Großer Größtenberg

Großer Größtenberg
Der Große Größtenberg
Der Schleierfall am Fuß des Hochschlacht-Steiges
Die Große Schlucht

Das Reichraminger Hintergebirge gilt als das größte geschlossene und praktisch unbesiedelte Waldgebiet Österreichs und gehört fast zur Gänze zum Nationalpark Kalkalpen an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Hintergebirge erreicht mit dem Großen Größtenberg eine maximale Höhe von 1724 m. Es ist im Norden vom Steyrtal, im Osten vom Ennstal und im Westen vom Sengsengebirge begrenzt. Im Süden sind die Ennstaler Alpen unmittelbare Nachbarn. Das Hintergebirge wird vom Großen Bach entwässert, der bei Reichraming in die Enns mündet. Als bemerkenswertester Abschnitt gilt die Große Schlucht, in der der Bach das Hintergebirge in einem tief eingeschnittenen mäandrierenden Canyon durchströmt.

Geschichte

Waldbahn als Denkmal in Brunnbach (keine Originallokomotive)

Bis zum Ende des Bergbaues in den 1960er-Jahren hatte das Gebiet des heutigen Nationalparks eine große wirtschaftliche Bedeutung. Standen im gesamten Einzugsgebiet um 1900 rund 450 Häuser, sind es heute nur mehr rund 70 an der Zahl. Von großer Bedeutung und Haupterwerbsquelle der Region war vor allem die Forstwirtschaft. Zahlreiche zum Teil gut erhaltene Reste von Triftanlagen zeugen noch von der einstigen Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges.

Von den 1920er-Jahren bis 1971 diente die Waldbahn Reichraming, die eine Spurweite von 760 mm hatte, auf drei Streckenästen, unter anderem durch die Große Schlucht, der Holzabfuhr zum Bahnhof Reichraming. Nach deren Einstellung wurden auf den Bahntrassen Forststraßen angelegt, die heute zum Teil zu bestimmten Zeiten mit dem Fahrrad befahren werden dürfen.

Bergbau im Hintergebirge

Der Bergbau hat in der Region eine sehr lange Tradition und dürfte schon im 12. Jahrhundert nördlich der Laussa betrieben worden sein. Der Name Blaberg bezieht sich wohl auf ein mittelalterliches "Blähhaus" zum Schmelzen des Eisenerzes. Seit dem Mittelalter ist der Abbau von Eisenerz (Bonerz) am Blaberg und am Hochkogel nachgewiesen. Um 1500 begann der Abbau von Gagat. Ab 1870 erfolgte am Sandl der Abbau von Steinkohle. Es handelte sich dabei aber um sehr kleine Bergbaubetriebe. Daneben wurden aber ab 1919 am Prefingkogel bedeutende Mengen an Bauxit abgebaut. Die Bauxitvorkommen enthalten vorwiegend ein Gemenge aus Böhmit und Hämatit. Weiters wurde ein Uranylvanadat beschrieben, das zunächst als Carnotit und später als Metatujamunit bestimmt wurde[1]. Diese Bauxittaschen entstanden im Turon in einem einst feuchtheißen topischen Klima.

Der Bauxitabbau erfolgte in mehreren Revieren am Prefingkogel. Das im ehemaligen Bergbaurevier Gräser befindet sich etwa 200 Meter südlich des Prefingkogels. 250 Meter nordöstlich befindet sich das Revier Prefing. Das Revier Schwarza befindet sich 100 m westlich des Tales des Schwarzen Baches unterhalb der Kehre der Forstraße zur Blahbergalm in 700 m Seehöhe[2]. Der Rohstoff für die Aluminiumerzeugung gelangte über eine fast 14 km lange Materialseilbahn - der längsten in Mitteleuropa - nach Weißenbach an der Enns, wo das Bauxit auf die Bahn verladen wurde. Bis zu 2000 Menschen lebten in einer 54 Häuser - darunter eine Schule, ein Gasthaus und zwei Geschäfte - umfassenden Bergarbeitersiedlung tief im Wald in Weißwasser nahe dem Dorf Unterlaussa. 1964 wurde der Bergbau wegen der aufwändigen Gewinnung und damit mangelnder Rentabilität eingestellt, bis 1968 erfolgte die restlose Abtragung der Bergarbeitersiedlung und der Materialseilbahn. Nur mehr ein kleines Museum in einem Nachbau eines Knappenhauses im Dorf Unterlaussa zeugt heute von der Bergbautradition im Reichraminger Hintergebirge.

Nationalpark Kalkalpen

Der Gründung des Nationalparks gingen mehrere Versuche voraus, das Gebiet neuerlich industriell zu nutzen: 1982 war ein Schießplatz als Testgelände für die Kanonen GHN-45 des steirischen Herstellers Noricum (Tochterunternehmen der VÖEST) geplant, dann ein umfangreiches Speicherkraftwerk mit insgesamt drei Staumauern, welche den Großen Bach im Bereich der Großen Schlucht in eine Kette von Stauseen verwandelt hätten. Letztlich vom Erfolg gekrönte Bürgerinitiativen und Protestversammlungen im Hintergebirge, deren aktivste im Sommer 1984 auch Vorbildfunktion für die Besetzung der Hainburger Au im Winter desselben Jahres hatte, brachten alle diese Projekte zu Fall. Mit der Gründung des Nationalparks Kalkalpen am 25. Juli 1997 war das Reichraminger Hintergebirge endgültig unter Schutz gestellt.

Literatur

  • Adolf Brunnthaler: Reichraming, Verlag Herbert Weishaupt 2000, ISBN 3-7059-0108-7
  • Otto Harant, Wolfgang Heitzmann: Reichraminger Hintergebirge, Vergessene Bergheimat zwischen Ennstal und Sengsengebirge, Verlag Wilhelm Ennsthaler, ISBN 3-85068-171-8
  • Natur im Aufwind - Der Nationalpark in den oberösterreichischen Kalkalpen, Landesverlag, ISBN 3-85214-683-6

Einzelnachweise

  1. Wittern: Taschenbuch der Mineralien-Fundstellen Mitteleuropas: Österreich, Bode, 1994, ISBN 3-925094-62-8
  2. Aufnahmebericht zum geologischen Blatt 67 - Großraming

Weblinks

47.76472222222214.4252777777781724Koordinaten: 47° 46′ N, 14° 26′ O


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