Geschichte der Walforschung

Geschichte der Walforschung

Die Geschichte der Walforschung reicht zurück bis in die Steinzeit, aus der man Felszeichnungen kleiner Wale kennt. Erste detaillierte Kenntnisse der Anatomie und auch einige Verhaltensstudien kennt man seit dem antiken Griechenland, besonders Aristoteles, der sich sehr intensiv mit den Schweinswalen und verschiedenen Delfinen beschäftigt hat. Viele Beobachtungen und weitere anatomische Untersuchungen besonders zu den Bartenwalen lieferten die Walfangflotten des 19. Jahrhunderts. Die Erforschung der Ökologie und der Verhaltensbiologie der Tiere ist besonders in den letzten 200 Jahren sehr stark vorangeschritten.

Forschungsgeschichte des Schweinswal

Der Gewöhnliche Schweinswal stellt neben den Delfinen einen der am frühesten für die Forschung zugänglichen Wale dar, da er als Bewohner der flachen Küstenbereiche Europas auch vom Land aus beobachtet werden konnte. Felszeichnungen aus der Steinzeit, wie sie etwa in Roddoy und Reppa (Norwegen) gefunden wurden, zeigen, dass die Tiere auch früheren Kulturen nicht unbekannt waren. Ein großer Teil der Erkenntnisse, die für die Gesamtheit der Wale bzw. der Zahnwale gelten, wurden erstmals bei den Schweinswalen entdeckt. Eine erste Beschreibung eines Schweinswals lieferte etwa Aristoteles, der bei der Sektion eines solchen Tieres feststellte, dass Wale keine Fische sind. Er fand auch heraus, dass die Schwangerschaft der von ihm Phookaina genannten Wale etwa zehn Monate dauert und beschrieb, dass die Wale schlafend den Kopf über Wasser halten und „schnarchen“. Seine sehr genauen Beschreibungen wurden von den Römern zwar übernommen, aber inhaltlich mit den Erkenntnissen über die Delfine vermischt. Hier ist vor allem Plinius der Ältere zu nennen, der eine umfassende Naturgeschichte verfasste. Auch in der Kunst dieser und nachfolgender Zeiten findet sich diese Vermischung wieder, so wurden Delfine seitdem mit einem hochgewölbten, für Schweinswale typischen Kopf und einer langen, für Delfine typischen Schnauze dargestellt.

Bis in das späte Mittelalter wurden die Erkenntnisse der Griechen und Römer über die Schweinswale nicht wesentlich erweitert, sondern häufig nur noch weiter verfälscht und abstrahiert. In den Schriften von Konrad von Megenberg, um 1340, kann man etwa über das „Meerschwein“, eine alte Bezeichnung der Schweinswale, nachlesen:

Porcus marinus heißt ein Meerschwein und ist ein essbarer Fisch. Er hat fast ganz die Gestalt eine wirklichen Schweines. Seine Zunge ist, wie beim gewöhnlichen Schwein, lose, es fehlt ihm aber die Stimme, die das Schwein besitzt. Auf dem Rücken hat er Stacheln, in denen Gift ist. Die Galle der Fische ist aber ein Gegenmittel gegen das Gift. Die Meerschweine leiden viel Angst und Noth, wie Plinius berichtet, sie suchen ihre Nahrung am Grunde des Meeres und wühlen, wie die richtigen Schweine in der Erde. An der Kehle haben sie einen Rüssel.

Wissenschaftlicher wurden dann erst wieder die Beschreibungen des 16. Jahrhundert, allen voran die von Carl Gessner, Pierre Belon und Guillaume Rondelet. Rondelet begann damit, aufgrund kritischer Beobachtungen die fabelartigen Anteile aus den Tierbeschreibungen zu filtern. Durch Sektionen konnte er auch die Entwicklungsstadien des Fötus studieren und die Anatomie des Walgehirns betrachten. Belon entdeckte die Besonderheiten des Walskeletts durch Sektionen an Schweinswalen und Delfinen. Weitere Erkenntnisse kamen durch Ulisse Aldrovandi und Johannes Jonstonus im 17. Jahrhundert hinzu. Bei einer Schweinswalsektion des dänischen Forschers Thomas Bertholin war sogar der König Frederik III. samt Gefolge anwesend. Bertholin selbst war der erste Wissenschaftler, der den für Zahnwale typischen Kehlkopf beschrieb. Auch Edward Tyson, Mayor und Willughby brachten neue Erkenntnisse. John Ray vollzog schließlich 1693 erstmals die Trennung der Bartenwale und Zahnwale.

Die wissenschaftliche Beschreibung und die Einordnung in die Systematik erfolgte durch Carl von Linné 1758 als Delphinus phocaena, in der er die Wale insgesamt auch erstmals den Säugetieren zuordnete. Georges Cuvier schuf 1816 die Gattung Phoecoena. Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts wuchs das Wissen über die Wale und damit auch der Schweinswale massiv an. Besonders die Vergleichende Anatomie, die Physiologie und später auch das Verhalten und die Ökologie der Wale wurden umfangreich erforscht. Wichtige Arbeiten stammten dabei etwa von Étienne Geoffroy Saint-Hillaire, Wilhelm Ludwig Rapp und später ganz besonders Willy Kükenthal

Literatur

  • G. Schulze: Die Schweinswale. Die neue Brehm-Bücherei 583. Ziemsen, Wittenberg 1987, Westarp, Magdeburg 1996. (2. erw. Aufl., detaillierte Monografie). ISBN 3-7403-0048-5, ISBN 3-89432-379-5
  • Konrad von Megenberg: Buch der Natur. Greifswald um 1350. Nachdr. von Christian Egenolff, Frankfurt am Main 1540. (zitiert aus Schulze 1996).

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