Großschenk

Großschenk
Cincu
Groß-Schenk
Nagysink
Wappen fehlt
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Cincu (Rumänien)
DEC
Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Braşov
Koordinaten: 45° 55′ N, 24° 48′ O45.91416666666724.804722222222487Koordinaten: 45° 54′ 51″ N, 24° 48′ 17″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 487 m
Einwohner: 1.829 (1. Juli 2007)
Postleitzahl: 507045
Telefonvorwahl: (+40) 02 68
Kfz-Kennzeichen: BV
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: Cincu, Toarcla
Bürgermeister: Ioan Nicolae Tănase (PSD)
Postanschrift: Str. Pieţii, nr. 254
loc. Cincu, jud. Braşov, RO-507045

Cincu (dt.: Groß-Schenk, ung.: Nagysink, Siebenbürgisch-sächsisch: Schoink) ist eine Gemeinde im Kreis Braşov in Siebenbürgen/Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Panoramabild des Ortes, von Norden betrachtet.

Cincu liegt im Harbach-Hochland (Podişul Hârtibaciului), am nördlichen Rand des Alttales im südlichen Siebenbürgischen Becken, zwischen den Flüssen Hârtibaciu (Harbach) und Olt (Alt) fast in der geographischen Mitte Rumäniens. Die beiden nächstgelegenen Städte Agnita (Agnita, im Nordwesten) und Făgăraş (Fogarasch, im Südosten) befinden sich jeweils etwa 15 km entfernt.

Geschichte

Wappen des Schenker Stuhls

Groß-Schenk wurde im Jahr 1329 erstmals urkundlich erwähnt, vermutlich jedoch bereits um 1150 gegründet[1]. Es lag auf Königsboden und war ein Dorf der Siebenbürger Sachsen. Der Ort war vom 13. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Sitz einer der Sieben Stühle und hatte daher eine gewisse Bedeutung in der Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen.

Es wird angenommen, dass die ersten Siedler Angehörige verschiedener deutscher Volksgruppen waren. Etymologisch könnte der Name von „Schenke“ (Gasthaus) abgeleitet werden. Die ersten Ansiedler bauten eine Fluchtburg südlich der jetzigen Gemeinde. Innerhalb des heutigen Dorfes wurde die Kirchenburg noch im 12. Jahrhundert auf einer Anhöhe errichtet, um die sich die Höfe anreihten. Die Kirche wurde von zwei Ringmauern umgeben und sieben Türme und Basteien wurden erbaut. Die Großschenker Kirche ist das Wahrzeichen des Ortes und gilt als eine der mächtigsten romanischen Pfarrkirchen Siebenbürgens.

Gemeindechronik

  • 1329 Erste urkundliche Erwähnung des Schenker Stuhls.
  • 1339 Erstmalige Nennung Großschenks nach der Gründung des Ortes Kleinschenk (Cincşor) auf der Schenker Gemarkung.
  • 1486 Großschenk erhält das Recht, einen Jahrmarkt zu halten.
  • 1497 Königlich-ungarische Truppen verwüsten den Schenker Stuhl.
  • 1523 Der Ort wird niedergebrannt.
  • 1600 Fliehende Truppen Michaels des Tapferen verwüsten mit Mord und Brandschätzung den Schenker Stuhl.
  • 1660 Im Schenker Stuhl wütet die Pest.
  • 1720 Gründung der Schenker Stuhlslateinschule.
  • 1708 Während der Kurutzenunruhen werden Großschenk und die Kirchenburg geplündert.
  • 1773 Am 31. Mai hält sich Kaiser Joseph II. in Großschenk auf.
  • 1890 Eine Auswanderungswelle nach Amerika setzt ein.
  • 1899 Ein örtlicher Jugendbund wird gegründet.
  • 1914 Ein Waisenhaus für den Kirchenbezirk Großschenk wird gegründet.
  • 1916 Einfall der Rumänischen Armee. Diese erleidet in der „Großen Schlacht“ auf dem Schmielenfeld nörtlich des Ortes, heute Poligon genannt, eine vernichtende Niederlage.
  • 1945 Am 13. Januar, der auch als „Schwarzer Tag“ bezeichnet wird, werden 103 Männer und Frauen in sowjetische Arbeitslager verschleppt.
  • 1962 Unter der kommunistischen Herrschaft werden alle Bauern gezwungen, der Kollektivwirtschaft beizutreten.
  • 1990 Exodus der siebenbürgisch-sächsischen Bevölkerung durch Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland.

