m über dem Meer. Nördlich der Hochfläche schließt sich mit dem Tal des Ribera da Janela das tief eingeschnittene Tal des mit 12 km längsten Flusses der Insel an.

Geologie

Madeiras Ostspitze, Ponta de São Lourenço
Faial und Adlerfelsen an der Nordküste Madeiras
Madeiras schroffes Hinterland
Cabo Girão
Gewitter über dem Meer, Garajau

Madeira ist, wie auch ihre Nachbarn, die Azoren und die Kanarischen Inseln, vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den Kapverden und den Azoren zur Gruppe der makaronesischen („glückseligen“) Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen Hot Spot entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4.000 m bis zum Meeresgrund ab.

Madeira entstand in mehreren vulkanisch aktiven Phasen, wobei die genaue Lage der jeweiligen Krater nicht mehr auszumachen ist. In jeder vulkanischen Phase gab es an mehreren Stellen der Insel Ausbruchszentren. Überbleibsel dieser Phase sieht man an einigen Stellen im Inselinnern, an denen pyroklastisches Gestein von mit basaltischem Material gefüllten Eruptivgängen durchzogen ist. An einigen Stellen im Hochgebirge sieht man außerdem auffällige Kuppeln oder Felsklippen. Hierbei handelt es sich um ehemalige Schlotgänge, die anders als das umgebende Gestein noch nicht von der Erosion abgetragen wurden.

Die erste Phase der vulkanischen Aktivität begann vor etwa 18 Millionen Jahren und endete im Pliozän vor etwa 3 Millionen Jahren. Sie war durch sehr starke eruptive Ausbrüche gekennzeichnet. In der zweiten Phase der vulkanischen Aktivität, die vor etwa 740.000 Jahren endete, vergrößerten Lavaauswürfe und pyroklastische Sedimente den Inselumfang vor allem am südlichen, westlichen und südöstlichen Rand. Zwei weitere vulkanische Phasen bildeten die Steilhänge im Norden und Süden sowie die Basaltdecken der Hochebene aus. Die letzte vulkanisch aktive Phase begann vor etwa 500.000 Jahren. Da man in einigen Gesteinen Holzkohlestücke gefunden hat, die man mit der Radiokarbon-Methode datieren konnte, schätzt man, dass diese letzte Phase erst vor 6.450 Jahren endete.[1] Die heute als Touristenattraktion vermarkteten Lavahöhlen Grutas de São Vicente entstanden in dieser letzten Phase vulkanischer Aktivität. Sie blieben als röhrenförmiger Hohlraum zurück, als die bei dem Ausbruch abfließende Lava an der Oberfläche abkühlte und sich verfestigte. Unterhalb der Oberfläche dagegen floss die Lava mit hoher Temperatur und großer Fließgeschwindigkeit durch diese Röhre, bis der Vulkan kein weiteres Material mehr ausspie.

Kalksedimente, die sich aus miozänen Korallenriffen gebildet haben, finden sich ebenfalls an einigen Stellen der Insel. Sie enthalten teilweise fossile Schneckenschalen, anhand derer man nachweisen konnte, dass das Klima im Miozän auf Madeira deutlich wärmer als das heutige Klima war.[2]

Da damit Madeira eine verhältnismäßig junge Insel ist, haben die Flüsse der Insel meist ein sehr starkes Gefälle, weisen zahlreiche Wasserfälle auf und die Flussläufe führen ohne mäandernde Schleifen direkt zum Meer. Der Pico Ruivo ist mit 1,862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals. Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das Cabo Girão, die zweithöchste Steilklippe Europas (Höhe: 580 m).

Tiefgründige, fruchtbare Böden findet man auf Madeira am Fuß von Hängen. Sie werden von den Einwohnern Madeiras als Fajãs bezeichnet und ebenso wie die ebenfalls fruchtbaren Achadas, die kleinen Hochplateaus, als Ackerbauflächen genutzt. Im Hochgebirge sind die Böden dagegen sehr dünn und bestehen gelegentlich nur aus Steinen und Kies.

Klima

Madeira verfügt über mehrere Mikroklimata. Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Im Sommerhalbjahr liegt die Insel im Einflussbereich des Nordostpassats, im Winterhalbjahr liegt sie im Westwindgürtel. Der vorherrschende Wind kommt aus Nordost. Er entsteht vor der Küste Portugals und zieht in Richtung auf die Kapverdischen Inseln. Dieser Wind bringt Feuchtigkeit mit sich und verursacht hohe Wellen an der Nordküste und oft, besonders morgens, unbeständiges Wetter an der Ostseite der Insel. Bei westlicher Windrichtung kann es im Osten der Insel sonnig und trocken sein, während es im Süden und im Westen regnet.

Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad im Dezember und Januar und 25 Grad im Juli und August.

In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den Levadas, wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden, zu den Plantagen und Gärten, geführt.

