- Greedy Institutions
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Greedy Institutions („besitzergreifende Institutionen“) ist ein soziologischer Begriff von Lewis A. Coser zur Bezeichnung von Institutionen, die ihre Mitglieder lückenloser Kontrolle unterwerfen und ihre gesamte Persönlichkeit in ihren Bann ziehen, um von ihnen ungeteilte Zustimmung und Mitwirkung zu erlangen.
Im Gegensatz zur totalen Institution (nach Erving Goffman) werden vorzugsweise keine körperliche Gewalt, sondern vor allem psychischer Druck und „soziale Sanktionen“ zur Disziplinierung der Zielpersonen (Akteure) angewandt, um sie in Insider und Outsider aufzuteilen. In der Soziologie werden unter anderem Sekten und Orden (Religionssoziologie) oder militärische Organisationen (Kriegssoziologie) mit Hilfe der Kategorie Greedy institutions untersucht.
Der Soziologe Uwe Schimank analysiert die Zeugen Jehovas als typische „besitzergreifende Gruppe“: Sie verlange von ihren Mitgliedern Opfer, nämlich eine weitgehende Absonderung von weltlichem Geschehen, und verhänge bei Nichtbefolgen Sanktionen bis zum Ausschluss aus der Gruppe; von den Mitgliedern würden hohe zeitliche Investitionen für ihre Tätigkeit innerhalb der Gruppe verlangt; die Gruppenmitglieder leisteten Verzicht auf soziale Kontakte, die den Kontakt zur Gruppe stören könnten; dafür sei die ritualisierte Gemeinschaft innerhalb der Gruppe groß; und die Gruppenmitglieder würden angehalten, nur die Schriften der Gruppe selbst zu studieren (Abtötung). Diese hohen Ansprüche der Gruppe an ihre Mitglieder trügen dazu bei, dass sich die Mitglieder ihr verpflichtet fühlten und die Stabilität der Gruppe seit über einhundert Jahren hoch sei.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Schimank, Gruppen und Organisationen, in: Hans Joas (Hrsg.) Lehrbuch der Soziologie, 3. Auflage, Campus, Frankfurt am Main 2007, S. 226 ff
Literatur
- Lewis A. Coser: Greedy Institutions. Patterns of Undivided Commitment. The Free Press, New York 1974
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