Grummet

Grummet
Heufuhr im Engadin um 1900
Heuernte im Schwarzwald vor 1915 (Krätzen)
Heuernte im Saarland nach 1920
Heuernte im Schwarzwald um 1942
Heuernte, Mitte zwanzigstes Jahrhundert, Haselbach/Thüringen
Grasmahd mit Sense, bei Haselbach, Thüringer Wald, Anfang der 1940er Jahre
Heuhaufen
Heurechen zum zusammenrechen des Restheus
Heumachen in Sachsen: Ein Traktor (Belarus MTS 50 ) zieht einen Pferdeheuwender
Heuernte 2006
Heu als Rindernahrung

Als Heu bezeichnet man die getrocknete oberirdische Biomasse von Grünlandpflanzen (Gräser, Kräuter, Leguminosen). Es dient in der Regel als Futter für Nutz- und Haustiere.

Regional unterschiedlich wird in Süddeutschland nur der erste Schnitt als das eigentliche Heu bezeichnet – er enthält aufgrund der holzhaltigen Grashalme weit mehr Faserstoffe und ist besonders für Pferde geeignet. Der zweite und die weiteren Grasschnitte – heute werden Heuwiesen bis sechs mal im Jahr geschnitten – werden Grummet (auch Grünmat von grün Mahd) bzw. Grum(m)t genannt, in Süddeutschland und der Schweiz auch Öhmd, Ohmed, Amet, oder Emd.
Im Österreich wird es als "Groamat" bezeichnet. In Norddeutschland findet diese Unterscheidung nicht statt, sondern dort wird getrocknetes Gras allgemein als Heu bezeichnet. Der 1. Schnitt wird in heutigen Produktionsverfahren nicht als Heu, sondern weit überwiegend zu Silage konserviert, um den Gesamtertrag des Grünlandes zu erhöhen.
Grummet ist kürzer und enthält mehr Kräuter. Es ist aufgrund eines relativ zum 1. Schnitt früheren Schnittzeitpunkts (siehe Kapitel „Heu oder Silage“) nährstoffreicher bzw. hat einen niedrigeren Anteil an Strukturkohlenhydraten als Heu. Grummet ist wegen seines hohen Eiweißgehalts besonders für Milchvieh als Futter geeignet. Aufgrund der Kolikgefahr kann es für Pferde dagegen sogar gefährlich sein.

Inhaltsverzeichnis

Technik der Heugewinnung

Um eine Konservierung des Mähguts zu gewährleisten, wird der Aufwuchs (meistens von hochwüchsigem Extensivgrünland) nach dem Mähen mehrere Tage auf dem Feld zur Lufttrocknung liegen gelassen. Während dieser Zeit wird es heute zumeist mit Kreiselwendern mehrmals gewendet, um dann mit Kreiselschwadern zu Schwaden gerecht zu werden. In der modernen Landwirtschaft wird das Heu heute meistens mit Ballenpressen gepresst. Üblich sind kleine Eckballen (etwa 35×25×100 cm) oder große, mehrere hundert Kilo schwere Rund- oder Quaderballen. Bei einer angemessenen Lagerung kann das Heu auf diese Weise mehrere Jahre lang als Futtermittel für Nutztiere verwendet werden.

Heuwenden

Um qualitativ hochwertiges Heu zu erhalten, ist es wichtig, das Mähgut schnell und gründlich zu trocknen und möglichst staubfrei zu pressen bzw. einzufahren. Die Trockensubstanz von gutem Heu sollte etwa 86 % betragen. Aufgrund seiner günstigen Zusammensetzung hat Heu eine sehr hohe Bedeutung in der Pferdefütterung. Heu muss nach der Ernte mindestens vier Wochen lagern, bevor es an Pferde verfüttert werden kann, da es sonst beim Pferd zu einer Kolik kommen kann. Trotz der teils recht vielfältig-gemischten Zusammensetzung aus mehreren Pflanzenarten ist Heu rechtlich ein Einzelfuttermittel.