Flora und Fauna

Die natürliche Besiedelung durch Pflanzen und Tiere

Der Stolz von Madeira
Der Madeira-Kohlweißling ist vermutlich ausgestorben
Die Madeira-Mauereidechse ist auf der Insel recht häufig

Da Madeira niemals eine Verbindung zum Festland aufwies und 630 Kilometer westlich der afrikanischen Küste liegt, erfolgte die Besiedelung der Insel durch Pflanzen und Tiere vorwiegend über drei Mechanismen[3]:

  • Die passive Verdriftung durch Wind: Durch diese erreichten Pflanzensporen, Flugsamen, Spinnen sowie mikroskopisch kleine Tiere wie Einzeller, Räder- und Bärtierchen die Insel. Gelegentlich werden jedoch auch Landvögel oder auch Fledermäuse vom Wind mitgetragen und gelangten so auf die Insel. Goldhähnchen, Grasmücken, Amsel und Buchfink gelangten dadurch nach Madeira und haben sich hier erfolgreich fortgepflanzt. Verhältnismäßige Neuankömmlinge sind die beiden Schmetterlingsarten Kleiner Kohlweißling und Waldbrettspiel, die erst im letzten Viertel des 20sten Jahrhunderts nach Madeira gelangten und sich erfolgreich hier vermehrt haben [4]. Extrem selten oder bereits ausgestorben ist die Madeira-Unterart des Großen Kohlweißlings (Pieris brassicae wollastoni), die seit 1977 nicht mehr gesichert nachgewiesen wurde.[5]
  • Die passive Verdriftung durch die Meeresströmung: Auf Treibholz gelangen sowohl Tiere als auch Pflanzensamen auf Inseln. Unter den Tieren sind es vor allem Reptilien, Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, Asseln und Schnecken, die eine längere Seereise überstehen können. Die Vorfahren der endemischen Madeira-Mauereidechse sind auf diese Weise von Afrika nach Madeira gelangt. Die nächststehende verwandte Art dieser Eidechse ist die in Marokko vorkommende Brilleneidechse.
  • Das passive Verschleppen durch Vögel und Fledermäuse: Die Entstehung der meisten Arten des madeirensichen Lorbeerwaldes ist darauf zurückzuführen, dass fruchtfressende Vögel Pflanzensamen in ihrem Darm mit sich tragen. Vögeln und auch Fledermäusen haften darüber hinaus im Gefieder, beziehungsweise im Fell, gelegentlich auch die Samen von Klett- und Klebfrüchten sowie Eier von Insekten und Spinnen an.

Seevögel sowie Zugvögel erreichen Madeira auch durch aktives Fliegen. Die Mönchsrobbe hat als einziges Säugetier die Insel schwimmend erreicht.

Artenzahlen

Blandy's Garden, Inferno mit Baumfarn

Arten, denen es gelang, sich auf Madeira anzusiedeln, haben sich im Laufe der Zeit teilweise zu Unterarten und gelegentlich zu eigenständigen Arten, sogenannten Endemiten, entwickelt. Als ursprünglich heimische Pflanzen gelten etwa 793 [6] höhere Pflanzen, dies umfasst die Farnpflanzen, Nacktsamer, Zweikeimblättrige und Einkeimblättrige. Etwa 118 davon gelten als Endemiten Madeiras, 69 weitere Arten sind endemisch für die Region Makaronesien, also neben Madeira auch die Azoren, Selvagens, die Kanaren und Kapverdischen Inseln. Deutlich größer ist die Anzahl niederer Pflanzen, also Algen, Pilze, Flechten, Moose. Diese Anzahl wird auf etwa 1890 geschätzt. Wie viele davon nur auf dem Madeira-Archipel vorkommen, ist unbekannt. Die Zahl der auf Madeira lebenden Tierarten wird auf mehr als 3.340 geschätzt, davon gelten 900 als endemische Arten Madeiras beziehungsweise Makaronesiens [7]. Die größte Anzahl der endemischen Arten stellen Käfer und Schnecken. Lediglich 20 höhere Wirbeltiere – überwiegend Vögel – sind eine endemische Art oder Unterart.

Seit der Mensch Madeira besiedelt, hat sich die Artzusammensetzung auf Madeira deutlich gewandelt. Neben den etwa 793 ursprünglich hier vorkommenden höheren Pflanzen sind mehr als 540 weitere Pflanzenarten bewusst oder unbewusst durch den Menschen angesiedelt worden. Die Anzahl eingeführter Tierarten ist niedriger, hat sich aber deutlich auf die Artzusammensetzung der Insel ausgewirkt.

Die Flora

Das zum holarktischen Florenreich gehörende Madeira wird heute als Blumeninsel beworben. Weder die Strelitzien noch die Hortensien, die Afrikanischen Liebesblumen, Kaplilien oder andere Arten mit großen, attraktiven Blüten, die man häufig in Reiseführern oder Prospekten von Reiseunternehmen abgebildet findet, sind jedoch auf Madeira ursprünglich heimisch gewesen. Für Botaniker interessanter als diese eingeführten Pflanzen sind die hier ursprünglich vorkommenden Pflanzenarten, die als Tertiärrelikte bezeichnet werden sowie die hier entstandenen endemischen Arten.

