Geschichte von Bockum-Hövel

Geschichte von Bockum-Hövel

Die Geschichte der beiden Dörfer Bockum und Hövel, die heute den Stadtbezirk Hamm-Bockum-Hövel der Stadt Hamm in Westfalen bilden, ist geprägt von ihrer Grenzlage zwischen dem Bistum Münster und der Stadt Hamm. Letztere gehörte bis 1609 zur Grafschaft Mark, dann zu Preußen. Bockum-Hövel und Heessen, die nördlich der Lippe liegen, gehören noch heute zum Bistum Münster, während die südlich der Lippe gelegenen Stadtbezirke Teil des Bistums Paderborn sind. Bis 1905 waren Bockum und Hövel rein landwirtschaftlich geprägt. Erst als am 13. März 1905 der erste Spatenstich für die Zeche Radbod getan wurde, begann die Industrialisierung. Der dadurch bedingte Bevölkerungszuwachs führte zum Zusammenwachsen der beiden Dörfer. 1939 schlossen sie sich zur Gemeinde Bockum-Hövel zusammen. Am 20. März 1956 wurden ihr die Stadtrechte verliehen. Im Rahmen der Gebietsreform von 1975 wurde die Stadt Bockum-Hövel als Stadtbezirk in die Stadt Hamm eingegliedert.

Inhaltsverzeichnis

Vorindustrielle Zeit

Frühgeschichte

Eine Besiedlung des Raumes Bockum-Hövel wurde erst nach der letzten Eiszeit möglich, als die Schmelzwasserfluten der Eisdecke, die bis an die Ruhr reichte, durch das Urstromtal der Lippe abgeflossen waren, der Boden sich mit Pflanzenbewuchs bedeckt hatte und auch die Tierwelt in diese Gegend vordrang. Beim Bau des Lippe-Seitenkanals fand man einen Mammutzahn und bei der Anlegung eines Sportplatzes das Geweih eines Riesenhirsches. Es gehörte ursprünglich zur Sammlung des Heimatmuseums in der Klostermühle und gelangte im Zuge der zweiten Gemeindegebietsreform von 1975, durch die Bockum-Hövel nach Hamm eingemeindet wurde, bedingt durch die Auflösung des Bockum-Höveler Heimatmuseums in den Besitz des Städtischen Gustav-Lübcke-Museums Hamm.

In der Steinzeit lebten die ersten Menschen in dieser Region anfangs in den höher gelegenen Teilen des Sauerlandes. Zunächst sind sie nur sporadisch, im Rahmen sommerlicher Streifzüge, bis auf das Gebiet der heutigen Gemeinde Bockum-Hövel vorgedrungen. Erst nachdem sich hier ein üppiger Pflanzenbewuchs und ein reichhaltiges Tierleben mit Wildpferden, Auerorchsen, Hirschen und Rehen herausgebildet hatte, waren die Voraussetzungen für eine dauerhafte Besiedlung geschaffen. Nach und nach entwickelten sich die einstigen Höhlenmenschen vom Jäger und Sammler zum sesshaften Ackerbauern. Die Jagd in Steppe und Urwald spielte zwar für die Nahrungsbeschaffung noch lange Zeit eine bedeutende Rolle, die Neuorientierung in Richtung Ackerbau verlangte allerdings einen leichten, trockenen Boden, der eine Bearbeitung mit den einfachen Ackergeräten jener Zeit zuließ.

Wie Funde belegen, gab es auf den Lippehöhen schon sehr früh Wohnplätze. Bei der Durchforstung des Hallohbuschs im Jahre 1926 fand man eine Feuerstelle. Ein Spinnwirtel bezeugt, dass man hier schon 1000 v. Chr. die Kunst des Webens beherrschte. Die Toten wurden verbrannt und die Asche in Urnen beigesetzt. Eine größere Anzahl von Siedlungen hatte einen gemeinsamen Begräbnisplatz. Ein solcher Urnenfriedhof liegt auf dem nördlichen Lippeufer und erstreckt sich von der Zeche Radbod ostwärts bis weit in das Hammer Stadtgebiet hinein. Hier fand Ortsheimatspfleger A. Schauerte nach dem Ersten Weltkrieg dicht unter der Erdoberfläche eine Anzahl Tonurnen, die Brandreste enthielten. Urnen und zugehörige Beigefüße befinden sich im Besitz des Städtischen Gustav-Lübcke-Museum Hamm. Archäologen haben diese Funde als zur Bronzezeit (um 800 vor Christus) gehörend bestimmt. Mit der Christianisierung zur Zeit Karls des Großen verschwand die Totenverbrennung. Von diesem Umbruch in der Art der Bestattung zeugt ein Baumsarg, den man beim Neubau der Bockumer Kirche ausgrub. Auch er gehört heute zur Sammlung des Hammer Museums.

Römerzeit

Die ersten schriftlichen Zeugnisse stammen aus der Römerzeit. Entlang der Lippe drangen römische Armeen von 12 vor bis 16 nach Christus mehrere Male vor. Eine Marschstraße führte von Xanten aus am südlichen Lippeufer entlang bis in die Gegend von Hamm, überquerte dort den Fluss und verlief dann weiter in Richtung Wiedenbrück. An dieser Straße lagen die beiden großen Römerlager Haltern und Oberaden. In Haltern fand eine Legion (ca. 4500 Mann) Platz, in Oberaden zwei. Einige Forscher verfolgten die These, dass das urkundlich belegte Römerlager Aliso bei Bergkamen oder auf dem Gebiet von Bockum-Hövel zu finden gewesen sein soll. Abschließend belegt werden konnte dies bis heute nicht; wahrscheinlicher ist, dass Aliso mit dem Lager in Haltern identisch ist. Das Erscheinen der Römer prägte die Region und blieb lange Zeit im Gedächtnis. Vor der Gemeindegebietsreform im Jahre 1975 hieß eine Straße längst der Lippe zwischen Nordherringen und Hamm Römerstraße. In Bockum-Hövel gibt es eine Straße dieses Namens noch heute.

Wie der römischen Geschichtsschreibung zu entnehmen ist, hatten sich zu dieser Zeit die germanischen Bewohner bereits zu Stämmen zusammengeschlossen. Die Region gehörte zum Gebiet der Brukterer. Der Name bedeutet die im Bruch wohnenden, wobei Bruch ein Gebiet mit dichtem Wald, Heide und Moor meint. Die Brukterer gingen später in den Franken auf. Der Name des Brukterergaus erinnerte später unter fränkischer Herrschaft an die früheren Bewohner.

Sächsische Herrschschaft

Die Region des späteren Bockum-Hövel wurde schließlich im achten und neunten Jahrhundert durch die Sachsen in Besitz genommen. Diese dehnten ihr ursprünglich nördlich des Unterlaufs der Elbe gelegenes Einflussgebiet so weit aus, dass es letztlich alle nordwestdeutschen Stämme vereinigte; ohnehin waren die Stammesunterschiede nie wirklich bedeutend gewesen. Das Stammesherzogtum Sachsen gliederte sich danach in Westfalen, Ostfalen, Engern und Nordalbingien. Das Land wurde von einem Herzog geführt und war in Gaue eingeteilt. Bockum-Hövel gehörte zum Dreingau, der zwischen den heutigen Städten Beckum, Greven und Werne lag. Die Südgrenze bildete die Lippe. Der Name der Gemeinde Drensteinfurt geht auf den Dreingau zurück. Südlich zur Lippe hin schloss sich die heutige Bauernschaft Merschhoven an. Sie wurde früher Da(h)lbockum genannt. Dort befanden sich der gleichnamige Hof und der Hof Frye to Dahlbockum (heute Frey).

Zahlreiche Scherben, die an der Bockumer Straße beim Gehöft Lange gefunden wurden, belegen, dass auch an dieser Stelle Sachsen lebten. Bockum muss eine Ansiedlung aus altsächsischer Zeit sein. Es gilt als gesichertes Ergebnis der Ortsnamenforschung, dass die mit -heim, später zu -um abgelautet, ausgehenden Namen sämtlich Ortschaften der altsächsischen Zeit bezeichnen. In frühen Urkunden kommt Bockum als Buckheim, Bukheim, Bochem, Buokhem oder Buokheim vor und bedeutet Buchenwald oder Buchenheim, d. h. Ansiedlung bei den Buchen. Stephan Schniers, ehemaliger Kappenberger Pfarrer im Kreis Lüdinghausen, führt aus: Karl ließ wiederholt Sachsen mit ihren Familien in fränkische Gebiete umsiedeln. Dafür, dass auch aus der Umgebung von Werne solche Umsiedlungen stattgefunden haben, steht uns ein überzeugender Beweis zur Verfügung: In der Nachbarschaft Bockums, zwischen Lippe und Ruhr, finden sich die Namen Stockum, Weitmar und Werne, alles Namen alter wernescher Bauernschaften, und der Namen Bockum selbst ist fast gleichlautend mit dem werneschen Bockum. Die auffallende Duplizität dieser Namen kann nur erklärt werden mit der Annahme, dass aus der Umgebung von Werne Sachsen in den Raum Bockum umgesiedelt worden sind und dabei Namen ihrer verlassenen Wohnstätten auf die neuen übertragen haben.

Fränkische Herrschaft – Bauern, Freibauern, Grundherren

Als Folge des Sieges Karls des Großen in den Kriegen ab 774 über die Sachsen wurde 804 das Bistum Münster gegründet. Sein erster Bischof war Liudger. Er ließ zahlreiche Kirchen und Klöster errichten, darunter die St. Victor geweihte Pfarrei im benachbarten Herringen. Ihr Patronat entstammte St. Victors Hauptkirche in Xanten, wohin die Region über die Lippe und den Lippehellweg Kontakte pflegte. Die Kirche in Herringen wurde später zur Stammpfarrei zahlreicher Kirchen des Kreises Hamm, etwa in Kamen, Bönen und Rhynern. Ebenfalls durch Liudger gegründet wurde die Pfarre in Ahlen, zu deren Sprengel Hövel lange Zeit zählte, und die Pfarre im erstmals um 834 urkundlich erwähnten, jedoch wahrscheinlich schon um 800 entstandenen Werne, von der später Bockum abgepfarrt wurde.

Das Zentrum Bockums bildete in dieser Zeit der auf einer Anhöhe liegende Oberhof Buokheim mit den ihm angegliederten Gehöften. Er gehörte ursprünglich zum bischöflichen Haupthof Werne. Dieser hatte schon in früher Zeit eine Kirche, die durch den Heiligen Ludgerus persönlich geweiht worden sein soll. Wahrscheinlich ist, dass es auch in Bockum seit dem 10. Jahrhundert eine dem Domkapitel Münster gehörende Eigenkirche gab, auch wenn diese erst 1090 ausdrückliche urkundliche Erwähnung findet. Neben dem Oberhof in Bockum zählten die Oberhöfe Hugenpfahl in Stockum und Beckedorf in Horst, wo es jeweils Kapellen gab, zu dem Haupthof zu Werne. Obwohl Bockum später von Werne abgepfarrt und 1227 durch einen kleinen Teil der Urpfarre Ahlen vergrößert wurde, liegt das Patronatsrecht für die dortige Kirche noch immer beim Besitzer Beckedorfs. Die Kirche der Pfarre Bochem (1081–1105) stand gemäß der Urkunde von 1090 als domkapitularische Eigenkirche auf dem Oberhof. Fürstbischof Hermann II. von Katzenelnbogen teilte sie 1193 dem Archidiakonat des Propbstes von St. Martini in Münster zu. Der Oberhof Langen Buokheim, der auch Kemnadinkhof genannt wurde, war der Sitz eines Schulzen, der die Abgaben von den umliegenden Unterhöfen einzuziehen hatte. Noch 1265 gehörte er dem Domkapitel. Als nach der Gründung der Kirche ihre Umgebung ein begehrter Ansiedlungsplatz wurde, teilte man den Hof auf (noch vor dem Jahre 1300). Dadurch entstanden Einzelhöfe und Kotten in dem neuen Kirchdorf und in seiner Umgebung. Diese wurden von der Familie von Rinkerode zu Steinfurt-Heessen (Steinfurt = Drensteinfurt erworben und blieben bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in ihrem Besitz. Der Schlossherr von Heessen war der Grundherr, dem die Höfe und Kotten diest- und abgabepflichtig waren. Auch der Oberhof Bockum, der Jahrhunderte überdauerte, gelangte 1468 in den Besitz der Herren von Heessen, als die Güter und Höfe zwischen Steinfurt und Heessen geteilt wurden. Bei ihm verblieb eine bedeutende Land- und Ackerfläche. Später wechselte der Hof dann in Privatbesitz und unterstand bis 1880 (alternative Angabe: 1890) der Familie Schulze-Blasum. Dann ging er an die Familie Fritz Köhne über, die ihn bis 1970 bewirtschaftete. In diesem Jahr wurde das Hofgebäude abgebrochen. Die Familie Köhne bezog einen neuen Bauernhof an der Tarnowitzer Straße, auf dem Gelände des früheren Oberhofes steht heute das Seniorenheim Ludgeristift Bockum.

Die Franken ließen die alte Gaueinteilung des Sachsenlandes unverändert. An der Spitze des Landes stand immer noch der sächsische Stammesherzog, während die Bischöfe nur die Hoheit über die Kirchen und Klöster hatten. Ihr Herrschaftsbereich erweiterte sich durch Schenkungen und Übertragungen aus adeligem und bäuerlichem Besitz. Nach und nach erwarben sie auch die Gogerichte und stärkten so ihre Macht.

Charakteristisch für die bäueriche Besiedlung des Münsterlandes ist die Tatsache, dass die Bauern nur selten eng beieinander in Dörfern lebten. Ihre Höfe fanden sich vielmehr weit verstreut inmitten der zum jeweiligen Gehöft gehörenden Felder.

Schon in ottonisch-salischer Zeit schlossen sich mehrere der verstreut liegenden Höfe zu Bauerschaften zusammen. Ihre Namen sind oft von besonderen Kennzeichen der Landschaft und Natur abgeleitet. So geht der Name der Name Holsen auf Holthausen (Holt = Holz) zurück, Merschhoven bedeutet Höfe in der Mersch, also in der feuchten Lippeniederung.

Führten die Bauern zunächst noch keinen Familiennamen und hörten ausschließlich auf regionsspezifische Vornamen wie Gerd, Dirk, Lambert, Johann, Jobst etc., ergab sich später die Notwendigkeit einer genaueren Unterscheidung. Zunamen wurden oft mit Bezug auf die jeweilige Wohnstätte gewählt. Holtmann war der am Holz Wohnende, Haidbaum war der Bauer, der am Schlagbaum wohnte, der die Bockumer Heide vom Dorf trennte; Dalhof war der vom Tal-Hof. Im Gegensatz dazu nahmen vor allem die größeren und die Freibauern den Bauernschaftsnamen an, so z. B. die Besitzer des Hofes Barkhaus (abgeleitet von Barkhausen, heute Barsen). Zu Bockum gehörten die Bauernschaften Barsen, Holsen und Merschhoven (früher Dahlbockum), zu Hövel Geinegge und Hölter. Der nördliche Teil von Hölter war früher eine eigene Bauernschaft und hieß Aquack oder Akwik.

Im frühen Mittelalter, bis zu den Sachsenkriegen Karls des Großen, waren alle Bauern frei und deshalb zu Kriegsdiensten verpflichtet. Sie mussten zu den im Frühling jeden Jahres stattfindenden Heerversammlungen erscheinen und wurden dort vom Herzog gemustert. Art und Beschaffenheit der Waffen, die sie mitzubringen hatten, waren genau vorgeschrieben. Wenn anlässlich eines Kriegszugs der Heerbann aufgehoben wurde, mussten die Bauern Verpflegung für drei Monate mitbringen. Die lange Abwesenheit, die der Kriegsdienst mit sich brachte, vertrug sich immer weniger mit der Leitung einer geordneten Landwirtschaft. Um dieser Belastung zu entgehen, begaben sich die meisten freien Bauern in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem Ritter, Kloster oder einem anderen reichen Herren. Dieser übernahm für sie die Verpflichtung zur Heeresfolge und gewährleistete den Schutz des bäuerlichen Lehens und Besitzes. Die Herren zogen anstelle der Bauern in den Krieg, die Bauern hatten dafür Abgaben und Dienste zu leisten. Solche Übereignungen von Gütern und die damit verbundenen Dienstverpflichtungen wurden an den damligen Gerichtsstätten, den Freistühlen, beurkundet.

Einige Bauern konnten sich als freie Bauern dem Prozess der Feudalisierung entziehen, ohne in den Adel aufzusteigen. Zu diesen zählten die bis heute bestehenden Gehöfte Frye to Aquack, Frye to Dahlbockum (heute Frey) und Barkhaus. Der Name Frye war kein Hofesname, vielmehr bezeichnete er den Stand des Eigentümers, der frei blieb von Leistungen und Abgaben gegenüber einem Herrn (Frondienst).

Der erste fassbare Grundherr in der Region ist das Kloster Werden, denn im Urbar wird um 950 die selbstständige Bauernschaft Aswyk Aquyk genannt (heute der Nordteil von Hölter). Der dazugehörige, wahrscheinlich an der Geinegge gelegene Rittersitz Aquak wird bereits um 900 erwähnt.

Im Jahre 1092 ließ der Abt Otto I. eine Urkunde ausfertigen, nach der Alfrik, ein freier Mann im Langonbukheim, sein dort gelegenes Gut dem Kloster Werden schenkte, es aber als Lehen zurückerhielt und dazu einen Hof in Herten. Heimatforscher wie Schwieters sehen in dieser Urkunde die erste urkundliche Erwähnung Bockums. Mit der Gerichtsstätte sei der Freistuhl beim heutigen Hofe Frye in Bockum gemeint. Diese Auslegung ist wahrscheinlich falsch. Es spricht vieles dafür (beispielsweise die Belehnung mit dem Hofe in Herten), dass mit Langonbukheim der Ort Langenbochum bei Herten gemeint ist und nicht Bockum. Diese Auffassung vertreten auch die Heimatforscher G. Griese aus Gelsenkirchen und M. J. Midunski aus Herten.

Die Grafen von Werl (um 900–1209) und die Grafschaft Hövel (1003 bzw. 1124–1225/1226)

Wappen der Stadt und des heutigen Hammer Stadtbezirkes am ehemaligen Rathaus von Bockum-Hövel

Schließlich wurde Hövel zu einer eigenen Grafschaft. Diese hatte bis 1225/1226 Bestand. Der letzte Graf von Hövel, Friedrich II. von Isenberg, war 1225 in die Tötung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Köln verwickelt. Dafür wurde er im Folgejahr hingerichtet. Die ehemaligen Isenberger Gebiete und Besitztümer, zu denen Bockum und Hövel gehörten, gingen zunächst an Adolf I. von der Mark. Nach einer langen Erbfehde mit Friedrichs Sohn Dietrich von Limburg-Isenberg, den sogenannten Isenberger Wirren, gab Graf Adolf von der Mark per Vergleich aus dem Jahre 1243 einigen Besitz an den isenbergischen Zweig der Familie von Berg zurück, vor allem das Gebiet der Grafschaft Limburg an der Lenne. Bockum und Hövel gehörten nicht dazu. Hier hatte der Bischof von Münster, dem in dieser Region die Gogerichtsbarkeit zukam, bereits die de-facto-Herrschaft an sich gezogen, sodass sowohl Graf Adolf als auch Graf Dietrich ihre Besitzansprüche aufgaben.

