Giuseppe Puglisi

Giuseppe Puglisi

Giuseppe Puglisi (* 15. September 1937 in Palermo; † 15. September 1993 in Palermo) war ein sizilianischer Priester und Anti-Mafia Aktivist.

Leben

Giuseppe "Pino" Puglisi wurde 1937 in Palermo als Sohn einer Zuschneiderin und eines Schusters geboren. Brancaccio, der Stadtteil, in dem er zur Welt kam, liegt im Osten Palermos und war ein Armutsviertel, in dem die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, eine absolute Herrschaft ausübt. Seine Ordination als katholischer Priester fand 1960 statt. Zu dieser Zeit war das Verhältnis zwischen Kirche und Mafia noch eng und freundschaftlich; beide pflegten einen strikten Antikommunismus und die Kirche wurde von den lokalen Mafia-Größen unterstützt. Sowohl in der Stadt als auch an verschiedenen Orten in der Provinz Palermo machte er sich über viele Jahre hinweg einen Namen in der Jugendfürsorge; Die Jugendarbeitslosigkeit war und ist auf Sizilien sehr viel höher als im Norden Italiens. 1991 kehrte Puglisi nach Brancaccio zurück, wo er eine Jugendgruppe und eine Lesegruppe gründete und ein Gemeindezentrum aufbaute. Die Jugendlichen des Viertels waren zu großen Teilen perspektivlos und gerieten so in den Dunstkreis des organisierten Verbrechens. Er bekämpfte den Drogenhandel und bei seinen Predigten in der Kirche von Brancaccio, San Gaetano, griff er die Cosa Nostra und ihre dortigen Vertreter, die oft auch während der Messe persönlich anwesend waren, an. Er verurteilte scharf die Brüder Filippo und Giuseppe Graviano, die die Mafiafamilie von Brancaccio leiteten. Er scheute sich auch nicht, die Korruption in der Stadtverwaltung anzuprangern und Namen zu nennen. So geriet er zunehmend in Konflikt mit der Cosa Nostra, die ihre Macht zunehmend bedroht sah.

Im Mai 1993 besuchte Papst Johannes Paul II. Sizilien. In einer spontanen Predigt in der Provinz Agrigent verurteilte er die Mafia und ihre Verbrechen. Am Abend des 15. Septembers -sein 56. Geburtstag- wurde Padre Puglisi vor seiner Haustüre von zwei Mafiosi erschossen. Vor seinem Tod habe Padre Puglisi sie angelächelt und gesagt: "Damit hatte ich gerechnet", wie einer der Mörder, der später verhaftet wurde, beim Prozess aussagte.

Im Jahre 2005 wurde Padre Puglisis Leben und Tod von Roberto Faenza unter dem Titel "Alla luce del sole" ("Am hellichten Tag") mit Luca Zingaretti in der Hauptrolle verfilmt. Der Titel bezieht sich auf die Tatzeit und die Tatsache, dass sich keine Zeugen fanden, obwohl der Mord an einer belebten Piazza stattfand. Die römisch-katholische Kirche hat ein Verfahren zur Seligsprechung von Padre Puglisi eingeleitet.

Literatur

  • Dickie, John: Cosa Nostra - Die Geschichte der Mafia. S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17106-4
  • Henning Klüver: Der Pate - letzter Akt, C. Bertelsmann, 2007 ISBN 3-570-00971-8 - Thema ist die Cosa Nostra, ihre Geschichte und der Werdegang von Bernardo Provenzano
  • Francesco Deliziosi: Don Puglisi : vita del prete palermitano ucciso dalla mafia. Milano: Mondadori, 2001 ISBN 88-04-48852-2

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