Alexander Neumeister

Alexander Neumeister

Alexander Neumeister (* 17. Dezember 1941 in Berlin[1]) ist ein auf Technikdesign spezialisierter deutscher Designer.

Einem breiten Publikum bekannt wurden die von ihm gestalteten Schienenfahrzeuge, darunter mehrere Baureihen des ICE und Transrapid[2].

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Neumeister lebte während seiner Schulzeit in Wilhelmshaven und Stuttgart. Im Alter von 15 Jahren absolvierte er ein Austauschschuljahr in Boise im US-Bundesstaat Idaho (er lebte dort bei Verwandten[3]). 1962 erwarb er das Abitur. Es folgten Praktika bei Schenk (einem Fahrzeugbauer), bei Robert Bosch und Möbel Behr.[4][1] Pläne, am Illinois Institute of Technology zu studieren, scheiterten an hohen Studiengebühren.[3]

Anschließend, von 1963 bis 1968, studierte Neumeister Industriedesign an der Hochschule für Gestaltung Ulm. Zu seinen Dozenten zählten dort Walter Zeischegg und Hans Gugelot. 1964 erstellte er erste Designarbeiten, 1966 gewann er den 1. Preis beim internationalen Designwettbewerb der Carrozzeria Bertone. Im Rahmen seiner Diplomarbeit gestaltete Neumeister einen Geländewagen in Modulbauweise[1][4].

Nachdem er den Bertone-Designpreis gewonnen hatte, erhielt Neumeister Angebote von Audi, Mercedes und MBB.[3] Im letzten Semester seines Studiums begann Neumeister als Berater bei MBB. Dabei wirkte er unter anderem an den frühen Konzepten für den Schienen-Hochgeschwindigkeitsverkehr in Deutschland mit, darunter der Hochleistungs-Schnellbahn-Studie. Für einen einjährigen DAAD-Studienaufenthalt an der Tokio University of Arts (Japan) wurde er in den Jahren 1968 und 1969 von der Beschäftigung bei MBB freigestellt[1][4].

1970 gründete er das Designbüro Neumeister Design (seit 2000 Neumeister & Partner, seit 2006 N+P Industrial Design GmbH), mit den Schwerpunkten neue Verkehrssysteme, Medizintechnik und Datentechnologie[1]. Zwischen 1976 und 1979 war er Dozent für Industriedesign an der Fachhochschule München[1].

Von 1983 bis 1985 war Neumeister Vorstandsmitglied des ICSID, verantwortlich für das Portfolio Design und Dritte Welt. Von 1985 bis 1987 war er Vizepräsident der Organisation[1].

1988 gründete er zusammen mit Ângela Carvalho und Celso Santos das Büro NCS Design Rio in Rio de Janeiro. Nach eigenen Angaben war dies das erste deutsch-brasilianische Design-Team[3]. 2003 schied er aus dem Gemeinschaftsunternehmen aus.

Anfang 2012 will Neumeister sein Designbüro seinen beiden Partnern übergeben und für eine kurze Zeit noch beratend mitwirken.[3]

Werk

InterCityExperimental (1985): Die Grundelemente des Außendesigns prägen bis heute das Bild der ICE-Flotte.
ICE 3 mit den markanten ICE-Designelementen − windschnittige Schnauze, rot-weiße Bauchbinde, durchlaufendes Fensterband.

Zu den bekanntesten Werken Neumeisters zählen die von ihm gestalteten Schienenfahrzeuge. Unter anderem gestaltete er Erprobungsfahrzeuge des Transrapid. Aus einer seit 1990[5] laufenden Kooperation mit Hitachi gingen unter anderem das Design des japanischen Hochgeschwindigkeitszugs Shinkansen 500 sowie Designs von Schnell-, Regional- und Metro-Zügen hervor.

In Deutschland bekannt ist insbesondere das von ihm entwickelte Außendesign des ICE. Beim ICE-Vorläufer InterCityExperimental und beim ICE 3 und ICE T war er federführend in der Gestaltung, in anderen ICE-Generationen wurde ein Teil seiner Vorschläge umgesetzt[2]. 1982 hatte er, in Form eines Auftrags über Designstudien zur Gestaltung der Mittelwagen des ICE-Vorläuferzuges, den ersten Designauftrag im ICE-Bereich erhalten[5]. Die von ihm entwickelten charakteristischen ICE-Merkmale (rot-weiße Lackierung, durchgehendes Fensterband, windschnittige Schnauzen) wurden in allen fünf ICE-Baureihen umgesetzt.

Neumeister entwickelte darüber hinaus das Design von Regionalzügen der Deutschen Bahn ebenso wie von Hotelzügen und Stadtbahnen[2][6]. Für die Münchner Verkehrsgesellschaft schuf er ab 1996 das Design der neuen Fahrzeuge vom Typ MVG C der U-Bahn München. Er gestaltete auch die Innenräume neuer Züge der Münchner Straßenbahn[6][7][8].

