Algesheim

Algesheim
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Gau-Algesheim
Gau-Algesheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gau-Algesheim hervorgehoben
49.958.0166666666667121Koordinaten: 49° 57′ N, 8° 1′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mainz-Bingen
Verbandsgemeinde: Gau-Algesheim
Höhe: 121 m ü. NN
Fläche: 13,99 km²
Einwohner: 6368 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 455 Einwohner je km²
Postleitzahl: 55435
Vorwahl: 06725
Kfz-Kennzeichen: MZ
Gemeindeschlüssel: 07 3 39 019
Stadtgliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Hospitalstraße 22
55435 Gau-Algesheim
Webpräsenz:
Stadtbürgermeister: Dieter Faust (CDU)
Rathaus am Marktplatz
Kapelle auf dem Laurenziberg

Gau-Algesheim ist eine Stadt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Gau-Algesheim liegt knapp drei km vom Rhein entfernt am Rande der Ingelheimer Rheinebene auf den Terrassen zum Rheinhessischen Westplateau, in dessen vielgestaltige Bodenstruktur der "Geo-Ökologische Lehrpfad" am Hang des Westerbergs einen Einblick ermöglicht. Durch das Gemeindegebiet fließt der Welzbach.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an Gau-Algesheim, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt: Ingelheim, Appenheim, Ockenheim und Bingen.

Stadtgliederung

Gau-Algesheim besteht aus den Stadtteilen

  • Gau-Algesheim und
  • Laurenziberg

Geschichte

In der Römerzeit noch Grenzland hat sich die Region bereits im Mittelalter zu einem Kernland des "Heiligen Römischen Reiches" entwickelt.

Vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Lorscher Codex im Jahr 766 mag es das fränkisch-merowingische Alagastesheim schon über zwei Jahrhunderte gegeben haben. Die Zeugnisse über Alagastesheim und Bergen (Laurenziberg) in den Güterlisten der Klöster Lorsch und Fulda seit 766/67 erlauben Rückschlüsse auf Ackerbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau sowie den Wohlstand einzelner Bewohner. Sichtbar in die Geschichte tritt Gau-Algesheim mit den anderen Orten des Binger Landes am 14. Juni 983, als Kaiser Otto II. in Verona seinem Mainzer Erzkanzler Willigis die Stadt Bingen und die Landschaft schenkt, die sich diesseits des Rheines von der Brücke über die Selzbach erstreckt bis nach Heimbach, jenseits des Rheines aber von der Stelle, wo das Elzbächlein in denselben fließt, bis zu dem Dörflein Caub.

Mittelalter

Unter finanziellem Druck wird Gau-Algesheim an den badische Markgrafen verpfändet. Dieser verpfändet es 1461, und 1466 auch die Dörfer Dromersheim, Gau-Bickelheim, Ockenheim, Windesheim, Kempten, Münster und Büdesheim an den finanzstarken Grafen Philipp von Katzenelnbogen-Diez weiter. Unter ihm wird der Begriff "Wein vom Gau" geprägt. Da Philipp 1479 ohne männlichen Nachkommen stirbt gerät Gau-Algesheim in den katzenelnbogener Erbfolgestreit.

Dass es sich "unter dem Krummstab gut leben" lässt, hat nicht für alle Zeiten gegolten, oft überziehen die eigenen und fremden Heere die Stadt mit den Lasten und Verwüstungen des Krieges, z.B. 1248 während der Kämpfe zwischen den Truppen Kaiser Friedrichs II. und König Wilhelms von Holland, 1553 im Krieg der protestantischen Fürstenopposition gegen Kaiser Karl V., 1631, als die Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf die Stadt zu einem großen Teil niederbrennen, oder 1690, 1733 und 1792, als französische Soldaten Gau-Algesheim anzünden oder in Besitz nehmen.

Stadtrechtsurkunde vom 11. Februar 1355 für die Dörfer Algensheim und Hoisten (Höchst am Main)

Auch die beiden Stadtrechtsverleihungen, 1332 auf Bitten des Mainzer Kurfürsten Balduin von Luxemburg durch Kaiser Ludwig den Bayern sowie 1355 durch König Karl IV. zu Gunsten des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau, sind primär politisch-militärisch motiviert und sollen erst in zweiter Linie die Sicherheit und den Wohlstand der Stadtbewohner befördern. Dennoch lassen gerade die Entstehung eines Wochenmarktes und eines Weinmarktes sowie die Existenz einer stattlichen Zahl von Handwerkern und Kaufleuten erkennen, dass städtisches Leben Angebot und Nachfrage für regelmäßige Märkte schafft. Zugleich weisen die zahlreichen Gültverschreibungen und die Erwähnung einer Judensteuer auf einen recht großen Bargeldbedarf und Geschäftsverkehr hin. Schließlich steht über 400 Jahre, von der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des Alten Reiches, das Amt Algesheim unter dem Regiment von Amtmännern, Landschreibern, Amtskellern und Schultheißen des Mainzer Territorialherrn.