Wann genau die Grafschaft Hövel entstand, ist allerdings bis heute ungeklärt. Historiker nennen sowohl das Jahr 1003 als auch die Zeit um 1124. Diese extrem unterschiedliche Datierung geht auf eine Unklarheit in der einzigen verfügbaren mittelalterlichen Quelle zurück, dem Annalista Saxo.

Der Annalista Saxo nennt einen Grafen Bernhard, der eine Tochter namens Ida und eine Enkelin namens Adelheid hatte. Nach diesen Angaben ist der genannte Bernhard mit Bernhard I. von Werl-Hövel zu identifizieren, dessen Lebensdaten eine Inbesitznahme Hövels um das Jahr 1000 nahe legen. Bezugnehmend auf Albert K. Hömberg und die älteren, von ihm selbst später revidierten Forschungen Paul Leidingers zu den Grafen von Werl hat Ortsheimatspfleger Schroeder daraus folgendes Bild konstruiert:

Bei der Teilung der ausgedehnten Werler Herrschaft (1000) erhielt Graf Hermann II. von Werl den östlichen Teil um Werl und wurde somit zum Stammvater der Grafen von Arnsberg. Sein Bruder Bernhard erbte den Gau Mittelwestfalen. Bernhards Herrschaftsbereich erstreckte sich über beide Seiten der Lippe und umfasste das spätere Stadtgebiet von Hamm. Da die Mehrzahl seiner Comitate in dieser Region lag, siedelte Bernhard im Jahre 1003 hierhin um und erschloss seine Besitzungen, indem er an der Heerstraße vom Hellweg über die Lippe, die bis zur Ostsee führte, seine Residenzburg, die Burg Hövel, errichten ließ. Als Standort wählte er eine Senke in der Nähe des Höveler Hügels, nach dem die Burg auch benannt ist, und nannte sich selbst „Bernhardus de Huvili“. Dadurch begründete er die Grafschaft Hövel.

Um 1005/15 heiratete Bernhard eine namentlich nicht bekannte Frau, um 1020 bis 1025 wurde ihre gemeinsame Tochter Ida geboren.

Die heutige Pankratiuskirche; der alte Ortskern wurde weitgehend seit den 1980er Jahren abgerissen

Nach ungesicherter Überlieferung stiftete Bernhard anlässlich der Geburt seiner Tochter um 1025/30 eine Eigenkirche, die er unter das Patronat des St. Pankratius stellte. Diese Kirche, wenn sie denn existierte, war die Vorläuferin der heutigen St.-Pankratius-Kirche Hövel. 1032 bis 1035 stiftete er eine weitere Eigenkirche in Herringen südlich der Lippe. Beide Kirchen sicherten Bernhard die entsprechenden Ennahmen, da der Graf sie selbst errichten ließ und sie somit nach damaligem Recht nicht dem Bischof unterstellt wurden.

Um 1045/50 heiratete Bernhards Tochter Ida in erster Ehe den Grafen Heinrich von Lauffen.[1] Aus Dankbarkeit für die Geburt der Enkelin Adelheid von Lauffen stiftete Bernhard nach ebenfalls ungesicherter Überlieferung eine Eigenkirche in Bockum. Diese erhielt das Patronat des Heiligen Stephanus und war somit Vorläuferin der St.-Stephanus-Kirche Bockum. Gleichzeitig holte er einen weiblichen Orden nach Hövel, der noch keiner Gemeinschaft angeschlossen war. Diesen siedelte er auf dem heutigen Klosterhof an; dieser muss noch weit älter sein, denn man fand hier Lanzenspitzen und kleine Hufeisen aus der Römerzeit. 1055 verstarb Graf Bernhard, und als fünf Jahre später Graf Rudolf von Werl ebenfalls starb, erbte Adelheid von Lauffen die gesamte Höveler Grafschaft.

Sie heiratete um 1070 Adolf von Berg-Hövel und siedelte in die Burg Berge an der Dhünn um. Wann Adolf in den Rang eines Grafen von Hövel erhoben wurde, ist unbekannt. Vor ihrem Umzug muss Adelheid die von ihrem Großvater erbaute Eigenkirche in Hövel zu Lehen an die Klosterfrauen vom Klosterhof gegeben haben.

1078 wurde Adolf I. von Berg geboren, dessen Vater bereits im Jahre 1090 verstarb. 1090/93 heiratete seine Mutter zum zweiten Mal, und zwar Friedrich I. von Sommerschenburg, den Pfalzgrafen von Sachsen († 1120). Dieser war, ebenso wie sein Sohn und Nachfolger Friedrich II., ein Gegner der Ottonen. Adolf I. von Berg verstarb im Jahre 1106.

Um 1095 wurde Adolf II. von Berg geboren, ein Sohn Adolfs I. von Berg. Er regierte die Grafschaft Berg beinahe ein halbes Jahrhundert lang von 1115 bis 1160. Adolf II. heiratete zunächst 1120 Adelheid von Arnsberg, dann 1127 Irmgard von Wassenberg, eine Nichte des Kölner Erzbischofs Friedrich I. von Schwarzenburg. Sie bekamen 1130 ein Kind, Eberhard I. von Berg-Altena. Sein Bruder Adolf kam während des Dritten Kreuzzugs 1149 vor Damaskus ums Leben.

Diesem Ablauf der Geschehnisse widerspricht Paul Leidinger, der seit Jahrzehnten mit den Grafen von Werl befasst ist. Nach seiner Meinung ist ein Graf von Hövel erst für die Zeit nach 1124 plausibel. Zur Begründung führt er aus, dass Bernhard I. von Werl nicht mit dem im Annalista Saxo genannten Bernhard identisch sein könne. Er begründet dies einerseits mit den nicht passenden Lebensdaten, andererseits mit dem damaligen Erbrecht, nach dem die Grafschaft Hövel nicht über seine Tochter Ida allein hätte vererbt werden können. Nach den Ausführungen des Annalista Saxo hatte Ida Schwestern, die nach sächsischem Recht ebenso erbberchtigt gewesen wären wie sie selbst. Leidinger geht deshalb von einer Verwechslung aus. Der im Annalista Saxo genannte Bernhard sei tatsächlich mit Bernhard II. von Werl zu identifizieren, Vorfahre der Grafen von Arnsberg. Das Gebiet der Grafschaft Hövel sei somit bis zum Jahre 1124 Besitz des Arnsberger Grafenhauses gewesen. Erst als dieses 1124 im Mannesstamm erlosch, sei Hövel über Adelheid von Arnsberg an Adolf II. von Berg vererbt worden, der somit auch der erste Graf wäre, der sich von Hövel nannte. Burg Hövel wäre dann wohl ebenfalls erst in dieser Zeit errichtet worden, und auch die Stiftung der Kirchen in Bockum und Hövel durch eienn Grafen Bernhard von Werl-Hövel wäre in das Reich der Legende zu verbannen.[2] Vergleiche zu diesem Themenkomplex auch den Beitrag Grafen von Hövel.

1133 übergab Adolf II. die Stammburg der Grafen von Berg, die Burg Berge in Odenthal-Altenberg, an den Zisterzienserorden. 1145 wurde Burg Hövel an einen Ministerialen belehnt, der sich nach ihr „de Hüvele“ (von Hövel) nannte. Um die südlich der Lippe gelegenen Gebiete besser kontrollieren zu können, ließ Adolfs Sohn Eberhard um 1150 die erste Burg Nienbrügge erbauen. Mit dem Nienbrügger Pfennig prägten die Grafen von Hövel erstmals eigene Münzen, vermutlich in Altena, einer Burg, die er 1152 ausbauen ließ.

1160 trat Adolf II. von allen Ämtern zurück und wurde Mönch im Kloster Altenberg. Er starb wahrscheinlich am 12. Oktober 1170 und wurde zuerst in der Markuskapelle begraben, dem ältesten Gebäude Altenbergs aus dem Jahr 1125.

Der Erbstreit zwischen Adolfs Söhnen Eberhard I. von Berg-Altena und Engelbert I. von Berg wurde nach einem Jahr entschieden. Eberhard wurde Graf von Hövel ab 1166, Engelbert erhielt die Grafschaft Berg-Altena.[3]

Der Einfluss des Kölner Erzbistums

1167 wurde Philipp von Heinsberg Erzbischof von Köln. 1180 ist dann mit Heinrich dem Löwen der letzte sächsische Herzog gestürzt und sein Herzogtum in mehrere geistliche und weltliche Herrschaften aufgeteilt worden. Der Erzbischof von Köln wurde dadurch zum Herzog von Westfalen.

Schon vor 1180 hatte Philipp von Heinsberg jeden nur erdenklichen Versuch unternommen, sich die Angehörigen der lokalen Adelsfamilien als Vasallen unterzuordnen. Zu diesem Zweck kaufte er mit dem Geld des Erzbistums zahlreiche Güter der Adligen auf, darunter Eigenburgen, Eigenklöster und Eigenkirchen, und belehnte sie ihnen unter der Voraussetzung zurück, dass sie ihm den Vasalleneid schworen. Im Nachhinein erwies sich dieses Vorgehen als wenig effektiv, da die Adligen trotz des Treueeids ungehemmt weiter ihre eigenen Machtinteressen verfolgten, auch gegen die Interessen der Kölner Kirche. Jedoch wurde Philipps Vorgehen vom Kaiser mehr und mehr als Bedrohung aufgefasst, da die Vergabe kaiserlicher Lehen nunmehr durch den Erzbischof von Köln bestätigt werden musste. Der Kaiser beschnitt deshalb zu einem späteren Zeitpunkt die Macht des Kölner Erzbischofs, was wiederum den Interessen der anderen westfälischen Adeligen Auftrieb gab.

Seit Philipp von Heinsberg Herzog von Westfalen geworden war, forcierte er den Güterankauf, weil er dadurch zugleich die Entstehung einer dem Herzogtum Westfalen benachbarten und zu ihr konkurrierenden größeren Territorialherrschaft in der Hand eines weltlichen Machthabers zu unterbinden trachtete. Vermutlich hat um 1170 der Edelmann Rabodo von der Mark den Oberhof Mark und das zugehörige Gelände der späteren Burg Mark an den Erzbischof veräußert. Radobo benötigte Geld für andere Unternehmungen, Philipp von Heinsberg versicherte sich auf diese Weise seiner Vasallentreue. Danach belehnte der Kölner Erzbischof den Besitz an ihm zurück. Nach Rabodos Tod um oder nach 1170 ging der Oberhof nebst dem Burghügel an Friedrich von Berg-Altena über.

Spätestens mit dem Tod Eberhards I. von Berg-Altena im Jahr 1180 kam es zur Altenaischen Erbteilung zwischen seinen Söhnen Arnold von Altena und Friedrich von Berg-Altena. Der in seiner Form und Genauigkeit einzigartige Vorgang ist möglicherweise von Philipp von Heinsberg veranlasst worden, der auch hier das Ziel verfolgte, die Gründung einer großen, konkurrierenden Territorialherrschaft in dem von ihm beanspruchten Gebiet zu verhindern. Die Grafschaft Hövel wurde dabei geteilt. Ihr nördlicher Teil um und nebst Burg Hövel ging an Friedrich, der südliche um Burg Nienbrügge an Arnold.

Burg Altena wurde zu gleichen Teilen an beide Brüder vergeben und war somit von nun an für beide wertlos. Arnold zog sich aus Altena zurück und übergab seinen Anteil an den Kölner Erzbischof, den Friedrich nunmehr als unbequemen Mitverwalter akzeptieren musste.

Einige der an den Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg veräußerten Besitzungen der Grafen, darunter Burg Hövel und Burg Nienbrügge, wurden 1193 durch den neuen Erzbischof von Köln, Adolf I. von Altena, an die mit ihm zum Teil nahe verwandten Edelleute als Allod zurückgegeben. Auch das Flurstück Wiseberg, auf dem später Hamm entstehen sollte, ging wieder an Friedrich von Berg-Altena.

Arnold von Altena, der sowohl Altena als auch Hövel verloren hatte, benötigte eine neue Residenz. Spätestens zwischen 1190 und 1200 ließ er die nahe der Burg Nienbrügge befindliche Ansiedlung Nienbrügge ausbauen. Ob Nienbrügge jemals Stadtrechte besessen hat, ist aber bis heute ungeklärt. Später erwarb Graf Arnold noch die Isenburg hinzu. Auch Friedrich oder sein Sohn Adolf I. von der Mark ließen irgendwann nach der Altenaischen Erbteilung, spätestens ab 1198 auf dem zum Gelände des Oberhofes Mark gehörenden künstich aufgeschütteten Burghügel eine neue Residenz erbauen, die Burg Mark. Damit traten die beiden Familienzweige der bergischen Grafen, die altenaisch-märkische Linie um die Grafen Friedrich und Adolf und die altenaisch-isenbergisch Linie um Graf Arnold und seinen Sohn Friedrich von Isenberg in offene Konkurrenz zueinander. Der Titel des Grafen von Hövel verblieb dabei beim isenbergischen Familienzweig. Friedrichs Sohn und Erbe Adolf nannte sich spätestens 1202 Graf von der Mark. Mit der Benennung nach der Burg grenzte er seine Linie Altena-Mark von den Grafen von Altena-Isenberg ab. Burg Mark wurde zu seinem ausschließlichen Familiensitz.

Für das Bockum-Höveler Gebiet gewann innerhalb weniger Jahre der Bischof von Münster fast alle herzoglichen Rechte und wurde damit für sein Bistum geistlicher und weltlicher Landesherr (Fürstbischof). Unter der Herrschaft der Fürstbischöfe verschwand die überkommene Gaueinteilung. An ihre Stelle trat die Aufgliederung des Bistums in zehn Ämter. Die Kirchspiele Bockum und Hövel gehörten zum bischöflichen Amt Werne, das etwas das Gebiet des späteren Kreises Lüdinghausen umfasste. Die Bezeichnung für den obersten Verwaltungsbeamten war Droste. Dieses Amt war Adligen vorbehalten.

Ab 1174 war Hermann II. von Katzenelnbogen Fürstbischof von Münster, das wiederum zum Erzbistum Köln gehörte. Ab 1180 ordnete er das weltliche Leben und ließ besonders alle privaten Kirchen (Eigenkirchen, Klöster und Stifte) erfassen. Hierzu gehörten auch die St.-Pankratius-Kirche in Hövel und die St.-Stephanus-Kirche in Bockum. Die Oberin des Zisterzienserinnen-Klosters auf dem Klosterhofe wurde auf Anordnung des Fürstbischofs echte Lehnsfrau der St.-Pankratius-Kirche in Hövel. Da die Eigentumsverhältnisse an der St.-Stephanus-Kirche nicht geklärt werden konnten, wurde das Domkapitel von Münster Lehnsherr der Kirche in Bockum. Lehnsherr wurde der Domdechant und Propst von St. Martini in Münster, Gottfried von Altena, der womöglich ein Nachfahre der frühen Grafen von Hövel war.

Die Verhältnisse unterhalb der höchsten Adelsschicht sind nur ansatzweise zu erkennen. Ab etwa 1145 trat das Geschlecht der Herren von Hövel auf. Es handelte sich zunächst um einen Ministerialen Adolfs II. von Berg und Hövel, der mit Burg Hövel belehnt wurde und sich nach dieser benannte. Die de Hüvele bildeten später ein weit verzweigtes Adelsgeschlecht. Zu den frühen Zeugnissen ihres Auftretens zählt auch eine Urkunde aus dem Jahr 1198, als ein „Lambert de Hüvele“ bei einem Landtausch mit dem Kloster Cappenberg in Erscheinung tritt.

1170 wurden erstmals die Ritter von Gynegge (Geinegge) erwähnt. 1205 war das adlige Haus Geinegge von dem Ritter „Henricus Gemenyce“ bewohnt. Vermutlich war er ein Vasall des damaligen Grafen von Hövel, Arnold von Altena.

Welfen und Staufer, der Übergang an das Hochstift Münster (1209–1243)

Als im Zeitraum zwischen 1207 und 1209 Arnold von Altena und sein ältester Sohn Eberhard verstarben, wurde Arnolds Sohn Friedrich von Isenberg zu seinem Erben. Friedrich schlug sich im Deutschen Thronstreit zunächst auf die Seite der Welfen unter Otto IV., wechselte aber nach indifferenter Quellenlage entweder bereits 1212 oder erst 1214 nach der Niederlage Ottos in der Schlacht von Bouvines die Fronten. Kaiser Friedrich setzte zwei Jahre später die Einsetzung des neuen Erzbischofs Engelbert I. von Köln durch, der ein Vetter Friedrichs von Isenberg war. Engelbert stieg in der Folge zum Reichsverweser und damit Stellvertreter des neuen Kaisers auf.

1218 riss Engelbert die Grafschaft Berg an sich, bevor sie an die Limburger fallen konnte. In einem Vergleich zwischen Engelbert und Heinrich IV. von Limburg wurde bestimmt, dass Berg mit dem Tode Engelberts an Limburg übergehen sollte. Womöglich besiegelte Engelbert dadurch sein Todesurteil, schließlich hatte der Herrscher Limburgs von nun an ein konkretes Interesse am Ableben des Erzbischofs.

1221 erhielt der Kölner Erzbischof vom Papst die Weisung, Hinweisen auf Erpressung der Vasallen durch ihre Herren nachzugehen. So wurde Friedrich von der Äbtissin des Reichsstifts Essen bezichtigt, als Vogt des Klosters übermäßige Abgaben einzuziehen. Engelbert wandte sich zunächst gegen den mächtigen Bischof von Paderborn. 1223 zwang er den Fürstbischof zur Kapitulation.

1225 lud Engelbert nach Soest ein, um über die adligen Vogteirechte zu verhandeln. Dabei drohte er ihnen mit dem Wormser Konkordat, nach dem die weltlichen Herrscher entmachtet und ihrer Vogteirechte beraubt werden konnten. Dagegen schlossen sich die Adligen zusammen. In Gevelsberg lauerten sie dem Erzbischof in einem Hohlweg auf und streckten ihn mit fünfzig Schwerthieben nieder. Womöglich handelt es sich dabei um eine missglückte Entführung, durch die der Erzbischof nach dem damals geltenden Fehderecht zum Einlenken gezwungen werden sollte. Die einzige mittelalterliche Quelle geht hingegen von klaren Mordabsichten der Angreifer aus. Es spricht einiges dafür, dass der Erzbischof seitens im Dienste Limburgs stehender Männer erschlagen worden ist, womöglich mit Billigung des Papstes. Friedrich von Isenberg, der von einer geplanten Entführung ausgegangen war, wurde dadurch völlig überrascht und schließlich von den Limburgern als Sündenbock und vermeintlicher Haupttäter vorgeschoben.

