Grande von Spanien

Grande von Spanien

Granden (span. Grandes) war im Königreich Kastilien seit dem 13. Jahrhundert Titel des höchsten Adels, der außer den Verwandten des königlichen Hauses alle durch Ahnen und Reichtum hervorragenden Leute, in Aragonien Ricos hombres genannt, in sich begriff.

Im Besitz gewisser königlicher Lehen, waren sie dem König zum Kriegsdienst und zur Stellung einer verhältnismäßigen Anzahl von Lanzen verpflichtet. Überdies besaßen sie ihre Würde erblich, waren frei von Steuern, durften ohne besonderen Befehl des Königs vor keinen Gerichtshof gezogen werden und konnten sich sogar in gewissen Fällen ihrer dem König zu leistenden Lehenspflicht entziehen und anderen Fürsten, selbst gegen den König, dienen.

José Manuel de Goyeneche (1776-1846)

Außer der Anwartschaft auf die höchsten Staatsämter hatten sie das Recht, in Gegenwart des Königs das Haupt zu bedecken, wurden vom König mit "Mi primo" ("mein Vetter") angeredet, hatten bei den Cortes, die anfangs bloß aus ihnen und den Bischöfen bestanden, ihren Platz unmittelbar hinter den Prälaten und vor den Titulados und genossen noch andere dergleichen äußere Auszeichnungen, wie z. B. den Fußkuss. Unter Isabella und Ferdinand dem Katholischen wurde die Macht dieses hohen Lehnsadels durch Jimenes gebrochen, und Karl V. schuf ihn in einen von der Krone abhängigen Hofadel um.

Seitdem teilten sich die Granden in drei Klassen:

  • Den Granden erster Klasse befahl der König, sich zu bedecken, ehe sie ihn angeredet hatten;
  • die der zweiten Klasse erhielten diese Weisung erst, nachdem sie geredet hatten, und vernahmen des Königs Antwort mit bedecktem Haupt;
  • die der dritten Klasse durften sich erst nach Vernehmung der Antwort des Königs bedecken.

Die Granden führten den Titel Exzellenz. Während der kurzen Herrschaft Joseph Napoleons wurde die Grandenwürde abgeschafft, nach der Restauration zwar wiederhergestellt, ohne dass jedoch irgend wesentliche Vorrechte damit verknüpft wurden. Durch das Estatuto real vom 10. April 1834 wurde den Granden der erste Platz in der Kammer der Proceres oder Pairs eingeräumt, den sie auch behielten, bis zur Zeit der Republik alle Rechte und Titel der Granden nochmals aufgehoben wurden. König Alfons stellte die Grandenwürde wieder her.

Mit den republikanischen Verfassungen von 1873 und 1931 wurde die Grandenwürde aufgehoben und unter Francisco Franco im Jahre 1948 wieder eingeführt. Im heutigen Königreich Spanien existieren 404 Titel, die mit der Grandenwürde verknüpft sind. Da viele dieser Titel in den Händen einiger weniger Personen liegen (z.B. führt die 18. Duquesa de Alba insgesamt 50 Titel), gibt es also nicht 404 Granden.


Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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