Godhard Prüssing

Godhard Prüssing

Godhard Friedrich Julius Prüssing (* 25. Juli 1828 in Bad Segeberg/Holstein; † 9. Oktober 1903 in Jena) war Ingenieur und Zementfabrikant.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Prüssing wurde als vierter Sohn des Georg Heinrich und Emilie Henriette Prüssing, geb. Nissen, geboren. Die Eltern heirateten am 11. November 1821 in Segeberg. Godhard Prüssings Mutter war eine Tochter von Hans Friedrich Nissen, Propst in Bad Segeberg. Sie wurde geboren am 15. April 1799 in Sarau und starb am 2. September 1860 in Kiel.

Godhard Prüssing hatte drei ältere Brüder: Johannes Georg Prüssing (* 30. Oktober 1822 in Segeberg; † 1886 in Chicago), Senffabrikant in Chicago, Ernst Theodor Sophus Prüssing (* 22. August 1824 in Segeberg), Immobilienmakler in Chicago und Carl Gustav Emil Prüssing (* 10. September 1826 in Segeberg; † 1876 in Chicago), Finanzmakler ebd. Godhard Prüssings jüngere Schwester, Bertha Friederike Prüssing (* 1831), war verheiratet mit dem Hausvogt Laue Raben in Bordesholm. Prüssing heiratete am 16. Februar 1858 in Leipzig (Thomaskirche) Roma Sidonie Thekla Pantzer (* 26. April 1831 in Penig, Sachsen; † 12. September 1886 in Jena), Hofopersängerin in Dresden, Kassel, Braunschweig. Sie war eine Tochter des Kaufmanns August Pantzer und seiner Frau Friederica Amalia Mierschau aus Dresden.

Leben

Godhard Prüssing besuchte bis 1845 die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg und studierte anschließend, von 1845 bis 1848, Ingenieurwissenschaften am Collegium Carolineum in Braunschweig. Von 1848 bis 1851 leistete er Dienst als freiwilliger Jäger beim Waßmer´schen Freicorps bei der Schleswig-Holsteinischen Armee (Entlassungsurkunde vom 25. März 1851 als Leutnant beim Ingenieurscorps). 1852 legte er sein Ingenieursexamen am Collegium Carolineum in Braunschweig ab. Von 1853 bis 1866 war Prüssing Eisenbahn-Ingenieur im braunschweigischen Staatsdienst und dabei verantwortlicher Ingenieur für die Strecke Kreiensen–Holzminden.

Am 19. Juli 1872 war er Mitbegründer und persönlich haftender Gesellschafter der Portland-Cement-Fabrik Prüssing, Planck & Co Vorwohle bei Hannover. 1885 folgte die Gründung der Portland-Cement-Fabrik Rüdersdorf bei Berlin mit seinem Sohn Dr. Paul Prüssing. Am 22. Dezember 1885 gründete Godhard Prüssing als persönlich haftender Gesellschafter die Sächsisch-Thüringische Portland-Cement-Fabrik Prüssing & Co. KG a.A. in Göschwitz bei Jena. Die Eintragung im Handelsregister erfolgte am 15. April 1886. Bereits im Jahre 1882 führte er zur Verbesserung von Portlandzement Hüttensand als Hauptbestandteil neben Portlandzementklinker ein in dem von ihm Jahre früher gegründeten Erstunternehmen in Vorwohle, der Vorwohler Portland-Cement-Fabrik Prüssing, Planck & Co. Diese Maßnahme führte jedoch in den folgenden Jahren zu heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Portlandzement produzierenden Werke, aufgrund eines darin gesehenen Verstoßes gegen das Reinheitsgebot für Portlandzement. Es endete mit der Trennung von Portlandzementwerken und den späteren Eisenportlandzementwerken. Dieses Göschwitzer Unternehmen war das Stammwerk des späteren Prüssing-Konzerns und wurde nach der Übernahme durch die Schlesische Portland-Cement-Industrie AG kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges noch zum Hauptsitz eines der größten deutschen Zementunternehmen, der OMZ (Ost-Mitteldeutsche Zementindustrie AG) mit dem ursprünglichen Hauptsitz im oberschlesischen Oppeln.

Bereits 1888 fand die Marke Göschwitz ihre Hauptabsatzgebiete neben Thüringen auch in Sachsen und Bayern. Im gleichen Jahr errichtete er fünf periodisch arbeitende Schachtöfen, die im Jahre 1898 zu kontinuierlich arbeitenden Öfen umgebaut wurden. 1896 trat sein Sohn Hermann Prüssing († 1897) als zweiter persönlich haftender Gesellschafter in das Unternehmen ein. 1899 erwarb sein Unternehmen Aktienanteile der Mitteldeutschen Portland-Cement-Fabrik Prüssing & Co. in Schönebeck/Elbe.

Darüber hinaus befasste er sich auch mit der Errichtung einer Saale-Talsperre, nachdem sein Werk bereits 1890 erheblich unter einer Hochwasserkatastrophe gelitten hatte.

Nach seinem Tode leiteten seine beiden anderen Söhne Paul und Carl Prüssing das Unternehmen weiter. Letzterer war gleichzeitig Direktor der Zementfabrik in Hemmoor.

Godhard Prüssing war 1890 Mitbegründer der Jenaer Loge Kaiser Friedrich III.

Ihm zu Ehren wurde im Jahre 1921 auf Veranlassung des späteren Seniorchefs des Unternehmens Bernhard Averbeck eine Stiftung seines Namens errichtet, die zunächst für die soziale Absicherung in Notfällen vom Werkmeistern und Angestellten diente und 1936 zum Schutz auf sämtliche Mitarbeiter des Unternehmens ausgedehnt wurde, indem das Einlagekapital erhöht wurde.

Literatur

  1. 50 Jahre Göschwitzer Portlandzement, Göschwitz 1936
  2. Ludloff, Rudolf: Vom Einzelwerk zum faschistischen Konzern, Phil.-Habil. Jena 1961
  3. Jenaer Heimatbrief "Der Schnapphans" Herausgeber Heimatkreis Jena: Zur Geschichte des Prüssing-Konzerns in Göschwitz, 35. Ausgabe , 1979.
  4. Tonindustrie-Zeitung, Ausgabe Nr. 123 vom 17. Oktober 1903, 27. Jahrgang, S. 1
  5. Die Matrikel des Collegium Carolinum Nr. 3177 von 1845 und Nr. 3531.
  6. Kirchenbuch Bad Segeberg: Taufen 1828 Nr. 280

Weblinks


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