Großserbisches Reich

Großserbisches Reich

Der Artikel Geschichte Serbiens beschäftigt sich mit den historischen Ereignissen auf dem Gebiet der heutigen Republik Serbien sowie, soweit sich dies aus historischen Entwicklungen ergibt, auch auf angrenzenden Gebieten. Dabei wird vor allem der Zeitraum vom Eintreffen der ersten slawischen Stämme in Südosteuropa im 6.Jahrhundert dargestellt. Während dieser Zeit waren die Grenzen der jeweiligen serbischen Herrschaftsgebiete, deren Namen wie auch deren Bewohner starken Veränderungen unterworfen, so dass nur eingeschränkt von einer kontinuierlichen Geschichte gesprochen werden kann.

Der erste serbische Staat, Raška, existierte unter byzantinischer Herrschaft. Danach entwickelte sich das Land unter den Nemanjiden zu einem großen Reich, welches fast den ganzen Südwest-Balkan umfasste. Darauf folgte die 350 Jahre währende osmanische Herrschaft. Im Gefolge der serbischen Aufstände Anfang des 19. Jahrhunderts entstand 1830 das Fürstentum Serbien, das aber noch dem Osmanischen Reich tributpflichtig war. Erst mit den Ergebnissen des Berliner Kongresses wurde erstmals ein unabhängiger serbischer Staat entsprechend heutiger Sichtweise gebildet. 1882 wurde dieser zum Königreich Serbien, das zunächst im Wesentlichen nur das heutige Zentralserbien umfasste. Mit den Balkankriegen kamen dann noch 1913 das Kosovo, das heutige Mazedonien sowie der größere Teil des Sandschaks von Novi Pazar dazu.

Am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 ging dieses Königreich im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen auf, aus dem 1929 das Königreich Jugoslawien wurde. Im Zweiten Weltkrieg war Serbien von 1941 bis 1944 ein Satellitenstaat unter der Kontrolle des Deutschen Reiches. Mit dem Sieg der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee unter Josip Broz Tito wurde der Grundstein für die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien der Nachkriegszeit gelegt. Während dieser Zeit war Serbien in seinen heutigen Grenzen eine Teilrepublik Jugoslawiens. Zehn Jahre nach dem Tod Titos brach Jugoslawien in den Jugoslawienkriegen wieder auseinander. Seit dem Austritt Montenegros aus der Staatenunion Serbien und Montenegro 2006 ist Serbien erstmals seit 1918 wieder ein eigenständiger Staat.

Inhaltsverzeichnis

Antike

Das Gebiet des heutigen Serbien war ursprünglich von Illyrern, Kelten und etwas später von Griechen besiedelt. Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. gründeten die Römer die Provinz Illyrien, deren Grenzen ab dem 3. Jahrhundert nach Christus von verschiedenen Nomadenvölkern überschritten wurden. Kurz nach dem Fall Roms wurde Illyrien dem Byzantinischen Reich angeschlossen[1].

Byzanz, Awarenreich und Südslawen

Zur Zeit des Römischen Reiches gehörte das Gebiet des heutigen Serbien zur Provinz Moesia superior. Seit der Teilung des Reiches 395 gehörte es zum oströmischen (byzantinischen) Reich.

Das Banat war Teil der römischen Provinz Dakien.

Ansiedlung der Serben auf dem Balkan

Seit dem 6. Jahrhundert siedelten sich Serben auf dem Gebiet des heutigen Serbien an. Sie ließen sich zuerst in einer Gegend nieder, die Raszien genannt wird. Deshalb wurden sie jahrhundertelang außer als Serben auch als Raszier bezeichnet. Byzanz ermutigte slawische Stämme, sich als Föderaten in den Provinzen des Balkans anzusiedeln. Diese sich seit 580 abzeichnende Landnahme der Slawen auf dem Balkan reichte vom heutigen Slowenien über Kroatien, Bosnien und Serbien bis nach Bulgarien und den Peloponnes. Byzanz förderte das Entstehen kleiner Herrschaften als Puffer gegen das Awarenreich im Norden. Die Herrschaft der Steppennomaden bestand von 567 – 803 im Karpatenbogen bis zur Donau. – Es wurde vom Heer des Frankenreichs zerschlagen.

Manche der serbischen Einwanderer nahmen die griechische Kultur an, die meisten aber bewahrten ihre slawisch-serbische Identität. Ihre Stammesführer bildeten mit der Zeit Fürstentümer unter der Oberhoheit von Ostrom. Von ihnen war das weitgehend selbstständige serbische Fürstentum das bedeutendste. Es erlebte mit Župan Vlastimir und der frühen Hauptstadt Ras bei Novi Pazar (daher auch die Bezeichnung Raszien) in der Mitte des 9. Jahrhunderts seine erste Blüte.

Bis ins 9. Jahrhundert lebten die Serben unter nominaler Oberherrschaft des Byzantinischen Reiches und in relativ friedlicher Nachbarschaft mit den Bulgaren. Der oberste Mann im Staat war der so genannte Groß-Župan, der von den anderen Županen als Anführer anerkannt wurde. 830 schlossen sich die in loser Nachbarschaft lebenden Stämme unter Župan Vlastimir zu einer Stammesföderation zusammen, um sich gegen die nun unter Khan Presian I. gegen Byzanz vordrängenden Bulgaren wehren zu können. Vlastimirs Sohn – Fürst Strojimir – ließ sogar einen Staatsstempel aus purem Gold erstellen, das bisher als das ältestes Dokument der serbischen Staatsgründung gilt.

um 850

Unter Vlastimir, seinem Sohn Strojimir und seinen Nachfolgern wurde Serbien (Raszien) in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich unter direktem Einfluss der Slawenapostel Kyrill und Method von Byzanz aus orthodox christianisiert.

Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Bulgarien und Byzanz im 10. Jahrhundert war Serbien eher Byzanz zugeneigt. Um diese Gefahr auszuschalten, gab der bulgarische Zar Simeon I. vor, Časlav, einen am bulgarischen Hof aufgewachsenen Urenkel Vlastimirs als Groß-Župan einsetzen zu wollen. Dies war aber nur ein Vorwand, um Serbien als Provinz zu annektieren. Časlav wurde zusammen mit anderen Županen gefangen genommen. Viele, die nicht schon vorher geflohen waren, flohen nun nach Griechenland und Kroatien.

Nach Simeons Tod 927 kehrte Časlav als Befreier nach Serbien zurück. Er erkannte Byzanz als oberste Autorität an und bekam dafür Hilfe beim Wiederaufbau des Landes. Unter Časlav bekam der Staat, der etwas größer war als unter Vlastimir, wieder inneren Zusammenhalt. Nach seinem Tod bei einem Angriff der Ungarn zerfiel er aber wieder.

Im 11. Jahrhundert gab es das erste in größerem Rahmen anerkannte serbische Königtum unter Mihailo von Zeta. Dieser hatte zuerst – unter anderem durch seine Heirat – eine engere Verbindung zu Byzanz gesucht. Als aber Byzanz im Kampf gegen die Normannen geschwächt war, brach er seine Neutralität und unterstützte einen Aufstand der südslawischen Völker gegen die byzantinische Oberherrschaft. Nachdem dieser gescheitert war, suchte er Unterstützung im Westen, beim Papst. Mitverantwortlich für diese Wende war auch, dass Mihailo ein eigenes Erzbistum und den Königstitel wollte. Der Papst, der nach dem Schisma von 1054 Interesse daran hatte, die Herrscher an den Rändern seines Einflussgebietes für sich zu gewinnen, ernannte Mihailo zum ersten serbischen König (1077) und machte somit sein Land Duklja zum ersten anerkannten serbischen Königtum.

Das Serbische Reich

Stefan Nemanja

Im 12. Jahrhundert begann unter Stefan Nemanja eine der wichtigsten Perioden für das serbische Nationalbewusstsein. Stefan besiegte in der Schlacht bei Pantino seine Brüder im Kampf um die Herrschaft und schloss mit den beiden überlebenden Brüdern eine Union, in der sie ihn als Groß-Župan anerkannten. So wurde er zum alleinigen Herrscher Rasziens und Dioklitiens (Dukljas). Diese Union und seine Unterstützung für einen Angriff Venedigs und Ungarns auf Byzanz brachten ihn in Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser Manuel. In einer erniedrigenden Prozedur musste er sich unterwerfen, um dem Land für einige Jahre Stabilität zu sichern.

