Gustav Schwantes

Gustav Schwantes

Gustav Schwantes (* 18. September 1881 in Bleckede; † 17. November 1960 in Hamburg) war ein deutscher Prähistoriker und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Schwantes“.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Gustav Schwantes war eigentlich Lehrer, diesen Beruf übte er auch von 1903 bis 1923 aus, er unterrichtete zuletzt in Hamburg. Bereits mit 16 Jahren grub er erste Urnengräber in der Gegend um Uelzen aus; mit 18 Jahren stand er in regem Briefkontakt mit der Direktorin des Museums für Altertumskunde in Kiel, Johanna Mestorf, die ihm 1901 in Unkenntnis seiner Lehrerausbildung die Stelle eines Kustos am Museum anbot, die er jedoch ablehnte. Durch seinen Kontakt mit Carl Schuchardt veröffentlichte Schwantes erste Artikel über die Urnengräber der vorrömischen Eisenzeit und zu Fragen der Chronologie in der Prähistorischen Zeitschrift. Er war ein reiner Autodidakt in der Archäologie.

Sein Studium der Völkerkunde, der Geologie und der Botanik in Hamburg schloss er 1923 mit einer Dissertation über die steinzeitliche Lyngby-Zivilisation ab. Er schrieb mehrere populärwissenschaftliche Bücher zur Vorgeschichte Norddeutschlands.

Als Botaniker beschäftigte er sich unter anderem mit der Steppenflora Südafrikas. Für das Werk Pareys Blumengärtnerei (1958) bearbeitete er die Pflanzenfamilie Aizoaceae, von der bereits ab den 20er Jahren zusammen mit Hermann Jacobsen eine umfassende Sammlung im Botanischen Garten Kiel anlegte. Nach ihm ist die Pflanzengattung Schwantesia Dint. benannt. Ferner sind auch mehrere Pflanzenarten nach ihm benannt worden.

Nahaufnahme der nach Schwantes benannten Schwantesia triebneri

1924 wurde er ständiger Mitarbeiter, ab 1926 Kustos am Hamburger Museum für Völkerkunde und Vorgeschichte. 1928 habilitierte er und wurde erster Dozent für Vorgeschichte an der Universität Hamburg. 1929 wurde er Direktor des Kieler Museums für Vaterländische Altertümer. 1931 wurde er außerplanmäßiger Professor in Kiel. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1933 Mitglied der Fachgruppe für deutsche Vorgeschichte im Kampfbund für deutsche Kultur.[1] 1937 wurde er Ordinarius für Ur- und Frühgeschichte in Kiel. Er gilt als Begründer der Kieler Schule. Durch seine naturwissenschaftlichen Studien vertrat er auch in der Archäologie einen interdisziplinären Ansatz, vor allem bei der Einbeziehung der Botanik und Anthropologie zur Rekonstruktion alter Lebenswelten. 1946 wurde er emeritiert, blieb aber weiterhin Leiter des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte. Er führte selbst die Grabungen des mesolithischen Fundplatzes im Duvenseer Moor durch. Nach diesem Fundplatz wurde die Duvensee-Gruppe benannt. Schwantes nahm auch die Grabungen in Haithabu wieder auf. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Herbert Jankuhn, dem er 1931 die Grabungsleitung in Haithabu übertrug, und Alfred Rust.

Ausgewählte Werke

  • Deutschlands Urgeschichte 1908.
  • Die Gräber der ältesten Eisenzeit im östlichen Hannover in: Prähistorische Zeitschrift Bd.1, 1909. 140 - 162.
  • Die Bedeutung der Lyngby-Zivilisation für die Gliederung der Steinzeit Hamburg 1923.
  • Führer durch Haithabu 1932.
  • Zur Geschichte der nordischen Zivilisation (Hamburg: Evert, 1938).
  • Die Geschichte Schleswig-Holsteins. 1. Vorgeschichte Schleswig - Holsteins 1939.
  • Geschichte Schleswig-Holsteins. Die Urgeschichte. Bd. 1, Teil 1. Neumünster 1958.
  • The Cultivation of the Mesembryanthemaceae, 1953
  • Flowering Stones and Mid-Day Flowers, 1957

Literatur

  • M. Gebühr: Schwantes Gustav in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 27, Berlin/New York 2004, Seiten 423-429.
  • H. Haßmann / D. Jantzen: "Die deutsche Vorgeschichte - eine hervorragend nationale Wissenschaft". Das Kieler Museum Vorgeschichtlicher Altertümer im Dritten Reich in: Offa Bd. 51, Neumünster 1994, Seiten 9-35.
  • Sonja Schäfer: Schwantes, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 790 f. (Onlinefassung)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 558.

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