Die Flora der Küstenzone
Tropischer Garten mit Azulejos in Monte

Madeira weist in der Küstenzone nur noch Restbestände der ursprünglichen Vegetation auf, da sich hier menschliche Eingriffe seit der Besiedelung durch den Menschen besonders stark ausgewirkt haben. Bäume sind in diesem Bereich, in dem die Temperaturen ganzjährig mild und wenig Niederschläge fallen, selten. Früher war hier häufiger der Drachenbaum (Dracaena draco) zu finden, eine Baumart, die ein für einkeimblättrige Pflanzen ungewöhnliches Dickenwachstum aufweist. Häufiger als an natürlichen Standorten kann man diesen ungewöhnlichen Baum in Gartenanlagen und Parks sehen.

Typischer für die Küstenregion sind niedrige Sträucher, Kräuter und sukkulente Pflanzen. Auch hier finden sich eine Reihe von Pflanzen, die in ihrer natürlichen Verbreitung auf Madeira beziehungsweise auf Makaronesien beschränkt sind. Auffallend ist die Fischfang-Wolfsmilch (Euphorbia piscatoria), die bis zu zwei Meter hoch werden kann und an einigen Stellen der küstennahen Klippen dichte Gestrüppe ausbildet. Wie viele Wolfsmilchgewächse sondert auch sie einen giftigen Milchsaft ab. Dieser wurde früher von den Madeirensern verwendet, um im seichten Küstengewässer Fische zu fangen [8]. In den Felsenregionen finden sich zwei Dickblattgewächse, die nur auf Madeira vorkommen. Das Drüsen-Aeonium (Aeonium glandulosum) hat sich auf Standorte an senkrechten Felswänden spezialisiert, wo es eine bis zu 20 Zentimeter breite, aber sehr flache Blattrosette ausbildet. Das Kleb-Aeonium (Aeonium glutinosum) dagegen wächst zu einem kleinen und stark verzweigten Strauch heran. Beide Arten sind sehr häufig zu finden. Besonders zahlreich sind in dieser Region außerdem endemische Korbblütler. Zu ihnen zählen unter anderem eine Reihe von Arten der Strohblumen (Helichrysum), der Wucherblumen (Argyranthemum), der Gänsedisteln (Sonchus) und des Pippaus (Crepis).

Die Übergangszone zum Lorbeerwald, die etwa ab 300 Höhenmeter zu finden ist, weist im Gegensatz zur unmittelbaren mehr Baumbestand auf. Hier finden sich unter anderem Wachsmyrte, die ersten Vertreter des Barbusanos (Apollonia barbujana) und der Kanarischen Weide (Salix canarensis).

Der Lorbeerwald Laurisilva

Der Lorbeerwald Madeiras bedeckt etwa 20 % der Inselfläche und hat eine Ausbreitung von etwa 150 Quadratkilometer.

Der Lorbeerwald weist Pflanzenarten auf, die im klimatisch wärmeren Tertiär auch in Europa heimisch waren. Während in Europa diese Pflanzen durch die Eiszeiten verschwanden, konnte sich diese Pflanzengesellschaft teilweise auf Madeira halten.

Bedingt durch den Nebelniederschlag sind die Wälder sehr feucht.

Zu den charakteristischen Baumarten zählen der Azoren- oder Kanaren-Lorbeer (Laurus azorica), eine Isoplexis-Art, der Barbusano (Apollonias barbujana), die Kanaren-Stechpalme (Ilex canariensis), die Baumheide (Erica arborea), der Madeira-Holunder (Sambucus lanceolata) sowie der Madeira-Lorbeer (Persea indica). Im Unterwuchs des Lorbeerwaldes findet man vor allem Farne und Moose.

Siehe: Laurisilva

Der Heidewald Madeiras

Als Heidewald bezeichnet man die Übergangszone zwischen dem Lorbeerwald Madeiras und dem Hochgebirge. Da er an deutlich wind- und sonnenexponierteren Stellen als der Lorbeerwald wächst, werden die hier vorkommenden Pflanzen nur selten höher als vier Meter und bleiben an einigen Stellen buschartig niedrig. Alle Arten, die hier vorkommen, sind auch im Lorbeerwald zu finden. Allerdings dominieren hier die Baumheide und die Besenheide (Erica scoparia). Auch die Madeira-Heidelbeere – eine endemische Strauchart, die bis zu sechs Meter hoch werden kann – ist hier häufig zu finden.

Die Flora des Hochgebirges

Das Hochgebirge Madeiras ist durch karge und sehr dünne Böden gekennzeichnet. An vielen Stellen sind Erosionsschäden zu sehen. Als größere Baum- und Straucharten sind neben Madeira-Heidelbeere und Baumheide an geschützten Stellen noch der Madeira-Vogelbeerbaum (Sorbus maderensis), die Eibe (Taxus baccata) und der Zedern-Wacholder (Juniperus cedrus) zu finden. Zu den an die Hochgebirgsbedingungen angepassten Pflanzen gehört die Madeira-Glockenheide (Erica maderensis). Zu den seltensten Hochgebirgspflanzen Madeiras zählt der Madeira-Augentrost (Odontites holliana) und das gelbblühende Madeira-Veilchen (Viola paradoxa). Das Hochplateau Paúl da Serra war vor Besiedelung durch Menschen überwiegend mit Zedern-Wacholder bewachsen. Abholzungen haben dazu geführt, dass hier fast nur noch Gräser, Adlerfarn und der auf Madeira eingeführte Stechginster zu sehen sind.

