Geschichte Russlands

Geschichte Russlands
„Tausend Jahre Russland” (1862). Monument vor der Sophienkathedrale in Nowgorod

Die Geschichte Russlands bietet einen Überblick über die Vorgeschichte, Entstehung und den zeitlichen Verlauf des russischen Staates[1].

Ausgehend von der frühesten Besiedlung des heutigen russischen Territoriums seit der Altsteinzeit, beschäftigt sich dieser Artikel mit der Entstehung des Reichs von Kiew (von 980 bis 1240), der Kiewer Rus, des ersten ostslawischen Großreiches, das sich im 10. Jahrhundert formierte, durch die Annahme des Christentums von Byzanz her (988/89) in die christliche Ökumene eintrat und schließlich dem Mongolensturm zum Opfer fiel. Aus dem Konglomerat ostslawischer Teilfürstentümer, die der Zusammenbruch des Reiches von Kiew hinterließ folgte die Zeit der Nachfolgereiche (im Westen von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, im Osten bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts)[2]. Im Zusammenwirken mit der Herrschaft der Tataren führte dies im Verlauf der russischen Geschichte zu einer jahrhundertelangen Entfremdung gegenüber dem Rest des westlichen Kulturkreises.

Mit der zunehmenden Zersetzung der tatarischen Herrschaft und der gleichzeitigen inneren und äußeren Konsolidierung des ethnisch weitgehend russisch geprägten Moskauer Reiches gegenüber dem ethnisch weitgehend ruthenisch geprägten Großfürstentum Litauen, begann – durch die räumliche Struktur begünstigt – eine territoriale Expansion, die die russische Geschichte seitdem entscheidend geprägt hat. Einer Phase der inneren Zerüttung, der sogenannten Smuta, am Anfang des 17. Jahrhunderts, folgte mit Zar Peter I. ein Herrscher, der mit den Petrinischen Reformen das seit 1721 imperiale Russische Reich wieder an das restliche Europa heranführte und modernisierte. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts festigte das Russische Reich seinen Anfang des Jahrhunderts erworbenen Großmachtstatus, baute ihn weiter aus. Durch die schnelle räumliche Ausdehnung zu dieser Zeit eilten die staatlichen Aufgaben jedoch dem realen Sozialprodukt davon, so dass die Regierung die für die innere Entwicklung benötigten Mittel anderweitig einsetzen musste. Nach der Niederlage Napoleons erreichte das Russische Reich die Vorherrschaft auf dem europäischen Festland, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Aufgrund der festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen wie der Autokratie und der Leibeigenschaft konnte das agrarisch geprägte Reich jedoch mit den sich rasant entwickelnden Industriestaaten immer weniger Schritt halten, bis schließlich der Krimkrieg die Diskrepanz offenlegte und eine Phase der inneren Reformen anschob. Die Reformen beschleunigten Russlands wirtschaftliche Entwicklung, doch das Land wurde immer wieder von inneren Unruhen destabilisiert, da die politischen Veränderungen nicht weitreichend genug waren und große Teile der Bevölkerung ausgeklammert wurden. Durch die Februar- und Oktoberrevolution im Jahre 1917 während des Ersten Weltkriegs, wurde die Zarenherrschaft über Russland beendet und in der Folge die sozialistische Sowjetunion gegründet, die bis 1991 Bestand hatte. Nach ihrer Auflösung ging die Russische Föderation durch einen schwierigen Transformationsprozess, der zunächst große Einbrüche sowohl beim nationalen BIP als auch bei der wirtschaftlichen Situation vieler Menschen verursachte. Darauf folgte ab dem Jahr 2000 ein von der Weltkonjunktur begünstigter Aufschwung.

Inhaltsverzeichnis

Frühgeschichte

Bis Mitte des ersten Jahrtausends waren die südrussischen Steppen von unterschiedlichen nomadischen Völkern bewohnt, unter anderem von Skythen und Sarmaten. Die Steppen waren dazu auch immer wieder Durchzugsgebiet für nach Westen ziehende Völker. Nördlicher von ihnen waren in der Waldzone Finno-ugrische Völker und Balten beheimatet. Seit Anfang des ersten Jahrtausends begann aus dem Westen die kontinuierliche Ausbreitung der Slawen. Die slawischen Stämme, die sich unmittelbar auf dem Gebiet des heutigen Russlands niederließen, waren Ilmenslawen, Kriwitschen, Wjatitschen und Sewerjanen. Zwischen 552 und 745 befand sich auf einem Teil vom heutigen Territorium Russlands das Alte Großbulgarische Reich. Um 654 teilte sich Großbulgarien in drei Teile auf. Vom 10. bis zum 14. Jahrhundert gehörte das Land zwischen Wolga und Kama zum Reich der Wolgabulgaren.

Kiewer Periode

Hauptartikel: Kiewer Rus

Teilfürstlicher Partikularismus

Die Ausdehnung der Kiewer Rus um ca. 1000

Das Wort „Rus“ (russisch Русь) leitet sich vermutlich von einem Warägerstamm ab, der aus Schweden kommend die großen Flüsse Dnepr und Wolga entlang ruderte (vgl. finnisch: „Ruotsi“ für Schweden). Die verschiedenen Chroniken besagen, dass die Slawen die Waräger zu sich riefen, damit diese ihre Stammesfehden beendeten. Die Waräger gründeten um 862 ein riesiges Reich. Stammesvater dieser warägischen Herrschaft wurde 862 Rurik in Nowgorod. Ruriks Nachfolger Igor (878 – 893) eroberte 882 Kiew, das er zu seiner Residenz machte, und unterwarf die benachbarten ostslawischen Stämme. 962 besiegte Swjatoslaw I. das Kasarenreich. Mindestens acht politische Einheiten wirkten an der Bildung und Konsolidierung des russischen Staates mit: serbische, finnische und litauische Stämme, die Waräger und Kasaren, die Bulgaren an der Wolga, die byzantinischen Griechen als Missionare und Araber als Vermittler zwischen Europa und Asien im internationalen Handel. Diese Entwicklung war in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhundert abgeschlossen. Dieses Kiewer Reich kann aufgrund der Vielzahl der Nationalitäten daher als erster Großstaat der ostslawischen Geschichte gelten und gelangte in der Folgezeit zu hoher Blüte. Neben Kiew entwickelte sich allmählich Nowgorod am Ilmensee zu einem zweiten Zentrum des Reiches. So entstand zur ersten Jahrtausendwende aus der Verschmelzung von Skandinaviern und Ostslawen mit byzantinischer Kultur und Religion die Bevölkerung der Kiewer Rus, aus der später Russen, Ukrainer und Weißrussen hervorgegangen sind.

Zlatnik von Wladimir I., die erste russische Goldmünze

In dieser Periode gab es keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Rußland und Westeuropa.[3] Der neugeborene russisch–warägische Staat entwickelte sich politisch und wirtschaftlich innerhalb der romanisch–germanischen Völkerkonglomeration Europas. Die Großfürsten von Kiew standen mindestens bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts in engem Kontakt zu ihrem Mutterland Schweden und zum skandinavischen Norden. Die freundschaftlichen Beziehungen Russlands zu westeuropäischen Staaten entwickelten sich besonders Anfang des 11. Jahrhunderts unter der Herrschaft Jaroslaws I. (1019–1044), dessen 40-jährige Regierungszeit ein friedliches Diplomatiesystem, auf Grundlage weitverzweigter Eheverbindungen mit dem Herrscherhaus, hervorbrachte. Als Folge dieser Politik waren die Fürsten von Kiew im 11. Jahrhundert verwandt mit den Herrscherhäusern in Norwegen, Schweden, Frankreich, England, Polen, Ungarn, dem Byzantinischen Reich und dem Heiligen Römischen Reich. Unter Jaroslaw dem Weisen erreichte die Kiewer Rus eine Blütezteit. Er ließ im ganzen Reich nach byzantinischem Vorbild viele Kirchen, Klöster, Schreibschulen und Festungsanlagen errichten, reformierte die ostslawische Gesetzgebung, hielt sie erstmals schriftlich fest (Russkaja Prawda) und gründete in Kiew die erste ostslawische Bibliothek.

Durch den hauptsächlich auf Konstantinopel ausgerichteten Handel kam es, trotz anfänglicher Eroberungsversuche seitens der Rus, zu engen Kontakten mit Byzanz. Die Fürstin Olga (893–924) ließ sich als erste Herrscherin aus der riurikidischen Dynastie taufen, konnte den christlichen Glauben im Reich nicht durchsetzten. Erst unter ihrem Enkel, Vladimir der Heilige wurde das Christentum 988/989 zur Staatsreligion erhoben und die Kiewer Bevölkerung in Massentaufen bekehrt. Dabei ordnete sich Vladimir dem byzantinischen Reich nicht unter, sondern half dem Kaiser mit Truppen aus militärischer Bedrängnis und heiratete dessen Schwester, wodurch man ihm Gleichrangigkeit symbolisierte und ihn in die „Familie der Könige“ aufnahm. In 35 Jahren, bis 1015, war das gesamte, bis dahin heidnische Rußland bekehrt. Dies führte dazu, dass die Missionare nach dem Tod von Vladimir diesem den Beinamen Zar gaben. Die Annahme des byzantinischen Christentums verschloss zugleich Russland eine kulturelle Beziehung zum römischen Christentum. Denn Byzanz betrieb zu dieser Zeit seine Kirchenpolitik im bewußten Gegensatz zu Rom und vermittelte den Ostslawen bei ihrer Bekehrung antirömische Tendenzen.[4] Die Kirche Kiews wurde als Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel zunächst von Exarchen verwaltet, was keine Auswirkungen auf die politische Selbständigkeit der Kiewer Großfürsten hatte. Die Orthodoxe Kirche und ihre Werte bildete zukünftig eine tragende gesellschaftliche Säule des russischen Reiches.

Das Kiewer Reich war ähnlich wie das Heilige Römische Reich kein einheitlicher Staat, sondern bestand aus einer Vielzahl von autonomen Teilfürstentümern, die von den Rurikiden regiert wurden. Einer von Ihnen erbte jeweils die Großfürstenwürde und zog zum Regieren nach Kiew um. Das Kiewer Reich kannte keine stabile und unbestrittene Thronfolgeordnung. Das Reich war in einzelne souveräne Fürstentümer aufgeteilt, denen ein Großfürst übergeordnet war. Dabei gab es keine schriftlich fixierte Ordnung der Thronfolge als stabilisierendes Element für den kritischen Moment des Todes des Herrschers. Vielmehr folgte man dem Senioratsprinzip. Dabei galt immer eine Regel: Der Herrscher mußte der Dynastie der Rurikiden entstammen. Entscheidend bei dem Gedanken der russischen Thronfolgeordnung war die Gleichheit der einzelnen Fürsten. Die Fürsten bezeichneten sich gegenseitig als „Brüder“. Schließlich stuften sie die Beziehung zueinander durch den Zusatz „älterer“ oder „jüngerer“ ab, wobei nicht unbedingt das tatsächliche Altersverhältnis wiedergegeben wurde sondern vielmehr das Rangverhältnis. So konnte ein „älterer Bruder“ jünger sein als sein „jüngerer Bruder“ und in der Thronfolge weiter oben stehen, da sich die Abstufung am Senioratsprinzip orientierte. Bei dem Seniorat handelte es sich um das erste beständige Thronfolgesystem. Bedingung war, dass nicht wie bei der Primogenitur der älteste Sohn den Thron erbt sondern der nächstfolgende Bruder, der zuvor schon ein anderes Teilfürstentum regierte. Erst wenn die regierende Generation keinen Thronfolger mehr stellen konnte, folgte die Generation der Söhne nach. Beim Tod eines Fürsten bildete sich unter den Brüdern ein Nachrückverfahren aus, das bis 1169 zu einem Residenzwechsel der Brüder und Söhne führte. Das heisst, der jüngere Bruder des Großfürsten von Kiew übernahm dessen Thron, dann der nächstfolgende Bruder und wenn der nicht vorhanden war, der älteste Sohn. Die Großfürstenwürde war also keineswegs in einem Haus erblich, sondern wurde nach dem Gesichtspunkt des Altersvorranges in der Dynastie vergeben.[5]

Zu den bedeutendsten Fürstentümern des Reiches gehörten im 11. und 12. Jahrhundert das Fürstentum Kiew, Fürstentum Tschernigow, Fürstentum Perejaslaw, Fürstentum Smolensk, Fürstentum Polozk, Fürstentum Turow-Pinsk, Fürstentum Wladimir-Susdal, Fürstentum Rjasan und Galizien-Wolhynien sowie das Nowgoroder Land.

Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an kam es im Kiewer Reich zu vielen Veränderungen, die schrittweise den Niedergang des Reiches einleiteten. Kiew konnte zwar seine Stellung als bedeutender Handelsplatz behalten, aber das Reich zerfiel zunehmend in kleinere Fürstentümer. Als im 11. Jahrhundert der Reiterstamm der Polowzer Kiew bedrohte und das Umland verwüstete, gewannen die nördlich und östlich gelegenen Fürstentümer in der Gegend von Nowgorod und Wladimir an Bedeutung. Nowgorod selber wurde zu einer einflussreichen Kaufmannsrepublik mit einem Hansekontor. Nur kurzfristig konnte Wladimir Monomach (Regierungszeit 1113–1125) die Einheit des Reiches wiederherstellen. Laut der Nestorchronik gab es im 12. Jahrhundert im Kiewer Reich mehr als 100 Städte sowie eine Gesamtbevölkerung von 4 bis 9 Millionen Menschen.

Mongolensturm aus dem Osten

Teilfürstentümer der Rus 1237 zu Beginn des Mongolensturms

Die Zerstrittenheit der russischen Fürsten erleichterte die Eroberung des Gebietes durch Mongolen aus der ostasiatischen Steppe, die Mongolische Invasion der Rus, auch „Mongolensturm“ genannt. Den Fürsten blieb daher verborgen, dass die Mongolen nach Dschingis Khans Tod 1227 seinen Sohn Ögädäi zum Groß-Khan gewählt hatten und auf seiner 1235 in Qara Qorom, dem Sitz des Herrschers, abgehaltenen Reichsversammlung der Angriff gegen den Westen beschlossen wurde. Zum Feldherren wurde ein Enkel Dschingis Khans, Bātŭ, bestimmt. Nach längerer Vorbereitung begann der mongolische Vormarsch. Als erste fielen ihnen die Wolgabulgaren zum Opfer, deren Reich um Kasan an der mittleren Wolga als Handelsumschlagsplatz eine bedeutende Rolle besaß. Im Winter 1237/38 drangen die Mongolen in die Fürstentümer Rjazan, Vladimir und Suzdal ein. Hier kamen der Großfürst Jurij II. und alle seine Söhne um. Bātŭ rückte bis vor Toržak im Grenzgebiet Novgorods, kehrte aber um, als Tauwetter die Wege in Sümpfe verwandelte. Dadurch blieben Novgorod und die nordwestlichen Fürstentümer verschont. Batu richtete sich in Sarai an der unteren Wolga eine Residenz ein und unternahm von dort aus Vorstöße gegen die südöstlichen Fürstentümer. 1239 fielen Černigov und Perejaslavl am 6. Dezember 1240 die alte Reichshauptstadt Kiew[6]. In schnellem Vorstoß durchstreiften die Mongolen die südwestlichen Fürstentümer der Rus, drangen in Polen ein, nahmen Krakau, verwüsteten Breslau und von dort weiter nach Ungarn. Während für die Länder Polens, Böhmens und Ungarn der Mongolenvorstoß eine Episode blieb, bedeutete es für die Fürstentümer der Kiewer Rus die dauerhafte Unterwerfung unter mongolischer Herrschaft. Zugleich löste der Mongolensturm und die ständige Bedrohung der steppennahen ostslawischen Bauernsiedlungen eine schrittweise Siedlungsverlagerung aus, das heißt eine Rückverlegung der bäuerlichen Ansiedlungen aus den Waldsteppenzonen im Süden und eine Wanderungsbewegung in die nördliche Taiga.

Mongolenherrschaft und Kampf um die Herrschaft der Rus

Das Reich der Goldenen Horde im Jahr 1389. Sarai ist als Stern markiert. Der hellgelbe Bereich markiert das Fürstentum Moskau, als Tributpflichtiger Vasall der Goldenen Horde

Mit der Aufrichtung der Mongolenherrschaft tritt Osteuropa von 1240 bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts in eine Übergangsphase seiner Geschichte ein, die als „dunkles“ Zeitalter bezeichnet wird.[7] Die russische Nationalhistoriographie bewertet diese Zeit negativ. Die mongolische Fremdherrschaft führte demnach für zwei Jahrhunderte zu einem Abbruch der Beziehungen zum Westen und förderte die Abkapselung des orthodoxen Russlands.[8] Die russischen Fürstentümer lagen im Machtbereich der Goldenen Horde, konnten jedoch eine gewisse innere Autonomie bewahren. Derweil mussten die russischen Fürstentümer im Norden und Westen Angriffen von Schweden, Ordensrittern und Litauern erwehren. Unter den zerplitterten und verfeindeten russischen Fürstentümer erwies sich das kleine und unbedeutende Fürstentum Moskau als das durchsetzungsstärkste, löste die Mongolenherrschaft und eroberte Schritt für Schritt die verlorengegangenen russischen Länder zurück.

Die russischen Fürstentümer unter „tatarischem Joch“

Osteuropa gehörte nun zum Machtbereich der Blauen Horde, die in der Kyptschak-Steppe nördlich des Kaspischen und des Schwarzen Meeres nomadisierte und deren Khan in Sarai an der unteren Wolga residierte. Ostslaven und Westeuropäer benutzen hierfür die Bezeichnung Goldene Horde als Sinnbild des goldgeschmückten Zeltes, dem Palast der Khane. Nominell unterstand der Khan der Goldenen Horde dem Groß-Khan im fernen Karakorum. Die Goldene Horde löste sich später zunehmend vom Gesamtkhanat ab. Die ostslawischen Fürsten hatten es daher vornehmlich mit dem jeweiligen Khan der Goldenen Horde zu tun.

Die Form der Herrschaft über die russischen Fürstentümer war eine lockere. Ein gewisses Maß an Autonomie blieb bestehen, solange die russischen Fürsten den Grundpflichten nachkamen.[9] Die Fürsten mussten Tribut liefern und Hilfstruppen bereitstellen. Wurde dies unterlassen folgten verheerende Straffeldzüge sobald die Mongolen Widerstand und Ungehorsam entdeckten. Nicht selten bedienten sich russische Fürsten der mongolischen Militärhilfe bei Auseinandersetzungen mit ihren jeweiligen Nachbarn, die teils ihre Verwandten waren.

Ein Baskake der Horde in einer russischen Stadt
  • Ein wichtiger Faktor der Herrschaft bildete der Großfürstentitel. Die Tataren bestimmten aus den Fürsten einen ersten, der für die Eintreibung des Tributs verantwortlich wurde. Als Großfürst setzte der Khan stets einen Mann seines Vertrauens ein. In der Vergabe des Großfürstenamtes - des „Ältesten im ganzen russischen Volk“ - halten sie sich anfangs an die traditionelle Senioratsordnung. Dem Khan hatten die Anwärter auf die Großfürstenwürde durch persönliche Reise nach Sarai zu huldigen, um die Ernennung aus seiner Hand durch eine Gnadenurkunde (Jarlyk) entgegenzunehmen. Dadurch, das immer nur der Stärkste unter den Fürsten Großfürst wurde, war auch keine Erbfolge möglich.
  • Die Herrschaftssicherung vollzog sich durch die Entsendung von so genannten Baskaken, zu deutsch Presser, als Beobachter an den Fürstenhöfen, die dem Khan über die politischen Vorgänge auf dem laufenden hielten und mangelndes Wohlverhalten unverzüglich nach Sirai meldeten. Aufrührerische Fürsten wurden dann entweder vom Khan nach Sirai befohlen oder durch eine Strafexpedition tatarischer Truppen zur Folgsamkeit gezwungen.
  • Die orthodoxe Kirche stellte einen weiteren machtstabilisierenden Faktor dar, da die Khane nicht in die religiösen Angelegenheiten eingriffen. Weitergehende Kontrollmaßnahmen waren nicht notwendig, da die russischen Fürsten untereinander misstrauten und es eine allgemeine Uneinigkeit der russischen Fürsten gab, was zu Intrigen und Anschwärzungen beim Khan durch russische Fürsten führte.

