Großer Seeberg

Großer Seeberg

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Großer Seeberg
Höhe 409 m
Lage Landkreis Gotha, Thüringen (Deutschland)
Geographische Lage 50° 55′ 28″ N, 10° 47′ 13″ O50.92444444444410.786944444444409Koordinaten: 50° 55′ 28″ N, 10° 47′ 13″ O
Großer Seeberg (Thüringen)
DEC
Großer Seeberg

Der Seeberg ist ein Naturschutzgebiet und besteht aus zwei Teilen, dem „Großen Seeberg“ mit einer Höhe von 409 Metern und dem „Kleinen Seeberg“ mit einer Höhe von 358 Metern. Der Große Seeberg ist der Hauptgipfel des nach ihm benannten bewaldeten Höhenzuges Seeberg (auch Seeberge), der sich auf sechs Kilometern westlich des thüringischen Ortes Seebergen und nördlich der Stadt Gotha erstreckt.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Landschaft

Innerhalb des Westthüringer Berg- und Hügellandes ist die Landschaft des Seebergs ein eigenes Gebiet. Es ist überwiegend bewaldet und im Nordosten und Osten hat es relativ steile Bergrücken. Es ist heute als Naturschutzgebiet 379 [1] besonders geschützt. Im Norden und Süden schließen sich landwirtschaftlich genutzte Gebiete mit den Naturschutzgebiet Siebleber Teich und Apfelstädtaue an. Der im Südosten von Gotha gelegene Seeberg ist eine typische Hügelkette. Er besteht aus zwei geologisch voneinander abgegrenzten Höhen, dem Kleinen und dem Großen Seeberg. Die Apfelstädtaue trennt im Südosten den Großen Seeberg vom Drei-Gleichen-Gebiet. Der Kleine Seeberg trennt im Nordosten das Tal der Ratsrinne am Viadukt von der Stadt Gotha.

Geologie und Bergbau

Der Seeberg ist ein Teil der durch Thüringen verlaufenden Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone, die sich von West nach Südost quer durch Thüringen parallel zum Thüringer Wald erstreckt. Der Große Seeberg ist ein Grabenbruch mit Reliefumkehr. Der Kleine Seeberg ist geologisch ein Muschelkalk-Horst mit Mittelkeuper-Umrandung. Einige Teile des Seeberges bestehen aus Keuperletten und Streifen des Muschelkalkes (Kleiner Seeberg). Der Große Seeberg besteht oberhalb aus Rhätsandstein und nach Süden aus Juraschichten, was noch heute sichtbar ist. Schulklassen machen auf Grund der großen geologischen Vielfalt regelmäßig Exkursionen zum Seeberg.

Sandsteinabbau

Der Sandstein vom Seeberg wurde seit Jahrhunderten für Bauwerke wie zum Beispiel für das Gothaer Schloss Friedenstein und das Museum der Natur Gotha, ebenfalls in Gotha, verwendet. Durch den Sandsteinabbruch wurde die ehemalig einheitliche Sandsteindecke vollkommen zerstückelt. Bei gezielter Suche kann man heute noch Gesteinsformen finden, die als Steinbrüche erkennbar sind. Auf dem Großen Seeberg findet man kleine Höhlen und Löcher. Diese bezeichnet man als „Sandlöcher“. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Sand von den umliegenden Gemeinden gefördert, was die Herkunft der „Sandlöcher“ erklärt. Heute wird wieder Sandstein auf dem „Maikopf“ abgebaut. Es handelt sich hier um einen umstrittenen Abbau, der die Landschaft weiter zerstört. Weiterhin veränderte der Kalk- und Gipsabbau am Kleinen Seeberg bis Anfang des 20. Jahrhunderts massiv die Landschaft. Die Steilwände am Südhang sind bis 15 Meter hoch und sind das Ergebnis vom Sandsteinabbau. Die Steilwände sind die bekanntesten Naturmerkmale für den Kleinen Seeberg. Der Seeberg gehört zum Geopark Inselsberg – Drei Gleichen, besonders wegen des geologischen Naturdenkmals „Kammerbruch“.

Kammerbruch

Im Kammerbruch wird heute noch Sandstein abgebaut. Es ist ein ausgewiesenes Geotop. Das Geotop ist der einzige Aufschluss mit einer sicheren Grenze zwischen Oberem Keuper und Unterem Jura in Thüringen.

