Große Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft

Große Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft

Die Große Loge von Preußen genannt Zur Freundschaft war eine der acht anerkannten Freimaurer-Großlogen, die bis 1935 im Deutschen Reich existierten. Sie wurde 1760 in Berlin gegründet und stellte 1935 zwangsweise ihre Arbeit ein. Ihre größte Verbreitung hatte sie 1932 mit 11.500 Mitgliedern in 104 Logen. Sie ist die jüngste der drei „altpreußischen Großlogen“. Sie existiert heute unter dem Namen Große Loge Royal York zur Freundschaft mit ihren ursprünglichen vier Tochterlogen (Urania, Siegende Wahrheit, Friedrich Wilhelm und Pythagoras) als Verbund innerhalb der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland weiter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Berlin gründeten französische Künstler, Gelehrte und Beamte, die für Friedrich II. arbeiteten, die Logen L'Amitié 1752 und La Concorde 1754, die beide Tochterlogen der Großen National-Mutterloge wurden. Urkundlich nachgewiesen sind diese Logen nicht, erst eine am 5. Mai 1760 gegründete französische Loge mit Namen Aux trois Colombes (Zu den drei Tauben), die 1761 in De l´Amitié aux trois Colombes umbenannt wurde lässt sich über das Archiv der „3 Weltkugeln“ nachweisen[1]. Die drei Tauben verschwanden bald aus dem Namen und blieben lediglich durch das Wappen der Großloge in Erinnerung.

Am 27. Juli 1765 wurde der damals 26jährige Herzog Eduard August von York, Bruder von Georg III., König von England, aufgenommen. Der Herzog befand sich auf der Durchreise in Berlin, übernahm die Rolle des Protektors der Loge, die ihm zu Ehren den Namen „Loge Royale d’York de l’Amitié“ („Loge Royal York zur Freundschaft“) annahm. Diese enge Verbindung nach England führte am 24. Juni 1767 zu einem Anschluss an die Großloge von England. Außer dem Patentbrief erhielten sie aber nichts, so dass die Loge ohne feste Vorschriften nach den verschiedensten Ritualen arbeitete. Die Zustände in der Loge um 1799 galten als desolat, einer ihrer vorsitzenden Meister nannte selbst die bearbeiteten Rituale, die teilweise aus dubiosen Quellen stammten, als absurd und läppisch[2]. Zu dieser Zeit wurde neben den drei üblichen Freimaurergraden noch ein vierter „Elû“-Grad bearbeitet.

Eine Wende trat für die Loge 1773/74 ein. Am 30. November 1773 hatte London die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland anerkannt. Nun untersagte London der Royal York eigene Logen zu gründen und stellte ihnen frei, unter der Großloge von England zu bleiben oder zur Großen Landesloge zu wechseln. Am 19. Mai 1774 schloss sich die Royal York der Großen Landesloge an, aber die großen Unterschiede in den Sichtweisen über Freimaurerei und in den bearbeiteten Ritualen und Graden führten 1778 zum Bruch. Die Royal York arbeitete nach französischem Ritual, teils in französischer, teils in deutscher Sprache. Nach den drei allgemeinen Freimaurergraden erteilte die Loge noch zahlreiche Hochgrade: Elû des Quinze et des Neuf et de Perignan, Ecossois rouge, Ecossois Vert de St. André, Chevalier de l'Aigle et de Pelican ou Prince souverain de Roge Croix und für ein paar Jahre auch den Chevalier de Triple-Croix.

In dieser schwierigen Zeit wurde die Loge durch ihren Meister vom Stuhl Jean Pierre Delagoanère am Leben erhalten. Nach seiner beruflichen Versetzung nach Emmerich 1784 stiftete er im Namen der Royal York zwölf auswärtige Tochterlogen, was die Royal York faktisch zu einer Mutter-Loge machte. Bereits 1773 war Delagoanère zum Großmeister ernannt worden. Der Anschluss an die Große Landesloge ist innerlich wie auch strukturell nie durchgeführt worden. Die Große Landesloge weigerte sich sogar, der Royal York ihre Ritualakten zu übersenden.

Delagoanère hatte 1779 ein Grundstück in der Dorotheenstraße in Berlin gekauft, auf dem die spätere Großloge ihre Heimat fand. Nach Delagoanères Tod wurde der Hofjuwelier Louis Baudesson sein Nachfolger als Meister von Stuhl der Royale York de l'Amitié. Als dieser nach nur kurzer Amtszeit verstarb übernahm der Schauspieler Claude Etienne Le Bauld de Nans die Leitung und trieb die Reformen innerhalb der Loge voran.

Zu dieser Zeit trat Ignaz Aurelius Feßler in die Royal York ein und wurde zur eigenen Überraschung schnell mit der Reform der Rituale betraut. Bis zum 3. August 1797 überarbeitete er sämtliche Grade und erstellte eine neue Fundamental-Konstitution. Am 4. Januar 1798 gelang es Feßler, von König Friedrich Wilhelm von Preußen die Einwilligung zu einem Protektorat zu erhalten.