Nach dem Fall Kiews entstanden in den bisherigen Randgebieten neue bedeutende Machtzentren. Diese neuen Gebietszentren begannen sich unabhänig voneinander zu entwickeln und danach zu streben, die benachbarten Kleinfürstenümer wirtschaftlich, politisch und kulturell an sich zu binden. In den Umgruppierungsprozess der sich anschloss, taten sich vier Zentren hervor:

  • im äußersten Süd-Westen entstand das Galizische Fürstentum, das sich von den nördlichen Hängen der Karpaten über das heutige Ostgalizien und Wolhynien erstreckte. Der Papst übertrug den Fürsten die Königskrone. Dieses Königreich bestand bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts und zog das Fürstentum Turow-Pinsk, das Fürstentum Kiew und das Fürstentum Tschernigow in seinen Herrschaftsbereich. Es bildete den Grundstein für die spätere ukrainische Volksgruppe.[10]
  • Im nordwestlichen Teil Altrusslands begann das Fürstentum Smolensk, Zentralisierungstendenzen geltend zu machen. Sein westlicher Nachbar das Fürstentum Polazk leistet ihm keinen Widerstand. Hier bildete sich allmählich die bellorussische Volksgruppe heraus, die im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts von Litauen inkorporiert wurde.
  • Im Norden lag das dritte Zentrum, die Freistadt Nowgorod mit einem ausgedehnten Landbesitz in Nordrussland vom Ladogasee bis zum Weißen Meer und an die nördlichen Ausläufer des Urals hin. Nowgorod stand in enger Verbindung mit den autonomen Republiken Pskov im Westen und Kirow im Osten. Die Handelsrepubliken gelang es ihre Unabhängigkeit zu wahren. Aufgrund der engen Handelsbeziehungen Nowgorods mit dem Westen blieb die Stadt uninteressiert an den innerrussischen Verhältnissen.
  • Im Osten hatte, durch große Urwälder vom südlichen und westlichen russischen Land getrennt, das Fürstentum Wladimir-Susdal schon vor der Tatareninvasion zu bedeutender Macht gelangen können.[11] Ihre Fürsten erkannten die Oberherrschaft der Tataren an und suchten sich selbst eine begünstigende Stellung als Großfürsten in der Goldenen Horde zu sichern. Da sich das Fürstentum zu Beginn des 14. Jahrhunderts wegen fehlender Herrschernachfolge in mehrere Teilfürstentümer zersplitterte ging ihre Führerschaft langsam zum Fürstentum Moskau über. Die Großfürsten von Wladimir residierten aber nicht in Vladimir, sondern dort, wo sie jeweils ihr Vatererbe hatten, das heißt ihre Herrschaft beschränkte sich auf das Territorium ihres eigenen Teilfürstentums. Dies war zuerst Twer und wechselte (auch institutionell) langsam nach Moskau. Dieses hegte später den Anspruch, alle Gebiete des ehemaligen Großfürstentums Vladimir seien das Vatererbe (votcina) des Moskauer Herrschers.

Abwehrkämpfe gegen Schweden und Deutschen Orden im Norden

Alexander Newski im Kampf gegen die Schweden, a.D. 1240

Im Norden war die Durchdringung der mongolischen Herrschaft am geringsten. So dass sich hier das Zentrum des antimongolischen Widerstands bildete. Rasch wechselnde Machtgefüge zwischen den einzelnen Rusfürstentümern und äußere Angriffe brachten die Nord-Ost Rus im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts an den Rand des Abgrundes.[12]

Bedingt durch die Schwäche der gesamten Rus infolge der Mongoleneinfälle wurde der Norden durch Angriffe auswärtiger mächte bedroht, die ihrerseits Nutzen aus dieser Situation ziehen wollten. Dies betraf vor allem die Republik Nowgorod, das seine Unabhängigkeit behaupten musste. Unter Führung von Alexander Newski konnte Nowgorod erfolgreich Gebietsansprüche Schwedens und des Deutschen Ordens abwehren:

  • Die politischen Ziele die die Schweden zu diesem Heerzug veranlassten sind in der Geschichtsforchung umstritten. Ein Erklärungsansatz lautet, das die Schweden die Mündung an der Newa erobern wollten, um damit die politische und ökonomische Kontrolle über den lukrativen Ostseehandel der Rus zu gewinnen. Eine andere Erklärung lautet, das hinter den Schweden der Papst stand, der auch von Norden her die Kichenunion wollte und dies nach der Niederlage noch einmal mit dem Deutschen Orden versuchte. In der Schlacht an der Newa schlug das zahlenmäßig unterlegene Heer von Alexander Newski (seit 1236 Fürst von Nowgorod) am 15. Juli 1240 das Heer der Schweden und sichert damit die Nordgrenze. Letztlich stand die Schlacht in einer langen Reihe von Konflikten um den Einfluss von Karelien und Finnland zwischen Schweden und Nowgorod.[13] Eine Grenzfestlegung zwischen Schweden und Nowgorod entstand erst 1323. Ein Krieg zwischen Schweden und Nowgorod in den Jahren 1321 und 1322 hatte zu Verhandlungen in Nöteborg, an der Mündung der Neva in die Ladoga geführt. Schweden erhielt West-Karelien und Nowgorod erhielt Ingrien und Ladoga-Karelien (Ost-Karelien). Dabei fielen nordöstliche Teile Finnlands an die Republik Nowgorod. Der übrige Teil blieb weiterhin eine Provinz seines westlichen Nachbarn Schweden.
  • Deutsche Ordensritter eroberten Izborsk und Pleskau, von wo aus sie einzelne Streifzüge bis in die unmittelbare Nähe Nowgorods unternehmen. Die Nowgoroder mussten Alexander Newski, der die Stadt verlassen hatten, weil diese ihm keine politischen Rechte gewährten, zurückholen, als die Ritter angriffen. Als Fürst von Nowgorod hatte er vor allem die Funktion eines Heerführers, die eigentliche Macht lag in den Händen einer Versammlung einflussreicher Bürger und dem Rat der Herren.[14] auf dem Eis des Peipussees vernichtete er 1242 die Truppen des Deutschen Ordens (siehe Schlacht auf dem Peipussee). Dieser Schlacht kam große Bedeutung zu, weil damit die mittelalterliche deutsche Ostexpansion gestoppt wurde. 1243 schließt der Deutsche Orden und Nowgorod Frieden. Die Deutschritter verzichten ausdrücklich auf künftige Expansionsabsichten im Novgoroder Gebiet. Der Vertrag bildet für ein Jahrhundert die Grundlage der beiderseitigen Beziehungen und legt die Ostgrenze des Baltikums gegenüber Russland für die Folgezeit fest.

Ein Zusammengehen mit dem Orden hätte zwar eine mögliche schlagkräftige Abwehr gegen die Tataren bedeutet und wurde von westorientierten Bojaren der Stadt auch gefordert. Letztlich konnte auch Newski nichts gegen die Mongolen ausrichten und suchte eine realistische Politik, da von einer dauerhaften mongolischen Bedrohung auszugehen war. Anstatt mit dem Orden zusammenzuarbeiten, hatte er diesen bekämpft und entschied sich nun dazu, mit den Tataren zu kooperieren. Denn mit dem Orden hätte auch der Katholizismus Einzug in die Rus gehalten und die Mongolen waren ihrerseits für die religöse Toleranz bekannt.[15]

Als Großfürst von Wladimir-Susdal (seit 1252), unterstellte Alexander Newski 1257 den Tataren Nowgorod. Die Stadt Wladimir wird 1263 neues Zentrum des russischen Reiches.[16] So bewahrte er die Nordost-Rus vor schweren Einfällen der Reiternomaden und verschaffte dem Großfürsten zugleich den nötigen Rückhalt gegenüber Groß-Novgorod und dem Fürstentum Twer, die Zentren antimongolischer Strömungen waren. Die Autonomie geriet nach seinem Tod wieder in Gefahr, da seine Nachfolger die starke Stellung Newskis nicht halten konnten und ein Machtvakuum schafften. Das Großfürstentum Wladimir-Susdal musste daher zunehmend auf mongolische Truppen gegen die russischen Fürsten (besonders Nowgorod) setzen. Die Goldene Horde stützte sich daher zunehmend auf das (Teil-)Fürstentum Rostow (das in den 30er Jahren des 12. Jh. selbständig wurde).

Expansion des Großfürstentums Litauen im Süden und Westen

Der Aufstieg Litauens zu osteuropäischen Großmacht unter Großfürst Mindaugas I. und seinen Nachfolgern führte auch zur Eroberung von Teilen der Länder der Rus

Seit der Wende des 12./13. Jahrhunderts wurden die westlichen Teilfürstentümer durch das Großfürstentum Litauen bedroht. Plündernde litauische Streifscharen wurden häufig bei innerrussischen Fürstenfehden als Hilfstruppen ins Land gerufen. Betroffen waren die Teilfürstentümer Polock, Smolensk, Turov-Pinsk und Teile Wolhyniens. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es zu Eheverbindungen zwischen den Familien ostslawischer Dünafürsten und litauischen Fürsten. Eine echte Bedrohung entwickelte sich zwischen 1240 und 1250, als Mindowe die innere Konsolidierung Litauens vollzog und eine Konzeption in die litauischen Expansionsbestrebungen kam. Der teilfürstliche Partikularismus wie auch der beginnende Mongolensturm begünstigten hierbei die expansiven Absichten der litauischen Großfürsten. Litauen war seinerseits durch die Festsetzung des Deutschen Ordens in Preußen als auch in Livland und seit Beginn des 14. Jahrhunderts durch das Erstarken Polens an einer Westexpansion gehindert, so dass die litauischen Großfürsten das entstandene Machtvakuum im Osten ausnutzen mussten.[17]

Nach dem Tode Mindaugas 1263 blieb von den litauischen ostslawischen Erwerbungen nur die Schwarze Rus am oberen Njemen um Grodno und Nowogrodek unter dauernder litauischer Herrschaft. Als am Ende des 13. Jahrhunderts Vytenis die ganze litauische Macht wieder vereinigen konnte, begann die entscheidende Phase der Expansion. Vytenis selber gliederte 1307 Polock endgültig an. Sein Nachfolger Gedimin (1316–1341) dehnte den litauischen Machtbereich bis an den westlichen Bug und über den Pripjet aus und gewann auch an Einfluss in Smolensk. Algirdas (1345–1377) nahm in Konkurrenz mit dem polnischen König Kasimir III. das Fürstentum Galizien-Wolhynien in die Zange und konnte aus den langen Kämpfen mit Polen um die Beute Wolhynien und Ostpodolien einbringen. Mit der Eroberung Kiews und fast des gesamten mittleren Dnepr-Beckens beherrschte er gut 60 Prozent des ehemaligen Kiewer Reiches.[18]

Aufstieg der Großfürsten von Moskau im Osten

Hauptartikel: Großfürstentum Moskau

Gründung Moskaus durch Juri Dolgoruki. Ein Aquarell (1920) von Apollinari Wasnezow

Im Windschatten dieser Konflikte wurde Moskau, das zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch eine unbedeutende Burgstadt war, aber durch einen breiten Gürtel von Waldsümpfen gut geschützt war, das vorherrschende Fürstentum. Moskau gewann durch den Erhalt der Großfürstenwürde von Twer und der Verlagerung des Metropolitensitzes nach Moskau den Anspruch legitimer Nachfolger der Kiewer Rus zu sein.

Alexander Newskis jüngster Sohn Daniil Alexandrowitsch bekam von der Goldenen Horde als Lehen das kleine Teilfürstentum Moskau. Als Daniil Alexandrowitsch am 4. März 1303 in Moskau stirbt hinterläßt er seinem Sohn Juri I. Daniilowitsch ein Herrschaftsgebiet mit noch bescheidenem Umfang. Es umfaßt das engere Territorium der Residenzstadt Moskau, dazu die jüngsten Erwerbungen Kolomna, Serpuchov und Gebiete auf dem linken Oka-Ufer sowie das ererbte Perejaslavl' Zalesskij. Unter Juri I. Daniilowitsch erreichte der bereits seit Jahrzehnten spürbare Aufstieg des Fürstentums Moskau eine neue Phase. Bereits am Anfang der Herrschaft von Juri I. Daniilowitsch begann er mit der Ausweitung seines Territoriums. 1303 eroberte er das Fürstentum und die strategisch wichtige Festung Moschaisk, wodurch er den gesamten Lauf der Moskwa unter seine Kontrolle brachte. Ein Jahr später bestätigte ihm der Khan der Goldenen Horde den Besitz des Fürstentums Pereslawl-Salesski.

Der unterlegene Michail Jaroslawitsch steht vor Usbek Khan

Die Großfürstenwürde begann am Anfang des 14. Jahrhunderts nach einer Zeit des Niedergangs wieder attraktiver zu werden, weil der Khan mit diesem Titel Recht und Verpflichtung zur Sammlung der zu zahlenden Tribute für das gesamte russischen Gebiet übertrug. Dem Großfürsten kamen in diesem System eine Schlüsselstellung und damit eine Machtposition zu, denn damit war, wie einst in Kiew, über ein territorial abgegrenztes Großfürstentum (z.B. des Fürstentums Twer) der Anspruch auf das Gesamte hergestellt. Denn der Inhaber dieses Titel repräsentierte dann das ganze (Fürstentum) Vladimir, anstatt nur das Territorium des eigenen Teilfürstentums in der Beziehung zu den Tataren. Daran entzündeten sich Auseinandersetzungen Moskaus mit dem Großfürstentum Twer, das bis dahin den Titel der Großfürsten von Wladimir besaß. Beide Fürstentümer waren zunächst gleich stark in den Machtkampf gestartet. Auch Twer lag zentral und verkehrsgünstig; auch seine Wälder boten Flüchtlingensicherheiten und neue Existenzmöglichkeiten. Beide Residenzstädte waren als befestigte Grenzorte entstanden. 1147 gründete sich Moskau gegen Tschernigow und 1209 Twer gegen Nowgorod. Als Fürstentümer existierten sie noch weit jünger. Aber Twer hatte bereits 1247 die Großfürstenwürde erhalten. Auch 1304 erhielt Twer nochmal die Großfürstenwürde. Mit dem Machtantritt Khans Özbegs 1314 nutzte Juri I. die Gunst der Stunde und erreichte beim Khan die Absetzung des Großfürsten von Twer. Diese wurde nun auf Juri I. übertragen womit zum ersten Mal ein Moskauer Fürst die Großfürstenwürde erhielt. Die Kämpfe hielten während des ersten Viertels des 14. Jahrhunderts an. Twer erhielt 1324 die erneute Großfürstenwürde, doch nach einem Aufstand in Twer verherrte eine großangelegte Strafaktion der Mongolen das Fürstentum Twer. Nutznießer war Moskau, dessen Fürst Iwan Kalita erhielt 1328 die Großfürstenwürde die seither der Moskauer Dynastie zukommend, nicht mehr erfolgreich angefochten wurden.[19] Moskau konnte sich gegen das Fürstentum Twer vor allem aufgrund der Interessengemeinschaft mit dem Khan Özbeg durchsetzen. Denn Iwan I. garantierte den Mongolen eine verhältnismäßige Ruhe in der Rus, da er als ein zuverlässiger Steuereintreiber der Goldenen Horde fungierte. Das bedeutete, das Moskau militärisch von den Mongolen geschützt wurde, wenn sich Twer mit Litauen verbündete und einen Angriff auf Moskau begann.

Der „Metropolit von Kiew und ganz Russland“, Peter, verlegte 1325/28 seinen Sitz von Wladimir nach Moskau, da der Fürst von Twer ihn als Kandidaten ablehnte. Moskau unterstützte ihn und so stärkte auch die Kirche unter Peter und seinem Nachfolger Theognost den Rücken des Moskauers. Durch seine Entscheidung hat er entscheidenden Anteil an der politischen Aufwertung dieses ursprünglich unbedeutenden Fürstensitzes im Nordosten.

Der hölzerne Moskauer Kreml unter Iwan Kalita. Ein Aquarell (1921) von Apollinari Wasnezow

Iwan Kalita begründete den Aufstieg Moskaus, da er viel von den in ganz Russland eingezogenen Steuern beziehungsweise Tributen für eigene Zwecke verwendete. Während seiner Herrschaft kehrten etwas ruhigere Verhältnisse im Innern und ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Begünstigend wirkten sich hierfür der beginnende Machtverfall der Goldenen Horde und der Machtgewinn Moskaus aus. Zwar war Moskau zu dieser Zeit noch nicht in der Lage, die Gefährdung durch äußere Feinde oder durch innere Zwistigkeiten völlig zu bannen, doch war das Maß der inneren Ruhe wesentlich stärker als noch in den hundert Jahren zuvor. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich daher ein nachhaltiger wirtschaftlicher Aufschwung in den Ländern der Rus, nachdem die Pestwellen von 1352/53 und 1360–1366 überwunden wurden. Neben dem Wiederaufleben monumentaler Bautätigkeiten, wie z.B. 1326 der Bau der ersten steinerne Kirche in Moskau, die Vorgängerin der heutigen Mariä-Entschlafens-Kathedrale aufgrund der Verlegung des Sitzes des Oberhaupts der russischen Kirche. 1329 veranlasste Iwan den Weiterbau des Moskauer Kreml, kurze Zeit darauf die Errichtung neuer hölzerner Befestigungsanlagen. Anspruchsvollere Gewerbezweige entwickelten sich und die Rodetätigkeiten wurden verstärkt ausgeführt. Auch ein Neubeginn einer eigenen Münzprägung fällt in diese Zeit. Die Binnenkolonisation erfuhr in der zweiten Hälfte des 14. und am Anfang des 15. Jahrhunderts eine erhebliche Belebung. Ursprünglich war diese als Ausweichbewegung vor den Tartaren angefacht worden. Dadurch konnte die Erschließung der Taiga erheblich beschleunigt werden. Kleine Siedlungsgruppen wanderten hierzu von den Altsiedlungen stromabwärts in Richtung zum Weißen Meer, in die bis dahin unerschlossenen Waldmassive.[20]

Mit diesen günstigen Ausgangsbedingungen nahmen sich die Großfürsten von Moskau auch nach dem Tod Iwan Kalitas die „Sammlung russischer Erde“ vor, womit die Wiederherstellung der Kiewer Rus gemeint war. Dieser Prozess verlief aber keineswegs geradlinig oder zwanghaft.[21] Die „Sammlung des Landes“ um das Fürstentum Moskau hatte einen Krieg gegen alle anderen Teilfürstentümer zur Folge: Teilfürsten und freie Städte wurden von dem Moskauer Geschlecht unterworfen. Im ganzen weiten Reich gab es niemanden, der sich den Großfürsten Moskaus widersetzen konnte.

