Alexis de Tocqueville

Alexis de Tocqueville
Alexis de Tocqueville

Charles Alexis Henri Maurice Clérel de Tocqueville [ʃaʀl alɛkˈsi ɑ̃ˈʀi mɔˈʀis kleˈʀɛl dətɔkˈvil] (* 29. Juli 1805 in Verneuil-sur-Seine; † 16. April 1859 in Cannes) war ein französischer Publizist, Politiker und Historiker. Er gilt als Begründer der vergleichenden Politikwissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

De Tocqueville wurde als dritter Sohn von Hervé Bonaventure Clérel de Tocqueville und Louise Le Peletier de Rosanbo geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Verneuil-sur-Seine, wo sein adliger Vater, wie seine Mutter royalistisch eingestellt,[1] Bürgermeister wurde.[2] Vom zehnten Lebensjahr an diente sein Vater sukzessive in den Präfekturen von Angers, Beauvais, Dijon, Metz, Amiens und Versailles, so dass de Tocqueville hauptsächlich bei seiner Mutter aufwuchs.[1] Sein intellektueller Mentor zu dieser Zeit war der Abt Louis Lesueur.[3]

1820 zog er zu seinem Vater nach Metz, wo er 1823 am dortigen Collège Royale seine Studien in Philosophie und Rhetorik abschloss.[4] In dieser Zeit zeugte er ein uneheliches Kind mit einer Bediensteten.[4]

Alexis de Tocqueville, 1850

Nachdem Tocqueville nach Paris gezogen war und dort sein Studium der Rechtswissenschaft beendet hatte, wurde er 1826 Untersuchungsrichter in Versailles. In den Folgejahren machte er die Bekanntschaft Gustave de Beaumonts und Mary Motleys (1826), mit der er 1835 eine Ehe einging, die kinderlos bleiben sollte. Er hörte Geschichtsvorlesungen François Guizots an der Pariser Sorbonne (1829/30) und promovierte 1830 in Versailles.

1831 beauftragte ihn die Regierung, das Rechtssystem und den Strafvollzug in den Vereinigten Staaten von Amerika zu studieren. Tocqueville bereiste die USA mit seinem Freund Gustave de Beaumont. Für ihre Arbeit „Du système pénitentiaire aux États-Unis“ erhielten die beiden einen Preis der Académie française. Aus der Amerikareise und den dort gemachten Erfahrungen resultiert das berühmte Hauptwerk „De la démocratie en Amérique“ (2 Bde., Paris 1835/1840). Der erste Band erschien am 23. Januar 1835[5] in einer Auflage von unter 500 Stück. Bereits im Juni desselben Jahres wurde eine zweite Ausgabe veröffentlicht. Die achte Ausgabe, die 1840 sowohl in Paris als auch in einer Übersetzung von Henry Reeves in London erschien, enthielt schließlich auch den zweiten Band seiner Untersuchungen.

Zwischen 1839 und 1848 gehörte Alexis de Tocqueville als Abgeordneter zur gemäßigten Opposition. Er opponierte gegen die Regierung Guizot, die seiner Meinung nach die französische Gesellschaft in eine gigantische unpolitische Aktiengesellschaft umgewandelt hatte.[6] Wohlstandsstreben allein mache, so erklärte er, keine guten Bürger. Ohne Erfolg betrieb er zusammen mit seinen politischen Freunden - ganz in der Tradition des großherzigen liberalen französischen Adels - die Beseitigung der Sklaverei. Eine besondere Rolle spielte er vor und während der Februarrevolution 1848: In einer Rede vom 29. Januar 1848 vor der Abgeordnetenkammer warnte er prophetisch vor den kommenden Ereignissen: „Merken Sie - wie sage ich? - den Revolutionssturm nicht, der in der Luft liegt?[7] Kaum einen Monat später war die Monarchie unter dem „Bürgerkönig“ Ludwig Philipp in der Revolution untergegangen; Tocqueville selbst hinterließ in seinen Erinnerungen ein lebensnahes historisches Dokument über die Geschehnisse der Revolution, der provisorischen Regierung und der niedergeschlagenen Juniaufstände der Arbeiter von 1848. So schildert er, was für Auswirkungen die Bürgerkriegsatmosphäre auf seine Nachbarn, die bei der Nationalgarde Dienst taten, und auf ihn selbst hatte:

„Als ich mit ihnen sprach, bemerkte ich, mit welch erschreckender Schnelligkeit selbst in einem zivilisierten Jahrhundert wie dem unseren die friedfertigsten Seelen sich sozusagen auf Bürgerkriege einstimmen und wie sich der Geschmack an der Gewalt und die Verachtung des Menschenlebens plötzlich in dieser unglücklichen Zeit dort ausbreiten. Die Menschen, mit denen ich mich unterhielt, waren gut gestellte und friedfertige Handwerker, deren sanfte und ein wenig weiche Gewohnheiten noch weiter von der Grausamkeit als vom Heroismus entfernt waren. Trotzdem dachten sie nur noch an Zerstörung und Massaker. Sie klagten darüber, dass man nicht mit Bomben, Minen und Gräben gegen die aufständischen Straßen vorging, und wollten gegenüber niemandem mehr Gnade walten lassen. […] als ich meinen Weg fortsetzte, kam ich nicht umhin, über mich selbst nachzudenken und über die Natur meiner Argumente zu staunen, mit der ich mich selbst unversehens binnen zweier Tage mit diesen Ideen erbarmungsloser Vernichtung und großer Härte vertraut gemacht hatte, die mir natürlicherweise so fern liegen.“[8]

