Gnathologie

Gnathologie

Gnathologie (oder auch Funktionsdiagnostik) ist eine zahnärztliche Fachrichtung, die sich mit der Artikulation und Okklusion der Zahnreihen befasst. Dabei wird besonderer Wert auf das optimale Zusammenspiel zwischen Muskeln, Knochen, Gelenken und Okklusion und Parodontium gelegt. Außerdem benutzt die Gnathologie besondere Techniken zur Biss- und Abdrucknahme. Ebenfalls wird eine Gelenksaufszeichnung Axiographie genutzt, um die Bewegungen des Kiefergelenkes, mit einem Fernröntgenseitenbild sowie einem Funktionsabdruck mit Rekonstruktion im Artikulator zu simulieren.

Nur wenn die Grundprinzipien der Gnathologie durch den Behandler analysiert wurden, ist eine zielführende, erfolgreiche Therapie des stomatognathen Systems (Stomatologie) erreichbar. Sie ist die Grundlage für alle ästhetisch-funktionellen Rekonstruktionen mit oder ohne Implantat, Abrasionsfälle, totale Prothesen und erfolgreiche Kieferorthopädie.

Die Gnathologie umfasst - neben einfachen - auch zeitaufwändige zahnärztliche und zahntechnische Leistungen, die in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden.

Geschichte

Mitbegründer der Gnathologie waren u. a. Peter K. Thomas und Charles E. Stuart, beide USA, die in den Jahren 1950 bis 1970 wesentliche Beiträge lieferten: volladjustierbaren Artikulator, Aufwachs-Technik, Frontzahn/Eckzahnführung, Dreipunkt-Kontakte der Kauflächen usw.. In den 1970er und 1980er Jahren wurde diese Lehre auch offizieller Teil des Curriculums an deutschen Universitäten, d. h. eine beträchtliche Anzahl der gegenwärtig tätigen Zahnmediziner wurde so ausgebildet. Das führte insgesamt zu einer Verbesserung der Qualität zahnärztlicher Versorgung, obwohl Kritiker wesentliche Elemente dieser Lehre als nur unzureichend erklärt sehen. Dazu zählen die behauptete zahngeführte Unterkieferbewegung und die sogenannte Dreipunktabstützung der tragenden Höcker. So erscheint die Gnathologie - als Versuch der Erklärung noch nicht verstandener Phänomene - als ein Beispiel für ein Theoriegebäude, das noch nicht ausreichend durch empirische Erkenntnisse gestützt wird.

Die neuere Gnathologie wendet sich vermehrt den Erkrankungen des Kiefergelenks zu. Zu beobachten ist ein allmähliches Verlassen des mechanistischen Konzepts und eine Hinwendung zur Ganzheitsbetrachtung. Allerdings mangelt es auch hier noch an belastbaren Daten aus der Grundlagenforschung. Nicht geklärt scheint den Kritikern z. B. die Ursache des „orofazialen Gesichtsschmerzes“.

Gnathologie als Grundlage für folgende Behandlungsfälle

  • Therapie eines erkrankten Kiefergelenks
  • Therapie mit Aufbissschienen (Aufbisskorrekturen oder auch Aufbissbehelfe genannt)
  • Herstellung Totaler Prothesen (Zahnersatz)
  • Ästhetisch-funktionellen Rekonstruktionen mit oder ohne Zahnimplantate
  • Behandlung von Abrasionsfälle z.B. mit Aufbissschiene
  • Erfolgreiche Kieferorthopädie
  • Behandlung von Zähneknirschen (Bruxismus) und Knacken des Kiefergelenks
  • Behandlung von Okklusionsstörungen

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