Friedrich reiste daraufhin nach Rom und versuchte den Papst von seiner Unschuld zu überzeugen, was ihm aber nicht gelang. Auf dem Rückweg wurde er in Lüttich gefangengesetzt und in Köln von Engelberts Nachfolger Heinrich I. von Müllenark aufs Rad geflochten. Die Isenburg und Nienbrügge wurden geschleift. Adolf I. von der Mark, der Sohn des Friedrich von Berg-Altena, stellte sich auf die Seite der Kölner und wurde zur Belohnung mit einem Großteil der isenbergischen Besitzungen belehnt. Die 1180 im Rahmen der Altenaer Erbteilung aufgeteilten altenaischen Güter befanden sich somit wieder in einer Hand, schließlich war Adolf von der Mark auch der Erbe seines Vaters Friedrich von Berg-Altena.

Den Einwohnern des zerstörten Nienbrügge bot Graf Adolf einen neuen Siedlungsraum an. Auf diese Weise entstand die Stadt Hamm. Friedrich von Isenbergs Sohn Dietrich von Altena-Isenberg wuchs am Hof seines Onkels auf, Heinrich IV. von Limburg, dem durch den Tod Erzbischof Engelberts entsprechend dem zwischen beiden geschlossenen Vergleich die Herrschaft in der Grafschaft Berg zugefallen war. Friedrich von Isenbergs Frau, Dietrichs Mutter Sophie und Schwester von Herzog Heinrich, hatte sich dorthin geflüchtet, verstarb aber bereits 1226 zusammen mit ihrem jüngsten Kind.

Luftbild des Hauses Ermelinghof

Ab 1232 kam es zur Erbauseinandersetzung zwischen Limburg-Isenberg auf der einen Seite, Adolf von der Mark und dem Kölner Erzbischof auf der anderen. Herzog Heinrich forderte im Namen seines Neffen, Friedrich von Isenbergs Sohn Dietrich von Altena-Isenberg, von Adolf I. von der Mark die isenbergischen Besitztümer zurück. 1232 soll sich der Erzbischof von Köln beim Papst darüber beklagte haben, dass er von den Verwandten des Grafen Friedrich II. von Altena-Isenberg belästigt werde. Diese machten die Gegend von Geinegge, Dasbeck, Hölter und Heessen unsicher, Burg Geinegge und Haus Ermelinghof seien gleich mehrfach heimgesucht worden. Die sogenannten Isenberger Wirren endeten nach einer langanhaltenden militärischen Pattsituation im Jahre 1243 mit einem zunächst schienbar ausgeglichenen Vergleich, dessen Bedingungen Graf Adolf im Laufe der nächsten Jahre aber klar zu seinem Vorteil nutzen konnte. Auf diese Weise wurden die Grundlagen für die Entstehung der großen und einflussreichen Grafschaft Mark gelegt, während den Isenbergern lediglich die kleine Grafschaft Limburg blieb. Zu ihrem eigenen Schutz mussten sich Dietrich Graf von Limburg und seine Nachfolger den einflussreicheren limburigsch-bergischen Verwandten als Vasallen unterstellen. Im Zuge der Beilegung des Erbkonfliktes erhielt die Stadt Hamm eine komplette Befestigungsanlage, nach der Schlacht von Worringen 1288 auch das volle Befestigungsrecht.

Sowohl Graf Adolf als auch Graf Dietrich mussten aber auf die Gebiete nördlich der Lippe verzichten, also auch auf Bockum und Hövel. Diese zog der Bischof von Münster an sich. Durch die Ausübung der Gogerichtsbarkeit hatte er die de facto-Herrschaft inne, so dass keiner der beiden Grafen mehr ein eigenes Herrschaftsrecht ausüben konnte.

Grafschaft Mark und Hochstift Münster (1243 – um 1500)

Zwei Jahre nach dem Friedensschluss von 1243 erhielten die Grafen von Limburg die Güter in Heesen und Westerwinkel zurück. Graf Adolf I. von der Mark verzichtete auf die nördlich der Lippe gelegenen Gebiete. Graf Dietrich erhielt 1243 die Hoch- und Gogerichtsbarkeit für einen Teil des ehemaligen väterlichen Besitzes im Gebiet der unteren Lenne (s. Amtsverfassung im Herzogtum Westfalen). Die Gerichtshoheit erwies sich als eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des Territoriums der Grafschaft Limburg im Gebiet zwischen Ruhr, Lenne und Volme, das inmitten der Grafschaft Mark lag und im Osten an das Herzogtum Westfalen grenzte.

1270 weihte Fürstbischof Gerhard von der Mark die aus Stein errichtete St.-Stephanus-Kirche in Bockum ein.

Obwohl ihre Herren Vasallen der Bischofs von Münster waren, wurden 1246 die Knappen de Hüvele und die de Ghynegge zu Burgmannen auf Burg Mark und dort auch zu Rittern geschlagen. 1269 trat Godfrid de Hüvele als erster Zeuge in der Urkunde auf, die dem Grafen Adolf von der Mark das Münzrecht der neugegründeten Stadt Hamm zusprach. 1279 bezeugte Godfrid de Hüvele beim Grafen, dass die Stadt Hamm das Stadtrecht nach Lippstädter Recht erhielt. 1280 erhielt Godfrid von den Klosterfrauen in Herford die Burg Stockum als Lehen.

Johann de Hüvele verkaufte dem Grafen von der Mark seinen Hof in Geithe/(heute Unterbezirk von Hamm-Uentrop). 1310 schenkte Engelbert II. von der Mark den Hof dem Kloster Kentrop. Dort erhielten die Klosterfrauen vom Nordenstift, die früher in Hövel gewohnt hatten, eine ständige Bleibe. Sie stellten 1300 mit Genehmigung des Fürstbischofs Eberhard von Diest die St. Pankratiuskirche in Hövel unter das Nebenpatronat des Heiligen Nikolaus, da dieser der Patron der Flüsse ist, und die Lehnsfrauen das Fischrecht in der Lippe besaßen. Von 1392 bis 1401 war Gertrud von Hüvele Äbtissin von Kloster Kentrop.

1323 war Ruitger von de Grotenhuis Pfarrer an der St.-Pankratius-Kirche. Er stammte aus dem Rittergeschlecht Grotehuis aus der Bauernschaft Altendorf bei Nordkirchen und ließ an der gleichen Stelle in den Jahren um 1325/30 eine neue Kirche aus Stein errichten. Sie wurde von Fürstbischof Ludwig II. von Hessen geweiht. Ab 1383 war ein Ennich von Haydenreich Pfarrer, ab 1454 Johann Nordhoff, ab 1467 Wilhelm Wittlich. Vermutlich besaß die Kirche bereits eine Orgel, denn diese wurde 1489 repariert. Die Kirche in Hövel muss also bereits seit längerem eine Orgel gehabt haben. 1491 erhielt die Kirche eine neue Monstranz und der Blasebalg für die Orgel wurde repariert. Sieben Jahre später musste der Turm verankert werden, wofür 16 Gulden aufgebracht werden mussten. 1511 wurde Johann von Morrien Pfarrer und im selben Jahr wurde eine neue Kirchenglocke mit der Inschrift Ut superis reddant laudes, hac convoco plebem, fulgara compello, tristem pallio luctum. Sit in honorem dei, Pancratius est mihi nomen. Anno 1511 geweiht. Sie hatte einen Durchmesser von einem Meter.

1339 erwarben die Herren de Hüvele die Burg Geinegge vom Grafen von Limburg, 1420 ging das Haus Laake in ihren Besitz über. 1483 wurden die Herren de Hüvele zu Stockum wegen Ketzerei exkommuniziert. Um 1500 erbauten die de Hüvele auf Burg Stockum nach Verlust ihres Lehens wegen Felonie (Treuebruchs) in der Nähe von Horst eine neue Burg namens Beckedorf, die Gert de Hüvele von Stockum bezog.

St. Stephanus

Auch für die Stephanuskirche sind nun Pfarrer überliefert, Bernd von Hovele (1395), Evert Niehus (1404), Bernd Niehues (1450), Gerit Goede (1477) und Vunhove (1482) sowie Gerhard Loer (ab 1500).

Von den Häusern der Region sind nur wenige Nachrichten überliefert. 1330 wohnte das Rittergeschlecht derer von Schedlingen auf Haus Ermelinghof. 1430 heiratete die Erbtochter Ermengard von Schedingen auf Ermelinghof Heinrich von Galen. 1333 verzichtete Volmarus de Aquak auf seinen Hof in der Bauernschaft Barkhausen und übergab ihn an Theodorus de Volmerstein. Heinrich von Knipping, Droste zu Wetter und Vorfahre der Burgherren zu Stockum (Hugenpoth), unternahm 1430 eine Reise nach Jerusalem, die ihn in der Heimat berühmt machte.

1400 brannte der Graf von der Mark, der mit dem Fürstbischof Otto von Münster im Krieg lag, die Stadt Werne nieder, die ab 1402 eine neue Stadtmauer erhielt.

1490 wurde in Hövel erstmals auf einen Holzvogel geschossen. Die Schützenbrüder erhielten ein Fass Keut.

Das Gerichtswesen

Zwischen 1180 und 1803 unterstanden Bockum und Hövel der landesherrlichen Gewalt des Bischofs von Münster. Diese Rechtsverhältnisse bestanden bis zur Einführung der preußischen Gerichtsordnung. Bis dahin unterschied man drei Gerichtsbarkeiten:

1. das Freigericht und das Femgericht,

2. das Gogericht und

3. das Geistliche Archidiakonalgericht.

Die Frei- und Femgerichte

Als die Bischöfe im 12. Jahrhundert die landesherrliche Gewalt mehr und mehr an sich zogen und die Zahl der Freien abnahm, kamen damit mehr Leute unter ihre richterliche Oberhoheit. Adel und Freie widerstrebten dieser Entwicklung; sie beriefen sich auf das alte Recht der Freien, in Rechtssachen nur dem König oder seinen Vertretern unterstellt zu sein. Daher kam es zu einer Spaltung des Gerichtswesens. Es bestanden nunmehr nebeneinander die landesherrlichen Gogerichte und die Freigerichte, bei denen nur Freie und Adlige mitwirken durften.

Die Bezirke der Freigerichte hießen Freigrafschaften. Sie unterstanden Stuhlherren (Gerichtsherren), die Freigrafen als Verwalter einsetzten. Die Freigrafen mussten vom König bestätigt werden. Da mit dem Besitz einer Freigrafschaft häufig Einkünfte aus Bauernhöfen und Grundstücken und der Anspruch auf einen Teil der Geldbußen verbunden waren, wurden diese Gerichtsbezirke auch Gegenstand der Belehnung, des Kaufes oder Pfandes und anderer Rechte.

Das Gebiet um Bockum und Hövel gehörte zur Freigrafschaft Wildeshorst (Name eines Freistuhls bei Hamm an der Münsterstraße), zu der auch die Gemeinden Dolbert, Heeßen, Herbern, Walstedde, Drensteinfurt, Rinkerode, Werne und zum Teil auch Ascheberg und Albersloh gehörten (nach Schwieters). Es waren mit dieser Freigrafschaft nacheinander belehnt: die Grafen von der Mark, die Herren von Rinkerode zu Drensteinfurt, die Herren von Volmestein (Stammsitz Volmarstein an der Ruhr) und die Familie von Reck zu Steinfurt (Drensteinfurt). Ihre Belehnung erfolgt durch den Stuhlherrn, den Bischof von Münster. Die Oberaufsicht über sämtliche Freigrafen hatte der Erzbischof von Köln. Als Freigraf in Bockum und Hövel wird 1328 Theoderich von Ackwick erwähnt. Auch in Bockum befand sich ein Freistuhl, und zwar in der Nähe des Hofes Frye.

An diesen Gerichtsstätten saß der Freigraf mindestens dreimal im Jahr mit den Freischöffen zu Gericht. Meistens waren es sieben Schöffen, die bei der Urteilsbegründung mitwirkten. Sie mussten freie Leute, in der Freigrafschaft ansässig und wie der Freigraf von Geburt Westfalen sein (auf der Erde geboren).

Als Freischöffen der Region werden erwähnt: 1296 Otto de Dalbuchm (Dahlbockum); 1335 bei einer Verhandlung an der krummen Brücke von Hamm (der Freistuhl in Hamm-Norden) Henrich von Dalbockum; 1397 bei einer Verhandlung zu Dahlbockum selbst Frye to Dalbockum; um 1220 Ezekin von Aquack. Freie Männer vom Hofe Barkhusen (Barkhaus in Barsen) werden ebenfalls mehrere Male in den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts als Freischöffen genannt, so 1339 Jakob von Barkhusen, 1476 Johann to Barkhusen.

Die Güter der Freischöffen zeichneten sich durch ihre besondere Rechtsstellung aus. Man nannte sie Freistuhl- oder auch Freibankgüter (nach der Bank, auf der die Schöffen bei der Verhandlung saßen). Sie waren unverkäufliches erbliches Eigentum, von dem kein Grund abgesplittert werden durfte.

Im Raum Bockum-Hövel bestanden drei Freibankgüter, nämlich der Hof Frye in Bockum, damals dat vrye Gud to Dalbockum genannt, dann der Hof Barkhaus in Barsen, dat vrye Gud to Barkhusen, schließlich der Hof Aquack in Hölter, früher Frye to Aquick genannt.

Vom 16. Jahrhundert an verloren die Freigüter größtenteils ihre Vorrechte.

An den Freistühlen wurde über schwere Verbrechen wie Mord, Raub, Diebstahl, Brandstiftung, Meineid und Landesverrat, aber auch über Hof- und Grundstücksverkäufe verhandelt. Beim Gericht saß der Freigraf hinter einem Tisch (der häufig aus Stein war), auf dem ein Schwert und eine Weidenrute lagen. Ihm gegenüber saßen die Freischöffen auf einer Bank. Das Urteil lautete entweder auf Freispruch, Geldstrafe oder Tod. Folter- und Gefängnisstrafen kannten die Freigerichte nicht.

Aus den Freigerichten, die öffentlich tagten, entwickelte sich im 13. und 14. Jahrhundert die Femgerichte, die heimliche Gerichte waren. Sie gelangten durch die Strenge ihrer Urteile, durch die Heimlichkeit des Verfahrens zu großer Macht.

Auch im Femgericht führte ein Freigraf die Verhandlung. Die Freischöffen wurden Wissende genannt, weil sie das Losungswort der Feme kannten und über die Vernehmung eines Angeklagten strengstes Stillschweigen zu bewahren hatten. Sie durften nie einem Verfemten einen Hinweis geben, noch nicht einmal eine leise Andeutung machen, auch wenn es ein naher Verwandter war. Den Verräter eines Femegeheimnisses traf die Todesstrafe; er wurde sieben Fuß höher aufgehängt als ein Dieb.

Die Vorladung geschah durch den Fronboten (Vrohnen), der meistens von zwei Schöffen begleitet wurde. Musste sie zu einer befestigten Wohnstätte gebracht werden und war zugleich Gefahr damit verbunden, steckte man den Ladungsbrief in einen Spalt des Tores (Steckbrief) und hieb zum Zeichen der Überbringung drei Späne aus dem Holz. Hielt der Beklagte es nicht für nötig, auch nach dreimaliger Ladung vor dem Gericht zu erscheinen, so wurde er verfemt, d. h. es wurde das Urteil zum Tod durch den Strang ausgesprochen, das die Schöffen ausführten, wo sie den Rechtsbrecher auch fanden. Das Urteil musste geheim gehalten werde. Wenn ein Schöffe es verriet, so war er selbst zu erhängen.

Nicht vor das Femgericht konnten Mark- und Landgrafen, Geistliche, Frauen, Juden und Heiden (d. h. Zigeuner) geladen werden.

Die Bedeutung der Femgerichte ging im Laufe der Zeit immer mehr zurück. Zuletzt wurden keine Strafsachen mehr verhandelt, sondern nur kleinere Streitigkeiten wie Beleidigungen, Flurschäden usw. Der letzte Freigraf starb 1835. Es war der Advokat (Rechtsanwalt) Engelhardt, der in Werl seinen Wohnsitz hatte. Dort befindet sich an dem Hause hinter der Propsteikirche eine Tafel mit der Inschrift: Hier lebte von 1805 bis zu seinem Tode Friedrich Wilhelm Engelhardt, der letzte Freigraf der heimatlichen Fenne auf Roter Erde.

Die Gogerichte

Die Gogerichte waren landesherrliche Einrichtungen. Ihre Bezirke fielen meistens mit den bischöflichen Ämtern zusammen. Bockum und Hövel gehörten zum Gogericht Werne, das das bischöfliche Amt Werne umfasste (ungefähr das Gebiet des späteren Kreises Lüdinghausen). Die Städte und Wigbolde (Kleinstädte) wie Werne und Drensteinfurt hatten ihren eigenen Gerichtsbezirk.

Wie die Freigerichte waren auch die Gogerichte wegen der mit ihnen verbundenen Einkünfte Gegenstand der Belehnung und des Kaufes. So war das Gogericht Werne nicht nur im Besitz des Bischofs als Landesherrn, sondern die Herren von Davensberg hatten es verstanden, die gleichen Rechte (u. a. den Anspruch auf die Hälfte der Strafgelder) daran zu erwerben.

Das Gogericht verhandelte über Verbrechen, Privatstreitigkeiten und auch Hexerei. Es konnte Todesurteile fällen, die aber nach 1570 durch das Hofgericht in Münster bestätigt werden mussten. Beim Gogericht erfolgte außerdem die Aufnahme von Testamenten und Kaufverträgen.

Bei der Untersuchung gegen Verbrecher und Hexen wurde auch das peinliche Verfahren angewandt, d. h. durch die Folter wurden Geständnisse erzwungen. In Davensberg befindet sich ein Turm, in dem sich Gefängnis und Folterkammer befanden; an diesem Gerichtssitz wurden in den Jahren von 1550 bis 1650 Hexenprozesse verhandelt.

Im Amt Werne gab es neben den Gogerichten noch sieben Beifänge, das sind private Gerichtsbezirke (Patrimonialgerichte), die den Grundherren unterstellt waren. So gehörte auch zur Burg Stockum ein Beifang mit den Bauernschaften Stockum, Horst und Wessel. Hier sprach also nicht das Gogericht Recht, sondern das Gericht der Herren der Burg Stockum.

Die geistlichen Archidiakonalgerichte

Neben der weltlichen bestand eine geistliche Gerichtsbarkeit. Das Gebiet des Bistums Münster war in Archidiakonate, d. h. in Bezirke eingeteilt, die zwei oder mehrere Pfarreien umfassten und von einem Archidiakon beaufsichtigt wurden. Sie waren zumeist Domherren in Münster, besuchten die Pfarren alle drei Jahre und richteten über Vergehen gegen die guten Sitten, die Kirchengebote und die bischöflichen Verordnungen. Ferner oblag ihnen die Aufsicht über das Kirchenbauwesen, den Gottesdienst und den Zustand der Kirchengerätschaften, aber auch die Prüfung und Anstellung der Geistlichen.