Unter Großfürst Dmitri Donskoi (1359-1389) ging das Großfürstentum Moskau zu einer offensiven Politik über und gliederte mehrere Fürstentümer über die Wolga hinweg weit nach Norwesten bis Beloozero und Galitsch ein. Twer war zu diesem Zeitpunkt bereits schwach geworden und Nowgorod versank in innere Zwistigkeiten. Die abnehmende Macht in den alten russichen Zentren stand in einem starken Kontrast zu dem Aufstieg Moskaus. Wesentlichen Anteil hatten die adeligen Dienstleute. Die Moskauer Großfürsten warben gezielt Fürsten ab. Der Übertritt von Rjurikiden in Moskauer Diensten geschah nicht immer unfreiwillig, denn gerade die Zersplitterung vieler Teilfürstentümer bot den Kleinherrschern in immer geringem Maße ein standesgemäßes Leben und Schutz vor den Annexionsbestrebungenen mächtiger Nachbarn. Beides sicherten sie, wenn sie die Abhängigkeit von Moskau akzeptierten, die ihnen als Dienstfürsten den höchsten Rang in der Moskauer Dienstadelhierarchie zusicherten. So erhielt Moskau die militärische Kraft dieser Territorien, und blutete gleichzeitig die restlichen Teilfürstentümer durch Abwanderung des Adels nach Moskau militärisch so weit aus, dass Widerstand sinnlos wurde.[22] So begannen die Großfürsten Moskaus Ansprüche auf die Nowgroder Ländereien zu stellen. Den russischen Teilfürstentümern wurde von den Moskauer Großfürsten ihre völkerrechtliche Handlungsfähigkeit entzogen. Auch die mächtigsten Teilstaaten wurden entselbständigt und unterlagen dem umfassenden Verbot außenpolitischer Beziehungen. Jeder Versuch der Teilfürsten, eigene Politik zu betreiben, galt als Verrat an Moskau. Im 13. und 14. Jahrhundert gab es nicht nur den Großfürsten von Wladimir, sondern auch die Großfürsten von Twer, Jaroslaw, Rjasan. Diese Situation entstand, weil es bereits vor den Moskauern andere Großfürsten von Wladimir gegeben hatte und deren Erben ihrem Herrschaftsgebiet den Großfürstentitel hinzugefügt hatten. Um sich einerseits von den anderen zu unterscheiden und sich andererseits ranglich über die anderen Großfürsten zu stellen, änderte Iwan I. seinen Titel in den eines „Großfürsten der ganzen Ruß‘“ (velikij kniaz‘ vsea Rusi). Dmitri gelang es 1392 das Großfürstentum Susdal-Nischni-Nowgorod unter seine Kontrolle bringen. In der zweiten Runde des Entscheidungskampfes mit Twer (1368-1375) gelang es ihm, die Oberhand zu behalten. Großfürst Michail von Twer behielt zwar seine Eigenständigkeit, musste aber Dmitri als Übergeordneten anerkennen und außenpolitische Beschränkungen hinnehmen.

Strittig war nun nicht mehr die Moskauer Großfürstenwürde, sondern nur noch, wer Großfürst innerhalb der Moskauer Linie werden sollte. Als das Moskauer Großfürstentum im 14. Jahrhundert seine ersten Entwicklungsphasen durchlief gab es keine stabile und unbestrittene Thronfolgeordnung ebenso wenig wie im alten Kiewer Reich. Die Moskauer Herrscher versuchten, als die politischen Bedingungen dafür gegeben waren, die Thronfolge (in ihrem Sinne) zu beeinflussen und den Unsicherheitsfaktor auszuschalten den ein Thronwechsel darstellte, wenn der Großfürstenthron zum Streitobjekt zweier oder mehrerer Rivalen wurde. Dimitrij Donskoj (1359 – 1389) betrachtete als erster Moskauer Großfürst nicht nur das (Teil-)Fürstentum Moskau, sondern auch das Großfürstentum als „Vatererbe“. Damit war die Voraussetzung für den Beginn einer großfürstlichen Thronfolgepolitik gegeben. Womit das vom Tatarenkhan verliehene Territorium auch weitervererbt werden konnte. So entwickelte Dimitrij aus der Improvisation heraus eine Stufenordnung:

  • Zunächst legte er die vertragliche allgemeine Anerkennung des Thronfolgeanspruchs der Söhne durch andere russische Fürsten fest,
  • darauf folgte die Anerkennung des Anspruchs eines bestimmten Sohnes und
  • schließlich die testamentarische Vererbung.

Sein Versuch, auch schon den Nachfolger seines Nachfolgers zu bestimmen, mißlang und lieferte den Grund für eine blutigen Fehde. Wenn der älteste Sohn eines Fürsten, den Weg der Primogenitur von sich aus einschlug und in einem solchen Fall der nach dem Seniorat erbberechtigte jüngere Bruder des Verstorbenen nicht nachgab, so entwickelte sich eine Auseinandersetzung zwischen Onkel und Neffe. Dies geschah auch in dem Onkel-Neffen Konflikt der sich zu der blutigen Moskauer Fehde von 1425 bis 1453 zwischen zwei Zweigen der Moskauer Dynastie entwickelte. Es war Vasili II. (1425–1462), der die Stufenfolge um ein wesentliches neues Element erweiterte mit der Ernennung des Thronfolgers zum Großfürsten und Mitherrscher noch zu Lebzeiten. Dadurch setzte sich die Vorstellung durch, dass der Erbe des Großfürsten der einzige rechtmäßige Nachfolger der großfürstlichen Herrschaft war und für andere Anwärter jeder Kampf von vornherein aussichtslos war.[23]

Abschüttlung der Tatarenherrschaft und Eroberung Nowgorods und Twers

Das Stehen an der Ugra markierte das Ende der Tatarenherrschaft über Russland

Nachdem die innere Stellung gefestigter war konnte direkt gegen die Tataren vorgegangen werden. Aufgrund der Erfolge der Moskauer Politik verbündete sich der Emir Mamai mit Litauen. Zudem unterstützte er zunehmend Twer und Rjazan gegen Moskau. Dmitri fühlte sich stark genug nach dem Sieg über Twer 1375 auch eine Auseinandersertzung mit dem Emir zu wagen. Der Sieg Dmitris über die Tataren in der Schlacht von Kulikowo, unweit des Dons konnte zwar nicht die Tatarenherrschaft abschütteln, allerdings konnten die Tataren erstmals in einer großen Schlacht geschlagen werden, womit der Niedergang des Reiches der Goldenen Horde einleitet wurde.

Die Goldene Horde kann sich von dem Schlag nicht mehr erholen. Schon nach der Ermordung Khan Dschani Beg (1357) hatte sie eine Schwächeperiode durchzustehen, die von häufigen Thronwechseln gekennzeichnet war. Zwischen 1357 und 1380 lösten sich allein 25 Khane ab. Der Ausfall einer allgemein anerkannten Zentralmacht gab ehrgeizigen Emiren in den Randprovinzen die Chance zu eigenmächtigem Handeln. Bis 1380 behauptete sich Mamai im Westteil des Reiches (in den Gebieten westlich der Wolga) als der eigentliche Machthaber, nach dem Ausscheiden Tochtamyš übernimmt Edigü eine vergleichbare Position. 1397 wird er oberster Heerführer der Truppen des Khans, seit 1399 ist er faktisch Herr der Goldenen Horde. Die Khane aus dem Geschlecht des Dschingis-Khans üben nur mehr nominell die Macht aus. Edigü verliert seine beherrschende Stellung in den Wirren von 1410-1412. Er stirbt 1419 von der Hand eines der Söhne Tochtamyšs zu einem Zeitpunkt, als das territoriale Auseinanderbrechen des Herrschaftsbereiches der Goldenen Horde nicht mehr aufzuhalten ist. Als sich Anfang des 15. Jahrhunderts aus dem Staatsgebiet der Goldenen Horde die Khanate Kasan, Krim und Astrachan ausgliederten, waren die Tataren endgültig zu schwach, um den weiteren Aufstieg Moskaus zu verhindern. Gefährlich blieben ihre Einfälle aber noch gut anderthalb Jahrhunderte.

Vasili I. (1389-1425) konnte ein gesichertes Erbe antreten. Er stärkte es nach außen durch die Ehe mit Sofja, der Tochter des litauischen Großfürsten und flößte damit dem Khan Timurlenk so viel Respekt ein, das Moskau von 1395-1412 kein Tribut zahlen musste. Der energische und weitsichtige Iwan III., auch der Große genannt, aus dem Haus der Rurikiden, war von 1462 bis 1505 Großfürst Moskaus. Er beendete die Kleinstaaterei, unterwarf im erbitterten Kampf die noch verbliebenen russischen Fürstentümer, vereinigte sie unter der Führung Moskaus und gewann Ländereien nördlich, westlich und südlich des Großfürstentums Moskau. Iwan III. baute zeitgleich seinen Herrschaftsbereich aus, indem er 1471 Jaroslawl und 1474 Rostow dem Moskauer Reich einverleibte. 1478 wurde dann die frühere Regionalmacht und Stadtrepublik Nowgorod gewaltsam annektiert[24] und Twer ausgeschaltet.

  • Großfürst Iwan III. eröffnete am 9. Oktober 1476 den Endkampf um die Eingliederung Novgorods als er mit einem großen Heer von Moskau aufbrach. Am 27. November schloß sich ein Belagerungsring um die Stadt, deren Führung durch zahlreiche Gesandtschaften in das Lager des Großfürsten vergeblich versucht hatte, das Unheil abzuwenden. Nach langwierigen Verhandlungen, in denen der Großfürst seine harten Forderungen präzisiert (u.a. Landabtretungen, Tributzahlungen, Auflösung der bisherigen politischen Institutionen der Stadt etc.), werden die Bedingungen des Unterwerfungsvertrages niedergeschrieben und der Erzbischof sowie die Stadtteilevertreter zur Unterschriftsleistung befohlen. Am 15. Januar entsendete der Großfürst seine Beauftragten in die Stadt, um alle Bewohner auf die Einhaltung der Abmachung zu verpflichten. Am 22. Januar die großfürstlichen Statthalter in Nowgorod ein, am 29. Januar nahm der Großfürst persönlich mit großem Gefolge von seinem „Vatererbe“ Besitz. Mit der Inkrporierung Nowgorods erbte Moskau auch die Konflikte mit Schweden und dem Deutschen Orden. 1492 legte Iwan III. Russlands ersten Ostseehafen (Ivanograd) gegenüber der Ordensfestung Narwa an. Die Festung war auch gegen Schweden gerichtet, von dem Iwan III. Teile Kareliens forderte. Die Schweden schleiften jedoch nach russischen Angriffen 1496 Iwanograd, bevor im nächsten Jahr ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde. Auch der Deutsche Orden wollte Russlands auftauchen an der Ostsee nicht hinnehmen. Es kam von 1501 bis 1503 zu einem Krieg. Trotz der Niederlagen an der Ostsee stellte der Anschluss Nowgorods den Höhepunkt der Vereinigungspolitik Iwans III. dar, war aber noch immer nicht abgeschlossen.
  • 1484 erhielt Iwan III. Nachricht, das der Fürst von Twer Michail Borisowitsch einen Vertrag mit den Großfürsten von Litauen, Kasimir IV. geschlossen hatte. Der Großfürst erklärte Twer den Krieg. Seine Truppen belagerten die Stadt. Nach der Flucht des Fürsten Michail Borisowitsch in der Nacht zum 12. Sept. unterzeichnet eine Delegation der Stadtbewohner die Übergabebedingungen. Iwan III. gelang es damit, eines der letzten freien Fürstentümer zu annektieren. Er setzt seinen Sohn und Thronfolger Iwan zum Fürsten ein und griff, wie schon 1478 in Nowgorod, zum Mittel der Zwangsumsiedlung, um jeglichen Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen.[25] In der Folgezeit gewinnt Iwan III. bestimmenden Einfluss auf Rjasan und Pskow.

Moskau grenzte nun im Westen an das Großfürstentum Litauen. Ein Kampf um die weißrussischen Fürstentümer war deshalb von nun an auf der außenpolitischen Tagesordnung und musste sorgfältig geplant werden. Dazu musste zunächst die Tatarische Oberhhoheit gelößt werden. 1476 wurden die Tributzahlungen an die Mongolen beendet, woraufhin deren Khan Achmat mit einem Heer in Richtung Moskau vorrückte. Iwan III. zog mit seinen Truppen aus Moskau an die Ugra, um eine drohende Vereinigung zwischen dem Tatarenchan Achmat und dem polnischen König Kasimir IV. zu verhindern. Dies führte 1480 zum Großen Gegenüberstehen an der Ugra. Der kampflose Abzug der Truppen der Goldenen Horde nach mehreren Monaten des Gegenüberstehens beider Heere wird als das endgültige Ende der mongolischen Vorherrschaft angesehen. Mit der Befreiung von der Oberherrschaft der Tataren bekräftigt Iwan III. die Führungsrolle des Moskauer Reiches in Russland.[26]

Kampf um die Herrschaft der ganzen Rus

Großfürtentum Moskau um 1500

Hauptartikel: Russisch-Litauische Kriege

Eine Darstellung des Moskowitisch-Litauischen Kriegs aus dem Werk Jacob Pisos: Die Schlacht von dem Kunig von Poln und mit dem Moscowiter, 1514

Mit dem erstarken Moskaus begann ein lang anhaltender Konflikt mit Litauen um die Vorherrschaft. Litauens Versuche im Zuge seiner Expansion im 14. Jahrhundert die Nachfolgeschaft der Kiewer Rus anzutreten waren bereits an der fehlenden Akzeptanz der Bevölkerung der Länder der Rus gescheitert. Versuchen, Kiew als dem alten geistlichen und kulturellen Zentrum der Rus durch Einrichtung einer gegen Moskau gerichteten Metropolie zu neuer Geltung zu verhelfen, blieb dauernder Erfolg versagt. Auch weil den litauischen Großfürsten die Legitimation als orthodoxe Herrscher fehlte. Auch den entscheidenden Schritt, seine Residenz von Wilna nach Kiew zu verlegen und somit für alle sichtbar einen Anspruch auf die Nachfolge der Kiewer Großfürsten zu erheben, hat Olgard nicht vollzogen. So lässt bereits seine Ostpolitik Konsequenz vermissen, deren Fehlen in der Folgeperiode zusammen mit der Verstrickung in polnische Interessen und den Abwehrkämpfen gegen des Deutschen Orden den späteren Sieg Moskaus begünstigte.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten sich die Beziehungen zwischen Moskau und Litauen wieder verschlechtert, nachdem diese in der Schlacht an der Worskla gegen die Tataren eine schwere Nederlage erlitten. Vytautas Niederlage an der Worskla beendete die litauischen Expansionsbestrebungen nach Südruthenien. Sein Staat verlor zudem den Zugang zum Schwarzen Meer. Die Litauer konzentrierten sich nun auf den Kampf um nördlichere Fürstentümer wie Smolensk. Dies führte zu einem Krieg mit Moskau von 1406 bis 1408. Dieser endete mit dem Frieden an der Ugra, der für einige Stabilität sorgte.[27]

Mit dem 1492 ausgebrochenen moskauisch-litauischen Krieg begann eine längere Folge militärischer Konflikte zwischen dem Moskauer Staat und seinem westlichen Nachbarn Polen-Litauen. Der benachteiligte orthodoxe Adel der östlichen Gebiete Litauens versprachen sich mehr Vorteile und Macht bei einem Übertritt zum Großfürstentum Moskau. So schlossen sich zwischen 1487 und 1493 mindestens vier Fürstenhäuser aus den Ostprovinzen des Großfürstentums dem Moskauer Staat an. Ende der 1490er Jahre verließen dann die Fürsten Semjon Belski, Semjon und Iwan Moschaijski und Wassili Schemjatitsch den litauischen Verbund. Immer wieder kam es zu Grenzkonflikten zwischen beiden Reichen. Zu Beginn des zweiten litauisch-russischen Krieges (1500-1503) erlitt das litauische Heer in der Schlacht an der Wedrosch nordöstlich von Smolensk eine schwere Niederlage. Es gelang der litauischen Heerführung in der Folgezeit nicht, eine Koordinierung der Kampfhandlungen mit den Verbündeten (Livländischer Orden, Khan Achmat der Großen Horde) zu erreichen. Am Ende des Krieges musste Litauen 1503 die Gebiete Tschernihiw, Nowgorod-Sewers, Gomel, Brjansk, Putiwl, Starodub und Mzensk an Moskau abtreten. So hatte Iwan III. zum Ende seiner Herrschaft alle Voraussetzungen geschaffen, um sich als Großfüst von ganz Russland zu bezeichnen, da er das Gebiet der ganzen Rus, bis auf die von Litauen eroberten Gebiete zum neuen russischen Staat vereinigte.

Auch der Nachfolger Iwans III., sein Sohn Wassili III. (1505-1533) bemühte sich um die Expansion Russlands nach Westen. Wenig später, 1514, kam es erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Streitkräften Moskaus und Litauens. In dieser Zeit wurde unter der Führung Moskaus eine antijagelionische Allianz gegründet mit dem Ziel, das Großfürstentum Litauen aufzuteilen und die weißrussischen Provinzen dem Großfürstentum Moskau zuzuschlagen. Der Sieg, den die Truppen unter dem Oberkommando Konstantin Ostroschkis in der Schlacht bei Orscha am 8. September über das Moskauer Heer errangen, hielt die Expansion Moskaus nach Westen jedoch vorerst auf.[28]

Unter Wassili III. erfolgte erfolgte der Anschluss der letzten russischen Fürstentümer, 1510 der Republik Pskow und 1521 des südlichen Fürstentums Rjasan. Gleichzeitig begannen vom Süden her jedoch Überfälle der Krimtataren, die an der zunehmenden Unterlegenheit Litauens nicht interessiert waren. Die Krimtataren zogen es vor, die Kriege der beiden Rivalen Moskau und Litauen am Leben zu halten, um von beiden Seiten mit reichen Geschenken umworben zu werden und Plünderungsfeldzüge unternehmen zu können. In dieser Zeit nahmen auch die Moskau-Kasan-Kriege zwischenzeitlich eine für Moskau unvorteilhafte Wendung.

Festigung der Selbstherrschaft

Iwan III. übernahm den kaiserlichen Doppeladler ab 1487. Damit knüpft er an die Tradition des Römischen Reiches an oder verfolgt diesen Anspruch. Ob es sich um eine direkte Übernahme oder aber vielleicht um ein Ehewappen von Iwan III. mit Sofia Palaiologos handelt, oder es über einen anderen Weg gewählt wurde, ist unklar.[29]

Durch die Entstehung des russischen Reiches um dessen Zentrum Moskau und die Abschüttelung des Tatarenjochs wuchs am Ende des 15. Jahrhunderts die Bedeutung der Großfürsten Moskaus und ließ das russische Reich etappenweise in die europäische Staatenwelt eintreten. Moralisch und rechtlich blieb dieses neue russische Reich außerhalb der damals offiziell anerkannten Völker- und Staatengemeinschaft. Das lag zum einen an dem sich selbständig entwickelnden Staat Russland, also ohne Vorbilder wie Rom oder Byzanz mit ihrem Herrschafts-, Rechts- und Feudalsystem, zum anderen an der fehlenden historischen Anerkennung Russlands als Staat unter Gleichen. So war eine neue Titulatur nötig um die Anerkennung ihres Großfürstentitels auch international sicherzustellen. Das Großfürstentum Litauen, deren Großfürsten selbst im Titel den Passus „vieler russischer Länder Herrscher“ trugen, hatte dem Moskauer Großfürsten bis zum aufgedrängten Waffenstillstand von 1494 die Anerkennung als „Herrscher der ganzen Rus“ (Titelergänzung des Moaksauer Großfürsten) verweigert, schließlich befand sich ein großer Teil der Rus unter litauischer Hoheit. Als Möglichkeit bot sich der Zarentitel an. Der Zarentitel war, durch die Eroberung von Konstantinopel und die Losschüttlung der tatarischen Fremdherrschaft über Russland, frei geworden. Iwan III. heiratete danach die Nichte des letzten Kaisers von Byzanz. Aufgrund dieser Ehe sah sich Iwan III. nun auch als rechtmäßiger Nachfolger der Kaiser des untergegangenen Byzantinischen Reichs. Iwan III. begann gelegentlich den Zarentitel für sich inoffiziell im Verkehr mit aus russischer Sicht schwächeren Mächten zu gebrauchen.