Gipssteinbrüche

Die Gipssteinbrüche sind ein unter Schutz gestelltes Flächennaturdenkmal. Der Abbau von Gips erfolgte über Tage sowie in Stollen. Das Stollensystem wurde bergmännisch verschlossen.

Erdfälle

Die Ursache für diese Erdfälle sind Auslaugungen im Untergrund, die Hohlräume zur Folge haben und zum Einsturz führen können. Sie bilden an der Oberfläche trichterförmige Senkungen im Boden.

Sandsteinbruch am Maikopf

Im Sandsteinbruch wird heute noch Sandstein abgebaut. Der Sandstein wird als Bildhauer– und Baumaterial verwendet sowie als Scheuersand in der chemischen Industrie.

bad lands am Düppel

„bad lands“ sind graugrüne und rote, sehr nährstoffarme Tonsteine. Flora und Fauna ähneln deshalb einer südeuropäischen Steppe.

Bergbeule Seebergen

Die Bergbeule ist ein Geotop. Der anstehende Keuper wurde früher als Baumaterial genutzt. Der so entstandene Aufschluss zeigt den mittleren Keuper zu einer Entstehungszeit von 237 bis 249 Millionen Jahre.

Klima

Der Seeberg und seine angrenzenden Gebiete gehören zum schwach-kontinentalen mitteldeutschen Trockengebiet mit atlantischen Zügen. Am wärmsten und trockensten ist der Südhang des Großen Seebergs. Immer feucht und kühl ist der Nordhang zwischen „Natzkopf“ und „Butterleite“.

Flora und Fauna

Vegetation

Der Seeberg ist fast vollständig bewaldet. Es handelt sich dabei um Trocken– und Schattenwälder. Weiterhin gibt es Halbtrockenwiesen, Trockenwiesen, Streuobstwiesen, Heiden, Feuchtwiesen, Quellen und kleine Teiche. Es wurde hier die Mehrheit an nachgewiesenen Farn– und Blütenpflanzen Thüringens gefunden. Von den 950 Arten stehen 38 in der Roten Liste. Nach der Bundesartenschutzverordnung finden sich 41 besonders geschützte Arten und darunter 15 Orchideenarten. Daneben sind auch zahlreiche Pilzarten anzutreffen. So wachsen in der Nähe der „Ifflandquelle“, benannt nach August Wilhelm Iffland, auch seltene Pilzarten wie der Weinrote Schleimschirmling und der Grindige Rötling.

Tierarten

Auf dem Seeberg ist eine große Vielfalt an Tierarten anzutreffen. So konnten seltene Arten von Heuschrecken, Käfern, Tagfaltern, Wildbienen, Ameisen, Spinnen und Weichtieren nachgewiesen werden. Es leben vier Kriechtier- und neun Lurcharten im Gebiet einschließlich dem Siebleber Teichgebiet. Hervorzuheben sind dabei die vom Aussterben bedrohten Arten Wechselkröte und Moorfrosch. Weiterhin wurden die bedrohten Arten Kreuzkröte, Zauneidechse, Seefrosch, Kammmolch und Ringelnatter gefunden.

Im Gebiet des Seeberges findet sich auch eine reiche Vogelvielfalt. In der „Steppenheide“ am Großen Seeberg findet man 27 Brutvogelarten vor. Heimisch sind Hausrotschwanz, Steinschmätzer, Schwarzspecht, Wendehals und Uhu. Säugetiere wie Wildschweine, Rehe, Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen, Dachse, Füchse, Iltise, Steinmarder und Fledermäuse haben am Seeberg ihren Lebensraum. Es wurden auch Waschbären beobachtet.

Sehenswürdigkeiten

Seeberg-Sternwarte

Seebergsternwarte 1800

Ende des 18. Jahrhunderts wurde am Westhang des Seebergs, noch auf dem Stadtgebiet von Gotha, die Seeberg-Sternwarte gebaut. 1839 verließ der damalige Direktor Peter Andreas Hansen den Seeberg. Dessen Wohnhaus diente bis zum Brand von 1901 als Gaststätte. Ein Neubau einer Gaststätte von 1904 auf dem Seeberg hatte nichts mehr mit der Sternwarte Gotha zu tun. Heute erinnern nur noch zwei Gedenktafeln im Gelände der Gaststätte an den Stifter Herzog Ernst II. und an den Betreiber Franz Xaver von Zach der Seeberg-Sternwarte. Auf das ehemalige Observatorium verweist heute aber auch der Name "Alte Sternwarte" für Hotel und Gaststätte mit anliegenden Kaffeegarten und Spielplatz.

