Gletscherforschung

Gletscherforschung
Die US-amerikanische Forschungsstation Camp Raven im grönländischen Inlandeis.

Glaziologie ist die Wissenschaft von Formen, Auftreten und Eigenschaften von Eis und Schnee samt ihren Ausformungen als Gletscher, Permafrost und Schelfeis. Sie entstand im 19. Jahrhundert in der Schweiz als Gletscherkunde.

Inhaltsverzeichnis

Fachdisziplinen

Eigergletscher, 1875–2006, kumulierter Zuwachs/Schwund und jährliches Wachstum

Die Glaziologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die mehrere Geo- und Biowissenschaften berührt:

Gleichzeitig ist sie eine der wichtigsten Disziplinen der Polarforschung und eine Datenquelle der Klimatologie.
Die Anwesenheit von Eis auf dem Mars und auf verschiedenen Monden der Planeten unseres Sonnensystems gibt dieser Wissenschaft auch eine extraterrestrische Komponente.

Einzelgebiete dieser Wissenschaft umfassen:

  • die Glazialmorphologie, die sich mit den Formen der Eisgebilde befasst, und daher Teilgebiet der physischen Geographie ist
  • die Glazialgeologie, die sich mit den Ablagerungen, die durch Gletscher entstehen, befasst; sie gehört auch zur Geologie
  • die Historische Glaziologie, die die Gletscherhistorie dokumentiert und die Rekonstruktion historischer Gletscherausbildungen betreibt
  • weitere Fachbereiche untersuchen Auswirkungen der Gletscher auf das Klima, Gletscherprognosen, den Beitrag von Gletschern zur Erosion, die Lebensformen und Lebensräume auf und im Eis, unterirdische Eisvorkommen und anderes.
  • Wichtige Untersuchungsmethoden betreffen unter anderem die Geodäsie und Fotogrammetrie, die Angewandte Geophysik (Schlag- und Geoseismik) und die Meteorologie.

In Deutschland ist das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ein führender Vertreter der Glaziologie, daneben die Kommission für Glaziologie in München (Bayerische Akademie der Wissenschaften), und in der Schweiz die ETH Zürich. In Österreich ist es die Universität Innsbruck, die Universität Salzburg und der Alpenverein. Einige Innsbrucker Institute erstellen mit dem OeAV-Gletschermessdienst den jährlichen Gletscherbericht. In zahlreichen anderen Ländern wird das Fachgebiet ebenfalls durch Forschungsinstitute bearbeitet.

Geschichte

Arktische Eisdicke, 1950/2050

Die „Wiege der Glaziologie“ stand auf dem Unteraargletscher im Berner Oberland. Dort führte der Geologe Franz Joseph Hugi seine ersten Studien durch. 1840 entstand dort unter Louis Agassiz eine erste „Forschungsstation“ unter einem Felsblock, das Hotel des Neuchatelois. Dokumentationen der Zustände einzelner Gletscher werden im Bereich der Alpen seit über hundert Jahren gesammelt.

Der Begriff Eiszeit wurde im Jahre 1837 von Karl Friedrich Schimper eingeführt.

Siehe auch: Gletscherschwund, Globale Erwärmung, Internationales Polarjahr, IGY

Literatur

  • Edmund Blair Bolles: Eiszeit. Wie ein Professor, ein Politiker und ein Dichter das ewige Eis entdeckten, Berlin 2000, ISBN 3870245220
    »Zur Forschungsgeschichte, insb. Louis Agassiz, Charles Lyell und Elisha Kent Kane.«
  • Hansjürgen Müller-Beck: Die Eiszeiten. Naturgeschichte und Menschheitsgeschichte, München 2005, ISBN 3-406-50863-4
    »Knappe Einführung aus der Beck'schen Reihe.«
  • Josef Klostermann: Das Klima im Eiszeitalter, Stuttgart 1999, ISBN 3-510-65189-8

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Louis Jean Rudolphe Agassiz — Louis Agassiz Jean Louis Rodolphe Agassiz (* 28. Mai 1807 in Môtier, Gemeinde Haut Vully, Kanton Freiburg, Schweiz; † 14. Dezember 1873 in Cambridge, Massachusetts, USA) war ein schweizerisch amerikanischer Zoo …   Deutsch Wikipedia

  • Vernagtferner — von Süden, vom Hintergrasleck Der Vernagtferner [fɐˈnaktˌfɛrnɐ] ist ein Gletscher in den Ötztaler Alpen in Tirol und erstreckt sich derzeit über eine Fläche von 8,17 km² …   Deutsch Wikipedia

  • Louis Agassiz — Jean Louis Rodolphe Agassiz (* 28. Mai 1807 in Môtier, Gemeinde Haut Vully, Kanton Freiburg, Schweiz; † 14. Dezember 1873 in Cambridge, Massachusetts, USA) war ein schweizerisch amerikanischer Naturforscher …   Deutsch Wikipedia

  • Glazialeustasie — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Gletscher — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher (in Tirol und Bayern auch Ferner, in Österreich landschaftlich auch Kees)[1] ist eine aus Schnee hervorgegangene Eismasse mit einem klar definierten Einzugsgebiet, die sich aufgrund von Hangneigung …   Deutsch Wikipedia

  • Gletschereis — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Kargletscher — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Nährgebiet — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Talgletscher — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Vergletscherung — Der Mendenhall Gletscher in Alaska Ein Gletscher ist eine vorwiegend aus Schnee hervorgegangene Eismasse, die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises und den anderen Faktoren hervorgehenden… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”