Grundlegende Änderungen in der othodoxen Kirche konnte Iwan III. aufnehmen und in seine Politik der Festigung und Erweiterung der eigenen herrscherlichen Stellung einbauen:

  • Der Fall Konstantinopels und das Florentiner Union brachten der russischen Kriche die Autokephalie. Das heißt, dass der Metropolit nach seiner Wahl nicht mehr der Bestätigung durch den öknumenischen Patriarchen bedurfte, sondern dass dafür die Zustimmung des Moskauer Großfürsten genügte. Damit wurde der Metropolit noch mehr als bisher an den Moskauer Großfürsten gebunden, denn diese Änderung raubte der Moskauer Kirche ihres letzten Rückhalts außerhalb des großfürstlichen Machtbereichs.[30] Dadurch wurde der ursprüngliche orthodoxe Gedanke der gleichrangigen Herrschaft von Kirche und weltlicher Macht in der Folgezeit weit übertroffen. Damit half die Kirche selbst der Selbstherrschaft der Großfürsten in den Sattel.
  • Aus kirchenpolitischen Gründen entstand eine theokratische Staatstheorie, die Moskau als neue (orthodoxe) Heilsstadt erklärte. Nach 1453 wanderte eine große Zahl orthodoxer Kirchenmitglieder nach Russland ein. Es war damals die einzige christlich-orthodoxe Großmacht, die nicht durch islamische Eroberer besetzt war. Da das „Erste Rom“ aus orthodoxer Sicht vom rechten Glauben abgekommen und das „Zweite Rom“ – Byzanz – diese Funktion nicht mehr wahrnehmen konnte, erklärten orthodoxe Kirchenvertreter Moskau zum „Dritten Rom“. An die Nachfolger Iwans III. richtete der Begründer der Theorie von Moskau als „Drittem Rom“, den Mönchen Filofej die Worte:

„Denn wisse, du Christus Liebender und Gott Liebender: Alle christlichen Reiche sind vergangen und sind zusammen übergegangen in das Eine Reich unseres Herrschers, gemäß den prophetischen Büchern: das ist das Russische Reich. […] Denn Zwei Rome sind gefallen, aber das dritte steht und ein viertes wird es nicht geben“

Filofej[31]

Gestützt durch diese theokratische Staatsvorstellung Filofeijs, sowie die durch eine Abstammungslegende mittlerweile ausgesponnene Lehre vom dritten Rom, konnte sich die Selbstherrschaft in der Folgezeit voll entfalten.[32]

Der Subdebnik von 1497

Das Moskauer Reich war innerhalb kurzer Zeit rasch gewachsen. Durch den Übergang zu einer begrenzt expansiven Politik zählte das Reich um 1500 bereits zwei Millionen Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von sechs bis acht Millionen Einwohner[33]. Dies machte eine Regierungsreform notwendig, die den vergrößerten Rahmen Rechnung trugen, da die Herrschaft durch persönliche Beauftragung nicht mehr gelenkt werden konnte. Durch die Erweiterung der Kompetenzen des großfürstlichen Schatzamtes (Kazna), der obersten Verwaltung der großfürstlichen Hofbesitzungen (Dworez) sowie durch eine Spezialisierung der dort tätigen Sekretäre auf bestimmte laufende Geschäfte im Moskauer Kreml etablierten sich Vorformen einer festen zentralen Verwaltungsspitze. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sich dieser bürokratische Apparat dann so weit differenziert, dass selbständige Geschäftsbereiche in Gestalt der Prikas gebildet werden konnte. Diese kümmerten sich um:

  • die Militäradministration
  • die Versorgung der Dienstleute
  • die laufenden diplomatischen Geschäfte.

Um die Grundlage für eine einheitliche Rechtsprechung zu schaffen, wurde das geltende Gewohnheitsrecht 1497 in einem Gesetzbuch, dem Sudebnik kodifiziert.

Zarentum Russland

Nach dem Ende der Mongolenherrschaft 1480 war aus den einstmals verfeindeten russischen Fürstentümern ein autokratisch regierter und zentral von einem neuen Dienstadel verwalteter Einheitsstat mit Großmachtsanspruch entstanden.

Imperiale Expansion und Smuta (1547 bis 1618)

Hauptartikel: Zarentum Russland
Darstellung der Krönung Iwans IV.
Holzschnitt aus der Bilderserie des „Buchs des Zarentums“ von 1547.

Die Anfänge der Regierung Iwan IV. Wassiljewitsch waren von Reformen begleitet, die die Ansätze seiner beiden Vorgänge den Erfordernissen eines Großreiches entsprechend fortführen und den russischen Zentralstaat festigen sollte. Für die angestrebte außenpolitische Expansion, sollten die Reformen das innere Gerüst liefern[34]. Die innenpolitischen Reformintentionen waren geprägt von der Zurückdrängung des bojarischen Einflusses bei gleichzeitiger Förderung des Dienstadels. Als Iwan IV. während einer schweren Erkrankung 1553 Verrat in den Reihen des hohen Adels witterte und einige Jahre später seine Frau Anastassija Romanowna Sacharjina und der Metropolit Makarij starben, die eine ausgleichende Wirkung auf den Zaren bewirkten, verwandelte sich seine Herrschaft zunehmend in eine terrorisierende, die sich konsequent gegen die Aristokratie richtete. Sein Wirken traf schließlich selbst seine engsten Vertrauten und trieb den Zaren in immer tiefere Vereinsammung. Zar Iwan IV. Grosny („der Schreckliche“) ließ ab 1564 seinen Hassgefühlen und seinen Hang zur Grausamkeit freien Lauf. Zu diesem Zweck sonderte er seit 1565 immer größere Gebiete des Landes als Opritschnina (das Abgesonderte) ab und ließ dort alle Bojaren umbringen oder aussiedeln. Auf ihren Gütern setzte er eine neue Schicht von ihm ergebenen Dienstleuten, den Opritschniki an, die als Werkzeuge seiner Terrorherrschaft dienten. Zar Iwan IV. schuf so eine Atmosphäre des Schreckens und der Unsicherheit, die bis zu seinem Tod anhielt.

Kasan-Khanat um 1500

Bald nach seiner Krönung am 16. Januar 1547 setzte Iwan IV. dank des in jahrzehntelangen Wirtschaftblüte entstandenen wirtschaftlichen Potenzials eine neue imperiale Machtpolitik um[35]. Die Wahl hierfür fiel auf das Tartarenkhanat Kasan, mit dem sich das Moskauer Reich seit dem 15. Jahrhundert eine Reihe militärischer Auseinandersetzungen lieferte. Mit der erfolgreichen Einnahme der Tatarenhauptstadt Kasan 1552 leitete Zar Iwan IV. eine neue Phase der russischen Außenpolitik ein, die über das traditionelle Sammeln des Landes der Rus hinausgriff. Die Expansionspolitik zielte auf die Gewinnung des gesamten Wolgabeckens. Als 1556 Astrachan, das Zentrum der Nogaischen Horde fiel, hatte das russische Zarentum den größten Teil des fruchtbaren Schwarzerdegürtels gewonnen und durch die Beseitigung der Flankenbedrohung vom Osten her in weiten Teilen der bäuerlichen Besiedlung geöffnet. Zudem wurde der Wolgahandelsweg auf seiner ganzen Länge gesichert. Damit wurde der Weg zur Kolonisierung Sibiriens offen[36]. Das turktatarische Khanat Sibir näherte sich während des russisch-krimtatarischen Krieges politisch dem Krimkhanat an und griff russische Siedlungen im Ural an, die zum Besitz der einflussreichen Kaufmannsfamilie Stroganow gehörten. Daraufhin erhielt diese vom Zaren das Recht, eigene Truppen zum Schutz ihrer Ländereien aufzustellen und gegen die sibirischen Tataren vorzugehen. Zu diesem Zweck heuerten die Stroganows die im Steppenland zwischen Wolga und Don lebenden Kosaken an. Unter ihrem Anführer Jermak Timofejewitsch unternahmen die Kosaken im Jahr 1582 mit knapp Tausend Mann, jedoch mit Musketen und Kanonen ausgestattet, einen Feldzug gegen das Khanat Sibir. Die Unzufriedenheit kleinerer ugrischer Völker mit Kütschüm Khan geschickt ausnutzend, konnten sie unaufhaltsam vorrücken und seine Hauptstadt Qaschliq im Sturm erobern. Das nicht der Zar sondern der Kosakenführer Jermak das Machtvakuum jenseits des Urals nutzte und das schwache Westsibirische Tartarenkhantat angriff, liegt in der militärischen Agonie begründet, die das russische Zarentum zu dieser Zeit durchlebte. Erst als der Staat gegen Ende des 16. Jahrhunderts neue Kraft schöpfte, konnte er durch Entsendung von Truppen und Anlegung von Stützpunkten den Brückenkopf ausbauen und 1598 durch die endgültige Eroberung des Khanats ganz Westsibirien sichern. Da auch in den folgenden Jahrhunderten das Machtvakuum an der Ostgrenze des Russischen Reiches erhalten blieb, stieß die russische Expansionsbewegung hier auf den geringsten Widerstand. (Siehe: Russische Eroberung Sibiriens)

Belagerung von Polazk 1579, zeitgenössische Illustrierung

Unmittelbar nach der Eroberung von Astrachan wendete Zar Iwan IV. seine außenpolitische Aufmerksamkeit der livländischen Frage zu. In Überschätzung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des russischen Zarentums, riskierte Zar Iwan IV. einen Konflikt mit Polen-Litauen und Schweden, der ihn in einen zermürbenden Krieg hieinzog. (Siehe: Livländischer Krieg 1558–1583) Ziel war es, für das von den Meeren und dem Handel weitgehend isolierte Russland einen Zugang zur Ostsee zu gewinnen. Den Anlass gab die wachsende innerlivländische Uneinigkeit zwischen Kirchenfürsten, Livländischem Orden, Städten und Ritterschaft, die leichte Beute versprach. Die anfänglichen Gebietsgewinne im Baltikum gingen jedoch bald wieder verloren, da Estland sich schwedischer und Livland litauischer Oberhoheit unterstellte. So musste Zar Iwan IV. sich gegen zwei neue Gegner stellen. Nach den Friedensschlüssen mit Polen-Litauen 1582 und Schweden 1583 gingen alle Eroberungen verloren, ferner hatte Polen-Litauen seine Ostgrenze leicht nach Osten verschieben können und Schweden sicherte sich für ein Jahrhundert Ingermanland im Nordwesten, wodurch Russland von der Ostsee isoliert wurde. Der einzige Hafen, über den Russland Handel mit dem Westen treiben konnte, wurde das 1584 gegründete Archangelsk.

Zur gleichen Zeit war Russland mit einer Invasion aus dem Süden konfrontiert. Krimtatarische und osmanische Armeen forderten das Wolga-Gebiet für den Islam zurück. 1571 gelang es einer kleinen Armee des Chans Devlet I. Giray die russischen Befestigungen unentdeckt zu umgehen und vor Moskau aufzutauchen. Die Vorstädte wurden in Brand gesteckt, woraufhin die ganze Stadt bis auf den Kreml niederbrannte. Ein Jahr später kam der Chan mit einem wesentlich größeren Heer zurück, in der Hoffnung, das angeschlagene Russland endgültig niederzuwerfen. Er musste jedoch eine schwere Niederlage in der Schlacht bei Molodi hinnehmen, die die Bedrohung durch das Krimchanat in den folgenden Jahrhunderten beschränkte. Trotzdem hielten die Raubzüge und Verschleppungen von Menschen im südlichen Grenzland noch lange an. Dies war einer der Faktoren, die die Entwicklung des Kosakentums als wehrhafter Bauern weiter förderte.

Das Russische Zarentum um 1600

Nach dem Tod Iwans IV. kam sein geistig zurückgebliebener Sohn Fjodor I. auf den Thron, für den jedoch der Bojare Boris Godunow die Regierungsgeschäfte übernahm. Nach dem Tod Fjodors 1598 erlosch die jahrhundertealte Rurikiden-Dynastie, da Iwan der Schreckliche zuvor einen weiteren Sohn in einem Wutanfall tötete, während der andere unter mysteriösen Umständen erstochen wurde. Boris Godunow ließ sich zum Zaren krönen und herrschte bis 1605. Er war ein begabter Herrscher, agierte aber sowohl gegen den Hochadel (der ihn als nicht rechtmäßig ansah), als auch gegen die Bauern (Festigung der Leibeigenschaft), sodass seine Position, zumal nach den schweren Hungersnöten von 1601 bis 1603, immer schwächer wurde. Als er 1605 starb, stürzte das Land in eine Zeit schwerer politischer Unruhen (Zeit der Wirren). Schweden und Polen versuchten, die Wirren in Russland zu nutzen und zu intervenieren. Ein Abenteurer, der sich als Zarewitsch Dmitri (der Sohn Iwans IV., der unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war) ausgab (Pseudodimitri I.), konnte mit polnischer Unterstützung kurz den Zarenthron besteigen, er scheiterte aber an denselben Gegensätzen wie sein Vorgänger, zumal seine Reformversuche als polnisch inspiriert wahrgenommen wurden. Er wurde in einem Aufstand umgebracht, woraufhin die Situation in Russland allerdings nur noch instabiler wurde. Es gab nun einen Zaren der Bojarenpartei Wassili Schuiski, der von den Schweden und einen zweiten falschen Dimitri, der von Polen und Kosaken unterstützt wurde. Als die Polen im Polnisch-Russischen Krieg von 1609 bis 1618 im Jahr 1610 Moskau einnahmen, um nunmehr ihren König Sigismund Wasa zum Zaren zu machen, hielt ihre Herrschaft nur ein Jahr. Ein Volksaufstand, der von Kusma Minin und Dmitri Poscharski angeführt wurde, führte zur Befreiung Moskaus und zur Aufgabe der polnischen Herrschaft in Moskau.

Polnischer Stadtplan von Moskau, 1610

Trotz des Sieges in Moskau standen noch immer die Schweden im Nordwesten Russlands. Der Schwedenkönig verlangte wiederum die Zarenkrone für den Prinzen Karl Filip als Austausch für Novgorod. Allerdings stand eine ausländische Thronfolge nicht mehr zur Debatte. Russland suchte einen nationalen, orthodoxen Zaren. So beschlossen die neu formierten russischen Landstände 1613 in Moskau, den 16 jährigen Michael Romanow, ein Kandidat des Dienstadels, zum russischen Zaren zu wählen. Der junge Mann schien als hinreichend schwacher Zar, von dem man keine tyrannische Autokratie befürchten musste[37]. Die durchführende Wahlversammlung, die sich als ganzes Land konstituierte, wurde durch fast alle sozialen Schichten und Gruppen mit Ausnahme der Unfreien und der herrschaftlichen Bauern vertreten[38]. Zwar hatten gerade diese Gruppen[39] in den zweieinhalb Jahren des Interregnums von 1610 bis 1613 den Widerstand gegen die ausländische Intervention getragen und eine Verwaltung mühsam aufrechterhalten, aber Bedingungen wurden dem designierten Zaren Michail vor der Wahl nicht gestellt. Damit endete die Interregnumsphase im Russischen Zarenreich und die verbliebenen polnischen Truppen zogen sich an die polnische Grenze zurück. Mit diesem Ereignis ging die Smuta, die Zeit der Wirren, zu Ende. Der neue Zar begründete die Dynastie der Romanows, die bis zur Oktoberrevolution in Russland herrschte.

Nach weiteren fünf Kriegsjahren wurde 1618 der Vertrag von Deulino unterzeichnet, in dem Polen-Litauen das Gebiet um Smolensk und Sewerien zugesprochen bekam, die das Großfürstentum Litauen im Vertrag von 1522 an Russland verloren hatte, außerdem wurde ein 14 1/2-jähriger Waffenstillstand beschlossen. Das Zarentum Russland erlangte durch diesen Vertrag die dringend benötigte Waffenruhe, die es benötigte, um sich im Innern regenerieren zu können.

Moskauer Tradition und Vorboten der Modernisierung (1618 bis 1689)

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts benötigte das Russische Zarentum um die Depression von 1560 bis 1620 zu überwinden. Die machtpolitische Zurückhaltung, die das erschöpfte Land sich Polen-Litauen gegenüber auferlegte,[40] wurde nur 1632 bis 1634 unterbrochen als man infolge eines polnischen Interregnums nach dem Tod des polnischen Königs Sigismund III. Wasa im Bund mit den Schweden Gustav Adolf die 1618 verlorenen Gebiete erfolglos zurückerobern wollte.

Das während der Zeit der Smuta entwickelte Ständische Bewusstsein ging 1622 nach dem Abflauen der Notstandssituation zugunsten der Anknüpfung an der alten Autokratie unter. Unterstützt wurde dieser Prozess durch die Kirche, für die die zaristische Macht traditionell eine notwendige Ergänzung der eigenen geistlichen Autorität war. Der kleine und mittlere Dienstadel benötigte den Zaren wiederum als Schutz vor der mächtigen Hocharistokratie. Das russische Volk, das stark im Bewusstsein der Autokratie verwurzelt war, konzentrierte sich nach der chaotischen Zeit der Smuta auf Sicherheit und Wohlstand und hieß einen starken Helden, in der Person des Zaren, willkommen.

Sobornoje Uloschenije, russ. Соборное уложение, die 1649 von Zar Alexei I. herausgegebe russische Gesetzessammlung

Der zweite Zaren aus dem Hause Romanow, Alexei I. schuf mit der Einrichtung des Prikas für geheime Staatsangelegenheiten ein wichtiges Kontrollorgan, das ihn in die Lage versetzte, die Regierungsgewalt weitgehend selbstständig auszuüben. Seine Regierung ist durch verstärkte Unterdrückung der Bauern und Erhöhung der Steuerlasten gekennzeichnet, was ab 1648 zu Stadtaufständen führte (Moskau, Tomsk, Pskow und Nowgorod). Dadurch sah sich Alexei gezwungen, die Landesversammlung (Semski Sobor) einzuberufen und 1649 ein neues Reichsgesetzbuch, das Sobornoje Uloschenije, zu erlassen, das die Leibeigenschaft zementierte.

Zar Alexei konnte durch geschicktes Taktieren den 1648 begonnenen Chmelnyzkyj-Aufstand für sich ausnutzen und übernahm 1654 mit dem Vertrag von Perejaslaw die Schutzherrschaft über das ukrainische Hetmanat. Im daraufhin beginnenden Russisch-Polnischen Krieg 1654–1667 konnten russische Truppen 1654 Smolensk erobern. Nach weiteren russischen Erfolgen im folgenden Jahr griff Schweden in den Krieg ein und Russland konnte das gesamte Großfürstentum Litauen an sich bringen. Ende 1655 schloss Russland mit Polen einen Waffenstillstand und wandte sich gegen Schweden (siehe Russisch-Schwedischer Krieg 1656–1658). Nachdem der neue Hetman Iwan Wyhowski sich 1658 mit dem Vertrag von Hadjatsch auf die Seite Polen-Litauens gestellt hatte, einigte sich Russland mit Schweden auf den Waffenstillstand von Valiesar (1658). Der nunmehr wiederaufgenommene Krieg gegen Polen verlief wechselhaft (Litauen ging wieder verloren), letztlich konnte sich Russland aber 1667 im Friede von Andrussowo Smolensk, Kiew und die Ostukraine sichern. In östlicher Richtung erweiterte Zar Alexei sein Reich mit der Eroberung Ostsibiriens bis an die Grenze Chinas.

1658 überwarf sich Alexei mit dem Patriarchen Nikon über der Frage der von diesem eingeleiteten kirchlichen Reformen, der Sitz des Patriarchen blieb danach für acht Jahre unbesetzt. Der Konflikt führte 1666 zur Spaltung der russisch-orthodoxen Kirche. Die sogenannten Altgläubigen weigerten sich, den neuen Ritus anzunehmen und wurden daraufhin vom Staat verfolgt, so dass es zu einer erheblichen Auswanderungswelle ins Baltikum, ins Donau-Delta und über den Ural kam. Währenddessen hatte sich 1662 die Moskauer Bevölkerung erneut zum Aufstand erhoben. Der Kampf der unterdrückten Bauern entlud sich schließlich im Rasinschen Aufstand unter Stepan Rasin von 1670/71, der allerdings rasch niedergeworfen wurde. 1676 konnte zusammen mit den Ukrainern eine massive türkische Aggression abgewehrt werden. Das internationale Ansehen in seiner Regierungszeit war beträchtlich gestiegen.

