Geschichte Maltas

Geschichte Maltas

Die Geschichte Maltas begann mit der menschlichen Besiedlung Anfang der Jungsteinzeit. Eine erste kulturelle Blütezeit fand zwischen 3.800 und 2.500 v. Chr. statt, anschließend blieb die Inselgruppe längere Zeit unbewohnt. In den vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden war die Insel Teil verschiedener Reiche. Nach der Herrschaft der Punier, Römer und Araber stand Malta unter dem Einfluss europäischer Adelshäuser, bevor sich im Jahre 1530 der Malteserorden dort niederließ. Seine, vom Kampf gegen das Osmanische Reich geprägte Regentschaft beeinflusst das Inselleben bis heute. Im Jahre 1798 wurden die Inseln von Frankreich besetzt, das aber zwei Jahre später von Großbritannien vertrieben wurde. Nach 164 Jahren britischer Kolonialherrschaft wurde Malta 1964 in die Unabhängigkeit entlassen und ist seit 1974 eine parlamentarische Republik. Malta trat 2004 der Europäischen Union bei und führte 2008 den Euro ein.

Malta, Filfla, Comino und Cominotto auf einer Karte des 17. Jahrhunderts. Aus dem um 1650 von Gabriel Bucelinus in Ulm verlegten Buch Historiae universalis cum sacrae, tum profanae nucleus…

Inhaltsverzeichnis

Frühzeit

Die berühmte Sleeping Lady aus dem Hypogäum von Ħal-Saflieni

Wann die ersten Menschen nach Malta gelangten, ist umstritten. Es geschah jedoch zwischen 11000 und 6000 v. Chr. Trifft Ersteres zu, bestünde die Möglichkeit, dass eine Besiedlung durch bisher nicht nachzuweisende Jäger und Sammler über eine Landbrücke zwischen dem Eiland und Sizilien erfolgte, da der Meeresspiegel zu jener Zeit in Folge der Weichseleiszeit stark abgesunken (etwa 100 m) war. War diese Landverbindung jedoch unterbrochen, dürfte es sich bei den ersten Siedlern um Angehörige der Stentinello-Kultur (eine Gruppe der Cardial- oder Impressokulturen) gehandelt haben, deren Spuren belegt sind. Sie waren bereits Ackerbauern und brachten Haustiere, Töpferware, Steinwerkzeuge und Samen mit. Malta war zu jener Zeit bewaldet und besaß fruchtbare Böden. Es gab jedoch keinen Feuerstein, der für die Anfertigung von Werkzeugen als notwendig angesehen wird.

Ein Ausschnitt der Tempelanlage von Tarxien

Ab etwa 3800 v. Chr. begannen die Menschen der sogenannten maltesischen Tempelkultur, Felsen auszuhöhlen und aus großen Steinblöcken Kultplätze zu errichten. Letztere waren überdacht, verputzt und hell in Ockerfarben getüncht. Sie besaßen ähnliche Grundrisse: Durch ein Trilithtor führte zumeist ein Korridor durch zwei oder vier nierenförmigen Raumbuchten zur Kopfnische. Die Gebäude besaßen einen äußeren, öffentlich zugänglichen Bereich mit einer großen Exedra, sowie den inneren, dessen Zutritt ggf. nur der Priesterschaft gestattet war. Geweiht waren manche Tempel, wie Statuen belegen scheinen, der Großen Mutter der Fruchtbarkeit. Die Malteser bauten mehr als zwanzig Tempel, von denen noch 23 zumindest in Resten erhalten sind. Sie besitzen allerdings kein Dach mehr. Es ist rätselhaft, wozu die Anhäufung gedient hat, da man davon ausgeht, dass nicht mehr als 16.000 Menschen auf den Inseln lebten. Die Insel war während der Tempelphase isoliert. Das geht daraus hervor, das bis zu seiner Aufgabe 2500 v. chr. keine kupferzeitlichen Einflüsse den Archipel erreichten. Noch ist nicht geklärt, was zu diesem plötzlichen Einbruch führte, weswegen nur Hypothesen aufgestellt werden können. Diese ziehen Dürren, Epidemien und Flutwellen ebenso in Betracht wie Missernten, die zum Verlassen des Eilandes zwangen. Als gesichert kann jedoch gelten, dass es zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen ist, da man von dieser Kultur keinerlei Waffen gefunden hat.

Zeitliche Einteilung

Periode Phase Jahre v. Chr. Fundstücke
Bronze- und Eisenzeit Baħrija 900–700
Borġ in-Nadur 1500–700 Bronzezeitliches Dorf
Nekropole von Tarxien 2500–1500
Die Tempelperiode Tarxien 3300/3000–2500 Tempel von Tarxien, Ħaġar Qim
Saflieni 3300–3000 Hypogäum von Ħal-Saflieni
Ġgantija 3600–3300/3000 Ġgantija, Mnajdra
Mġarr 3800–3600
Żebbuġ 4100–3800 Brochtorff Circle
Neolithikum Rote Skorba 4400–4100
Graue Skorba 4500–4400
Għar Dalam 5000–4500

Die frühzeitliche Entwicklung der maltesischen Besiedlung wird in Perioden und Phasen angegeben, deren exakte zeitliche Abgrenzung jedoch bis heute nicht eindeutig festgelegt ist. Es sind zum Teil sehr unterschiedliche Angaben zu finden.[1] Die Einteilung wird für die zeitliche Bestimmung der gefundenen Keramiken und Skulpturen verwendet.[2]

Die einzelnen Phasen tragen dabei oftmals die Bezeichnung eines bekannten Tempels oder ähnlichem aus dem entsprechenden Zeitabschnitt:

  • Die Għar-Dalam-Phase beginnt mit den ersten nachweisbaren Spuren der menschlichen Besiedlung und dauert bis etwa 4500 v. Chr. Sie ist nach Għar Dalam, einer gut 200 Meter langen Karsthöhle im Südosten der Insel benannt. Dort wurden neben Spuren der menschlichen Besiedlung auch tausende Tierknochen gefunden, unter anderen von Zwergelefanten und Flusspferden. Aus dieser Zeit gibt es nur Höhlenfunde, und die Artefakte sind deutlich durch die Stentinello-Kultur beeinflusst.
Der Tempel von Mnajdra
  • Die Skorba-Phase ist nach einem Fundort in der kleinen Stadt Żebbiegħ benannt. Dort wurden Überresten eines Megalithtempels gefunden. Bei den Ausgrabungen von 1960 bis 1963 durch den englischen Archäologen David H. Trump entdeckte man Besiedlungsspuren von 5200 v. Chr. bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.. Die Skorba-Phase wird in eine frühe Phase mit überwiegend grauer Keramik und in eine späte Phase mit roter Keramik unterteilt. Am Beginn der Phase wurden noch Hausbestattungen durchgeführt, am Ende der Phase kam es zur Trennung von Wohnanlage und Begräbnisstätte. Danach begannen die Menschen unterirdische Grabkammern anzulegen um ihre Toten zu bestatten.
  • Die Żebbuġ-Phase ist nach dem Ort Żebbuġ benannt, bei dem primitive Grabkammern gefunden wurden, aber auch erste einzellige Tempel. Möglicherweise fand am Beginn der Phase eine Neubesiedlung über Sardinien statt.
  • Die Mġarr-Phase oder Ġgantija-Phase ist nach den Gräbern in Mġarr benannt, weitere wurden in Höhlen bei der Küstenstadt Xemxija gefunden. Diese Gräber waren deutlich weiterentwickelt als jene der Żebbuġ-Phase. Einige hatten nierenförmige Ausbuchtungen, die unregelmäßig den Gegebenheiten der Höhle folgten. Diese Raumform wurde dann in frühen Tempeln, zum Beispiel in der Tempelanlage von Ta' Ħaġrat, umgesetzt. Spätere Tempel dieser Phase zeigten die typischen nierenförmigen Apsiden in kleeblattförmiger Dreiecksformation. Neben den Tempeln von Ġgantija und Ta' Ħaġrat werden auch Anlagen bei Skorba, Mnajdra und Tarxien dieser Phase zugeordnet. Mit ihr beginnt die eigentliche 1.100 Jahre währende Megalithphase auf Malta.
  • Die Saflieni-Phase ist nach dem Hypogäum von Ħal-Saflieni benannt, das in dieser Epoche begonnen wurde. Es erschienen erste doppelnierenfömige, fünfapsige Tempel, beispielsweise bei Skorba, Ta' Ħaġrat und Tarxien. Darüber hinaus wurde die Tempelanlage von Ħaġar Qim errichtet. Als Stilelemente kamen Spiralverzierungen und Trilith-Altäre auf.
  • In dieser Tarxien-Phase, benannt nach den Tempeln von Tarxien, entwickelten sich vier- und sechsapsige Baumuster der Tempel. Der Zentraltempel von Tarxien wurde errichtet, die Anlage von Ġgantija vollendet, die Tempel von Ħaġar Qim und Mnajdra fertiggestellt und das Hypogäum um die unteren Stockwerke erweitert. Am Ende der Tarxien-Phase bricht der Tempelbau abrupt ab.

Bronzezeit

Die Bronzezeit auf Malta wird mit einer Neubesiedlung der Insel verbunden, bei der sich etwa 2500 v. Chr. eine Bevölkerung mit einer völlig anderen Kultur und unbekannter Herkunft auf der zu dieser Zeit scheinbar menschenleeren Insel niederließ.