Der Tag der Visitation, der auch Sendgericht oder Synode genannt wurde, begann mit einem feierlichen Hochamt. Alle Angehörigen der Pfarre hatten in der Kirche zu erscheinen. Die Angeklagten erhoben die Pfarrer und die sogenannten Eidtschwerer, vereidigte Männer aus der Gemeinde, die die Sitten zu überwachen hatten. Häuslicher Unfriede, Versäumnisse in der Versorgung der Kranken, Trunksucht, Fuselsaufen und Ausschenken während der Kirchzeit waren mögliche Anklagepunkte. Der Verhandlung in der Kirche schloss sich die Visitation aller kirchlichen Einrichtungen an, ebenso wie der Kirch- und Leichenwege.

Täuferreich in Münster und Reformation (1517–1618)

Die reformatorische Bewegung, die Martin Luthers Predigten gegen die Ablasspraxis und die 95 Thesen an der Kirchentür in Wittenberg auslösten, ist in Bockum und Hövel lange nicht fassbar. 1521 wurde Hartleif Kreckel Pfarrer an der St.-Pankratius-Kirche in Hövel und die Sakristei wurde an die Kirche angebaut. Dazu stiftete Kreckel einen fast einen Meter großen Corpus.

Bereits 1523 wirkten in Lippstadt zwei Mönche, die in Wittenberg gewesen waren, dort Luther und sein Werk kennen gelernt hatten und nun im Sinne des Reformators arbeiteten. Dann kam die neue Lehre nach Hamm, Soest, Münster, Coesfeld, Warendorf, Telgte, Beckum. Pastor Dietrich Fabricius aus Anholt, der später gegen die Wiedertäufer kämpfte und öffentlich gegen die Doppelehe auftrat, war einer der ersten, die in dieser Gegend predigten.

1529 erreichte die Bewegung Münster, wo sich die Täuferbewegung 1532 durchsetzte. Das Täuferreich von Münster erhielt auch Zulauf aus dem Süden des Bistums, wie etwa durch den Schmiedegesellen Schröder aus Werne. Johann Schröder verteidigte am 8. Dezember 1533 auf dem Lambertihof die Lehre der Wiedertäufer gegen den lutherischen Pastor Fabrizius und schimpfte dabei auf den Magistrat. Als er am 15. Dezember erneut öffentlich auftrat, wurde er in Arrest genommen. Am folgenden Tage erzwang die Schmiedezunft seine Freilassung.

Fürstbischof Franz von Waldeck stellte ein Heer auf und verlangte von zahlreichen Kirchen materielle Unterstützung. Von der Pankratiuskirche erhielt er vier Pfund und drei Lot Gold und Silber. Dirk von Galen auf Haus Ermelinghof nahm mit vier Pferden und Trossknechten, Toenius von Loer von der Burg Geinegge mit drei Pferden und Trossknechten an der Belagerung von Münster teil. Die Stadt fiel am 25. Juni 1535. Es begann ein achttägiges Niedermetzeln der Wiedertäufer. Die Führer Brockelson, Knipperdolling und Krechting wurden mit glühenden Zangen umgebracht. Die Leichname steckte man in eiserne Käfige. Im folgenden Jahr erhielt die Pankratiuskirche ihre Kleinodien für 57 1/2 Goldgulden zurück.

Altes Pastorat an der Höveler Pankratiuskirche

1545 wurde Adam Rodinghusen Pfarrer an der St.-Pankratius-Kirche. Kurz vor seinem Tod führte er 1550 den lutherischen Gottesdienst in Hövel ein. 1550 traten Gert von Galen und seine Frau Margarete geb. Korff mit ihren Kindern zum lutherischen Glauben über. Ihrem Einfluss und dem ihrer nächsten Nachkommen ist es wohl zuzuschreiben, dass von dieser Zeit an fast achtzig Jahre hindurch in der Kirche zu Hövel evangelisch gepredigt wurde. Der Höveler Pastor, der ehemalige Dominikanermönch Johann Hard, war – wie bereits sein Vorgänger Johann Brechte – verheiratet. Hard predigte 1564 in der Höveler Kirche die neue Lehre und hatte großen Zulauf aus Hamm. In der Chronik des Pastorates Hövel heißt es: „Da Hard in deutschen Gesängen und Predigten sehr geschickt war, eilten sogar die Bürger von Hamm an Sonn- und Feiertagen nach Hövel, um ihn zu hören. Um dieses zu verhindern, ließ die Obrigkeit an diesen Tagen des morgens die Tore verschließen“. 1586 war Bitter von Galen evangelischer Pastor in Hövel. 1591 Georg von Galen.

1550 gingen die Herren von Hüvele in Konkurs. Die von Reck auf Schloss Heessen kauften Burg und Besitz, beides wurde später an Gerhard von Reck vererbt, der sich daraufhin Herr vom Schlosshof Hövel nannte. Später verdingte er sich als Soldat in Dänemark.

1563/64 wurde Theodor Brechte, der mit N. Plönius verheiratet war, Pfarrer an der Pankratiuskirche und führte den lutherischen Gottesdienst ein. Später wurde Theodor Brechte Prediger an der Stadtkirche zu Hamm.

1565 predigte der ehemalige Dominikanermönch Johann Hard, der mit Margarete Wollers verheiratet war, in der Pankratiuskirche im Sinne Luthers.[4] Der Bürgermeister von Hamm musste wegen dieser Predigten die Stadttore schließen. Adam Kennemann wurde Pfarrer an der Stephanuskirche in Bockum. Fürstbischof Bernhard von Raedfeld trat in Münster zurück, da er sich gegen die Lutherischen nicht durchsetzen konnte.

Ihm folgte 1566 Graf Johann II. von Hoya. Er ordnete eine Visitation aller Kirchen im Bistum an. In der Pfarrkirche zu Hövel wurde festgestellt, dass kein ewiges Licht brannte, dass die Messgewänder und Kleinodien fehlten, der Taufstein und der Beichtstuhl waren verdreckt. Die Filialkirchen in Horst, Kapelle und Stockum waren ausgeraubt. In Drensteinfurt und Walstedde trugen die Priester keine Tonsuren, aber dafür lange Bärte. 1569 wurde Margarete von Galen Äbtissin vom Kloster Kentrop, doch 1582 traten die Klosterfrauen von Haus Kentrop ebenfalls zum lutherischen Glauben über.

1575 kam es zu einer genauen Festsetzung der Südgrenze des Bistums entlang der Lippe, wodurch Hövel, Bockum und Heessen endgültig an das Bistum Münster kamen. Pastor an der Pankratiuskirche wurde Johann Büthe, der vom Vicecurat Wormsbeck abgelöst wurde. Jahrelang wurde in der Pfarrkirche St. Stephanus keine Messe gelesen. 1583 musste der Küster der Pankratiuskirche an einer Hexenverbrennung in Ascheberg teilnehmen. 1612 und 1615 kam es zu Hexenverbrennungen auch in Heessen und in Ahlen. 1610 wurde Peter Kleinkampf aus Ahlen in Höltern verhaftet, da er dort als Werwolf sein Unwesen getrieben haben soll.

Dabei zog 1568 die Pest die Lippe hinauf, 1584 erneut, dann wieder 1608. 1574 bis 1578 mussten sich Hövel und Bockum der Überfälle entlassener Landsknechte erwehren. So wurden 1576 Kühe und Pferde gestohlen, manchmal veranlassten Geld und Zureden die Plünderer zum Weiterziehen.

Die wirtschaftlichen Schäden und der Rückgang des Handels waren so stark, dass vor 1580 Burg Hövel in den Besitz des Hermann von Reck kam, drei Jahre später gingen die Herren de Hüvele auf Burg Geinegge in Konkurs. Sie verkauften ihre Burg an die Herren zu Westerwinkel.

Um 1590 kam es während des ersten Achtzigjährigen Krieges, des Aufstands der Niederländer gegen Spanien, erneut zu Brandschatzungen. Ein Chronist berichtet: Die Spanier hauseten in Städten, Dörfern und Bauernschaften fürchterlich: Zum Essen verlangten sie Weißbrot, Hammelfleisch und Wein. Jeden Mittag musste im Quartier ein Stück Geld unter dem Teller liegen, wo nicht, so wurden die Leute geprügelt. Wenn sie auch alles erhielten, so war das Raubgesindel doch nie zufrieden, was sie selbst nicht raubten, das überließen sie ihren Troßbuben und Frauenzimmern zum Stehlen. Männer wurden geprügelt, Frauen und Kinder gepeinigt, damit sie verborgene Schätze entdeckten. Viele Wohlhabende kamen an den Bettelstab, viele blühende Höfe wurden wüst.

1591 wurde auf Vorschlag der Äbtissin des Klosters Kentrop Georg von Galen, ein Lutheraner, Pfarrer an der Pankratiuskirche. Sein Vater war Bürgermeister in Hamm. 1615 wurde der Lutheraner Henrik Brink Pfarrer. Ihm folgte 1617 Theodor Warensbergh. Bereits 1606 war Heinrich von Werne Pfarrer an der St.-Stephanus-Kirche geworden.

Gegenreformation und Achtzigjähriger Krieg

In Münster folgte auf den Fürstbischof Franz von Waldeck (den Unterdrücker der Wiedertäufer) von Ketteler (1553–1557), der aber nicht die päpstliche Bestätigung bekam, weil er protestantisch war. Unter ihm gewann im Domkapitel der spätere Domdechant Gottfried von Raesfeld an Einfluss, der bald im ganzen Münsterland die Seele der Gegenreformation wurde. Einer seiner Verwandten, Bernhard von Raesfeld, wurde Fürstbischof. Er ließ sich von dem Domdechanten nicht dazu verleiten, irgendetwas gegen seine protestantischen Untertanen zu unternehmen. Nur in Bezug auf die höheren münsterschen Geistlichen ließ er ihm scheinbar freie Hand. Bernhard von Rasefeld trat schließlich zurück. Ihm folgte Johann von Hoya, der später auch Bischof von Paderborn wurde. Sein Augenmerk war vollständig auf die Reform des Gerichtswesen gerichtet, die ihm als Juristen am Herzen lag. Er ließ also dem Domdechanten freie Hand. 1571 erfolgte darauf die Visitation der Kirchen und der Geistlichen des Münsterlandes. In den Verhandlungen zu ihrer Einleitung wurde Hövel mehrfach als Stein des Anstoßes genannt. Das Ergebnis der Visitationen war für den Fürstbischof bzw. seinen Domdechanten niederschmetternd. In Hövel, Werne und Nordkirchen wurde das Abendmahl unter beiden Gestalten ausgeteilt, was immer als sicheres Zeichen für die Einführung der neuen Lehre galt. Die Pfarrer zu Drensteinfurt und Walstedde trugen Bärte und keine Tonsur, die drei Filialkapellen zu Horst, Stockum und Capelle waren verwüstet und beraubt, zu Bork, Lünen, Hövel, Bockum, Südkirchen und Nordkirchen waren mancherlei Unordnungen zu beanstanden. Aus der Kirche in Hövel waren alle Zeichen des katholischen Kultus entfernt worden, wie etwa das ewige Licht.

Die Visitation hatte aber nicht den Erfolg, den man sich in Münster versprach. Dazu trugen die unsicheren Verhältnisse bei. Die Spannung zwischen den Vertretern beider Konfessionen war erheblich gestiegen. Bewaffnete Landknechtshorden zogen im Lande umher. 1574 und 1578 wurde Hövel von einer Schar überfallen und geplündert. 1581 zog die Pest die Lippe entlang und verlangte zahlreiche Opfer.

Im dreißigjährigen Krieg fielen in Westfalen abwechselnd die Spanier und Holländer ein. In den Ruhejahren trieben die sogenannten wilden Geusen ihr Unwesen. 1589 plünderten die Spanier zu beiden Seiten der Lippe. In Hövel trieben sie das Vieh von den Weiden. Auch die Kirchen wurden ausgeplündert, wie die Visitation von 1592 ergab. Hövel und Werne waren vollständig lutherisch geworden. In Bockum und Hövel wurden keine Seelenmessen mehr gelesen, auch war die heilige Ölung nicht mehr gebräuchlich. Statt der lateinischen wurden deutsche Lieder gesungen. In Hövel und Heessen zahlte man keine Kirchenabgaben mehr, in beiden Kirchen war der Taufstein verschwunden. Obwohl die Niederländer aus dem Bistum Münster 12.000 Taler Brandschatzung erhielten, plünderten sie. 1598 fiel der Admiral von Aragonien, Franz von Mendoza, mit 30.000 Spaniern und Italienern in das Münsterland ein. Eine Abteilung, die in Dortmund abgewiesen worden war, zog über Unna, Kamen und Lünen nach Hamm. Am 8. Dezember plünderte Loyse de Villar das Haus Heessen des Jobst von der Reck.

Francisco de Mendoza bezog in Werne und im Raum Bockum-Hövel Winterquartier. Raub und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Die Landsknechte verlangten Weißbrot, Hammelfleisch und Wein zu Mittag. Bei jeder Mahlzeit musste außerdem ein Taler unter dem Tisch liegen. Frauen und Töchter mussten vor ihnen in Sicherheit gebracht werden. Täglich wurden erpresste Summen nach Antwerpen geschickt. Das Großvieh wurde geschlachtet und eingepökelt und nach Holland geschafft. Beim Abzug steckten die Invasoren ihren Quartierwirten das Haus in Brand.

Einer Gesandtschaft des Domkapitels zu Münster unter dem Propst Lucas von Nagel, die um Abmarsch der Truppen bat, ließ der Admiral antworten, sie müssten sich noch etwas gedulden. Auf ein Schreiben des Kaisers erwiderte er, er sei von Gott geschickt, die Lutheraner zu Paaren zu treiben. Als die Fürsten ein Heer von 140.000 Mann unter dem Kommando des Grafen Simon von der Lippe auf die Beine brachten, zog Mendoza im April 1599 ab. Noch im selben Jahr erschienen wieder die Geusen und stahlen, was ihnen in die Hände fiel. Während dieser Zeit wütete noch immer die Pest. 1602 hatte sich ein Corps von Deserteuren, etwa 2.500 Mann zu Pferd und 2.000 zu Fuß, zusammengefunden, die das Münsterland durchstreiften, 63.000 Taler Brandschatzung zusammenbrachten und sich von Münster mit 11.000 Talern ablösen ließen.

In diesem Jahr bekam die reformierte Gemeinde in Hamm die Oberhand und übernahm die Hauptkirche. 1604 zogen erneut spanische Deserteure raubend und plündernd durch das Münsterland. 1615 kam es zu einer Welle von Hexenverbrennungen. 1618 starb der letzte lutherische Pfarrer Theodor Warensbergh in Hövel.

Münster setzte den katholischen Pfarrer Theodor Baggel aus Ahlen ein. Dieser fand das Pastorat als ein altes, baufälliges, leeres Haus vor, das von den Soldaten verwüstet worden war.

Dreißigjähriger Krieg (1618–1648)

Pankratiuskirche

Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges wurde Theodor H. Baggel aus Ahlen, der mit Strenge den katholischen Gottesdienst wieder einführte, auf Anweisung des Fürstbischofs Ferdinand I. Herzog von Bayern Pfarrer an der St.-Pankratius-Kirche. Er fand das Pfarrhaus verfallen, die Scheune von Soldaten zerstört; ein großer Teil der kirchlichen Geräte war nicht mehr vorhanden. 1622 ernannte er sich selbst zum Steuereinnehmer von Hövel. Zwei Jahre später zog er alle wüsten Höfe und das zugehörige Besitztum ein und wurde zugleich Pfarrer in der Kreuzkapelle des Nordenstifts. 1630 ließ er Vieh in fremden Ställen aufziehen, 1631 erwarb er die Burg Hövel von den Herren von der Reck in Heessen. Außerdem kaufte er einen Teil der Besitzungen von den Herren von Galen.

Reformation und Gegenreformation förderten die Entstehung von Hochschulen und Schulen. Pastor Baggel musste 1623 am Schulunterricht in der Kapelle am Nordenhospital in Hamm teilnehmen. Es wird angenommen, dass er den ersten Schuldienst in Hövel übernahm und den Schulunterricht einführte, denn ein Verwandter von Baggel, Josef Baggel, wurde nach seinem Tod Steuereinnehmer, Lehrer und Küster in Hövel.

Am 11. Juli 1622 erschien der tolle Christian von Braunschweig mit seinen Truppen in Hövel und Bockum. Er besetzte Haus Ermelinghof. Christian ließ aus dem geraubten Silber Taler prägen mit der Inschrift Gottes Freund der Pfaffen Feind. Am 19. Februar erschien sein Oberst von Fleckenstein mit 300 Reitern in der Gegend um Bockum und Hövel und verwüstete mehrere Kirchspiele. Am 6. Mai (Freitag nach Himmelfahrt) zog ein Trupp der Braunschweiger, von Werne kommend, nach Ermelinghof und besetzte am Abend das Haus.

Im August fielen Christian und Ernst von Mansfeld, von Holland kommend, wieder ins Münsterland ein. Der Gemeinde Hövel wurde eine Kontribution von 200 Talern auferlegt. Sie sah sich genötigt, eine Rente von 12 Talern auf einem Zuschlage der gemeinen Mark für 200 Taler zu verkaufen, um damit die Mansfelder zu befriedigen. Am 11. Juli 1633 schrieb der Erbmarschall von Morien nach Münster. Seit einem Monat sind im Amte Werne, unter anderem im Kirchspiel Hövel, einige Fähnlein Wallonen unter dem Kommando des Obersten Iysdorf einquartiert, welche die Leute aufs Äußerste aussagen und über adelige und andere Häuser herfallen. Im folgenden Jahre plünderten die Kaiserlichen unter dem Obersten von Erwitte in den Ämtern Werne und Herbern. 1624 lagen sie hier noch in Quartier. In diesem Jahr eroberten die Spanier Hamm und raubten die Umgebung aus. Bis 1628 bezog eine spanische Abteilung unter Don Pedro de Aquilera in der Gegend um Bockum und Hövel Stellung. 1625 wurde von den Kaiserlichen die Kirche zu Ascheberg geplündert und das alte Schloss in Heessen in Brand gesteckt. Der Oberst Burk war mit seinen Soldaten und gestohlenen Pferden in Bockum und Hövel untergebracht. 1633 wurden sie von den Hessen abgelöst. Diese trieben in Hövel alles Vieh fort. Die Bewohner flüchteten vor ihnen und vor der Pest. 1634 wurde dem Schulzen Schwering in Hövel, alles Vieh fort genommen. Als darauf General Melaner seine Truppen bei Lünen versammelte, zogen sich die Kaiserlichen (60 Reiter und 200 Mann Fußvolk) unter Kapitän Schenking in Richtung Münster zurück.

