Gratispostkarte

Gratispostkarte
Freecard eines österreichischen Lektorats für Hochschularbeiten

Eine Gratispostkarte, auch Freecard, ist eine Postkarte, die nicht zwingend auch eine Werbepostkarte ist. Man findet sie vor allem in der Gastronomie in speziellen Displays (Kartenhalter) zur kostenlosen Mitnahme. Viele Karten sind auch auf der Rückseite mit Werbebotschaften bedruckt und stellen so eine Alternative zum Flyer dar, die dann nur bedingt oder gar nicht zum postalischen Versand geeignet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschäftsidee trat in dieser Form in Deutschland erstmals 1992 mit Anbietern wie der Berliner Firma DinA6 Postkartenwerbung (heute: DINAMIX Media GmbH), der Hamburger Firma Edgar auf der Karte[1] („Edgar-Card“ hat sich zwischenzeitlich als Gattungsbegriff herausgebildet[2]) oder der Wuppertaler Edition Pick Up in Erscheinung. International ist diese Form der Werbung früher belegt; in Dänemark verteilte die Firma Gocard aus Kopenhagen bereits fünf Jahre vorher Gratispostkarten[3], in Spanien soll bereits 1985 in Barcelona und Madrid eine Firma namens "Vangardia" mit dieser Geschäftsidee aktiv gewesen sein.[4]

Konzept und Finanzierung

Gratispostkarten haben Werbemotive, teilweise aber auch redaktionelle Motive oder Künstlermotive. Die Künstler- und redaktionellen Karten sollen die Zielgruppe zum Mitnehmen der Freecards animieren und die Attraktivität des Kartenangebots erhöhen, die Kunstkarten wirken also als sogenannte Eyecatcher. Im Laufe der Zeit verschob sich das Verhältnis von Werbe- zu unwerblichen Karten zugunsten der kommerziellen Karten (Beispiel Edgar: 1998 befanden sich noch ebenso viel Werbe- wie werbefreie Karten im Display[5], im Jahr 2002 waren bereits doppelt so viele Kommerz- wie Kunstkarten im Kartenhalter[6]).

Im Fall von Werbekarten bezahlt der Kunde die anfallenden Mediakosten sowie die Produktionskosten der Freecards. Die Freecards werden im gebuchten Schaltungszeitraum durch Verteiler landesweit oder regional verteilt, indem die Kartenständer mit den Freecards bestückt werden.

Die Künstlerpostkarten werden zunächst von Künstlern entworfen, die ihre Motive einsenden. Wird ihr Motiv ausgewählt, wird dieses produziert und verteilt. Je nach Anbieter muss der Künstler einen geringen Geldanteil beisteuern oder bekommt den Druck und die Verteilung gratis.

Mit den durch die Werbekarten erzielten Einnahmen werden also die Künstler- und redaktionellen Karten subventioniert.

Ein weiterer Bestandteil des Konzepts der Gratiskartenanbieter besteht darin, die Zielgruppen im Freizeitumfeld mit den kommerziellen Werbekarten, die nicht unbedingt auf den ersten Blick als solche erkennbar sind, zu konfrontieren. Oftmals ergibt sich die Werbebotschaft erst im Zusammenspiel zwischen einer werbefreien Motivseite und der Rückseite der Karte. Dabei, so die Ansicht der Anbieter, werden die Postkarten vom Konsumenten als unaufdringlich empfunden, da er das Kartendisplay problemlos ignorieren kann. Wird die Werbekarte jedoch mitgenommen und versendet, wird zusätzlich auch der Empfänger mit der Werbebotschaft konfrontiert.

Kartenthemen und -motive

Im kommerziellen Bereich gibt es kaum eine Branche, die noch nicht auf Gratispostkarten geworben hat. Dies betrifft nicht nur solche, die eine Affinität zum Verteilumfeld -im Wesentlichen die Gastonomie- besitzen wie zum Beispiel (alkoholische und alkoholfreie) Getränke oder Tabakwaren, sondern auch zum Beispiel Automobil-, Film-, Möbel-, Musik- oder Telekommunikationsindustrie. Auch von staatlichen oder gemeinnützigen Organisationen werden Karten zu sozialen Themen wie zum Beispiel zur Aids- oder Drogenproblematik herausgebracht. Auch viele politische Parteien haben bereits Gratispostkarten mit Wahlwerbung verteilen lassen. Daneben erscheinen auch Karten mit Veranstaltungshinweisen.

Bei den werbefreien Karten handelt es sich im Wesentlichen um Karten mit Sprüchen oder künstlerischen fotografischen oder graphischen Darstellungen. Insbesondere zu Anlässen wie Ostern, Weihnachten, Muttertag oder zum Jahreswechsel erscheinen regelmäßig entsprechende Karten.

Anbieter

In Deutschland gibt es mehrere Anbieter von Freecards. Neben verschiedenen regionalen Anbietern gibt es deutschlandweit Karten der Marken CityCards, Edgar und großformatige platinum°-Karten.

