Geusa

Geusa
Geusa
Stadt Merseburg
Koordinaten: 51° 20′ N, 11° 56′ O51.33777777777811.93916666666799Koordinaten: 51° 20′ 16″ N, 11° 56′ 21″ O
Höhe: 99 m ü. NN
Fläche: 12,63 km²
Einwohner: 1.452 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 1. Jan. 2010
Postleitzahl: 06217
Vorwahl: 03461

Geusa ist ein Ortsteil der Stadt Merseburg im Saalekreis in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geusa liegt westlich von Merseburg.

Geschichte

In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Geusa als zehntpflichtiger Ort Husuna im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt.[1] Das gleichnamige Rittergeschlecht "von Geusa" hatte hier seinen Stammsitz. Der Bauernkrieg und der durch die Reformation ausgelöste Dreißigjährige Krieg führten vom Anfang des 16. Jh. bis in die zweite Hälfte des 17. Jh. hinein immer wieder zu Verwüstungen, Pest, Hunger und Tod. In der Zeit bis zum 18. Jh. normalisierte sich das Leben. Die Rittergüter Blösien und Geusa und auch der Bauernstand blühten auf. 1738 wurde das Herzogtum Sachsen- Merseburg, dem Geusa und seine Ortsteile angehörten, Teil des Kurfürstentums Sachsen. Ab 1816 gehörte Merseburg und seine Umgebung zu Preußen. Ende des 19. Jh. entstanden in Merseburg und Umgebung die ersten Industriebetriebe. Dies führte zu tiefgreifenden Veränderungen in den dörflichen Gemeinden. Im Zeitraum von 1910 bis 1930 wuchs die Einwohnerzahl in Geusa um rund 50 Prozent.

Während des Zweiten Weltkrieges waren in Geusa, bedingt durch die Nähe zu den Industrieanlagen in Buna und Leuna, viele Opfer und erhebliche Schäden durch alliierte Luftangriffe zu beklagen. Nach dem Krieg wurde durch Kollektivierung der Landwirtschaft die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gegründet. 1950 entstand die Großgemeinde Geusa aus Atzendorf, Blösien, Geusa und Zscherben. Bis 1990 kam es in Geusa zu starken Abwanderungen von Familien, besonders in die Neubaugebiete nach Halle-Neustadt und Halle-Silberhöhe, die bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen boten.

Nach der Wende

Nach 1990 entstanden kleine und mittlere Unternehmen, eine Reihe von neuen Wohngebieten und bessere Möglichkeiten zur Naherholung durch den Geiseltalsee. Die Bevölkerungszahl stieg im Zeitraum 1997 bis 2004 von etwa 1250 auf 1500 Einwohner, obwohl die Nachfrage nach Baugrundstücken im Raum Merseburg insgesamt rückläufig war.

Von 1994 bis 2009 gehörte Geusa zur Verwaltungsgemeinschaft Merseburg. Bis zur Eingemeindung nach Merseburg am 1. Januar 2010[2] war Geusa eine selbständige Gemeinde mit den zugehörigen Ortsteilen Atzendorf, Blösien und Zscherben. Letzter Bürgermeister Geusas war Hans-Joachim Koziel.

Religionen

Anfang 2009 wurde das Evangelische Kirchspiel Geusa in den Kirchengemeindeverband Unteres Geiseltal eingegliedert. Gottesdienste finden in der Regel im Wechsel (alle drei Wochen) in Atzendorf, Blösien und Geusa statt.

Kirchengebäude

Die Evangelische Kirche unterhält vier Kirchengebäude und die dazugehörigen Friedhöfe:

Die Kirche St. Georg in Geusa ist im Kern romanisch, in gotischer Zeit erweitert und nach Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg 1688 als Saalkirche mit geputztem Tonnengewölbe erneuert wurden. Der wuchtige Breitturm mit Laterne aus dem Jahre 1706 wurde nach Zerstörung bei einem Luftangriff im Juli 1944 im Jahre 1950 wiederaufgebaut. Er erhielt ein einfaches Walmdach unter Verzicht auf die Laterne. In der Kirche befinden sich an den Emporen Darstellungen aus dem Alten Testament und der Geschichte Christi und ein reich geschnitzter großer Flügelkanzelaltar aus dem 17. Jahrhundert. Im Altarbereich befindet sich ein prächtig geschnitzter Taufengel.

