Alfonso Borgia

Alfonso Borgia
Kalixt III. ernennt Enea Silvio Piccolomini zum Kardinal - Fresko von Pinturicchio

Kalixt III. (Latein: Calixtus, * 31. Dezember 1378 in Canals bei Xàtiva/Valencia; † 6. August 1458), eigentlicher Name Alonso de Borja - italienisiert Alfonso Borgia, war vom 8. April 1455 bis zu seinem Tode Papst der katholischen Kirche. Er stammte aus dem spanischen Adelsgeschlecht der Borgia.

Inhaltsverzeichnis

Leben und kirchliche Laufbahn

Alonso stammte aus dem spanischen Geschlecht der Borja, das dem niederen Landadel angehörte und im Laufe der Zeit verschiedene Führungspositionen in Valencia eingenommen hatte. Er studierte zunächst kanonisches Recht in Lleida und begann 1408 seine kirchliche Laufbahn. 1411 wurde er zum Kanoniker an der Kathedrale von Lleida ernannt, ein Amt, für das der Familie Borja offensichtlich ein Vorschlagsrecht zustand. Um diese Zeit prophezeite der dominikanische Bußprediger Vicente Ferrer dem jungen Kleriker, dass er einmal Papst werden würde. Alonso, der einen hervorragenden Ruf als Kenner des kanonische Rechts genoss, wurde zunächst vom Gegenpapst Benedikt XIII. als Berater an seinen Hof gerufen. Benedikt war einer von damals drei rivalisierenden Päpsten, die allerdings durch das Konzil von Konstanz enthoben und durch den 1417 neugewählten Martin V. ersetzt wurden. Alonso trat deshalb in die Dienste des Königs von Aragón, Alfons V. Dort fiel ihm vor allem die Aufgabe zu, in den Verhandlungen mit der Kurie die Interessen des Königs durchzusetzen. So verlangte Alfons für die Einstellung seiner Unterstützung der Gegenpäpste (Clemens VIII. und Benedikt XIII. hatten sich geweigert, zu resignieren) zahlreiche Zugeständnisse. Alfons konnte durch den Einsatz des versierten Juristen die Durchsetzung seiner Ansprüche beim Papst erreichen; Clemens, dem Alonso die Botschaft persönlich überbracht hatte, trat daraufhin zurück.

Auf Fürsprache des Königs wurde Alonso 1429 zum Bischof von Valencia erhoben; wie damals üblich, musste der neue Bischof dem König die Würde finanziell ablösen.

Für Alfons, der den Thron von Neapel zu usurpieren gedachte (das Königreich Neapel war ein päpstliches Lehen) und die französischen Anjou vertrieben hatte, verhandelte Alonso mit dem Papst, mittlerweile Eugen IV., und erreichte 1439 einen Waffenstillstand mit Rom. Alonso führte sowohl im Auftrag des Königs die Verhandlungen mit dem örtlichen Adel, um die Anerkennung der neuen Herrschaft, als auch 1443 mit dem Papst, der schließlich die Herrschaft Alfons über Neapel anerkannte; im Gegenzug entzog der König dem Konzil von Basel − Sammelpunkt der innerkirchlichen Opposition gegen den Papst − seine Unterstützung.

Als Anerkennung für seine Dienste erreichte Alfons die Verleihung der Kardinalswürde, die Alonso 1444 als Kardinal von Valencia erhielt. Entsprechend den Sitten der Zeit begann er nun, die Karriere zweier Neffen zu fördern: dabei handelte es sich um die Söhne seiner Schwester Isabel, Rodrigo de Borja und Pedro Luis de Borja. Ersteren holte er 1449 zu sich nach Rom.

Unter dem 1447 zum Papst gewählten Humanisten Tommaso Parentucelli, der den Namen Nikolaus V. annahm, kommt es in Italien zu weitreichenden Veränderungen: die Sforza besteigen den mailändischen Herzogsthron (Francesco Sforza war einer der Condottiere Alfons in Neapel gewesen) und mit dem Fall Konstantinopels am 29. Mai 1453 gewinnt die Kreuzzugsidee neue Bedeutung.

Nach dem Tod Nikolaus V. 1455 stehen sich im Konklave, das am 4. April des Jahres beginnt (und an dem 15 Kardinäle teilnehmen − so wenige werden es nie mehr sein), die Fraktionen der Colonna und der Orsini gegenüber. Doch keine der beiden Seiten ist imstande, ihren Favoriten durchzusetzen. Der zunächst als Kompromisskandidat eingeführte Kardinal Bessarion scheitert, damit schlägt die Stunde des mittlerweile 77-jährigen Katalanen. Alt und von untadeligen Ruf, dazu ein versierter Jurist, scheint der Kardinal von Valencia keine ernsthafte Bedrohung der herrschenden Interessenslage. Am 8. April 1455 erfüllte sich die Prophezeiung Ferrers und Alonso wird gewählt.

