Große Loge von Hamburg

Große Loge von Hamburg

Die Große Loge von Hamburg war eine der acht anerkannten Freimaurer-Grosslogen, die bis 1935 im Deutschen Reich existierten. Sie wurde 1811 in Hamburg gegründet. Bei Gründung gehörten ihr 5 Logen an: Absalom zu den 3 Nesseln (gegr. 1737), St. Georg zur gründenen Fichte (1743), Emanuel zur Maienblume (1774), Ferdinande Caroline zu den drei Sternen (1776), Ferdinand zum Felsen (1787). Im Gegensatz zu den anderen deutschen Grosslogen stellte die Große Loge von Hamburg im Jahr 1935 ihre Arbeit nicht ein, sondern verlegte ihren Sitz nach Valparaíso in Chile und arbeitete im Exil weiter. Sie war nach dem Zweiten Weltkrieg an der erneuten „Lichteinbringung“ in Deutschland beteiligt. 1932 gehörten der Großen Loge von Hamburg 56 Logen mit 5000 Brüdern an. Sie etablierte sich aber nicht mehr als eigene Großloge, sondern ging in die Vereinigte Großloge von Deutschland auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hamburg beherbergt die älteste Freimaurerloge Deutschlands. Bereits 1733 hatte der damalige englische Großmeister, der Earl of Strathmore, „elf deutschen Gentlemen“ in London das Patent (Nr. 124 der VGLvE[1]) zu einer Logengründung gegeben. Was die „11 Gentlemen“ in Hamburg daraus machten ist dokumentarisch nicht mehr nachweisbar. Die älteste beurkundete Logengründung stammt vom 6. Dezember 1737 und berichtet in französischer Sprache von der Gründung der sog. Loge d’Hambourg unter Führung von Charles Sarry (angebl. holländischer Leutnant), der bereits als Deputierter Großmeister von Preußen und Brandenburg erwähnt wird. Erster Meister vom Stuhl wurde Baron Georg Ludwig von Oberg, der 1738 entscheidend für den Beitritt von Kronprinz Friedrich, ab 1740 Friedrich II. 'der Große', zur Freimaurerei war.

1740 gründete London eine Provinzial-Großloge von Hamburg und Niedersachsen mit dem Stuhlmeister Luttmann (auch: Lüttmann) der Loge d’Hambourg als Provinzial-Großmeister. Seine Loge wurde als Loge "Bunch of Grapes, Beckerstreet Hamburg" (Traubenbündel, Bäckerstraße Hamburg) eingetragen. Im Jahr 1743 nahm die Loge den Namen Absalom an. Am 3. Januar 1765 löste der Provinzial-Großmeister Dr. Gottfried Jacob Jänisch alle Verbindungen zu London, löste alle Logen in seinem Gebiet auf, legte sein Amt nieder und nahm das Freimaurersystem der Strikten Observanz an. Dazu wurden die Mutterloge Absalom zu den 3 Nesseln mit einer Tochterloge St. Georg zur grünenden Fichte neu gegründet. Das neue Lehrsystem wurde aber nur schlecht angenommen, und die Arbeiten ruhten von 1767 bis 1773 fast vollständig. Nachdem auf dem Konvent von Wilhelmsbad 1782 das Ende der Strikten Observanz erklärt wurde, kam man in Hamburg wieder zur ursprünglichen Form der Freimaurerei zurück und ließ von allen Rittersystemen ab. Schon bald wurde die englische Provinz unter dem Hauptmann von Gräfe wieder aktiviert.

Nach Absalom und St. Georg wurden bis 1811 gegründet: Emanuel zur Maienblume (1774), Ferdinande Caroline zu den drei Sternen (1776), Ferdinand zum Felsen (1787). Der nächste Entwicklungsschritt kam von dem Ritualreformer Friedrich Ludwig Schröder, der auf Basis der alten englischen Rituale bis 1800 eine komplette Überarbeitung schaffte und auch die Verfassung der Provinzial-Großloge überarbeitete. Von ihm stammte ab 1808 auch der Vorschlag, sich von der englischen Großloge zu lösen. Diese Idee wurde durch die französische Besetzung Hamburgs voran getrieben. Um eine Unterstellung unter den Grand Orient de France zu verhindern, wurde am 4. Februar 1811 die Gründung der Großen Loge zu Hamburg beschlossen. Erster Großmeister wurde der Domherr Dr. jur. Joh. Phil. Beckmann, ihm folgte ab 1814 Schröder.[2]

