Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens

Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens

Die Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens gilt als einer der ältesten Lehrervereine der Welt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gesellschaft wurde 1805 in Hamburg gegründet. Ihr Vorsitzender war Johann Carl Daniel Curio. Zweck der Gesellschaft war die Verbesserung der materiellen Versorgung der Lehrer (Einkommen, Pension, Witwenversorgung) und die Fortbildung der Mitglieder.

Am 27. April 1933 beschloss eine außerordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft ihren Eintritt in den Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB). 1937 folgte die Übertragung des Gesamtvermögens der Gesellschaft an den NSLB.[2]

1948 trat die Gesellschaft unter ihrem Vorsitzenden Wilhelm Festing (1877–1958) der neu gegründeten Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als Mitglied bei und bildete in ihr den Landesverband Hamburg. Festings Portrait, das ursprünglich im Curio-Haus hing, findet sich heute im Museum für Hamburgische Geschichte.

Bis 1976 blieb der ursprüngliche Name der Gesellschaft an erster Stelle, gefolgt von Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Hamburg, dann kehrte sich die Reihenfolge um in Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Hamburg, Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens. In dieser Form ist der Name bis heute erhalten geblieben und die GEW sieht sich dabei in der Folge der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens.

Lesezirkel

Der Lesezirkel hatte die Funktion, den Mitgliedern pädagogische Neuerscheinungen zur Verfügung zu stellen. Diese – zunächst Bücher, ab 1852 dann nur noch Zeitschriften – sollten unter den Mitgliedern zirkulieren. 1903 wurde er aufgelöst, da er angesichts der Masse der pädagogischen Neuerscheinungen sowie der strukturellen Schwierigkeiten, die die Zirkulation des Lesestoffes mit sich brachte, als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde.

Bibliothek

Nach nur einem Jahr des Bestehens befanden sich in der Bibliothek der Gesellschaft bereits 70 Bände. Wie in Bibliotheken anderer Lehrervereine auch, wurden die ersten Bücher fast ausschließlich durch Geschenke erworben. Der erste gedruckte Katalog von 1828 umfasst 160 Einträge. Erst ab 1831 wurde ein jährlicher Betrag zur Verfügung gestellt, der zumindest in Ansätzen einen systematischen Bestandsaufbau ermöglichte.

Der Hamburger Brand vernichtete auch die Bibliothek. Schnell konnte jedoch durch Spenden ein neuer Bestand aufgebaut werden, der bereits 1845 wieder 1100 Bände umfasste und bis 1866 auf 2500 Bände anwuchs. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verfügte sie über den umfangreichsten Buchbestand aller Lehrervereine, danach scheint jedoch das Interesse der Mitglieder an der Bibliothek geringer geworden zu sein. 1872 sind lediglich noch 1430 Bücher vermerkt, wovon weitere 639 Bände gelöscht werden sollten. Entfernt wurden „alle veralteten und alle inkompletten Werke, sowie Hand- und Schulbücher“[3]. Für die Zukunft war vorgesehen, nur noch solche Werke anzuschaffen, die aufgrund des hohen Preises von den Mitgliedern nicht selbst angeschafft werden konnten.

1887/88 umfasste der Bestand mit 1620 Bänden wieder mehr als vor der Aussonderungsaktion und 1904 befanden sich bereits 5657 Bände in der Bibliothek. Die veränderte Aufgabenstellung gegenüber den Anfängen der Bibliothek verdeutlichte ein Mitglied des Bibliotheksausschusses in einem programmatischen Vortrag vor der Gesellschaft:

Nicht mehr die unmittelbare praxisanleitende Literatur habe im Vordergrund der Sammeltätigkeit zu stehen, sondern die wissenschaftliche Weiterbildung. „Die notwendigste und wichtigste Disciplin einer Lehrerbibliothek ist natürlich die Pädagogik, einmal, weil sie unsere Fachwissenschaft ist, und dann auch, weil dieselbe in anderen Bibliotheken wenig oder gar nicht vertreten ist.“ Deswegen sollten vorrangig Werke angeschafft werden, die die „Pädagogik als System behandeln“. Die Auswahl solle dabei jede Einseitigkeit vermeiden, „damit die Kollegen Gelegenheit haben zu vergleichen, zu prüfen und das Beste aus allen zu wählen ... Es müssen weiter die wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Hilfswissenschaften der Pädagogik vorhanden sein; besonders sind hier solche Schriften zu berücksichtigen, die über das seelische Leben des Kindes uns Aufschluss zu geben versuchen.[4].

Auch die Bibliothek hatte an Bedeutung eingebüßt, denn die Fortbildung der Mitglieder im Sinne der Vereinsgründer findet sich als Zielsetzung in den Satzungen des GEW-Landesverbands Hamburg seit 1951 nicht mehr. So kam es in den frühen 1970er Jahren zu Buchverkäufen, bis Mitte der 1970er Jahre eine neue Perspektive für die Bibliothek in Form einer neu gegründeten Stiftung gefunden wurde. 1995 wurde die Bibliothek an die Universitätsbibliothek Lüneburg abgegeben. Anfang 2001 fand dann der Umzug an das Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung statt, und am 11. Oktober 2001 lud die BBF zur feierlichen Übergabeveranstaltung ein [5].

Gebäude

Am 4. November 1911 bezog die Geschäftsstelle das Curiohaus.

Weblinks

Anmerkungen

  1. F. Kopitzsch: Von Johann Carl Daniel Curio, Peter Breiß, der „Gesellschaft der Freunde“ und ihrer Bibliothek. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung 2002, H. 1, S. 10-15.
  2. Das Curiohaus 1911-1961. Ein Beitrag zur Geschichte der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg. Hamburg 1961.
  3. H. Stoll: Festschrift zur Hundertjahrfeier 1805-1905. Hamburg 1905, S. 249.
  4. J. Studt: Die Notwendigkeit einer Ausgestaltung unserer Bibliothek. In Pädagogische Reform, Beilage zu Nr. 42. 26 (1902).
  5. G. Gehlen: Die Bibliothek der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens wird übernommen. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung 2002, H. 1, S. 7-10; P. Göbel: Ansprache anlässlich der Übergabe der GEW-Bibliothek an die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. In: Mitteilungsblatt der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung 2002, H. 1, S. 15-18; Tagesspiegel vom 29. Oktober 2001

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