Im April waren die Kaiserlichen wieder in Hamm, jedoch wurde die Stadt am 16. Mai von den Hessen zurückerobert. Mancher Hof war verlassen. Aus Bockum wird berichtet, dass ein Wolf am Chor der Kirche lange Jahre sein Lager gehabt habe und dass die Kirche wegen der Kriegsunruhen sieben Jahre geschlossen gewesen sei.

1633 brannte die Burg Hövel teilweise ab. Pfarrer Baggel beschlagnahmte die leerstehende Burg Geinegge, ließ sie mit Kirchengeldern herrichten und zog dort ein. Im folgenden Jahr ließ er das leere Innungshaus vor der Kirche (später Passmann) abbrechen und benutzte die grünen Sandsteine zum Wiederaufbau der Burg Hövel. Dem Schulzen Schwering (Hof Hohenhövel, späterer Zechenbesitz) holten Soldaten alles Vieh aus den Ställen. Fünf Jahre vorher waren ihm alle Pferde geraubt werden.

1635 wurde wegen Kriegsunruhen die St.-Stephanus-Kirche geschlossen. In diesem Jahr wurde den Bockumern von kaiserlichen Truppen alles Vieh von der Gemein-Weide genommen, weil sie mit der Kontribution im Rückstand waren. Sie mussten das Vieh mit 61 Taler wieder einlösen. Dem Johann Frye zu Hövel wurden drei Pferde abgenommen, Brochtrop wurden zwei Fohlen gepfändet. 1636 wurden die Hessen aus Hamm durch die Kaiserlichen wieder vertrieben. Das Münsterland blieb jedoch zum größten Teil bis zum Friedensschluss 1648 in den Händen der Hessen. 1636 und in den Folgejahren herrschte hier wie auch in Hamm, Werne und Kamen die Pest, in Werne starben in zwei Jahren 456 Menschen. 1641 belagerten die Hessen vergeblich Hamm.

1643 wurde Johannes Tabetmann Pfarrer an der St. Stephanuskirche, Pfarrer Baggel zog wieder auf Burg Hövel ein. 1645 tötete die Pest in Hövel und Bockum die Hälfte der Bewohner. 1647 endeten die Hexenprozesse, 1648 der Dreißigjährige Krieg.

In einer Chronik von Hövel hieß es, die Not sei aufs Höchste gestiegen. Die vielen großen Gemein-Weiden hätten alle brach gelegen. Die meisten Bewohner kehrten erst um 1643 zurück. 1648 wurde endlich der Westfälische Friede geschossen, der den Landesfürsten das Recht der Landesverweisung für andersgläubige Untertanen gab. Von diesem schärfsten Mittel machte man auch im Münsterland, allerdings nur wenig, Gebrauch. Hövel kehrte zum Katholizismus zurück. Der 1650 eingesetzte Fürstbischof Christof Bernhard von Galen beseitigte die letzten Reste des Protestantismus im Münsterland. Er veranlasste 1652 auch die Rückkehr seiner Verwandten zu Ermelinghof zur Rückkehr zum Katholizismus, baute ihnen anstelle der alten, baufälligen eine neue Schlosskapelle, stattete sie reichlich aus und machte die von Galen auf Ermelinghof zu seinen Testamentsvollstreckern. Er machte aber zur Bedingung, dass der alte Kapellenplatz auf ewig eingezäunt bleiben müsse. Von der Einzäunung sieht man heute nichts mehr. Zudem schenkte er ihnen ein Altarkreuz vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Das Kreuz ist heute im Familienbesitz der Baronin von Aretin.

Bistum Münster bis zum Siebenjährigen Krieg (1648–1756)

Theodor Hermann Baggel führte den katholischen Gottesdienst an der Pankratiuskirche wieder ein, und versah sein Amt von 1618 bis 1668. Die Stelle des Pastors war vor ihm wahrscheinlich für mehrere Jahre unbesetzt. Er ernannte sich selbst zum Steuereinnehmer und beschlagnahmte alle brach liegenden Bauern- und Kottenhäuser und deren Land. Er ließ von Bauern und Köttern für seinen Haushalt Vieh kostenlos großziehen. Als seine Wohnung, die frühere Burg Hövel, abbrannte, zog er in die leerstehende Burg Geinegge und ließ das aus grünem Sandstein errichtete Innungshaus (später: Friseur Passmann) abbrechen. Die Steine verwandte er zum Wiederaufbau seines eigenen Hauses. Man sagte ihm nach, dass er sich von Sterbenden Testamente auf seinen Namen ausstellen ließ. So strengten 1650 die Kirchspielbewohner von Hövel wegen Untreue und Unterschlagung einen Prozess gegen ihn an. Dieser dauerte jedoch, bis Christoph Bernhard von Galen Fürstbischof von Münster wurde. Man verurteilte Theodor Hermann Baggel zur Zahlung von 800 Goldgulden.

Baggel machte sich nichts aus der Strafe. Aus den wüstliegenden Höfen gründete er im Jahre 1663 die Familienstiftung, die Vicarie Beatae Mariae Virginis. Von dieser Stiftung durften nur seine Familienmitglieder leben, deshalb ist auch zu vermuten, dass ein Verwandter des Pastors Baggel als erster Lehrer bekannt wurde. 1664 ließ er in Hövel die erste Schule errichten, die zugleich Küster- und Lehrerwohnung war. Die Vicarie ad stum Bartholomäum auf Haus Ermelinghof wurde gegründet. Viele Flurstücke in Hövel (so wie Baggelberg und Baggeldiek) erinnern noch an Baggel.

1668 folgte Baggel als Pfarrer Adolf K. Zumbülte. Während seiner Amtszeit entstand das Pastorat. 1679 erbaute die Kirchengemeinde ein neues Küsterhaus an der Overbergstraße, worin sich eine einklassige Schule befand. 1696 folgte Bernhard Bülte im Amt des Pfarrers.

1652 veranlasste Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (auf Haus Bisping) die Rückkehr der Familie von Galen zu Ermelinghof zum katholischen Glauben. Der letzte evangelische Pastor ist nicht bekannt. 1654 stiftete er eine Kapelle an Stelle des baufälligen Vorgängergebäudes auf Haus Ermelinghof. 1678 stiftete der Fürstbischof eine Hausvicarie auf Ermelinghof, setzte eine Rente von 1.400 Talern aus und stiftete dazu ein Reliquienkreuz, das sich (Stand: 1980) im Besitz von Walburga von Arentin auf Haus Ermelinghof befindet. 1690 konnte der dortige Hausvicar Klutmann der Pankratiuskirche einen silbernen Kelch stiften. Fünf Jahre später kam von einem unbekannten Stifter ein silbernes Ziborium hinzu. 1724 erhielt die Kirche eine neue Orgel.

1668 wurde nicht nur eine neue Glocke für die Höveler Pankratiuskirche gekauft, sondern sie strengte wegen Nichtzahlung der Abgaben für die leerstehenden Höfe Mesenkamp und Hülsmann gegen die Familie von Galen einen Prozess an. 1677 nahm man daher Grasmähern von Westerwinkel in der Höveler Mark fünf Sensen ab, weil die Herren von Westerwinkel für die Höfe Pfingsten und Tecklenborg keine Abgaben gezahlt hatten. Die Sensen wurden in der Höveler Kirche aufgehängt.

Jakobus von Köllen wurde 1656 Pfarrer an der St.-Stephanus-Kirche in Bockum. Er hinterließ im Jahr 1700 sein gesamtes Vermögen seiner Kirche, Pfarrer Roitroß aus Ritberg im Cleveschen stiftete ihr eine Vicarie. 1701 folgte Hermann Schreiner als Pfarrer, der 1708 die Michaelskapelle stiftete. 1702 deckte ein Wirbelsturm das Kirchturmdach ab. Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg schenkte der Stephanuskirche daraufhin 100 Taler für diese Schäden und diejenigen, die Graf von Trautmannshof mit seinen Truppen angerichtet hatte. Ein großer Brand zerstörte 1719 um die Kirche fast alle Häuser.

Am 24. April 1715 wurde von Münster aus eine Verordnung erlassen: Am 3. Mai sollen wegen des alsdann bei stattfindender Sonnenfinsternis herunterfallenden fast schädlichen Himmelstaues Menschen und Vieh sich möglichst im Hause verhalten, auch alle Brunnen wohl bedeckt werden, einfallende Prozessionen auf den folgenden Sonntag verlegt und die Untertanen über den Zweck dieser Maßnahmen von den Kanzeln belehrt werden.

1734 brachten preußische Werber Männer aus Hövel und Bockum von über 1,80 m Größe nach Hamm, die in das Riesenregiment Friedrich Wilhelms I. eingereiht werden sollten. Als Fürstbischof Clemens August davon erfuhr, ließ er die Werber verhaften. Er befahl, sie im Betretungsfall niederzuschießen.

1739 wurde Johann Bernhard von Berg Pfarrer an der Pankratiuskirche, 1746 Johann Caspar Brenschede an der St. Stephanuskirche in Bockum. Dort wurde 1750 die erste Schule bekannt. Im selben Jahr 1750 ließ sich ein Eremit in der Mesenmark in Hölter nieder. Mit Genehmigung der Familie von Galen baute er sich eine kleine Klause und legte ein Kräutergärtchen an. Er soll während des Siebenjährigen Krieges viel Gutes geleistet haben.

Der Siebenjährige Krieg (1756–1763)

Die mit Preußen alliierten Mächte England, Braunschweig und Hessen betrachteten das Münsterland als Gebiet des gemeinsamen Kriegsgegners Österreich. Frankreich war ebenso mit Österreich verbündet wie Münster. In den ersten Jahren des Krieges lagerten Truppen auf der Bockumer Heide. auf dem Kurricker Berg und dem Kötterberg. Hier wurden Schanzen gegen das preußische Hamm aufgeworfen. Auch auf der Südgeist und dem Schmerberg entstanden Schanzen, die noch bis 1800 zu sehen waren. Keller und Kornböden wurden in weitem Umkreis requiriert.

Der Herzog von Braunschweig nahm sein Hauptquartier im Bockumer Pastorat. Aus Angst vor dem Vorspanndienst versteckten viele ihre Pferde. Merschhovener brachten sie durch die Lippe in die Mark, sobald die Alliierten anrückten. Umgekehrt schickten die Leute von jenseits der Lippe – aus dem Preußischen – ihre Pferde nach Bockum, wenn die Franzosen Spanndienste forderten. Dennoch waren nach dem Krieg in Bockum nur fünfzehn Pferde übrig. In der Folge konnten viele Äcker nicht mehr bestellt werden, und einige Einwohner waren gezwungen, nach Münster zu gehen, um dort Brot zu kaufen.

Der Fürstbischof Max Friedrich (1762–1784) ließ eine Landesmiliz aufstellen, die an allen Sonntagnachmittagen exerzierte. Schulze Bockum, Krutmann und Östermann waren Offiziere und trugen Spontons (Offiziersspieße), die Mannschaften waren mit Gewehren ausgestattet.

Das preußische Hamm verlangte 1761 von dem Ortsschulzen Schwering aus Hövel und von Baron von Galen auf Ermelinghof Palisaden zur Befestigung, und sperrte wegen der ausbleibenden Lieferungen von Galen, den Pfarrer, den Receptor (Steuereinnehmer) und den Ortsschulzen ins Gefängnis. Der Ortsschulze Schwering wurde geknebelt und erhielt nur Wasser und Brot. Gleichzeitig lagen britische Truppen in Herbern. Am 23. August schlugen 16.000 Franzosen auf dem Kötterberg ihr Lager auf, beschossen am folgenden Tag Hamm, zogen jedoch am 25. August wieder ab. 1762 ließ der Fürstbischof wieder eine Landesmiliz bilden, die an Sonntagsnachmittagen exerzierte. Franzosen plünderten dennoch in der Bauernschaft Geinegge.

Pfarrer Hermann J. Heckmann (1755–1770) ließ bei Friedensschluss 1763 an der St.-Stephanus-Kirche an der Michaelskapelle einen Dankgottesdienst abhalten. Die Ernte des Jahres konnte eingebracht werden, und sie brachte neues Geld in Form schlechter Münzen in die Region. Der Hof Eckhaus lag noch mehrere Jahre wüst, obwohl der zuständige Receptor versuchte ihn zu verpachten.

Bis zur Französischen Revolution

Die beiden Dorfkirchen erfreuten sich trotz der Kriegsfolgen einer gewissen Prosperität. So wurde 1768 unter Pfarrer J. Bernhard Berg eine dritte Glocke in der Pankratiuskirche eingeweiht. Ihm folgte 1777 Johann Sutthoff im Amt, doch im selben Jahr brannte das Pastorat von 1668 nieder. Es konnte binnen eines Jahres wieder aufgebaut werden, doch brannten nun sieben Häuser um die Kirche ab. Sie gehörten zum Besitz des Barons Galen auf Ermelinghof. Neun Jahre später wurden das Haus und die Güter in Ermelinghof versteigert. Das Haus wurde von dem Freiherrn A. von Wintgen ersteigert.

1775 kam es zu einer verheerenden Viehseuche, bei der Schulze Schwering von seinen 33 Stück Vieh 30 verlor. Zwei Jahre später forderten Pocken zahlreiche Opfer unter den Kindern.

Auch im Kirchspiel Bockum, wo seit 1770 Jadokus Hermann Becking Pfarrer war, kam es zu Bränden. So brannten 1782 die Bauernhäuser Frey und Hußmann ab. Die Hausmagd bei Frey rettete einen Säugling aus dem brennenden Haus. Der als Spökenkieker bekannte Kötter Bleckmann, genannt Schmerstäter aus der Gemeinde Bockum, starb im Alter von 100 Jahren.

Französische Revolution und Großherzogtum Berg (1789–1814)

Während der Revolution in Frankreich nahm Freiherr von Wintgen auf Haus Ermelinghof 1789 acht Geistliche auf. 1792 kam der spätere König Ludwig XVIII. nach Hamm. Es war in Begleitung von Geistlichen und Adligen. Sie brachten Geld und so entstand für einige Zeit ein intensiver Handel mit Luxuswaren. Darüber hinaus profitierte der Landesherr durch österreichisches Militär, das 1794 auf dem Weg nach Frankreich war. Der Pfarrer von Hövel berichtete, dies sei eine gute Zeit für den Landesherrn gewesen: hohe Preise, viel Geld sei in Umlauf, so dass manche Schulden aus dem Siebenjährigen Krieg abgetragen werden können.

Das Bistum kam im Zuge der Säkularisation 1802 in preußischen Besitz. In diesem Jahre besetzte General Blücher Münster. 1803 wurden die bischöflichen Ämter aufgelöst und in den folgenden Jahren preußische Verwaltung, Gerichts- und Militärwesen eingeführt. Westfalen war nunmehr eine preußische Provinz, geleitet von einem Oberpräsidenten. Sie wurde in Regierungsbezirke und Landkreise eingeteilt. Die Kirchspiele Bockum, Hövel und Heeßen vereinigte man zu einer Bürgermeisterei und teilte sie dem neugebildeten Kreis Lüdinghausen zu. An der Spitze des Kreises stand ein Landrat. Federführend waren dabei Freiherr vom Stein und sein Nachfolger, der Oberpräsident von Vincke.

Ab dem 23. Dezember 1803 gehörten, wie der überwiegende Teil des Bistums Münster, die Kirchspiele Bockum, Hövel und Heessen zum neugegründeten Kreis Lüdinghausen und wurden selbstständige Gemeinden. Bereits 1806 wurde der Kreis Lüdinghausen wieder aufgelöst. Die Truppen Napoleons rückten in Münster ein, der preußische Teil des Bistums Münster, also auch Bockum und Hövel, wurden dem neugegründeten Kreis Münster zugeschlagen. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt kam die Region unter das Regiment Napoleons. Er teilte das Münsterland dem Großherzogtum Berg zu, das ganz nach französischem Muster verwaltet wurde. Bockum, Hövel und Heeßen gehörten zur Mairie (Bürgermeisterei) Heeßen, zum Kanton Ahlen, zum Arrondissement Hamm und zum Département Ruhr mit der Hauptstadt Dortmund. Die Franzosen nahmen die Maires (Bürgermeister) vorwiegend aus dem ortsansässigen Adel.

Das Kirchspiel in Hövel verkaufte 1799 die im Jahre 1678 erbaute Küsterwohnung auf der Overbergstraße. Neben dem Pastorat wurde zugleich eine neue, einklassige Schule gebaut. Im Zuge der Säkularisation wurde auch das Kloster Kentrop aufgelöst. Die Klosteroberin verlor damit ihr Lehen über die St.-Pankratius-Kirche.

Nach dem Brand des Kötterhauses Weber und Dahlhoff wurden auf freiwilliger Basis in Bockum und Hövel Spritzenhäuser gebaut und die erste Feuerspritze angeschafft.

Im Jahr 1800 wurde Josef Kumann Pfarrer an der Stephanuskirche. Er hat zahlreiche Manuskripte hinterlassen, die unveröffentlicht im bischöflichen Archiv in Münster liegen. 1807 wurde Ignaz Osterfeld Pfarrer an der Pankratiuskirche.

Wie viele Bewohner der beiden Dörfer an den Napoleonischen Kriegen von 1806 bis 1815 teilnahmen, ist nicht bekannt. Die Gemeinden wurden 1808 in das Großherzogtum Berg eingegliedert. Die Leibeigenschaft wurde durch Befehl Napoleons aufgehoben. Französische Verwaltung und Rechtsprechung wurden eingeführt. Das Kirchspiel Heessen wurde mit den Kirchspielen Hövel und Bockum zu einer Verwaltungseinheit zusammengelegt. Bürgermeister der drei Kirchspiele wurde Freiherr von Wintgen auf Haus Ermelinghof. 1810 wurde die Ziviltrauung vor dem Maire (Bürgermeister) eingeführt.

Die Kontinentalsperre gegen Großbritannien und immer noch vorhandene Binnenzollgrenzen bildeten den Boden für intensiven Schmuggel. So verlief eine Zollgrenze von Norden nach Süden entlang der Stever durch den Kreis Lüdinghausen. Einige junge Männer aus den Kirchspielen Hövel und Bockum schmuggelten 1809 von Werl aus Salz ein. An der Torksbrücke an der Lippe wurden sie jedoch von Zöllnern aufgegriffen und gefesselt ins Kantongefängnis eingeliefert. 1811 untersuchten französische Zöllner mehrere Stunden lang Pastorat und Küsterei, Patronat, die Vikarie und die Kirche in Bockum nach Alkohol, Tabak und Lebensmitteln, ohne etwas zu finden.

Die Söhne der Höfe Schulze Bockum und Dahlhoff zogen mit Napoleon nach Russland und starben auf dem Marsch. Söhne anderer Höfe mussten zur gleichen Zeit in Frankreich und Spanien kämpfen. 1813, nach der Völkerschlacht bei Leipzig zogen Preußen, Sachsen, Schweden und Russen durch Bockum und Hövel. Der Pfarrer von Hövel schrieb über die Baschkiren: Wir staunten nicht wenig, als wir diese Menschen sahen; ganz von Kopf bis zu den Füßen in Schafpelz eingehüllt; ein Kosakenspieß, Pfeil und Bogen waren ihre Waffen! Die Kosaken, die ebenfalls Einzug hielten, werden als rohe, zügellose Menschen geschildert, die den Branntwein über alles schätzten, ihn sogar noch mit Pfeffer und Senf verschärften; keine Scham kannten, voller Ungeziefer saßen und stahlen, was sie nur erreichen konnten. Frauen und Mädchen mussten sich, wie bei jedem Soldatenlager, vor ihnen verstecken.