Die neue Bevölkerung brachte die auf der Insel zuvor unbekannte Bronze mit und verbrannte die Toten. Die älteste Phase der maltesischen Bronzezeit wird durch den Friedhof von Tarxien markiert. Das einzige bisher bekannte Urnengräberfeld wurde inmitten der Tempelruinen angelegt. In einer mit Asche vermengten Erdschicht wurden Reihen offener Urnen mit Leichenbrand gefunden. Die Urnen enthielten oft kleinere Gefäße sowie verkohlte Samen und Pflanzenteile. Klumpen von Textilien dürften Bekleidungsreste sein. Kleine, flache Perlen, die die Verstorbenen begleiteten, wurden in Mengen gefunden, ebenso wie bronzene Äxte und flache Dolchklingen. In der gleichen Schicht fand Themistocles Żammit eine Anzahl stark stilisierter anthropomorpher zumeist sitzend dargestellter Terrakottafigurinen. Zwei von ihnen sind als weibliche erkennbar, während die anderen eine flache, mit geometrischen Ritzmustern bedeckte Scheibe als Körper haben. Es gibt keinen Hinweis auf die Wohnungen der in der „Tarxien Cemetery-Phase“ lebenden Bevölkerung. Die einzigen Bauten, die mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden können, sind Dolmen, in verschiedenen Größen. Auf maltesisch werden sie als l-imsaqqfa (mit einem Dach versehen) bezeichnet. Die Dolmen bestehen aus einem roh behauenen Deckstein, der auf drei Seiten von Tragsteinen gestützt wird, die zumeist auf einer ihrer langen Schmalseiten stehen. Die Dolmen scheinen als Begräbnisstätte gedient zu haben. Die nächsten Parallelen finden sich in der Gegend von Otranto (Apulien), in Süditalien.

Unsicherheit und Gefahr deutet sich offenbar, 1000 Jahre später, in der so genannten Borg in-Nadur-Phase (ca.1500-700 v. Chr.), die ihren Namen nach einem umwallten Platz in der Nähe von Marsaxlokk erhielt. Er bestand aus einer Gruppe ovaler Hütten, die auf einem dreieckigen Felsvorsprung lagen. Zwei Steilhänge bildeten den natürlichen Schutz, die dritte Seite wurde mittels einer massiven Mauer in Zyklopen-Technik gesichert. Andere Orte der Borg in-Nadur-Phase lagen auf abgeflachten Hügeln (Fawwara und Wardija ta' San Gorg auf Malta und In-Nuffara auf Gozo). Typisch für die Phase sind seichte, flaschenförmige Gruben mit senkrechten Wänden, deren Zweck unklar ist. Gruppen solcher Gruben wurden in Wardija ta' San Gorg, auf dem Felsvorsprung von Mtarfa, In-Nuffara und in Borg in-Nadur gefunden. In Ortsnähe findet sich eine Grubengruppe direkt an der Küste. Einige liegen sogar unter Wasser, was auf ein Absinken dieses Teiles der Insel in den letzten Jahrtausenden deutet.

Typisch für die Keramik dieser Zeit ist ein roter Überzug, der zum Abblättern neigt. Die Dekoration besteht aus tief eingeschnittenen Zickzacklinien, die oft mit einer weißen Masse inkrustriert sind. Charakteristische Formen sind ein zweihenkeliger Kelch auf hohem konischen Fuß und eine Schüssel mit axtförmigem Griff. In Borg in-Nadur fanden sich Hinweise darauf, dass Metall nicht nur benützt, sondern auch bearbeitet wurde.

Der letzte Abschnitt der maltesischen Bronzezeit, die Bahrija-Phase (ca. 900-700 v. Chr.), umfasst wenig mehr als ein Jahrhundert. Sie brachte eine kleine Gruppe neuer Siedler, die wahrscheinlich aus Süditalien kam und den von Natur aus geschützten Felsvorsprung von Qlejgha bei Bahrija besetze. Obwohl dies bisher die einzige bekannte Siedlung der Leute ist, wurde ihre Keramik auch an anderen Plätzen gefunden, (Ghar Dalam, Borg in-Nadur, Tas-Silg). Die Gefäßkeramik ist dunkelgrau bis schwarz mit schwarzem Überzug. Die Dekoration aus geometrischen Mustern, wie Dreiecken, Zickzacklinien und Mäandern, besteht aus Kerben, die einen rechteckigen Querschnitt aufweisen, und meist mit einer weißen Masse inkrustriert wurden. Einige bemalte Tonscherben zeigen eine Verwandtschaft zur Schachtgräberkultur Kalabriens.

Antike

Phönizier und Karthager (800 v. Chr. – 217 v. Chr.)

Etwa um 800 v. Chr. (anderen Quellen zufolge bereits um 1100 v. Chr.) richteten die aus der Levante stammenden Phönizier auf dem Archipel einen Handelsstützpunkt ein. Sie nannten die größere Insel M-L-T (Malet), was so viel wie Zuflucht bedeutet und die kleinere Insel G-L (Gol) nach der Breite ihrer Handelsschiffe. Die Schreibweisen ergeben sich aus der Tatsache, dass die Phönizische Schrift in ihren frühen Formen eine reine Konsonantenschrift mit unterschiedlichen Lautwerten war. Innerhalb von Jahrzehnten kam es durch Heiraten zur ethnischen Vermischung mit der einheimischen Bevölkerung, die auch die phönizischen Sitten und Gebräuche übernahm. Dies wird daran ersichtlich, dass auf der Hauptinsel zwei Tempel für phönizische Gottheiten errichtet wurden: Über dem Grand Harbour vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Fort St. Angelo in Vittoriosa entstand eine Weihestätte für Melkart und an der Bucht von Marsaxlokk nahe Tas-Silg eine für Astarte. In jener Epoche war Malta wie alle phönizischen Stützpunkte autark. Obwohl zu dieser Zeit die schriftliche Aufzeichnung von Ereignissen auf den Inseln begann, sind keine Berichte erhalten, die angeben, mit welchen Gütern auf Malet und Gol gehandelt wurde. Es ist jedoch anzunehmen, dass Olivenöl ein wichtiges Produkt darstellte. Zudem intensivierten die Phönizier wahrscheinlich das Webehandwerk und fingen an, Töpferwaren zu produzieren.

Der karthagische Machtbereich um 264 v. Chr.

Nach Ende des Einflusses Phöniziens begannen die Karthager aus Nordafrika, ihren Einfluss auf den Inseln geltend zu machen. Es kam zur Übernahme neuer Götter. In einer von artifiziellen Höhle an der Dwerja Bay auf Gozo findet sich das Symbol der karthagischen Fruchbarkeitsgöttin Tanit. Obwohl Malta von Karthago abhängig war, unterhielt es intensive Beziehungen mit den griechischen Städten in Sizilien und Süditalien. Süditalienische, schwarz glasierte und rotfigurige Töpferei ist während dieser Zeit allgemein verbreitet und die Ausstattung der Gräber im 4. und 5. Jahrhundert v. Chr. entspricht fast jener in der Nekropole von Leptis. Unter der losen Kontrolle, die Karthago auf Malta ausübte, kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Es wurde zu einem Knotenpunkt im karthagischen Handelssystem, auf dem feine Leinenstoffe, Olivenöl und Honig umgeschlagen wurden. Als gesicherter Handelspartner gilt das Alte Ägypten, da man in einem Grab in Ghar Barka einen athropomorphen Terrakottasarg und anderswo Skarabäenamulette fand, die aus jener Zeit datieren. Gleichzeitig dienten mehrere Werften dem Bau und der Reparatur karthagischer Schiffe. Die in einem größeren Umkreis bekannten Tempel lockten Pilger aus entfernteren Regionen an. Die Punier versuchten, den Stützpunkt Malta zur Abwehr der hellenischen Kolonisation Siziliens zu nutzen. Trotz der Feindschaft ist durch Funde von alt-griechischen Münzen, Inschriften und Keramiken nachgewiesen, dass parallel zu den Karthagern auch Hellenen auf dem Archipel lebten. Im Jahre 392 v. Chr. gelang es den Einwohnern, eine Okkupation der Insel durch den griechischen Tyrannen Dionysios abzuwenden. Obwohl die Karthager zu den überlegensten Seefahrern ihrer Zeit zählten, kam es auf Malta doch immer wieder zu Überfällen von Seeräubern, die oftmals Einwohner verschleppten und versklavten. Mit dem Aufstieg der Römischen Republik in Italien, die einen Karthago militärisch ebenbürtigen Kontrahenten darstellte, verlagerte sich auch die Aufgabe Maltas. Die Inseln dienten nun nicht mehr vorrangig zur Abwehr der Griechen, sondern als Stützpunkt gegen die Römer. Im Ersten Punischen Krieg, der 264 v. Chr. begann, war die Inselgruppe eine wichtige Basis für die karthagischen Galeeren, und am Ende des Konfliktes im Jahre 241 v. Chr. verblieb sie, anders als Sizilien, im Einflussbereich des nordafrikanischen Reiches. Nur 24 Jahre später, im Jahre 217 v. Chr., fiel Malta gleich zu Beginn des Zweiten Punischen Krieges dem römischen Einflussbereich zu, und die Karthager vermochten nicht, es zurückzuerobern.

Römisches Reich (217 v. Chr. – 395)

Die Römer behandelten Malta zunächst wie alle eroberten Ländereien und setzten einen für zivile und militärische Angelegenheiten zuständigen Prokurator ein. Sie änderten die Namen der Inseln. Aus Malet wurde Melita und aus Gol Gaulus. Es ist davon auszugehen, dass sich Melita von Mel, dem lateinischen Wort für Honig, herleitet, welcher damals in großen Mengen auf der Hauptinsel gewonnen wurde. Darüber hinaus ordneten die Römer neben dem Bau der Stadt Melita (das heutige Mdina) über einer älteren punischen Siedlung auch die Errichtung von Victoria auf Gozo an. Nach mehreren Jahrzehnten änderte sich das Verhältnis zur Römischen Republik positiv dahingehend, dass diese Malta nun eher als Verbündeten denn als Besiegten ansah und der Bevölkerung zahlreiche Zugeständnisse machte. Diese Wandlung der Beziehungen dürfte ihren Grund darin gehabt haben, dass die Römer Maltas strategisch günstige Lage im Kampf gegen die Karthager erkannten. Den Einwohnern wurde erlaubt, ihre Sprache sowie ihre eigenen Götter beizubehalten. Nach dem Ende des Dritten Punischen Krieges im Jahre 146 v. Chr war Malta von römischen Provinzen umgeben, was eine langwährende militärische Sicherheit brachte. Auch die vormals häufigen Plünderungen durch Seeräuber blieben nun aus.