Doch nach dem Tod Manuels im Jahr 1180 machte er sich die verworrene Situation in Byzanz zunutze, um dem Reich die Unabhängigkeit und große Gebiete abzuringen – darunter das südliche Kosovo um Prizren und die Gegend um Niš, das zeitweilig zur neuen Hauptstadt wurde. Um sich die Anerkennung durch den Papst und die Ernennung zum König zu sichern, trat Stefan Nemanja zeitweise zum Katholizismus über. In einem Friedensvertrag mit den byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos wurde seinen Expansionsbestrebungen Einhalt geboten, aber gleichzeitig blieben die neuen Grenzen des Landes weitgehend unangetastet.

1196 dankte Stefan Nemanja zugunsten seines mittleren Sohnes Stefan ab und entsagte als Mönch Simeon allem Weltlichen. Er wirkte aber auch noch als Mönch prägend für die weitere Geschichte Serbiens: Er gründete zahlreiche Kirchen und Klöster (darunter die berühmtem Klöster Studenica und Hilandar, die beide zum Weltkulturerbe zählen). Nach seinem Tod im Jahr 1200 wurde er ein wichtiger serbischer Nationalheiliger.

Serbien im frühen 13. Jhd.

Stefan Nemanjić, der Sohn, brauchte einige Jahre, bis er die Herrschaft 1207 endgültig gegen seinen älteren Bruder Vukan behauptet hatte. Eine viel wichtigere Rolle für Stefans über 30-jährige Regierungszeit spielte aber sein jüngerer Bruder Rastko, der als der Heilige Sava von Serbien bekannt wurde.

Als sich die serbische Politik nach anfänglich guten Beziehungen zu Byzanz infolge der Einnahme Byzanz' durch den Vierten Kreuzzug eher dem Westen zuwandte, erwirkte Sava bei Papst Honorius III., dass dieser seinen Bruder Stefan 1217 zum König krönte. Damit bekam Stefan den Beinamen Prvovenčani, der Erstgekrönte – und die von seinem Vater begründete Dynastie der Nemanjiden war bestätigt und gestärkt.

Die wichtigste und folgenreichste Tat Savas aber war, dass er bei einem Besuch des byzantinischen Patriarchen im Nicäanischen Exil das Recht erwirkte, eine autokephale und autonome Serbisch-orthodoxe Kirche zu gründen. Diese Kirche mit ihren ersten aus Serbien stammenden Heiligen Simeon und Sava sollte – besonders in der langen Zeit der osmanischen Herrschaft – das Fundament für das serbische Selbstbewusstsein bilden. Mit der Schaffung eines Rechtskodex – des so genannten Nomokanon – schuf Sava zudem die Grundlage für eine enge Verbindung zwischen Kirche und Staat, die ebenfalls sein Geschlecht überdauern sollte.

Während des Nemanjiden-Reichs im 13. Jahrhundert kam es zu wichtigen Veränderungen in der sozialen Struktur des Staates. Aus den Župans, den Sippenführern, wurden Adlige. Die einst freien Bauern gerieten zunehmend in deren Abhängigkeit. Die Städte erhielten Sonderrechte. So wurde aus dem losen Stammesverband ein feudaler Staat mit einem etablierten Herrschergeschlecht, das von Gottes Gnaden legitimiert war, sowie einer starken Nationalkirche.

Eine weitere Konsolidierung erfuhr das Reich unter der langen Herrschaft von Stefan Uroš I. (1243–1276), der als dritter Sohn des Stefan Prvovenčani nach seinen Brüdern Radoslav und Vladislav die Herrschaft antrat. Die außenpolitischen Konflikte hielten sich in Grenzen und so konnte der wirtschaftliche Ausbau voranschreiten. Dieser beruhte vor allem auf dem Bergbau: Bergwerke zum Abbau von Gold und Silber, aber auch Eisen, Kupfer und Blei wurden eröffnet. Um diese herum entstanden Siedlungen, der Handel kam in Schwung. Historikern zufolge stammte bis zu einem Viertel des europäischen Silbers aus serbischen Bergwerken, das damit die Grundlage für die Machtentfaltung der Nemanjiden schuf. Durch Privilegien für deutsche Bergarbeiter aus Transsilvanien und Handelsleute aus Dubrovnik (Ragusa), das als Hafen für Serbien eine wichtige Rolle spielte, kamen Angehörige anderer Völker nach Serbien.

Der nächste wichtige Herrscher nach der kurzen Regierungsperiode von Uroš' Sohn Dragutin (1276–1282) war dessen jüngerer Bruder Stefan Uroš II. Milutin (1282–1321), auch Uroš der Mächtige oder Uroš der Heilige genannt. Er setzte den wirtschaftlichen Ausbau seines Vaters und die Tradition der Kirchen- und Klostergründungen fort. Unter ihm stieg Serbien zur dominierenden Macht auf dem Balkan auf, unter anderem durch Gebietsgewinne in Makedonien. In Skopje gründete er jenen Hof, der für ihn und seine Nachfolger zum wichtigsten werden sollte.

Nach anfänglichen Reibereien mit Byzanz schloss Uroš II. 1299 einen Friedensvertrag mit Kaiser Andronikos II. Palaiologos und heiratete dessen Tochter. Er übernahm das byzantinische Hofzeremoniell und sah sich angesichts des geschwächten byzantinischen Reichs als der legitime Fortführer der byzantinischen Tradition.

Uroš' Sohn Stefan Uroš III. Dečanski konnte sich in der kurzen Zeit, die er zwischen seinem Vater und seinem Sohn Dušan zum Zug kam, außenpolitisch bewähren. In der Schlacht bei Velbužd (heute Kjustendil) besiegte er die Bulgaren, die ab nun für längere Zeit Verbündete bleiben sollten.

Von seinem Vater war Stefan Dečanski in seiner Kindheit als Geisel zu den Tataren geschickt und später – als er 1314, vom Adel dazu aufgestachelt, sich gegen ihn erhob – geblendet und ins Exil geschickt worden. Von seinem Sohn wurde er 1331 eingesperrt und kurze Zeit später auf mysteriöse Weise ermordet. Das alles war mehr als genug, um ihn heiligzusprechen und als Märtyrer zu verehren.

Freske Stefan Uroš IV. Dušan im Kloster Sveti Arhanđeli

Unter Stefan Uroš IV. Dušan (1331–1355), dem mächtigsten aller serbischen Herrscher, erreichte das Serbische Reich den Höhepunkt seines politischen Einflusses und seiner Ausdehnung. Nicht nur durch Kriegsführung, sondern auch durch geschicktes Ausnutzen der politischen Machtverhältnisse gewann er weite Gebiete dazu, darunter fast ganz Albanien (mit Ausnahme der Stadt Durrës) und jene Teile Makedoniens, die sich noch nicht unter serbischer Herrschaft befanden (mit Ausnahme Thessalonikis). Sein Reich erstreckte sich schließlich von der Donau im Norden bis zum Golf von Korinth im Süden und von der Grenze zur unabhängigen Republik Dubrovnik im Westen bis kurz vor Sofia im Osten. Die Hauptstadt des damaligen Reiches war Skopje.

Zu Weihnachten 1345 ernannte Stefan Uroš IV. Dušan sich selbst zum Kaiser Serbiens und des Römerreichs (Imperator Rasciae et Romaniae) und ließ sich zu Ostern 1346 krönen. Doch Kaiser konnten nur vom Patriarchen gekrönt werden. Da er mit Byzanz in Fehde lag, ließ er in einem Konzil serbische und bulgarische Kirchenmänner den Erzbischof von Peć, Joanikije, zum Patriarchen von Serbien erheben. Der Patriarch von Konstantinopel belegte darauf Dušan, den neuen Patriarchen und die neuen Kirchenfunktionäre mit dem Bann.

