Handelsbilanzausgleich

Handelsbilanzausgleich

Handelsbilanzausgleich (Nettoexportausgleich) entsteht wenn im Rahmen einer offenen Volkswirtschaft Waren mit dem Ausland gehandelt werden und die Zahlungsströme von Import und Export hier übereinstimmen. Der Zahlungseingang entspricht dem Zahlungsausgang. Der Handelsbilanzausgleich ist ein Modellfall der Außenwirtschaftstheorie. In der Realität ist eine ausgeglichene Handelsbilanz selten.

Handelsbilanzausgleich[1]

Inhaltsverzeichnis

volkswirtschaftlicher Kontext

Die Zahlungsbilanz ergibt sich aus dem Saldo der Leistungs-, Kapitalbilanz und Devisen- oder Reservebilanz. Aus dem Saldo der Dienstleistungsbilanz, Übertragungsbilanz und Handelsbilanz resultiert die Leistungsbilanz. Der Handelsbilanzausgleich tritt im Zusammenhang mit der IS-Kurve auf, d.h die Produktion im Inland entspricht der Nachfrage nach inländischen Gütern [2]

Zusammenhänge

Steigt in einer Volkswirtschaft das Einkommen bzw. die inländische Nachfrage nach Gütern (Y) und sinkt die reale Wechselkursrate ε, werden mehr Güter importiert. Für den Import gilt die Variable IM.

IM = IM(Y,ε) [3]

Der Export (X) ist abhängig von der ausländischen Gesamtnachfrage (Y*) und der realen Wechselkursrate. Wenn die weltweite Gesamtnachfrage nach Gütern und die reale Wechselkursrate steigt, nimmt der Export zu.

X = X(Y * ,ε) [4]

Es ergibt sich für die Handelsbilanz (NX) folglich die Formel

NX = X − εIM [5].

Die Handelsbilanz hat bei diesen Modellannahmen eine negative Steigung in Relation zum Einkommen.

andere Handelsbilanzen

Steigen die Importe im Inland zu gleichbleibenden Exporten aufgrund von einer inländischen Nachfragesteigerung, so ergibt sich daraus ein Handelsbilanzdefizit

εIM > X [6].

Ein positiver Nettoexport führt zu einem Handelsbilanzüberschuss und resultiert aus der überproportionalen Steigung der Gesamtnachfrage nach Gütern im Ausland und einer höheren Wechselkursrate.

X > εIM

Handelsbilanzen im Vergleich

Handelsbilanzvergleich zwischen Deutschland und USA[7]

Nur wenige Länder haben eine ausgeglichene Handelsbilanz. [8] Deutschland gilt als Exportweltmeister und weist demzufolge in der Regel einen Handelsbilanzüberschuss aus. Diese positive Handelsbilanz ist ein seit den 1960ern bestehender Trend. Auch China und Japan haben einen positiven Nettoexport.[9] Dagegen macht sich das Wachstum der Importe in den USA besonders seit 1996 in einem extremen Handelsbilanzdefizit bemerkbar. Dies führt zu einem erhöhten Kapitalbedarf.

Anwendung

inländische Nachfrage steigt

Werden in einer Volkswirtschaft die Staatsausgaben erhöht, um beispielsweise die Nachfrage im Inland anzukurbeln, kommt es zu einer Verschiebung der Nettoexporte. Die Erhöhung der Staatsausgaben hat zur Folge, dass mehr nachgefragt wird. Im Inland wird folglich mehr produziert um die Nachfrage zu befriedigen. Da sich mit steigender Produktion auch das Einkommen erhöht, werden nicht nur inländische, sondern auch ausländische Güter nachgefragt. Wenn die Exporte nicht steigen, die inländische Nachfrage nach ausländischen Gütern aber steigt, erwächst hieraus ein Handelsbilanzdefizit.

[10]Anstieg der inländischen Nachfrage[11]

ausländische Nachfrage steigt

Wenn im Ausland die Nachfrage steigt, kommt es zu einem inländischen Mehrexport von Gütern. Grund sind Einkommenssteigerung im Ausland. Die Gerade der inländischen Güternachfrage verschiebt sich um die Größe der Mehrexporte nach oben. Steigen die Exporte, verschiebt sich ebenfalls die Handelsbilanz um diese Größe. Ein Anstieg der ausländischen Güternachfrage beeinflusst die inländische Güternachfrage nicht. Aufgrund der angenommenen konstanten inländischen Güternachfrage ergibt sich bei einem Produktionsniveau ein Handelsbilanzüberschuss.

Anstieg der ausländischen Nachfrage aufgrund der Erhöhung der Staatsausgaben[12]

Einzelnachweise

  1. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 400, eigene Darstellung
  2. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 399
  3. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 397
  4. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 397
  5. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 397
  6. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 397
  7. Thomson Financial Datastream - International Financial Statistics des International Monetary Fund vom 10. März 2008,
  8. Vergleich http://www.polixea-portal.de/index.php/Lexikon/Detail/id/155588/name/Handelsbilanz
  9. Vergleich http://www.polixea-portal.de/index.php/Lexikon/Detail/id/155588/name/Handelsbilanz
  10. Blanchard, Olivier/Illing, Gerhard: Makroökonomie, 4. Auflage, 2006 , S. 549
  11. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 401, eigene Darstellung
  12. Vergleich Blanchard, Olivier: macroeconomics, 3. Auflage, Prentice Hall, 2003 , S. 400, eigene Darstellung

Literaturverzeichnis

  • Oliver Blanchard: Macroeconomics, 3rd Edition, Massachusetts Institute of Technology, 2003
  • Oliver Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, 4. Auflage, München, 2006
  • N. Gregory Mankiw: Macroeconomics, 4th Edition, 1999
  • Hans-Peter Spahn: Makroökonomie: Theoretische Grundlagen und stabilitätspolitische Strategien, 2. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York, 1999

Weblinks


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