Die Römer führten ein Bewässerungssystem ein und ermöglichten so einen großflächigeren Anbau. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Güter jener Zeit waren auf dem Archipel Flachs, Wachs, Weizen, Olivenöl und der erwähnte Honig. Weitere Einnahmequellen waren die Reparatur und die Versorgung der römischen Schiffe. Um der steigenden Nachfrage nach diesen Dienstleistungen nachkommen zu können, wurden die bestehenden Hafenanlagen ausgebaut und in Burmarrd und San Pawl il-Baħar auf Malta und Xlendi und Marsalforn auf Gozo neue Häfen angelegt. In Folge des steigenden Wohlstandes auf den Inseln bildete sich im Laufe der Jahre eine Oberschicht heraus, die sich in Villen auf Comino niederließ. 45 v. Chr. übergab Gaius Iulius Caesar die Insel seinen Veteranen und leitete so die langsame Romanisierung ein. Dadurch kam es schließlich zur Verdrängung der alten phönizischen und karthagischen Götter aus dem maltesischen Alltag. Der Astarte geweihte Tempel an der Bucht von Marsaxlokk wurde für Juno übernommen und jener des Melkart für Herakles. Die Römer führten allerdings auch neue Götter ein. So errichtete man Apollon einen Tempel in Melita und Proserpina einen in Mtarfa.

Im Jahre 59 ereignete sich, der Legende nach, vor Malta der berühmte Schiffbruch des Paulus von Tarsus, der als Gefangener von Kreta nach Rom eskortiert wurde (siehe auch St. Paul's Bay und St. Paul's Island. Er wurde in Melita in einer unterirdischen Grotte untergebracht, hatte aber so große Bewegungsfreiheit, dass er die Möglichkeit besaß, die ersten Malteser zum Christentum zu bekehren und den ersten Bischof einzusetzen. Nach drei Monaten reiste er weiter. Im 2. Jahrhundert wurde die Insel unter Kaiser Hadrian zum Municipium mit innerer Selbstverwaltung ernannt und eine Rom verpflichtete Regierung eingesetzt. Es ist heutzutage nicht mehr eindeutig zu klären, ob Gozo ein eigenes Municipium darstellte oder dem Maltas angegliedert war. Das Christentum breitete sich auf Malta stetig weiter aus, doch seine Anhänger waren anfangs gezwungen, ihre Religion im Verborgenen zu praktizieren, um Verfolgungen zu entgehen. Aus diesem Grunde entstanden die weitläufigen Katakomben auf Malta, die sowohl als Begräbnisstätten als auch als Gebetsräume dienten. In den Jahren 305 bis 311 flohen während der letzten großen Christenverfolgung zahlreiche sizilianische Christen nach Malta. Zwei Jahre später leitete Konstantin der Große die Konstantinische Wende ein, ab welcher die Christen anerkannt wurden und ihren Glauben frei ausleben konnten.

Bei der Reichsteilung von 395, als das Römische Imperium nach dem Tod des Kaisers Theodosius I. zwischen dessen Söhnen aufgeteilt wurde, fiel Malta in den politischen Einflussbereich des Weströmischen Reiches, gehörte aber kirchlich zum Oströmischen Reich, dem späteren Byzantinischen Reich.

Germanen und Byzantiner (395–870)

Das Weströmische Reich war äußerst instabil und zerfiel im Zuge der Völkerwanderung binnen weniger Jahrzehnte. Generell sind aus der folgenden Epoche, die etwa 385 Jahre währte, nur wenige Malta betreffende Zeugnisse bekannt. 439 begann das Volk der Vandalen unter seinem König Geiserich seine Angriffe gegen das zurückweichende Reich, speziell gegen Italien und Sizilien. Es ist anzunehmen, dass auch Malta von diesen Vorstößen betroffen war, doch erst nach der Plünderung Roms im Jahre 455 tatsächlich zum Reich der Vandalen zählte. 494 eroberten die Ostgoten unter Theoderich den Archipel. Anfang der 530er Jahre begann Belisar, ein oströmischer Feldherr und General, die früheren römischen Besitztümer in Nordafrika zurückzuerobern. Er landete im Jahre 533 auf Malta und nahm die Inseln umgehend für den oströmischen Kaiser Justinian I. in Besitz.

Von der militärischen Umstrukturierung des Byzantinischen Reiches in so genannte Themen war auch die maltesische Inselgruppe betroffen, und in den Aufzeichnungen finden sich zwischen dem Ende des 7. Jahrhunderts und dem Anfang des 8. Jahrhunderts die Namen der Offiziere Nicetas, Drungarios und Arcontes. Zwar waren Malta und Gozo möglicherweise ein strategisch relevanter Stützpunkt für Kriegsschiffe, doch bedingt durch die Tatsache, dass sie am Rand der byzantinischen Einflusssphäre lagen, ging ihre Bedeutung als Handelsknotenpunkt beständig zurück und versiegte bald ganz. Dies führte zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen, und gegen Ende der byzantinischen Herrschaft über den Archipel waren die ehemals prunkvollen Gebäude in ihrer Mehrzahl verfallen und die Malteser lebten überwiegend wieder unter ärmlichen Verhältnissen auf dem Land.

Mittelalter

Araber (870–1090)

Die Byzantiner auf Melita sahen sich Anfang des 9. Jahrhunderts mit den nordafrikanischen Muslimen konfrontiert, die bestrebt waren, ihren Einflussbereich auszudehnen. Ihre militärischen Überfälle auf die kleinen Mittelmeerinseln begannen um 836, konnten jedoch zunächst von der christlichen Bevölkerung abgewehrt werden. Im Jahre 870 gelang es den Aghlabiden aus dem heutigen Tunesien im Zuge ihrer Eroberung Siziliens, die Malteser zu besiegen und das Land zu plündern. Nahezu alle noch nicht geflohenen byzantinischen Einwohner wurden ermordet. Dennoch verließen die Muslime die Insel vorerst wieder. 904 schließlich nahmen die Araber Melita endgültig ein und vertrieben die restlichen Byzantiner.

Die Araber führten auf Malta unter anderem den wirtschaftlich wichtigen Baumwollanbau ein

Als eine der ersten Maßnahmen wurde der Islam als Staatsreligion eingeführt und die Namen der Hauptinseln von Melita in Malta und von Gaulus in Gћawdex abgeändert. Auch die beiden kleinen vorgelagerten Inseln wurden umbenannt. Die eine erhielt auf Grund des dort vorherrschenden Kümmelanbaus die Bezeichnung Kemmuna (das heutige Comino) und die andere wegen des dortigen Pfefferanbaus den Namen Filfla.

Die Malteser wurden verpflichtet, zum Islam überzutreten. Weigerten sie sich, mussten sie einen Tribut (Harag) bzw. eine Sondersteuer (Dschiziya) bezahlen und wurden nur mit eingeschränktem Rechtsstatus geduldet. Diese Personen bezeichnet man als Dhimmi. Dennoch kam es, soweit bekannt, auf Malta zu keiner Zeit zu religiös bedingten Verfolgungen. Die meisten Menschen nahmen den muslimischen Glauben an um der Dschiziya-Steuer und anderen diskriminierenden Sharia Regeln z.b. im Eigentumsrecht, im Familienrecht und dem Erbrecht zu entgehen. Laut einer im Jahre 991 durchgeführten Volkszählung lebten zu jener Zeit 6.339 christliche und 14.972 muslimische Familien auf den Inseln. Es ist also davon auszugehen, dass das Christentum weiter praktiziert wurde, möglicherweise im Verborgenen, wie etwa in den Katakomben. Es gab jedoch durchaus auch christliche Malteser, die mit muslimischen zusammenlebten. Diese nannte man Rum, was die übliche arabische Bezeichnung sowohl für das Byzantinische Reich als auch für dessen Bewohner war, die die Türken mit den Christen gleichsetzten. Noch heute existieren auf Malta einige Ortsnamen, die auf diesen Umstand hindeuten, wie etwa das Wied ir-Rum (Tal der Christen).

Zwar galten die maltesischen Inseln aus kultureller Sicht als eher rückständig – das Zentrum der islamischen Kunst und Kultur im westlichen Mittelmeerraum lag auf Sizilien –, doch führten die arabischen Machthaber einige Neuerungen ein, möglicherweise auch, um das Ansehen Maltas zu steigern. So installierten sie auf dem Archipel zahlreiche von Tieren getriebene Wasserräder, sogenannte Sienjas, deren Konstruktion heutzutage nicht mehr verbreitet ist. Sie dienten zum effektiveren Wasserschöpfen und zum Bewässern der Felder. Auf diesen ließen sie Baumwolle anpflanzen, deren Verkauf für die folgenden Jahrhunderte Maltas wichtigsten Wirtschaftszweig darstellte.

Um ihre Macht zu sichern errichteten die Muslime am Ort des früheren Heraklestempels eine Festung, unter deren Mauern und Schutz mehrere Kriegsschiffe ankerten. Viele Malteser waren verpflichtet, auf den Schiffen zu arbeiten. Gleichzeitig legten die Araber im Landesinneren stark befestigte Trutzburgen an. So trennten sie einen Teil der Stadt Melita ab, umgaben ihn mit einem weiten Graben und hohen Mauern und nannten ihn Medina (das heutige Mdina). Die restlichen unbefestigten Teile der Stadt erhielten den Namen Rabat (Vorort). Auf ähnliche Weise entstand auch die Zitadelle der gozitanischen Hauptstadt Victoria, die ebenfalls Rabat getauft wurde. Diese Zweiteilungen der Städte waren zur damaligen Zeit im Mittelmeerraum nichts Ungewöhnliches und wurden von den Arabern vor allem in Nordafrika in vielen Siedlungen durchgeführt. Der mit Mauern umgebene Bereich erhielt – wie auf Malta – in der Regel den Namen Medina, was Stadt bedeutet. Diese befestigten Gebiete mit ihren engen Gassen stellen heutzutage oftmals die Altstadt der Orte dar und finden sich beispielsweise noch in Fès, Tunis, Hammamet und Tripolis.