Dušans Reich wurde nach byzantinischem Muster unter Führung des serbischen Adels verwaltet. Die weitgehenden Rechte von Adel und Kirche wurden 1349 in einem umfassenden Rechtskodex, dem so genannten Zakonik (Kodex des Stefan Dušan) festgelegt. Da der feudale Adel und die Staatsfunktionäre ihre Rechte aber immer wieder missbrauchten, mussten die Gesetze so modifiziert werden, dass sich schließlich für den serbischen und den griechischen Teil separate Verwaltungssysteme ergaben. Auch kulturell erlebte Serbien eine Hochblüte. So löste zum Beispiel die serbische Redaktion des kirchenslawischen das Griechische als Schriftsprache Südosteuropas ab und wurde auch zur Diplomaten- und Kanzleisprache im gesamten Balkanraum. Es blieb dies bis in das 16. Jahrhundert. Die klösterlichen Freskomalereien werden zu den Höhepunkten europäischer Malerei des 13. und 14. Jahrhunderts gezählt.

Mit seinem neuen Titel als Herrscher von Romania, das heißt Ostrom, erhob Dušan offen Anspruch auf den Thron von Byzanz. Er geriet damit in Konflikt mit Johannes Cantacuzenus, dessen Ansprüche er 1342/1343 noch unterstützt hatte. Cantacuzenus rief die Osmanen gegen die Serben zu Hilfe. Damit waren die Weichen für das Eindringen der Osmanen auf den Balkan und den Niedergang des Großserbischen Reiches gestellt.

Dušan konnte seine Pläne nicht zu Ende führen, da er 1355 plötzlich und auf unbekannte Weise starb.

Sein Sohn und Nachfolger Stefan Uroš V. (1355–1371), genannt der Schwache, konnte das Reich nicht zusammenhalten. Die Feudalherren wurden immer unabhängiger, manche spalteten sich – teils mit Hilfe äußerer Rivalen Serbiens – völlig ab, andere erkannten Uroš zwar nominell an, gebärdeten sich aber auf ihren Gebieten wie souveräne Herrscher, ließen Münzen prägen, nahmen Steuern ein etc. So hatte das Reich Anfang der 1360er Jahre große Gebiete im heutigen Albanien und Griechenland (Albanien, Epirus und Thessalien) verloren, in der Region Zeta (im Westen an der Adriaküste) hatte eine Familie Balšić die Macht, in Makedonien die Brüder Vukašin und Jovan Uglješa, bekannt als Mrnjavčevićs. Zeta und Makedonien befanden sich offiziell noch unter der Herrschaft Uroš', der tatsächlich nur mehr Zentralserbien in seiner Hand hatte.

1365 bekam Vukašin Mrnjavčević den Königstitel und alle Rechte eines Mitregenten. Da Uroš V. kinderlos war, bedeutete das die Übergabe der Erbrechte und den Anfang vom Ende der Dynastie der Nemanjiden.

Die relativ kurze Zeit im 14. Jahrhundert, in der die serbischen Zaren einen großen Feudalstaat beherrschten, der sich von der Donau bis an die Küsten der Adria und der Ägäis ausdehnte, wurde im nachhinein als Großserbisches Reich bezeichnet. Unter der Jahrhunderte langen osmanische Herrschaft wurde das Serbische Reich zum Inbegriff eines serbischen Idealstaates, wobei gern vergessen wurde, dass das mittelalterliche Großserbien ein Vielvölkerreich war, das an die politische Tradition des byzantinischen Kaisertums anknüpfte, welches sich ebenso wie das im Westen als Universalmonarchie verstand.

Osmanische Herrschaft

Festung Golubac

Doch die Bedrohung durch die Osmanen verhinderte einen Machtkampf. 1371 besiegten die Osmanen die Serben in der Schlacht an der Marica (einem Fluss im heutigen Bulgarien). Diese Schlacht ist im Bewusstsein der Serben weniger präsent als die durch Legenden verklärte Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje), war aber mindestens so entscheidend für das weitere Schicksal Serbiens. Die Mrnjavčevićs fielen in der Schlacht, Uroš V., der nicht teilgenommen hatte, starb unerwartet zwei Monate später.

Die Osmanen überließen zunächst das eroberte Territorium den lokalen Herrschern, von denen sich einige unterwarfen. So wurde auch Kraljević Marko, der Sohn von Vukašin Mrnjačević, zu einem Vasallen des osmanischen Sultans Murad I. Obwohl er für den Sultan kämpfte, wurde er eine der zentralen Figur der serbischen Folklore, die sich ihrem Beherrscher nur widerwillig unterordnet.

Das Territorium, das sich unter der Kontrolle der Osmanen befand, war unter verschiedenen Feudalherren aufgeteilt. Zeta hatte weiterhin die Familie Balšić. Teile Rasziens, des Kosovo und Nordmakedoniens gehörten Vuk Branković, Zentralserbien und Teile des Kosovo hatte Lazar Hrebeljanović in seiner Hand. Dieser Lazar wurde durch den Gewinn von Gebieten, die er gemeinsam mit dem bosnischen Ban Tvrtko dem Župan Nikola Altomanović abrang, bald zum mächtigsten unter den Feudalherren und sollte schließlich zu einer der wichtigsten Figuren werden.

Durch geschickte Heiratspolitik – er selbst heiratete eine Nachfahrin der Nemanjiden – gelang es ihm, seine Stellung zu festigen und Allianzen zu schließen. Dabei stand das Bestreben im Vordergrund, die ehemals serbischen Länder gegenüber dem drohenden Ansturm der Osmanen zu konsolidieren. Er war dabei vorsichtig genug, Ban Tvtrko dessen selbstverliehenen Titel König der Serben und Bosniens nicht abzusprechen, obwohl er sich selbst Herrscher aller Serben nannte.

Ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der bedrohten Gebiete war die Aufhebung des Kirchenbanns über die abgespaltene serbische Kirche, die Lazar 1375 erwirkte. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen aus den osmanisch kontrollierten Gebieten – unter ihnen viele Vertreter der Kirche und der Intelligenz – bedeutete eine Stärkung seiner Position. Auf die Unterstützung der Kirche konnte er rechnen, da ihre Vertreter in ihm den großen Hoffnungsträger für eine Wiedervereinigung der serbisch-orthodoxen Gebiete sahen.

Unterdessen begannen die Osmanen, nachdem sie einige Zeit mit der Konsolidierung ihrer Herrschaft in den gewonnenen Gebieten Bulgariens und Makedoniens beschäftigt gewesen waren, Mitte der 1380er Jahre Serbien selbst anzugreifen. 1386 eroberten sie die wichtige Stadt und Feste Niš, doch schon 1387 gelang es den Serben, eine osmanische Heeresabteilung unter Lala Şahin bei Pločnik vernichtend zu schlagen. Es war abzusehen, dass es zu einer entscheidenden Schlacht kommen musste.

Schlacht auf dem Amselfeld

Am 15. Juni 1389 (nach Julianischem Kalender am 28. Juni, dem St.-Veits-Tag oder Vidovdan), trafen Serben und Osmanen in der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje) aufeinander. Beide Seiten waren gut gerüstet: Sultan Murad I. führte seine Truppen selbst an und brachte seine beiden Söhne mit, Lazar hatte die Unterstützung von Vuk Branković und der Männer des bosnischen Königs Tvrtko I. Über die Schlacht selbst ist wenig bekannt, außer dass neben vielen anderen auch die beiden Anführer umkamen. Der Ausgang der Schlacht war zunächst unklar. In Europa verbreiteten sich Gerüchte über eine Niederlage der Osmanen. Erst später, im Licht der darauf folgenden Ereignisse, gingen die Interpretationen in die Richtung einer Niederlage der serbischen Seite, da die Serben größere Verluste erlitten und im Gegensatz zu den Osmanen kaum mehr Ressourcen für weitere Auseinandersetzungen hatten.