Die einschiffige, rechteckige Saalkirche St. Dionysios in Atzendorf wurde aus massivem Kalk- Sandstein ca. im 11. Jahrhundert erbaut und ist romanischen Ursprungs. 1695 erfolgte ein Neubau. 1912 wurde das Kirchengebäude unter Benutzung älterer Teile erneuert. Drei Fenstergruppen in der Ostwand des Kirchenschiffs stammen aus dem 17. Jahrhundert. Im Innenbereich des Gebäudes befindet sich ein mit Sternen verziertes hölzernes Tonnengewölbe. Die ebenfalls hölzernen Emporen zeigen in den Brüstungsfeldern barocke Rankenmalereien und Schrifttafeln. Der Altar aus dem Jahre 1695 zeigt Gemälde der Kreuzigung und Auferstehung Christi sowie des Abendmahls. Eine Kanzel und ein sechseckiger Taufstein in Pokalform aus dem 17. Jahrhundert sind weitere Besonderheiten der Kirche. Die Kirche war bei einem Luftangriff schwer beschädigt und nach dem Krieg wiederaufgebaut worden. Außerhalb des Gebäudes befinden sich an der Kirche mehrere barocke Grabdenkmäler.

Die Kirche Blösien ist ein kleiner, rechteckiger Bau mit eingezogenem quadratischen Chorturm und breiterem dreiseitig geschlossenen Chor. Im Kern ist das Gebäude romanischen Ursprung und um 1250 entstanden. Eine an einer Ecke des Kirchturmes angebrachte Jahreszahl (1575) weist auf einen Umbau hin. Der Chor- und der in großen Rundbögen geöffnete Turmraum wurde flachgedeckt. Über der kreuzgratgewölbten Sakristei befindet sich eine ehemalige Patronatsloge. Im Altarraum befindet sich ein Schnitzaltar aus dem späten 15. Jahrhundert, der im Schrein Maria auf der Mondsichel darstellt, umgeben von je vier Heiligen und den zwölf Aposteln. Die Rückseiten des Flügelaltars sind bemalt. In der Kirche ist außerdem ein reich dekorierter Taufstein aus Sandstein in Pokalform und verschiedene hölzerne Epitaphe und Schnitzfiguren früherer adliger Familien des Ortes zu finden. Die Orgel wurde 1855 von Friedrich Ladegast erschaffen und ist damit einer der ersten Orgeln des berühmten Orgelbauers. Jedes Jahr im Sommer findet im Rahmen der Orgelkonzerte im Merseburger Land ein Konzert statt. Die Kirche hatte bei einem Luftangriff 1944 schwere Dach- und Fensterschäden erlitten.

  • Kirche Zscherben

Die Kirche in Zscherben ist im Ursprung eine romanische Chorturmkirche und wurde um 1250 errichtet. 1693 wurde das Gebäude baulich verändert. Das breitere, rechteckige Kirchenschiff mit seinem korbbogiger und geputzter Tonnenwölbung wurde um 1730 vollständig erneuert. Aus dieser Zeit stammt auch der hölzerne Kanzelaltar und das geschnitzte Taufbecken mit Lesepultaufsatz. Der Orgelprospekt stammt aus dem 18. Jahrhundert. Seit 1970 wird die Kirche kaum noch für Gottesdienste benutzt. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude neu eingedeckt und so vor dem Verfall gerettet.

Politik

Am 7. Juni 2009 wurde der letzte Gemeinderat der Gemeinde Geusa gewählt, der seit 1. Januar 2010 als Ortschaftsrat für die Merseburger Ortsteile Atzendorf, Blösien, Geusa und Zscherben fungiert.

  • CDU: 3 Ortschafträte
  • FDP: 1 Ortschaftsrat
  • Landfrauenverein Blösien e.V.: 3 Ortschaftsräte
  • Einzelbewerber: 4 Ortschaftsräte

Ortsbürgermeister der Orte Atzendorf, Blösien, Geusa und Zscherben ist Hans-Joachim Koziel (parteilos). Er wurde am 24. Februar 2008 gewählt.

Kultur und Gemeinwesen

Sehenswürdigkeiten

Geusa und die ehemaligen Ortsteile beherbergen ein Vielzahl an Einzeldenkmalen und archäologischen Fundstätten. Hervorzuheben sind neben den Kirchengebäuden in Atzendorf, Blösien, Geusa und Zscherben verschiedene Herren- und Bauernhäuser aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile des alten Gutshofes Geusa (Zech’scher Hof) mit seinen Herrenhaus, Scheunen und Toranlagen stark zerstört. Kriegerdenkmale an zentral gelegenen Plätzen in Blösien, Atzendorf und Geusa erinnern an die Folgen der beiden Weltkriege für die Gemeinde.

Geusa ist ein grüner Ort. Landschaftlich reizvoll ist der zwischen Geusa und Atzendorf eingebettete Erlen-Eschen-Auwald und die Untere Geiselniederung in Atzendorf, die wichtige Feuchtbiotope für die Flora und Fauna darstellen und zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden ist.