Er bemühte sich um ein neues Verhältnis zwischen Republik und Kirche und drängte in der verfassungsgebenden Kommission der Nationalversammlung nach der Revolution von 1848 auf eine Beseitigung der lähmenden Zentralisierung des politischen Lebens in Frankreich. Hier war er allerdings schon derart resigniert, dass er in den Verhandlungen zu diesem Thema das Wort nicht mehr ergriff. „In Frankreich kann man nur eines nicht schaffen, nämlich eine freie Regierung, und nur eines nicht zerstören, nämlich die Zentralisierung.“ schrieb er im 2.Teil (Kap. XI) seiner Erinnerungen. Ein Angriff auf die zentralisierte Verwaltung sei „das einzige Mittel, einen Konservativen und einen Radikalen zusammenzubringen.“ Das Zentrum der politischen Aktivität Tocquevilles war aber (auch nach seiner eigenen Überzeugung von der Bedeutung des Gegenstandes) das Vorantreiben, die Förderung und ordnende Gestaltung der Eroberung und Kolonisierung Algeriens. Die Antwort auf seine Fragestellung „Wie kann man Mittelmäßigkeit verhindern und auch in egalitären Gesellschaften Großes hervorbringen oder fördern“ lag für ihn im Kolonialismus.

Zwei große Reisen nach Algerien, mehrere Kommissionsberichte in der Nationalversammlung und etliche Reden zeugen von Tocquevilles unerschütterter Überzeugung: Algerien soll eine französische Kolonie mit einer französischen Besitzerschicht und einer vornehmlich indigenen, dienenden Schicht Nicht-Gleichberechtigter werden.

Nach der Februarrevolution 1848 bekämpfte er den Sozialismus und stimmte mit den Konservativen; er war einer ihrer führenden Vertreter. Als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung gestaltete er die neue Verfassung mit. 1849 übernahm Tocqueville das Auswärtige Amt, trat jedoch zurück, als Louis Napoléon, der spätere Napoléon III., in einem Staatsstreich die Macht ergriff. Beim Staatsstreich am 2. Dezember 1851 wurde Tocqueville verhaftet, aber auf Intervention von Napoléon wieder freigelassen. Verbittert über den Verlust freiheitlich-liberaler Verhältnisse zog er sich ins Privatleben zurück. Nun schrieb er die „Souvenirs“, die - voll von sarkastischen Bemerkungen über seine zeitgenössischen Parlamentskollegen - auf seinen Wunsch erst lange nach seinem Tode erscheinen sollten. Es folgte sein zweites Hauptwerk „L'Ancien Régime et la Révolution“, dessen erster Band 1856 erschien.

Über die Demokratie in Amerika (1835/1840)

De la démocratie en Amérique“ beschreibt unter anderem die Demokratie im Kontext der politischen Gesellschaft[9]. Das Buch erhielt 1836 den Prix Montyon der Académie française, deren Mitglied Tocqueville 1841 wurde, und wird heute noch an den Universitäten behandelt. In seiner Analyse der amerikanischen Demokratie arbeitete er die Ursachen für die Art und Weise des Funktionierens der Demokratie in den USA heraus. Er zeigt die Gefahren demokratischen Regierens, die zu einer „Tyrannei der Mehrheit“ führen könne, und er beschreibt, wie die amerikanische Verfassung und ihr Verfassungsleben dieser Gefahr durch Dezentralisation und aktive Teilnahme der Bürger entgegenwirkte (Band 1). Im zweiten Band des Werkes macht er dann noch eine weitere Gefahr aus, die für ihn der Demokratie inhärent ist: Die Allgewalt der Regierung, die die Bürger der Eigeninitiative beraubt, sie schrittweise des selbständigen Handelns entwöhnt, und sie so zu unmündigen Privatleuten degradiert, die sich nur um ihre wirtschaftlichen Probleme kümmern. Auch hier zeigt er, wie die amerikanische Demokratie dieser Gefahr begegnete: durch Dezentralisation, durch die Lehre vom wohlverstandenen Eigennutz und durch eine Beeinflussung der dominierenden Verhaltensstandards durch das Christentum.

Über das Verhältnis von Freiheit und Gleichheit

Die wichtigen Institutionen der amerikanischen Union haben nach Tocqueville allesamt neben ihrer problemlösenden Leistung noch eine zweite, gleichsam ungewollte Nebenwirkung: Sie erziehen die neuen Generationen der Amerikaner zu dem Bürgersinn, der in den jungen USA der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts vorherrscht. Sie erhalten die mœurs (Sitten). Verantwortungsgefühl, Eigeninitiative, Ordnungssinn, Bereitschaft, sich in die öffentlichen Angelegenheiten einzumischen, Kenntnisse demokratischer Praxis sowie einen öffentlichen politischen Bereich, in den die Kirchen nicht direkt intervenieren: All dieses gehört zu den US-amerikanischen Selbstverständlichkeiten. Diese Selbstverständlichkeiten, ursprünglich meist ein Erbe der puritanischen Gründer, werden durch das gesamte politische und gesellschaftliche Leben, durch die Einrichtungen besonders der lokalen Politik, zur zweiten Natur der Nordamerikaner gemacht. Dies beschreibt Tocqueville nicht ohne den Hintergedanken, dass Frankreich und andere europäische Nationen an diesem Teil des amerikanischen Beispiels lernen können. So könnten sie vielleicht demokratische Sitten entwickeln. Das letzte Kapitel dieses ersten Bandes der Démocratie en Amérique untersucht die Hauptursachen dafür, dass sich die demokratische Republik in Nordamerika erhält und stabil ist. Das wichtigste Ergebnis seiner Überlegungen formuliert Tocqueville in der Überschrift eines Unterkapitels: „Die Gesetze tragen mehr zur Erhaltung der demokratischen Republik in den Vereinigten Staaten bei als die geographischen Umstände und die mœurs noch mehr als die Gesetze.“ Mit anderen Worten: Die mœurs sind für die Stabilität der amerikanischen Union wichtiger als die geschriebene Verfassung, und sie sind auch wichtiger als die besondere geopolitische Lage der USA. In einer Fußnote zum ersten Absatz des so überschriebenen Unterkapitels erinnert Tocqueville seinen Leser an die in einem vorangegangenen Kapitel gegebene Beschreibung dessen, was er mit mœurs bezeichnet. Dort steht:

„Ich verstehe hier den Ausdruck mœurs in dem Sinne, den die Alten dem Wort mores gaben; ich wende ihn also nicht nur auf die eigentlichen Sitten an, die man liebgewonnene Gewohnheiten nennen könnte, sondern auf die verschiedenen Begriffe, die die Menschen besitzen, die verschiedenen Meinungen, die unter ihnen gelten, und auf die Gesamtheit der Ideen, welche die liebgewonnenen Gewohnheiten bilden.“

Die mœurs oder Sitten und Gewohnheiten beschreiben also den gesamten Kosmos der Denk-, Verhaltens-, Debattier- und Interpretationsweisen einer Gesellschaft; ihre Art, die öffentlichen, wirtschaftlichen und privaten Angelegenheiten zu beschreiben, ihre Symbole und Gemeinplätze, ihre Werte und die sich aus diesen ergebende Praxis menschlichen und bürgerlichen Verhaltens und Handelns.

Der zweite Band von „De la démocratie en Amérique“ von 1840 befasst sich intensiver mit den Grundlagen von Staat und Politik. Die mœurs bleiben der Hauptgegenstand der Untersuchungen Tocquevilles: So wie der erste Band die Wirkung des dezentralisierten Vereinswesens, der lokalen Politik in den Gemeinden, der Geschworenengerichte, der föderalen Aufteilung der USA und anderer äußerer Faktoren auf den Bürgersinn der Amerikaner der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts untersucht und feststellt, in welch starkem Maße die Einrichtungen der amerikanischen Verfassung den Gründungsgedanken der USA lebendig erhalten, untersucht der zweite Band auch die problematischeren mœurs der Demokratie. Er beschreibt insbesondere das Verhältnis von Gleichheit und Freiheit. Tocqueville sieht darin keine Prinzipien von gleicher Wichtigkeit, sondern spricht sich deutlich für den Vorrang der Freiheit aus. Die in einem aufgeklärten Staat entstehende formale Gleichheit der Bürger hat nach Tocqueville verschiedene Auswirkungen. Zu allererst schafft der Wegfall ständischer Ordnungen und die Rechtsgleichheit aller Bürger jenen Raum, den ein freiheitliches Individuum überhaupt benötige. Der Wegfall von Autoritäten und die Unabhängigkeit der Menschen begründen jene Freiheitsliebe, die demokratische Gesellschaften und ihre Institutionen auszeichnet. In einer daraus entstehenden Anarchie sehen die Kritiker die größte Gefahr einer demokratischen Ordnung. Tocqueville widerspricht dem nicht, sieht darin aber nicht das Hauptproblem des Gleichheitsprinzips. Vielmehr fürchtet er in seiner Ausgangsthese des vierten Teils des zweiten Bandes eine schleichende Beeinträchtigung des Freiraums der Bürger. „Die Gleichheit löst nämlich zwei Tendenzen aus: die eine führt die Menschen geradewegs zur Freiheit und kann sie auch plötzlich in die Anarchie treiben; die andere leitet sie auf längerem, verschwiegenerem, aber sicherem Wege in die Knechtschaft.“ Während sich ein demokratischer Staat gegen die Anarchie zu schützen weiß, ist die Abwehr des Verlusts individuellen Freiraums durch Gleichmacherei schwieriger, da diese sowohl den Neigungen der Masse der Bürger entspreche als auch dem Staat gelegen komme.

Für Tocqueville führt das Prinzip der Gleichheit tendenziell zu einem starken, zentralistisch organisierten Staat, gegen den sich das Individuum nicht mehr wehren kann. Daraus entstehe eine grenzenlose „Volksgewalt“. Die Repräsentanten dieser Macht werden sich ihrer Gewalt allmählich bewusst und fördern diese Position aus Eigeninteresse. Die Regierenden können schließlich „alle Vorgänge und alle Menschen verwalten“. Für Tocqueville entsteht dadurch ein Transfer von Verantwortlichkeiten. Unter „Regieren“ verstehen die Führer dieser Staaten nicht mehr nur die Regentschaft des gesamten Volkes, sondern auch die Verantwortlichkeit für das Wohlergehen jedes Einzelnen. Sie sehen ihre Aufgabe nun auch darin, den Bürger „zu leiten und zu beraten, ja ihn notfalls gegen seinen Willen glücklich zu machen“. Umgekehrt übertragen die Einzelnen immer mehr ihre Selbstverantwortung auf die staatliche Gewalt. Letztlich befürchtet Tocqueville ein Abrutschen in die Unfreiheit, wenn die Gleichheit zum einzigen großen Ziel wird.

Die Grenzen der Gleichheit und das Ende des Mitleids

Henning Ritter stößt in seiner Untersuchung über das Mitleid auf Tocquevilles Gleichheitsvorstellungen und stellt fest, dass das demokratische Empfinden an der in Amerika fortbestehenden Sklaverei außer Kraft gesetzt sei. Tocqueville nehme nämlich wahr, dass der gleiche Mensch, der voll Mitgefühl für seine Mitmenschen sei, gefühllos gegenüber ihren Leiden wird, sobald diese nicht zu seinesgleichen gehören. Insofern stelle die Sklaverei die Enklave einer vergangenen Gesellschaftsordnung dar, nämlich der aristokratischen.[10]
Was für die Sklaven gilt, trifft noch mehr auf den an den Indianern vollzogenen Völkermord zu, in dem Tocqueville nach Domenico Losurdo sich „gewissermaßen (…) einen göttlichen Plan“ vollziehen sieht, wie er später im so genannten Manifest Destiny Ausdruck finde. Denn Tocqueville gibt den Indianern Mitschuld an ihrem Untergang, zumal sie keine Besitztitel an dem von ihnen bewohnten Land vorlegen konnten. Nach John Locke, dem Tocqueville hier folgt, kann nur das zum Eigentum werden, was zur Nutzung bearbeitet wird. Insofern spricht Tocqueville gleich zu Anfang des Buches von einer „Wüste“, die die Indianer bewohnen, wie er das Land der Indianer an gleicher Stelle später als „leere Wiege“ bezeichnet:

„Obwohl das ausgedehnte Land von zahlreichen Stämmen Eingeborener bewohnt war, kann man mit Recht behaupten, dass es zum Zeitpunkt seiner Entdeckung nichts als eine Wüste war. Die Indianer wohnten dort, aber sie besaßen es nicht, weil sich der Mensch nur mit der Landwirtschaft den Boden aneignet und die Ureinwohner Nordamerikas von den Jagderzeugnissen lebten. Ihre unerbittlichen Vorurteile, ihre unzähmbaren Leidenschaften, ihre Laster und mehr vielleicht noch ihre wilde Kraft händigten sie einer unvermeidbaren Zerstörung aus. Der Ruin dieser Bevölkerung begann an dem Tag, an dem die Europäer an ihren Küsten landeten, er ging unermüdlich voran und ist heute fast vollendet.“[11]

Tocqueville fand mit seinem Buch über die Demokratie in Amerika in seinem argentinischen Zeitgenossen Domingo Faustino Sarmiento einen seiner stärksten Bewunderer, so dass dieser sich in seinem Werk „Barbarei und Zivilisation. Das Leben des Facundo Quiroga“ von 1845 ausdrücklich auf ihn beruft. Für Sarmiento hätte es nämlich eines Tocqueville und seiner im Amerika-Buch angewandten Methode bedurft, um die argentinische Republik und ihre angestrebte Entwicklung angemessen zu beschreiben.[12] In dieser Bewunderung kommt zum Ausdruck, was Tocqueville in der Analyse von Domenico Losurdo zum Vertreter einer „Demokratie für das Herrenvolk“ macht, als der sich Sarmiento unverhohlen zu erkennen gibt, da er für Argentinien anstatt der indigenen Bevölkerung ausschließlich Europäer als Siedler wünscht.[13] Denn für Sarmiento als Leser Tocquevilles stand fest, dass die indianische Bevölkerung Argentiniens gegenüber den europäischen Ansprüchen so wenig eine Zukunft haben würde wie die nordamerikanischen Indianer.

Europäische Rezeption von „Über die Demokratie in Amerika“

Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist „Über die Demokratie in Amerika“ eines der meistrezipierten Werke der Sozialwissenschaften und wird in vielen Grundlagenseminaren der Politikwissenschaft und Soziologie gelehrt. Eine Reihe sozialwissenschaftlicher Kernkonzepte lässt sich auf das Werk zurückführen. So ist Tocqueville einer der ersten Demokratiekritiker, die die Gefahr einer Tyrannei der Mehrheit sehen. Besonders im 2. Band der Démocratie en Amérique betont Tocqueville zudem, dass das Streben nach Gleichheit zu einer Uniformisierung unter einer starken Zentralgewalt führe. Diese entmündige die Bürger und mache sie vom Handeln der jeweiligen Regierung abhängig. Die Bürger würden so des selbständigen Handelns entwöhnt. Es ist unübersehbar, dass diese Überlegungen Tocquevilles besonders seinen französischen Erfahrungen entspringen. Er vertieft gerade diese Überlegungen in seinem zweiten Hauptwerk L'Ancien Régime et la Révolution. Die Gefahren der Tyrannei und der Entmündigung seien in Amerika jedoch durch eine Reihe von Mechanismen begrenzt. So existiere beispielsweise keine starke Zentralregierung, die eine Diktatur der Mehrheit effektiv ausführen könnte.[14] Heute wird Tocqueville in Zusammenhang mit dem Aufbau der Europäischen Demokratie gebracht.[15] Auch das Lissabon-Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts weise auf die Notwendigkeit einer partizipativen Demokratie hin.

Eroberung und Kolonisierung Algeriens

Tocqueville als Kolonialist

Bereits 1828 sprach sich Tocqueville für eine militärische Expedition in das damals zum Osmanischen Reich gehörende Algerien aus. 1833 erwog er, nachdem 1830 Algier von französischen Truppen eingenommen worden war, dort Land zu erwerben.[16] Er wird zum Algerien-Experten, was sich vor allem in seiner parlamentarischen Laufbahn zeigt.[17] Setzt Tocqueville zunächst auf private Kräfte bei der Besiedlung Algeriens, wobei er die Assimilation der arabischen Bevölkerung ins Auge fasst, geht er 1841 davon aus, dass nur staatliche Politik in der Lage ist, das Land vollkommen zu erobern und in französischen Besitz zu bringen. Da die anvisierte totale Eroberung daran scheitert, dass nicht genügend europäische Siedler zu gewinnen sind, weil die demographische Situation in Frankreich im Unterschied zu anderen europäischen Ländern stagniert[18] und Tocqueville keine Chance mehr sieht, mit den Arabern ein Einvernehmen herzustellen, geht er ab 1846 davon aus, dass die französische Inbesitznahme nur unter fortwährender Kontrolle und Entrechtung der einheimischen Bevölkerung gewährleistet ist, also auf ein frühes Apartheid-Regime hinausläuft.[19]

„Gedanken über Algerien“ (1841)