Dies war auch Lazars Witwe Milica klar und deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Forderungen von Murads Sohn und Nachfolger Bayezid I. nach Unterwerfung zu beugen. Serbien wurde zum Vasallenstaat der Osmanen. Doch auch in diesem musste sich Lazars Clan erst gegen die anderen Feudalherren behaupten, zumal Lazars Sohn Stefan Lazarević 1389 noch zu jung war, um die Nachfolge anzutreten. Milica beauftragte gelehrte Mönche mit dem Verfassen einer Vita Lazars, die eine Heiligsprechung vorbereiten und begründen sollte. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Macht des Stefan Lazarević auf einer wesentlich sichereren Basis stand, wenn er einen Heiligen als Vorfahren vorweisen konnte. Damit begann die Mythenbildung um die Schlacht am Amselfeld und ihren Helden Lazar, die noch heute in den Konflikten um das Kosovo als fester Bestandteil des serbischen Selbstbewusstseins ihre Wirkung zeitigt.

Die baldige Heiligsprechung Lazars konnte seinem Sohn zwar die führende Position im Vasallenstaat sichern, dennoch musste Stefan Lazarević, als er die Volljährigkeit erreicht hatte, zunächst mit seinen Männern Sultan Bayezid militärische Unterstützung leisten. Er verhalf ihm 1396 zum Sieg gegen die Kreuzfahrer bei Nikopolis und war 1402 bei der Niederlage gegen die Mongolen in der Schlacht bei Angora (Ankara) dabei. Der Sultan wurde dort gefangen genommen, Stefan jedoch nutzte die Chance, um der osmanischen Herrschaft zu entkommen.

Er ließ sich vom byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos den Titel Despot (im damaligen Byzanz der höchste Herrschertitel nach dem des Kaisers) verleihen und kehrte nach Serbien zurück, wo er seinem Land unter ungarischer Oberherrschaft zu einer letzten Blütezeit verhalf. Von den Ungarn bekam Stefan – vor allem im Donauraum und in Südungarn – Gebiete dazu, unter anderem auch Belgrad, das er zur neuen Hauptstadt ausbaute. Nach heftigen Bruderkämpfen, sowohl im serbischen als auch im osmanischen Herrscherhaus, schloss Stefan einen Friedensvertrag mit dem neuen Sultan Mehmed I., der es ihm ermöglicht, den Großteil der serbischen Länder noch einmal zu vereinigen.

Serbisches Despotat

Stefan Lazarević ist nicht nur als Ritter, sondern auch als humanistisch gebildeter Gelehrter und Dichter in die Geschichte eingegangen, der Serbien den Weg vom Feudalstaat, zu einem an den Idealen von Humanismus und Renaissance orientierten Staat gewiesen hat, in dem besonders die Städte und der Handel einen Aufschwung erlebt haben. Vor der in späterer Interpretation als bloße Fremdherrschaft und jahrhundertelange Unterdrückung empfundenen Osmanenzeit wurde der Glanz dieser Epoche wohl als besonders stark empfunden.

Serbien im 15. Jahrhundert

Nach seinem Tod 1427 folgte ihm sein Neffe Đurađ Branković. Obwohl er gleich zu Beginn seiner Regierungszeit einige Gebiete an Ungarn und das osmanische Reich verlor, konnte er immer noch die Kräfte eines Gebietes mobilisieren, das von Donau und Save bis zur Adria reichte. Nachdem er Belgrad an die Ungarn zurückgegeben hatte, ließ er an der Donau eine neue Hauptstadt bauen – Smederevo, das bald den Ruhm eines neuen Konstantinopel erlangte.

1438 begann Sultan Murad II., dessen Vasall Đurađ war, mit massiven Angriffen auf serbisches Territorium. Đurađ setzte sich zunächst relativ erfolgreich zur Wehr. Nach der Schlacht bei Warna am 10. November 1444, in der die Ungarn unter Wladyslaw I. und dem Feldherren Johann Hunyadi gegen die Osmanen unterlagen, und der zweiten Schlacht auf dem Amselfeld am 17.–19. Oktober 1448, in der Johann Hunyadi erneut gegen die von Murad II. befehligten Osmanen unterlag, wurde Serbien zur Pufferzone und zum Mediator zwischen diesen beiden Parteien.

Auch den Angriffen Sultan Mehmeds II., des Eroberers von Konstantinopel, leistete Đurađ noch Widerstand. Doch als 1456 mit Đurađ und Johann Hunyadi zwei wichtige Anführer des Widerstands gegen die Osmanen ablebten, war die Lage Serbiens trüber als jemals zuvor. Đurađs Nachfolger Lazar, der einzige seiner vier Söhne, der nicht von den Osmanen geblendet worden war, verstarb bereits im Januar 1458. Damit war Serbien ohne Führung. Mit der Einnahme Smederevos 1459 wurde Serbien Teil des osmanischen Reichs und hörte als Staat für mehrere Jahrhunderte auf zu existieren.

Die Osmanen eroberten Serbien unter dem Vorwand, dem Land Ordnung zu bringen, bis sich die politische Lage in Serbien stabilisiert hätte. Der Grund war, dass der damalige Gouverneur von Serbien Mihailo Anđelović gestürzt wurde, der wiederum der Bruder des osmanischen Großwesirs Mahmud-Pascha Anđelović war. Serbien wurde zum Sandžak von Smederevo, das nach der osmanischen Einnahme von Belgrad 1521 zum Sandžak von Belgrad umbenannt wurde. Die südlichen Gebiete wurden zum Sandžak von Kosovo, die südwestlichen um das alte Raszien zum Sandžak Novi Pazar, das aber dem Vilayet von Bosnien (1463 erobert) angeschlossen wurde, die Küstengebiete kamen zum Sandžak von Shkoder-Skutari. Damit wurden Fakten geschaffen, die kulturell und politisch bis heute fortwirken.

Trotzdem brach der serbische Widerstand gegen die Osmanen immer noch nicht ab. Dieser konzentrierte sich in Südungarn, der späteren Vojvodina, wo Matthias Corvinus eine Art Militärgrenze errichtete. Dorthin übersiedelten viele Serben, die unter ihren Despoten oder Herzögen Autonomie erlangten, dafür aber für Ungarn vorwiegend gegen die Osmanen kämpfen mussten. Die serbischen Despoten wurden von den ungarischen Königen nominell als die wahren Herren Serbiens ausgerufen. Mit dem osmanischen Sieg über Ungarn bei Mohács 1526 war auch das Ende des serbischen Fürstentums in Ungarn entschieden.

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Die nächsten Jahrhunderte herrschten die Osmanen über Serbien. In dieser Zeit wurden manche serbischen Christen zu Moslems, doch blieb das serbische Nationalgefühl unter anderem durch die serbisch-orthodoxen Klöster erhalten.

In mehreren Aufständen versuchten die Serben, sich von der osmanischen Herrschaft zu befreien, die sie als schweres Joch empfanden. Der erste große serbische Aufstand begann in der Vojvodina 1593, der aber bis 1607 blutig niedergeschlagen wurde. Als die Habsburger die Osmanen aus Ungarn vertrieben (siehe Türkenkriege), wagten die Serben um 1689 nochmals einen Aufstand. Unterstützt von serbischen Aufständischen drangen die Truppen der Habsburger bis nach Sarajevo in Bosnien und Skopje in Mazedonien vor. Als sich jedoch die Österreicher zurückziehen mussten, folgten ihnen auch viele Serben, insbesondere diejenigen die sich am Aufstand beteiligt hatten und nun die Rache der Osmanen befürchteten, darunter auch der serbische Patriarch Arsenije III. Crnojević. Es kam zu großen Flüchtlingsbewegungen, die in die serbische Geschichte als seobe, Wanderungen, eingingen.

Die Serben siedelten sich hauptsächlich in den zumeist entvölkerten Gebieten Südungarns an, einige kamen bis nach Budapest, in dessen Nähe zwei damals bedeutende serbische Siedlungen gegründet wurden: Szentendre nördlich und Ráckeve südlich von Budapest. Andere folgten dem Ruf der russischen Zarin Katharina der Großen und siedelten in der heutigen Ukraine, wo es zwei serbische Provinzen gab: Nova Serbia (russ. Нова Сербія) und Slovjanoserbia (Слов'яаносербія).

Die kurze Herrschaft der Habsburger

Serbien von 1718 bis 1739

Von 1718 bis 1739 war das serbische Gebiet nördlich der Save und westlich der Donau im Besitz des Hauses Österreich.