Als Alexei starb, wurde sein 16-jähriger Sohn Fjodor III. sein Nachfolger. Fjodor III. war sowohl religiös wie auch dem Westen sehr zugeneigt. In seiner Regierungszeit wurden daher viele Reformen begonnen, jedoch konnten die meisten davon aufgrund seiner kurzen Regentschaft nicht zu Ende gebracht werden. Die wichtigste Reform war die Abschaffung der Rangplatzordnung beim Militär (Mestnitschestwo). Weitere Reformen stärkten die Zentralisierung des Staatsapparats und drängten den Einfluss des Patriarchen zurück, den dieser auf die Staatsgeschäfte ausübte. Zugleich hatten die Reformen eine Verschlechterung der sozialen Lage der unteren Volksschichten zur Folge, die zum Moskauer Aufstand von 1682 führte.

Das russische Reich um 1700

Ein behindernder Umstand der Reformen war, dass sich Russland fast die ganze Zeit über mit dem Osmanischen Reich im Krieg befand, der erst 1681 mit dem für Russland vorteilhaften Frieden von Bachtschissarai beendet wurde. Fjodor III. litt an Skorbut und starb bereits 1682, ohne einen Sohn als Nachfolger zu hinterlassen. Die Regentschaft übernahm Fjodors Schwester Sophia Alexejewna. Die Feldzüge gegen das Krimkhanat, die die Regentin und Golizyn in den Jahren 1687 und 1689 unternahmen, blieben jedoch erfolglos und führten schließlich zu ihrem Sturz Anfang August 1689. Die Kriegsniederlagen führten dazu, dass das Ansehen von Peter I. zunahm; sein politisches Engagement wuchs und die Beliebtheit in der russischen Bevölkerung nahm stetig zu. Mit der heranstehenden Volljährigkeit Peters wurde für Sofia die Gefahr der Absetzung immer deutlicher und sie plante mit ihren Verbündeten einen Anschlag auf Peter. Dessen Agenten hatte dieses Attentat frühzeitig erkannt und Peter konnte sich durch Flucht entziehen. Den Sieg um die Auseinandersetzungen um den Thron errang schließlich die Partei Peters I., die Sofia ins Nowodewitschi-Kloster bei Moskau verbannte.

Modernisierung und Etablierung als Großmacht unter Peter dem Großen (1689 bis 1721)

Hauptartikel: Petrinische Reformen
Zeitgenössische Darstellung der Nemezkaja sloboda, der Ausländersiedlung im Nordosten Moskaus

Zar Peter I., der seit 1689 die Regierungsgeschäfte führte, gab dem russischen Staat eine neue Prägung. Er verhalf dem in Teilen noch mittelalterlich geprägten Russland zur dauerhaften Integrierung in die westeuropäische Welt der Neuzeit. Russland lag technologisch zu dem Zeitpunkt hinter den meisten Staaten Westeuropas zurück. Dazu beigetragen hatte die Abschirmungspolitik des Staatsapparates und der Kirche, die nur da Lücken bot, wo man den Westen benötigte[41]. Auch griff der Moskauer Staat im Falle kriegerischer Gefahr noch auf Adelsaufgebote zurück und war zudem wegen seiner schwachen Finanzkraft nicht in der Lage, den Schutz des riesigen, nur unzureichend erschlossenen Territoriums überall erfolgreich zu übernehmen[42].

Der junge Herrscher hatte sich durch Aufenthalte in der Moskauer Ausländer-Vorstadt, der Nemezkaja sloboda, und seine Aufenthalte während seiner ersten großen Auslandsreise, der sogenannten Großen Gesandtschaft in den Niederlanden und England vom März 1697 bis August 1698 ein genaues Bild von Westeuropa, seinem Wissen und seiner Technik gemacht. Der neue Zar begann nun den Umbau des alten Russlands und seiner Institutionen nach modernem Vorbild. Übergeordneter Zweck war es, das Steueraufkommen zu vermehren, um das Heer zu vergrößern. Da es anfangs kein geplantes Vorgehen gab, kam es zu häufigen Abbrüchen bereits begonnener innerer Reformen oder zu kompletten Verwerfungen von Neuansätzen. Die seit 1696 fast ununterbrochenen Kriege gegen das Osmanische Reich und Schweden sollten den Verlauf, die Ausrichtung und die Durchführung der Reformapakete zusätzlich beeinflussen.

Eroberung von Asow durch Peter den Großen
Adriaan Schoonebeck, 1699

In der Außenpolitik richtete der Zar seine Aufmerksamkeit zuerst auf die Südgrenze Russlands. Als Teil des Großen Türkenkrieges wurde im Oktober 1696 die osmanische Festung Asow am Schwarzen Meer nach einjähriger Belagerung erobert. Russland konnte aber ohne eine eigene Flotte, die in der Lage war, das Schwarze Meer zu beherrschen, nicht selbstständig gegen die Hohe Pforte vorgehen. Dem Aufbau einer modernen Flotte, mit dessen Problematik sich der Zar bereits in England und Holland vertraut gemacht hatte, widmete der Zar einen großen Teil seiner Kraft. Jedoch verzögerte der neue Krieg gegen Schweden den Kampf um das Schwarze Meer. Stattdessen ging es nun um den Zugang zur Ostsee und seine Beherrschung.

Im Großen Nordischen Krieg, vom Zaren dem schwedischen König Karl XII. im August 1700 erklärt, erlitten Russland und seine Verbündeten zunächst schwere Rückschläge. In der Schlacht bei Narva am 19./30. November 1700 wurde die russische Armee vom Schwedenkönig Karl XII. vernichtet. Dieser wandte sich anschließend wieder nach Polen, während Zar Peter in der Zwischenzeit die russische Armee von Grund auf modernisierte. Karl XII. hatte in der Zwischenzeit August II. geschlagen und am 24. September 1706 einen Siegfrieden geschlossen. Nun wandte er sich erneut Russland zu und begann 1708 einen Feldzug gegen Moskau. In der Schlacht von Poltawa am 27. Juni/8. Juli 1709 konnte Peter einen entscheidenden Sieg über das schwedische Heer erringen, der die Wende des Krieges bedeutete.

Peter I. der Große bei der Arbeit
Historiengemälde von Vassily Petrovich Khudoyarov

Dass auch die russische Macht an ihre Grenzen stieß, wurde 1711 sichtbar, als bei einem erneuten Krieg gegen das Osmanische Reich Zar Peter I. im Juli mitsamt seiner 38.000 Mann zählenden Armee[43] am Prut in Gefangenschaft geriet, jedoch nach zwei Tagen unter Verzicht von Asow und der russischen Asow-Flotte überraschend freigelassen wurde. Nachdem Russland das bis dato schwedische Livland und Estland erobert hatte, löste es – als neuer Ostseeanrainer – im Ergebnis des Frieden von Nystad 1721 Schweden als vorherrschende Ostseegroßmacht ab. Zudem wurde das nach dem Frieden von Zar Peter Imperiale ernannte Russische Reich von nun an wieder in die allgemeine europäische Geschichte verwickelt und ein festes Glied des europäischen Staaten- und Bündnissystems[44]. Dennoch hatte der Nordische Krieg dem russischen Volk das Äußerste an Leistung abverlangt. Zeitweilig wurden 82 Prozent der Staatseinnahmen für den Krieg ausgegeben[45].

Eine umfassende Reformierungspolitik setzte eine tragende und fähige Bürokratie voraus, die die Maßnahmen weitergeben konnte. Die vorhandenen Administrationsorgane waren für diese Zwecke aber unzulänglich. Waren die am Anfang durchgeführten Reformen in diesem Bereich noch überhastet, wurden diese nach der Schlacht von Poltawa sorgfältiger ausgearbeitet. Auch wurden vielfach ausländische Fachkräfte und Gelehrte herangezogen, die Entwürfe und Reglements ausarbeiteten. Die Gouvernementsreformen von 1708 und 1719 teilten das Reich in acht, dann elf Gouvernements ein. 1711 wurde in einem Ukas der Senat als höchste Zentralbehörde gegründet. Diese hatte anfangs die Funktion einer Stellvertretung des Zaren inne. Zudem sollte der aus neun Männern bestehende Senat das Justizwesen leiten und die Innenpolitik überschauen. Auch wirkte der Senat bei der Gesetzgebung mit. Die zweite Phase der Umgestaltung der Zentralbehörden leitete der Ukas vom 15. Dezember 1717 ein, bei der die ersten Kollegien[46] eingerichtet wurden, die die Vorläufer der späteren Ministerien waren.

Das neuerbaute Sankt Petersburg und Newa
Kupferstich von Joseph Valeriani und Michail Iwanowitsch Machajew, 1753

Die neue Hauptstadt galt im russischen Volk als Symbol des fremden, unverständlichen, unnützen und abgöttischen Neuen. Die ablehnende Haltung wurde hervorgerufen durch die großen Opfer, die der Bau der Stadt forderte, und durch die Anwendung von Zwangsmitteln bei der Peuplierung der Stadt[47]. So wurde bald nach dem Tod Peters I. die Hauptstadt für kurze Zeit wieder nach Moskau verlegt

Für eine erfolgreiche und nachhaltige Reorganisation des Verwaltungsapparates bedurfte es aber eines bedeutenden Signals, um mit den festgefahrenen Moskauer Traditionen zu brechen. Dieses Signal bot sich an, nachdem russische Truppen am 1. Mai 1703 bis zur Newa-Mündung vorgestoßen waren. Der Zar ließ nun nach eigenem Plan ab dem 16. Mai die Peter-und-Paul-Festung errichten mit dem Ziel, ein dauerhaftes „Fenster zum Norden“ zu etablieren und damit die Öffnung für die Modernisierung deutlich zu machen. Im November traf das erste holländische Handelsschiff ein, zugleich entstand die erste russische Waren- und Wechselbörse.

In den folgenden Jahren wurde der Ausbau der neuen geplanten Hauptstadt, Sankt Petersburg exzessiv vorangetrieben, ungeachtet aller Opfer. Dafür beorderte Zar Peter seit 1704 für die Sommermonate 24.000 Arbeitskräfte in die Sümpfe des neu eroberten Mündungsdeltas der Newa. Seit 1708 stieg die Zahl auf bis zu 40.000[48]. Es kam zu Unruhen, vor allem in Südrussland. 1712 wurde die Regierung von Moskau nach St. Petersburg verlegt. Um die neue zentrale Rolle der Stadt als Fenster nach Norden zu fördern, erzwang Zar Peter I. seit 1720 die Umleitung fast des gesamten russischen Außenhandels vom bis dato bedeutendsten russischen Außenhandelshafen Archangelsk nach St. Petersburg.

Zeitgenössische Abbildung des Hauptgebäudes der russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Tafel Durchschnitt von der Kayserlichen Bibliothec, und Kunstkammer gegen Morgen aus einer 1741 erschienenen Serie von 12 Radierungen, der ersten Gemeinschaftsarbeit aus der künstlerischen Werkstatt der Petersburger Akademie.

Nach dem Tod des Patriarchen Adrian I. 1700 war der Posten des kirchlichen Oberhauptes der orthodoxen russischen Kirche vakant geblieben. In der Kirchenreform von 1721 wurde die Kirche in Russland endgültig dem Staat untergeordnet[49].

Peters Streben nach erhöhter Kriegsmacht setzte eine wirtschaftliche Unabhängigkeit voraus. Das Heer und die neu entstandende russische Marine mussten mit Waffen, Ausrüstungen und einheitlichen Uniformen versorgt werden. Der Zar gestattete daher den Angehörigen aller Stände, Adeligen, Kaufleute, Handwerkern und Bauern, Fabriken aller Art zugründen. Seit 1709 nahmen russische Eisenwerke im Ural, in Tula und anderswo ihre Produktion auf. Beim Aufbau der neuen Industrien ergab sich aber sehr bald ein spürbarer Mangel an Arbeitskräften, so dass durch den Zaren die Kategorie der sogenannten Possessionsbauern schuf, die sowohl den Boden zu bewirtschaften als auch in den Manufakturen zu arbeiten hatten.

Energisch setzte sich Peter der Große für die Förderung von Kultur, Bildung, und Wissenschaft in seinem Reich ein. Bei der Verwirklichung seiner Reformabsichten – die ihn insbesondere bei seinen kürzeren Auslandsaufenthalten im Heiligen Römischen Reich 1711 und 1712/3 geprägt hatten, bediente sich der Zar vor allem der Deutschen Frühaufklärung, die in Russland im 18. Jahrhundert zur vorherrschenden Denkrichtung werden sollte[50]. Insbesondere die ersten bedeutenden russischen Wissenschaftler Wassili Nikititsch Tatischtschew, Michail Wassiljewitsch Lomonossow und Wassili Kirillowitsch Trediakowski waren in höchstem Maße von deutschen Gelehrten wie Leibniz und Wolff beeinflusst.

In seinem Bemühen, russische Sitten westeuropäischen Lebensformen anzupassen, erhob Peter der Große auf die Bärte seiner Untertanen eine Steuer, von der nur die Geistlichen und die Bauern befreit waren. Steuerverweigerern wurde der Bart gewaltsam entfernt
Zeitgenössischer Holzstich

Der hohen Bedeutung, die der Zar der Bildung für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft beimaß, zeigten seine zahlreichen Erlasse, durch die Schulen der verschiedensten Typen ins Leben gerufen wurden. Dennoch blieb das weltliche Schulwesen im Argen, weil es an Geld und Lehrern fehlte. Ein weiteres Projekt, das Zar Peter in Angriff nahm, war die Etablierung einer Akademie der Wissenschaften, die im Dezember 1725 nach seinem Tod von seiner Nachfolgerin Katharina I. als Russische Akademie der Wissenschaften gegründet wurde. In enger Verbindung mit der Akademiegründung standen die von ihm befohlene Erkundung und Erforschung seines riesigen Reiches. Die von Peter I. inspirierten Forschungsexpeditionen bis in den Fernen Osten, wie z. B. die Expeditionen Berings vermittelten der russischen Wissenschaft wichtige Impulse und förderten die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Reiches[51].

Um die Besteuerung zu rationalisieren, wurde 1718 die Kopfsteuer eingeführt, wonach allen männlichen Landbewohnern gleichmäßig die gesamte Steuerlast eines Dorfes aufgebürdet werden sollte. Eigentlich als Erleichterung für die Bauern gedacht, hatte sich durch die ständigen Finanzforderungen des Zaren und die häufigen Rekrutenaushebungen die Lage der Bauern erheblich verschlechtert[52]. In allen Bevölkerungsschichten gab es erheblichen Widerstand gegen die Reformpolitik, der sich in verzweifelten Volksaufständen äußerte, die wiederum auf Befehl des Zaren mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurden. Dass die drückende Steuerlast, die Schollenbindung und Leibeigenschaft der Bauern Hauptursachen für die nur langsamen Fortschritte im Russischen Reich waren, wurde von Zar Peter I. nicht gesehen[53].

Zu den Oppositionskräften der von oben diktierten Reformpolitik zählte neben der Kirche, die sich durch den Bruch mit den Traditionen provoziert sah, auch der Adel, der sich bei der Ämterbesetzung übergangen fühlte. 1722 wurde im Zuge der Adelsreform eine Rangtabelle eingeführt. Sie ermöglichte den unmittelbaren Vergleich ziviler und militärischer Dienstgrade, brach die Vormachtstellung des alten Erbadels, der Bojaren, und schuf einen von der Krone abhängigen Dienstadel. Nur ein Drittel des Adels durfte sich dem Zivildienst widmen; das Militärische genoss Vorrang[54].

Russisches Kaiserreich

Hauptartikel: Russisches Kaiserreich

Zar Peter I. („Peter der Große“) nahm am 20. Oktober 1721 den Titel „Imperator und Selbstherrscher (Autokrat) aller Russen – Zar zu Moskau, Kiew, Wladimir, Nowgorod, Kasan und Astrachan“[55] bzw. „Kaiser aller Reußen an und machte einen Monat später am 21. November die Titulatur als „Kaiserliche Majestät“ (Imperatorskoje Welitschestwo) bekannt[56]. Auslöser für die Einführung des russischen Kaisertums war die durch den Sieg über die Großmacht Schweden im Großen Nordischen Krieg erlangte Vormachtstellung Russlands in Ost- und Nordeuropa sowie Peters I. vorausgegangene allgemeine Bestrebungen zur Reformierung des russischen Staatswesen nach westeuropäischem Vorbild, dem die Gleichstellung des Russischen Reiches im europäischen Machtgefüge durch den neuen Titel folgen sollte.

Aufgrund des Rechtsakts von 1721 durch den allrussischen Kaiser (imperator wserossijskij)[57] Peter dem Großen änderte sich die offizielle Bezeichnung des russischen Reiches. Der Terminus imperija („Imperium“) löste den bislang benutzten Begriff zarstwo („Reich, Zartum[58]) ab[59]. Im amtlichen Sprachgebrauch ersetzte die bis dahin nur gelegentlich verwendete hellenisierte Form Rossija nun endgültig sowohl das Wort Rus als auch den Zweitnamen Moskowien[60].

Die Proklamation Peters I. zum Kaiser erregte in der europäischen Öffentlichkeit großes Aufsehen und wurde von den Regierungen der meisten Staaten als Provokation empfunden. Es war schwer für die russische Diplomatie, die internationale Anerkennung der neuen Herrschertitulatur zu erreichen.

Fortführung seines Werkes (1725 bis 1762)

Nach dem Tod Peters 1725 folgte ihm seine Frau Katharina I. auf den Thron. Sie stand unter dem Einfluss von Alexander Danilowitsch Menschikow, dem sie die Regierungsgeschäfte praktisch uneingeschränkt überließ. Doch schon zwei Jahre nach ihrem Regierungsantritt starb Katharina. Ihr Nachfolger wurde der Enkel Peters des Großen, Peter II., der Menschikow schon bald entmachtete und seinen Hof nach Moskau verlegte. Doch auch Peter starb schon bald nach seinem Regierungsantritt an den Pocken ohne einen Erben zu hinterlassen. Nach seinem Tod wurde der Hof erneut nach St. Petersburg verlegt.

Seine Nachfolgerin als Zarin wurde seine Tante, Anna Iwanowna. Sie bremste viele Reformen Peters des Großen, die zu diesem Zeitpunkt noch wirksam waren. Das Geld wurde der Förderung von Bildung und anderen Unternehmungen entzogen und für aufwändige und verschwenderische Hofzeremonien ausgegeben. Die Persienfrage, ein Konfliktherd gegenüber England und Österreich wurde zunächst entschärft, indem Russland nicht weiter darauf drängte, am Kaspischen Meer und Kaukasus zu expandieren. Russland zog sich sogar aus Gebieten zurück, die unter Peter I. erobert wurden. Dafür konnte ein Bündnis mit Persien gegen das Osmanische Reich abgeschlossen und Handelsvorteile erzielt werden. Auch gegenüber China gelang nach dem Vertrag von Kjachta 1727 eine Ausweitung des Handels. Durch verschiedene Expeditionen setzte man die Erkundung des Fernen Ostens fort. Mit der Erschließung Kamtschatkas wurde begonnen und 1731 ein Aufstand der dortigen Einheimischen niedergeworfen. Unter Kontrolle geriet schließlich auch Kasachstan. Bis 1740 stellten sich die dortigen Khane unter den Schutz des russischen Kaisers. Eine formelle Eingliederung in das Russische Kaiserreich erfolgte allerdings noch nicht gleich. In der Westpolitik versuchte die russische Diplomatie nach 1725 defensiv zu handeln um in den Bündnissen mit Österreich und Frankreich die neu gewonnene Stellung an der Ostsee und in Polen zu halten. Bis zum Beginn der 1730er Jahre bildete sich dabei ein Verständigungssystem heraus, das auf einem Bündnis mit Österreich und Preußen sowie auf einem Ausgleich mit England beruhte. Eine erste Krise des Systems brach 1733 im Konflikt auf die Nachfolge August II. auf dem polnischen Thron aus. Frankreich versuchte seinen Favoriten Stanislaw Leszczynski durchzusetzen. Die Allianz der drei Schwarzen Adler bestehend aus Russland, Österreich und Preußen versuchte einen sächsischen Kandidaten durchzusetzen. Der Polnische Erbfolgekrieg sorgten vor allem russische Truppen bis 1736 für den Sieg des sächsischen Kandidaten August III.. Als Kriegsgewinn kam Kurland, auf das eigentlich Preußen abgezielt hatte, unter russischen Einfluss.