Den Gestaltungswillen der landesherrlichen Macht, schon in der Gemeindeordnung vom 15. Juli 1417 herausgestellt, bekommt Gau-Algesheim schmerzlich zu spüren, als Kurfürst Albrecht von Brandenburg in der Landesordnung vom 3. Januar 1527 den Bestrebungen nach städtischer Selbstverwaltung wegen der Teilnahme des Ortes am Rheingauer Aufstand vom 1525 ein Ende bereitet und unser stadt Algeßheym von unserm landt dem Ringgaw loslöst und auf Dauer abgetrennt lässt. Daneben vermitteln Stadtansicht, Gemarkungsplan und Dorfbeschreibung aus dem Atlas des Kartographen Gottfried Mascop von 1577, die Dorfbeschreibungen von 1590 und 1668 sowie die Polizeiordnung von 1595 Eindrücke davon, in welchem Maße und in welchen Grenzen der administrativen Strukturen sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben sowie Selbstbewusstsein und Eigensinn der Bewohner des kleinen Ackerbürgerstädtchens entwickeln.

Französische Revolution und ihre Folgen

Von 1797 - 1815 gehört Gau-Algesheim mit dem gesamten linksrheinischen Gebiet zur Französischen Republik bzw. zum napoleonischen Kaiserreich. In der Person des Wissenschaftlers, Ingenieurs und Offiziers Rudolf Eickemeyer, der 1811-13 und 1814-15 als Maire und von 1815 bis 1822 als Bürgermeister an der Spitze der Stadt steht, gewinnt Gau-Algesheim eine personelle Kontinuität von der französischen zur hessischen Zeit. Eickemeyer gibt durch die Neuordnung des Brandschutzes, die Sanierung der Finanzen, die bauliche Erweiterung der Stadt sowie durch die Förderung des Schulwesens und der Landwirtschaft dem Gemeinwesen eine moderne Gestalt.

Ihren Ausdruck findet die wachsende Bedeutung der Stadt in der Einrichtung eines Notariats (1809), im Bau der Ludwigsbahn (Mainz-Bingen) mit Bahnhof (1859), der Errichtung einer Postablage (1861), aus der sich Postexpedition und Postamt entwickeln, sowie in den ersten Fabriken von Georg Presser (1862) und den Gebrüdern Avenarius (1869).

Die Spuren, die der katholische Pfarrer Peter Koser von 1869 bis 1890 in Gau-Algesheim hinterlassen hat, sind bis in die Gegenwart wahrzunehmen. Der von der Druckerei Reidel erstmals 1869 herausgegebene und von Pfarrer Koser redaktionell betreute "Rheinische Volksbote" ist über Jahrzehnte ein regional bedeutendes Sprachrohr der katholischen Zentrumspartei. Eine Präparanden-Anstalt, von den Einheimischen "Lateinschul" oder "Aljesemer Hochschul" genannt, und eine Kinderbewahranstalt, ein Credit- und Sparverein auf genossenschaftlicher Basis sowie ein Bauern- und Konsumverein, und nicht zuletzt der Neubau der Katholischen Pfarrkirche und die Gründung einer Kirchenmusik im Jahre 1888 belegen das religiöse und gesellschaftspolitische Engagement von Peter Koser in einer Zeit politischer und weltanschaulicher Kämpfe

Drittes Reich

Noch in der Reichstagswahl vom 5. März 1933 zeigt sich die katholische Prägung der Stadt. Das Zentrum behauptet sich mit 46,6% als stärkste Partei gegenüber der NSDAP mit 26,6% (SPD 16,2%, KPD 6,9 %). Nach der Auflösung bzw. dem Verbot der demokratischen Parteien und kirchlichen Verbände sowie der "Gleichschaltung" der Vereine werden Gegner des Nationalsozialismus zunehmend isoliert und eingeschüchtert. Im Kontext der Auseinandersetzungen um das Reichskonkordat zwischen dem Deutschen Reich und der Kurie werden Mitglieder des Zentrums, aber auch zwei Sozialdemokraten, als Separatisten und Vaterlandsverräter diffamiert, ins Konzentrationslager Osthofen eingeliefert. Bei Kriegsende müssen den ca. 80 Toten und Vermissten des Ersten Weltkrieges weitere ca. 200 Tote, Ermordete und Vermisste hinzugefügt werden.