An der Levada bei Rabaçal

Geschichte

Vermutlich wurde Madeira bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. von Phöniziern entdeckt, so berichtet es zumindest Diodor (5.19–20). Plinius der Ältere berichtet in seiner Naturalis historia gegenüber dem vorspringenden Kap des Hohen Atlas von einer Insel Atlantis, die mit Madeira identifiziert werden kann. Plutarch hat wahrscheinlich in seiner Biographie des Sertorius auch bereits die beiden Inseln Madeira und Porto Santo erwähnt. Plinius bezeichnet die ganze Inselgruppe als die Purpurinseln. Bei Claudius Ptolomaeus wird die Hauptinsel von Madeira „Erythia“ und die nördlichere kleinere Insel Porto Santo mit „Paena“ bezeichnet. Hinweise auf ständige Besuche oder eine Besiedlung in dieser Zeit gibt es allerdings nicht. Die sogenannte Medici-Karte von 1351 zeigt drei der afrikanischen Küste vorgelagerte Inseln, Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname.

1419 gilt als Jahr der Wiederentdeckung durch den portugiesischen Seefahrer João Gonçalves Zarco. Es ist jedoch bekannt, dass schon im 14. Jahrhundert Schiffe auf ihrer Rückfahrt von den Kanaren regelmäßig hier anlegten. Ab 1420 wurde Madeira auf Betreiben Heinrich des Seefahrers von den Portugiesen besiedelt. Sklaven von der Guineaküste, von den kanarischen Inseln und später aus Nordamerika wurden auf die Insel gebracht. Das kostbare Lorbeerbaumholz wurde vor allem für den Schiffbau gebraucht.

Traditionelles madeirensisches Bauernhaus in Santana

Recht schnell wurden von den portugiesischen Siedlern auf den Inseln der Getreideanbau und die Viehzucht eingeführt. Das dafür notwendige Land wurde durch Brandrodung gewonnen. Allerdings soll das Feuer, das Zarco 1420 legen ließ, noch sieben Jahre später gewütet haben. Aber auch der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet, nahezu zur selben Zeit wurden die ersten Bewässerungskanäle (Levadas) angelegt. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt bis nach Bristol.

Christoph Kolumbus besuchte die Insel 1478 als Zuckerhändler. Die üppige Fruchtbarkeit und der große Wohlstand lockten 1480 viele Europäer an. Vor allem italienische und flämische Händler ließen sich auf der Insel nieder. Jeasnin Essmerandt avancierte sich zum bedeutendsten Vertreter der flämischen Gemeinde Madeiras und verband sich durch eine geschickte Heiratspolitik mit der lokalen Aristokratie.

Papst Leo X. erhob Madeira 1514 zu einer eigenen Diözese, die künftig für alle überseeischen portugiesischen Besitzungen zuständig sein sollte. Madeira verzeichnete 1515 19.000 Einwohner, darunter waren etwa 3.000 Sklaven. Der ausgelaugte Boden der Insel brachte 1521 immer schlechtere Erträge, und es gab einen drastischen Niedergang der Zuckerrohrproduktion. Viele Pflanzungen wurden in Weinberge umgewandelt.

Im 16. Jahrhundert wurde Madeira ein Exporteur von Weinen. Die Reben stammten ursprünglich aus Zypern, Kreta und Sizilien. Die aus den USA eingeschleppte Reblaus verursachte den Niedergang des Weinanbaus. Dadurch bedingt kam es zu einer großen Auswanderungswelle der madeirensischen Bevölkerung.

Portugal wurde 1580 mit Spanien in einer Personalunion verbunden. Die Verwaltung von Madeira wurde zentralisiert. Die Portugiesen revoltierten 1640 gegen Spanien und wurden wieder ein unabhängiges Königreich. Auf Madeira behielten die Portugiesen die von den Spaniern eingeführte Zentralverwaltung der Insel bei. Für die Segler in die Neue Welt, nach Amerika oder Indien war Madeira eine wichtige Station. Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus Westafrika kommende Sklavenhändler.

Im Vertrag von Lissabon erhielt Portugal 1668 endgültig seine Unabhängigkeit, musste aber zahlreiche Zugeständnisse an England machen. Englische Händler ließen sich auf Madeira nieder, um Wein zu exportieren. Portugiesen war der Weinexport nicht erlaubt. In den Napoleonischen Kriegen wurde Madeira von 1801 bis 1814 von England besetzt, um die Insel vor den Franzosen zu schützen. Weitere englische Familien ließen sich auf der Insel nieder.

In der Folge von Mehltau- und Reblausplagen, die den Großteil der Weinpflanzungen vernichteten, verließen 1852 zahlreiche Menschen die Insel. Ab 1860 findet die Stickerei immer größere Verbreitung, die Handarbeiten werden nach England exportiert. Der Bau der Zahnradbahn von Funchal nach Monte wurde 1893 beendet.

Nach einem Militärputsch wurde 1926 in Portugal der Estado Novo etabliert. Nach Niederschlagung einer „Hungerrevolte“ wurden 1931 zahlreiche Madeirenser auf die Azoren und die Kapverdischen Inseln verbannt.