Die Byzantiner unternahmen einige erfolglose Versuche, die Inseln zurückzuerobern. Einer dieser Angriffe führte im Jahre 1048 dazu, dass die Araber Hilfe aus Sizilien anfordern mussten. Zusätzlich hob der Emir eine Regelung auf, die es der maltesischen Bevölkerung verbot, Waffen zu tragen. Laut dem arabischen Historiker Kawzuni forderte er sie auf:

„Greift an unserer Seite zu den Waffen, wenn wir gewinnen, sollt ihr frei sein wie wir und unseren Besitztum mit uns teilen; wenn ihr nicht kämpft, werden wir getötet so wie ihr.“

Die Malteser entschieden sich mitzukämpfen, und gemeinsam gelang es, die Byzantiner zurückzudrängen und die Offensive abzuwehren. Wie versprochen gewährte der Emir den Einwohnern daraufhin mehr Rechte. 42 Jahre später, 1090, wurden die Inseln von den Normannen erobert. Roger I. vertrieb die Muslime, nachdem er zuvor bereits in einer 29 Jahre währenden Auseinandersetzung Sizilien eingenommen hatte.

Noch heute existieren im maltesischen Landschaftsbild zahlreiche arabische Begriffe. Dies ist speziell bei Ortsnamen auffällig. So liegt im äußersten Westen von Gozo der Ort Għarb, was sich vom arabischen Wort für Sonnenuntergang, im Sinne von „westlich“ ableitet. Das Dorf Baħrija auf der Hauptinsel trägt die arabische Bezeichnung für Oase. (Anderen Angaben zufolge jene für Motte.)

Normannen, Deutsche, Franzosen und Spanier (1090–1525)

Roger I. besetzte Malta, um eine südliche Front gegen die Angriffe der Araber aufzubauen. Er machte die Muslime zu Vasallen und verlangte Tribut von deren Statthaltern. Die christlichen Zwangsarbeiter wurden befreit, die Mehrzahl der von den Arabern eingerichteten Institutionen blieb jedoch bestehen. Die christliche Konsolidierung erfolgte dennoch erst später. 1156 wurde das Bistum Malta dem Erzbistum Palermo als Suffragan unterstellt. Im Jahre 1168 ist der erste Bischof zu Malta namentlich bekannt. Der Notar Friedrichs I., der Straßburger Vitztum Burchard,[3] schreibt nach 1175 im Bericht über seine diplomatische Mission nach Alexandrien, die Insel Malta sei von Sarazenen bewohnt und stehe unter der Herrschaft des Königs von Sizilien.[4] Ob er sich auf Malta aufgehalten hat, ist unsicher. Margaritos von Brindisi ist von 1192 bis 1194 als erster Graf von Malta bezeugt. Diesen königstreuen Dienern wurden Feudalrechte und Lehen auf den Inseln gewährt. Die meisten von ihnen sahen in den Inseln in der Regel aber lediglich eine Steuerquelle.

Der letzte normannische König hatte keine Nachkommen, so dass Sizilien und somit auch Malta 1194 an das Geschlecht der Staufer unter Heinrich VI. fielen. Dessen Nachfolger Friedrich II. ließ 1249 auf Sizilien einen Araberaufstand niederschlagen und in der Folge sämtliche Einwohner muslimischen Glaubens von Malta verbannen. Viele Muslime traten unter Zwang zum Christentum über. Etwa zur gleichen Zeit erlebte Malta eine starke Einwanderungswelle von der Nachbarinsel.

Im Jahre 1268 gelang es Karl I. von Neapel, dem jüngeren Bruder des französischen Königs Ludwig IX., Sizilien zu erobern, womit er auch die Herrschaftsgewalt über Malta gewann. Damit stand die Insel unter angevinischer Kontrolle. Nach nur vierzehn Jahren wurde diese im Zuge des Aufstandes der Sizilianischen Vesper bereits wieder beendet, in deren Verlauf sich Peter III. von Aragón durchzusetzen vermochte. Malta wurde zum Streitobjekt zwischen Karl I. und Peter III..

Der Konflikt entschied sich erst zwei Jahre darauf 1284 in einer Seeschlacht vor Malta, aus der die Aragon siegreich hervorging. Die Franzosen wurden zum Abzug aus Malta gezwungen. Die Malteser wollten die Insel in die königliche Domäne eingliedern und direkt der Herrschaft des Souveräns unterstellen, anstatt von einem seiner Stellvertreter verwaltet zu werden. Nach mehreren entsprechenden Anträgen wurde ihrer Bitte stattgegeben, doch keine dieser Eingliederungen war von Dauer. Ab etwa 1350 konnten jedoch auch Mitglieder der maltesischen Bevölkerung in den Adelsstand erhoben werden. Die Folge war wenig später die Einberufung eines Rates mit Verwaltungsstruktur, der sogenannten Universitá, deren Mitglieder einen Gouverneur (Hakem) aus ihren Reihen wählten. Auch auf Gozo etablierte sich ein Rat. Beide Institutionen wurden vorbehaltlos vom König anerkannt. Noch im ausgehenden 14. Jahrhundert war die Piraterie ein für Malta wichtiger Wirtschaftszweig, doch nicht selten kam es zu Vergeltungsmaßnahmen. So überfielen 1371 zehn Schiffe der Republik Genua die Inseln und plünderten sie, nachdem zuvor ein genuesisches Handelsschiff von Maltesern gekapert worden war. In den Folgejahren intensivierten die Einwohner daher die Beziehungen zu Sizilien, da man über die Versorgung mit Getreide und Vieh von diesem abhängig war. Der letzte Feudalherr Maltas, Don Gonsalvo Monroy, wurde nach einem Aufruhr vom Archipel verbannt. Er forderte am Hof von Aragón harte Strafen gegen die Malteser und die Rückzahlung von 30.000 Gulden, die er für das Lehen hatte aufwenden müssen. Die Malteser boten an, die Summe zu begleichen und baten gleichzeitig am Hof erneut darum, in die königliche Domäne eingegliedert zu werden. Der damalige König Alfons V. zeigte sich beeindruckt ob dieser Loyalität und bezeichnete Malta als den „ehrwürdigsten Stein in seiner Krone“. Aus diesem Grund gab er der Hauptstadt Mdina den Namen Notabile, der jedoch von den Maltesern kaum verwendet wurde. Man einigte sich auf eine Rückzahlung der Gulden binnen vier Monaten, doch als der Vizekönig Nicola Speciali die Inseln besuchte und auf die schlechte Baumwollernte und die bescheidenen Lebensbedingungen aufmerksam wurde, setzte er sich dafür ein, die Frist zu verlängern. Schließlich zahlten die Malteser bis 1429 20.000 Gulden ab, als ihnen Monroy auf dem Sterbebett den Rest erließ. Mittlerweile hatte sich, nachdem die kulturellen Auswirkungen der 220-jährigen arabischen Epoche noch lange bemerkbar gewesen waren, das Christentum endgültig durchgesetzt. Dies zeigte sich auch an der Tatsache, dass die wichtigsten christlichen Orden Außenstellen in Form von Klöstern auf Malta einrichteten. Die Franziskaner waren bereits 1370 eingetroffen, die Karmeliten und die Benediktinerinnen folgten 1418, die Augustiner-Eremiten 1450 und die Dominikaner 1466. Die Benediktinerinnen waren es, die die erste Volksschule und das erste Hospital des Archipels gründeten. Für die Verteidigung ihrer Inseln waren die Malteser selber verantwortlich. Die männliche Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren war verpflichtet, in den Milizkompanien (den Dejmas) zu dienen. Die militärisch größte Herausforderung war im Jahre 1429 ein Angriff der Mauren, die die Inseln einnehmen und als Ausgangspunkt für weitere Eroberungen nutzen wollten, auch um der Reconquista Einhalt zu gebieten. Über die Schlacht liegen nur wenige historisch gesicherte Daten vor. So weiß man beispielsweise, dass das etwa 18.000 Mann starke Heer der Mauren unter dem Kommando von Kaid Ridavan stand, während die gesamte Bevölkerung Maltas zu jener Zeit gerade einmal rund 17.000 Einwohner zählte, von denen knapp 4.000 Soldaten waren. Die Legende sagt, dass die Mauren zum Zeichen dafür, dass sie die Malteser nicht aushungern, sondern mit Waffengewalt bekämpfen wollten, einen mit Brotlaiben beladenen Karren zu ihren Feinden geschickt hätten. Diesen schickten die Malteser zurück, wobei sie auf jeden Laib einen Gbejna, ein typisches maltesisches Käsegebäck, legten. Die Überlieferungen sprechen von Paulus von Tarsus, der den Inselbewohnern erschienen sei und die Muslime zurückgedrängt habe. Der tatsächliche Hintergrund für den unerwarteten Sieg Maltas dürfte rechtzeitig eingetroffene militärische Unterstützung gewesen sein.

Nach der Zusammenlegung der Krone Aragons mit dem Königreich Kastilien im Jahre 1516 gehörte Malta noch für einige Jahre zum neuen Königreich Spanien unter dem neuen europäischen Hegemonialkaiser Karl V.. Dieser bot das Eiland, zusammen mit Tripolis, 1525 dem aus Rhodos vertriebenen Johanniterorden als Lehen an. Es bedurfte allerdings noch einer päpstlichen Bulle, ehe sich die Ritter am 26. Oktober 1530 auf Malta niederließen. Der Orden bestimmte die Geschichte der Insel für die folgenden 268 Jahre.

Neuzeit

Ordensstaat (1530–1798)

Anfänge

Der Großmeister des Johanniter-Ordens, Philippe de Villiers de l’Isle-Adam, versprach bei seinem Einzug in Mdina, dass er beabsichtige, die Rechte und Privilegien des maltesischen Volkes schützen und wahren zu wollen. Nur ein Jahr nach der Ankunft der Ordensritter führten die Osmanen einen kleinen Angriff gegen die Inseln, der die Malteser dazu bewog, die Festungen auszubauen. Sie legten auf der Halbinsel zwischen dem Grand Harbour und dem Marsamxett Harbour das Fort St. Elmo an und errichteten über dem alten Castel à Mare in Birgu das Fort St. Angelo. 1532 entschied der Großmeister, den Ordenssitz aus dem im Landesinneren liegenden Mdina nach Birgu zu verlagern, welches durch diese Maßnahme eine schnelle Wandlung von einem Fischerdorf zur wichtigsten Stadt Maltas erlebte.

