Haladsch

Haladsch
Turkmenisch

Gesprochen in

Turkmenistan, Iran, Türkei, Afghanistan, Irak
Sprecher 6,4 Millionen (1995)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Turkmenistan
Sprachcodes
ISO 639-1:

tk

ISO 639-2:

tuk

ISO 639-3:

tuk

Die turkmenische Sprache (turkmenisch Türkmen dili) ist eine südwesttürkische Sprache innerhalb der Turksprachen. Die Kurzform ist Turkmenisch (Türkmence).

Turkmenisch ist Amtssprache in der Republik Turkmenistan und Minderheitensprache in zahlreichen Ländern.

Inhaltsverzeichnis

Hauptverbreitungsgebiet

Die turkmenische Sprache ist heute die Muttersprache von rund 6,4 Millionen Menschen und wird heute hauptsächlich in folgenden Staaten gesprochen.[1]

  1. Turkmenistan (3,4 Mio.)
  2. Iran (2,0 Mio.)[2]
  3. Afghanistan (0,75 Mio.)
  4. Irak (zwischen 0,3 und 0,9 Mio.)[3]
  5. Usbekistan (0,12 Mio.)
  6. Russland (0,038 Mio.)
  7. Tadschikistan (0,02 Mio.)

Die sprachliche Zuordnung des Turkmenischen in den arabischen Ländern ist bei Linguisten allerdings umstritten.[4]

Alternative Bezeichnungen

Die turkmenische Sprache des Irak wird in der westlichen Welt vielfach auch als Turkomanisch bezeichnet, um diese von der zentralasiatischen Sprache abzugrenzen.

Das Turkmenische in der Kaukasusregion wird heute allgemein als Truchmenisch bezeichnet.

Klassifizierungsmöglichkeiten

Turkmenisch wird unterschiedlich klassifiziert. So wird es im „Fischer Lexikon Sprachen“ (1987) wie folgend beschrieben eingestuft:[5]

  • Turksprachen
    • Westlicher Zweig
      • Bulgarische Gruppe
      • Oghusische Gruppe
        • Oghusisch-Turkmenisch
          • Turkmenisch

Dagegen wird die turkmenische Sprache im „Metzler Lexikon Sprache“ (1993) so klassifiziert:[6]

  • Turksprachen
    • Südwesttürkisch (Oghusisch)
      • Turkmenisch

Die aktuelle Klassifizierung ist im Artikel Turksprachen aufgeführt.

Dialekte und Alphabete

Das Turkmenische ist bis heute dialektal stark gespalten. Zu den wichtigsten Dialekten zählen:[7]

  1. Nochurli
  2. Anauli
  3. Chasarli
  4. Neresim
  5. Yomud (oder Yomudi)[8]
  6. Teke (oder Tekke)
  7. Göklen
  8. Salyr
  9. Saryq
  10. Esari
  11. Cavdur
  12. Tschaghatay
  13. Nayman

Die Dialekte mit den größten Sprechern waren: Yomudi im Westen Turkmenistans, Ersari im Südosten des Landes und Teke in der Karakum-Wüste.[9]

Im Mittelalter wurde von den turkmenischen Steppen- und Wüstennomanden das sogenannte „Choresm-Türkische“ gesprochen, dass vielfach als eine Vorstufe des Chorasantürkischen gilt. Dieses wurde im 15. Jahrhundert von einem osttürkischen Idiom, dem Tschagatai, abgelöst.

Vom 17. bis 19. Jahrhundert wanderten zahlreiche Turkmenen nach Russland. Von Mangyschlak über Astrachan zogen diese turkmenischen Viehnomaden bis in die Gegend von Strawropol. Dort wurden sie sesshaft, gründeten 18 Dörfer und wurden von den Russen als Truchmenen bezeichnet.[10]

Bis ins 18. Jahrhundert schrieben die Turkmenen - neben Persisch - allein auf Tschagatai. Erst ab diesem Jahrhundert ist eine eigenständige und bedeutende turkmenische Literatur nachgewiesen,[11] die auf verschiedene turkmenische Dialekte beruhte. Beide Sprachformen wurden im persisch-arabischen Alphabet geschrieben. Doch blieb Turkmenisch im Grunde nur die Sprache der Nomaden, da von der Bevölkerung der wenigen Städten und den Bauern der Oasen überwiegend Persisch gesprochen wurde. Aber auch in der dünnen turkmenischen Oberschichte wurde eher Persisch als die turkmenischen Dialekte benutzt.

1928, bereits in sowjetischer Zeit, wurden die Sprache Tschagatai und das arabische Alphabet abgeschafft. Letztere wurde zu Gunsten eines neuentwickelten Lateinalphabetes aufgegeben. Gleichzeitig wurde eine einheitliche Grammatik für die verschiedenen turkmenischen Dialekte entwickelt. Dabei wurde der westturkmenische Yomud-Dialekt von der turkmenischen Sowjetführung aufgewertet und als Basis der modernen Hochsprache herangezogen.[12] Bei der Erarbeitung der turkmenischen Hochsprache in den 1920er Jahren baute man einen modernen Wortschatz auf Basis der aserbaidschanischen Sprache, die als einzige Schriftsprache unter den turksprachigen Völkern Russlands vor der Oktoberrevolution 1917 existierte.