Nachdem 1947 die erste reguläre Flugverbindung zwischen England und Funchal mittels Wasserflugzeugen aufgenommen wurde, wurde 1960 ein Flughafen auf Porto Santo und 1964 ein weiterer auf Santa Catarina eröffnet.

Die Militärdiktatur in Portugal endete 1974 mit der Nelkenrevolution. Madeira erhielt 1976 eine innere Autonomie mit weitgehenden Selbstverwaltungsrechten (eigene Regierung und Parlament). Bei den ersten freien Wahlen ergab sich eine Mehrheit für die christlich-konservative Sozialdemokratische Partei PSD des katholischen Zeitungsherausgebers Alberto João Jardim, der Präsident der Inselregierung seit 1978 ist (mit einer kurzen Unterbrechung 2007).

Seit 1986 ist Portugal und damit Madeira Mitglied der Europäischen Union. Gefördert wird vor allem der Bau neuer Straßen. Die Anzahl von Urlaubern, die Madeira jedes Jahr besuchen, stieg von 180.000 im Jahr 1976 und 500.000 im Jahr 1995 auf circa 1 Million im Jahr 2005.

Verwaltungsgliederung

Der Archipel bildet eine portugiesische Region, die Região Autónoma da Madeira, die wiederum in elf Kreise (municípios) aufgeteilt ist (siehe auch: Administrative Gliederung Portugals).

Größte Gemeinden

(Volkszählung 2001)

Gemeinde Einwohner
Funchal 102.521
Câmara de Lobos 30.785
Machico 12.383
Caniço 10.320
Camacha 8.010
Santa Cruz 6.038
Ribeira Brava 5.967

Wirtschaft

Markt in Funchal

Bis in die 1970er Jahre war Madeira eine der ärmsten Regionen Europas. Madeiras BIP pro Kopf betrug 1974 nur 40 % des durchschnittlichen portugiesischen BIPs. In den letzten 30 Jahren hat Madeira wirtschaftlich enorm aufgeholt. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum der letzten 10 Jahre lag bei 5 %. Das BIP pro Kopf ist heute 29 % höher als der portugiesische Durchschnitt und beträgt etwa 80 % der EU-15 (2003) und 90,4 % der EU-25 (2005).[9] Die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus. Derzeit plant die Regionalregierung die Zahl der Hotelbetten von 29.000 auf 39.000 zu steigern. Besonders die Gebiete an der Nordküste und dem Landesinneren sollen gefördert werden, während das Wachstum in Funchal begrenzt werden soll. Das „Madeira International Business Center“ (IBC) ist die zweite Säule der madeirischen Wirtschaft. Mit Steuervergünstigungen wurden hier mehrere tausend Unternehmen angesiedelt, die 3000 direkte Arbeitsplätze geschaffen haben. Das IBC macht 21 % des madeirischen Bruttoinlandsproduktes aus. Unter anderem haben sich Telekommunikations- und Internetfirmen niedergelassen, die Madeira wegen seiner im europäischen Vergleich niedrigen Mehrwertsteuersätze schätzen. Im Jahr 2002 hat sich hier zum Beispiel der französische Internetprovider Wanadoo niedergelassen. Madeira wird zunehmend auch von internationalen Unternehmen für Konferenzen genutzt. Außerdem ist Madeira der Sitz zahlreicher Reedereien und seit 1988 Sitz der Universität Madeira.

Die Madeirische Wirtschaft befindet sich derzeit in einem Umwandlungsprozess. Der Tourismussektor versucht zunehmend, Aktivurlauber (45–65 Jahre alt) anzulocken, um seinen Ruf als Rentnerparadies zu verändern. Daher wird auch versucht, Billigfluggesellschaften anzuwerben. Die Erhöhung der portugiesischen Mehrwertsteuersätze von 13 % auf 15 % haben einige potentielle Investoren wie Yahoo!, AOL und Apple von Investitionen auf Madeira abgehalten. Während die madeirische Regionalregierung eine Ausnahmeregelung für Madeira auszuhandeln versucht, stärken die madeirischen Firmen ihr Profil im Servicebereich, um dem Wettbewerb standzuhalten. Madeira steht im direkten Wettbewerb mit Luxemburg und Zypern, welche ebenfalls Mehrwertsteuersätze von 15 % bieten.

Tourismus

Blick vom Pico do Arieiro auf den Pico das Torres
Blumeninsel Madeira

Besucher aus Großbritannien dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal und Câmara de Lobos, wo Churchill gemalt hat. Er stieg im 1891 eröffneten Luxushotel Reid’s Palace ab, das eines der Leading Hotels of the World und weit über die Insel hinaus das bekannteste Hotel ist.

Für Briten ist Madeira ein traditionelles Urlaubsziel. Man trifft auf Madeira jedoch auch Touristen aus ganz Europa – insgesamt aber in nicht zu hoher Anzahl und dann vornehmlich östlich der Hauptstadt (Funchal), in Caniço. Das Verhältnis der britischen zu den deutschen Besuchern hat sich verschoben. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der deutschen Touristen stark gestiegen. An drei bis vier Wochentagen wird Funchal aus Deutschland angeflogen.