In seiner „Travail sur l'Algérie“, 2006 zum ersten Mal in den „Kleinen politischen Schriften“ unter dem Titel „Gedanken über Algerien“ auf Deutsch erschienen,[20] zeigt sich Tocqueville als „vehementer Befürworter der Eroberungspolitik“ (Harald Bluhm).
Tocqueville schreibt, dass Algerien deshalb für Frankreich so wichtig sei, weil ein Verzicht auf die Eroberung hieße, „der Welt seinen sicheren Niedergang anzuzeigen“ (S. 109). Das sei nach den schon einmal erlittenen Verlusten England gegenüber (siehe Siebenjähriger Krieg in Nordamerika) nicht zu verantworten. Zunächst habe es darum zu gehen, Abd el-Kader zu besiegen, der sich inzwischen auch militärisch bei den Franzosen alles abgeschaut und angeeignet habe, „was er braucht, um sie (seine Landsleute) zu unterwerfen“ (S. 116). Die Auseinandersetzung mit ihm sei inzwischen nur noch im Kampf möglich, da andere Konzepte wie die Chance, die einen gegen die anderen auszuspielen und alle auf diese Weise zu beherrschen, nicht genutzt worden seien. Zwar erwähnt er, dass die Menschlichkeit und das Völkerrecht im zu führenden Krieg berücksichtigt werden müssen (S. 120), muss aber gleichzeitig zugeben, dass „dieser Krieg (…) keinem anderen“ gleiche, „wie jeder weiß; alle Erfahrungen aus den europäischen Gefechten sind unbrauchbar und oft schädlich“ (S. 128). So argumentiert Tocqueville gegenüber den Befürwortern milder Vorgehensweisen:

„(…) sagten mir in Frankreich Menschen, die ich achte, ohne ihnen zuzustimmen, es sei schlecht, dass man Ernten niederbrenne, Speicher ausräume und letztlich sogar Unbewaffnete, Frauen und Kinder in Gewahrsam nehme. Ich halte das für leidige Notwendigkeiten, denen sich jedes Volk, das gegen Araber Krieg führen will, beugen muss.“

S. 119

Ausdrücklich empfiehlt er für Araber ein Handelsverbot mit der Zerstörung von allem, „was einer Stadt ähnlich sieht“, und eine Verheerung des Landes, zumal „mörderische Unternehmungen mitunter unentbehrlich und unverzichtbar“ seien (S. 120 f.). Für die Armee d’Afrique seien Einheimische, nämlich Zuaven, als Söldner (S. 124) und französische Offiziere und Mannschaften, die lange in Algerien dienen, wichtig. Die Arbeit der Offiziere findet er bewundernswert, fragt sich aber gleichzeitig, „was wir mit einer Vielzahl solcher Männer machen sollten, wenn sie zu uns zurückkehrten“ (siehe zum Beispiel General Lamoricière oder Marschall Bugeaud); denn es schreckt ihn der Gedanke, dass Frankreich einmal „von einem Offizier der Afrika-Armee gelenkt wird!“ (S. 126 f.)[21]

Er spricht sich dafür aus, dass Kolonisation und Eroberung gleichzeitig betrieben werden, weil so auf das militärische Engagement der Siedler selbst zu zählen sei (S. 129), und fragt sich, ob die eroberten Gebiete um Algier herum von einem Befestigungswerk geschützt werden sollten. Auf jeden Fall seien der neue Bodenbesitz der Siedler in einem einzuführenden Grundbuch festzuschreiben, damit sie gegenüber der Willkür französischer Behörden oder dem möglichen Anspruch des eigenen Militärs abgesichert sind. Denn es gehe um „eine von Europäern gebildete Nation“, „die das Gebiet, das wir erobert haben, verwaltet und sichert“ (S. 136-139). Als Chef der Verwaltung sei ein von Paris unabhängiger Generalgouverneur zu bestellen, der Machtmissbrauch und Willkür verhindern soll, damit Algerien für Siedler attraktiver werde. Deren persönliche Freiheit sei mit der Freiheit ihres Eigentums zu gewährleisten, denn „die Kolonien aller europäischen Völker bieten dasselbe Bild. Die Rolle des Einzelnen ist dort überall größer als im Mutterland, und nicht geringer“ (S. 139). Es seien deshalb „zwei sehr verschiedene Gesetzgebungen“ einzurichten, „weil dort zwei streng geschiedene Gesellschaften bestehen“ und die für Europäer „aufgestellten Regeln immer nur für sie gelten müssen“ (S. 157).[22] Angesichts der Verhältnisse anfangs der 1840er Jahre mit einem Anteil von viermal soviel Soldaten gegenüber den Siedlern sieht Tocqueville noch viel zu tun (S. 162).

Seloua Luste Boulbina kommt gegenüber den Gedanken, die Tocqueville zur Kolonisation entwickelt, zu dem Schluss, dass er zwar mit politischer Klarsicht über Schwarze, Araber und französische Arbeiter urteilen konnte, aber gegenüber allem Sozialen taub geblieben sei.[23]

Über die französische Revolution (1856)

Auch in „L’Ancien Régime et la Révolution“ spielen die mœurs eine Hauptrolle, wenngleich Alexis de Tocqueville den Ausdruck in diesem Spätwerk kaum gebraucht. Der beschriebene praktische Sinn der Amerikaner, ihre von den Gründungsvätern eingebrachten und durch die institutionelle Ordnung der USA lebendig gehaltenen und an die Nachwachsenden weitergegebenen mœurs, stehen in einem spannungsreichen Gegensatz zu den politischen Zuständen und zu den vorherrschenden Denkweisen in Frankreich. Tocqueville zeigt in seinem zweiten großen Werk, „Die alte Herrschaftsordnung und die Revolution“, dass die meisten der Einrichtungen und Verfassungsregeln, die man gemeinhin zu den Errungenschaften der Revolution rechnet, nicht von dieser eingeführt wurden. Sie bestanden schon vor der Revolution.

Auch zur Großen Revolution zeigt de Tocqueville jene Distanz, die schon bei seinem Amerika-Werk ins Auge springt. Tocqueville begrüßt und bejaht die Ergebnisse der Revolution, er bewundert die Großherzigkeit der ersten Revolutionäre, aber er ist überzeugt: Die politischen Ergebnisse der Revolution wären auch in einem schrittweisen Reformprozess erreichbar gewesen. Die meisten Ergebnisse der Revolution aber sieht Tocqueville als lange vor den Ereignissen vorbereitet oder durchgesetzt an.