Projekte

Seit 1795 besteht in Hamburg (Kleiner Schäferkamp im Schanzenviertel) ein Freimaurerkrankenhaus, das nach den Plänen des dänischen Architekten Axel Bundsen erbaut wurde. Zwei Jahre zuvor hatten Schröder und andere Freimaurer der späteren Großen Loge von Hamburg den Plan gefasst, dieses erste Hamburger Privatkrankenhaus ins Leben zu rufen. Ursprünglich diente das Haus zur Aufnahme weiblicher Dienstboten, wurde dann durch den Bau eines zweiten Hauses für männliche Dienstboten erweitert und schließlich für Kranke aller Schichten bestimmt. An der Finanzierung beteiligten sich nicht allein die fünf damaligen Hamburger Logen, es flossen auch großzügige Spenden aus der Bürgerschaft und der Admiralität. 1892 wurde ein Neubau bezogen, der den neuzeitlichen hygienischen Ansprüchen in vollkommenster Weise entsprach. In allen deutschen Kriegen seit 1813 wurde das Freimaurer-Krankenhaus zum Lazarett. Im Ersten Weltkrieg fanden 2397 Soldaten mit 173.387 Verpflegungstagen Aufnahme[3]. — Aus dem Krankenhaus wurde inzwischen das Elisabeth Alten- und Pflegeheim der Freimaurer von 1795 e.V.. Träger des Heims sind heute die Vereinigten fünf Hamburgischen Logen, Welckerstrasse 8, 20354 Hamburg.

Eingang zum Logenhaus der "Vereinigten fünf Hamburgischen Logen", Welckerstrasse 8

Diese wurden Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und einem förmlichen Auflösungsbeschluß der Großen Loge von Hamburg (1962) bei der Senatskanzlei als Nachfolger der Großen Loge von Hamburg eingetragen. Der Auflösungsbeschluss war aus Sicht des Rechtsamtes des Hamburger Senats notwendig geworden, obwohl die Große Loge von Hamburg faktisch nicht mehr existierte.[4] Den „Vereinigten 5“ (heutiger Freimaurer-Jargon in Hamburg: „Die V5“) gelang es, wieder in den Besitz des Logenhausgrundstückes (Welckerstrasse 8) wie auch des Freimaurerkrankenhauses zu gelangen. Das Logenhaus der Großen Loge von Hamburg (Welckerstrasse 8) war 1935 durch die Nationalsozialisten Stein für Stein abgetragen worden: Beweise für das „Freimaurereische Geheimnis“ oder Dokumente, die Landesverrat belegten, wurden nicht gefunden. Nach dem Krieg diente das Grundstück der Post als Parkplatz. Seit 1971 steht an dieser Stelle wieder ein Logenhaus, gemeinsame Eigentümer: Die Vereinigten fünf Hamburgischen Logen. Der Logenbetrieb der V5 und weiterer rd. 17 Logen findet im Erdgeschoss statt, in den Obergeschossen sind seit 2010 Teile der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität als Mieter untergebracht.

Literatur

  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Almathea-Verlag, München 1980, ISBN 3-85002-038-X. (Reprint von 1932)
  • Helmut Neuberger: Winkelmaß und Hakenkreuz: Die Freimaurer und das Dritte Reich. Herbig Verlag, München 2001, ISBN 3-7766-2222-9.
  • Ferdinand Runkel: Geschichte der Freimaurerei. 3 Bände. Hobbing, Berlin 1931/1932. (Nachdruck: Edition Lempertz, Bonn 2006, ISBN 3-933070-96-1)
  • John Lane: Masonic Records 1717–1885. Lists of all the Lodges with their Dates of Constitution etc. London 1895 (Bestand Deutsches Freimaurermusem, Bayreuth)
  • Rolf Appel: Schröders Erbe. 200 Jahre Vereinigte fünf Hamburgische Logen. Hamburg-Barsbüttel 2000, ISBN 3-00-004644-5.

Belege

  1. John Lane S. 65
  2. Lennhoff/Posner S. 660-663
  3. Lennhoff/Posner S. 536
  4. Rolf Appel, S. 159 f

Weblinks


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