1940 wurde als Folge des nun obligatorischen Russischunterrichtes das lateinische durch ein modifiziertes kyrillisches Alphabet ersetzt.

Im Zuge der Reformen Michael Gorbatschows forderten bereits 1988/89 nationalistische Kreise in der turkmenischen Bevölkerung die Abschaffung der heutigen turkmenischen Schriftsprache und die Wiedereinführung des Ende der 1920er Jahre abgeschafften Tschagatai. Bei einer Beibehaltung der heutigen Schriftsprache forderten diese Kreise als Minimalforderung die enge Anlehnung des Turkmenischen an dieses osttürkische Idiom. Auf der anderen Seite standen die muslimisch-orientierten Bevölkerungsteile Turkmenistan. Diese forderten von der Turkmenischen SSR eine staatliche Förderung des Islam und damit die verbundene Re-Islamisierung Turkmenistans. Ein Punkt vereinte die Nationalisten und Traditionalisten: Beide forderten vehemend die Wiedereinführung des arabischen Alphabetes. Doch blieben beide Gruppen eine Minderheit in der turkmenischen Bevölkerung. Die damalige Masse der Turkmenen wünschten eine enge Zusammenarbeit mit den westlichen Staaten, vor allem mit Europa und der Türkei, mit der sich die Turkmenen durch die gemeinsame oghusischen Abstammung eng verbunden fühlten.

Mit dem abzusehenden Ende der UdSSR nahm der turkmenische Kultusminister 1990 an einem Turkgipfel in der Türkei teil. In Ankara befürworteten alle turksprachigen Kultusminister Zentralasiens einschließlich ihres aserbaidschanischen Kollegen innerhalb von 15 Jahren Lateinalphabete für die Turkvölker in den zentralasiatischen Staaten zu entwickeln. Basisalphabet sollte das moderne Alphabet der Türkei sein.

Doch bereits 1993 entschied sich Turkmenistan für ein neuartiges lateinisches Alphabet, das sich nun leicht vom geforderten „neuen türkischen Alphabet“ unterschied. Später wurden nochmals leichte Veränderungen an einzelnen Buchstaben vorgenommen. Das moderne Latein- und das ehemalige kyrillische Alphabet ist in der untenstehenden Tabelle gegenübergestellt:

Turkmenische Alphabete in der Gegenüberstellung
modernes Lateinalphabet
ehemaliges kyrillisches Alphabet
IPA
A a А а [a]
B b Б б [b]
Ç ç Ч ч [ʧ]
D d Д д [d]
E e Е е [je], [e]
Ä ä Ә ә [æ]
F f Ф ф [ɸ]
G g Г г [g~ʁ]
Ğ ğ Ғ ғ [ɣ]
H h Х х [h~x]
I i И и [i]
J j Җ җ [ʤ]
Ž ž Ж ж [ʒ]
K k К к [k~q]
L l Л л [l]
M m М м [m]
N n Н н [n]
Ň ň Ң ң [ŋ]
O o О о [o]
Ö ö Ө ө [ø]
P p П п [p]
R r Р р [r]
S s С с [θ]
Ş ş Ш ш [ʃ]
T t Т т [t]
U u У у [u]
Ü ü Ү ү [y]
W w В в [β]
Y y Ы ы [ɯ]
Ý ý Й й [j]
Z z З з [ð]


Die Turkmenen des Irans und Afghanistans sowie in den arabischen Staaten blieben von den späteren in Zentralasien stattfindenden Schriftreformen unberührt. Sie schreiben bis heute im arabischen Alphabet. Der vorherrschende Dialekt der Göklen dient im Iran als „turkmenischen Hochsprache“. Die Turkmenen im benachbarten Afghanistan und in den arabischen Staaten schreiben in verschiedenen Dialekten.

Siehe auch

Vergleichende Betrachtung der Turksprachen


Einzelnachweise

  1. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, S. 656/57
  2. "" Turkmen language in ethnologue.com
  3. http://www.ethnologue.com/show_country.asp?name=""IQ
  4. Helmut Glück: ebenda
  5. Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen, S. 328-329
  6. Helmut Glück:ebenda
  7. " Turkmen language in ethnologue.com
  8. Westermann Verlag: Dierke Länderlexikon, Braunschweig 1999, S. 835
  9. Westermann Verlag: ebenda
  10. Helmut Glück: ebenda
  11. Helmut Glück: ebenda
  12. Heinz. F. Wendt: ebenda

Literatur

  1. Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main (Ausgabe Oktober 1987), ISBN 3-596-24561-3
  2. Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache, Verlag J. B. Metzler, Stuttgart (1. Auflage 1993), ISBN 3-476-00937-8

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Turkmenisch

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