Orte die zum Großschenker Stuhl gehörten

Zum Schenker Stuhl gehörten im 14. Jahrhundert folgende Orte:

  • Großschenk
  • Agnetheln (Agnita)
  • Bekokten (Bărcuţ)
  • Braller (Bruiu)
  • Buchholz (Boholţ)
  • Gürteln (Gherdeal)
  • Hundertbücheln (Movile)
  • Jakobsdorf (Iacobeni)
  • Kaltbrunnen (Calbor)
  • Kleinschenk (Cincşor)
  • Martinsberg (Şomartin)
  • Mergeln (Merghindeal)
  • Neustadt (Noiştat)
  • Probstdorf (Stejărişu)
  • Rohrbach (Rodbav)
  • Roseln (Ruja)
  • Scharosch (Şoarş)
  • Schönberg (Dealul Frumos)
  • Seligstadt (Seliştat)
  • Tarteln (Toarcla)
  • Werd (Vărd)
  • Zied (Veseud)

Brauchtum

  • Urzellaufen ist ein Großschenker Faschingsbrauch, der sich auf die Zunfttage zurückführen lässt. Am Sonntag vor Aschermittwoch findet ein Urzellauf statt. Hierbei werden auf einem Wagen von etwa sechs verkleideten Burschen, genannt Narrenrichter, in Reimen lustige Begebenheiten des Ortes vorgetragen. Diesem Wagen folgen die „Urzeln“, die von der sächsischen Bevölkerung in den verschiedenen Straßen mit Krapfen (Hefegebäck), Wein und Schnaps bewirtet werden. Die Urzeln tragen ein weißes Gewand mit aufgenähten schwarzen Zotteln und dazu eine Maske, eine Peitsche und eine Quetsche. Am Abend findet dann der traditionelle Faschingsball statt.
  • Ostern: Die Jungen und Männer des Ortes ziehen in kleinen Gruppen durch den Ort zu gleichaltrigen Mädchen und Frauen und bespritzen diese mit Duftwasser.
  • Maibaumaufstellen: Ein Brauchtum zu Pfingsten, bei dem für die Mädchen Maibäume (Birken) aufgestellt werden. Am Samstag holen die Burschen Birken aus dem Wald. Diese werden am Sonntag den Mädchen vor dem Haus aufgestellt. Die Mädchen verpflegen die Jungen mit Gebäck und Gertränken.
  • Majalis: Am dritten Sonntag nach Pfingsten findet ein Waldfest für die ganze Gemeinde statt.
  • Weihnachten: Heiligabend wird in der Kirche gefeiert mit Gottesdienst, Gesang und Gedichten.

Sprache

Die Schenker Siedler waren Bauern und Handwerker vermutlich aus dem Rheinland, aus Flandern und aus Luxemburg. In der neuen Heimat verschmolzen sie zu einer neuen Volksgruppe, wobei sich die rheinisch-luxemburgische Mundart durchsetzte. Eine Besonderheit der Großschenker Mundart ist, dass Männer, Frauen und „Herren“ (Beamte, Kaufleute und Lehrer) verschieden sprechen bzw. betonen.

Beispiele:

Deutsch Männer Frauen „Herren“
Haar Hiur Hur Hohr
Abend Iuwend Uwend Owend
Milch Mealsch Maltsch Mältsch
gehen giun gun gohn

Bevölkerung

Bereits im 19. Jahrhundert lebte in Groß-Schenk eine starke rumänische Minderheit. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges waren die meisten Bewohner jedoch Deutsche. Seit der Volkszählung 1930 sind die Rumänen in der Mehrheit. Insbesondere nach der Revolution von 1989 wanderten die meisten Deutschen aus. Vor allem deshalb ist seit dem Zweiten Weltkrieg die Einwohnerzahl sowohl der Gesamtgemeinde als auch des Dorfes Cincu stark – d. h. um etwa ein Drittel – zurückgegangen.

In der Gesamtgemeinde Cincu bezeichneten sich im Jahr 2002 von damals 1836 Einwohnern 1399 als Rumänen, 280 als Roma, 78 als Deutsche, 71 als Ungarn, 5 als Russen bzw. Lipowaner, einer als Jude und einer als Italiener. Ein weiterer Bewohner gab eine andere, nicht näher bezeichnete Nationalität an.[2]

Im Dorf Cincu selbst lebten 2002 insgesamt 1494 Menschen, davon 1110 Rumänen, 255 Zigeuner, 58 Deutsche, 69 Ungarn, 1 Jude und 1 Angehöriger einer anderen Nationalität.[3]

Kommunalpolitik

Schenk war seit dem 12. Jahrhundert einer der Siebenbürgischen Stühle und Sitz des Königsrichters und des Stuhlrichters, der vom Volk gewählt wurde. Die Königsrichter kamen nicht nur aus Schenk, sondern auch aus den dazugehörigen Ortschaften. Im 19. Jahrhundert – unter der zentralistischen Verwaltung des habsburgischen Reiches – verloren die Stühle an Bedeutung.