Geschichte

Bevor von Traktoren gezogene Ladewagen verbreitet waren, wurde das Heu meistens auf Wagen, die von Pferden und anderen Zugtieren gezogen wurden, zum Bauern transportiert. In unwegsameren Gelände (z.B. beim Wildheuen) musste das Heu oft auf dem Rücken in die Scheune getragen werden. Auch Holzschlitten fanden Verwendung.

Heu oder Silage?

Aufwüchse, die als Heu konserviert werden sollen, werden üblicherweise später gemäht als solche, die als Silage eingelagert werden sollen: Durch den späteren Schnittzeitpunkt erhöht sich der Anteil der Strukturkohlenhydrate (siehe auch Rohfaser) in der Pflanze, was einerseits die Trocknung verkürzt und andererseits zu weniger Verlusten auf dem Feld führt (weniger Bergeverluste durch höheren Stängelanteil). Aufwüchse für Silage werden meistens kurz vor dem Schossen gemäht, Aufwüchse für Heu zwei bis vier Wochen später. Die Anzahl möglicher Nutzungen der Aufwüchse richtet sich sehr nach der Stärke der Bewirtschaftung. Bei extensiver Landwirtschaft werden die Flächen zum Teil nur ein bis zweimal pro Jahr gemäht (plus Nachweide), bei konventioneller Landwirtschaft drei bis vier mal pro Jahr (ebenfalls danach Nachweide). Die Stärke der Bewirtschaftung ist auch vom Standort (Klima, Boden, etc.) abhängig.

Bei Heu als Konservierungsform ist das Witterungsrisiko deutlich höher als bei Silage: Während Silage optimalerweise bei einem Wassergehalt von 65 % eingefahren wird, sollte Heu nicht mehr als 15 % Wasser enthalten. Daher muss es zur Trocknung wesentlich länger auf dem Feld verbleiben (mehrere Tage, Silage zum Teil nur einen Tag). Um ein Verderben des Heus bei ungünstiger Witterung zu vermeiden, kann es (per Hand) auf Heureiter gehängt werden. Wird das Heu zu feucht gepresst, führt dieses vor allem durch Pilze (Hefen) zu einer Nacherwärmung des Materials. Damit verbunden sind Nährstoffverluste und eine Verunreinigung mit Gärschädlingen. Zu feuchtes Heu erzeugt aufgrund des zu schnell ablaufenden Gärvorgangs so hohe Temperaturen, dass sich Heuballen oder das gesamte Heulager selbst entzünden können.

Durch das Witterungsrisiko ist Heu als Konservierungsform in Norddeutschland deutlich weniger verbreitet als in Süddeutschland. Daneben haben aber auch die niedrigeren Verluste und die einfachere Handhabung weitgehend dafür gesorgt, dass die Silierung heute die überwiegende Konservierungsform in der Landwirtschaft ist. Milchvieh, dessen Milch zur Herstellung von Emmentaler in der Schweiz und im Allgäu verwendet wird, darf nicht mit Silage gefüttert werden, so dass hier im Winter nur Heu in Frage kommt.

Literatur

  • Gottfried Briemle u.a.: Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung in Baden-Württemberg. In: Günther Linckh u.a.: Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Voraussetzungen, Möglichkeiten, Maßnahmen. Springer Verlag, Berlin 1996 ISBN 3-540-61090-1, S. 125-256
  • Ernst L. Klapp: Grünlandvegetation und Standort. Nach Beispielen aus West-, Mittel- und Süddeutschland. Parey Verlag, Berlin 1965
  • Ernst L. Klapp: Wiesen und Weiden. Eine Grünlandlehre. Parey Verlag, Berlin 1971, ISBN 3-489-72510-7
  • Gerhard Voigtländer (Hrsg.): Gründlandwirtschaft und Futterbau. Ulmer, Stuttgart 1987, ISBN 3-8001-3071-8

Siehe auch

Weblinks


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