Gemeinwesen

In Geusa und den ehemaligen Ortsteilen befinden sich folgende soziale Einrichtungen:

  • In Blösien befindet sich ein Kindergarten.
  • Eine Grundschule mit Hort befindet sich in Geusa.
  • In allen vier ehemaligen Ortsteilen sind die Dorfkirchen erhalten und tätig. Es gibt ausreichende Räume für Versammlungen, eine Gaststätte und drei kleine Pensionen.
  • In Atzendorf befindet sich eine Kegelbahn und das Vereinshaus der Geusaer Pfingstgesellschaft e.V., die jedes Jahr ein Dorffest durchführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Geusa liegt in unmittelbarer Nähe zur Bundesautobahn 38, die zwischen Blösien und Geusa verläuft. Die Ausfahrt Merseburg-Süd (25) ist ca. 3 Kilometer, die Ausfahrt Merseburg-Nord/ Bad Lauchstädt (26) ca. 2 Kilometer entfernt. Mehrere Brücken über die Autobahn verbinden die Ortsteile. Der mit Toiletten ausgestattete Autobahnparkplatz „Geiseltal“ befindet sich auf Gemeindegebiet.

Bis auf Zscherben liegen die ehemaligen Ortsteile Geusas im Einzugsbereich von Bushaltestellen. In Kernzeiten am Morgen und am Abend verkehren halbstündlich Busse in Richtung Merseburg und Mücheln. Zscherben befindet sich im Einzugsbereich des Straßenbahnnetzes der Stadt Merseburg. Geusa hat keinen direkten Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn AG. Der Bahnhof Merseburg ist jedoch über den Busverkehr bequem innerhalb von 15 Minuten zu erreichen.

Außerhalb des Siedlungsgebietes der ehemaligen Gemeinde Geusa befinden sich gut ausgebaute Rad- und Wanderwege („Rundweg Geiseltalsee“, Radwanderweg „Alte Heerstraße“).

Wirtschaft

Die Gemeinde Geusa hat in den letzten Jahren den Gewerbepark Geusa vollständig erschlossen und es haben sich dort viele Betriebe angesiedelt (Nettofläche: 8,0 ha, Branchen: Spedition und Logistik, Kunststoffverarbeitung, Metallbau, Dienstleister). Der Gewerbepark Geusa befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen NVA-Kaserne, in der in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre einige hundert Bausoldaten stationiert waren, die vor allem in den maroden chemischen Buna-Werken und in den Leuna-Werken zu arbeiten hatten. Anfang 2008 wurden die leerstehenden Gebäude der ehemaligen Kaserne abgebrochen.

In Blösien befindet sich die zentrale Aus- und Weiterbildungsstätte des Landkreises Saalekreis (ehemals Zentralstelle für agrochemische Anwendungsforschung).

Der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Nutzflächen wird von drei größeren Unternehmen bewirtschaftet. Sie betreiben überwiegend hochspezialisierten Ackerbau auf großen zusammenhängenden Flächen.

Persönlichkeiten

  • Otto Scholz (1916–2010), Chirurg, Chefarzt der Stralsunder Chirurgischen Klinik.
  • Otto Küstermann (1837–1913), von 1867 bis 1902 Pfarrer in Geusa, regional bekannter Heimatforscher.

Quellen

  1. Reg. Thur. Nr. 287
  2. Amtsblatt Merseburg Nr. 15/2009 vom 26. Juni 2009; pdf-Datei (407,70 KB]

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • geusa- — *geusa , *geusaz germ.?, stark. Maskulinum (a): nhd. eine Fischart; ne. a fish (Neutrum); Etymologie: unbekannt …   Germanisches Wörterbuch

  • Geusa — Infobox Ort in Deutschland image photo = Wappen = lat deg = 51 |lat min = 19 |lat sec = 59 lon deg = 11 |lon min = 55 |lon sec = 59 Lageplan = Geusa in SK.png Bundesland = Sachsen Anhalt Landkreis = Saalekreis Verwaltungsgemeinschaft = Merseburg… …   Wikipedia

  • Geusa — Original name in latin Geusa Name in other language Geusa State code DE Continent/City Europe/Berlin longitude 51.33914 latitude 11.94382 altitude 97 Population 1519 Date 2012 09 06 …   Cities with a population over 1000 database

  • Atzendorf (Geusa) — Atzendorf Gemeinde Geusa Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Zscherben (Geusa) — Zscherben ist ein Ortsteil von Geusa in Sachsen Anhalt. Geschichte In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Zscherben als zehntpflichtiger Ort Scirbina im Friesenfeld erstmals urkundlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Küstermann — Julius Albert Otto Küstermann (* 18. Februar 1837 in Schladebach; † 20. Februar 1913 in Merseburg) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Fa …   Deutsch Wikipedia

  • Atzendorf (Merseburg) — Atzendorf Stadt Merseburg Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Merseburg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Blösien — Stadt Merseburg Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Bad Lauchstädter Heilbrunnen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”