Pontifikat

Wappen Kalixts III. aus dem Ingeram-Codex, um 1459

Sein Pontifikat stand zwar unter den Zeichen des Kampfes gegen die Türken, die das Abendland bedrohten, doch ist er der erste Papst, der einem geradezu schrankenlosen Nepotismus huldigt. Seine anfängliche Zurückhaltung in dieser Hinsicht gibt er 1456 auf. Im Februar werden Rodrigo de Borja und sein Neffe Luis Juan de Mila zu Kardinälen ernannt. Bald zeigte sich, dass Kalixt III. in übergroßem Maß Verwandte und katalanische Landsleute förderte, was den ohnehin wenig volksnahen Spanier in Rom geradezu verhasst machte. Bereits 1457 wird Rodrigo zum Vizekanzler der Kurie ernannt − einem Amt auf Lebenszeit, das als das wichtigste Amt nach dem Papst, und jedenfalls das einträglichste der Kurie gilt. Dazu wird er zum Hauptmann der päpstlichen Truppen bestellt, während Pedro Luis die Kommandantur der Engelsburg und zahlreiche kirchliche Lehen übertragen erhält.

Bald gerät Kalixt in einen Konflikt mit seinem früheren Förderer, dem König von Aragón, der als Alfons I. auch den Thron von Neapel innehat. Während die Auseinandersetzungen eskalieren, sieht der Papst im neapolitanischen König das Haupthindernis für sein größtes Anliegen, der Rückeroberung Konstantinopels und eines neuen Kreuzzuges. Der König droht dem Papst mit einem Konzil zu seiner Absetzung und der Papst mit dem Entzug des kirchlichen Lehens Neapel. Als Alfons auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen am 27. Juni 1458 stirbt, verweigert er dessem Sohn Ferrante (dem späteren König Ferdinand I.) die Krone und zieht das Lehen ein. Sein Neffe Pedro Luis wird mit den Vikariaten von Terracina und Benevent belehnt, die bislang der verstorbene König innehatte, dazu wird er mit der Führung der Truppen im unausweichlichen Krieg gegen die Aragonesen betraut − das Königreich Neapel sollte, so Kalixt' Absicht, seiner Familie zufallen. Rodrigo, als Alexander VI. später selbst Papst, wird diese Idee für seinen Sohn Cesare Borgia neuerlich aufgreifen.

Als Ende Juli Kalixt schwer erkrankt, stürzt das Machtgeflecht der Borgia zusammen: Pedro Luis muss die Engelsburg übergeben, während die Orsini ihre verlorenen Kastelle zurückerobern. Am 6. August 1458 stirbt Calixtus in Rom.

Er veranlasste eine Revision des Prozesses gegen Jeanne d'Arc, in deren Verlauf sie rehabilitiert wurde und spricht den Dominikaner Vicente Ferrer, der ihm einst die Papstkrone vorhergesagt hatte, heilig.

Kalixt III. stand der humanistischen Bewegung an der Kurie fern und interessierte sich nur wenig für Künste und Wissenschaften.

Er wurde in der Kapelle Santa Maria della febbre neben der Peterskirche am Vatikan beigesetzt. Nach dem Neubau von St. Peter im 16. und 17. Jahrhundert überführte man den Leichnam in die römische Kirche Santa Maria di Montserrato.

Bewertung

Calixtus war nicht nur ein hervorragender Jurist, sondern auch den Glaubensanliegen verpflichtet, wie sein Engagement in Sachen Konstantinopel beweist. Er führte ein einfaches Leben, war jeder Prunksucht abgeneigt, hielt eine einfache Tafel und hatte keine Affären, und auch keine Kinder, was ihn aus der Vielzahl geistlicher Würdenträger der damaligen Zeit heraushob. Dies alles war auch ausschlaggebend für seine Wahl, dazu war er bereits alt. Auch hatte er als Kardinal seine Verwandten nicht mehr als üblich gefördert.

Den gewählten Päpsten wurde zugestanden, zumindest einen Verwandten zum Kardinal zu erheben, und auch die Belehnung von Verwandten mit kirchlichen Lehen und die Vergabe von einträglichen Pfründen war durchaus üblich und wurde akzeptiert. Da er bis zu seiner Papstwahl keinerlei Anzeichen der damals üblichen Macht- und Geldgier zeigte, meinte man, Alonso werde seine Zurückhaltung auch als Papst beibehalten.

Tatsächlich enthielt sich Kalixt weiterhin aller Affären oder eines aufwendigen Lebenswandels, nicht jedoch des Nepotismus. Auch seine Vorgänger − etwa Bonifaz VIII., der seine zahlreiche Verwandtschaft mit einer Vielzahl von Lehen bedachte − huldigten diesem Prinzip, doch keiner tat es so aggressiv, wie Kalixt. Kleinere, erbliche Güter den Verwandten zukommen zu lassen, war durchaus geübter Brauch. Zum ersten Mal aber sind unter Calixt die Bestrebungen des Papsttums darauf ausgerichtet, einem Papstnepoten ein über eine Grafschaft hinausreichendes Herrschaftsgebiet (in diesem Falle das Königreich Neapel) zu verschaffen. Mit dem Jahr 1458 beginnt eine Phase des Nepotismus, die man als territorialen Nepotismus bezeichnen kann. Für alle nach ihm folgenden Päpste sind die Mauern des Anstandes und der Selbstbeschränkung eingerissen, die Nachfolger auf dem Stuhle Petri werden in Zukunft auch nicht davor zurückschrecken, zu morden oder Kriege für die Güter ihrer Nepoten führen.

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