Gymnicher Ritt

Gymnicher Ritt
Dieser Artikel behandelt den Ort Gymnich. Weitere Artikel zum Begriff Gymnich siehe unter Gymnich (Begriffsklärung)
Gymnich
Stadt Erftstadt
Koordinaten: 50° 50′ N, 6° 45′ O50.8338888888896.7588Koordinaten: 50° 50′ 2″ N, 6° 45′ 0″ O
Höhe: 88 m ü. NN
Fläche: 1,5 km²
Einwohner: 4302 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 50374
Vorwahl: 02235

Gymnich ist ein Stadtteil von Erftstadt, der, an der Erft im Rheinischen Braunkohlerevier am Rande der Ville gelegen, von Handwerkern, Kaufleuten, der Landwirtschaft und bedingt durch die Randlage zum Braunkohlegebiet von Industrie geprägt ist. Pendler aller Berufsrichtungen orientieren sich darüber hinaus zum Großraum Köln hin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

St. Kunibert

Erstmalig wird Gymnich 1121 als Gimnich erwähnt. Die Ritter von Gymnich bauten dort eine Burg, die später zum Schloss um- und ausgebaut wurde. In der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlandes (1794) während der Koalitionskriege nach 1792 und unter Napoleon wurde Gymnich Mairie, die Preußen behielten nach den Befreiungskriegen die Verwaltungsgliederung als Bürgermeisterei und später als Amt bei. Die Grafen von Gymnich beteiligten sich als Grundeigentümer am Abbau der Braunkohle am benachbarten Villehang. Zuletzt noch die Wolff-Metternich mit der Grube Wolfswerk bei Balkhausen, die dann 1832 in der Grube Friedrich-Wilhelm-Maximilian aufging[1]. Seit der Kommunalreform von 1969 gehört Gymnich als Stadtteil zur neu gebildeten Erftstadt. Der Ortsteil beziehungsweise das Schloss ist auch Namensgeber des halbjährlichen informellen Treffens der Außenminister der Europäischen Union, das erstmals im Jahr 1974 auf Schloss Gymnich stattfand. Im diplomatischen Sprachgebrauch ist seitdem der Begriff „Gymnich-style meeting“ ein fester Begriff. Auch außerhalb der Diplomatie wird zunehmend vom Gymnich-Treffen gesprochen, wenn es um ein informelles Treffen der EU-Außenminister geht.

Gymnicher Ritt

Karte Tranchot, Canton de Lechenich 1807

Jährlich findet an Christi Himmelfahrt der Gymnicher Ritt statt. Dies ist eine Wallfahrt durch Gymnich und durch die Felder der Umgebung, an der Reiter und Fußgänger teilnehmen. Diese Reiterprozession ist überregional bekannt. Nach der Reiterprozession öffnen viele auf der Hauptstraße verteilte Stände und auf dem Kunibertusplatz wird eine Kirmes veranstaltet.

Initiiert wurde der Gymnicher Ritt nach der Überlieferung vom Ritter Arnold von Gymnich. Dieser nahm am Kreuzzug von Damiette (1217–1221) teil. Hier geriet er in der Nähe der ägyptischen Hafenstadt Damiette mit seinem Pferd in einen Sumpf, aus dem er sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte. Da gelobte er für den Fall seiner Rettung, er und seine Nachfahren würden jährlich einen Ritt rund um Gymnich abhalten. Ein plötzlich auffliegender Vogel soll sein Pferd so erschreckt haben, dass es sich aufbäumte und wieder festen Boden gewann.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Gymnich
Schloss Gymnich um 1860, Sammlung Alexander Duncker
  • Das Schloss Gymnich ist ein Hotel-Restaurant und war zeitweilig Gästehaus der Bundesregierung und Wohnsitz der Kelly Family. Inzwischen ist das Schloss ein Hotel mit Restaurant, im Sommer mit Biergarten.
  • Die Dorfkirche St. Kunibert mit ihrem im Rheinland untypischen Zwiebelturm ist das Zentrum des katholisch geprägten Ortes.
  • Die Gymnicher Mühle wird durch den Rhein-Erft-Kreis renoviert und zu einem Informationszentrum zur Mühlenkultur im nördlichen Rheinland ausgebaut. Zugleich wird auch über den nahen Naturpark Rheinland informiert und geworben. Zur Mühle führt eine bemerkenswerte Lindenallee.
  • Am nördlichen Ortsausgang liegt der Judenfriedhof.

Bekannte Personen aus Gymnich

Berühmtester Sohn Gymnichs ist der Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstatt-Bewegung.

Der erfolgreiche Fußballtrainer Hennes Weisweiler, in Lechenich geboren, hat seine familiären Wurzeln in Gymnich. Bevor er bei Borussia Mönchengladbach und beim 1. FC Köln zu nationalem und internationalem Ruhm kam, trainierte er in den Nachkriegsjahren die Gymnicher „Erfa“. Die Bezahlung erfolgte nach glaubhaften Überlieferungen zeitgemäß in Naturalien: Kartoffeln, Eier und Speck.

Einzelnachweise

  1. Walter Buschmann, Norbert Gilson, Barbara Rinn: Braunkohlenbergbau im Rheinland, hg. vom LVR und MBV-NRW, 2008, S.399 ff.

Literatur

  • Matthias Weber: Erftstadt-Gymnich. 1. Auflage 1984, J.P. Bachem Verlag Köln. ISBN 3-7616-0757-1

Weblinks


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