1814 wurde das münsterische Landwehrregiment aufgestellt, zu dem auch Bockum und Hövel Männer stellten. In jedem Dorf errichtete man einen Landsturm zu Fuß und zu Pferde und bewaffnete ihn mit Lanzen. Quartierlasten und Kriegsspanndienste belasteten die Bevölkerung.

Wiener Kongress und die Preußen (1814–1848)

1816 regnete es den ganzen Sommer, so dass die Ernte außergewöhnlich schlecht ausfiel, und sich Teuerung und Hunger bemerkbar machten, nur wenig gelindert durch Korneinfuhren aus Österreich. 1817 strengte Pfarrer Kumann aus Bockum vergeblich gegen fast alle Bauern im Kirchspiel Prozesse an, weil sie ihre Zehnten nicht entrichteten. Auch in diesem Sommer regnete es, und die Ernte fiel sehr schlecht aus. Nun wurde auch Gerste verbacken. Als Folge der nassen Witterung des vergangenen Jahres stellte sich zudem beim Vieh eine Lungenseuche ein. In Hövel gingen alle fast 800 Schafe ein. Doch der Sommer 1818 brachte eine reiche Ernte. Die Abhängigkeit von der Landwirtschaft blieb vorerst sehr ausgeprägt. 1829 fraßen Prozessionsraupen die Wälder in den Kirchspielen kahl, was für die dörflichen Unterschichten, die noch partiell von den Waldfrüchten abhingen, erhebliche Auswirkungen hatte.

Preußen setzte seine Ordnungsvorstellungen ab 1816 um. So wurde der Kreis Lüdinghausen neu gegründet, und Bockum und Hövel (nicht jedoch Heessen) wurden diesem Kreis angegliedert. Die gemeinsame Bürgermeisterei von Bockum und Hövel wurde jedoch bereits 1818 wieder aufgelöst. Die beiden Dörfer wurden nun mit Waldstedde der Bürgermeisterei Drensteinfurt zugeordnet, eine Regelung, die bis 1908 Bestand hatte. Zur Durchführung der Stein-Hardenbergschen Reformen wurde 1817 eine Generalkommission eingesetzt, die vor allem die Höhe der Ablösungsbeträge festlegen sollte. Diese Ablösung zog sich über Jahrzehnte hin. 1821 wurde die Markenteilung vorgenommen, die Weide- und Holznutzungen betraf. 1822 hatte Bockum 731 Einwohner.

In den folgenden Jahren wurde die Region zunehmend an die Verkehrswege angeschlossen. So konnte 1824 das erste Schiff vom Rhein durch die neue Schleuse bei Stockum die Lippe hinauf bis nach Hamm fahren. 1825 wurde die erste Kunststraße von der Münsterstraße bis zum Haus Ermelinghof angelegt. Die neue Prosperität spiegelte sich auch baulich wider: 1833 entstand das Torhaus auf Haus Ermelinghof mit einer Vorderfront im Stil eines griechischen Tempels.

Auch die beiden Kirchen profitierten von der Prosperität. So erhielt die Pankratiuskirche 1814 einen neuen Hochaltar; die Gemeinde wurde ab 1834 von Pfarrer Theodor Westhoff geführt.

Auch Stephanus erhielt 1836 einen neuen Pfarrer, Bernd Homann. 1846 erhielt die Kirche von der Kirche in Herbern eine neue Orgel, nachdem seit 1843 auf der alten nicht mehr gespielt werden konnte. Die Orgel hatte 135 Taler gekostet und war im Jahre 1665 gebaut worden.

1848 beteiligten sich Bürger in Hamm an den politischen Auseinandersetzungen. So bildete sich der Politische Verein. Das in Lüdinghausen erscheinende Volksblatt schrieb einen Gruß an den Verein: „Heil! Deutschland dir! Du gehst einer großen Zukunft entgegen! Deine Söhne in dem entlegensten Winkel sind von dem Rufe der Freiheit erwacht, auch hier ist die Morgenröte einer neuen Zeit angebrochen!“ Dieser Verein, der jeden Sonntag seine Sitzungen abhielt, begrüßte die Wahl des Erzherzogs Johann von Österreich zum Reichsverweser und veranstaltete eine Feier. Die eingesegnete Fahne hatte die Farben Schwarz, Rot und Gold.

Abgaben, Dienste und Rechte, Bauernbefreiung

Fachwerkhaus in Bockum

Sozial- und Rechtsstruktur hingen bis weit ins 19. Jahrhundert aufs engste zusammen. Im großen Ganzen unterschied man von den freien Bauern, Leibeigene und Kolonen. Die Leibeigenen und ihre Familien gehörten mit Leib und Gut dem Grundherrn. Meistens wurde ihnen ein Kotten oder Hof zur Bewirtschaftung übergeben. Ihre Kinder mussten häufig ein Jahr im Hause ihres Herrn ohne Lohn dienen. Der Herr bestimmte auch den Beruf der Kinder, zur Heirat war ebenfalls seine Erlaubnis nötig. Der Besitz der Leibeigenen fiel nach ihrem Tod dem Leibherrn zu, konnte aber von den Angehörigen zurückgekauft werden. Von dem Hof oder Kotten mussten Abgaben wie Korn, Vieh, Flachs, Butter, Eier, Käse usw. geleistet werden. Dazu kamen die Hand- und Spanndienste. Außerdem hatte der Grundherr ein gewisses Strafrecht.

Die Kolonen (lat. colonus = Bauer, Pächter) waren als Inhaber von Erbpachtkolonaten nicht persönlich leibeigen, also befreit vom Gesindezwangsdienst, vom Strafrecht des Grundherrn, der hier auch nicht den Beruf der Kinder bestimmten konnte. Der Anerbe musste aber die Heiratsgenehmigung einholen.

Die Höfe waren bis zur Bauernbefreiung fast durchweg Kolonate. Die darauf sitzenden Kolonen vererbten sie auf ihre Kinder, waren aber nicht Eigentümer. Das waren zumeist adelige Familien. In Bockum und Hövel gehörten die Höfe den Herren von Hövel, von Ermelinghof, von Heeßen, von Westerwinkel, dem Kloster Kentrop, dem Stift Herdecke, dem Nordenstift zu Hamm und anderen Herren. Die Bauern mussten an die Eigentümer jährlich fällige Abgaben entrichten sowie Hand- und Spanndienste leisten. Bei besonderem Anlass, wie Tod oder Hochzeit, waren weitere Abgaben fällig (die Gefälle). So hatte der Hof Eschhaus, den die Herren von Ermelinghof vom Landesherrn, dem Bischof von Münster, zu Lehen hatten, an das Haus Ermelinghof u. a. zu leisten: den Gewinn, das ist eine Zahlung in Geld bei der Übernahme des Hofes, jährlich zwei Schweine, zwei Gänse, acht Hühner, die 3. Garbe (1/3 der Getreideernte), die halbe Eichelmast, fünf Pfund gesponnene Hede, wöchentlich ein Spann- und zwei Handdienste. Erst 1853 wurden diese Verpflichtungen durch eine einmalige Zahlung von 2.400 Talern abgelöst. Überdies machte die Kirche noch Ansprüche geltend. So erhielt der Pfarrer in Hövel jährlich vom Hof Eschaus 1 1/2 Scheffel Gerste, drei Klanken Flachs, der Küster 1 1/2 Scheffel Roggen, 1/2 Schweinskopf, zwei Klanken Flachs und einen Käse. Ähnlich verhielt es sich mit den Lasten, die auf den anderen Höfen ruhten.

Der Grundherr konnte ein Kolonat verkaufen, durfte aber nicht den aufsitzenden Bauern vom Hof entfernen. Der neue Grundbesitzer kaufte mit dem Hof auch die Leute und hatte nun seinerseits das Recht auf die Abgaben, die so den eigentlichen Wert des Hofes für einen Käufer ausmachten.

Als durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 mit dem Hochstift Münster auch die Gemeinden Bockum und Hövel an das Königreich Preußen fielen, änderte sich nichts an diesen Verhältnissen. 1808 jedoch wurden auch die beiden Dörfer mit dem größten Teil des Kreises Lüdinghausen dem Großherzogtum Berg einverleibt. Am 12. Dezember 1808 wurde durch ein bergisches Gesetz die Leibeigenschaft aufgehoben und den Besitzern bäuerlicher Erben und Lehen das volle Eigentum zugesprochen. Alle Rechte des Grundherrn an der Person der Bauern wurde ohne Entschädigung aufgehoben, ebenso die Leibeigentumsgefälle. Die sonstigen Abgaben blieben bestehen.

Im November 1813 nahm Preußen seine Länder wieder in Besitz. Zur Regelung der bäuerlichen Verhältnisse erließ es 1825 ein Gesetz. Danach blieben die Leibeigenschaft und die Leibeigentumsfälle aufgehoben. Alle anderen Verpflichtungen konnten durch Geld abgelöst werden. Es war der 18- bis 25-fache Betrag der auf dem Hof ruhenden jährlichen Last zu zahlen. Die Ablösung der kirchlichen Abgaben wurde ebenfalls durch mehrere Gesetze geregelt. Sie zog sich aber noch bis Ende des 19. Jahrhunderts hin.

Die Auflösung der Gemeinen Marken

Bis etwa 1820 gab es in den Gemeinden Landflächen, die nicht in persönlichem Besitz eines Einzelnen standen. Es handelte sich vorwiegend um Wald, Weide und Heide, die meistens an den Grenzen des Gemeindebezirks lagen und von einer Gemeinschaft genutzt wurden. Man nannte diese Flächen Marken oder auch Gemeine Marken. Mark bezeichnete Grenze oder Grenzland.

Die Bauern, die das Recht auf Mitnutzung der Mark hatten, waren in Markgenossenschaften vereinigt. Markgenossenschaft ist nicht mit Dorfgemeinschaft oder Bauernschaft gleichzusetzen. Es konnten auch Bauern aus verschiedenen Bauernschaften oder sogar unterschiedlichen Gemeinden in derselben Mark berechtigt sein. So gehörten zu den Bockumer Marken Schliek und Hanloh nicht nur Bockumer Bauern und Kötter, sondern auch Bauern aus Horst und die Eingesessenen aus Gottort (südlicher Teil der Bauernschaft Nordick bei Haus Hardenberg, das zum Kirchspiel Herbern gehörte.

Die Nutzungsrechte der Markgenossen waren genau festgelegt. So durften etwa die Eingesessenen Hunloh und Knippenkötter aus der Bauernschaft Bockum alles Vieh auftreiben (in der Mark weiden lassen), das auf ihren Höfen den Winter über gestanden hatte.

Die Gehölze der Mark lieferten das Bau-, Möbel- und Brennholz für die bäuerliche Wirtschaft. In die Eichen- und Buchenwälder wurden im Herbst die Mastschweine getrieben. Auch die Lehm-, Sand- und Mergelgruben beutete man gemeinsam aus.

Über die Marken wachten die Markenrichter. Für die Höveler Mark waren es z. B. die Herren zu Ermelinghof, für das Hanloh die Herren auf Haus Beckedorf zuständig. Dem Markenrichter stand der Holzrichter oder Holzgraf (Holtgrewe) zur Seite. Dieser bestimmte, welche Bäume geschlagen werden durften und wie das Brennholz zu verteilen war. Alljährlich hielt der Markenrichter unter freiem Himmel das Marken- oder Weidegericht ab, auf dem man die Markenordnung verlas, Vergehen gegen sie, z. B. Mehrauftrieb von Vieh, bestrafte und über die Abgabe von Land an Kötter beschloss. Zu dieser Versammlung hatten sich alle Markgenossen einzufinden, wenn sie nicht ihre Rechte verlieren wollten.

Dem Markengericht schloss sich ein fröhliches Gelage an, bei dem die Strafgelder, nachdem Richter und Holzgraf erst ihre Gebühren bekommen hatten, gemeinsam vertrunken wurden.

Die die Marken betreffenden Rechte und Gewohnheiten wurden in sogenannte Weistümer zusammengefasst und aufgeschrieben. Das Horster Weistum ist die älteste westfälische Markenordnung. Es stammt aus dem Jahre 1303.

Im 19. Jahrhundert erfolgte die Aufteilung der Marken an die Markgenossen. Zu diesem Zweck wurde von der preußischen Regierung die Generalkommission eingesetzt, die das Land in fünf bis acht Güteklassen (Bonitätsklassen) aufteilte und je nach Berechtigung den einzelnen Markgenossen ihren Anteil zusprach. Nach der Güteklasse richtete sich auch der Preis, zu dem die Genossen das Land erwerben konnten. Der Hof Lübbert z. B. bekam in der Höveler Mark 13 Morgen zu 302 Talern.

Die Geschichte der Marken zieht sich über mehr als ein Jahrtausend hin. In dieser Zeit veränderte sich der Flächenbestand der einzelnen Gemeinheiten, ihre Zugehörigkeit zu den verschiedenen Verwaltungsbezirken wechselte, und auch im Kreis der Markgenossen traten oft Veränderungen ein. Daher herrscht heute über die genaue Lage und die Ausmaße der Marken in den verschiedenen Jahrhunderten nicht immer Klarheit.

Nach Schwieters waren die Bockumer und Höveler Bauern und Kötter in folgenden Marken berechtigt:

1. Die Geinegger Mersch an der Lippe, 63 Morgen groß. Sie kam schon früh in privaten Besitz, war aber immer noch mit gemeinsamer Hude belastet, d. h. die zugehörenden Markgenossen durften von der Ernte bis zum 24. November Vieh auftreiben. Dazu hatte das Haus Ermelinghof das Recht, vom 24. November bis zum 7. April dort 300 Schafe weiden zu lassen. 1856 erfolgte dann die Ablösung des Huderechtes gegen Geld.

2. Die Höveler Mark, eine Weidefläche von 225 Morgen. Sie lag östlich des dorfes Hövel. 1845 wurde sie aufgeteilt.

3. Die Bockumer Heide und Nagels Heide, 331 Morgen groß. Diese nordwestlich vom Dorf Bockum liegende Landfläche wurde 1829 aufgeteilt. Markenrichter waren die Herren auf Schloss Heeßen, die dafür mit drei Morgen Boden als Entschädigung abgefunden wurden.

4. Der Schliek und der Hanloh, 332 Morgen, im nordwestlichen Grenzgebiet zwischen Bockum und Herbern gelegen. 1836 erfolgte die Aufteilung. Für die Aufgabe des Markenrichteramtes in Hanloh bekam das Haus Beckedorf zu Horst die beiden besten Eichbäume. Der Besitzer des Hauses Hardenberg, Markenrichter für den Schliek, erhielt einen Morgen besten Landes.

5. Die Marken Dornheide, Hölterbrede, Lausbach, Nierfeld und Wellingholz, zusammen 336 Morgen groß. Sie lagen südwestlich des Dorfes Bockum und wurden ebenfalls 1836 geteilt. Das Haus Nordherringen hatte hier das Markenrichteramt inne.

6. Die Bockumer Mersch im Lippetal, 130 Morgen, 1836 aufgeteilt.

7. Die Mark Barkerholz. 1827 wurden rund 400 Morgen, in der Bauernschaft Barsen gelegen, an die Berechtigten aufgeteilt. Markenrichter waren die Herren zu Heeßen.

8. Die Mark Waldemey, 100 Morgen groß, 1829 geteilt. Sie lag im westlichen Teil der Bauernschaft Merschhoven.

Durch die Markenteilungen änderten sich auch die Siedlungs- und Wirtschaftsformen. Der Besitz der Allgemeinheit ging in die Hände Einzelner über. Die Ackerfläche der Höfe vergrößerte sich, Weiden wurden zu Wiesen kultiviert und Brüche und Sümpfe trockengelegt.

Vorindustrielles Landhandwerk

Die Städte unterdrückten das Landhandwerk, sobald es nicht dem Austausch unter den Landbewohnern diente, sondern dem städtischen Handwerk Konkurrenz machte. Sie veranlassten dazu die Landesherren, durch Verordnungen die ländlichen Handwerker einzuschränken. So hatten z. B. die Grafen von der Mark die Ausübung jeglichen Handwerks auf dem Land verboten, erneut um 1444. Die Durchsetzung dieses Verbotes allerdings machte immer wieder Schwierigkeiten. 1661 wurde den Tischlern untersagt, Arbeiten für die Städte zu liefern, nach einem Hammer Zuchtbrief von 1735 sollten alle Schneider vom Lande weggeschafft und in die Städte überführt werden.

1789 wurde jedem Dorf ein Schneider zugestanden. Im gleichen Jahr kam die Anordnung, dass die Land- und Polizeiausreiter die gefundene Arbeit unerlaubter Betriebe und das Werkzeug mit Arrest belegen sollten. Doch schon jetzt erwiesen sich derartige Beschränkungen als unwirksam, und um 1800 gelangte das Landhandwerk sogar zu einer gewissen Blüte. Um diese Zeit kam im Gebiet des Regierungsbezirkes Münster auf vierundzwanzig Einwohner ein Handwerker. Man kann mit Recht sagen, dass damals das Land mit Handwerkern übersättigt war. Sie konnten daher meistens auch nicht allein von ihrem Beruf leben, sondern versorgten fast immer noch eine kleine Landwirtschaft nebenbei.

In Bockum, das um 1800 665 Einwohner hatte, lebten 42 Handwerker: 1 Stellmacher, 1 Küfer, 1 Schreiner, 2 Holzschuhmacher, 3 Schmiede, 2 Zimmerleute, 1 Maurer, 12 Leineweber (Flachsbau), 6 Schneider, 8 Schuhmacher, 2 Bäcker, 1 Schlachter und 2 Branntweinbrenner und Bierbrauer (sie brauten Branntwein und Bier für die Bauern, die Korn und Malz lieferten). In Hövel gab es bei 585 Einwohnern 32 Handwerker, und zwar 1 Drechsler (er stellte besonders Spinnräder, Spinnrocken, Stühle und Geräte zur Flachsbereitung her), 3 Küfer, 1 Schreiner, 2 Schmiede, 5 Zimmerleute, 2 Maurer, 1 Ziegelbrenner, 5 Leineweber, 5 Schneider, 4 Schuhmacher, 3 Branntweinbrenner und Bierbrauer.

Der Ziegelbrenner war sicherlich auf der Ziegelei tätig, die gegenüber dem Hof Teiner auf der Landstraße zur Wirtschaft Mangels lag. Auffallend ist die Zahl der Leineweber. Sie arbeiteten nicht wie die anderen Handwerker allein für den Bedarf des Dorfes. Ihre Erzeugnisse wurden von den Kiepenkerlen zu den Hauptstellen des Leinenhandels Münster und Warendorf gebracht und von dort aus sogar nach Holland und Brabant verschickt.