Ausflugsgaststätte „Düppel“

Seebergen vom Düppel

Am Nordosthang des Großen Seebergs befindet sich die 1862/63 errichtete Ausflugsgaststätte „Düppel“. Sie war vom Seeberger Ludwig Schüller als kleine Schankwirtschaft errichtet wurden. Der Name wird nach Überlieferungen auf ehemals an den Düppeler Schanzen kämpfende und dann nach Gotha versetzte Soldaten zurückgeführt, die für den Besuch in der Ausflugsgaststätte den Spruch prägten „Laßt uns die Düppler Schanzen stürmen“[2]. Nach mehreren Eigentümerwechseln und Umbauten ist die traditionsreiche Ausflugsgaststätte heute ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer.

Heilige Lehne

Die Heilige Lehne ist ein Gräberfeld am Großen Seeberg aus der Eisenzeit. Die Ausgrabungen erfolgten ab 1927 durch Professor Flurschütz. Es wurden hier 4000 bis 5000 Jahre alte menschliche Siedlungsüberreste gefunden.

Historischer Wasserleitungsstollen auf dem Seeberg

Von der Stadt Erfurt wurde 1897 dieser Stollen mit einer Länge von 500 Metern zur Wassergewinnung angelegt. Im Jahr 1899 wurde er jedoch wieder von der Stadt Erfurt wegen zu geringer Fördermenge stillgelegt. Die Gemeinde Seebergen übernahm diesen Stollen 1926 zur Wassernutzung. Er ist aber heute nicht mehr in Betrieb.

Ehemaliger Raketenstützpunkt der NVA

Auf dem Kamm des Berges befand sich ein Raketenstützpunkt der NVA. Das Objekt diente zur Luftverteidigung der DDR-Grenze. Die Anlage war kreisförmig aufgebaut, und in der Mitte befand sich die Kommunikationszentrale mit Bunker. Noch heute kann man deutlich Spuren dieser Vergangenheit sehen.

Graf-Gleichen-Weg

Der Graf-Gleichen-Weg, benannt nach dem Adelsgeschlecht der Grafen von Gleichen ist ein Wanderweg, der von Gotha zur Veste Wachsenburg führt. Er ist 20 km lang, hat einen leichten Schwierigkeitsgrad und verläuft über den Seeberg zum Gasthof „Düppel“, durch Seebergen zum Wechmarer Speicher, in das Freudenthal und an der Burg Gleichen vorbei zur Wachsenburg[3]. Es ist ein historischer Wanderweg, der gut ausgeschildert ist.

Naturlehrpfad

Der Naturlehrpfad befindet sich am Kleinen Seeberg und ist ein Teil des Wanderweges zur ehemaligen Seeberg-Sternwarte. Es wird die heimische Flora und Fauna am Wegesrand durch beschriftete Schilder beschrieben und erklärt. Ein Rondell als Rastplatz bietet mit Hinweistafeln einen bebilderten Gesamtüberblick über die vorkommenden Tiere und Pflanzen am Seeberg. Der Gothaer Tierpark liegt unterhalb dieses Weges und bietet eine weitere Möglichkeit, sich die heimische Tierwelt anzusehen.

Die Siedlungsgeschichte des Seeberges

Frühgeschichte

Das Gebiet des Seeberges gehörte zu den ältesten Siedlungsgebieten Thüringens. In ur- und frühgeschichtlicher Zeit war es eine der am dichtesten besiedelten Regionen Thüringens. Die fruchtbaren Böden und die guten Wasser– und Klimaverhältnisse schafften die Bedingungen dazu. Während der Nacheiszeit (6000–5000 v.u.Z.) wurde die Gegend zwischen Töpfleben und dem Seeberg besiedelt. Von der Jungsteinzeit (3000 v.u.Z.) über die Bronzezeit (2000–800 v.u.Z.) bis zur Germanenzeit (100–500 n.d.Z.) war es Siedlungsraum. Der Seeberg wurde in diesem Zeitraum für Befestigungen, Steinbrüche und Begräbnisstätten genutzt. Unterhalb des Höhenzuges befanden sich Siedlungen.

Ur– und Frühgeschichtliche Fundplätze des Seeberges

Im Seeberggebiet gab es Bodenfunde von der Altsteinzeit (2,5 Mio–9500 v. Chr.) bis zur Frühgeschichte (50 v. Chr.–700 n. Chr.). Es handelt sich dabei um folgende Bodenfunde: Siedlungsplatz, Flachgrab, Grabhügel, Einzelfund, Depotfund und Münzfund.

