Gradierwerk (Bad Dürkheim)

Gradierwerk (Bad Dürkheim)
Bad Dürkheimer Gradierwerk zur Zeit der Mandelblüte (2005)
Das abgebrannte Gradierwerk (2007)

Das Bad Dürkheimer Gradierwerk – vor Ort häufig nur „Gradierwerk“ oder auch „Saline“ genannt – ist ein Teil der Kuranlagen von Bad Dürkheim und ein Wahrzeichen der pfälzischen Kurstadt. Nach zweimaliger Zerstörung durch Brandstiftung wurde es zuletzt 2010 wiedereröffnet. Trägerin der Anlage ist die Stadt Bad Dürkheim.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Gradierwerk erstreckt sich von Nordnordwest nach Südsüdost von der Weinstraße Nord bis zur Salinenstraße. Es schließt die Brühlwiesen, wo seit 1577 der Dürkheimer Wurstmarkt abgehalten wird, sowie den Kurpark nach Osten ab.

Anlage

Ein Gradierwerk steigert durch das sogenannte Gradieren den Salzgehalt einer Sole, bei deren Verdunstung auch der Salzgehalt der Umgebungsluft zunimmt. Gradierwerke werden deshalb als Freiluftinhalatorien zu Kurzwecken verwendet.

In der 333 Meter langen und bis zu 18 Meter hohen Bad Dürkheimer Anlage sind rund 250.000 Reisigbündel zu Wänden geschichtet; über diese Reisigwände rieselt Salzwasser aus einer Heilquelle, von dem an heißen Tagen bis zu 25 Kubikmeter verdunsten.[1] Die salzhaltigen Tröpfchen sollen einen positiven Einfluss auf Lunge und Bronchien ausüben, zusätzlich wird die Umgebungsluft durch die Verdunstung gekühlt.[2]

Geschichte

Ursprünglich gab es in Bad Dürkheim fünf Gradierwerke. Sie dienten der damaligen Saline Philippshall zur Salzgewinnung aus den Quellen Dürkheims. Das erste wurde bereits 1736 erbaut; für den Betrieb der Pumpen wurde das Wasser der Isenach verwendet. Das einzige erhaltene Bad Dürkheimer Gradierwerk, errichtet 1847, ist mit 333 Meter eines der längsten in Deutschland.[3]

Nachdem die Anlage im Zweiten Weltkrieg durch Bomben schwer beschädigt worden war, konnte der Betrieb in den 1950er Jahren wiederaufgenommen werden. Allerdings wurde das Werk nun nicht mehr zur Salzgewinnung, sondern zur Atemtherapie verwendet.

Bei einer ersten Brandstiftung am 1. Juli 1992 brannte ein etwa 80 Meter langes Stück der Anlage nieder. Nach grundlegender Sanierung konnte das Gradierwerk im Jahre 1997 wiedereröffnet werden. Am 7. April 2007 wurde erneut ein Feuer gelegt.[4] Diesmal stand die Anlage auf der ganzen Länge von über 300 Meter in Flammen. Da nach der Winterpause die Bewässerung der Reisigbündel bereits wieder aufgenommen war, überstand ein großer Teil der Bündel das Feuer unbeschadet; der gesamte aus Holzbalken konstruierte Dachstuhl brannte jedoch aus, was zu Baufälligkeit führte. Die Schadenshöhe wurde von der Feuerwehr auf 10 Millionen Euro geschätzt.[5] Die vier als Täter ermittelten jungen Männer wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt; die vorzeitige Freilassung von zweien wurde im Sommer 2010 vom Gericht abgelehnt, weil „die erforderliche günstige Prognose“ noch nicht habe gestellt werden können.[6]

Am 6. August 2007 begannen Abrissarbeiten, die im Wesentlichen der Sicherung der Ruine dienten und die Freigabe des vorübergehend gesperrten Geländes ermöglichten.[7] Mit dem Wiederaufbau des Gebäudes wurde am 2. Dezember 2009 begonnen. Das Dach des Neubaus erhielt eine Photovoltaikanlage, für die Beheizung wird warmes Quellwasser genutzt. Die Wiederinbetriebnahme, ursprünglich zum Wurstmarkt 2010 angestrebt, verzögerte sich um einen Monat bis zum 9. Oktober 2010.[8]

Weblinks

 Commons: Gradierwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. t-online.de: Bericht über den Brand vom 7. April 2007
  2. Die Rheinpfalz am Sonntag, Ludwigshafen, 11. Februar 2007
  3. deutsche-wein-strasse.de: Stichwort Bad Dürkheim
  4. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, 20. Juni 2007
  5. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, 8. April 2007
  6. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, Südwestdeutsche Zeitung: Salinenbrand: Täter bleiben in Haft, 24. August 2010
  7. Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, 7. August 2007
  8. Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Bad Dürkheimer Zeitung: Gradierbau wird am 9. Oktober eingeweiht, 3. August 2010
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