Nachkriegszeit

An den 600. Jahrestag der Stadterhebung von 1355 erinnern die Festtage im Sommer 1955, die Höhepunkt und zugleich Abschluss der Phase des Wiederaufbaus und der Restauration der traditionellen Strukturen bilden. Die Straßenbrücke (B 41) über die Bahnlinie (1957), die Radsporthalle (1960), der neue katholische Kindergarten (1961) sowie die Erweiterung des Albertus-Hospitals (1962) und der Volksschule (1963) verändern innerhalb weniger Jahre das Gesicht der Stadt. Mit dem Umzug der Stadtverwaltung vom Rathaus am Marktplatz ins Schloss Ardeck kündigen sich 1969 die Folgen der Verwaltungsreform an, zu deren Ergebnissen der Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz (1968), der Landkreis Mainz-Bingen (1969) und die Verbandsgemeinde Gau-Algesheim (1972) ebenso gehören wie Neubauten der Schloss-Ardeck-Grundschule (1979), der Schloss-Ardeck-Sporthalle (1981) oder der Regionalen Schule Christian Erbach (2003).

Das Leben in den zahlreichen Vereinen und die Geselligkeit sind in diesem historischen Fundament verankert: in den traditionellen Festen, der Wallfahrt auf den Laurenziberg am Sonntag, der dem Laurenzitag (10. August) am nächsten liegt, der Kerb um den Tag Maria Himmelfahrt (15. August), dem Fest des Jungen Weines am zweiten Wochenende im Oktober oder dem Weihnachtsmarkt am ersten Adventssonntag.

Politik

Städtepartnerschaften

Die Reihe der Partnerschaften wird 1964 mit Saulieu/Côte d’Or begonnen. Nach einem Treffen der beiden Bürgermeister reist eine Gruppe der Katholischen Jugend zu einem Zeltlager nach Burgund. Auch die Verbindungen zu Caprino Veronese, Redford in Michigan oder zu Neudietendorf und Erfurt-Stotternheim in Thüringen beginnen stets als Kontakte Einzelner oder von Gruppen, ehe die offiziellen Verbindungen geknüpft werden. Für die engagierte Pflege der Partnerschaftspflege wurde Gau-Algesheim 1994 durch den Europarat mit dem Europadiplom und 1995 mit der europäischen Ehrenfahne ausgezeichnet.

Im Jahre 2002 erfahren die vielfältigen Anstrengungen der Stadt und ihrer Bürger durch die staatliche Anerkennung als Fremdenverkehrsgemeinde eine wichtige Unterstützung.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehrsgünstig an den Bahnstrecken in Richtung Frankfurt-Koblenz und Mainz-Saarbrücken und der Autobahn A 60 gelegen.

Die Wahrzeichen der Stadt sind noch immer das Ensemble von Katholischer Pfarrkirche, Rathaus, Bürgerhäusern und Marktplatz, das Schloss Ardeck, der Graulturm und die Evangelische Kirche.

Im Schloss Ardeck befindet sich seit 2002 das Rheinhessische Fahrradmuseum. Es ist von Ostern bis zum Fest des jungen Weines am 2. Oktobersonntag an allen Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Seit Ende 2005 ist das neue regionale Erlebnisbad "Rheinwelle" an der L 419 auf Gau-Algesheimer Gebiet geöffnet. Es wird gemeinsam von Gau-Algesheim, Ingelheim und Bingen betrieben.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Christian Erbach, (* zwischen 1568 und 1573; † 1635) Organist und Komponist
  • Winfried Hassemer, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts
  • Elisabetha (Betti) Mayer, geb. Nathan, war die Mutter von Leopold Mayer, alias Léo Maillet (* 1902; † 1990), ein deutsch-schweizerischer Maler und Radierer des deutschsprachigen Exils, der erstmals 1994 durch eine Ausstellung von Erich Hinkel in Gau-Algesheim bekannt gemacht wurde(Gau-Algesheim. Historisches Lesebuch, 1999, S. 161-167.
  • Heinrich Vogt, Astronom und theoretischer Astrophysiker, bekannt vor allem durch den nach ihm benannten Vogtschen Eindeutigkeitssatz.
  • Franz Josef Bischel (* 1938), Politiker, 1974–1984 Stadtbürgermeister von Gau-Algesheim

Persönlichkeiten der Stadtgeschichte

  • Rudolf Eickemeyer (1753–1825), Maire in Gau-Algesheim, Wissenschaftler, Soldat.

Literatur

  • Karl Johann Brilmayer: Geschichte der Stadt Gau-Algesheim. Karl Reidel, Gau-Algesheim 1883.  [1]
  • Philipp Anton Brück: 600 Jahre Stadt Gau-Algesheim: 1355-1955

Einzelnachweise

  1. Landehauptarchiv Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 5. September 2008.

Weblinks


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