Es wurde 1718 von den Habsburgern erobert. Jedoch fiel es 1739 wieder unter osmanische Verwaltung. Die einzigen beiden Herrscher waren General Odijer, der temporäre Administrator von 1718 bis 1720, und Karl Alexander. Er war der Gubernator von Belgrad und sogleich auch der restlichen Provinz.

In diese Zeit fallen erste Versuche, ein serbisches Nationalbewusstsein herauszubilden.

Unabhängigkeit Serbiens

Serbien 1817-1833
Serbien 1833-1878

Erster Serbischer Aufstand

→ Hauptartikel: Erster Serbischer Aufstand

Nach der Eroberung Serbiens durch die Osmanen 1459 verschwand Serbien als eigenständiges Land von der Landkarte. Erst knappe 350 Jahre später gelang es den Serben unter Djordje Petrović, genannt Karadjordje (schwarzer Georg) im Ersten Serbischen Aufstand (1804) weite Teile Serbiens zu befreien. Das revolutionäre Serbien reagierte auf das im Januar 1804 erfolgte osmanische Massaker an 72 serbischen Knezen (Dorfältesten), indem eine separate serbische Regierung (Praviteljstvujušči sovjet serbski, deutsch etwa: Regierender Rat der Serben) gebildet, ein serbischer Prinz gekrönt sowie ein Parlament und der Vorläufer der heutigen Universität Belgrad gegründet wurden. Dieser Aufstand wurde jedoch 1813 von den Osmanen niedergeschlagen.

Zweiter Serbischer Aufstand

→ Hauptartikel: Zweiter Serbischer Aufstand

1815 brach der Zweite Serbische Aufstand unter Miloš Obrenović, der das Haus Obrenović begründete, aus. 1816 unterzeichneten die Osmanen einen Vertrag zur Stabilisierung der Beziehungen mit den Serben. 1817 gelang es ihm, Ali Pascha zu einem ungeschrieben Abkommen zu zwingen, welches den Zweiten Serbischen Aufstand beendete. Im selben Jahr kam Karađorđe nach Serbien zurück, jedoch wurde er auf Obrenovićs Befehl hin ermordet.

Fürstentum Serbien

Hauptartikel: Fürstentum Serbien

Serbien 1878-1912

Sultan Mahmud II. erkannte 1830 mit einer Urkunde Miloš Obrenović als obersten Knjas der Serben an. Im November 1833 wurden mit einer weiteren Urkunde die Autonomierechte des Fürstentums präzisiert. 1867 gelang es den Serben unter Fürst Mihailo Obrenović die Osmanen in ihrem Fürstentum endgültig zu besiegen.

Anfangs war das Fürstentum relativ klein, das Gebiet beschränkte sich auf das Paschaluk Belgrad, welches aber in den Jahren 1831-1833 im Osten, Süden und Westen erweitert wurde. Durch den Berliner Kongress 1878 wurde die Unabhängigkeit des Fürstentums Serbien anerkannt. Zudem erhielt Serbien Gebiete im Süden (um Vranje, heute bekannt als Pčinjski Okrug) zugesprochen.

Königreich Serbien

Hauptartikel: Königreich Serbien

Nach dem Berliner Kongress wurde am 6. März 1882 das Königreich Serbien, mit König Milan I. proklamiert. Das Königreich war der Nachfolgestaat des Fürstentums Serbien.

Bosnienkrise

1908 wurde Bosnien-Herzegowina von Österreich-Ungarn annektiert. Dies führte zu einem ernsten und dramatischen europäischen Konflikt, die sog. Bosnische Annexionskrise: Protest seitens des Osmanischen Reiches; Entrüstung in Serbien, das seine nationalen Pläne durchkreuzt sah und mit einer Mobilmachung antwortete; Russland stieß in der so genannten Meerengenfrage (Öffnung des Bosporus und der Dardanellen) auf britischen Widerstand, sah sich von Österreich-Ungarn ebenfalls überspielt und stellte sich hinter Serbien; Großbritannien bestärkte nun Russland und forderte eine internationale Konferenz zur Klärung der bosnischen Frage, die aber von Österreich-Ungarn abgelehnt wurde; Italien sprach sich gegen eine Machterweiterung Österreich-Ungarns und zur Erhaltung des Status quo am Balkan aus; Frankreich hielt sich zurück, da es sich einer militärischen Kraftprobe noch nicht gewachsen zu sein glaubte; und das Deutsche Reich hielt fest zu Österreich-Ungarn, lehnte jedoch die Präventivkriegsabsichten des österreichischen Generalstabs zur so genannten Abrechnung mit Serbien ab. Das Deutsche Reich warnte Russland vor Unterstützung Serbiens in der als Demütigung empfundenen „Petersburger Note“ und zwang es, auf Serbien einzuwirken, die Annexion anzuerkennen. Russland beabsichtigte jedoch, Serbien gegen jede zukünftige Drohung seiner Unabhängigkeit zu verteidigen.

Die Bosnienkrise löste die Mazedonienkrise ab. Schon im 19. Jahrhundert wurde Mazedonien zum bulgarisch-griechisch-serbischen Streitobjekt. Bulgarische, griechische und serbische Freischärler, die Komitadschi, Klephten und Tschetniks kämpften um Einfluss.

Balkankriege

Erster Balkankrieg 1912

1912 vermittelte Russland ein Balkanbündnis zwischen Bulgarien, Griechenland und Serbien, dem sich auch Montenegro anschloss. Es kam im Oktober 1912 zum 1. Balkankrieg. Mazedonien sollte laut einem nicht offiziellen Einverständnis zwischen Bulgarien und Serbien aufgeteilt werden. Bulgarien sollte den größeren Teil Mazedoniens bekommen, Serbien den Nordwesten sowie einen Zugang zum Meer durch Nordalbanien, das durch eine Unterstützung Bulgariens gedeckt werden sollte.

Die Offensive der Balkanstaaten begann am 17. Oktober 1912. Die serbische und die griechische Armee marschierte in Mazedonien ein, die bulgarische Armee in Thrakien. Die montenegrinischen Truppen spielten kaum eine Rolle. Die griechische Armee eroberte Saloniki, nachdem serbische Truppen die osmanischen in den Schlachten von Kumanovo (24. Oktober) und Monastir (5. November) besiegt hatten. Die bulgarische Armee siegte bei Kirk Kilissa und Lüle Burgas. Im November belagerte sie bereits Konstantinopel.

Eine Friedenskonferenz in London über den Jahreswechsel 1912/13 brachte keine Ergebnisse, da die Großmächte keinen Kompromiss zwischen ihren unterschiedlichen Interessen in der Region finden konnten. Am 23. Januar 1913 putschten sich die Jungtürken unter Enver Bey in Konstantinopel an die Macht und schlossen einen Waffenstillstand. Trotzdem hielten die Belagerungen an, bis auch Scutari, Janina und Adrianopel kapitulierten. Die Großmächte zwangen nun den kriegführenden Staaten ihre Friedensbedingungen auf.

Zweiter Balkankrieg 1913

Im Streit um die Grenzziehung in Mazedonien griff Bulgarien, das seine Kräfte überschätzte, im Juni 1913 Serbien an, um ein fait accompli zu schaffen; der 2. Balkankrieg begann. Bei Bregalnica in Mazedonien wurde die bulgarische Armee geschlagen. Daraufhin erklärten Griechenland und Montenegro Bulgarien den Krieg, dem sich am 15. Juli 1913 auch Rumänien wie auch das Osmanische Reich anschlossen. Das führte zum endgültigen militärischen Zusammenbruch Bulgariens. Österreich-Ungarn drohte zugunsten Bulgariens einzugreifen, wurde aber von Deutschland und Italien zurückgehalten. Im Frieden von Bukarest vom 10. August 1913 kam das heutige Mazedonien zu Serbien.

Erster Weltkrieg

Serbien nach den beiden Balkankriegen 1913

Aus den Balkankriegen ging Serbien als politisch gestärkte Macht hervor. Dies führte zu Spannungen mit dem benachbarten Österreich-Ungarn, das bereits 1908 Bosnien und Herzegowina formlos annektiert hatte. Serbische wie bosnische Nationalisten strebten die Verdrängung Österreich-Ungarns vom Balkan an.