Der osmanische Sultan Süleyman I. hatte mittlerweile seine Taktik geändert und ließ nicht mehr mit großen Heeren angreifen, sondern verteilte Kaperbriefe an Seeleute, die als Vorhut seiner geplanten Reichsexpansion operieren sollten. Einer dieser Seeleute war der von der Insel Lesbos stammende Khair ad-Din Barbarossa. Er wurde 1533 als Vertreter der Hohen Pforte im Maghreb anerkannt und verwüstete bis zu seinem Tod im Jahre 1546 wiederholt die Küsten Siziliens und Maltas. Sein Nachfolger wurde Turgut Reis, der bis 1561 sechsmal den maltesischen Archipel überfiel. So plünderte er beispielsweise 1547 auf Gozo und 1548 an der Südküste der Hauptinsel. 1550 verschleppten seine Anhänger auf Gozo mehr als 1.000 Einheimische in die Sklaverei, was einer Entvölkerung der Insel gleichkam. Im darauffolgenden Jahr, 1551, startete er gemeinsam mit einigen osmanischen Einheiten eine Invasion auf Malta. Dabei verheerte er das Land und hielt sich lediglich von den befestigten Städten Mdina und Birgu fern. Vorräte wurden geraubt und Dörfer niedergebrannt. Infolge dieses Angriffs brach eine Hungersnot auf den Inseln aus, die die Einwohnerzahl auf den niedrigsten Stand dieses Jahrhunderts sinken ließ.

Die Belagerung von 1565 auf einem Gemälde von Matteo Perez d'Aleccio im Großmeisterpalast von Valletta. Gut zu erkennen ist die stark befestigte alte Inselhauptstadt Mdina.

Diese Häufung der Übergriffe veranlasste die Malteser, den Bau von Festungen zu intensivieren. Dieser wurde insbesondere durch den 1557 eingesetzten Großmeister Jean de la Valette vorangetrieben. Unter seiner Führung gelang es den Insulanern und Ordensrittern mit Unterstützung aus Spanien und Sizilien im Jahre 1565 während der Ersten großen maltesischen Belagerung, die zahlenmäßig weit überlegenen Heere der Osmanen nach mehr als drei Monaten zu vertreiben und ihnen schwere Verluste zuzufügen. Diese Niederlage bedeutete einen herben Schlag für die osmanischen Expanisionsbestrebungen und gilt bis heute als größter militärischer Erfolg Maltas. Infolgedessen erfuhr der Orden, der mittlerweile meistens als Malteserorden bezeichnet wurde, große finanzielle Zuwendungen vom europäischen Adel, der die strategisch wichtige Lage im Kampf gegen die Osmanen erkannt hatte und sich dankbar für die vorerst abgewendete Gefahr erwies.

Auf der Grundlage der nun steten finanziellen Unterstützung legte de la Valette am 28. März 1566, also nur wenige Monate nach dem Ende der Belagerung, unterhalb des Forts St. Elmo den Grundstein für ein von ihm lange verfolgtes Projekt: eine neue Hauptstadt. Sie entstand unter der Leitung des italienischen Architekten Francesco Laparelli und dessen maltesischem Assistenten Gerolamo Cassar. Hinter für damalige Verhältnisse außergewöhnlich dicken Mauern legte man ein schachbrettartiges Straßennetz an und errichtete die wichtigsten Gebäude der Ordens, unter anderem den Großmeisterpalast. Aus Furcht vor einem erneuten Angriff der Osmanen verwarf man Pläne, das gesamte Gebiet einzuebnen, so dass die Stadt bereits 1571 – und damit wesentlich schneller als ursprünglich vorgesehen – fertiggestellt werden konnte. Sie erhielt nach dem 1568 verstorbenen Jean de la Valette den Namen Valletta und löste nach nur 39 Jahren Birgu, das seit dem Sieg über die türkischen Belagerer den Ehrennamen Vittoriosa erhalten hatte, als Inselhauptstadt ab.

Blütezeit

Galeere der Johanniter

Im selben Jahr der Einweihung Vallettas nahm der Orden als Koalitionsmacht an der Seeschlacht von Lepanto teil und war somit in der Lage, dem Osmanischen Reich eine weitere empfindliche Niederlage zuzufügen. Dieses Eingreifen steigerte die Achtung der Europäer gegenüber den Maltesern und den Ordensrittern abermals und ließ den Wohlstand wachsen, womit eine Blütezeit Maltas eingeleitet wurde.

Der Malteserorden vermochte in dieser Zeit seinen Reichtum stark zu mehren. Dafür waren vor allem zwei Gründe maßgeblich: Zum ersten ging der gesamte, oftmals nicht unerhebliche Besitz eines Ritters nach dessen Tod in den Besitz des Ordens über und zum zweiten lag ein Hauptzweig der maltesischen Wirtschaft mit Billigung durch die europäischen Adelshäuser auf gegen die Osmanen gerichteten Kaperfahrten. Hatten die Malteser vor der Großen Belagerung die osmanischen Kaperer gefürchtet, betrieben sie nun ihrerseits diese Form der legalisierten Piraterie, die dem Archipel große Gewinne bescherte.

Ein Teil des Wignacourt-Aqädukts

Die Ritter entwickelten ein Programm zur Anhebung des Lebensstandards der Bevölkerung, zu dessen Punkten auch die Einrichtung einer Universität in Valletta im Jahre 1592 zählte. Die Diener der Ordensoberen – zum Beispiel die Köche, Schneider und Gärtner – stammten zumeist aus den Herkunftsländern ihrer Herren. Es war ihnen gestattet, einheimische Frauen zu heiraten, wodurch sie die Möglichkeit bekamen, ihre Fähigkeiten weiterzureichen. So fanden im Laufe der Jahre auch viele Einheimische beim Orden Arbeit als Soldaten, Seefahrer, Handwerker oder Angestellte. Gleichzeitig wurden zahlreiche begabte Malteser auf Empfehlung des Ordens auf das europäische Festland geschickt und dort zu anerkannten Musikern, Philosophen, Malern, Bildhauern und Architekten ausgebildet. Viele von ihnen kehrten in ihr Heimatland zurück und kooperierten mit ausländischen Künstlern, die aufgefordert wurden, auf der Insel zu arbeiten. Gemeinsam gestalteten sie zahlreiche Kirchen und Paläste, die der Malteserorden in jener Zeit des Überflusses in Auftrag gab.

Die Überfälle der Osmanen auf die Inseln hielten allerdings noch bis Anfang des 17. Jahrhunderts an, wie etwa die Plünderung Żejtuns im Jahre 1614 beweist. Der Ausbau der Verteidigungsanlagen schritt jedoch voran und etwa zur Mitte des Jahrhunderts hatten die Malteser ihr Festungs- und Schutzsystem nahezu fertiggestellt, sodass sie auf den Inseln sicher leben konnten. Die wichtigsten Städte waren von mächtigen Mauern umgeben, Bastionen standen an den Buchten und markanten Landpunkten und an den Küsten erhoben sich die sogenannten Redin-Towers, benannt nach dem Großmeister Martin de Redin. Diese eckigen, zweistöckigen Türme standen (und stehen teilweise noch heute) in regelmäßigen Abständen in Sichtweite auf dem zumeist steilen Ufer. Im Alarmfall wurde bei Tag eine Kanone abgefeuert und in der Nacht ein Leuchtfeuer entzündet. Die Türme zur Rechten wie zur Linken wiederholten die Signale und binnen kurzer Zeit stand die gesamte Küste der Insel unter Alarmbereitschaft.

Bereits im Jahr des Überfalls auf Żejtun wurde unter der Ägide des Großmeisters Alof de Wignacourt mit dem Bau eines weitläufigen von Mdina ausgehenden Aquädukts auf der Hauptinsel begonnen, welches 1615 fertiggestellt werden konnte. Es transportierte Wasser aus dem Landesinneren nach Valletta und sicherte somit die Versorgung der Hauptstadt mit dem raren Rohstoff. Die Ordensritter – die die ersten Herren über Malta waren, die auch auf der Insel lebten – führten in den militärisch ruhigen Jahren des Wohlstandes und der florierenden Wirtschaft zahlreiche Dorf- und Volksfeste ein, die mehrheitlich christlich motivierten Ursprungs waren. Zu diesen Feierlichkeiten zählten etwa der Karneval und die mehr als 100 Kirchweihfeste, von denen der Tag „Unserer Lieben Frau des Sieges“ der wichtigste war.

Im Jahre 1676 forderte eine Pestepidemie auf dem maltesischen Archipel über 10.000 Tote und leitete das Ende der Blütezeit des Ordens auf Malta ein, obschon der Wohlstand noch für mehrere Jahrzehnte andauern sollte. Die Bevölkerung war jedoch geschwächt und entwickelte sich unter der Ordensherrschaft nie wieder zu ihrer ursprünglichen Gemeinschaft.

Niedergang

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die militärische Gefahr, die vom Osmanischen Reich ausging, stark ab und in der Folge lagen viele Schiffe des Ordens untätig im Grand Harbour vor Anker. Die finanzielle Situation der Ordensritter war zu jener Zeit sehr prekär. Dies beruhte zum einen darauf, dass der europäische Adel die Meinung vertrat, Malta benötige nicht länger Zuwendungen, und zum anderen darauf, dass der Malteserorden sich mit immer größerem Prunk umgeben hatte und dabei die Finanzkalkulationen vernachlässigt hatte. Die oftmals von den Maltesern herbeigesehnte militärische Untätigkeit führte nun zu hohen Arbeitslosenzahlen und Armut, was Unmut in der Bevölkerung auslöste. Als der Orden versuchte, seine wachsenden Ausgaben durch höhere Steuern zu bezahlen, kam es 1775 zu einem öffentlichen Aufruhr. Der von einigen Priestern angeführte Aufstand wurde jedoch blutig niedergeschlagen und die Mehrzahl seiner Initiatoren hingerichtet. Als während der Französischen Revolution alle in Frankreich liegenden Besitztümer des Ordens von der Ersten Französischen Republik beschlagnahmt wurden, flohen mehrere hundert Franzosen nach Malta. Diese Flüchtlingswelle führte zu einer weiteren finanziellen Belastung für die maltesische Gesellschaft. 1798 schließlich gelang es dem aufstrebenden General Napoléon Bonaparte, die Inseln ohne Widerstand einzunehmen und somit die Ordensherrschaft zu beenden.

