Alice Liddell

Alice Liddell
Alice Liddell, 1859. Foto von Charles Dodgson (Lewis Carroll)
Alice Liddell als junge Frau. Foto von Julia Margaret Cameron
Alice Liddell, 1870. Foto von Julia Margaret Cameron
Grabtafel von Alice Liddell Hargreaves

Alice Pleasance Liddell (* 4. Mai 1852; † 16. November 1934) war das Vorbild für die Heldin in Lewis Carrolls Klassiker Alice im Wunderland.

Inhaltsverzeichnis

Alice im Wunderland

Während einer Bootsfahrt auf der Themse am 4. Juli 1862 von Oxford nach Godstow, wo sie ein Picknick veranstalten wollten, bat Alice Charles Lutwidge Dodgson (besser bekannt unter seinem Künstlernamen Lewis Carroll), ihr und ihren Schwestern Edith und Lorina eine Geschichte zu erzählen. Während Pfarrer Robinson Duckworth das Boot ruderte, erfreute Dodgson die Kinder mit fantastischen Geschichten über ein Mädchen, das nicht aus Zufall Alice hieß, und ihre Abenteuer, nachdem sie in ein Kaninchenloch gefallen war. Die Geschichte war anderen, die er schon vorher für die Schwestern ersonnen hatte, nicht unähnlich, doch diesmal gab es einen deutlichen Unterschied. Als er sie beendet hatte, bat Alice Mr. Dodgson, die Geschichte für sie aufzuschreiben. Sie bat ihn immer wieder darum, und schließlich folgte er ihrer Bitte. Er schrieb sie auf, illustrierte sie und übergab Alice am 26. November 1864 das Manuskript mit dem Titel „Alices Abenteuer unter der Erde“. 1865 veröffentlichte er die Geschichte in einer erweiterten gedruckten Version mit Illustrationen von John Tenniel unter dem Titel „Alice im Wunderland“. Ein zweites Alice-Buch, Alice hinter den Spiegeln, erschien 1871.

Leben

Alice Liddell war eine Tochter des Dekans des Christ Church-College in Oxford, Henry George Liddell, und seiner Frau Lorina Hanna, geborene Reeve. Alice war ihr viertes Kind. Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester, die älter waren als sie. Ihr zweiter Bruder, Arthur, starb später an Scharlach. Sie hatte sechs jüngere Geschwister, darunter ihre Schwester Edith, zu der sie eine sehr enge Beziehung hatte. Einer ihrer jüngeren Brüder starb schon als Kleinkind.

Als Alice geboren wurde, war ihr Vater Direktor der Westminster School, wurde aber bald darauf an die Christ Church in Oxford versetzt. 1856 zog die Familie nach Oxford. Kurz nach diesem Umzug, am 25. April 1856, sah Alice zum ersten Mal Charles Lutwidge Dodgson. Er begegnete der Familie Liddell, als er die Kathedrale fotografierte.

Alice wuchs hauptsächlich zusammen mit ihren beiden nächsten Schwestern auf: Lorina, die drei Jahre älter war, und Edith, der zwei Jahre jüngeren.

Als junge Frau unternahm Alice zusammen mit Lorina und Edith eine ausgedehnte Europareise, wie es zu jener Zeit für Familien ihres Standes durchaus üblich war. Zwei Jahre später traf sie ein Schicksalsschlag, als ihre jüngere Schwester Edith kurz vor ihrer Heirat an Masern starb.

Zu dieser Zeit zeigte Prinz Leopold, der jüngste Sohn der Königin Victoria, ein romantisches Interesse an Alice. Man nimmt an, dass Alices Trauer über den Verlust ihrer Schwester die Beziehung zu Leopold abkühlen ließ. Andere Spekulationen gehen dahin, dass Leopold von seiner Mutter davon abgebracht wurde, eine Beziehung zu einer Bürgerlichen zu pflegen. Jedenfalls heiratete Alice mit 28 Jahren am 15. September 1880 in der Westminster Abbey Reginald Hargreaves. Sie hatten drei Söhne: Alan Knyveton Hargreaves, Leopold Reginald „Rex“ Hargreaves (benannt nach seinem Paten Prinz Leopold) die beide im ersten Weltkrieg fielen, und Caryl Liddell Hargreaves, der überlebte und später mit Madeleine Hanbury-Tracy drei Kinder hatte.