Schulen

Als Höveler Lehrer an einer einklassigen Schule ist ein Sohn des Schulzen Krechting bekannt, der zudem bis 1743 Steuereinnehmer und Küster war, ähnlich wie Pfarrer Baggel. Die Schule befand sich im Mesenkampschen Haus auf der heutigen Overbergstraße, das als Schulhaus und Küsterwohnung bis 1820 diente. Es wurde 1831 für 500 Taler an Krampe verkauft, eine Ankaufsverhandlung des Kirchspiels Hövel existiert noch. Ab dieser Zeit wurde der Schulunterricht in dem Gebäude neben dem Pastorat abgehalten, das ab 1909 als drittes Amtshaus benutzt wurde.

Nachfolger von Lehrer Schulze Krechting wurde ein Johann Klostermann, der 45 Jahre im Amt blieb. Ab 1794 war ein Menke sowohl Lehrer als auch Küster. Ihm folgte Heinrich Berring, der 1838 verstarb, dann Eisenbach, Silkenbäumer, Wilkmann und Schächter.

Ab 1750 lässt sich eine Schule in Bockum nachweisen, die allerdings 1905 dem Kirchenneubau von St. Stephanus weichen musste. Da der Ort 1880 etwa 200 Einwohner mehr hatte als Hövel, musste eine einklassige Mädchenschule eingerichtet werden. Diese befand sich bis zum Neubau der Stephanuskriche im Haus von Striepens. 1909, nachdem die Bevölkerung im Zuge der Industrialisierung stark angestiegen war, wurde der Schulunterricht in der achtklässigen Ludgeri-Schule (später Maschinenfabrik Scharf GmbH) aufgenommen.

Abseits der Industrialisierung (1848–1905)

Gebäude in Hövel, gegenüber der Pankratiuskirche

Die ländlichen Gemeinden im Umkreis von Hamm wurden zunächst von der Industriellen Revolution kaum berührt. So wurde zwar 1848 von der Westfälischen Eisenbahngesellschaft eine Bahnlinie von Hamm nach Münster gebaut, doch die Züge hielten weder in Bockum noch in Hövel. Baron von Twickel durfte nur in Ermelinghof die Notbremse ziehen. Erst ab 1860 hielten Züge auch in „Ermelinghof“, dort entstand der spätere Bahnhof Bockum-Hövel.

1861 hatten Bockum und Hövel zusammen 1.242 Einwohner. Binnen weniger Jahrzehnte stiegen deren Löhne stark an. So verdiente 1861 ein älterer Knecht 60 bis 120 Reichsmark pro Jahr, 1911 waren dies bereits 350 bis 450 Mark. Die Löhne für Knechte und Mägde stiegen von 1861 bis 1911 etwa auf das Fünf- bis Sechsfache. Auch bei den Tagelöhnen machte sich dies bemerkbar. Bei freier Kost erhielten sie 1861 50 Pfennige, Mägde 30, 1913 lagen diese Werte bereits bei 3 Mark bzw. 1,50 Mark. Der Lohn eines Hauers lag 1897 bei 4,50 Mark pro Schicht, 1911 bei 5,98 Mark brutto.

Für die Bauern noch entlastender wirkte sich aus, dass sie um 1865 von der Zahlung des Kirchenzehnten befreit und durch Ablösung der Pacht freie Bauern wurden. Gleichzeitig sanken die Preise vieler Agrarprodukte, doch stiegen sie vor dem Ersten Weltkrieg wieder an. 100 kg Weizen kosteten 1862 21 Mark, 1900 13,20 Mark, 1911 wieder 18 Mark, ähnlich beim Roggen, dessen Preis in diesen Jahren von 17,50 Mark auf 11,40 fiel, um dann wieder auf 16,20 Mark anzusteigen. Während man 1862 noch rund 80 Mark für 100 kg Schlachtgewicht beim Rind zahlte und 1912 bereits 150 bis 180 Mark, stieg das gleich teure Schweinefleisch sogar auf bis zu 240 Mark. Butter kostete 1880 1,55 Mark pro Kilogramm, 1912 lag der Preis bei etwa 1,80 bis 2,50 Mark.

Inwiefern die ländlichen Gemeinden vom Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Preußen 1866 berührt wurden, ließ sich nicht ermitteln, auch die Zahl der Kriegsteilnehmer aus Bockum und Hövel lässt sich nicht feststellen. Am Deutsch-französischen Krieg nahmen 49 Soldaten teil.

Zwar wurde 1872 in den Nachbargemeinden Herbern und Werne nach Kohle gebohrt, doch wurde diese Entdeckung zunächst vom 1873 voll entbrennenden Kulturkampf in den Hintergrund gedrängt. In Bockum fand zwei Jahre lang kein Gottesdienst statt, der Kaplan wurde verhaftet. Taufen mussten in Hövel durchgeführt werden, Beerdigungen vom Dorflehrer. Vicar Niesing aus Hövel wurde ausgewiesen. Die Zivilehe wurde eingeführt. Der Friedhof in Bockum wurde angelegt und auch belegt.

1875 brannte Haus Ermelinghof bis auf die Grundmauern nieder. Es wurde wieder aufgebaut, allerdings in anderem Stil.

1902 wurde die Werner Zechenbahn (WerBH) bis nach Ermelinghof ausgebaut, wobei sich die Gesellschaft verpflichtete, den Personenverkehr bis zum Jahre 2001 aufrecht zu erhalte, diese dann aber 1985 eingestellt wurde.

Die organisatorische Durchdringung durch das ab 1871 von Preußen geführte Reich führte etwa dazu, dass 1876 die Deutsche Reichspost bei Dabrock im Ermelinghof die erste Postagentur eröffnete. 1878 folgte eine erste Telegrafenstation. Den Rittergütern wurden 1887 durch Gesetz die erblichen Gemeinde- und Landtagssitze entzogen.

Zur Förderung der Kreditfinanzierung und der Spartätigkeit entstanden Raiffeisenbanken und Sparkassen, von denen 1883 die erste in Bockum eröffnete, die den Namen Höveler und Bockumer Sparkasse trug. Daraus entwickelte sich die spätere Spar- und Darlehnskasse Bockum-Hövel eG (Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband).

Beginnende Industrialisierung

Die Industrialisierung erreichte 1887 endgültig den Arbeitsmarkt, als im Kreis Lüdinghausen, besonders in Herbern und Drensteinfurt, große Strontianitlager entdeckt wurden. Viele Arbeiter aus Bockum und Hövel fanden eine Beschäftigung.

Der Nachfolgebau der 1892 abgerissenen Pankratiuskirche

Bevölkerungswachstum und Mentalitätswandel machten sich an den beiden Hauptkirchen bemerkbar. 1884 und 1885 kamen neue Pfarrer an die beiden Kirchen, zunächst Heinrich Rolff an der Stephanuskirche, dann Hermann Gerbermann an der Pankratiuskirche. Die zu klein gewordene Höveler Kirche sollte abgerissen werden. 1892 begann, nachdem eine Notkirche in Hövel bei Dabrock in der Scheune errichtet worden war, der Abriss. Der vom Pfarrer Osterfelde 1814 angeschaffte Hochaltar wurde an eine Diasporagemeinde im Emsland abgegeben. Die im Laufe der Zeit gekauften vier Glocken (1511 von Pfarrer Johann von Morrien, 1678 von Pfarrer Adolf K. Zumbülte, 1778 von Pfarrer J. Berg, und die vierte Glocke, die als Schlagglocke benutzt wurde, Kaufjahr und Pfarrer unbekannt) wurden sichergestellt. Die vierte Glocke, die die kleinste war, wurde in der Notkirche aufgehängt. Am 5. Juli 1894 wurde die neue Kirche eingeweiht. Abbruch und Neubau führten die Bauunternehmer Brandhove und Schmettkamp aus Sendenhorst aus.

Unter der Ägide des 1901 eingesetzten Pfarrers Bernhard Weckendorf wurde die Stephanuskirche ebenfalls abgerissen. Die Kirche, die 1280 von Fürstbischof Hermann von der Mark eingeweiht worden war, wurde trotz Einspruchs des Landeskonservators von den Bürgern der Gemeinde abgerissen, während Pfarrer Weckendorf in Berlin weilte, um eine Neubaugenehmigung zu erhalten. Bei den Ausschachtungsarbeiten fand man zwei gut erhaltene Baumsärge. Einer wurde in ein Museum nach Berlin gebracht. Er beinhaltete ein sehr gut erhaltenes Skelett. Der andere befindet sich im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm.

Industrialisierung und Erster Weltkrieg

„Unglückszeche Radbod“, Postkarte, 1908

Mit der Eröffnung der ersten Zeche begann sich die Industrialisierung zu beschleunigen. 1904 konnten die Vorarbeiten zum Abteufen der Zeche Radbod abgeschlossen werden, im nächsten Jahr begannen die Abteufarbeiten für Schacht I. Inzwischen hatten Bockum und Hövel zusammen 2.128 Einwohner. Am 16. Juni 1906 erreichte man das das erste Flöz in einer Tiefe von 695 Metern. Zu den Gewerken nach Trier schickte man den ersten mit Blumen geschmückten Kohlenwagen. Schacht I endete bei einer Tiefe von 377 Metern. Die Erdtiefe bei Schacht II betrug 864 Meter.

Die wachsende Einwohnerzahl führte zum Bau von Bergmannshäusern und Schulen, wie der Stephanusschule, die Stephanuskirche wurde von 1905 bis 1907 neu nach den Plänen des Architekten Jenner aus Berlin gebaut. 1909 wurde die Ludgerischule bezogen (heute Firma Scharff GmbH, Stand 1980). Die schnell wachsende Bergmannssiedlung wurde als Kolonie Radbod bezeichnet.

Mit der industriellen Entwicklung wurde eine eigene Amtsverwaltung notwendig. Zum 1. April 1908 wurde das Amt Bockum-Hövel gebildet, ein Gebiet, das bis dahin zum Amt Drensteinfurt gehört hatte. Zum Amtmann wurde der frühere Ehrenamtmann Freiherr Fritz von Zwickel gewählt. Mit zwei Angestellten bezog er als Verwaltungsgebäude das Torhaus auf Haus Ermlinghof, um bald darauf das zweite Verwaltungsgebäude im Garten des Hauses Ermelinghof zu belegen. Die Verwaltung war bis 1910 in einem Nebengebäude untergebracht, dann in der alten Schule in Hövel, die 1913 zum bis in die 70er Jahre genutzten Amtsgebäude (heute Kindertagesstätte) erweitert wurde. Von Twickel verstarb infolge eines Jagdunfalls, sein Nachfolger wurde von Eichstedt.

Gedenktafel für die 350 Toten des Bergwerkunglücks auf Zeche Radbod

1908 hatten Bockum und Hövel bereits 5.290 Einwohner, doch traf die Zeche Radbod eines der größten Grubenunglücke, die je in Deutschland stattfanden. Am 12. November 1908 kamen dabei von 1.800 Belegschaftsmitgliedern 350 ums Leben. Danach ersetzten elektrische Gruben- und Helmlampen die benzinbetriebenen Leuchten.

Die Förderung wurde 1909 wieder aufgenommen. Die Belegschaft wuchs weiter, ebenso die Bevölkerung. Die angeworbenen Arbeiter stammten vorwiegend aus Schlesien, Ost- und Westpreußen, Bayern, Sachsen und Thüringen. Etwa 350 Familien kamen aus Kärnten, der Steiermark und aus Böhmen. Dabei nahm der evangelische Bevölkerungsanteil in der bis dahin katholisch geprägten Region nördlich der Lippe stark zu. 1910 wurde die evangelische Grundschule mit 190 Schülern, die Talschule eingeweiht, 1911 die Pestalozzischule, im selben Jahr der frühere katholische Friedhof an der Erlenstraße in Hövel. 1912 folgte die Overbergschule, dann die Von-Vincke-Schule. Unter den Zuwanderern waren auch zahlreiche Nichtkatholiken, so dass am 18. Februar 1912 der Grundstein der evangelischen Kirche gelegt wurde, die bereits am 17. November eingeweiht werden konnte. Den Eckstein der Kirche bildet die Radbod-Bibel, die beim Zechenunglück in einer Gezähkiste aufgefunden worden war. Die Kaiserin stiftete die erste Altarbibel. Erster Pfarrer war Wilhelm Wiehe ab 1911. 1912/13 entstand darüber hinaus das St.-Joseph-Krankenhaus, das am 23. Februar eingeweiht und am 10. März eröffnet wurde. Der erste Chefarzt war Dr. Wessing aus Recklinghausen.

Das Bergwerksunglück von 1908 stieß den Bau des St.Josefs-Krankenhauses an der Hohenhöveler Straße an. Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. November 1911, die Eröffnung fand am 10. März 1913 statt. Das Haus bot zunächst 100 Betten. Das dafür erforderliche Grundstück stammte aus einer zweckgebundenen Schenkung der Familie von Twickel an die Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Malteser Devotionsritter. Das Haus wurde bis 1974 von Clemensschwestern betrieben.

Am 2. Sonntag im Mai 1912 fand der erste Flugtag in den ermelinghofschen Wiesen statt. Der Flieger war Ingenieur Kurscheidt aus Hamm. Die Stadt Hamm hatte dem Flugpionier kein Grundstück zur Verfügung stellen können.

1914 hatten Bockum und Hövel 13.786 Einwohner, sechs Jahre zuvor waren es noch 5.290 gewesen. Im Ersten Weltkrieg wurden von den 4.000 Mann der Belegschaft der Zeche Radbod 1.500 zum Kriegsdienst eingezogen. 119 Soldaten aus Bockum und 152 Soldaten aus Hövel kamen im Krieg ums Leben. 1917 wurden alle Bronzeglocken über 20 kg beschlagnahmt. Im sogenannten Steckrübenwinter 1916/17 wurde die Straßenbahnlinie von Hamm bis 150 Meter vor die Zeche Radbod verlegt. Vom Frühjahr bis zum Herbst wütete eine heftige (Typhus)-Epidemie. Kurz nach dem Krieg forderte die Spanische Grippe, begünstigt durch die großen Entbehrungen der Kriegsjahre, unter der Bevölkerung zahlreiche Todesopfer.

Bei Kriegsende kehrten die Fronttruppen zurück. Ein Arbeiter- und Soldatenrat übernahm die Leitung der Gemeindeangelegenheiten. Ein sächsisches Regiment bezog für mehrere Wochen hier Quartier.

Weimarer Republik und Weltwirtschaftskrise

Mit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 endeten Monarchie und Erster Weltkrieg. Die Fortentwicklung der politischen Ausrichtung war jedoch umkämpft. So kam es im Ruhrgebiet zu heftigen Auseinandersetzungen. Am 1. Juli 1919 (andere Angaben: 3. Juli) kam es in Bockum-Hövel zu Plünderungen; die Geschäfte Heuveldop und Goldschmidt waren davon besonders betroffen. Regierungstruppen schritten noch am gleichen Abend ein. Ähnliches spielte sich in Hamm und anderen Städten ab. In die Gemeindeverwaltung drangen Revolutionäre ein und entwaffneten die Polizei. Regierungstruppen entwaffneten später die Revolutionäre.

Zwischen dem 15. März und dem 10. Mai 1920 kam es zu einer von kommunistischen Gruppen unterstützten Aufstandsbewegung im Ruhrgebiet. Nach einem Ultimatum rückte am 2. April die neu gegründete Reichswehr ein und begann der Kampf gegen die sogenannte Rote Armee. In Bockum-Hövel hielt ein Panzerzug im Zechenhof, auf dem Schmerberg bezog Artillerie Stellung und beschoss die Kanal- und Lippebrücke in Nordherringen. Am Gründonnerstag (1. April) kam es zu schweren Kämpfen, die als Schlacht bei Pelkum bekannt wurden.[5] Pelkum wurde gestürmt, 74 Angehörige der Arbeitermilizen wurden von Reichswehrtruppen erschossen.

Zum zweiten bedeutenden Einschnitt in der Geschichte des Ruhrgebiets nach dem Krieg kam es 1923 durch den Einmarsch der Franzosen und Belgier, die zwei Jahre zuvor bereits Duisburg besetzt hatten. Bockum-Hövel wurde dabei vom Ruhrgebiet abgeschnitten. Gelder, die für das Ruhrgebiet vorgesehen waren, wurden nun hierher ausgezahlt. Davon konnten rund 300 Bergmannshäuser gebaut werden.

Allerdings machte sich in Deutschland die Hyperinflation bemerkbar, die erst mit der Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 ihr Ende fand. Dabei wurde einer Rentenmark der Wert von einer Billion Reichsmark zugeordnet, bzw. einer Goldmark. Zahlreiche Bürger verloren in der Inflationsphase ihr Vermögen.

1929 begann die Weltwirtschaftskrise, die sich im Reich vor allem ab 1930 auswirkte. Bettler erhielten 5- und 10-Pfennigscheine, die sie nach Überprüfung bei der Gemeindeverwaltung einlösen konnten. Die Belegschaft der Zeche Radbod verminderte sich auf 1700 Mann. Zahlreiche Feierschichten mussten eingelegt werden. 1931 lag die Arbeitslosenzahl im Reich über sechs Millionen.

Christus-König-Kirche

Währenddessen ging an zahlreichen Stellen in der angewachsenen Stadt die Leitung in neue Hände über. Dies betraf einerseits die Dorfkirchen – Bernhard Iserloh wurde 1920 Pfarrer an der Stephanuskirche, ihm folgte 1931 Josef Kloster –, andererseits entstanden angesichts der stark angewachsenen Bevölkerung neue Kirchen. 1927 erfolgte die Grundsteinlegung der Herz-Jesu-Kirche in Bockum und die der Christus-König-Kirche in Hövel. Im folgenden Jahr wurden beide Kirchen geweiht. Wellekötter wurde Pfarrrektor in Bockum, Kaup in Hövel.

1924 wurde die Freiligrathschule eingeweiht[6], am 3. August die Jugendherberge Klostermühle, am 2. August 1925 ein Stadion, die ehemalige Adolf-Brühl-Kampfbahn, heute Adolf-Brühl-Stadion. Dabei kamen die Reste der Burg Geinegge zum Vorschein. 1926 entstand nach Durchforstung des Hallohbuschs ein Naturpark für die Allgemeinheit. Im selben Jahr wurde durch Fertigstellung der Straßenbahnlinie von der Zeche Radbod bis zum Dorf Bockum auch die Infrastruktur verbessert. Unter der Leitung von Dr. med. Struck (seit 1921) expandierte auch das St.-Josefs-Krankenhaus.[7]

Entsprechend dieser Entwicklung zu einer eigenständigen Gemeinde wurde 1930 das Eingemeindungsbestreben seitens der Stadt Hamm abgelehnt.