Französische Besetzung (1798–1800)

Die französischen Truppen unter dem Kommando von Napoléon Bonaparte gelangten im Vorfeld der Ägyptischen Expedition im Jahre 1798 auch auf den maltesischen Archipel. Es ist anzunehmen, dass bereits Anfang des Jahres Pläne zur Einnahme der Inseln vorlagen. Am 9. Juni traf die Flotte vor den Inseln ein.

Napoléon Bonaparte ließ die maltesischen Inseln okkupieren

Am folgenden Tag entsandte Bonaparte einige Soldaten nach Valletta, um darum bitten zu lassen, die Schiffe mit frischem Trinkwasser versorgen zu dürfen. Der kurz zuvor ins Amt gewählte Großmeister Ferdinand von Hompesch zu Bolheim erteilte den Franzosen die entsprechende Erlaubnis, allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich nur jeweils vier Kriegsschiffe gleichzeitig im Grand Harbour aufhalten dürften. Bonaparte war offenbar auf diese Forderung vorbereitet, denn sobald die ersten Soldaten angelandet hatten, trat eine französischsprachige Fünfte Kolonne der Ordensritter freiwillig unter seine Führung. Da die Regularien dem Malteserorden Kampfhandlungen gegen andere Christen untersagten, gelang es den Franzosen noch am selben Tag, innerhalb weniger Stunden die meisten Siedlungen der Insel unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei dieser Okkupation fiel angeblich nicht ein einziger Schuss. Am 11. Juni wurde an Bord der „L'Orient“ das Kapitulationspapier unterzeichnet und am 14. Juni verließ die ägyptische Flotte Malta, nachdem man zuvor einige Dutzend Soldaten dort stationiert hatte, denen später noch weitere folgten. Von Hompesch zu Bolheim, der letzte auf Malta regierende Großmeister, verließ Malta in den folgenden Tagen in Begleitung einiger weniger Ritter.

In den ersten zwei Wochen nach der Besetzung führten die Franzosen zahlreiche Reformen ein. So wurde die Sklaverei verboten und die ohnehin nur noch wenigen Sklaven befreit. Darüber hinaus etablierte man ein staatlich finanziertes Grundschulsystem und verbot den Adel, dessen Wappen aus der maltesischen Öffentlichkeit entfernt oder, falls dies unmöglich war, zumindest unkenntlich gemacht wurden. Letztere Maßnahme stand in direktem Zusammenhang mit den Forderungen der Französischen Revolution. Die Franzosen unterstellten Malta indirekt einem Bischof und sicherten diesem zu, dass die Rechte der Kirche weiterhin gewährleistet würden. Der Prälat verschickte daraufhin einen Hirtenbrief an die Malteser, in welchem er sie ermahnte, sich der Lehren des heiligen Paulus zu erinnern, den Obrigkeiten zu gehorchen. Jene maltesischen Männer, die im Heer oder in der Marine des Ordens gedient hatte, wurden in die Streitkräfte der Ersten Französischen Republik eingezogen.

Die auf den Inseln stationierten französischen Soldaten plünderten im Sommer 1798 die überwiegende Mehrzahl der Herrenhäuser und Paläste, so auch den Großmeisterpalast in Valletta und anschließend die Kirchen, womit das Versprechen an den Bischof gebrochen wurde. Die entwendeten Kunstgegenstände aus Gold und Silber wurden zu Barren eingeschmolzen. Während die Franzosen so finanziell profitierten, strichen sie gleichzeitig ehemaligen Ordensangestellten die Rente. Da die Mehrzahl der Einwohner Maltas direkt oder indirekt für den Orden gearbeitet hatte, waren sehr viele Familien betroffen.

Aufstand

Durch die Besetzung der Inseln kam deren Wirtschaft nahezu zum Erliegen. Die Ausfuhr von Baumwolle, dem damals wichtigsten Exportprodukt, wurde durch die Franzosen unterbunden, da der Hauptabnehmer das Königreich Großbritannien war, mit dem sich Frankreich seit 1793 im Kriegszustand befand. Der versiegende Handel wirkte sich negativ auf die Lebenssituation der maltesischen Bauern aus und lähmte in einer Kettenreaktion das Land. Aus Unmut über die französische Untätigkeit begann im September 1798 ein Aufstand gegen die Besetzung. Am 2. September sollten in Mdina die Wertgegenstände der dortigen Karmeliterkirche versteigert werden, wozu sich mehrere Schaulustige versammelt hatten. Ein französischer Kommandant und ein Feldwebel versuchten, die Menge zu zerstreuen. Laut einer maltesischen Überlieferung warf ein etwa zwölfjähriger Junge in jenem Moment einen Stein nach dem Kommandanten. Die Malteser hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, überfielen die Franzosen und lynchten sie.[5]

Das 1810 im Gedenken an Sir Alexander Ball errichtete Denkmal mit dorischen Säulen in den Lower Barrakka Gardens in Valletta

Während die Besatzer die Stadttore von Mdina schließen ließen, läuteten die Malteser zum Alarm und drangen mit Verstärkung aus den Nachbardörfern durch einen noch in der Ordenszeit angelegten versteckten Durchgang in die Stadt ein, wo es ihnen schnell gelang, die Truppen zu überwältigen. In der Folge eroberten sich die Einwohner innerhalb eines Tages alle Städte mit Ausnahme der Festungen am Hafen zurück und gewannen so auch mehrere Kanonen. Am Abend des 2. September wurde eine provisorische Nationalversammlung ausgerufen (später in Kongress umbenannt).

Trotz der Kanonen war die Bewaffnung der Aufständischen mit Lanzen, Knüppeln, Schwertern und Flinten eher schlecht, so dass sie Hilfegesuche an das Königreich Sizilien unter Ferdinand I. und dessen Verbündeten, den britischen König Georg III. richteten. Während Ferdinand I. mehrere dutzend Flinten mit Munition sowie geringe Geldsummen zur Verfügung stellte, blockierten die Briten unter dem Kommando von Horatio Nelson, der zuvor die napoléonischen Franzosen in der Seeschlacht bei Abukir vernichtend geschlagen hatte, die Häfen der Inseln, so dass die Franzosen von Nachschublieferungen abgeschnitten waren. Die Belagerung führte im Oktober zur Kapitulation der in der Zitadelle von Victoria auf Gozo festgesetzten Besatzer, was die Ausrufung der kurzlebigen Republik Gozo zur Folge hatte. Die Briten und Malteser erhielten im November Unterstützung vom Königreich Sardinien – dennoch besaßen sie nicht die Schlagkraft, die erforderlich gewesen wäre, die Bastionen zu stürmen. Im Jahre 1799 ernannte man Sir Alexander Ball, den Kapitän eines der Belagerungsschiffe, zum Präsidenten des maltesischen Kongresses. Er einte die oft zerstrittenen Insulaner und erzwang darüber hinaus Getreidelieferungen aus Sizilien. Diese beendeten die permanente Lebensmittelknappheit, die dadurch hervorgerufen wurde, dass die meisten Malteser Soldaten waren und die ohnehin kargen Felder oft brach lagen. Mit dieser Maßnahme steigerte Ball das Ansehen der Briten bei den Maltesern sehr.

Im Jahre 1800 waren die Franzosen so weit geschwächt, dass sie bereit waren, zu kapitulieren, allerdings ohne sich den Maltesern unterwerfen zu wollen, da diese in ihren Augen Rebellen waren. Die Briten verfolgten das Ziel, ihre Schiffe so schnell wie möglich an andere Schauplätze des Zweiten Koalitionskrieges zu verlegen. Bei den Verhandlungen waren die Malteser ausgeschlossen. Schließlich wurde den Franzosen ein freier Abzug gewährt und der maltesische Kongress aufgelöst. Die Briten zogen sich zurück, stationierten jedoch ein Regiment auf den Inseln. Dieses hisste am 5. September 1800, also gut zwei Jahre nach dem Beginn des Aufstandes, den Union Jack in Valletta und begründete so die folgende Kolonialherrschaft.

Kolonialzeit (1800–1964)

19. Jahrhundert

Die Briten zeigten zunächst kein sonderliches Interesse daran, Malta und Gozo unter ihrer Kontrolle zu behalten. Im Gegenteil wurde 1802 im Frieden von Amiens, der den Zweiten Koalitionskrieg beendete, sogar eine Rückgabe an den reformierten Johanniterorden festgehalten. Diese sollte unter dem Schutz des Königreiches Sizilien erfolgen und die Neutralität Maltas von allen Großmächten anerkannt werden. Die Mehrheit der maltesischen Bevölkerung lehnte diese Regelung ab, da man, wenn die Briten die Souveränität über die Inseln verweigerten, selbst entscheiden wollte. Die Übergabe scheiterte letztendlich jedoch an vertraglichen Unstimmigkeiten mit dem Orden, sodass die Inseln ein De-facto-Protektorat Großbritanniens blieben.

Erst in der Folge weiterer militärischer Auseinandersetzungen mit Frankreich lernten die Briten langsam, wie die Franzosen vor ihnen, die strategisch günstige Lage Maltas zu schätzen und versuchten nun, es zu halten. Bei der Besetzung der vakanten Verwaltungspositionen verzichteten sie auf die Einsetzung von Ausländern, sondern beförderten stattdessen Malteser, wodurch ihr Rückhalt in der Bevölkerung wuchs. Ab 1806 mussten unter dem britischen Seekommando alle Handelsschiffe in den Grand Harbour einlaufen, um dort im Zoll der britischen Marine abgefertigt zu werden. Auf Grund dieser Bestimmung entwickelte sich Malta schnell zu einem wichtigen Handelszentrum im Mittelmeer. Erst 1814, im nach dem Sturz Napoléon Bonapartes im Jahre 1814 geschlossenen Ersten Pariser Frieden, wurde der Archipel den Briten offiziell „[…] durch die Stimme Europas und die Liebe der Malteser“[6] als Kronkolonie zugestanden. Diese unterstand einem Gouverneur, der seinen Amtssitz im Großmeisterpalast bezog.