Madeira ist als Wanderparadies bekannt, mit frühlingshaften bis sommerlichen, angenehmen Temperaturen das ganze Jahr hindurch. Entlang den Levadas (kleine Wasserkanäle, besonders im Nordteil der Insel) sind von maurischen Sklaven Wege zur Wartung und Pflege entlang der Bewässerungskanäle vor gut 300 Jahren angelegt worden, die bis heute als Wanderwege gut gepflegt werden und grandiose Ein- und Ausblicke in die Schönheit der Insel geben. Kerngebiet ist die Gegend zwischen Porto da Cruz und Santana im Norden (Weltnaturerbe der UNESCO). Bemerkenswert ist auch die Bergwanderroute zwischen dem dritthöchsten Gipfel Pico do Arieiro und dem höchsten Berg Pico Ruivo. Diese Wanderung sollte man am frühen Morgen beginnen – gegen Mittag liegen die Berge oft in Wolken.

Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. In den letzten Jahren wurden jedoch geschützte Badebuchten errichtet. Diese sind entweder befestigte natürliche Felsbadebuchten (zum Beispiel Lido Galomar in Caniço), natürliche Felsbadebecken wie in Porto Moniz, oder kleine künstliche Sandstrände (Calheta). In Caniço gibt es seit 25 Jahren einen Unterwasser-Nationalpark, in dem man tauchen kann.

Die Nebeninsel Porto Santo (zwei bis drei Stunden mit der Fähre oder 20 Minuten Flug) bietet dagegen einen neun Kilometer langen Sandstrand, ist aber landschaftlich bei weitem nicht so interessant (Erosion durch Abholzung durch die alten Seefahrer).

Insgesamt besuchten im Jahr 2005 zirka 1 Million Touristen die Insel, wobei ungefähr 200.000 mit Kreuzfahrtschiffen kamen und daher nur kurz verweilten.

Sehenswürdigkeiten

Botanischer Garten, Funchal im Hintergrund
  • Funchal mit Markt, Kathedrale , Botanischer Garten
  • Blandy's Garden, ein gepflegter Park
  • Botanischer Garten Funchal, Parkanlage mit großem Papageienpark Jardim Botanico
  • Monte (Funchal), Ausflugsort oberhalb von Funchal, Seilbahn, Korbschlittenfahrt, Tropischer Garten mit Azulejos, Kirche mit dem Grab Karl I., des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn
  • Laurazeenwälder
  • Levadas, Bewässerungskanäle, die an den Gebirgshängen und durch Tunnel verlaufen
  • Cabo Girão, die zweithöchste Steilklippe der Welt
  • Lavahöhle in São Vicente (Grutas e Centro do Vulcanismo)
  • Naturschwimmbäder und Meeresaquarium in Porto Moniz
  • die Hochebene Paúl da Serra
  • der höchste Berg Pico Ruivo
  • Halbinsel und Inseln im Osten mit sehenswerten geologischen Formationen
  • der Leuchtturm von Ponta do Pargo an der Westspitze von Madeira

Levadas

Levadas sind künstliche Wassergräben, mit denen Wasser aus den niederschlagsreicheren Gebieten im Norden und im Zentrum der Insel zu den landwirtschaftlichen Anbaugebieten im Süden geleitet wird. Ein Großteil der Levadas verläuft nur mit sehr geringem Gefälle, da große Strecken überwunden werden. Heute werden die Levadas außer zum Transport des Wassers vor allem touristisch genutzt. Auf den neben dem Wasser verlaufenden Pfaden sind an vielen Orten Wanderwege ausgeschildert.

Energieversorgung

Da Madeira über keine fossilen Brennstoffe verfügt, ist es vom Transport vom Festland abhängig. Dabei werden nur Fertigdestillate, wie Öl und Gas auf die Insel transportiert. Der Strom wird zu 70 % aus Öl, 27 % aus der vorhandenen Wasserkraft und zu 3 % aus Windkraftwerken erzeugt.

Verkehr

Straßennetz

Blick auf die Schnellstraße bei Machico
Schnellstraßenbrücke bei Funchal

Ende der 1990er wurde das Straßennetz von Madeira stark modernisiert sowie ein Schnellstraßennetz eingerichtet, das die engen und zum Teil steilen Straßen der Ortschaften entlastet. Für dieses Straßennetz wurden zirka 140 Tunnelanlagen und zum Teil aufwendige Brücken gebaut.

Öffentlicher Busverkehr

Auf Madeira gibt es mehrere Busgesellschaften im Linienverkehr. Horarios do Funchal betreibt das Stadtbusnetz von Funchal mit vielen Linien und einem relativ dichten Angebot. Selbst viele Nebenstraßen der Hauptstadt werden befahren. Das gesamte Überlandliniennetz ist auf Funchal ausgerichtet. Im Osten der Insel existiert ein dichtes Netz von Linien, die häufig auch die Autobahn bis Machico benutzen. Der Westen und der Norden der Insel sind aufgrund der dünnen Besiedlung nur schlecht angebunden. Die wenigen Busse am Tag benutzen die alten Gebirgsstraßen und benötigen daher ein Vielfaches der Fahrzeit, die man auf den Tunnelstraßen erreicht. Das insbesondere für Touristen interessante Hochland im Inselinneren ist nicht mit Linienbussen zu erreichen.