Hintergrund

Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers, Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este, am 28. Juni 1914 durch den jungen serbischen Studenten Gavrilo Princip, hinter dem die Offiziersverschwörung Schwarze Hand vermutet wird, galt als der Vorwand für den Angriff Österreich-Ungarns auf Serbien, der zum Ersten Weltkrieg führte. Das Motiv hinter dem Attentat war offenbar, ein Fanal zu setzen, um den Zusammenhalt der Donaumonarchie weiter zu lockern und die Serben innerhalb seiner Grenzen zum Widerstand zu bewegen, mit dem Fernziel einer Annexion serbisch bevölkerter Gebiete Österreich-Ungarns und der Schaffung eines Staates, der alle Südslawen (auch die Bulgaren) unter serbischem Szepter vereinen sollte. Unglücklicherweise hatte die Schwarze Hand den Bogen überspannt, und Österreich brannte auf Rache an seinem Angstgegner Serbien, der in kurzer Zeit sehr an Macht gewonnen hatte. Das kam dem K.u.K. Generalstab sehr gelegen, der schon lange einen Krieg gegen Serbien ins Auge gefasst hatte.

Ultimatum

Am 6. Juli versicherte das Deutsche Reich die unbedingte Bündnistreue zu Österreich-Ungarn (Blankovollmacht) im Fall eines Krieges mit Serbien und Russland. Daraufhin Besuch des französischen Präsidenten Poincaré und des Ministerpräsidenten Viviani in Russland. Nach ihrer Abreise stellte Österreich-Ungarn am 23. Juli an Serbien ein Ultimatum mit sechs Bedingungen, die u.a. die Bekämpfung der gegen Österreich-Ungarn gerichteten Aktivitäten unter österreichisch-ungarischer Beteiligung und Bestrafung der Schuldigen vorsahen.

Die serbische Regierung akzeptierte fünf der sechs Bedingungen, verwahrte sich jedoch gegen die letzte Bedingung, der Einschränkung der Souveränität Serbiens, und beschloss die Teilmobilmachung der Armee. Woraufhin Österreich-Ungarn die Antwort Serbiens für „unbefriedigend“ befand und ebenfalls mit einer Teilmobilmachung begann.

Beginn

Trotz deutscher und englischer Vermittlungsversuche (Vorschlag einer Botschafterkonferenz und direkte Verhandlungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn), erklärte Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli den Krieg. Russlands Mobilmachung zur Unterstützung Serbiens brachte der Reihe nach gegenseitige Ultimaten und Kriegserklärungen der europäischen Großmächte in der ersten Augustwoche, womit der Erste Weltkrieg begann. Dabei arbeitete die serbische Armee Hand in Hand mit dem montenegrinischen Milizheer.

Die drei Offensiven der österreichisch-ungarischen Armee gegen Serbien scheiterten (August, September und November - Dezember 1914), obwohl die serbische Armee an Soldaten und Ressourcen der österreichisch-ungarischen unterlegen und durch die Balkankriege 1912-1913 ebenfalls geschwächt war. Besonders die ersten österreichisch-ungarischen Offensiven waren von schweren Übergriffen gegen die serbische Zivilbevölkerung begleitet. Außerdem waren im Land Seuchen ausgebrochen, die ab 1915 die Zivilbevölkerung und Armee dezimierten. Dem Heer fehlte es an fast allem, der Abwehrkampf hatte viele Ressourcen und Kriegsmaterial verschlissen. Sogar Uniformen waren so schwer aufzutreiben, dass man die österreichischen Uniformen gefallener Gegner wiederverwendete. Dabei stand fast jeder, der eine Waffe halten konnte, an der Front, selbst Frauen wurden Soldaten.

1915

Aufnahme vom Rückzug der serbischen Armee nach Albanien (Oktober 1915)

Die Ententemächte verlangten von Serbien eine Entlastungsoffensive gegen Bosnien, um den Russen Luft zu verschaffen und eine weitere Front gegen Österreich-Ungarn aufzubauen. Die Serben besetzten stattdessen im Juli 1915 das praktisch in Anarchie zurückgefallene Albanien, angeblich um italienischen Ambitionen zuvorzukommen, aber auch um einen eigenen Seezugang zu erhalten. Großbritannien und Frankreich schickten Waffen und Versorgungsgüter, um die serbische Armee für eine kommende Offensive zu stärken.

In Oktober 1915 schloss sich Bulgarien den Mittelmächten (Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich) an, und am 6. Oktober begann unter deutschem Oberkommando eine gemeinsame Offensive gegen Serbien, die in kurzer Zeit die serbischen Armeen trotz heftigen Widerstandes überrannte. Nur durch einen schnellen Rückzug in Richtung Südwesten entgingen die Reste der serbischen Streitkräfte der Einkreisung und Vernichtung. Die im Kosovo versammelten Heerestrümmer zählten nur noch 300.000 Soldaten, nicht einmal ein Drittel der Gesamtstärke vor Beginn der gegnerischen Offensive, aber beschwert um zahllose Flüchtlinge. Ohne Versorgung und Ruhemöglichkeit zogen sich die Serben durch unwegsames Bergland in winterlichem Wetter unter unbeschreiblichen Umständen bis an die Adria zurück, dabei starben durch Hunger, Seuchen, feindliche Angriffe und die Übergriffe albanischer Partisanen ein Großteil der Fliehenden, Zivilisten wie Soldaten. Ohne den Rückhalt Serbiens brach auch Montenegro bald zusammen, und die Mittelmächte stießen nach Albanien hinein vor. Allerdings wurden auch sie durch das schlechte Wetter und das weglose Land behindert, so dass die Serben ihrem Zugriff immer wieder entschlüpften. 125.000 Zivilisten und 30.000 Soldaten schafften es bis zur Küste, und selbst nach dem Abtransport starben viele an den Folgen der Entbehrungen auf der Flucht. Bis zum Dezember 1915 besetzten österreichisch-ungarische, deutsche und bulgarische Truppen ganz Serbien. Die Reste der serbischen Armee mitsamt der serbischen Regierung konnte sich nach Korfu absetzen, Serbien selbst sollte zwischen Bulgarien und Österreich-Ungarn aufgeteilt werden.

1916 und 1917

1916 wurde die serbische Armee mit Unterstützung Frankreichs und Großbritannien reorganisiert (vier serbische Divisionen und eine „jugoslawische“ Freiwilligendivision, zumeist Serben aus Österreich-Ungarn und Emigranten) und an der Saloniki-Front eingesetzt.

Im besetzten Serbien führten die Mittelmächte ein strenges Besatzungsregiment, und die Serben leisteten mit Partisanenaktionen heftigen Widerstand, den die Besatzer ihrerseits mit Gräueltaten vergalten. Im Februar 1917 entflammte ein Volksaufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Mitglieder der Schwarzen Hand, unter ihnen ihr Anführer, Oberst Dragutin Dimitrijević, wurden eines Anschlages gegen den serbischen Thronfolger Alexander verdächtigt und durch ein Militärgericht zum Tode verurteilt.

Gespräche des serbischen Außenministers Nikola Pašić mit Ante Trumbić als Vertreter des Jugoslawischen Komitees auf Korfu führten am 20. Juli 1917 zur Deklaration von Korfu über die Absicht zur Bildung des späteren Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.

1918 und das Ende des Krieges

An der Saloniki-Front gab es bis September 1918 keine nennenswerten Veränderungen. Mitte September wurde schließlich die bulgarische Armee durch einen erfolgreichen Angriff der alliierten Orientarmee besiegt. Die serbische Armee begann mit Unterstützung zweier französischer Divisionen mit der Rückeroberung Serbiens. Die österreichisch-ungarische Armee wurde am 3. Oktober bei Leskovac geschlagen, am 28. Oktober zog sie sich aus Belgrad zurück.

Kriegsfolgen

Serbien nach der Angliederung der Vojvodina, Montenegros und der Gebiete im Osten 1919
Die Serbischen Soldaten machten rund 8% der Entente-Opfer aus.