Der Unterhalt ihres Hauses, Cuffnells, war so teuer, dass Alice es für nötig erachtete, ihr Exemplar von „Alices Abenteuer unter der Erde“ zu verkaufen. Das Manuskript erzielte beinahe das Vierfache des Mindestgebots, welches das Auktionshaus Sotheby’s festgelegt hatte, und wurde für 15.400 Pfund Sterling verkauft. Es ging in den Besitz von Eldridge R. Johnson über und wurde zu Carrolls 100. Geburtstag in der Columbia University ausgestellt. Alice, nun 80 Jahre alt, war bei der Feierstunde anwesend. Nachdem Johnson gestorben war, wurde das Buch von einer Gruppe amerikanischer Bibliophiler gekauft und dem britischen Volk geschenkt „in Anerkennung des Mutes der Briten, Hitler entgegenzutreten, bevor Amerika in den Krieg eintrat“. Das Manuskript wird heute in der britischen Nationalbibliothek aufbewahrt.

Alices Beziehung zu Lewis Carroll

Alice verbrachte einen großen Teil ihrer Kindheit in Gesellschaft ihrer Schwestern und Charles Dodgsons, der bald nach ihrer ersten Begegnung ein häufiger Besucher der Familie wurde. Er nahm die Mädchen oft zu Bootsfahrten und Picknicks in der malerischen Umgebung Oxfords mit und erzählte ihnen zum Zeitvertreib fantastische Geschichten. Er brauchte sie auch häufig für sein zweites Hobby, die Fotografie. In all diesen Jahren war Alice seine klare Favoritin. Sie war die Heldin seiner Geschichten, während Lorina und Edith nur Nebenrollen spielten.

1863 fand die enge Beziehung zwischen Dodgson und Alice ein abruptes Ende. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, wie es dazu kam, da Dodgsons Erben später alle Seiten seines Tagebuchs über diese Zeit vernichteten. Es gibt Spekulationen, dass Alices Mutter, die sozial ambitionierte Lorina Liddell, Dodgsons Interesse an ihrer Tochter missbilligte und in ihm einen unpassenden Verehrer sah. Man weiß aus Äußerungen von Alice im späten Leben, dass ihre Mutter alle Briefe aus der Feder von Dodgson an die junge Alice beseitigt hatte.

Vergleich mit der fiktiven Alice

Alice Liddell und „Alice“, die Figur aus dem Buch, sind eindeutig nicht identisch, aber man kann sagen, dass Alice Liddell als Anregung für einige Eigenschaften der Figur „Alice“ diente. Sie war jedoch keinesfalls Modell für die Illustrationen in den „Alice“-Büchern, da der Zeichner Tenniel ihr niemals begegnet ist. Vielmehr diente eine Fotografie eines kleinen Mädchens namens Mary Hilton Badcock als Vorlage, die Lewis Carroll dem Zeichner geschickt hatte.[1]

Sonstiges

Das Leben von Alice Liddell wurde 1985 vom Regisseur Gavin Millar unter dem Titel „Das wahre Leben der Alice im Wunderland“ verfilmt. Darin wird die Beziehung zwischen Alice Liddell und Lewis Carroll thematisiert, ebenso die Entstehung der Bücher. Coral Browne spielte die gealterte Alice Liddell und Amelia Shankley spielte die junge Alice. Ian Holm verkörperte in Rückblenden Lewis Carroll.

Weblinks

 Commons: Alice Liddell – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Kleinspehn: Lewis Carroll. In: Rowohlts Monographien. rororo 50478, Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-50478-2, S. 77.

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