Die von den Königen begonnene Zentralisierung wird von der Revolution nur vollendet. Sie führt zu einer zunehmenden Ähnlichkeit der Lebensweise der Bürger ohne gleiche politische Rechte und hat einen Verlust an Bürgersinn zur Folge, der durch die omnipräsente Verwaltung gefördert wird. Eine politische Klasse, die nicht bemerkt, was sie tut, weil sie nur verwaltet, und Bürger, die nicht lernen zusammenzuarbeiten, weil sie von oben verwaltet werden, sind Gegenstücke zur amerikanischen Realität. Zur Wirklichkeit des vorrevolutionären Frankreich gehören einerseits Intellektuelle, die mit einer ihnen nicht zugänglichen politischen Praxis auf Kriegsfuß stehen, darum Wolkenkuckucksheime bauen und einer utopischen vollkommenen Gleichheit nachträumen. Ebenso zählt die alte politische Klasse, der Adel, dazu, dessen wohlhabende Teile sich privilegierender Rechte erfreuen, die längst ohne entsprechende lokale politische Aufgaben gegeben sind. Tocqueville zeigt, wie diese Fehlentwicklungen zu apolitischen und anti-religiösen Grundhaltungen führen, die in einem jahrhundertelangem Entwicklungsprozess entstanden. Wo die Bürger nicht gewohnt sind zusammenzuarbeiten – auch wenn sie von den Institutionen dazu eingeladen werden –, entstehen Ablehnung und oft Hass oder Verachtung.

Nach der Revolution kommen diese vorrevolutionären mœurs nun, von der egalitären Ordnung unterstützt, an die Oberfläche und prägen das politische Leben Frankreichs. Auch was die Feindseligkeit gegen das Christentum anbetrifft, sieht Tocqueville – der seinen Glauben nach eigener Aussage verloren hat – hier die Gefahren mangelnder Demut und drohenden Größenwahns, der dann in den beiden napoleonischen Abenteuern mündet. (Dies sollte im nicht mehr vollendeten zweiten Band des Werkes beschrieben werden.) Diese Abenteuer sind für ihn nicht zuletzt wegen des mangelnden Bürgersinns einer vom Hass und von der Abwesenheit demokratischer mœurs geprägten Gesellschaft möglich geworden.

Das Buch über die Grande Révolution ist voller feindseliger Anspielungen auf die Machtergreifung des „petit Napoléon“ und auf dessen neue Politik. Nicht ganz vorwurfslos beschreibt er, dass der französische Adel - jenseits des Verlustes seiner Privilegien - seiner Vorbild- und Führungsaufgabe nicht gerecht wurde - für Tocqueville eine der Bedingungen für den Staatsstreich von Napoléon III.

Bedeutung der amerikanischen und der französischen Revolution

Tocqueville erkennt die historische Singularität der amerikanischen und der Französischen Revolution. Er sieht, dass die Welt in ein neues Zeitalter aufgebrochen ist, das sich in erster Linie durch größere Gleichheit auszeichnet. Darunter versteht Tocqueville das Ende ständischer Privilegien und eine Ausweitung demokratischer Rechte. Doch während alle Welt dieser Entwicklung zujubelt, weist Tocqueville trotz prinzipieller Zustimmung auch auf die Gefahren dieses Fortschritts hin. Insbesondere erkennt er, dass mehr Gleichheit und Demokratie nicht zwingend mehr Freiheit bedeuten müssen. In kritischer Auseinandersetzung mit einer schon damals dominanten Montesquieu-Rezeption betont Tocqueville: Nicht demokratische Institutionen, sondern freiheitliche Denk-, Verhaltens- und Redeweisen sowie ein von diesen freiheitlichen Sitten durchtränkter Diskurs (eben die mœurs) sind die Essenz demokratischer Ordnung.

Diese Erkenntnis bildet den zentralen Kern in Tocquevilles Werk: seine ganze Leidenschaft widmet er dem Zweck, aufzuzeigen, wie die Freiheit der Menschen in der modernen Welt aufrechterhalten werden kann. Gefahr droht der Freiheit nach Tocqueville in mehrfacher Hinsicht. Zum einen sieht er sie im sich ausbreitenden Individualismus, der insbesondere durch ein alles dominierendes Erwerbsmotiv begünstigt wird. Dies führt dazu, dass sich der Einzelne zunehmend in sein Privatleben zurückzieht und sich nicht in den öffentlichen Angelegenheiten betätigt. Diese Teilnahmslosigkeit der Bürger begünstigt einen „wohlwollenden Despotismus“, welcher durch einen ausufernden Zentralstaat und eine entmündigende Bürokratie gekennzeichnet ist. Am Ende droht ein Rückfall in die Diktatur oder gar in eine Ordnung, die man heute totalitär nennt.

Gerettet werden kann die Freiheit gemäß Tocqueville durch das, was man gemeinhin als Bürgergesellschaft bezeichnet: durch Vereine, Pressefreiheit, vor allem aber durch politische Partizipation, die ihrerseits föderale Strukturen insbesondere starke und autonome oder teilautonome Gemeinden sowie das Subsidiaritätsprinzip voraussetzt. Es sind dies die „Schulen der Freiheit“, die Tocqueville in Amerika vorfindet und die er sehr bewundert. Diese Institutionen garantieren die oben angesprochenen mœurs.

Tocqueville definiert den für sein Werk zentralen Begriff der Freiheit nicht. Dies hat dazu geführt, dass zu Tocqueville heute eine Reihe von Interpretationsansätzen existieren, die sich teilweise widersprechen. Einer Auffassung zufolge versteht Tocqueville unter Freiheit letztlich nichts anderes als Menschenwürde. Eine andere Interpretation sieht in ihm einen sehr radikalen Liberalen, der alle sozialstaatlichen Regulierungen verwirft und die freie Initiative für das Zentrum freiheitlicher Aktivität hält. Freiheit ist, so verstanden, für Alexis de Tocqueville im Wesentlichen Handlungsfreiheit, sei es die des einzelnen Bürgers, sei es - und hier liegt sein wesentlicher politischer Akzent - im Zusammenwirken mit den Mitbürgern.