Die Rückeroberung Serbiens und der Platz an der Seite der Siegermächte des Ersten Weltkrieges ermöglichten Serbien, am 1. Dezember 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zu begründen, das sich ab 1929 Jugoslawien nennen sollte. Schon am 25. November beschloss die Volksversammlung der Vojvodina die Vereinigung mit Serbien, am 29. November folgte dem die Nationalversammlung Montenegros. Zudem erhielt Serbien Gebiete im Osten (Caribrod, Bosilegrad, Strumica), welche Bulgarien als Verlierer des Ersten Weltkrieges abtreten musste. Rechts auf der Karte sieht man das Territorium des Königreichs Serbien nach der Angliederung der Vojvodina, Montenegros und der Gebiete im Osten im Jahr 1919 (Jedoch bestand das Königreich Serbien innerhalb des neuen Staates nicht in diesen Grenzen; Es wurde - wie das gesamte Gebiet des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen - in Banschaften (banovine) aufgeteilt (siehe dazu die Karte weiter unten).

Das Königreich Serbien zählte Anfang 1914 rund 4,5 Millionen Einwohner. In den vier Kriegsjahren sind nach serbischen Angaben circa. 1,1 Millionen Menschen oder 24 % der Gesamtbevölkerung des Königreichs ums Leben gekommen. Es sind schätzungsweise 60.000 Zivilisten exekutiert worden und bis zu 400.000 weitere aufgrund von Epidemien, Kälte, Hungersnöten und Krankheiten gestorben, viele davon auf dem verlustreichen Rückzug zur Adria. Von den wehrfähigen Männern hat nur die Hälfte überlebt, das serbische Heer zählte allein 360.000 Mann Verluste.

Das Land selbst war in den Kriegsjahren ausgeplündert worden, die Wirtschaft zerstört. Die solcherart eingetretenen Verluste machten rund die Hälfte des serbischen Volksvermögens aus. Um die Not zu lindern, wurden rigorose Beschlagnahmungen von Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Ressourcen in den neuen jugoslawischen Ländern, die vom Krieg verschont geblieben waren, durchgeführt, was zu den ersten Krisen des neuen jugoslawischen Staates führte.

Serbien im Ersten Jugoslawien

Königreich Jugoslawien 1929

Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde Österreich-Ungarn aufgelöst und das Staatengefüge in Mittel- und Osteuropa vollkommen neu geordnet.

Aus Serbien, dem bis dahin unabhängigen Montenegro sowie den meisten südslawisch besiedelten Ländern Österreich-Ungarns entstand 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, das sich ab 1929 Jugoslawien nannte.

Das Territorium Jugoslawiens wurde in neun Banschaften neugegliedert. Die Grenzen der Banschaften entsprachen nicht den bis dahin geltenden Grenzen. Ihre Bezeichnungen wurden von den Flüssen, welche sie durchflossen (mit Ausnahme der Primorska Banovina (Banschaft Küstengegend), sie lag am Meer und erhielt daher ihren Namen), abgeleitet.

Das Territorium Serbiens vor dem Ersten Weltkrieg entfiel im neuen Staat auf fünf Banovine (Vardar, Morava, Zeta, Drina, Donau). Die mehrheitlich von Serben bevölkerte Banovina Vrbas (Banschaft Vrbas) wurde nach dem Ersten Weltkrieg ebenfalls als eine serbische Banschaft angesehen.

Zweiter Weltkrieg

→ Hauptartikel: Serbien im Zweiten Weltkrieg

Serbien und Banat im Jahre 1941-1944

Nach dem schnellen Sieg der Achsenmächte über das Königreich Jugoslawien wurde das Land in zehn Teile mit unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Serbien, bestehend aus Altserbien (das ehemalige Gebiet Serbiens innerhalb der Grenzen von 1912, ohne Mazedonien) und dem Westbanat, wurde mit zusammen etwa 4,5 Millionen Einwohnern wegen seiner großen ökonomischen Bedeutung zur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt und unter Militärverwaltung gestellt. In Serbien wurde vom Dritten Reich eine Kollaborationsregierung installiert.

Den Aufständen in Serbien standen nur unzureichende deutsche Besatzungstruppen gegenüber. Am 1. September 1941 proklamierte General Milan Nedić den Staat Serbien. General Nedić war im Königreich Jugoslawien Verteidigungsminister. Er stand dem Faschismus ideologisch sehr nah.

Die Regierung von Nedić wurde von Tschetnik-Truppen unter der Führung von Dimitrije Ljotić militärisch gestützt.

Das Nedić-Regime blieb bis 1945 bestehen, als Sowjetische Truppen an die Grenzen Serbiens vorstießen. Am 20. Oktober 1944 wurde Belgrad gemeinsam von Tito-Partisanen und der Roten Armee befreit.

Serbien im sozialistischen Jugoslawien

Jugoslawien 1944-1991

Am 29. November 1943 wurde Jugoslawien als sozialistischer Staat neu gegründet. Die sozialistische Republik Serbien wurde eine von sechs Teilrepubliken in Jugoslawien. Die südserbische Region Makedonien wurde von Serbien getrennt und bekam den Status einer eigenständigen Teilrepublik der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Montenegro bekam ebenfalls den Status einer eigenständigen Teilrepublik.

Innerhalb der Teilrepublik Serbien wurden zwei autonome Provinzen eingerichtet: Im Norden die Vojvodina (mit einer ungarischen Minderheit) und im Süden das Kosovo und Metochien (mit einer albanischen Mehrheit). Der Vojvodina wurde die Baranja (heute Teil Kroatiens) entnommen, dafür erhielt sie den größten Teil des hauptsächlich von Serben besiedelten Syrmien (davor Teil Slawoniens). Mit dieser Aufteilung Serbiens versuchten die jugoslawischen Kommunisten das Gleichgewicht zwischen Serbien und den restlichen Teilrepubliken zu halten. Serbien wurde politisch geschwächt.

Jugoslawienkriege (1991-1999)

Slobodan Milošević

→ Hauptartikel: Jugoslawienkriege

1987 fordern serbische Intellektuelle im Sanu Memorandum ein Ende der so genannten „Diskriminierungen des serbischen Volkes“. Das Memorandum propagiert unter anderem einen „Genozid“ am serbischen Volk im Kosovo und eine antiserbische Verschwörung Kroatiens und Sloweniens gegen Serbien. Intellektuelle und Politiker der anderen Völker Jugoslawiens reagierten auf die Forderung aus Belgrad mit eigenen nationalen Programmen. Zwischen den Teilnehmerstaaten breitete sich eine zunehmend vergiftete Atmosphäre aus. In Zusammenhang mit den politischen Umwälzungen in den anderen sozialistischen Staaten Osteuropas 1989/1990 bildeten sich dann auch in Jugoslawien neue Parteien und es kam 1990 zu ersten freien Wahlen in einigen Republiken, die mehrheitlich von nationalistisch agierenden Parteien gewonnen wurden. Am 9. März 1991 kam es zu Protesten in Serbien. Hunderttausend Demonstranten gingen vier Tage lang auf die Straße und protestierten unter der Führung der Partei von Vuk Drašković gegen das Milošević-Regime. Am 25. Juni 1991 proklamierten zunächst Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit, was von der Belgrader Führung als Verfassungsbruch angesehen wurde. Die jugoslawische Zentralregierung suchte die Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen, um den Staat zu erhalten.

Der 10-Tage-Krieg in Slowenien

→ Hauptartikel: 10-Tage-Krieg

Am 25. Juni 1991 löste sich Slowenien aus dem Staatsverband Jugoslawien und erklärte seine Unabhängigkeit, was eine militärische Intervention der Jugoslawischen Volksarmee auslöste. Im so genannten 10-Tage-Krieg wurde eine Besetzung des Landes durch die Armee jedoch durch relativ gut organisierten Widerstand verhindert. Es kam lediglich zu kleineren Gefechten zwischen slowenischen Polizisten und jugoslawischen Soldaten vor allem an internationalen Grenzübergängen, als die slowenische Landespolizei dort die Kontrolle übernahm. Deshalb kam es auch zu keinen nennenswerten Zerstörungen, was die Entwicklung der slowenischen Wirtschaft nach der Unabhängigkeit begünstigte. Die Gefahr eines Bürgerkriegs, wie er in anderen Teilen Jugoslawiens stattfand, bestand zu keinem Zeitpunkt, da die slowenische Bevölkerung, von kleineren Minderheiten abgesehen, fast ausschließlich aus Slowenen besteht. Unter Vermittlung der UNO und der österreichischen Regierung konnte schließlich ein Kompromiss erzielt werden: Slowenien sollte den Vollzug der Unabhängigkeit für die Dauer von drei Monaten aussetzen und in dieser Zeit mussten sich die dortigen Soldaten, die ihren Präsenzdienst in Slowenien leisteten, zurückziehen. Beide Seiten hielten sich an die Vereinbarung, und so konnte am 8. Oktober 1991 die Unabhängigkeit der Republik Slowenien in Kraft gesetzt werden. Während die Kriegshandlungen in Slowenien schon nach kurzer Zeit eingestellt wurden und Slowenien unabhängig wurde, entbrannte in Kroatien ein Bürgerkrieg.