CityCards ist die Marke des Verbandes der Gratispostkartenverlage e.V., einem Zusammenschluss von 21 regionalen Anbietern (Stand 2010), u.a. culturtraeger (Leipzig), IN-SZENE.NET (Saarland, Trier, KL, Luxemburg u. Freiburg), DINAMIX (Berlin, Düsseldorf), EXTRACARD (Hamburg), Kartinka (Erfurt), novum (Hannover), pick up (Stuttgart, Nürnberg, Frankfurt, München), PINAX (Rostock), PPM (Köln), Publicom (Mannheim, Rhein-Neckar), publicity (Bochum, Ruhrgebiet), subdesign (Dresden), UNICARDS (Bremen).[7]

Edgar und platinum° sind Marken der United Ambient Media AG. Die United Ambient Media AG ging im Jahre 2007 aus der Fusion der Boomerang Medien GmbH und der Edgar Medien AG hervor.[8] Boomerang-Karten werden seither in Deutschland nicht mehr verteilt, die Karten der Standardgröße DIN A 6 tragen nur noch das Edgar-Logo. Die etwas größeren platinum°-Karten -vor der Fusion eine Marke der Boomerang Medien GmbH- erscheinen weiterhin und sind nunmehr in die von Anfang an durchgängige Nummerierung der Edgar-Karten integriert. Die United Ambient Media AG arbeitet in einigen Städten mit örtlichen Anbietern zusammen, in Berlin zum Beispiel erscheinen regionale Karten von Edgar by primeCard und konkurrieren mit CityCards von DINAMIX.

Auch international gibt es in nahezu jedem Land mindestens einen Anbieter. Fast alle der Anbieter sind in der International Freecard Alliance organisiert.

Auswahl einiger internationaler Gratispostkartenanbieter:

Land Firma / Marke
Australien Avant Card
Belgien Boomerang
China Mailman
Dänemark GoCard
Ecuador Freephostal
England Boomerang
Frankreich Cart'Com
Holland Boomerang
Indien GoCard
Israel Shellyscard
Italien Promocard
Mexiko Escaparate
Neuseeland Creative Profile
Österreich Boomerang; freecard
Schweiz Masani`s „cards for free“
Singapur ZoCard
Taiwan CoolCard
Tschechien Boomerang
Türkei OnCARD
Ungarn Boomerang
USA maxracks; GoCard

Verteilungsorte

Freecards waren ursprünglich ein Phänomen der Gastronomie. Mittlerweile wurden von einzelnen Anbietern weitere Umfelder erschlossen, beispielsweise Fitnessstudios, Universitäten und Schulen, Kinos, Bundeswehrkasernen oder Kleidungsgeschäfte. Dies bedeutet für Werbetreibende ein spezifisches Ansprechen der Zielgruppe mit geringerem Streuverlust.

Gratiskarten als Sammelobjekt

Freecards werden seit Anbeginn ihres Bestehens gesammelt. Grundsätzlich werden hier entweder Karten nach Themen (z.B. Karten zu Kinofilmen oder in Sonderformaten) oder von bestimmten Anbietern gesammelt. Aufgrund der durchgängigen Nummerierung seit 1992 eignen sich Edgarkarten besonders als Sammelobjekt. Zu diesem Zweck wurde in Deutschland im Jahr 2001 „Edgar, der Verein“ gegründet, der 2009 etwa 70 Mitgliedern hat. Dieser Verein bietet das Sammeln im Abonnement für Mitglieder an. Die Mitglieder sammeln und tauschen untereinander regelmäßig Karten. Es gibt Freecards, die bei Sammlern besonders beliebt sind. Dazu gehören Fehldrucke, Sonderkarten (zum Beispiel Karten in besonderen Formen, Größen, aus besonderen Materialien oder mit aufkonfektionierten Warenproben) oder bestimmte Serien. So sind zum Beispiel in Deutschland die Freecards von Astra und international Absolut Vodka begehrtes Sammlermaterial.

Eine chronologische Sammlung von Gratispostkarten ergibt dabei einen Überblick über die Entwicklung der Werbekultur der letzten Jahrzehnte. Auch der Vergleich internationaler Gratispostkarten, die für das gleiche Produkt werben, eröffnet Einblicke in kulturelle Unterschiede. Bei den Sonderkarten lässt sich eine technische Entwicklung im Bereich der Kartenproduktion verfolgen. Während in den frühen 90er Jahren bereits der Druck auf Recyclingpapier eine Besonderheit darstellte, sind derzeit Adhäsionsfolien die aktuelle Neuerung. Hierbei lässt sich eine Folie (i.d.R. mit Werbebotschaft) von der Trägerkarte ablösen und – ohne Klebstoffe – immer wieder auf glatten Flächen aufbringen.

Varia

  • Der Gründer der amerikanischen Gratispostkartenfirma GoCard Alan Wolan entdeckte dieses Konzept erstmals Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Berlin und wurde zunächst Teilzeitmitarbeiter bei der Berliner Firma DinA6 Postkartenwerbung (heute: DINAMIX Media GmbH), bevor er die Idee erfolgreich in die USA importierte.[9]
  • Der Name der Edgar-Postkarte ist eine Abwandlung von „Ad-Card“ (Kurzform des englischen Begriffs „Advertisement-Card“, zu deutsch Anzeige- oder Werbekarte).

Einzelnachweise

  1. Die Welt, 14. Mai 1998, S. 18
  2. http://www.werbe-lexikon.info/fachbegriffeaz/edgarcards.html
  3. Die Zeit, 27. November 1992, S. 26
  4. fotomagazin, 7/2001, S. 137
  5. EURO am Sonntag, 13. Dezember 1998, S. 83
  6. wörkshop, Heft 3, Oktober 2002, S. 78
  7. http://www.openpr.de/news/86833/Der-Faire-Handel-geht-neue-Kommunikationswege.html
  8. http://www.edgar-der-verein.de/news.htm
  9. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,279995,00.html

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