Darüber hinaus gestaltete er zahlreiche technische Geräte, darunter Magnetkartenleser, Zeiterfassungs-Terminals für Unternehmen, Videokonferenz-Systeme, Fernsehgeräte und Telefone[9]. Einen weiteren Schwerpunkt seines Wirkens bildet die Medizintechnik, beispielsweise Laser, Dentalgeräte, Lithotripter und Bestrahlungsgeräte[9].

Zu den von Neumeister gestalteten Schiffen zählen das Fahrgastschiff MS 2000 (um 1988), das rund 1000 Passagiere aufnehmen kann und auf dem Thuner- und Brienzersee unterwegs ist. Seit Juli 1998 auf dem Bodensee zwischen Friedrichshafen und Romanshorn im Einsatz ist die von Neumeister gestaltete Fähre Euregia, mit einer Kapazität von 700 Passagieren und 300 t Zuladung[10][11].

Neumeister koordinierte, zusammen mit seiner geschiedenen Frau, zwischen 1975 und 1985 die Arbeitsgruppe Design für Entwicklungsländer, die Design-Workshops in Indonesien und den Philippinen plante und organisierte[4].

Auszeichnungen

Neumeister ist Träger zahlreicher nationaler und internationaler Designpreise[1].

1971 errang er den 1. Platz beim internationalen Designwettbewerb Tisch 80 in Hamburg, 1973 folgte der 1. Platz beim Büromöbel-Wettbewerb von Gesika[1]. Der von ihm maßgeblich gestaltete InterCityExperimental erhielt 1987 den Brunel Award, einen nach dem englischen Ingenieur Isambard Kingdom Brunel benannten, internationalen Designpreis für Schienenfahrzeuge[12]. 1991 erhielt er den Designpreis Schweiz in der Kategorie Produkte, 1992 die Auszeichnung Design-Team des Jahres des Design-Zentrums Nordrhein-Westfalen. 1998 folgte der Eisa-Award für die Fine Arts-Gerätelinie von Grundig[1].

Für das Design des Shinkansen 500 erhielt Neumeister, neben anderen Beteiligten, 1999 den Grand Prize – die zweithöchste Kategorie des jährlich ausgelobten Kaiserlichen Erfinderpreises (Imperial Invention Prize) durch das japanische Institute of Invention and Innovation. Erstmals wurde der Preis dabei an einen Ausländer vergeben[13][6]. Das Design des ICE T wurde, ebenso wie (später) das des ICE 3. mit dem Bundespreis Produktdesign ausgezeichnet. Für das Design der neuen Münchner U-Bahn-Züge erhielt er den Internationalen Design-Preis Baden-Württemberg 2001[14].

Privatleben

Neumeisters Vater war in der Mode- und Filmbranche tätig[6].

Neumeister war von 1969 bis 1995 verheiratet und ist Vater zweier Töchter. Er lebt seit 1970 in München[6] und verbringt etwa die Hälfte des Jahres in Brasilien[3]. Inzwischen (Stand: Juni 2011) ist er mit einer Brasilianerin verheiratet[3].

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Biographie. In: Buck (1999), S. 82
  2. a b c Volker Albus, Achim Heine: Die Bahn. Positionen der Markenkultur. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2002, ISBN 3-87584-055-0, S. 75.
  3. a b c d e f g Besuch bei… Alexander Neumeister. In: design report, Heft 4/2011, S. 42−47, ISSN 0932-3724.
  4. a b c d Interview mit Alex Neumeister: Je komplexer, desto besser. In: Alex Buck (Hrsg.): Alexander Neumeister. Designermonographien 8. Verlag Form, Frankfurt am Main 1999, S. 69–81.
  5. a b Michael Krische: „Ein optimaler Kompromiss“. In: BahnExtra: 20 Jahre ICE. Ausgabe 6, 2004, ISBN 3-89724-175-7, S. 48–52.
  6. a b c d e Ein Mann kommt zum Zug. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 94, 1999, ISSN 0174-4917, S. 59.
  7. Start frei für den Jumbo auf Schienen. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 289, 1999, ISSN 0174-4917, S. L3.
  8. Die Wiege aller Waggons. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 153, 2000, ISSN 0174-4917, S. L3.
  9. a b In: Buck (1999), S. 86–105.
  10. In: Buck (1999), S. 60–67.
  11. Armin Scharf: Transparenz statt Stahlmassen. In: Hochparterre. 1997, Nr. 4, S. 26 f.
  12. Meldung „Brunel Award“ für den IC Experimental. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 36, Nr. 10, 1987, S. 616.
  13. Armin Scharf: Sprinter mit einer 15 m langen Nase. In: VDI Nachrichten. Nr. 14, 1999, 9. April 1999, ISSN 0042-1758, S. S3.
  14. Noch nicht in Betrieb – schon preisgekrönt. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 234, 2001, ISSN 0174-4917, S. 50n.

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