Die Vorrangstellung Maltas als Beherrscherin des westlichen Mittelmeeres, ging nach der endgültigen Niederlage Frankreichs in der Schlacht bei Waterloo 1815 und dem damit einhergehenden Wegfall des britischen Erzfeindes deutlich zurück. Zudem breitete sich im Jahre 1816 eine Pestepidemie auf der Insel aus, die die Wirtschaft entscheidend schwächte. Die Malteser hofften in jener Zeit, dass es ihnen auf Grund ihrer nachlassenden Präsenz im Britischen Empire erlaubt werden würde, ihre alte Nationalversammlung wiederzubeleben. Dies war jedoch nicht der Fall. Stattdessen schafften die Briten 1819 sogar die Università ab. Zu dieser hatten bis zuletzt Wahlen stattgefunden, doch besaß sie nur noch die repräsentative Aufgabe, die Versorgung der Bevölkerung zu organisieren. Etwa zur gleichen Zeit begann die Kolonialmacht, das Inselleben strenger als zuvor zu kontrollieren. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Abbruch der maltesischen Handelsbeziehungen zu Sizilien. Aus diesem Grunde wurde ab etwa 1821 das für den Archipel bestimmte Getreide nicht mehr von der nahen Insel eingeführt, sondern aus dem Schwarzmeerraum, sodass die Malteser gezwungen waren, mit den Briten Handel zu treiben. In die Intention, den Kontakt anderer Staaten mit Malta begrenzt zu halten und den eigenen Einfluss zu erhöhen, spielt auch die Tatsache, dass der Machtbereich des Bischofs von Malta vom Metropolbistum Palermo getrennt wurde.

1827 wählte die Royal Navy Malta als einen ihrer Hauptstützpunkte aus und nahm dort wenig später das erste Trockendock in Betrieb, dem noch viele weitere Werften folgen sollten. Zehn Jahre darauf erlaubte die Kolonialregierung die Einrichtung eines Regierungsrates mit sieben Mitgliedern. Dieser besaß jedoch keine entscheidenden Machtbefugnisse und diente vornehmlich dazu, die Wünsche der Malteser nach einer stärkeren nationalen Selbstbestimmung dem Anschein nach zu erfüllen. Zwei Jahre später begannen nordwestlich von Kerċem auf Gozo die Konstruktionsarbeiten an einem Aquädukt, dessen Überreste noch heute gut erhalten sind. Es diente dazu, Quellwasser vom Ghar-Ilma-Hill zum Reservoir nach Victoria zu leiten. „Ghar Ilma“ heißt soviel wie „Höhle des Wassers“ und ist noch heute als Frischwasserquelle bekannt. Der Bau konnte 1843 fertiggestellt werden und sicherte die Wasserversorgung der gozitanischen Hauptstadt nachhaltig.

Die von den Briten angelegten Victoria Lines

Nachdem zur Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend Dampfschiffe die reinen Segelschiffe auf den Seewegen der Handelsrouten verdrängten, entwickelte sich Malta zu einer wichtigen Zwischenstation zum Nachladen der Kohlevorräte, insbesondere nach der Eröffnung des Sueskanals im Jahre 1869 auf dem Seeweg nach Indien. Bereits zuvor, während des Krimkrieges Anfang in den 1850er Jahren, hatte Malta als Ausgangspunkt für die militärischen Operationen der Briten sowie als Aufnahmeort für Verletzte gedient. Die Inseln erlebten einen zuvor nicht gekannten wirtschaftlichen Aufschwung, der die restlichen dreißig Jahre des Jahrhunderts andauerte. Es herrschte nahezu Vollbeschäftigung, da die zahlreichen Werften so viele Arbeitsplätze besaßen, dass das Angebot teilweise sogar die Nachfrage überstieg und Arbeiter aus Sizilien nach Malta geholt wurden. Damit die Kolonie ihren Eigenbedarf an Alimenten selber decken konnte, wurde die Landwirtschaft gefördert und der Anbau der Kartoffel – heute ein bedeutender landwirtschaftlicher Exportartikel – eingeführt. Durch den Wohlstand wuchs die Bevölkerung rasch an (um 1855 überschritt Malta die Grenze von 120.000 Einwohnern) und um die Wirtschaft zu entlasten, unterstützten die Briten die Auswanderung, beispielsweise nach Nordafrika. Auf diesen Wohlstand trafen Ende der 1850er Jahre Flüchtlinge aus Italien. Es waren Anhänger einer nationalstaatlichen Idee, des Risorgimento, die in ihrer Heimat verfolgt wurden. Auf Malta dagegen fanden sie offene Ohren und riefen mit ihrem Gedankengut einen neuerlichen Nationalismus der Insulaner hervor, der während des wirtschaftlichen Aufschwunges in den Hintergrund gerückt war. Im Jahre 1883 verkehrte zwischen Valletta und Mdina die erste Eisenbahnlinie des Archipels. 1897 vollendeten die Kolonialherren mit den Victoria Lines eine zentrale Befestigungsanlage im Herzen der Hauptinsel Malta, die sich jedoch auf Grund der ohnehin vorhandenen Marineüberlegenheit der Briten in diesem Seegebiet niemals profilieren konnte. Sechs Jahre später begannen die schwierigen Baumaßnahmen an einem 390 Meter langen Wellenbrecher an der Einfahrt zum Grand Harbour, durch die zahllose Malteser Arbeit fanden.

20. Jahrhundert

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts unternahmen die Briten mehrere Versuche, die Malteser zu anglisieren. Mit ihren Methoden hatten sie zwar in der Arbeiterklasse großen Erfolg, doch die Oberschicht wendete sich ab und zog sich in ihre alte, lateinische Kultur zurück. Dieser Umstand führte dazu, dass die Verwaltungsbeamten, die in der Mehrzahl der Oberschicht angehörten, gegen Protegés ausgetauscht wurden. Hierbei handelte es sich um junge Malteser, die in Großbritannien studiert hatten und als linientreu gegenüber den Briten galten. In der Folge kam es zu einem Sprachenkonflikt, da die Oberschicht den Italienischunterricht an Schulen wieder einführen wollte, wohingegen sich die Protegés für eine Fortführung des seit langem praktizierten Englischunterrichts aussprachen. Letztlich einigte man sich darauf, bilingual zu unterrichten. Wenig später schafften die Beamten die italienische Sprache aus dem maltesischen Alltag ab, sodass nur noch Englisch gesprochen wurde. Zeitgleich erlebte auch die alte maltesische Sprache einen Aufschwung.

Im Ersten Weltkrieg stellte Malta, wie auch schon zuvor im Krimkrieg, seine Häfen und Werften den Alliierten als militärische Basen zur Verfügung und diente erneut als Lazarettstation. Bezug nehmend auf diesen Umstand wird Malta heutzutage manchmal noch scherzhaft als „Krankenpfleger des Mittelmeeres“ bezeichnet. Von der Insel aus wurden überwiegend Operationen gegen deutsche U-Boote eingeleitet.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges waren zahlreiche Werften überbesetzt, sodass Mitarbeiter entlassen wurden. Die Arbeitslosigkeit stieg rapide an; ebenso stiegen die Preise für Lebensmittel. Die Unzufriedenheit der Oberschicht erhielt Zuspruch von den Arbeitern, und es wurden abermals Forderungen nach mehr Selbstbestimmung laut. Im Jahre 1919 wurde mit Zustimmung der Briten eine Nationalversammlung gewählt, die Vorschläge für eine neue Verfassung vorlegen sollte. Auf einer der öffentlichen Zusammenkünfte kam es am 7. Juni zu einem gewaltsamen Aufeinandertreffen (Sette Giugno-Aufstand) zwischen Bürgern und Militär, wobei vier Malteser erschossen wurden. Der Gouverneur war um eine Schlichtung der Situation bemüht und beschleunigte den Verfassungsfindungsprozess. Die neue Verfassung, die schließlich 1921 in Kraft trat, gewährte Malta eine beschränkte innere Selbstverwaltung. Die Briten behielten jedoch weiterhin die Kontrolle über die Ministerien für Verteidigung, Außenpolitik und Einwanderungsangelegenheiten.

Zu jener Zeit etablierten sich auf Malta drei Parteien, die zuvor im politischen System nahezu bedeutungslos gewesen waren:

  • die probritische Gruppe (Verfassungspartei) favorisierte die Verbreitung der britischen Kultur und Sprache aber auch der maltesischen Sprache
  • die proitalienische Gruppe setzte sich für einen Gebrauch sowohl der englischen als auch der italienischen Sprache ein und wollte die italienische Kultur fördern
  • die Malta Labour forderte die Etablierung der englischen und der maltesischen Sprache sowie die Festlegung einer allgemeinen Schulpflicht und einer Verbesserung der Arbeits- und Sozialbedingungen

Die Nationalversammlung war jedoch eigentlich handlungsunfähig, da sich Parteien gegenseitig blockierten. Beschloss beispielsweise die Nationalist Party Reformen, wurden diese von der Kirche abgelehnt. Aufgrund dieser Schwierigkeiten annullierten die Briten die Wahlen von 1930 und setzten die Verfassung für zwei Jahre aus. Bei den Wahlen 1932 gewann die proitalienische Gruppe. Als diese jedoch versuchte, ihre Interessen durchzusetzen, kam es erneut zu Unruhen, die zur Folge hatten, dass die Verfassung von 1933 bis 1936 abermals außer Kraft gesetzt wurde und Malta 1934 in den Kolonialstatus der vollständigen politischen Unmündigkeit zurückkehren musste. Die Kolonialherren legten Englisch und Maltesisch als offizielle Amtssprachen fest und schafften das Italienische ab. Diese Regelung gilt noch heute.

1942 verlieh der britische König der Kolonie Malta das Georgs-Kreuz für Tapferkeit.

Während des Zweiten Weltkrieges diente Malta den Alliierten aufgrund seiner strategisch günstigen Lage abermals als Stützpunkt. Die Insel wurde in der Folge von über 2.000 deutschen und italienischen Luftangriffen (siehe Zweite große Belagerung Maltas) getroffen, denen mehr als 1.500 Malteser zum Opfer fielen. Auf die Insel fielen, auf die Fläche bezogen, die meisten Bomben im Zweiten Weltkrieg und Winston Churchill nannte Malta den „unversenkbaren Flugzeugträger“. In Anerkennung des Mutes und der Tapferkeit während der Angriffe verlieh der damalige britische König Georg VI. der maltesischen Bevölkerung am 15. April 1942 das Georgs-Kreuz, welches seitdem die maltesische Flagge ziert.