Kabinett Annas

Als der Sieg in Polen feststand, fiel 1735 die Entscheidung zum Krieg gegen das Osmanische Reich. Begründet wurde das weitere Vordringen Russlands am Kaukasus und am Schwarzen Meer, um sich handelspolitische und strategische Vorteile zu verschaffen. Zu dem Krieg drängte vor allem Burkhard Christoph von Münnich, ein Oldenburger der besonders in der Orientpolitik an Einfluss gewonnen hatte. Unter Anna hatten viele Deutsche einen erheblichen Einfluss im russischen Staat gewonnen, darunter Ernst Johann von Biron und Heinrich Johann Ostermann. Die führte zu Vorwürfen an Anna, unter ihr herrsche die deutsche Partei. Dieses Bild ist jedoch zu einfach. Die Mehrzahl der höchsten Stellen wurde durchaus von Russen besetzt, die keineswegs im Gegensatz zu den Deutschen standen. Diese Entwicklung wurde vor allem durch den Herrschaftsstil Annas begünstigt, die sich ein persönliches Beratungsgremium einrichtete und den einst mächtigen Regierenden Senat zur politischen Bedeutungslosigkeit verurteilte. Seit 1735 verzichtete die Kaiserin aber zunehmend auf ihre eigenhändige Unterschrift. Dies führte zu einer zunehmenden Günstlingswirtschaft unter ihren Favoriten Ernst Johann Biron. Der Russisch-Österreichische Türkenkrieg nahm militärisch einen wesentlich ungünstigeren Verlauf als erwartet. Im Frieden von Belgrad musste Russland 1739 fast alle Eroberungen die es gemacht hatte wieder herausgeben. Die Folgen zeigten sich sofort im Westen und im Norden, als die Schweden unter Ausnutzung der russischen Schwäche Bündnsverträge mit dem Osmanischen Reich und Frankreich schlossen. Der Erste Schlesische Krieg von 1740 bis 1742 im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieges brachte weitere Nachteile Russlands. Preußen und Österreich standen sich nun feindlich gegenüber und Frankreich näherte sich Preußen an und gewann damit weiteren außenpolitischen Spielraum. Als Anna 1740 starb, wurde von Biron kurzzeitig Regent für den erst zwei Monate alten Iwan VI., einen Großneffen Annas. Bald schickte man ihn jedoch in die Verbannung. Münnich, dann nochmal Ostermann gelangten zu neuer Macht.

Elisabeth I. in Zarskoje Selo, Gemälde von Eugene Lanceray

1741 stürzte schließlich die Tochter Peters des Großen Elisabeth Petrowna, mit Hilfe der Garde die bisher herrschende Hofpartei. Da diese in der Öffentlichkeit mit verhassten Ausländern identifiziert wurde, galt der Umsturz beinahe als nationalrussische Revolution. Ostermann und Münich wurden verbannt, Iwan VI. inhaftiert und später bei einem Befreiungsversuch ermordet. Die Regierungszeit Elisabeths war weniger von spektakulären Erfolgen geprägt, galt aber insgesamt also positiv mit soliden Fortschritten für Russland. Kaiserin Elisabeth nahm nach ihren Staatsstreich einen Kurswechsel auf die Seite Frankreichs vor, das sie unterstützt hatte. Mit dieser Rückendeckung führte sie 1742–1743 einen siegreichen Krieg gegen Schweden.[61] Die Regierungszeit von Elisabeth war das Gegenteil des Herrschaftsmodells von Anna. Hohe Staatsämter wurden wieder an Russen vergeben, Modernisierung und Weiterentwicklung des Landes wurde wieder angestoßen. Beispielsweise unterstützte Elisabeth Michail Lomonossow bei der Gründung der Moskauer Staatsuniversität. Elisabeth Petrowna erließ einige sehr liberale Gesetze, unter anderem wurde in Russland die Todesstrafe abgeschafft und während ihrer Regierungszeit kein einziges Mal vollzogen. Elisabeth, die sich stark auf den Adel stützte, förderte die Künste und die Architektur, auf ihre Initiative wurde das Winterpalais von Sankt Petersburg, der Katharinenpalast und viele andere bekannte Bauwerke errichtet. St. Petersburg, auch das Venedig des Nordens genannt, stieg endgültig zu einer bedeutenden Metropole auf. Während der Regierungszeit von Elisabeth blieb Russland im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges auf der österreichischen Seite. Das Russische Kaiserreich spielte im Siebenjährigen Krieg eine ausschlaggebende Rolle. In dem Renversement des alliances von 1756 blieb Russland wiederum an Österreichs Seite, selbst mit der Gefahr der Feindschaft mit England, das Russlands wichtigster Außenhandelspartner war.[62] Die russische Armee operierte sehr erfolgreich und eroberte Ostpreußen. Der Tod von Elisabeth 1762, bekannt als das Mirakel des Hauses Brandenburg, wendete die totale Niederlage Preußens ab.

Öffentliche Bekanntgabe des Friedens von St. Petersburg

Der deutschfreundliche Neffe (sein Vater war der Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp) von Elisabeth, Peter III. wurde russischer Kaiser. Als Nachfolger Elisabeths wurde Peter III. von den Staatsgeschäften ferngehalten, so das er den Thron ohne eigenes Netz von Beratern bestieg.[63] Peter III. gab nun Preußen alle eroberten Gebiete zurück. Aus seiner kurzen Herrschaftszeit entstand am 18. Februar 1762 das Manifest über die Befreiung des Adels vom obligatorischen Staatsdienst. Die Adeligen erhielten damit das Recht, dem russischen Staat nicht zu dienen, wenn immer Sie es wünschten. Der Ukaz kam insbesondere dem Hofadel zugute, während die Masse des kleinen und mittleren Adels zu bescheidenen Bedingungen im Dienst bleiben musste. Langfristig ergab sich aus dieser „Adelsbfreiung“ einerseits die Schaffung einer echten, von der Regierung distanzierten Gesellschaft. Andererseits ergaben sich daraus Legitimationsprobleme für die Aufrechterhaltung der Leibeigenschaft der Bauern. Denn die Dienstpflicht der Bauern wurde bisher von dem Adels so begründet, das diese auch den Dienst für den Kaiser zu leisten hätten. Dieses ethisch definierte Diensthaus wurde nun zerstört. Zudem gelang dem Kaiser die vollständige Säkularisation der Kirchengüter. Damit wurden die 800.000 Kirchenbauern zu Staatsbauern. Darüber hinaus schaffte er die diskriminierenden Gesetze gegebüber den nicht-orthodoxen Religionen ab.[64] Aus der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Politik Peters III. entstand eine Verschwörung, im Zuge derer seine Ehefrau Katharina II. („die Große“) an die Macht kam. Vorausgegangen war eine Drohung Peters III. sich Scheiden zu lassen. Er wurde interniert und wenige Tage später ermordet.

Das Zeitalter Katharinas II. (1762 bis 1796)

Katharina die Große

Am 28. Juni 1762 rief sich Katharina mit Unterstützung der Garderegimenter und ohne den Widerspruch der höchsten Institutionen des Reiches (z.B. des Regierenden Senats)zur Kaiserin aus. Katharina II. war im ganzen das Gegenteil ihres Mannes. Sie war den russischen Sitten zugänglich und lernbegierig. Um ihre Macht abzusichern betrieb Sie eine Politik zugunsten des Adels und des Beamtentums. Die Adelspolitik Katharinas II. spiegelte sich in fast allen inneren Reformen wieder. Um ihre Legitimation zu stützen berief Katharina II. 1767 eine Versammlung von gewählten Repräsentanten (Gesetzgebende Kommission) ein. Diese sollte ein Gesetzbuch diskutieren und entwerfen. Als sich die Diskussionen in die Länge zogen und unbequeme Fragen aufwarfen wurde diese Kommission von Katharina II. wieder aufgelößt.

Wirtschaftlich machte Russland unter Katharina II. weitere Fortschritte. Der Binnenhandel wurde zollfrei durchgeführt, das Straßen- und Kanalnetz wurde verbessert und allen Ständen wurde ein größerer Spielraum und größere Freiheit bei der Besiedelung neu erworbenes Landes, z.B. in der Ukraine zugestanden. Zur Modernisierung der Landwirtschaft gründete Katharina II. die Kaiserliche Freie Ökonomische Gesellschaft. Auf einigen Gebieten wurde Russland ein führender Hersteller und Exporteur. Dies betraf besonders die Produkte Eisen und Stahl. Auch die Dichte und Anzahl der wirtschaftlich lebensfähigen Städte wurde größer. Alles im allen galt Russland ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert als nach zeitgenössischen europäischen Standards entwickeltes Land. Diesen Vorteil sollte Russland aber wieder in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung verlieren.[65]

Zusammen mit ihrem Favoriten Grigori Potjomkin entwarf sie eine kühne Vision, das sogenannte „Griechische Projekt“. Es sah vor, die Macht des Osmanischen Reiches auf dem Balkan zu brechen und ein zusammenhängendes orthodoxes Reich von der Ägäis bis nach Russland zu erschaffen. Die Meerengen sowie Konstantinopel sollten unter die Kontrolle Russlands fallen. Eine Reihe von Kriegen gegen das Osmanische Reich brachte dieses Ziel tatsächlich näher, auch wenn es nie vollständig realisiert wurde. Weite Teile Südrusslands und der Südukraine kamen zum Russischen Reich. In den neuen Landstrichen, die unter dem Namen Neurussland zusammengefasst waren, wurden zahlreiche neue Städte wie Sewastopol, Odessa oder Jekaterinoslaw gegründet. Katharina besaß eine große Macht in Polen-Litauen und übte großen Einfluss auf dessen Entscheidungen und Thronverhältnisse aus. Schließlich beschloss sie zusammen mit Preußen und Österreich die Polnischen Teilungen, bei denen sich Russland große Gebiete sicherte.

Im Inland war sie 1773 mit einem massiven Bauern- und Kosakenaufstand (Pugatschow-Aufstand) konfrontiert. Er resultierte aus den verschärften Regelungen für die Leibeigenschaft. Katharina konnte den Aufstand blutig niederschlagen, doch weite Teile des südlichen Wolga- und Uralgebietes blieben noch lange von dem bürgerkriegsähnlichen Aufstand verwüstet. Zum Wiederaufbau und -besiedlung dieser Landstriche wurden viele Deutsche als Siedler nach Russland eingeladen. Katharina beseitigte außerdem die Autonomie der ukrainischen Kosaken und gab ihnen stattdessen Ländereien im Krasnodar-Gebiet. Die französische Revolution von 1789 hat sie endgültig von den liberalen Ideen abgestoßen, die sich in der Anfangszeit ihrer Herrschaft noch pflegte.

Bis 1812 wurden Finnland, Georgien und Bessarabien russisch.

Die entwickelte Autokratie (1796 bis 1855)

Russland im Zeitalter der Französischen Revolution

Nach Katharinas Tod am 17. November 1796 folgte ihr Sohn Paul I. (1796–1801), der laut seiner Gegner durch eine verkehrte Erziehung ein misstrauischer, launenhafter Tyrann geworden war. Anfangs erließ er einige wohltätige Verordnungen zugunsten der Leibeigenen und Altgläubigen. Wichtig ist auch das von ihm 1797 erlassene Familiengesetz. Dieses bestimmte für die Thronfolge das Recht der Erstgeburt in direkt absteigender Linie und dabei den Vorrang der männlichen Nachkommen vor den weiblichen als Reichsgrundgesetz. Ein anderes Gesetz trennte einen Teil der Kronbauern als Eigentum der kaiserlichen Familie unter dem Namen Apanagebauern ab. Aus Misstrauen gegen die revolutionären Ideen der französischen Revolution verbot Paul aber den Besuch ausländischer Lehranstalten und Universitäten, führte eine verschärfte Zensur und strenge Aufsicht über alle im Reich lebenden Ausländer und fremden Reisenden ein und bestrafte jede freie Meinungsäußerung mit launischer Willkür. Paul schottete Russland zunehmend ab vom Rest der Welt.

An den Koalitionskriegen gegen Frankreich nahm er allerdings erst teil, als die aus Malta vertriebenen Ritter des Malteserordens ihn im Oktober 1798 zum Großmeister des Malteserordens gewählt und seine Hilfe gegen Frankreich angerufen hatten. Im zweiten Koalitionskrieg stellte er Hilfstruppen unter General Hermann für die von den Briten beabsichtigte Landung in den Niederlanden, für den Krieg in Süddeutschland (unter General Rimski-Korsakow) und in Italien (unter Suworow). Sogar Sultan Selim III. schickte er eine Flotte mit 4000 Soldaten nach Konstantinopel zu Hilfe.

Die glänzendsten Erfolge erzielte Suworow in Italien, wo er mit den Österreichern vereint durch die Siege bei Cassano d’Adda (27. April 1799), an der Trebbia (17.–19. Juni) und bei Novi Ligure (15. August) die Franzosen aus dem Pogebiet vertrieb. Als er dann auf seinem berühmten Marsch über den Gotthardpass in die Schweiz vordrang, um sich mit Rimski-Korsakow zu vereinigen, war dieser kurz zuvor (26. September) bei Zürich geschlagen worden, und Suworow musste sich über den Panixerpass nach Graubünden wenden, von wo er nach Russland zurückkehrte.

Auch die Landung in den Niederlanden endete mit einer schimpflichen Kapitulation (19. Oktober). Zar Paul schrieb diese Misserfolge der Unfähigkeit der verbündeten Befehlshaber zu. Er sagte sich von der Koalition los und schloss nach dem Muster des von Katharina II. veranlassten Neutralitätsvertrags vom 26. Februar 1780 zur Beschränkung der britischen Seemacht im Dezember 1800 einen solchen mit Schweden, Dänemark und Preußen. Großbritannien antwortete sofort mit einem Angriff auf Kopenhagen. Paul plante daraufhin ein Bündnis mit Frankreich und schlug Napoleon eine gemeinsame Invasion des britisch dominierten Indiens vor; noch ehe es jedoch zu offenen Feindseligkeiten zwischen Großbritannien und Russland kam, wurde Paul am 24. März 1801 von einigen Adligen ermordet.

Das Zeitalter Alexanders I. (1801 bis 1825)

Alexander I. von Russland

Sein 23-jähriger Sohn Alexander I. (1801–1825) entsagte sofort in einem Vertrag mit Großbritannien der bewaffneten Neutralität, um sich den Werken des Friedens widmen zu können. Nach Rousseau'schen Grundsätzen erzogen, schwärmte er für humane Ideale, ohne jedoch seine unbeschränkte Herrschergewalt, auf die er nicht verzichtete, mit Energie und Ausdauer für deren Verwirklichung anzuwenden. An Stelle der von Peter I. begründeten Kollegien errichtete er acht Ministerien (1802), schuf für die Prüfung und Beratung aller neuen Gesetze und Maßregeln der Regierung den Staatsrat (1810, auch Reichsrat genannt), suchte die Finanzen zu regeln und legte zur Verminderung der Heereskosten Militärkolonien an. Die Leibeigenschaft hob er in den baltischen Provinzen auf und milderte sie in Russland selbst. Die Zahl der Gymnasien und Volksschulen wurde beträchtlich vermehrt, Universitäten neu errichtet (in Kasan und Charkiw) oder reorganisiert (in Dorpat und Vilnius).

Bald erkannte er, dass seine friedliche, ja freundschaftliche Haltung zu Frankreich von Napoleon nur benutzt wurde, um in Mitteleuropa nach Willkür schalten zu können. 1805 trat er der dritten Koalition gegen Frankreich bei. Doch wurde das russische Heer unter Kutusow, das sich in Mähren mit den Österreichern vereinigte, am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz geschlagen und musste infolge des Waffenstillstandes zwischen Frankreich und Österreich das österreichische Gebiet räumen.

Seinem sentimentalen Freundschaftsbündnis mit Friedrich Wilhelm III. getreu, kam Alexander 1806 Preußen zu Hilfe, als dessen Heerestrümmer nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt über die Oder zurückgedrängt waren (vierte Koalition). Die Russen lieferten den Franzosen in Polen die unentschiedenen Gefechte von Czarnowo (23.–24. Dezember), Schlacht von Pultusk und Golymin (26. Dezember 1806), in Preußen die mörderische, aber nicht entscheidende Schlacht bei Preußisch Eylau (7.–8. Februar 1807), wurden aber nach einem längeren Waffenstillstand 10. Juni bei Heilsberg und 14. Juni bei Friedland (Ostpreußen) geschlagen.

Bei einer persönlichen Zusammenkunft mit Alexander am 25. Juni gelang es Napoleon, den Zaren völlig für sich zu gewinnen. Alexander schloss am 7. Juli mit Napoleon den Frieden von Tilsit. Dabei ließ er Preußen völlig im Stich. Er bereicherte sich sogar auf dessen Kosten am Grenzdistrikt Białystok. In einem geheimen Bundesvertrag teilten sie sich die Herrschaft über Europa. Genaueres wurde bei einer zweiten Zusammenkunft in Erfurt (Erfurter Fürstenkongress, September bis Oktober 1808) bestimmt. Russland überließ Napoleon die Herrschaft über Deutschland, Spanien und Portugal und trat der Kontinentalsperre gegen Großbritannien bei. Dafür durfte Russland Schweden und die Türkei erobern.

Schon Anfang 1808 hatte Russland Schweden den Krieg erklärt und ein Heer in Finnland einrücken lassen, das in kurzer Zeit erobert wurde; 1809 gingen russische Truppen über das Eis des Bottnischen Meerbusens, besetzten die Ålandinseln und die gegenüberliegende schwedische Küste. Karl XIII. von Schweden musste den Frieden von Frederikshamn schließen (17. September 1809) und ganz Finnland bis zum Fluss Tornea und die Ålandinseln an Russland abtreten.

Das zweite Opfer des Tilsiter Bündnisses war die Türkei. Von Napoleon provoziert, begann sie am 30. Dezember 1806 den achten russisch-türkischen Krieg (1806–1812). Die Russen drangen in die Donaufürstentümer ein, siegten im September 1810 bei Batin an der Donau und im Oktober 1811 bei Rustschuk über die Türken und erzwangen den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812), durch welchen der Pruth zur Grenze zwischen den beiden Reichen bestimmt wurde. Ein Krieg mit Persien wurde gleichzeitig durch Abtretung eines Länderstreifens am Westufer des Kaspischen Meers mit Baku beendet.

Kaum waren diese Kriege beendet, musste die russische Donauarmee unter Admiral Tschitschagow in den Krieg mit Frankreich 1812 eingreifen lassen. Ursache des Krieges war der Übermut Napoleons, der Russland als Bündnispartner nicht mehr zu brauchen glaubte und allein in Europa herrschen wollte. Er vergrößerte 1809 das Herzogtum Warschau um Westgalizien, beraubte Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg, einen nahen Verwandten des russischen Kaiserhauses, willkürlich seines Landes und forderte eine Verschärfung der Kontinentalsperre, lehnte aber die von Russland verlangte Räumung Preußens ab.

Im Sommer 1812 überschritt Napoleon mit der Großen Armee von 477.000 Mann die russische Grenze. Die Russen waren zahlenmäßig weit unterlegen (sie zählten kaum 200.000 Mann). Trotzdem besiegten sie Napoleon, indem sie eine offene Feldschlacht vermieden, sich in das unermessliche Innere des Reiches zurückzogen und den Feind durch Kleinkrieg ermüdeten. Um die Bevölkerung von jeder Unterstützung des Feindes abzuhalten, wurde die orthodoxe Religion für gefährdet erklärt und der heilige Krieg proklamiert.

Der linke Flügel der Franzosen unter Jacques MacDonald, dem das preußische Hilfskorps beigegeben war, rückte in die baltischen Provinzen ein; der rechte unter Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg drang in Wolhynien vor. Die Hauptarmee unter Napoleon selbst schlug die Richtung nach Moskau ein, erreichte 28. Juni Vilnius, 28. Juli Wizebsk und stieß erst Mitte August bei Smolensk auf die 116.000 Mann starke russische Westarmee unter Barclay de Tolly. Sie leistete Widerstand, wurde aber am 17. August geschlagen.