Am 11. Juni 1798 wurden die Mutter-Loge Royal York in 4 Tochterlogen geteilt, um die Basis für eine Großloge zu schaffen. Diese Logen waren: „Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit“, „Zur siegenden Wahrheit“, „Urania zur Unsterblichkeit“ und „Pythagoras zum flammenden Stern“. Kurz danach erfolgte auch die rechtliche Gründung als Großloge unter dem Namen „Großloge Royal York genannt zur Freundschaft“ und deren Anerkennung durch die beiden anderen altpreußischen Großlogen. Am 20. Oktober 1798 erließ Friedrich Wilhelms III. ein Edikt, das nur den drei Berliner Großlogen die freimaurerische Arbeit in Preußen erlaubte. Vier Monate vorher hatte er das Protektorat über die Großloge übernommen.

An der Umgestaltung zur Großloge war maßgeblich Ignaz Aurelius Feßler beteiligt. Feßler war ehemaliger Kapuzinermönch und Priester, war konvertiert und 1783 Freimaurer geworden. 1792 war er zur „Royal York“ gewechselt, trat dort aber bereits 1802 nach Streitigkeiten wieder aus. Seine kurze Zeit bei der „Royal York“ war sehr aktiv. Er gilt als Begründer der Großloge, war Zugeordneter (stellvertretender) Großmeister und formte das ganze Ritualsystem neu.

Feßler plante ursprünglich ein an die englische Maurerei angelehntes 3-Grad-System ohne Hochgrade. Da er mit diesem Plan auf Widerstand stieß, reformierte er die bereits bearbeiteten 4 Hochgrade zu Erkenntnisstufen und setzte ihnen noch einen Innersten Orient als höchsten Grad auf[3].

1889 wurde Hermann Settegast Großmeister der Großloge, der seinerseite eine umfangreiche Reform der Großloge plante. Insbesondere sollten die Hochgrade abgeschafft und die Mitgliedschaft auch jüdischen Männern offen stehen. Nachdem seine Reformpläne erfolglos blieben, trat er 1890 aus und schloss sich der Großloge von Hamburg an[4].

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges strich die Großloge das „Royal York“ aus ihrem Namen aus Protest gegen den Kriegseintritt Englands.

Wie die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“, mit der die Große Loge von Preußen genannt „Zur Freundschaft“ eng verbunden war, wandelte auch sie sich am 11. April 1933 in den „Deutsch-Christlichen Orden Zur Freundschaft“ um. Großmeister Oskar Feistkorn unterrichtete am gleichen Tage das Preußische Staatsministerium des Innern. Die Auflösung der Großloge wurde dennoch angeordnet. Am 16. Juli 1935 fand die Abschlußfeier statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Großloge nicht wieder aktiviert. Die Logen, die einst den Berliner Kern der Großloge bildeten, gehören heute zur Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland. Aus Traditionsgründen wird unter ihnen immer noch ein „Großmeister“ gewählt.

Settegast-Streit

Im Umfeld des Wirkens Hermann Settegasts in der Großloge „Royal York“ entstand ein Rechtsstreit, der für die Freimaurerei in Preußen und in ganz Deutschland große Auswirkungen hatte. Nachdem sich Settegast der Großloge von Hamburg angeschlossen hatte, versuchte er ihre humanitären Grundsätze auch in Berlin durchzusetzen, in dem er eine Tochterloge gründete. Laut des Königlichen Ediktes von 1798 durften in Preußen nur die drei altpreußischen Großlogen freimaurerisch arbeiten. Settegast versuchte zunächst eine Genehmigung der Regierung zu bekommen, wurde aber 1892 von Innenminister Herrfurth abgewiesen. Da die Großloge von Hamburg keinen Sinn in einem weiteren Streit sah, trat Settegast aus und gründete mit seinen Berliner Freunden am 27. November 1892 eine eigene, irreguläre Großloge unter dem Namen Große Freimaurerloge von Preußen, genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue. Aufgrund des Ediktes wurde die neue Großloge von der Polizei verboten. Settegast beschloss nun, sein Recht gerichtlich durchzusetzen. Der Weg durch die Instanzen endete am 22. April 1893 beim Königlichen Oberverwaltungsgericht, dass das alte Edikt außer Kraft setzte.

Die neue Großloge entfaltete eine rege Tätigkeit und auch die anderen deutschen Großlogen begannen in Berlin Logen zu gründen. Eine Anerkennung für seine Großloge erhielt Settegast aber weder von den altpreußischen Großlogen noch von den humanitären Großlogen des Deutschen Großlogenbundes. Innerhalb weniger Jahre hatte die neue Großloge zwölf Tochterlogen und eine eigene Großlogenzeitschrift. Anerkennung bekam die Settegast-Großloge aus dem Ausland von der Symbolischen Großloge von Ungarn und dem Großosten der Niederlande[5].

Siehe auch: Geschichte der Freimaurerei

Bekannte Mitglieder

Literatur

  • Eugen Lennhoff/Oskar Posner: Internationales Freimaurer-Lexikon. Almathea-Verlag München 1980, Reprint von 1932, ISBN 3-85002-038-X
  • Helmut Neuberger: Winkelmaß und Hakenkreuz: Die Freimaurer und das Dritte Reich. Herbig Verlag, München 2001, ISBN 3-7766-2222-9
  • Ferdinand Runkel: Geschichte der Freimaurerei. Hobbing, Berlin, 3 Bde., Nachdruck: Edition Lempertz, Bonn 2006, ISBN 3-933070-96-1

Einzelnachweise

  1. Runkel II. S. 244
  2. Runkel II, S. 248
  3. Lennhoff/Posner S. 471
  4. Lennoff/Posner S. 1453
  5. Lennhoff/Posner S. 1454/1455

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