Im Museum für Regionalgeschichte in Gotha sind Ausgrabungen aus dieser Zeit zu sehen. Mit den ur- und frühgeschichtlichen Funden des Territoriums beginnt die Darstellung der Regionalgeschichte. In dieser Art ist sie ein Querschnitt der zweitgrößten Sammlung in Thüringen.

August Wilhelm Iffland beschreibt den Seeberg

„Nie, nie werde ich die Feiertage in diesem schönen Walde vergessen... An einer Quelle, welche gleich links vornan im Walde entspringt, wurde gewöhnlich unser Mittagsmahl genommen. Das schöne, wohlhabende, milde regierte Land liegt in fruchtbarer Ebene hinab - der große Seeberg rechts - sowie die Schlösser der Gleichen - das freundliche Gotha links - der blaue Brocken schließlich die romantische Ferne.“[4]

Projekt Seeberg des NABU Deutschland

Zum Projekt Seeberg des Naturschutzbundes Deutschland gehört der Steilhang mit Halbtrockenrasen, der vordere Teil des Seeberges, der Kleine Seeberg – mit einer Höhe von 358 Meter. Auf diesem Hügel ist der NABU aktiv tätig. So wird die Rasenfläche regelmäßig gemäht und das ganze Gebiet entbuscht. Das dient der Erhaltung und Förderung geschützter Tier- und Pflanzenarten. Der Schutzstatus des Gebietes mit einer Größe von 2,4 Hektar ist zum Teil ein Flächen-Naturdenkmal.[5]

Aktionsbündnis „Rettet den Seeberg“

Das Aktionsbündnis hat sich zur Aufgabe gesetzt, das Naturschutzgebiet Seeberg vor dem Sandsteinabbau zu retten. In der Bevölkerung findet das Aktionsbündnis große Resonanz und überwiegende Zustimmung. Es wurde eine endgültige Grenzziehung des Naturschutzgebiets Seeberg zum Sandsteinabbau erreicht. Am 25. August 2002 organisierte der Verein KommPottPora Gotha die „Rettet den Seeberg“ Wanderung. An der Wanderung, die über den Kammweg zur Gaststätte „Düppel“ führte, waren auch das MDR-Fernsehen, das MDR-Radio und die lokale Presse dabei. Die ungefähr 1.500 Menschen, die an der Wanderung teilnahmen, konnten sich von der Wichtigkeit der Erhaltung des Naturschutzgebiets selbst überzeugen[6].

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. http://www.tlug-jena.de/uw_raum/umweltregional/gth/index.html?gth10.html Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
  2. http://www.derdueppel.de/html/chronik.html Chronik der Ausflugsgaststätte Düppel
  3. http://www.gast-im-thueringer-wald.de/scripts/angebote/2831/173522?layout=2&backwandern=%2Fscripts%2Fangebote%2F2831 Thüringer Wanderweg
  4. Karl Kohlstock zitiert in seinen „Entdeckungsreisen in der Heimat“ den Schauspieler Iffland mit dessen Beschreibung der Gegend vom Seeberg und der später nach ihm benannten Iffland–Quelle am Seeberg.
  5. http://www.nabu.de/m03/m03_09/05961.html Webseite NABU Deutschland – Thüringen Kleiner Seeberg
  6. http://www.kommpottpora.de/rettetdenseeberg/index.html?chronologie.htm~mainFrame Steinbruch im Naturschutzgebiet – Eine Chronologie

Literaturverzeichnis

  • Karl Cäsar von Leonhard, H. G. Bronn: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-kunde
  • W. Förster: Der Seeberg – Hausberg der Stadt Gotha, sowie der Anliegergemeinden Seebergen und Günthersleben–Wechmar, 2003
  • Zur Naturausstattung des Gothaer Seeberges, Gutachten des KV NABU im Auftrag des Landratsamtes Gotha
  • M.Nagel: Der Seeberg als Teillandschaft des Westthüringer Berg– und Hügellandes, 1971
  • Zur Natur und Geschichte des Naturschutzgebietes Seeberg bei Gotha. NABU Kreisverband Gotha e.V., 2004, ISBN 3-00-015069-2
  • Wolfgang Klug: Wildblumen im Thüringer Burgenland der Drei Gleichen und des Seeberges. Druckmedienzentrum Gotha, 2006
  • Informationsbroschüre Seeberg-Route

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