Die Russen deckten den weiteren Rückzug durch die Gefechte bei Walutina Gora (19. August), Dorogobusch (26. August), Wjasma (29. August) und Gschatsk (heute Gagarin, 1. September). Nachdem Michail Kutusow den Oberbefehl übernommen hatte, wagten sie am 7. September noch einmal die Schlacht von Borodino. Zwar mussten sie nach einem hartnäckigen und furchtbar blutigen Kampf ihre Stellung räumen und Moskau preisgeben, in das Napoleon am 14. September einzog; aber das französische Heer war nicht nur auf 100.000 Mann zusammengeschmolzen, sondern auch erschöpft und kriegsmüde, und statt durch den Besitz Moskaus den Frieden erzwingen zu können, fand Napoleon die Stadt von fast allen Einwohnern verlassen und der Vernichtung geweiht; denn am Abend des 15. September begann der angeblich vom Gouverneur Rostoptschin befohlene Brandlegungen in Moskau, (er selbst hat diese Version später zurückgewiesen), der in sechstägigem Wüten fast die ganze Stadt in Asche legte und die Franzosen der Mittel des Unterhalts beraubte.

Napoleon konnte nun nicht in Moskau überwintern, und nachdem seine Friedensanträge von Alexander erst hingehalten, dann zurückgewiesen worden waren, trat er am 18. Oktober den Rückzug an. Er wandte sich zuerst gegen Kaluga, um in den noch unberührten südlichen Landstrichen Winterquartiere zu finden, wurde aber bei Malojaroslawez am 24. Oktober von Kutusow nach dem Norden zurückgeworfen und musste nun durch völlig ausgesogene Gegenden seinen Rückzug nach Smolensk fortsetzen, wobei seine Nachhut fortwährend von Kosaken umschwärmt und angegriffen wurde. Durch den Mangel an Lebensmitteln und die früh eingetretene Kälte litt die Armee fürchterlich und war schon in Auflösung, als sie am 9. November Smolensk erreichte.

Die Russen erobern Paris 1814

Der weitere Rückzug wurde dadurch gefährdet, dass die russische Südarmee unter Tschitschagow nach Zurückdrängung Schwarzenbergs und die Nordarmee unter Wittgenstein, welche den Vormarsch der Franzosen in die Ostseeprovinzen nicht hatte hindern können und zweimal ohne Erfolg bei Polozk gekämpft hatte (17.–18. August und 18.–19. Oktober), sich nun auf der Rückzugslinie Napoleons vereinigen konnten. Mit Mühe, unter Aufbietung der letzten Kräfte, erzwangen die Franzosen am 26.–28. November noch vor dieser Vereinigung den Übergang über die Beresina; aber in bejammernswertem Zustand erreichte der Rest des Heers am 6. Dezember Wilna, wo es sich auch nicht behaupten konnte. Der Abfall Yorcks von den Franzosen (30. Dezember) nötigte dieselben Anfang 1813 auch zur Räumung der Weichsellinie.

Auch die russischen Truppen waren durch die Verluste und die Strapazen des Winterfeldzugs stark vermindert und erschöpft, und im russischen Hauptquartier waren viele einflussreiche Personen für einen sofortigen, möglichst vorteilhaften Frieden mit Frankreich. Aber zu einem solchen zeigte sich Napoleon keineswegs geneigt, und auch Alexander verlockten Ehrgeiz und Herrschsucht sowie der Wunsch, sich den Besitz ganz Polens zu sichern, zur Fortsetzung des Kriegs im Bund mit Preußen (siehe Befreiungskriege).

Der erste Feldzug, welchen russische Feldherren, Wittgenstein und Barclay, befehligten, endete nach den Schlachten bei Großgörschen und bei Bautzen mit dem Rückzug nach Schlesien. Im zweiten Teil des Kriegs aber, als Österreich, Großbritannien und Schweden der sechsten Koalition beigetreten waren, nahmen die russischen Truppen hervorragenden Anteil an den Siegen, besonders der schlesischen Armee 1813–1814, durch welche Napoleon aus Deutschland vertrieben und endlich gestürzt wurde. Im Rate der Verbündeten spielte Kaiser Alexander neben Metternich die bedeutendste Rolle. Er verhalf den zu energischem Handeln drängenden Ratschlägen der preußischen Staatsmänner und Generale oft zum Sieg. Nach Vereitelung seines Plans, Bernadotte auf den französischen Thron zu erheben, bewirkte er die Restauration der Bourbonen und die übermäßige Schonung Frankreichs im ersten Pariser Frieden.

Auf dem Wiener Kongress forderte er, dass Preußens Erwerbungen der dritten polnischen Teilung an Russland fallen und Preußen dafür mit Sachsen entschädigt werde. Preußen wäre so zu einem Satelliten Russlands geworden, das bis weit nach Mitteleuropa hineingereicht hätte. Damit führte er einen Konflikt mit Österreich und Großbritannien herbei; Metternich und der britische Außenminister Castlereagh suchten eine drohende Vorherrschaft Russlands zu verhindern. Im Februar konnte durch einige Zugeständnisse Russlands der Konflikt beigelegt werden. Russland erhielt das eigentliche Polen (das so genannte Kongresspolen) als besonderes Königreich, dem auch eine eigene liberale Verfassung verliehen wurde. Seine Besitzungen dehnten sich nun im Westen bis nahe an die Oder aus, während es sich im äußersten Osten über die Beringstraße hinaus über einen Teil Nordamerikas ausbreitete; es umfasste über 20 Millionen Quadratkilometer mit etwa 50 Millionen Einwohnern.

Russland seit Peter dem Großen

1815 wurde Zar Alexander I. in Europa als „Retter Europas“ gefeiert und bestimmte beim Wiener Kongress maßgeblich die Neuordnung Europas mit. Mit auf seine Anregung hin wurde unter anderem die Heilige Allianz, die aus Russland, Österreich und Preußen bestand, gegründet. Russland dominierte nun Kontinentaleuropa, bis der Krimkrieg in den 1850er Jahren dieser Dominanz ein Ende setzte. Alexander starb Ende 1825 in Taganrog am Asowschen Meer ohne Nachkommen zu hinterlassen.

Das Zeitalter Nikolaus I. (1825 bis 1855)

Laut Nachfolgeregelung wäre ihm eigentlich sein Bruder Konstantin auf dem Thron gefolgt; dieser hatte jedoch bereits 1822 auf den Thron verzichtet. Alexander hatte deshalb im Geheimen seinen Bruder Nikolaus Pawlowitsch zu seinem Nachfolger designiert. Nach dem Tode Alexanders wurde erst Konstantin zum Herrscher ausgerufen; als dieser verzichtete, kam es zeitweise zu einer wirren Situation. Bei der Vereidigung der Petersburger Garnison auf den Zaren Nikolaus I. kam es aus Enttäuschung über ausgebliebene innenpolitische Reformen 1825 zum erfolglosen Dekabristenaufstand.

Nikolaus, der bis 1855 regierte, war ein eher vorsichtiger Herrscher, der sich vor allem als Bewahrer der bestehenden Ordnung im Innern und Äußeren sah. Er unterstützte die Reaktion in Europa; mehrmals drohte Nikolaus mit einer Interventionsarmee, wenn es, wie beispielsweise in Belgien, zu nationalen Unruhen kam. Im Inneren regierte Nikolaus streng autokratisch. Unter seiner Ägide wurde auch die Geheimpolizei, die spätere Ochrana, ins Leben gerufen.

Im russisch-türkischen Krieg (1828/29) besiegte Russland das Osmanische Reich und gewann Gebiete im südlichen Kaukasus. Moldau, Walachei und Serbien wurden autonom und gerieten unter russischem Einfluss. 1830/1831 kam es zum polnischen Aufstand, der auch auf Litauen übergriff, jedoch erfolgreich niedergeschlagen wurde. Als Muhammad Ali Pascha im Kampf gegen den türkischen Sultan 1832 bis nach Anatolien vorstieß, schickte Nikolaus zur Unterstützung des Sultans Truppen. Im Revolutionsjahr 1848 halfen russische Truppen dabei, die aufständischen Ungarn im Habsburger Reich niederzuschlagen. Einer möglichen deutschen Einigung stand Nikolaus kritisch gegenüber und bei der Konferenz von Olmütz übte er starken Druck auf Preußen aus, um eine kleindeutsche Einigung unter Führung Preußens zu verhindern und den Deutschen Bund in seiner alten Form wiederherzustellen.

Ab 1850 gewann die Kolonialpolitik auch in Russland zunehmend an Bedeutung. Russland dehnte hierbei im beginnenden Zeitalter des Imperialismus 1852–1888 sein Einflussgebiet auf Turkestan und den Kaukasus aus und hegte auch wenig realistische Ambitionen auf China und Indien (The Great Game). 1860 wurde am Pazifik Wladiwostok gegründet, als feste Ausgangsbasis für eine aktivere und aggressive Politik Russlands im Fernen Osten.

Im Krimkrieg von 1853 bis 1856 unterlag Russland einer Allianz aus Großbritannien, Frankreich, Piemont und dem Osmanischem Reich. Der Krieg wurde nicht nur auf der Krim selbst, sondern auch in der Ostsee, im Weißen Meer und im Schwarzen Meer ausgetragen. Im Krieg machte sich die Rückständigkeit Russlands unangenehm bemerkbar; die Ausrüstung des Landheeres war mangelhaft und die Kaiserlich Russische Marine war vollkommen veraltet und einer Kraftprobe mit der britischen Royal Navy nicht gewachsen.

Zeitalter der Reformen (1855 bis 1881)

Als Reaktion auf die in der Niederlage im Krimkrieg deutlich zutage getretene Rückständigkeit Russlands nahm Alexander II. weitreichende Reformen in Angriff, deren wesentlichste Bestandteile die seit 1861 durchgeführte Aufhebung der Leibeigenschaft, Reformen im Justizwesen und eine neue Militärorganisation waren. Alexander setzte diese Reformen gegen große Widerstände durch. Nach dem Türkisch-Russischen Krieg 1877–1878, in dessen Verlauf Russland die Unabhängigkeit Bulgariens vom Osmanischen Reich erreichte, verbreitete sich die Idee des Panslawismus, also der Vereinigung der slawischen Völker unter russischer Herrschaft. Diese Ideen waren nicht neu, aber jetzt fanden sie durch eine national gesinnte Presse und Agitatoren zunehmend Gehör in Russland. Auf dem Berliner Kongress erlitt Russland jedoch einen Rückschlag, denn eine Schaffung eines Groß-Bulgarien, wie sie Russland anstrebte, traf auf heftige Opposition Großbritanniens und Österreich-Ungarns, die einen Durchbruch Russlands an die Adria unbedingt unterbinden wollten. In Russland bildeten sich in diesen Jahrzehnten mehrere radikale Gruppen, die einen Umsturz anstrebten. Auf Alexander wurden mehrere erfolglose Attentate verübt, am 11. März 1881 jedoch wurde der Zar von dem Anarchisten Nikolas Rysakow ermordet.

Russland im Zeitalter des Imperialismus (1881 bis 1917)

Ihm folgte sein Sohn als Alexander III. nach, der, auch durch die Ermordung seines Vaters beeinflusst, einen reformfeindlichen Kurs einschlug und streng autokratisch regierte. Dabei stützte er sich vor allem auf die Armee und auf die Geheimpolizei, die Ochrana. Die Armee nahm im Inneren Russlands traditionell auch Polizeiaufgaben wahr. Von 1891 bis 1901 wurde die Transsibirische Eisenbahn zwischen Wladiwostok und Tscheljabinsk gebaut, die den Westen und den Osten des Reiches miteinander verbinden sollte; auch die Besiedlung Sibiriens wurde hierdurch begünstigt. 1896 erhielt Russland durch den Bau einer Abzweigung, der Transmandschurischen Eisenbahn, Einfluss auf die Mandschurei, was aber zu kollidierenden Interessen mit Japan führte; beide suchten sich auf Kosten Chinas zu vergrößern.

So kam es 1904–1905 zum Russisch-Japanischen Krieg. Japan, seit 1902 Bündnispartner Großbritanniens, attackierte den russischen Stützpunkt Port Arthur ohne vorherige Kriegserklärung und versenkte einen Teil des russischen Fernostgeschwaders. Am 13. April kam es zu einer ersten Seeschlacht, die mit dem Sieg der Japaner endete. Diese besetzten nun die Höhen um die Festung Port Arthur und begannen mit der Belagerung. Von den Höhen aus nahmen sie auch die russischen Schiffe unter Feuer; im August versuchte die Restflotte einen erneuten Durchbruch. Es kam zu einer weiteren Seeschlacht, in der die restlichen russischen Schiffe versenkt wurden. Der Zar war jedoch uneinsichtig und noch nicht zu einem Frieden bereit, den auch weite Kreise, von Großindustriellen bis zu den Militärs, in Russland forderten. Nachdem die Russische Ostseeflotte die halbe Welt umrundet hatte, kam es am 14.–15. (27.–28.) Mai 1905 bei Tsushima in der Meerenge von Korea und Japan zur Schlacht mit der japanischen Flotte unter Admiral Tōgō Heihachirō. Erneut unterlag die russische Flotte der japanischen, und nachdem die Festung Port Arthur von den Japanern erobert worden war, musste Russland einem von US-Präsident Theodore Roosevelt vermittelten Frieden zustimmen, der am 23. August (5. September) 1905 in Portsmouth, New Hampshire, unterzeichnet wurde. Die Niederlage wurde als Sensation empfunden, denn erst zum zweiten Mal (nach der italienischen Niederlage in Äthiopien 1896) war eine europäische Nation gegen eine außereuropäische unterlegen. Wiederum zeigte sich die Rückständigkeit Russlands.

Europäisches Russland um 1888

Durch ausgebliebene innenpolitische Reformen und den Konflikt zwischen Anhängern einer Annäherung an den Westen (Westler) und Gegnern einer solchen Annäherung (Slawophile) geriet Russland wirtschaftlich immer mehr ins Hintertreffen gegenüber den anderen Großmächten. Die Korruption im Land war weit verbreitet und höher als in den westlichen Ländern. Zudem war die starke Zentralisierung des Staates nicht immer von Vorteil. In Moskau und Sankt Petersburg, aber auch in anderen russischen Städten entstanden Kreise von Intellektuellen, Kommunisten und Anarchisten. Sie wurden von Zar Alexander III. brutal verfolgt. Sein Nachfolger, Nikolaus II., behielt die Politik seines Vaters bei. Hinzu kamen soziale Probleme, die im Zuge der Industrialisierung des Landes entstanden, sowie eine Hungersnot im Jahre 1890. 1898 wurde die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (Vorgängerin der Kommunistischen Partei Russlands) gegründet, in welcher ab 1903 die Bolschewiki unter Lenin die Führung übernahmen. Die Niederlage Russlands im russisch-japanischen Krieg verstärkte die Unzufriedenheit nur noch und es kam zu großen Demonstrationen. Nach dem Petersburger Blutsonntag 1905 fand von 1905 bis 1907 eine erfolglose Revolution in Russland statt, die jedoch dem Zaren die Unzufriedenheit im Land zeigte. Zar Nikolaus II. rief unter anhaltendem Druck ein Parlament, die Duma, zusammen, die er jedoch wiederholt auflösen ließ. Dazu wurde eine Verfassung ausgearbeitet, das Staatsgrundgesetz des Kaiserreichs Russland. Die Duma wird in der Geschichtswissenschaft teilweise als Scheinparlament bezeichnet.

Eröffnung der Duma 1906

Außenpolitisch war Russland nach der 1890 vom Deutschen Kaiser Wilhelm II. verweigerten Verlängerung des Rückversicherungsvertrages 1892 ein Bündnis mit Frankreich eingegangen. Nach der Niederlage im Fernen Osten richtete Russland wieder seine Aufmerksamkeit auf Europa und den Balkan. Russland war nach dem verlorenen Krieg jedoch extrem geschwächt und musste zusehen, wie Österreich-Ungarn mit Rückendeckung des Deutschen Reiches 1908 Bosnien-Herzegowina annektierte. Die Spannungen auf dem Balkan nahmen immer weiter zu, denn das Osmanische Reich, „der kranke Mann am Bosporus”, war zunehmend im Zerfallen begriffen. 1907 schloss Russland ein Übereinkommen mit Großbritannien, in dem die Streitigkeiten in Asien ausgeräumt und die gegenseitigen Interessensphären festgelegt wurden. Es kam in Europa zu einem Rüstungswettlauf. Die allgemeine Lage verdüsterte sich zunehmend und ein großer europäischer Krieg wurde immer wahrscheinlicher.

Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Russland stand als Verbündeter Serbiens, Frankreichs und Großbritanniens gegen das mächtige Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich. Nach einigen Erfolgen vor allem in Galizien erlitt Russland mehrere schwere Niederlagen gegen die deutsche Armee; Polen und das Baltikum gingen verloren. Den Oberbefehl im Hauptquartier in Baranowitschi (ab dem 8. August 1915 in Mogiljow) übernahm zunächst der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch (2. August bis 5. September 1915). Aufgrund der katastrophalen Niederlagen der russischen Armeen übernahm Zar Nikolaus II. am 9. September das Oberkommando. Doch war er nicht wesentlich erfolgreicher, nach zwei Jahren stand Russland vor dem wirtschaftlichen und militärischen Zusammenbruch.

Russische Soldaten marschieren an die Front

Im März 1917 kam durch die Februarrevolution das Ende der Zarenherrschaft. Alexander Kerenski rief eine demokratische Republik aus. Am 15. März wurde der Zar als Oberbefehlshaber abgelöst. Der Versuch des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, sich erneut an die Spitze der Armee zu setzen, blieb Episode, unter dem Druck der Protestierenden war die Provisorische Regierung gezwungen, ihn des Amtes zu entheben.

Nach Alexejew (24. März bis 4. Juni) und Brussilow (4. Juni bis 1. August) wurde Kornilow (1. August bis 9. September) Oberbefehlshaber. Kornilow sah in der Linken und in den Arbeiter- und Soldatenräten die entscheidende Gefahr für Russland und forderte von Kerenski diktatorische Vollmachten. Der setzte daraufhin Kornilow als Oberbefehlshaber ab. Kornilow weigerte sich jedoch, seine Befehlsgewalt abzugeben, und appellierte an die Bevölkerung von Petrograd (Sankt Petersburg), ihm gegen die Räte und die Provisorische Regierung zu folgen. Aber der Putschversuch Kornilows hatte keinen Erfolg, weil die Bevölkerung – und die linken Gruppen – Kerenski unterstützten. Kerenski wurde neuer Oberbefehlshaber (12. September bis 16. November). Da das Deutsche Reich die Lage Russlands destabilisieren und den Krieg im Osten beenden wollte, gelangte der bisher im Exil lebende Lenin nach Petrograd, wo es im Oktober zur kommunistischen Oktoberrevolution kam. Die Hauptstadt Russlands wurde zurück nach Moskau verlegt. Polen, Finnland, das Baltikum und vorübergehend auch Weißrussland sowie die Ukraine wurden unabhängig.

Das Hauptquartier nahm gegenüber den Bolschewiki eine feindliche Haltung ein, und am 7. November wandte es sich mit einem Aufruf an die Armee, gegen die Bolschewiki zu kämpfen. Am 20. November erhielt das Hauptquartier eine Weisung von Lenin, Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Deutschland und seinen Verbündeten zu beginnen, aber am 22. November lehnte es der Oberste Befehlshaber Duchonin ab, diese Weisung auszuführen.

Er wurde daraufhin seines Amtes enthoben und Krylenko am 22. November zum sowjetischen Obersten Befehlshaber ernannt. Am 3. Dezember entließ das Hauptquartier Kornilow und andere Generäle aus der Haft im Kloster Bychow, wodurch der Beginn eines Bürgerkriegs begünstigt wurde.

Am 3. Dezember 1917 wurde das Hauptquartier von revolutionären Kräften unter der Führung von Krylenko eingenommen, der das Amt des Obersten Befehlshabers übernahm. An diesem Tag wurde das Hauptquartier bis auf den Stab des Obersten Befehlshabers, der für die Ausführung der Demobilisierung der Armee verantwortlich war, aufgelöst. Am 5. März 1918 wurde das Amt des Obersten Befehlshabers der Armee aufgehoben und sein Stab aufgelöst.