Werke

  • De la démocratie en Amérique. 2 Bde. Paris 1835/1840 (dt.: Über die Demokratie in Amerika. Stuttgart 1959 und öfter.)
  • L'ancien régime et la révolution. Paris 1856 (dt.: Der alte Staat und die Revolution)
  • Erinnerungen mit einer Einleitung von C.J. Burckhardt, Stuttgart, 1954ff
  • Alexis de Tocqueville als Abgeordneter, Briefe an seinen Wahlagenten Paul Clamorgan 1837-1851 (hrsg. J. Kühn) Hauswedell u.Co, Hamburg 1972, ISBN 3-7762-0006-5
  • Kleine politische Schriften herausgegeben von Harald Bluhm, Berlin 2006, Akademie Verlag, ISBN 978-3-05-004175-9
  • Œuvres I-II (édition publiée sous la direction de André Jardin) Paris 1991ff. (Pléiade)
  • Œuvres complètes I-XVIII, Paris 1961ff. 30 Bände.
  • Das Elend der Armut. Über den Pauperismus, Avinus Verlag, Berlin 2007. ISBN 978-3-930064-75-5 (Hergestellt on demand)

Tocqueville-Effekt

Als Tocqueville-Effekt bezeichnet man ein Phänomen in der Soziologie bzw. der Sozialpsychologie. Es geht darum, dass Revolutionen nicht dann ausbrechen, wenn die Repression am schärfsten ist, sondern wenn das Regime sich bereits gemildert hat und zu Reformen bereit ist, die Unzufriedenheit sich also risikoloser äußern kann. So im Falle des von Tocqueville analysierten Ancien Régime unter Ludwig XVI. und im Ostblock nach der Entstalinisierung durch Nikita Chruschtschow (1956) sowie 1989-91 nach der Perestroyka unter Michail Gorbatschow:

„Die Regierung, welche durch eine Revolution vernichtet wird, ist fast stets besser als ihre unmittelbare Vorgängerin. Die Erfahrung lehrt, dass der gefährlichste Augenblick für eine schlechte Regierung gewöhnlich derjenige ist, in dem sie sich zu reformieren beginnt.“[24]

Tocqueville-Paradoxon

Als Tocqueville-Paradoxon bezeichnet man in der Soziologie das Phänomen, „dass sich mit dem Abbau sozialer Ungerechtigkeiten gleichzeitig die Sensibilität gegenüber verbleibenden Ungleichheiten erhöht“.[25]

Tocqueville in der Literatur

Literatur

  • Hugh Brogan: Alexis de Tocqueville. Prophet of Democracy in the Age of Revolution. Profile Books Ltd, London 2006, ISBN 1-86197-509-0 (vgl. BBC-Radio-4-Diskussion mit dem Autor, 22. November 2006).
  • Arnaud Coutant: Tocqueville et la constitution democratique. Souveraineté du peuple et libertés. Essai. Mare et Martin, Paris 2008, ISBN 978-2-84934-058-5 (Droit & science politique 2).
  • Gerd Habermann: Ein Alexis de Tocqueville-Brevier. h.e.p.-Verlag AG, Bern 2005, ISBN 3-7225-0003-6.
  • Karlfriedrich Herb, Oliver Hidalgo: Alexis de Tocqueville. Campus, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-593-37647-4 (Campus Einführungen).
  • Claus Offe: Selbstbetrachtung aus der Ferne / Tocqueville, Weber und Adorno in den Vereinigten Staaten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004 ISBN 3-518-58399-9
  • Michael Hereth: Alexis de Tocqueville. Die Gefährdung der Freiheit in der Demokratie. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-005396-5.
  • Michael Hereth: Tocqueville zur Einführung. Junius, Hamburg 1991, ISBN 3-88506-869-9 (Zur Einführung 69), (2. verbesserte Auflage. ebenda 2001, ISBN 3-88506-333-6).
  • Michael Hereth, Jutta Hoeffken (Hrsg.): Alexis de Tocqueville. Zur Politik in der Demokratie. Symposion zum 175. Geburtstag von Alexis de Tocqueville. Vom 27. – 29. Juni 1980 in der Theodor-Heuss-Akademie zu Gummersbach Baden-Baden 1981. Nomos, Baden-Baden 1981, ISBN 3-7890-0679-3 (Schriften der Friedrich-Naumann-Stiftung. Wissenschaftliche Reihe).
  • André Jardin: Alexis de Tocqueville. Leben und Werk. Campus Verlag u. a., Frankfurt am Main u. a. 1991, ISBN 3-593-34434-3.
  • Jacob P. Mayer: Alexis de Tocqueville. Analytiker des Massenzeitalters. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1954, ISBN 3-406-02485-8 (3. veränderte und erweiterte Auflage. Beck, München 1972, ISBN 3-406-02485-8 (Beck'sche schwarze Reihe 85)).
  • Karl Pisa: Alexis de Tocqueville. Prophet des Massenzeitalters. Eine Biographie. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06178-5.
  • Günter Rohrmoser: Konservativismus im 19. Jahrhundert. Alexis de Tocqueville. In: Günter Rohrmoser: Konservatives Denken im Kontext der Moderne. Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim/Baden 2006, ISBN 3-930218-36-4.
  • Otto Vossler: Tocqueville. (Vortrag). Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1966 (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main 5, 1, ISSN 0512-1523).
  • Alan Ryan: Genie mit Mängeln. Über Alexis de Tocqueville. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. 62, Heft 3, März 2008, ISSN 0026-0096, S. 206–217.
  • Sheldon S. Wolin: Tocqueville between Two Worlds. The Making of a Political and Theoretical Life. 2. printing and 1. paperback printing. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2003, ISBN 0-691-11454-4.