Luftverkehr

Der 1963 eröffnete Flughafen Santa Catarina in Santa Cruz im Osten der Insel bildet den Hauptverkehrsknotenpunkt Madeiras. 2000 wurde die Landebahn für 520 Millionen Euro auf 2.781 Meter verlängert, wodurch der Flughafen auch von Großraumflugzeugen angeflogen werden kann. 2,3 Millionen Passagiere nutzten 2005 den Flughafen, wobei die maximale Kapazität bei 3,5 Millionen Fluggästen pro Jahr liegt. Da das abschüssige Gelände nördlich des Flughafens keine Verlängerung zuließ, wurde eine 1.000 Meter lange Brückenkonstruktion gebaut, die die Landebahn durch 180 Betonpfeiler abstützt.

Bis zum Ausbau von 1984 bis 1986 durfte der Flughafen wegen der sehr kurzen Landebahn nur von Piloten mit Spezialeinweisung angeflogen werden. Trotz der Ausbauten fordert der Anflug aus südwestlicher Richtung immer noch höchste Konzentration bei den Piloten, da man kurz vor dem Aufsetzen bedrohlich nahe an die bebauten Hänge gerät.

Von Deutschland ist Madeira etwa vier Flugstunden, von Lissabon eineinhalb Flugstunden entfernt.

Schifffahrt

Regelmäßige Fährverbindungen von Europa oder dem Afrikanischen Festland nach Madeira bestanden lange nicht. Nur zwischen Madeira und der Nachbarinsel Porto Santo fährt täglich eine Fähre. Seit dem 9. Juli 2006 verbindet eine weitere Fähre Madeira mit der kanarischen Insel Gran Canaria. Seit Juni 2008 verbindet eine Autofähre einmal wöchentlich Portimao (Algarve/Portugal) mit Funchal. Die Überfahrt nach Porto Santo dauert etwa 2 bis 3 Stunden, nach Gran Canaria etwa 14 Stunden.

Madeira ist allerdings ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen, die vornehmlich den Hafen von Funchal in den Frühlingsmonaten ansteuern.

Madeira ist oft Zwischenstation für Segler bei der Atlantiküberquerung. Neben dem Yachthafen in Funchal wurden in vielen Orten neue Anlagen gebaut.

Kunst

Azulejo mit historischer Szene, Funchal

Azulejos sind Mosaiken aus zumeist quadratischen, bunt bemalten und glasifizierten Keramikfliesen. Diese wetterfesten Fliesen sind an öffentlichen Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, auch auf Innenwänden zu sehen. Häufig sind alte Blumen-, Vogel- und Schiffsmotive verarbeitet.

Die Azulejos wurden erstmals um 1500 aus maurischen Werkstätten in Südspanien nach Portugal eingeführt. Im 16. Jahrhundert entstanden die ersten portugiesischen Keramikmanufakturen. Ab dem 17. Jahrhundert kam über die Niederlande in Mode, Keramikerzeugnisse nach chinesischen Vorbild in Blau und Weiß zu dekorieren. Die meisten Azulejos in den Kirchen Madeiras stammen aus dieser Zeit.

Moderne Azulejos sind in der Hauptpost von Funchal sowie im Schlossgarten von Monte zu sehen.

Korbflechtarbeiten aus Weidenruten haben auf Madeira eine lange Tradition. Mit der Weidenrute kann man aufgrund ihrer Biegsamkeit sowohl feine und leichte Gegenstände als auch Möbelstücke herstellen wie zum Beispiel Körbe oder Sessel.

Sport

Fußballclubs

Berühmte Besucher und Einwohner

Naturschwimmbäder in Porto Moniz

Christoph Kolumbus lebte vor der Entdeckung Amerikas hier und war in Madeira mit der aus dem Hochadel stammenden Dona Felipa Perestrelo e Moniz verheiratet, der Tochter von Bartolomeu Perestrelo, Gouverneur der Insel Porto Santo. Ob sein Sohn Diego Kolumbus hier oder in Lissabon auf die Welt kam, ist umstritten.

Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sisi) (1837–1898) verbrachte hier im Winter 1860/61 ein halbes Jahr, sie fand Madeira langweilig und reiste lieber an den mondänen Genfersee.

Im Jahr 1879 wanderte der Musiker Joao Fernandez auf dem Emigrantenschiff „Ravenscrag“ wegen des Zusammenbruchs des Zuckerrohr-Marktes aus Madeira nach Honolulu auf Oʻahu (Hawaii) aus. Mit ihm kam die Braguinha, eine kleine viersaitige Gitarre aus Madeira, auf die Insel. Aus ihr entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit die hawaiische Ukulele.

Der letzte Kaiser Österreichs, Karl I., wurde 1921 mit seiner Frau Zita (1892–1989) nach Madeira ins Exil verbannt. Er starb am 1. April 1922 in Monte oberhalb Funchal an einer Grippe und wurde in der dortigen Kirche Nossa Senhora do Monte auch beigesetzt.