RSFSR und Sowjetunion (1917 bis 1991)

Hauptartikel: Geschichte der Sowjetunion

Kriegskommunismus und Neue Ökonomische Politik

Lenin verlegte die Hauptstadt wieder von St. Petersburg nach Moskau. Nach dem Vertrag von Brest-Litowsk wurde 1918 die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) gegründet, die sich sofort einem Einmarsch Deutschlands und des wieder unabhängigen Polens ausgesetzt sah. Hinzu kam, dass sich die im Zuge der Februarrevolution an die Macht gekommene Regierung nicht aufgeben wollte und als Weiße Armee mit Unterstützung ausländischer Interventionstruppen im Baltikum, im Süden (Briten, Franzosen) und in Fernost (Japan, USA, Tschechoslowakische Legion) den Bürgerkrieg gegen die kommunistische Rote Armee anfing. Der Bürgerkrieg hatte hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung zur Folge. Der Roten Armee gelang es, Weißrussland, die Ukraine und Georgien zu erobern und dort Sowjetrepubliken zu errichten, die 1922 zusammen mit der RSFSR die Sowjetunion begründeten. 1924 wurde die erste sowjetische Verfassung erstellt.

Stalinismus

In Zeiten der Sowjetunion war Russland in Form der RSFSR die größte und wirtschaftlich, sozial und politisch dominierende Sowjetrepublik. Vor allem in Sibirien wurden die Besiedelung und die wirtschaftliche Erschließung, oft durch die Arbeit politischer und militärischer Gefangener, vorangetrieben. Während der Herrschaft Stalins, im sogenannten Stalinismus, kamen Millionen von Bürgern des Landes gewaltsam in Lagern oder in Gefängnissen ums Leben – die genaue Anzahl der Opfer ist unbekannt (Siehe auch: Archipel GULAG).

Im Zweiten Weltkrieg war Russland neben Weißrussland und der Ukraine einer der Hauptkriegsschauplätze. Dabei brachten die deutschen Eroberer im Zeichen nationalsozialistischen Rassenideologie schlimmstes Leid über die Bevölkerung: Ermordung und Verschleppung mehrerer Millionen sowjetischer Zivilisten und Kriegsgefangener, Massenmorde an Juden, Sinti und Roma, Versklavung und Ausbeutung der besetzten Gebiete. In Anlehnung an den Vaterländischen Krieg gegen Napoleon Bonaparte wurde der Zweite Weltkrieg auf sowjetischem Gebiet als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet. Bei Stalingrad und Kursk (siehe Schlacht von Stalingrad und Schlacht bei Kursk) erlitt die eingedrungene deutsche Wehrmacht entscheidende Niederlagen, was den Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg einleitete.

1945 eroberte die Rote Armee das nördliche Ostpreußen und bildete auf diesem vom inzwischen sowjetischen Litauen und von Polen umschlossenen Gebiet die Oblast Kaliningrad. Ferner gewann sie im Fernen Osten von Japan das südliche Sachalin und die Kurilen. 1954 wurde auf Betreiben von Nikita Chruschtschow die Krim von der RSFSR an die Ukrainische SSR übertragen. (Zur Zeit von 1958 bis 1985 vgl. Geschichte der Sowjetunion)

Perestroika und Ende der Sowjetunion

Mit Beginn der 1980er Jahre geriet die sowjetische Wirtschaft immer mehr in eine Krise. Auf einigen Gebieten der Versorgung herrschte schwerer Mangel. Nach dem Tod von Konstantin Tschernenko wurde am 11. März 1985 der noch relativ junge Michail Sergejewitsch Gorbatschow zu seinem Nachfolger bestimmt. Im Zuge seiner Politik von Perestroika und Glasnost trat die wirtschaftliche Krise immer klarer zutage. Durch die sinkenden Ölpreise im Zuge des ersten Golfkrieges zwischen dem Iran und dem Irak fiel ein wichtiger Devisenbringer und eine Haupteinnahmequelle der Sowjetunion weg. Die Invasion in Afghanistan 1979 und der daraus resultierende kostspielige Krieg lasteten ebenfalls schwer auf dem Staatshaushalt. Die Versuche Gorbatschows, den Rüstungswettlauf zu beenden um Geld für dringend benötigte innenpolitische Reformen und Modernisierungen einzuleiten, wurden von den USA nicht goutiert, da die USA dem Systemfeind nicht helfen, sondern ihn zerschlagen wollten. Gorbatschow geriet innenpolitisch zunehmend in Bedrängnis; den Reformern gingen seine Reformen nicht weit genug, den reaktionären Kräften schon zu weit. Im aufstrebenden Boris Jelzin erwuchs Gorbatschow auch ein Gegner, der ihn bald in den Schatten drängen sollte. Der Unmut der sowjetischen Bevölkerung entlud sich immer offener und in den Republiken kam es verstärkt zu separatistischen Tendenzen. 1991 erklärten sich im Zuge des Machtzerfalls der sowjetischen Regierung und nach dem erfolglosen Putsch gegen Gorbatschow im August zunächst die drei baltischen Länder Litauen, Lettland und Estland, später auch die übrigen Sowjetrepubliken für unabhängig. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der letzten drei Unionsrepubliken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion. Die RSFSR trat unter der Bezeichnung Russische Föderation ihre Rechtsnachfolge an.

Russische Föderation

Gleichzeitig mit der Auflösung der Sowjetunion gründete Russland zusammen mit Weißrussland und der Ukraine die GUS, der sich später mit Ausnahme der baltischen Staaten auch die anderen ehemaligen Sowjetrepubliken anschlossen.

1992 ließ der russische Präsident Boris Jelzin einen Föderationsvertrag unterzeichnen, der den Subjekten (Bundesländern) Russlands weitreichende Vollmachten zubilligte. 1993 kam es in Moskau zu blutigen Auseinandersetzungen, als sich der Machtkampf zwischen dem konservativ dominierten Parlament und dem Präsidenten zuspitzte (siehe Russische Verfassungskrise 1993). Russland blieb in den 1990er Jahren instabil, was sich in zum Teil gravierenden Wirtschaftsproblemen und in Nationalitätenkonflikten (Menschenrechtsverletzungen und Geiselnahmen im Konflikt um Tschetschenien) zeigte.

1996 gründete Russland zusammen mit der Volksrepublik China, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan die Shanghai Five, eine internationale Organisation, die sich vor allem der Bekämpfung von Separatismus und Terrorismus verschrieben hat.

1998 brach das russische Bankenwesen zusammen, wodurch viele Russen ihr Guthaben verloren. Seitdem befindet sich Russland aber in einer Phase wirtschaftlicher und politischer Konsolidierung. Der Konflikt um Tschetschenien konnte auch unter Jelzins Nachfolger Wladimir Wladimirowitsch Putin nicht wirklich gelöst werden. Die Politik gegenüber Westeuropa war zunächst von zunehmendem Vertrauen und Stabilität geprägt; insbesondere um ein gutes Verhältnis zu Deutschland bemühten sich Jelzin wie auch Putin. Gleichzeitig war Russland bemüht, seinen Einfluss in den Nachbarländern, vor allem in Mittelasien und Weißrussland weiter auszubauen bzw. wiederzuerlangen. So wurde mit Weißrussland eine Wirtschafts-, Verteidigungs- und Zollunion abgeschlossen (Russisch-Weißrussische Union), die aber auf Grund der unberechenbaren Politik des weißrussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka zunehmend in Frage gestellt wird.

Am 14. Juni 2001 entstand durch die Aufnahme Usbekistans aus der Shanghai Five die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), durch die Russland beim Kampf um den zukünftigen Einfluss auf Mittelasien und seine Rohstoffe mehr Einfluss gewinnen und den wachsenden Einfluss der USA einschränken will.

In Russland selbst war in der Amtszeit Putins eine faktische Einschränkung der Pressefreiheit (siehe auch Medien in Russland) zu beobachten. Bedingt durch die rasant wachsende Wirtschaft kam es zu einer Sanierung des Staatshaushaltes (Tilgung der Auslandsschulden), was sich auch in steigenden Löhnen bemerkbar machte. Außenpolitisch wendete sich Russland nach einigen Jahren der Annäherung mehr und mehr vom Westen ab. Die Absicht der USA, Teile ihres geplanten Raketenabwehrsystems in Polen und Tschechien aufzustellen führten zu neuen Disharmonien zwischen Russland und den USA. Ohnehin verschlechterte sich das Verhältnis zu den USA in den letzten Jahren kontinuierlich; die Versuche der USA, im Kaukasus und in Mittelasien den eigenen Einfluss zu erweitern, werden in Russland misstrauisch gesehen. Dazu tragen auch wiederholte russlandfeindliche Äußerungen verschiedener wichtiger Personen der US-Admininstrationen bei. Zu Spannungen mit Georgien und der Ukraine kam es, als dort die regierenden pro-russischen Herrschaftseliten durch Massendemonstrationen von der Macht vertrieben wurden und stark nationalistisch orientierte Politiker an die Macht kamen, die ein enges Verhältnis zu den USA anstreben, Russland hingegen öffentlich kritisieren.

Am 2. März 2008 wurde Dmitri Medwedew zum Nachfolger Wladimir Putins als Präsident Russlands gewählt. Im andauernden Konflikt mit dem von den USA unterstützten Georgien um Südossetien und Abchasien kam es im August 2008 zu fünftägigen militärischen Auseinandersetzungen, aus denen Russland siegreich hervorging. Auch im Verhältnis zur Ukraine nahmen die Spannungen zu. Streitpunkte sind vor allem die Krim mit ihrem mehrheitlich russischen Bevölkerungsanteil und die russischen Gaslieferungen. Da es bei den Neuverhandlungen zu keiner Einigung kam, stellte der russische Staatsbetrieb Gazprom zum 1. Januar 2009 die Lieferungen an die Ukraine vorübergehend ein; in der Folge kam es zu schweren Lieferengpässen in Europa. Internationale Beobachter vermuteten, dass in der Ukraine Pipelines illegal angezapft wurden, um die eigene Versorgung sicherzustellen.

Siehe auch

Literatur

  • Werner Adam: Das neue Russland. Putins Aufbruch mit schwerem Erbe. Holzhausen Verlag, Wien 2000, ISBN 3-85493-018-6.
  • Erich F. Beck: Die russische Kirche. Ihre Geschichte, Lehre und Liturgie mit besonderer Berücksichtigung ihrer Unterscheidungslehren und ihres Verhältnisses zur römischen Kirche. 2. Aufl. Unitas-Verlag, Bühl/Baden 1926.
  • Thomas M. Bohn (Hrsg.): Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion. 2. Aufl. Böhlau, Köln 2009, ISBN 978-3-8252-3168-2 (Studienhandbuch östliches Europa; 2).
  • Erich Donnert: Russland (860–1917) Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1998, ISBN 3-7917-1582-8.
  • Hans Ebeling, Wolfgang Birkenfeld: 19. Jahrhundert. Ein geschichtliches Arbeitsbuch (Die Reise in die Vergangenheit; Bd. 4). Westermann Schulbuchverlag, Braunschweig 1991, ISBN 3-14-140704-5.
  • Orlando Figes: Nataschas Tanz. Eine Kulturgeschichte Russlands („Natasha's Dance“). Berlin Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-8270-0487-1.
  • Valentin Giterman: Geschichte Rußlands. Athenäum-Verlag, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-610-08461-8 (Repr. d. Ausg. Hamburg 1949).
  • Carsten Goehrke: Russland. Eine Strukturgeschichte. Schöningh Verlag, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76763-9.
  • Carsten Goehrke, Manfred Hellmann, Richard Lorenz, Peter Scheibert: Russland (Weltbild-Weltgeschichte; 31). Weltbild-Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-989-5.
  • Heiko Haumann: Geschichte Russlands. Chronos-Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-034006381.
  • Michel Heller: Histoire de la Russie et de son Empire. Flammarion, Paris 1997, ISBN 2-08-081410-9.
  • Manfred Hellmann, Stefan Plaggenborg (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Russlands. Hiersemann, Stuttgart 1986/2004, ISBN 3-7772-7621-9 (6 Bde.).
  • Edgar Hösch: Geschichte Rußlands vom Kiever Reich bis zum Zerfall des Sowjetimperiums. Kohlhammer, Stuttgart 1996, ISBN 3-17-011322-4.
  • Andreas Kappeler (Hrsg.): Die Geschichte Russlands im 16. und 17. Jahrhundert aus der Perspektive seiner Regionen (Forschungen zur osteuropäischen Geschichte; Bd. 63). Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-05029-2 (dt., engl., franz. und russ. Beiträge).
  • Andreas Kappeler: Rußland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. 2. Aufl. Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-406-57739-0 (Beck'sche Reihe; 1447).
  • Arthur Kleinschmidt: Drei Jahrhunderte russischer Geschichte. Überblick der russischen Geschichte seit der Thronbestzeigung der Romanow bis heute (1598–1898) (Elibron Classics). British Museum, London 2011, ISBN 978-1-2415-4021-0 (online).
  • Johannes Laudage: Von Fakten und Fiktionen. Mittelalterliche Geschichtsdarstellungen und ihre kritische Aufarbeitung. Böhlau Verlag, Köln 2003, ISBN 3-412-17202-2 (Europäische Geschichtsdarstellungen; 2).
  • Horst Günther Linke: Geschichte Russlands. Von den Anfängen bis heute. Primus-Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-89678-557-2.
  • Robin Milner-Gulland: Russland. Kunst, Geschichte, Lebensformen. Bechtermünz, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-787-0 (Bildatlas der Weltkulturen).
  • Dimitrij S. Mirskij: Russland. Von der Vorgeschichte bis zur Oktoberrevolution. Magnus-Verlag, Essen 1975 (Magnus-Kulturgeschichte).
  • Margareta Mommsen, Angelika Nußberger: Das System Putin. Verlag C.H.Beck, München 2007, ISBN 3-406-54790-7.
  • Lothar Rühl: Aufstieg und Niedergang des russischen Reiches. Der Weg eines tausendjährigen Staates. DVA, Stuttgart 1992, ISBN 3-421-06534-9.
  • Christoph Schmidt: Russische Geschichte. 1547–1917. 2. Aufl. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2009, ISBN 978-3-486-58721-0 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte; 33).
  • Birgit Scholz: Von der Chronistik zur modernen Geschichtswissenschaft. Die Warägerfrage in der russischen, deutschen und schwedischen Historiographie. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04342-3 (carstvo zartum&hl=de&pg=PA24#v=onepage&q=Rossijskoe carstvo zartum6f=false S. 24).
  • Gottfried Schramm: Altrusslands Anfang. Historische Schlüsse aus Namen, Wörtern und Texten zum 9. und 10. Jahrhundert. Rombach-Verlag, Freiburg/B. 2002, ISBN 3-7930-9268-2.
  • Günther Stökl: Russische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 6. erweiterte Aufl. Kröner, Stuttgart 1997, ISBN 3-520-24406-3.
  • Hans-Joachim Torke (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547–1917. 3. überarbeitete Auflage. C.H.Beck, München 2005 ISBN 3-406-42105-9.
  • Tanja Wagensohn: Russland nach dem Ende der Sowjetunion. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1751-0.
  • Reinhard Wittram: Das russische Imperium und sein Gestaltwandel. Vortrag vom 27. September 1958. In: Historische Zeitschrift (HZ), Bd. 187 (1959), S. 568–593, ISSN 0018-2613
  • Klaus Zernack (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Russlands, Bd. 2. Hiersemann Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-7772-7621-9.

Weblinks

 Wikisource: Russland – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Im Zentrum steht also die Geschichte des russischen Ostslawentums, also das ethnische Russland. Die Strukturgeschichte der Ruthenen bzw. Ukrainer und Weißrussen als auch die Abhandlung nichtslawischer Völker und Territorien sind nicht Gegenstand dieses Artikels.
  2. Carsten Goehrke: Russland, S. 16
  3. vgl: Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722 (Eine völkerrechtlich – historische Studie), 2001 S. 9
  4. vgl: Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722 (Eine völkerrechtlich – historische Studie), 2001 S. 17
  5. vgl: Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722 (Eine völkerrechtlich – historische Studie), 2001 S. 10-11
  6. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 75
  7. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 76
  8. Hans Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, S. 47
  9. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 79
  10. Adolf Stender-Petersen: Geschichte der russischen Literatur, S. 139
  11. Adolf Stender-Petersen: Geschichte der russischen Literatur, S. 140
  12. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 80
  13. Frithjof Benjamin Schenk: Aleksandr Nevskij, S. 43
  14. Brigitte Beier: Neue Chronik der Weltgeschichte, S. 258
  15. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, S. 42
  16. Christine Hamel: Russland: von der Wolga biz zur Newa : Moskau und der Goldene Ring, S. 22
  17. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 90
  18. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 91
  19. Udo Arnold: Handbuch der europäischen Geschichte, Band 2, S. 1032
  20. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 96ff
  21. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 109
  22. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 131
  23. vgl: Antonia von Reiche: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722 (Eine völkerrechtlich – historische Studie), 2001 S. 13
  24. s.a. Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich, S. 21–22
  25. s.a. Günther Stökl: Russische Geschichte, S. 171
  26. Brigitte Beier: Neue Chronik der Weltgeschichte, S. 297
  27. Hans Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, S. 153
  28. Dietrich Beyrau,Rainer Lindner: Handbuch der Geschichte Weissrusslands, S. 89
  29. Vladimir Monakhov: Neue alte Farbe Russlands, oder Rückgabe des Adlers, 2003 (russ.)
  30. Theodor Schieder: Handbuch der europäischen Geschichte: Die Entstehung des neuzeitlichen Europa, S. 1136
  31. Johannes Laudage: Von Fakten und Fiktion, S. 380
  32. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 130
  33. Carsten Goehrke u.a.: Russland, S. 133
  34. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 147
  35. 'Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 139
  36. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 140
  37. Lothar Rühl: Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches, S. 138
  38. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 146
  39. Vertreter von 50 Städten, des Adels, von hohen Beamten, der Kirche und zum ersten Mal der russischen Kosaken:
    Lothar Rühl: Aufstieg und Niedergang des Russischen Reiches, S. 137
  40. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 160
  41. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 174
  42. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 177
  43. Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren. 1547–1917, S. 165
  44. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 180
  45. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 181
  46. Auswärtiges, Staatskontor, Admiralität, Kammer-, Kommerz-, Justiz-, Revisions-, Kriegs- sowie das Berg- und Manufakturkollegium.
    s.a. Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917, S. 35
  47. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 186
  48. Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917, S. 33
  49. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 185
  50. Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren. 1547–1917, S. 170
  51. Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren. 1547–1917, S. 172
  52. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 198
  53. Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren. 1547–1917, S. 175
  54. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 183
  55. Rudolf Grulich: Kaiser Karl I. – Der letzte katholische Kaiser der Geschichte
  56. Arthur Kleinschmidt: Drei Jahrhunderte russischer Geschichte, S. 37
  57. Klaus Zernack: Handbuch der Geschichte Russlands, Bd. 2, 1613–1856, S. 352
  58. Birgit Scholz: Von der Chronistik zur modernen Geschichtswissenschaft. Die Warägerfrage in der russischen, deutschen und schwedischen Historiographie, S. 24
  59. Reinhard Wittram: Das russische Imperium und sein Gestaltwandel (HZ 187), S. 568–593, hier S. 569
  60. Carsten Goehrke: Russland, S. 15.
  61. Haumann, Heiko: Geschichte Russlands, Chronos Verlag, Zürich 2003, S.180-185
  62. Carsten Goehrke u. a.: Russland, S. 194
  63. Hans-Joachim Torke (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547–1917. 3. überarbeitete Auflage. C.H.Beck, München 2005 ISBN 3-406-42105-9, S. 231
  64. Hans Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands, S. 129
  65. Hans-Joachim Torke (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547–1917. 3. überarbeitete Auflage. C.H.Beck, München 2005 ISBN 3-406-42105-9, S. 238

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