Um sich gegenseitig zu unterstützen, wurde der Ort in Nachbarschaften organisiert. Jede Straße hatte Ihre Nachbarschaft, dem der Nachbarschaftsvater vorstand. In der Nachbarschaft unterstützen sich die Nachbarn gegenseitig u. a. beim Holzholen, Brunnenausheben, Dachdecken und bei der Organisation von Beerdigungen.

Mandatsverteilung
Mandate im Lokalrat:
(Wahlen 2008):
PSD (5), PD-L (4), PNL (1),
PC (1)

Dem Lokalrat von Cincu gehören elf Mitglieder an. Bürgermeister ist der Sozialdemokrat Ioan Nicolae Tănase. Sein Stellvertreter Dorel Precup gehört der Demokratischen Partei an.

Wirtschaft und Soziales

Die ersten Siedler, die hauptsächlich Bauern und Handwerker waren, brachten die Dreifelderwirtschaft von Rhein und Mosel mit. Jeder Bauer bewirtschaftete in jedem der drei Felder mehrere Parzellen. Diese blieben Gemeindeeigentum. Nur der Hof und der Garten waren persönliches Eigentum. Zu den wichtigsten Kulturpflanzen zählten Weizen, Roggen, Gerste, Hirse, Erbsen, Flachs und Hanf. Mais, auch Kukuruz oder „Türkisches Korn“ genannt, wurde erst 1611 aus der Türkei nach Siebenbürgen eingeführt. Kartoffeln erschienen erst im 19. Jahrhundert. Aufgrund der Zersplitterung des Grundbesitzes wurde im 19. Jahrhundert eine Kommasation durchgeführt. In den 1950er Jahren fand eine Zwangskollektivierung statt, bei der die große Mehrheit der Bauern enteignet wurde. Wichtige Gewerbetreibende in Großschenk waren anfangs die Zimmermänner und Kürschner, später auch die Sattler, Kessler, Tischler, Schneider, Maurer und Wagner. Alle diese Gewerbetreibenden waren in Zünften organisiert, die in starker Konkurrenz zu den Zünften in Agnetheln standen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten sich die Tischler von Großschenk zu einer Genossenschaft zusammenschließen. Heute stellt das Nachfolgeunternehmen immer noch das größte Unternehmen des Ortes dar.

Verkehr

Cincu liegt an der Kreisstraße 105, die von Voila nach Agnita führt. Im Ort zweigen Straßen westwärts nach Toarcla und nach Osten in Richtung Rodbav ab.

Der nächste Bahnhof liegt etwa zehn Kilometer südlich des Ortes in Voila an der Bahnstrecke Braşov–Sibiu.

Sehenswürdigkeiten

  • Großschenker Kirchenburg und Pfarrhaus
  • Lateinische Schule [4]
  • Heldenfriedhof am „Hohen Rein“
  • Heldengedenkstein

Besonderheiten

Cincu ist neben Iacobeni (Jakobsdorf) einer der Standorte des umstrittenen Kinderhilfsvereins „Casa Don Bosco“ von Pater Don Demidoff[5].

Seit 2006 ist der nördlich des Dorfes gelegene Truppenübungsplatz einer von vier Stützpunkten der US-Armee in Rumänien.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Dr. Johann Wolff (1865–1943), Gymnasialdirektor und Stadtpfarrer in Schäßburg[6]
  • Pauline Schullerus (1859–1928), Volkskundlerin
  • Fritz Schullerus (1866–1898), Maler [7]
  • Valeriu Branişte (1869–1928), rumänischer Politiker und Journalist
  • Grete Welther (Mundartautorin)
  • Walter Ziegler (*1938), Radsportler, Teilnehmer der Friedensfahrt in den 1960er Jahren

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Dr. Erhard Antoni (1898–1985), Volkskundler und Autor [8]

Einzelnachweise

  1. H. Heltmann, G. Servatius: Reisehandbuch Siebenbürgen. Kraft-Verlag Würzburg, 1993. ISBN 3-8083-2019-2.
  2. in Siebenbürgen 1850-2002 (ung.)
  3. www.kia.hu
  4. Dokument des Europarates
  5. Süddeutsche Zeitung vom 21. April 2006
  6. Hog-schaessburg
  7. Siebenbuergen-institut
  8. Lexicononline

Weblinks


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