Auch der britische Premierminister Winston Churchill besuchte Madeira. Er logierte im mondänen Hotel Reid’s Palace in Funchal. Oberhalb von Câmara de Lobos befindet sich eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass Churchill an diesem Platz einige Bilder malte.

Die Beatles hinterließen ihre private Yacht „Vagrant“ im Hafen von Funchal, sie dient heute hauptsächlich Touristen als Restaurant.

Der Fußballer Cristiano Ronaldo wurde 1985 in Funchal geboren und begann seine Karriere bei CD Nacional Madeira, bis er 1997 im Alter von 12 Jahren aufs Festland zog, um bei Sporting Lissabon zu spielen.

Kulinarisches

Espada und Espetada

Schwarzer Degenfisch auf dem Fischmarkt von Funchal
Typische Zubereitung des Espada mit Bananen

Eine der originalen Spezialitäten der madeirensischen Küche ist der Schwarze Degenfisch, der hier Espada genannt wird. Er wird meist als gebratenes Filet serviert, typischerweise zusammen mit halbierten Bananen. Dieser Fisch lebt in etwa 1.500 Metern Tiefe. Außer vor der Küste von Madeira ist sein Vorkommen nur noch bei Japan bekannt.

Nicht zu verwechseln mit der Espada ist die Espetada, ein etwa ein Meter langer Fleischspieß. Traditionellerweise ist der Spieß aus Lorbeerholz gefertigt. Da der Lorbeerwald jedoch mittlerweile unter Naturschutz steht, wird von der traditionellen Zubereitung normalerweise Abstand genommen.

Maronen

In den Monaten Oktober bis Dezember werden Maronen (Esskastanien) angeboten, die auf Holzkohle geröstet und mit Meerwasser übergossen werden.

Madeirawein

Der Madeirawein, oft auch nur kurz „Madeira“ genannt, ist eine bekannte Spezialität, die auch in der guten Küche genutzt wird. Mindestens ebenso bekannt wie das Ausgangsprodukt ist die auf seiner Grundlage zubereitete Madeirasauce.

Nach der verwendeten Rebsorte werden folgende vier Arten unterschieden: vom trockenen Sercial über Verdelho (halbtrocken) und Boal (Bual)(halbsüß) zum süßen Malvasia (Malmsey). Daneben findet man selten auch noch die Rebsorte Terrantez, die ähnlich wie Verdelho als halbtrocken einzuordnen ist. Die Lese des Weins beginnt Mitte August und dauert rund sechs Wochen. Abgefüllt werden pro Jahr etwa 5,3 Millionen Flaschen. Die alkoholische Gärung wird zunächst mit hochprozentigem Alkohol (Weinbrand) gestoppt, dadurch bleibt eine gewisse Restsüße im Wein erhalten. Anschließend wird der Wein durch Erhitzung in sogenannten Estufas weiterbehandelt und für mehrere Jahre im Fass gelagert. Im Unterschied zum Sherry, der oft im Solera-Verfahren weiter veredelt wird, bleibt der Wein eines Jahrgangs unangetastet. Als voroxydierter Wein gewinnt er nicht durch die anschließende Flaschenlagerung, kann aber gut und gerne 100 Jahre lagern, wenn der Kork alle 15 Jahre erneuert wird. Auch eine geöffnete Flasche Madeira ist sehr haltbar und kann noch nach einem Jahr ohne Qualitätsverlust getrunken werden. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 18 und 21 Vol. %.

Poncha

Das Nationalgetränk Madeiras ist der Poncha, ein Mix aus Zuckerrohrschnaps (Aguardente-Cana), Honig und Zitronensaft (Zubereitung: Ein Drittel Zuckerrohrschnaps, ein Drittel Honig, ein Drittel Zitronensaft). Der Poncha wird allerdings in verschiedenen Varianten angeboten. Zum Einen die Klassische mit Zitrone, zum Anderen mit Maracuja, Orange, oder Absinth (in Camara de Lobos).

Quellen

  1. Sziemer, S. 17
  2. Sziemer, S. 27
  3. Vgl. dazu auch Sziemer, S. 38ff
  4. Sziemer, S. 43
  5. http://www.timesonline.co.uk/tol/news/uk/science/article2796656.ece Man drives butterfly into extinction and it could be bad news for us too
  6. Die Artzahl schwankt je nach Autor leicht, hier wird der Untersuchung von Sziemer gefolgt, s. etwa S. 48
  7. Sziemer, S. 125ff
  8. Sziemer, S. 73
  9. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25

Literatur

  • Peter Sziemer: Eine kurze Naturgeschichte Madeiras. Francisco Ribeiro & Filhos, 1. Aufl., Funchal 2000, 288 S., ISBN 972-9177-30-9; englische Version 972-9177-31-7
  • Alfred Wirthmann: Zur Klimageomorphologie von Madeira und anderen Atlantikinseln. – Karlsruher Geographische Hefte 2, 56 S., Karlsruhe 1970.
  • R. Jardim, D. Francisco: Endemische Flora Madeiras, Muchia publicacoes 2000, ISBN 972-8622-00-7, 1. Aufl.: 5000

Weblinks

  • Literatur über Madeira in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV

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