Geschlossene Wohnanlage

Geschlossene Wohnanlage
Zufahrt zur geschlossenen Wohnanlage (Boca Bayou condominiums in Boca Raton, Florida)

Als Gated Community oder auch geschlossene Wohnanlage wird ein Siedlungszentrum der Ober- oder Mittelschicht bezeichnet, welches durch Sicherheitseinrichtungen und Absperrungen - wie Alarmanlagen, Mauern, Zäune, Kameraüberwachung, privates Sicherheitspersonal - von der übrigen Gesellschaft separiert ist.

Die Größe von Gated communitys variiert von einzelnen bewachten Appartementblöcken bis hin zu großflächigen Siedlungen (mit über 100.000 Einwohnern) mit eigener Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten, Gemeinschaftseinrichtungen, eigene Schulen und Krankenhäuser, sogar eigene Bürozentren und Arbeitsstätten).

Diese Anlagen ähneln dabei den klassischen Ghettos in der Art, dass eine Segregation, in erster Linie auf Basis des sozialen Standes und möglicher Unterschiede in Kultur, Hautfarbe, Religion oder Abstammung geschieht. Aber auch andere Gleichgesinnte oder aus ähnlichen Schichten, Kulturen oder Ethnien stammende Menschen schließen sich, als Gegentrend zur sogenannten Globalisierung vor allem in den USA vermehrt zu derartigen Wohnformen zusammen.

Diese Sonderform eines Ghettos ist jedoch nur selten historisch gewachsen, sondern wird fast ausschließlich außerhalb bereits bestehender Städte neu errichtet.

Die Ursprünge der modernen Gated communitys sind in den Vereinigten Staaten von Amerika zu suchen - ein frühes Beispiel hierfür ist Llewellyn Park in New Jersey (1857). Gated communitys sind darüber hinaus vor allem in Ländern mit erheblichen sozialen Ungleichgewichten vorzufinden, etwa in Südafrika, Brasilien, Argentinien oder anderen ehemaligen Kolonialstaaten. Auch in Südostasien und Europa sind solche oder ähnliche Formen abgeschotteter und speziell gesicherter Wohnanlagen bereits vorhanden.

Bekanntestes Objekt in Deutschland ist die Arcadia-Wohnanlage in Potsdam. Seit Anfang 2009 befindet sich in Leipzig die Central Park Residence im Bau. Von diesen Beispielen abgesehen finden sich in Deutschland nur sehr wenige solcher Anlagen.

Inhaltsverzeichnis

Kategorien von Gated Communitys

Gated communitys lassen sich in verschiedene Typen untergliedern:

  • Prestige communities sind der bevorzugte Wohnort Wohlhabender, die gerne unter ihresgleichen leben und ihren Reichtum geschützt zur Schau tragen wollen.
  • Lifestyle communities sind Wohnanlagen für Menschen bestimmter sozialer Schichten, die sich im gleichen Lebensabschnitt befinden. Sie können ihre ähnlich gelagerten Interessen und Freizeitaktivitäten verfolgen, hierzu zählen z. B. Golf-communitys, aber auch Rentnerstädte mit einer speziellen Infrastruktur, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet ist.
  • Safety Zone communities verfolgen die Zielsetzung, ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen, das aus einer realen oder gefühlten Bedrohung durch Kriminalität resultiert.

Interne Organisation

Ein weiteres Merkmal von Gated communitys ist die interne Vereinheitlichung der eigenen Gemeinschaft, die durch relativ harte Regeln gekennzeichnet ist. So existieren gegebenenfalls genaue Vorschriften zur Pflege von Häusern und Gärten, aber oftmals auch Regeln, die in die persönliche Lebensplanung eingreifen - so gibt es auch Gated communitys, in denen Kinder unerwünscht sind. Bewohner der Anlagen, die sich nicht an solche Regeln halten oder anderweitig negativ auffallen, müssen mit Strafen rechnen, können aus der Gemeinschaft ausgegrenzt und sogar aus der Anlage ausgeschlossen werden. In den Vereinigten Staaten können ausgewählte Bewohner über so genannte Homeowner Associations an der Gestaltung der Regeln in ihrer Community mitwirken.

Kritik an Gated communitys

Die Gated Communitys sind dem öffentlichen Raum entzogen, die öffentliche Administration verliert hier ihre Planungs- und Verwaltungshoheit an die privaten Betreiber der Wohnanlagen. Besonders kritisch ist die verstärkte soziale Segregation und die Abgrenzung gegenüber dem Umfeld zu sehen, der Kontakt zu anderen sozialen Schichten außerhalb der Community ist stark eingeschränkt. In großen Gated Communitys besteht die Gefahr der Isolation und Fixierung der Bewohner auf ihre Community, was den sozialen Zusammenhalt der Gesamtgesellschaft gefährdet.

Synonyme

Eine Sonderform sind die Country Clubs, die ursprünglich allein der sportlichen Betätigung wohlhabender Bürger dienten, heute aber meist geschlossene Wohnanlagen in Außenbezirken von Städten mit besonders großen Grundstücken und exklusiven Sportanlagen sind.

Literatur

  • Blakely, E.J. und M.G. Snyder: Fortress America. Gated communitys in the United States. Washington und Mabridge/MA, 1999. ISBN 0-8157-1003-8

Weblinks


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