Krieg in Kroatien

→ Hauptartikel: Kroatienkrieg

Kroatien erklärte am 8. Oktober 1991 seine Unabhängigkeit. Militante Serben und die Jugoslawische Volksarmee errichteten daraufhin die so genannte Serbische Autonome Provinz Krajina (SAO Krajina). Diese umfasste Teile Kroatiens, aus denen Kroaten gewaltsam vertrieben wurden. Die Unterstützung der Krajina-Serben durch Belgrad wurde vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und von der Europäischen Gemeinschaft seit 1991 mit Sanktionen geahndet, da weltweit angenommen wurde, Serbien wolle auf diese Weise die Republik Serbische Krajina mit der Republika Srpska mit Serbien zu einem Großserbien verbinden.

Es kam zum Kroatienkrieg, der schließlich mit der Militäraktion (Oluja/Sturm) unter Führung von Ante Gotovina beendet wurde. Im Zuge dessen floh wiederum ein großer Teil der ansässigen serbischen Bevölkerung bzw. wurde vertrieben.

Kosovokrieg

→ Hauptartikel: Kosovokrieg

Auf Betreiben des serbischen Präsidenten Slobodan Milošević beschloss das serbische Parlament im Rahmen der Antibürokratischen Revolution 1989, den Status des Kosovo als autonome Provinz aufzuheben. Es folgten im Kosovo ethnische Unruhen, die zu einigen Dutzend Toten auf beiden Seiten führten. Die Albaner reagierten erst mit einem friedlichen Totalboykott, doch als es auch nach dem Dayton-Abkommen dem 1992 gewählten Anführer der Kosovo-Albaner Ibrahim Rugova nicht gelang, die Probleme im Kosovo zu internationalisieren und der serbische Druck im Kosovo immer mehr zunahm, tauchte 1997 die Ushtria Çlirimtare Kosovës (UÇK, Befreiungsarmee Kosovos) auch öffentlich auf.

Die internationale Staatengemeinschaft stufte die UÇK zunächst als terroristische Organisation ein. Sehr schnell jedoch leiteten die USA entsprechende Verhandlungen um Waffenkäufe ein. In der Folge erlangte die UÇK die Kontrolle über mehrere Gebiete Kosovos. Die Kämpfe zwischen den verschiedenen serbischen Einheiten und der UÇK und vor allem die NATO Angriffe führten im Endeffekt dazu, dass mehr als 500.000 Einwohner auf der Flucht waren und zunächst im nahen engeren Serbien, Mazedonien oder Albanien, dann zum Teil in Westeuropa Schutz suchten.

Im Frühjahr 1999 durchgeführte NATO-Luftangriffe zwangen Slobodan Milošević schließlich zum Einlenken. Der Rückzug der serbischen Armee beendete die blutigen Auseinandersetzungen im Kosovo, dem bis zu diesem Zeitpunkt bereits tausende Menschen zum Opfer gefallen waren. Das Kosovo wurde vorläufig Protektorat der UNO.

Demokratisierung

Bei den Präsidentschaftswahlen am 24. September 2000 wurde Vojislav Koštunica zum serbischen Präsidenten gewählt. Milošević hatte sich zunächst zum Wahlsieger erklärt, musste aber nach mehrtägigen Streiks, Demonstrationen der Demokratischen Opposition Serbiens (DOS) und der Besetzung des Parlaments am 5. Oktober schließlich seine Niederlage eingestehen. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2000 errang die DOS eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Im Januar 2001 wurde Zoran Đinđić zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Dies führte u.a. dazu, dass Slobodan Milošević am 29. Juni 2001 an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag ausgeliefert wurde. Am 12. März 2003 wurde Đinđić auf offener Straße von Attentätern aus den Reihen der ehemaligen Roten Barette ermordet.

Bundesrepublik Jugoslawien/Staatenbund Serbien und Montenegro

Serbien als unabhängiger Staat
(mit Kosovo)

Nachdem die übrigen Teilrepubliken des alten Jugoslawien ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, schlossen sich Serbien und Montenegro 1992 zur Bundesrepublik Jugoslawien zusammen. Diese bestand bis 2003, seitdem bildeten diese beiden Republiken den Staatenbund Serbien und Montenegro, dessen Auflösung am 21. Mai 2006 durch das montenegrinische Unabhängigkeitsreferendum eingeleitet wurde. Montenegro erklärte daraufhin durch einen Parlamentsbeschluss am 3. Juni 2006 seine formale Unabhängigkeit, Serbien folgte am 5. Juni mit einer Unabhängigkeitserklärung, ebenfalls durch einen Parlamentsbeschluss.

Republik Serbien

Der Ministerpräsident Serbiens ist heute der Demokrat Mirko Cvetković. Staatspräsident ist seit 2004 der liberale, Europa zugewandte Reformer Boris Tadić. Die nationalistische SRS-Partei des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Vojislav Šešelj erlangte bei den Parlamentswahlen im Dezember 2003 mit rund 27 Prozent der Stimmen die meisten Mandate. Sie ist aber dennoch in der Opposition geblieben, da sich die demokratischen und liberalen Parteien zu einem Bündnis formierten und somit eine Regierung bildeten. Dies änderte sich auch nicht nach den Parlamentswahlen 2007.

Folgen der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo

Nach langen, ergebnislosen Verhandlungen beschloss am 17. Februar 2008 das Parlament des Kosovo, einseitig die Unabhängigkeit der Provinz auszurufen. Serbien erkennt diesen Beschluss nicht an und beruft sich dabei auf die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 1999, nach der das Kosovo Bestandteil der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien unter UN-Verwaltung ist. Eine neue Resolution kam nicht zustande, da Russland sein Veto angekündigt hatte. Nachdem mehrere EU-Staaten Kosovo offiziell anerkannt hatten zerbrach schließlich die Regierungskoalition im Streit um das Verhältnis zu Europäischen Union, was zu Neuwahlen führte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [1]

Literatur

  • Malte Olschewski: Der serbische Mythos. Die verspätete Nation., Herbig 2000, ISBN 3-7766-2027-7.
  • Christophe Colera : Une communauté dans un contexte de guerre: la "diaspora" serbe en Occident , Paris [u.a.] , Harmattan , 2003 , 2-7475-4824-4
  • Patrick Barriot : Le procès Milosevic, ou, L'inculpation du peuple serbe , Lausanne [u.a.] , Ed. L'Age d'Homme , 2005 , ISBN 2-8251-3620-4
  • Tim Judah: The Serbs. Hystory, Myth and the Destruction of Yugoslavia. Yale Nota Bene: New Haven and London 2000. ISBN 0-300-08507-9
  • Srdan Petkovic: Der nationale Diskurs unter Einfluß von Kriegspropaganda, Kirche und Folklorismus. Zur Entwicklung serbischer Selbstwahrnehmung. Diss. Duisburg 2003.
  • Holm Sundhaussen: Historische Statistik Serbiens 1834–1914. Mit europäischen Vergleichsdaten. (= Südosteuropäische Arbeiten. 87). München 1989
  • Holm Sundhaussen: Geschichte Serbiens. 19. bis 21. Jahrhundert. Böhlau Verlag. Wien-Köln-Weimar. 2007. ISBN 978-3-205-77660-4
  • Vladan Đorđević: Das Ende der Obrenovitch: Beiträge zur Geschichte Serbiens, 1897-1900. S. Hirzel. 1905.

Weblinks


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