Diktatur der Nationalsozialisten und Zweiter Weltkrieg

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Am 27. April besetzte der Kreisleiter der NSDAP die Gemeindeverwaltung von Bockum-Hövel und führte eine Untersuchung gegen den Bürgermeister Eichstedt und zwei weitere Beamte durch. Sie wurden inhaftiert und am nächsten Tag wieder entlassen. Der Bürgermeister wurde seines Amtes enthoben, er beging Selbstmord. Mehrere Lehrer wurden entlassen, einige von ihnen brachte man zusammen mit KPD- und SPD-Funktionären in Konzentrationslager.

Am 1. Mai wurde der in der Verwaltung unerfahrene Erich Lorreck aus Haltern zum Bürgermeister ernannt. Er wurde allerdings 1936 wegen Unterschlagung seines Amtes enthoben. Seine Geschäfte führe kommissarisch Erich Kieke weiter, 1937 folgte Lothar Held. Am 1. April 1939 wurden die Gemeinden Bockum und Hövel zu einer amtsfreien Gemeinde zusammengelegt. Sie hatte inzwischen 17.401 Einwohner. Das Postamt (vorher Radbod) und der Bahnhof (vorher Ermelinghof) führten nun den Namen Bockum-Hövel.

Wilhelm Weber wurde 1939 Pfarrer an der Pankratiuskirche. Damit folgte er Ferdinand Holtmann (seit 1913). Weber wurde am 27. November 1943 verhaftet und wegen „staatsabträglichen Verhaltens“ nach Münster ins Gefängnis verbracht. Er hatte sich geweigert, ein aus der Kirche ausgetretenes NSDAP-Mitglied auf dem Friedhof zu beerdigen und hatte sich abfällig über Funktionäre des Regimes geäußert. Vom 19. Februar 1944 bis zum 10. April 1945 wurde er im KZ Dachau gefangengehalten.

Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte Bockum-Hövel 17.401 Einwohner, 1946 sogar 19.168. Bereits 1940 zerstörten britische Bomber sieben Wohnhäuser. Ihr Ziel, die Schachtanlage, wurde geschützt, indem man Scheinzechen in Nordick und Amecke errichtete. Die Trümmer der Scheinzechen sieht man heute noch.

1944 gingen die alliierten Verbände zu Tagesangriffen über. Die Pankratiuskirche, das evangelische Gemeindehaus und 140 Wohnhäuser wurden völlig zerstört. Beschädigungt wurden 2.396 Wohnstätten. Auch die evangelische Kirche wurde teilweise zerstört. Allein am 2. und 25. Oktober kamen zusammen über 100 Menschen ums Leben und 100 wurden schwer verletzt. Ende des Jahres verirrte sich eine V1 im Park vom Haus Ermelinghof. Über 1.000 Menschen wurden nach Bockum-Hövel evakuiert und hier untergebracht. Fast ebenso viele suchten ihr Glück in anderen Städten und Gemeinden. Insgesamt wurden 46 Luftangriffe gezählt, bei denen 3.308 Spreng- und Minenbomben und 9.816 Brandbomben auf das Gemeindegebiet abgeworfen wurden. Dabei kamen 166 Menschen ums Leben und 313 wurden verwundet. Im Kriegsverlauf kamen 552 der zur Wehrmacht einberufenen Soldaten ums Leben, viele galten als vermisst. Als Folge der Bombenabwürfe brachen von 1943 bis 1945 35 mittlere und 48 kleinere Brände aus. 1945 kam es zu fünf Großbränden. Besonders folgenschwere Angriffe fanden am 26. November 1944 statt, bei dem 46 Menschen starben und 160 verletzt wurden. An diesem Tag trafen Bomben auch das evangelische Gemeindehaus. Am 2. Oktober 1944 starben 21 Bewohner und 20 wurden verletzt, am 25. Oktober 78 bzw. 80. Viele Einwohner fuhren, um der Bedrohung zu entgehen, in die Zeche ein. Bürgermeister Lothar Held wurde kurz vor Kriegsende eingezogen und starb.

Am Karsamstag 1945 erreichten amerikanische Truppen die nördliche Gemeindegrenze. Am 1. April erfolgte der Einmarsch. Ostersonntag zogen amerikanische Truppen in Bockum ein. Die Zuteilung der Lebensmittel und der Gebrauchsgüter, besonders der Kleidung, erfolgte schon seit 1939 durch Karten und Bezugsscheine. Geld war fast wertlos. Wer aber in Besitz von Fett, Tabak oder Alkohol war, konnte alles andere eintauschen. Der Schwarzhandel blühte. Die Einwohnerzahl wuchs um über 2.000 Heimatvertriebene, von denen viele Arbeit auf der Zeche fanden.

1936 entdeckte Geometer Arthur Schauerte im Wichel eine römische Tempelanlage. 1943 wurde Johann Wellekötter Pfarrer an der Stephanuskirche in Bockum, 1945 Hermann Rekers.

Pfarrer Weber kehrte im Sommer 1945 nach Hövel zurück. Er setzte sich für den Wiederaufbau der 1944 durch zwei Bombentreffer zerstörten St. Pankratius-Kirche ein. In der Zeit von 1954 bis 1957 erfolgte unter seiner Leitung der Wiederaufbau des Kirchenschiffs.

Nachkriegszeit

Die amerikanischen Truppen wurden von britischen abgelöst. Waffen, Radio- und Fotoapparate mussten abgegeben werden, ein Ausgangsverbot wurde verhängt, das später in eine Sperrstunde abgeändert wurde, die mehrere Monate andauerte. Am 15. April wurde Adolf Brühl, der vor 1933 schon zweimal Gemeindevorsteher gewesen war, von der Militärregierung zum Bürgermeister bestimmt. Am 20. Juni wurde der Postverkehr wieder aufgenommen – vorläufig nur als Postkartenverkehr. Pro Tag erhielten die Menschen nur 1.200 Kalorien. Schnaps wurde vielfach schwarz gebrannt, Maisbrot war an der Tagesordnung.

Auf der Grundlage der revidierten Gemeindeordnung wurde Adolf Brühl am 25. April 1946 zum Gemeindevorsteher berufen, Bockum-Hövel hatte zu dieser Zeit 19.168 Einwohner. Am 8. Januar 1947 verließen die letzten Truppen den Ort. Am 31. Dezember hatte der Ort etwa 20.000 Einwohner, darunter gut 3.000 Vertriebene.

1948 ließ sich Gemeindedirektor Brühl aus Altersgründen pensionieren. Karl Beermann wurde am 31. März zum Nachfolger gewählt. Gegen Ende der 40er Jahre erfolgte der Ausbau des Winkhausschachtes, die Erweiterung der Kokerei auf der Zeche Radbod, die Errichtung eines Arbeitsamtes mit großzügig ausgestatteten Räumen für die Gemeindebücherei, der Bau der Kreisberufsschule und der Realschule, aber auch die Vergrößerung der Sportanlagen, sowie der Bau eines Theater- und Konzertsaales (Saalbau).

1950 hatte der Ort 21.716 Einwohner, 1955 waren es 23.250. 1953 entstand eine Realschule, doch erst 1954 konnte der Wiederaufbaus der St. Pankratiuskirche beginnen, der 1956 abgeschlossen wurde.

Am 14. September 1955 erhielt die Gemeinde das Recht zur Führung eines Wappens und Siegels. Es zeigt die Farben Rot und Silber als Symbol der Herren zu Hövel, Bucheckern als Zeichen für Bockum und Schlegel und Eisen als Hinweis auf die örtliche Schachtanlage.

Stadt Bockum-Hövel (1956–1974)

Durch Beschluss der Landesregierung wurde Bockum-Hövel am 15. Mai 1956 zur Stadt erhoben; am 4. Oktober überreichte der Innenminister die Urkunde mit dem Stadtrecht. Am 1. Juli 1957 wurde Heinz Förster zum Stadtdirektor gewählt. In den sechziger und siebziger Jahren erfolgte ein erheblicher Ausbau der Stadt Richtung Norden und Osten, entlang der Römerstraße entstanden neue Wohn- und Industriegebiete. Gegen heftigen Widerstand wurde die Gebietsreform beschlossen und am 1. Januar 1975 wurde Bockum-Hövel auf der Grundlage des Neuordnungsgesetzes in die Stadt Hamm eingegliedert.

Kreuzkirche

Trotz absehbaren Zusammenschlusses wurde 1972 bis 1973 das Rathaus am Teichweg erbaut. Es wird heute als Bezirks- und Bürgeramt sowie für das kommunale JobCenter Hamm genutzt. Das alte Rathaus bzw. Amtshaus in Hövel an der Bahnhofstraße (später Ermelinghofstraße) wurde an einen Architekten verkauft und in den 1980er Jahren fast vollständig abgerissen. Ähnlich verfuhr man mit Fachwerkhäusern an der Stephanuskirche und in der Nähe des Bahnhofs, mit einer Mühle bei Ermelinghof und einer nahe des Friedhofs an der Ermelinghofstraße.

1958 wurde in Bockum-Hövel ein neues Postgebäude errichtet.

1960 wurde Franz Fischerdick Pfarrer an der St.-Stephanus-Kirche in Bockum; 1961 Ludwig Uhlenbruck an der St.-Pankratius-Kirche in Hövel; 1969 Karl H. Supllie an der evangelischen Kreuz-Kirche und 1973 Ludger Bürger an der St.-Pankratius-Kirche Hövel.

Stadtbezirk der Stadt Hamm

1975 hatte Bockum-Hövel 26.210 Einwohner. 1990 wurde die Zeche Radbod geschlossen, die meisten Gebäude abgerissen. Zwar gibt es einige große Arbeitgeber vor Ort, jedoch sind viele Erwerbstätige darauf angewiesen, in die Nachbargemeinden zu pendeln, vor allem ins benachbarte Münster, und nach Hamm.

Am 1. Januar 2005 wurden die Kirchengemeinden Christus König, Herz Jesu, St. Pankratius und St. Stephanus zur katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist Bockum-Hövel zusammengelegt; neue Pfarrkirche wurde St. Pankratius, die anderen wurden zu Filialkirchen. Die katholischen Kirchengemeinden Maria Königin und Herz Jesu in Hamm-Norden wurden mit Wirkung vom 27. November zur Katholischen Kirchengemeinde Clemens August Graf von Galen zusammengelegt.

Benennung der Straßen in Bockum-Hövel

Die Anlage von Wohnsiedlungen stellte die Gemeindeverwaltung vor die Aufgabe, neuen Straßen Namen zu geben. Diese Namen wurden nach sehr verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt und verändert. Zuletzt wurden bei der Eingemeindung redundante Namen ersetzt.

Die bedeutenden Verbindungsstraßen erhielten ihre Bezeichnungen nach den Orten, auf die sie zulaufen, so die Hammer Straße, die Bockumer, Stockumer und Horster Straße, die Barsener und Oberholsener Straße.

In der Kolonie finden sich vor allem die Namen von Männern, die sich um die Zeche verdient gemacht haben, wie: Bergassessor Heinrich Janssen, der erste Direktor der Bergwerksgesellschaft Trier mbH; Middendorf, Leiter der Abteufarbeiten bis 1906; Landrat a. D. Dr. Langen, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bergwerksgesellschaft Trier, und als Mitglieder des Aufsichtsrats: Regierungsrat W. Glatzel, Bergassessor Klemme, Geh. Kommerzienrat W. v. Oswald; Kommerzienrat Flemming; L. Hagen, Bankier in Köln; W. Rautenstrauch, Konsul in Trier; Justizrat Dr. Strack. Weiter: Generaldirektor Wiskott von der Zeche Hermann in Selm; Regierungsrat Bäumer, juristischer Berater der Bergwerksgesellschaft Trier; Baurat Siebold aus Bielefeld, der die Pläne für die alte Kolonie verwarf.

Auch nach einigen Honoratioren sind Straßen benannt: v. Eichstedt, Amtmann des Amtes von 1913 bis 1933; Heinrich Koch, Amtsbaumeister in den zwanziger Jahren, August Kramann, Gastwirt, der die ersten Häuser an der nach ihm benannten Straße baute; Heinrich Dörholt, Gemeindevorsteher in Bockum von 1900 bis 1920; Adolf Brühl.[8]

Erinnerungen an das Kaiserreich sind in der Wilhelm- und Augustastraße festgehalten: Kaiser Wilhelm I. und seine Ehefrau Augusta.

Die Stephanstraße erhielt ihren Namen nach dem ersten deutschen Generalpostdirektor Heinrich von Stephan, die Bodelschwinghstraße nach dem Gründer der Anstalt Bethel, Friedrich von Bodelschwingh.

Im sogenannten Feldherrenviertel wurden die Straßen nach Soldaten bezeichnet: Derfflinger, General des Großen Kurfürsten; Ziethen, Seydlitz, Keith, General Friedrichs des Großen; Yorck, Bülow und Blücher, Feldherren in den Freiheitskriegen; Schill und Lützow, bekannte Offiziere aus den Freiheitskriegen; Tilly und Wallenstein, Feldherren aus dem Dreißigjährigen Krieg; Haeseler, Goeben, Manteuffel, Estorff, Steinmetz, Generale aus dem Kriege 1870/71.

Nach Schlachtorten wurden benannt: die Düppelstraße nach den Düppeler Schanzen; die Alsenstraße nach der dänischen Insel Alsen, beide bekannt geworden im Deutsch-Dänischen Krieg; die Sedan-, die Spichern- und die Wörthstraße nach bekannten Orten aus dem Deutsch-Französischen Krieg.

Die Groß- und die Parsevalstraße wurden nach den Luftschiffkonstrukteuren Hans Groß und August von Parseval benannt.

In der Beamtenkolonie gaben folgende Persönlichkeiten den Straßen ihre Namen: Bismarck, erster deutscher Reichskanzler (1815–1898); Roon, Kriegsminister unter Wilhelm I.; Moltke und Alvensleben, Generale unter Wilhelm I.; Tirpitz, Großadmiral unter Wilhelm II.; Zeppelin, Konstrukteur des starren Luftschiffes (1838–1917).

Im Jägerblock erhielten die Straßen ihre Bezeichnung nach den 1912 bei dem Bergarbeiterstreik in Bockum-Hövel einquartierten Truppeneinheiten: die Bückeburger- und die Jägerstraße nach den Bückeburger Jägern; die Paderborner- und die Husarenstraße, ebenfalls die Reiterstraße nach den Paderborner Husaren.

Nach damaligen deutsche Ländern wurden benannt: Sachsen-, Elsässer-, Lipper-, Bayern-, Schaumburgerstraße.

In der Nähe der Talschule finden sich männliche Vornamen, wie Werner, Peter, Adolf usw. als Straßenbezeichnungen.

Namen von Dichtern standen im Dichterviertel Pate: Goethe (1749–1832), Schiller (1759–1805), Körner (1791–1813), Uhland (1787–1862), Lessing (1729–1781), Geibel (1815–1884), Arndt (1769–1860), Heinrich Heine (1797–1856), Hermann Löns (1866–1914).

Alte Flur-, Orts- und Hofnamen leben ebenfalls in Straßenbezeichnungen weiter: Die Pieperstraße wurde nach Piepers Kotten benannt; Im Sundern bedeutet das abgesondert Liegende; Halloh wird gedeutet als Hanloh, kleines Gehölz am Hang. Die Straße Am Wemhof ist nach dem anliegenden Pastorat bezeichnet, das Wemhof heißt; die Hohenhöveler Straße nach dem Hofe Hohenhövel (Schwering). Der Heideweg führt seinen Namen nach dem Heidekamp, der zwischen Wilhelm- und Augustastraße gelegen hat; die Wellenbuschstraße nach dem Wellenbusch, der 1920 abgeholzt wurde. Von anderen Flurnamen sind abgeleitet: Eschstraße; Am Rosengarten, Geiststraße und Südgeist (von Geest), Vogelbrinkstraße, Uphofstraße, Greitebrede, Am Böcken und andere.

Die Overbergstraße wurde nach dem bekannten Schulmann Bernhard Overberg benannt (geb. 1754), der in Münster wirkte und sich besonders um die Lehrerausbildung verdient gemacht hat.

Die Deutung vieler Straßennamen ergibt sich ohne Weiteres aus der Lage der Straßen, wie z. B. Kirchstraße, Hauptstraße, Bahnweg usw.

Die Wittekindstraße verläuft über dem nach dem Sachsenherzog Wittekind (Widukind) benannten ehemaligen Grubenfeld der Zeche Radbod.

Literatur

  • Franz Bäumer, Johannes Werges, Günther Bachtrop, Heinz-Josef Dörholt, Annelies Langenstroth, Andreas Weber: St. Stephanus Bockum 1907-2007. Katholische Pfarrgemeinde HeiligGeist Bockum-Hövel, Gemeinde St. Stephanus Bockum, Löche Druck Hamm, 2006.
  • F. Lampp: Die Getreidehandelspolitik in der ehemaligen Grafschaft Mark während des 18. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Landeskultur der brandenburg-preußischen Herrscher. In: A. Meister (Hrsg.): Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung. N. F. 28. Münster 1912.
  • Winfried Masannek: Bockum-Hövel. Erinnerungen an eine junge, dynamische Stadt. 1974.
  • Wolfgang Pabst: 350 Männer starben – nun lasst uns tanzen. Die Katastrophe in der Steinkohlen-Zeche Radbod/Hamm im November 1908. Pabst Science Publishers, 1982, ISBN 3-89967-029-9.
  • Willi E. Schroeder: Ein Heimatbuch. Zwei Stadtteile stellen sich vor. Bockum und Hövel. 1980.
  • Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Hamm 1956. Neuauflage 2002.
  • Stadt Bockum-Hövel: Das Werden und Wachsen von Bockum-Hövel. Bockum-Hövel 1958.

Webseite

 Commons: Bockum-Hövel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zu den Grafen von Lauffen vgl. Lexikon des Mittelalters.
  2. Paul Leidinger: Die Zeit der Grafen von Werl (ca. 950–1124). In: Amalie Rohrer, Hans-Jürgen Zacher (Hrsg.): Werl. Geschichte einer westfälischen Stadt, Band 1, Paderborn 1994, ISBN 3-87088-844-X.
  3. Zur Genealogie vgl. Berg-Altena (Adelsgeschlecht).
  4. Johann Hard änderte das Messbuch, und zwar die Präfation von atero Deo in terreno Deo.
  5. Jürgen Lange: Die Schlacht bei Pelkum im März 1920. Legenden und Dokumente. Klartext, Essen 1994, ISBN 978-3-88474-168-9
  6. Freiligrathschule
  7. Malteser-Krankenhaus St. Josef
  8. Er war von 1919 bis 1924 Gemeindevorsteher der Gemeinde Hövel. 1945 wurde er von der Militärregierung zum Bürgermeister von Bockum-Hövel berufen und nach einem Jahr zum Gemeindedirektor ernannt. Dieses Amt gab er 1948 wegen seines hohen Alters auf, blieb aber bis 1952 im Gemeinderat. In dankbarer Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste wurde ihm anlässlich seines 80. Geburtstages am 24. Februar 1953 das Ehrenbürgerrecht verliehen.

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