HMS Vortigern

HMS Vortigern
Royal Navy
Technische Daten
Schiffstyp: Zerstörer
Verdrängung: 1.188 ts Standard
Länge: 95,1 m (über alles)
Breite: 9,1 m
Tiefgang: 2,7 m
Antrieb: 3 Dampfkessel Typ White-Forster
Brown-Curtis-Dampfturbinen
27.000 PS
2 Schrauben
Treibstoffvorrat: 367 Tonnen Öl
Geschwindigkeit: 34 kn (63,0 km/h)
Reichweite: 3.500 sm bei 15 kn
Besatzung: 110 Mann
Bewaffnung: 4 x 4-inch-Geschütz
1 x 2-Pfünder Zwillingsflak
2 x 21-Zoll-Zwillingstorpedorohre

Die HMS Vortigern (D37) war ein Zerstörer der V- und W-Klasse der britischen Royal Navy, der im Ersten und Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Der Kiel des Zerstörers mit der Rumpfnummer D37 wurde am 17. Januar 1916 auf der Werft J. S. White & Co. in Cowes, England, gelegt, wo das Schiff am 5. Oktober 1917 vom Stapel lief und am 25. Januar 1918 in Dienst gestellt wurde. Benannt wurde es nach Vortigern, einem britannischen Fürsten des 5. Jahrhunderts. Der Entwurf dieser Schiffsklasse zielte darauf, die Operationen der Grand Fleet in der Nordsee zu unterstützen, weshalb sie auf hohe Geschwindigkeiten auf relativ kurze Distanzen ausgelegt waren. Wie einige andere Schwesterschiffe konnte die Vortigern innerhalb von 24 Stunden in einen Minenleger umgewandelt werden. Deshalb war es möglich, die Torpedorohre und das Geschütz „Y“ auf dem Quarterdeck rasch zu demontieren. Auch das Heck war entsprechend konstruiert.

Der Mangel an geeigneten Schiffen zwang die Admiralität am Anfang des Zweiten Weltkriegs dazu, auch die inzwischen veralteten Zerstörer der V- und W-Klasse einzusetzen. Während andere Schiffe grundlegend umgebaut wurden, um eine bessere Eignung für Einsätze als Konvoi-Eskorte zu erreichen (sie waren für diesen Zweck zu schnell und hatten eine zu kurze Reichweite), behielt die Vortigern ihre ursprüngliche Ausstattung. Sie wurde deshalb zusammen mit ebenfalls nicht modifizierten Schwesterschiffen als „Short-range escort“ (Kurzstreckengeleitschiff) bezeichnet und entsprechend eingesetzt. Modifikationen der Bewaffnung umfassten u.a. den Austausch der achternen Torpedorohre gegen ein Zwölfpfünder-Fla-Geschütz und die Demontage des „Y“-Geschützes, um weiteren Platz für Wasserbomben und andere Ausrüstung zu bekommen.

Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs gehörte die Vortigern zur 13. Zerstörerflottille. Im Februar 1940 eskortierte sie z. B. den Konvoi HGF-18 von Gibraltar nach Liverpool. Später wurde sie mit ihrer Flottille der im Juni 1940 gebildeten Force H zugeteilt und nahm mit dieser am 3. Juli 1940 an der Operation Catapult teil, der Vernichtung der französischen Flotte in Mers-El-Kebir. Beim Anmarsch griff das italienische U-Boot Marconi HMS Vortigern an, verfehlte sie aber. Am 9. Juli 1940 nahm der Zerstörer mit diesem Verband an einem Gefecht mit der italienischen Flotte teil.

Mittlerweile der 5. Zerstörerflottille zugeteilt, wurde sie am 31. August 1940 nach der Sichtung deutscher Schiffe zusammen mit HMS Kelvin und HMS Jackal als Verstärkung zu einem Teil der 20. Zerstörerflottille (HMS Express, HMS Esk, HMS Icarus, HMS Intrepid und HMS Ivanhoe) geschickt, der an der niederländischen Küste die Minensperre „CBX.5“ legen sollte. Bei dem Versuch, die deutschen Schiffe abzufangen, lief HMS Express auf eine Mine der deutschen Sperre „SW 1“. Bei einem Rettungsversuch gerieten auch HMS Esk und HMS Ivanhoe auf Minen. Erstere sank sofort, die zweite wurde nach Abbergen der Mannschaft durch die Kelvin versenkt, da ein Abschleppen zu riskant war.

Am Morgen des 15. März 1942 gehörte der von Lt.Cdr. Ronald Stanley Howlett, DSC, RN kommandierte Zerstörer zur Eskorte des Küstenkonvois FS-349, als dieser etwa 17 Seemeilen vor Cromer von deutschen Schnellbooten angegriffen wurde. Hierbei erhielt die Vortigern durch das Schnellboot S 104, das zur 4. S-Flottille gehörte, einen Torpedotreffer in den Bug und sank rasch. Das andere Geleitschiff, die Korvette HMS Guillemot, barg zunächst keine Überlebenden, um den Konvoi nicht zu gefährden. Der Kommandant folgte damit einem entsprechenden Befehl. Erst gegen Abend kehrte die Guillemot zurück, um nach Besatzungsmitgliedern der Vortigern zu suchen. Zwei Mann konnten von dem aus dem Wasser ragenden Heck gerettet, zwölf weitere aus dem Wasser gefischt werden. 147 Besatzungsmitglieder starben, ein Teil der Toten wurde von Seenotrettungsbooten aus Cromer und Sheringham geborgen. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, dass die Rettungsflöße entgegen entsprechender Befehle festgelascht waren und deshalb beim Untergang des Schiffs nicht aufschwammen. Auch scheinen nur wenige Besatzungsmitglieder Rettungswesten getragen zu haben. Der Schriftsteller Nicholas Monsarrat, der zur Besatzung der HMS Guillemot gehörte, hat den Untergang der HMS Vortigern in seinem Buch „Three Corvettes“ („Drei Korvetten“) geschildert.

Das Wrack liegt auf der Position 53° 5.437' N, 1° 22.098' ONN in 23 m Tiefe. Da es als Schifffahrtshindernis galt, wurde es trotz seiner Eigenschaft als Kriegsgrab teilweise geräumt und dabei so stark zerstört, dass 1986 Taucher einen Drillingstorpedorohrsatz komplett mit Torpedos nicht weniger als 500 m entfernt von der Hauptwrackstelle entdeckten. Seit 2006 ist das Wrack der Vortigern durch den "Protection of Military Remains Act" von 1986 als „Protected Place“ geschützt. Das Wrack darf zwar von außen durch Taucher betrachtet werden, aber das Eindringen, das Sammeln von Souvenirs oder die Vornahme von Bergungsarbeiten ist verboten.

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