Weblinks

 Wikisource: Alexis de Tocqueville – Quellen und Volltexte
 Commons: Alexis de Tocqueville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b http://www.gradesaver.com/classicnotes/authors/about_alexis_tocqueville.html
  2. http://www.tocqueville.org/chap1.htm#part1
  3. http://www.tocqueville.culture.fr/fr/portraits/p_alexis-enfance.html
  4. a b http://www.tocqueville.culture.fr/fr/portraits/p_alexis-metz.html
  5. Alexis de Tocqueville, Arthur Goldhammer (Übersetzung): Democracy in America, Seite 907. ISBN 1-931082-54-5 (englisch), abgefragt am 22. Januar 2011
  6. Arnaud Coutant, Tocqueville et la constitution democratique, Mare et Martin, 2008, 680 p.
  7. A. d. Tocqueville, Souvenirs. Préface de Claude Lefort, Paris: Gallimard 1999, S. 25.
  8. A. d. Tocqueville, Souvenirs. Préface de Claude Lefort, Paris: Gallimard 1999, S. 217 f. – Vgl. dazu Olivier Le Cour Grandmaison, Coloniser. Exterminer. Sur la guerre et l’État colonial, Paris : Fayard 2005, S. 318 f.
  9. Pawel Zaleski: Tocqueville on Civilian Society. A Romantic Vision of the Dichotomic Structure of Social Reality. In: Felix Meiner Verlag (Hrsg.): Archiv für Begriffsgeschichte. 50, 2008.
  10. Henning Ritter, Nahes und fernes Unglück. Versuch über das Mitleid, C. H. Beck, München 2004, S. 106.
  11. Zitiert in Domenico Losurdo: Kampf um die Geschichte. Der historische Revisionismus und seine Mythen, PapyRossa, Köln 2007, S. 236 f.
  12. Domingo Faustino Sarmiento: Barbarei und Zivilisation. Das Leben des Facundo Quiroga. Ins Deutsche übertragen und kommentiert von Berthold Zilly, Eichborn: Frankfurt am Main 2007, S. 11; ISBN 978-3-8218-4580-7. – Zur Bedeutung von Tocqueville für Sarmiento vgl. Susana Villavicencio: Sarmiento lector de Tocqueville, S. 315-324; Diego Tatián: Sarmiento y Tocqueville. En busca del animal político, S. 333-340, in: Marisa Muñoz, Patrice Vermeren (Hg.): Repensando el siglo XIX desde América Latina y Francia: Homenaje al filósofo Arturo A. Roig, Ediciones Colihue SRL, Buenos Aires 2009.
  13. Domenico Losurdo: Freiheit als Privileg. Eine Gegengeschichte des Liberalismus, PapyRossa, Köln 2010, S. 298.
  14. Tocqueville, Alexis de (1835): „De la démocratie en Amérique“ Band 1, Teil 2, S. 90f.
  15. So Bernd Hüttemann: Europäisches Regieren und deutsche Interessen. Demokratie, Lobbyismus und Art. 11 EUV, Erste Schlussfolgerungen aus „EBD Exklusiv“, 16. November 2010 in Berlin. In: EU-in-BRIEF. Nr. 1, Berlin 2011, ISSN 2191-8252 (http://www.europaeische-bewegung.de/fileadmin/files_ebd/eu-in-brief/EBD_PUB_EU-in-BRIEF_1_2011.pdf). S. 3.
  16. Seloua Luste Boulbina 2008 über Tocqueville als Kolonialist, S. 18 f. Luste Boulbina sieht Tocquevilles politisches Denken insgesamt vom Kolonialismus geprägt, und zwar ausgehend von seiner Untersuchung über Amerika als von England emanzipierte Kolonie über die Französischen Antillen als alte Kolonien, in denen die Sklaverei mit entsprechender Entschädigung der vormaligen Sklavenhalter abzuschaffen ist, nach Algerien als neue Kolonie.
  17. Harald Bluhm in der Einleitung zu Alexis de Tocqueville: Kleine politische Schriften, Akademie Verlag: Berlin 2006, S. 31.
  18. Vgl. Demographie – 1846 schreibt er an Francis Lieber in die USA und bittet um Unterlagen dafür, wie die Amerikaner es fertig gebracht haben, so viele christliche Europäer in ihr Land zu holen, weil Europäer nach Algerien zu „locken“ nicht so einfach sei (vgl. dazu Domenico Losurdo [2010], S. 298).
  19. Harald Bluhm in der Einleitung zu Alexis de Tocqueville: Kleine politische Schriften, Akademie Verlag: Berlin 2006, S. 32.
  20. Gedanken über Algerien, in: A. d. Tocqueville, Kleine Politische Schriften, hg. von Harald Bluhm, Akademie Verlag: Berlin 2006, S. 109-162.
  21. Das wird mit Zustimmung Tocquevilles im Revolutionsjahr 1848 der Fall sein, wie Olivier Le Cour Grandmaison in „Coloniser. Exterminer. Sur la guerre et l’État colonial“, S. 308, darlegt.
  22. Für die kolonialisierte Bevölkerung führt das zur Einrichtung eines permanenten Ausnahmezustandes, der ab 1875 im Code de l'indigénat seinen Rahmen erhält.
  23. Seloua Luste Boulbina (2008), S. 17. – Siehe auch mit allen Texten Tocquevilles über Algerien: Alexis de Tocqueville : Sur l’Algérie. Présentation, notes, biographie et bibliographie de Saloua Luste Boulbina, Garnier-Flammarion : Paris 2003 ; ISBN 2-08-071175-X.
  24. zitiert nach J. P. Mayer: Alexis de Tocqueville, Analytiker des Massenzeitalters, München 1972, S 85
  25. Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands, 4. aktualisierte Auflage, Wiesbaden 2006, S. 301.


Vorgänger Amt Nachfolger
Édouard Drouyn de Lhuys Außenminister von Frankreich
2. Juni 184931. Oktober 1849
Alphonse de Rayneval

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