Günther Landgraf

Günther Landgraf
Günther Landgraf (1928–2006)

Günther Landgraf (* 14. September 1928 in Kriegern, Böhmen; † 12. Januar 2006 in Dresden) war ein deutscher Physiker. Landgraf war der erste frei gewählte Rektor der TU Dresden (1990–1994).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Landgraf wurde im böhmischen Egerland geboren und kam 1938 nach Dresden, wo er von 1947 bis 1952 Physik an der TU Dresden studierte. Seine Diplomarbeit wurde in die Kerbspannungslehre von Prof. Heinz Neuber übernommen. 1952 bis 1961 war er Wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent am Institut für Technische Mechanik der TU Dresden. 1961 wurde er mit einer Arbeit zur Theorie der biegesteifen Kreiszylinderschale unter Berücksichtigung der Querkraftschubverzerrungen an der TU Dresden zum Dr. Ing. promoviert. Seine erste Tätigkeit führte ihn 1961 zum VEB Germania Chemieanlagen- und Apparatebau Karl-Marx-Stadt. 1969 habilitierte er sich mit dem Thema Berechnung beliebig belasteter Rotationsschalen mit u. ohne Berücksichtigung der Querschubverzerrungen an der TU Dresden. 1970 erhielt er die facultas docendi an der TU Dresden; kurz darauf wurde Landgraf zum ordentlichen Professor für Technische Mechanik (Plastizitätstheorie) berufen. Sein Arbeitsgebiet waren insbesondere die Programmsysteme zur Auslegung von Rotationsschalen (ROSCHA-System) und deren Industrieanwendungen.

Im Jahre 1990 wurde Günter Landgraf erster freigewählter Rektor der TU Dresden. Die Wahl von Günther Landgraf zum neuen Rektor im Februar 1990 war das erste sichtbare Zeichen des Neubeginns an der TU Dresden nach dem Fall der DDR. Er übernahm das Amt in einer Zeit, in der praktisch alles im Umbruch war und war darüber hinaus verantwortlich für alle Prozesse, die die Erneuerung der Universität betrafen. Er war als Rektor ein Partner aller progressiven Kräfte an der Universität. Landgraf hatte einen „Runden Tisch“ eingerichtet, der ab dem 3. April 1991 regelmäßig einberufen wurde und an dem aktuelle Probleme der Erneuerung diskutiert wurden. Neben Vertretern des Personalrats und des Studentenrats nahmen der Landesvertretung Akademischer Mittelbau Sachsen (LAMS), der Bund Freiheit der Wissenschaft (BFW) sowie der Verband Hochschule und Wissenschaft (VHW) und der Deutsche Hochschulverband (DHV) daran teil. Günther Landgraf hat wesentlichen Anteil an dem erfolgreichen Neuaufbau der Technischen Universität Dresden nach 1989. Unter seiner Ägide erhielt die TU Dresden den Status einer Volluniversität mit 14 Fakultäten. Er hatte das Rektorat bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1994 inne.

Grab von Günther Landgraf und seiner Frau Charlotte Sommer-Landgraf auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.

Seit der Gründung des Europäischen Institut für postgraduale Bildung (EIPOS) an der TU Dresden im Jahre 1991 war Prof. Landgraf deren Präsident und hat hier zusammen mit dem wissenschaftlichen Direktor und ehemaligen Prorektor für Bildung der TU Dresden Günter Lehmann Maßstäbe in der universitären und postgradualen Weiterbildung gesetzt. Darüber hinaus war er als Emeritus noch Mitarbeiter des Institutes für Kontinuumsmechanik der TU Dresden. Landgraf hat rund 70 Promovenden betreut, neun seiner Schüler sind oder waren selbst Hochschullehrer.

Prof. Landgraf veröffentlichte mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen, darunter mehrere Bücher und Broschüren, Patente und Schutzrechte. Er war Mitglied der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM).

Landgraf war seit 1953 mit der Künstlerin Charlotte Sommer verheiratet. Sein Grab (zusammen mit seiner Frau Sommer-Landgraf) befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.

Seit September 2008 trägt das ehemalige Rektorats-Gebäude der TU Dresden, ein Nebenbau der Alten Mensa auf der Mommsenstraße, den Namen „Günther-Landgraf-Bau“.