Wie zuvor vereinbart, ließen die Briten nach dem Ende des 2. Weltkrieges Malta zur beschränkten Selbstverwaltung zurückkehren. Zusätzlich stellten sie 30 Millionen Pfund Sterling als Aufbauhilfe bereit. Das erste schwerwiegende Problem war, wie nach dem Ersten Weltkrieg, die steigende Arbeitslosenzahl, da die Arbeiter nicht mehr in den Munitionsfabriken und Werften benötigt wurden. Als ein Mittel zur Behebung der Krise wurde die Auswanderung, speziell nach Australien, angesehen, was von den politischen Parteien unterstützt wurde. Um mehr Mitbestimmung zu erhalten, plädierten die Parteien für eine Vertretung Maltas im britischen Parlament, was von der Kolonialmacht abgelehnt wurde, woraufhin die maltesische Regierung die vollständige Unabhängigkeit von der britischen Krone forderte.

Anfang 1964 fand in London ein Kongress aller maltesischen Parteien statt, auf dem die Möglichkeit einer Unabhängigkeit erörtert werden sollte. Bereits am 5. Mai waren die Formalitäten geklärt und die Malteser stimmten in einem Referendum für eine neue, von George Borġ Olivier zum Vorschlag gebrachte Verfassung, die eine konstitutionelle Monarchie unter der britischen Krone im Commonwealth of Nations vorsah, sowie die Katholische Kirche zur Staatskirche erklärte. Am 21. September 1964 löste sich Malta nach 164 Jahre währender Kolonialherrschaft aus dem britischen Verantwortungsbereich und wurde in die vollständige Unabhängigkeit entlassen. Der 21. September wird unter der Bezeichnung Independence Day bis heute als Nationalfeiertag zelebriert.

Unabhängigkeit

Als Mitglied im Commonwealth of Nations hatte Malta die britische Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt, die auf dem kleinen Archipel durch einen einheimischen Gouverneur vertreten wurde. Aus den ersten Parlamentswahlen ging der bereits seit 1962 als Regierungschef amtierende George Borġ Olivier der Nationalist Party als Sieger hervor, der somit zum Premierminister ernannt wurde. Gegen Überlassung von Marinestützpunkten erhielt der junge Staat von Großbritannien umfangreiche Finanzhilfen. Die britische Marine blieb durch diese Regelung weiterhin auf den Inseln stationiert, wenn auch unter dem Oberbefehl der NATO.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich auf Malta trotz der Existenz von etwa einem halben dutzend politischer Parteien nahezu ein Zweiparteiensystem. Die politisch oftmals tief gespaltene Bevölkerung votiert regelmäßig zu fast gleich großen Teilen für die die sozialdemokratisch ausgerichtete Malta Labour Party (MLP) oder die christlich-konservative Nationalist Party (NP), sodass Wahlsiege nur sehr knapp ausfallen.

In den 1970er Jahren bestimmte die MLP unter dem Premierminister Dom Mintoff die maltesische Politik. Als eine seiner ersten Amtshandlungen handelte er nach seinem Wahlsieg 1971 zum 26. März 1972 einen neuen Truppenstationierungsvertrag mit Großbritannien aus. Dieser sah neben britischen und NATO-Finanzhilfen auch EG-Mittel für Industrialisierungsprojekte vor. Als Gegenleistung gewährte man den britischen NATO-Truppen militärische Präsenz auf Malta bis 1979 und verpflichtete sich gleichzeitig, keinem Mitgliedsstaat des Warschauer Paktes militärisch nutzbare Anlagen zur Verfügung zu stellen. Am 13. Dezember 1974 wurde eine neue Verfassung eingeführt und Mintoff proklamierte die parlamentarische Republik (dieser Tag wird noch heute als Republic Day gefeiert), womit er das Amt des Staatspräsidenten schuf, der die Queen ablöste. Gleichzeitig koppelte er die Maltesische Lira vom britischen Pfund Sterling ab und kündigte das Truppenstationierungsabkommen mit der NATO auf. Wie vereinbart zogen die letzten britischen Militäreinheiten am 31. März 1979 aus Malta ab (Freedom Day). Mintoff wurde speziell in Westeuropa für seine sowjetfreundliche Politik gerügt. Während seiner Amtszeit unterhielt Malta enge außenpolitische Beziehungen zur damaligen Sowjetunion und anderen Mitgliedern des Warschauer Paktes, zur Volksrepublik China, zu Nordkorea und im Rahmen der von ihm propagierten „gemeinsamen Mittelmeer-Identität“ auch zu Libyen. Am 11. März 1980 unterzeichnete er ein Verteidigungsabkommen mit dem nordafrikanischen Staat und weniger als ein Jahr später, am 26. Januar 1981, genehmigte Malta der Sowjetunion die Nutzung seiner Häfen. Im selben Jahr nahm man bei Ghar Lapsi an der Südwestküste in der Nähe der Tempelanlagen von Mnajdra die erste Meerwasserentsalzungsanlage des Landes in Betrieb und verminderte so den chronischen Wassermangel. Auf Grund des Erfolges der Einrichtung folgten bald weitere, so etwa an der Nordküste Gozos am Reqqe Point. In einem am 11. März 1983 ratifizierten Vertrag sicherte Italien Malta Neutralität zu und am 29. Juni desselben Jahren enteignete die Regierung Mintoff sämtliche Kirchengüter auf den Inseln.

Nach dem Rücktritt von Dom Mintoff am 21. Dezember 1984 besserte sich das politische Verhältnis zu Westeuropa wieder und 1987 wurden Neutralität und Blockfreiheit der Republik Malta in der Verfassung verankert. Ebenfalls 1987 gewann die Nationalist Party die Parlamentswahlen, nachdem sie für eine Beendigung des Streits mit der Kirche eingetreten war und im Mai 1990 wurde dieser durch einen Besuch des Papstes Johannes Paul II. endgültig beigelegt.

Im Juli 1990 richtete die Republik Malta unter ihrem Ministerpräsidenten Edward Fenech Adami einen ersten formellen Aufnahmeantrag an die Europäische Gemeinschaft, welcher 1993 von dieser unter der Voraussetzung einiger wirtschaftlicher Reformen befürwortet wurde. Der nach dem Wahlsieg der Malta Labour Party bei den Parlamentswahlen vom 25. Oktober 1996 neu eingesetzte Ministerpräsident Alfred Sant zog den Aufnahmeantrag jedoch bereits wenige Tage nach der Wahl zurück und erklärte auch den Austritt des Landes aus dem NATO-Programm „Partnerschaft für den Frieden“. Als Gründe führte er an, die Neutralität und den nationalen Charakter der Insel wahren zu wollen. Aufgrund parteiinterner Probleme war Sant bereits 1998 gezwungen, Neuwahlen abzuhalten. Dieser gewann die Nationalist Party, so dass es zur Wiedereinsetzung Fenech Adamis kam, der seinen europafreundlichen Kurs erneut aufnahm und noch im selben Jahr den Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union erneuerte. Am 15. Februar 2000 begannen zwischen der Staatenorganisation und der Mittelmeerinsel die offiziellen Beitrittsverhandlungen – zeitgleich mit jenen Bulgariens, Lettlands, Litauens, Rumäniens und der Slowakei. Etwas mehr als vier Jahre später, am 1. Mai 2004, wurde Malta schließlich im Zuge der EU-Erweiterung 2004 gemeinsam mit neun anderen Staaten in die Europäische Union eingegliedert und stellt seitdem deren kleinstes Mitglied dar. Zeitgleich trat der Mittelmeerstaat auch dem Schengener Abkommen bei und am 21. Dezember 2007 fielen die Grenzkontrollen weg. Nachdem Malta bereits seit dem 29. April 2005 Mitglied des Wechselkursmechanismus II war, stand ihm die Möglichkeit der Einführung des Euro als Währung offen, für welche am 27. Februar 2007 der Antrag gestellt wurde. Am 16. Mai gaben die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank bekannt, dass das Land die gemeinschaftliche Währung der Europäische Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Januar 2008 einführen könne. Diese Entscheidung wurde am 21. Juni auf einem EU-Gipfel in Brüssel von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union offiziell bestätigt. Am 1. Januar 2008 führte Malta somit den Euro mit eigenen Münzen ein.

Literatur

  • Aldo E. Azzopardi: Malta und seine Inseln. Centro Stampa Editoriale, Sesto Fiorentino; Seiten 4 bis 21
  • Anthony Bonanno: Malta – Ein Archäologisches Paradies
  • J. von Freeden: Malta und die Baukunst seiner Tempel. Darmstadt 1993
  • Thomas Freller: Die Geschichte Maltas. Eine Insel zwischen Orient und Okzident. Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008. ISBN 978-3-7995-0801-8. (deutschsprachige Gesamtdarstellung)
  • Pascal Firges: Grossbritannien und das Osmanische Reich Ende des 18. Jahrhunderts. Europäische Gleichgewichtspolitik und geopolitische Strategien. Sonnenberg, Annweiler 2009 ISBN 3-933264-56-1
  • Wolfgang Korn: Megalithkulturen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1553-7
  • Hans E. Latzke: Malta mit Gozo und Comino. Dumont Reise-Taschenbücher, 3. Auflage 1994, ISBN 3-7701-2417-0
  • Richard Marti: Tarxien und andere maltesische Wunder. Karl Müller Verlag
  • Karl Mayrhofer: Die prähistorischen Tempel von Malta und Gozo
  • Karl Mayrhofer: Das Rätsel von Hagar Qim
  • David H. Trump: Malta – Prähistorische Zeit und Tempel
  • Themistocles Zammit: Prähistorisches Malta – Die Tarxien-Tempel und das Saflieni-Hypogäum

Siehe auch

 Portal:Malta – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Malta  Portal:Malteserorden – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Malteserorden

Einzelnachweise

  1. Für eine Auswahl der Quellen siehe zum Beispiel: dmoz.org
  2. Malta Before Common Era
  3. Harry Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre I, 499, 510
  4. J. C. M. Laurent, Burchard von Strassburg, in: Serapeum 19, 1858, Heft 10, S. 149
  5. Vgl. Azzopardi, Seite 17.
  6. Azzopardi, Seite 18

Weblinks

 Commons: Malta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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