Auszeichnungen

Publikationen (Auszug)

  • Zur Entstehung technikwissenschaftlicher Disziplinen, TUD Eigenverlag.
  • Von der Technischen Bildungsanstalt (1928) zum Königlich Sächsischen Polytechnikum (1871), TUD Eigenverlag.
  • Räumliche Probleme der Elastizitätstheorie, Akademie-Verlag 1963, mit Anatolij I. Lurè, Hans Göldner.
  • Theorie der biegesteifen Kreiszylinderschale unter Berücksichtigung der Querkraftschubverzerrungen. TUD Eigenverlag 1961.
  • Mechanik – Grundlagen für Maschinenbauer. Verlag Technik, Berlin 1955, mit Heinz Neuber, Walter Häbel.
  • Geschichte der Technischen Universität Dresden in Dokumenten und Bildern. Bd 1. Von der Technischen Bildungsanstalt (1828) zum Königlich Sächsischen Polytechnikum (1871). TU Dresden Verlag 1992, ISBN 3860051261.
  • zusammen mit Ute Hendlmeier: Geschichte der Technischen Universität Dresden in Dokumenten und Bildern. Bd 2. TU Dresden Verlag 1994, ISBN 3860051407.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Günther Landgraf — Günther Landgraf. Günther Landgraf (14 de septiembre de 1928 12 de enero de 2006 en Dresde) fue un físico alemán y antiguo presidente de la Universidad Técnica de Dresde desde 1990 a 1994. Günther Landgraf nació en Kryry, en Bohemia (la …   Wikipedia Español

  • Günther Landgraf — (September 14, 1928 January 12 2006 in Dresden) was a German physicist and former President of Technische Universität Dresden (1990 1994).Günther Landgraf was born in Kryry, in Bohemia (now Czech Republic). He came to Dresden in 1938 and studied… …   Wikipedia

  • Gunther Landgraf — Günther Landgraf Prof. Dr. Günther Landgraf (1928 2006) Günther Landgraf (14 septembre 1928 à Bohême 12 janvier 2006 à Dresde), est un physicien allemand. Le comte national était le premier recteur celui choisi librement Universi …   Wikipédia en Français

  • Günther Landgraf — Prof. Dr. Günther Landgraf (1928 2006) Günther Landgraf (14 septembre 1928 en Bohême 12 janvier 2006 à Dresde), est un physicien allemand. Lauréat du Prix national de la République démocratique allemande en 1978, puis docteur honoris causa …   Wikipédia en Français

  • Landgraf (Begriffsklärung) — Landgraf bezeichnet: den Adelstitel eines Fürsten, siehe Landgraf den Familiennamen folgender Personen: Alexander Landgraf (1906−1961), deutscher Jurist, Gestapobeamter und SS Führer Artur Michael Landgraf (1895−1958), deutscher Theologe,… …   Deutsch Wikipedia

  • Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium — Landgraf Leutenberg Gymnasium Grafenau Schultyp Naturwissenschaftlich technologisches und sprachliches Gymnasium Gründung 1965 Ort Grafenau Bundesland Bayern …   Deutsch Wikipedia

  • Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium Grafenau — Landgraf Leutenberg Gymnasium Grafenau Schulform Naturwissenschaftlich technologisches und sprachliches und wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium Gründung 1965 Ort Grafenau Land Bayern Staat …   Deutsch Wikipedia

  • Landgraf von Thüringen — Dieser Artikel beschreibt die Geschichte des Landes Thüringen. Sie beginnt im Wesentlichen mit dem Reich der Thüringer (Doringi), welches im Jahr 531 unterworfen und ins Frankenreich eingegliedert wurde. Zur Zeit der Landgrafschaft Thüringen gab… …   Deutsch Wikipedia

  • Charlotte Sommer-Landgraf — (* 20. Juli 1928 in Dresden; † 11. November 2006 ebenda) war eine deutsche Bildhauerin und Grafikerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 Ausstellungen (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Landgraf — (* 29. Juli 1924 in Wien) ist ein ehemaliger jugendlicher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Inhaltsverzeichnis 1 Aktionen 2 Verhaftung und Verurteilung 3 Gegenwart …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”