Handhaspel

Rekonstruktion einer alten Handhaspel am Sauerberg bei Suhl / Thüringer Wald

Textil-Haspel

Eine Haspel ist eine in der Regel walzen- oder spulenförmige Vorrichtung zum Auf- und Abwickeln von Fäden, Garnen (Garnrolle), Drähten, Bändern und Binden. Manche Haspeln bestehen aus (mindestens) drei Stäben, welche in einem bestimmten Abstand parallel zu einer Achse befestigt sind. Das aufgewickelte Gut bildet dann ein Drei-, Vier- oder Vieleck. Daneben gibt es Vorrichtungen, deren Bezeichnung zwar von der Form der Haspel abgeleitet, deren Funktion aber anders ist.

Anwendungen

Als Haspel bezeichnet man in der ursprünglichen Funktion als „Aufwickelgerät“

• in der Textiltechnik (die Haspel) ein Hilfsmittel, um eine genau definierte Länge Garn aufzuwickeln, um anschließend das Gewicht pro Länge, die Garnfeinheit zu bestimmen. Beim Spinnen vor der Einführung des Spinnrads im Spätmittelalter war die Haspel eines von drei für den Spinnvorgang benötigten Geräten, neben Handspindel und Rocken.
• in der Fördertechnik (der Haspel) bzw. Antriebstechnik eine Welle oder Seilscheibe, auf der eine Kette oder ein Zugseil aufgewickelt wird. Sie beruht auf dem Prinzip des Wellrades und dient zum Heben von Lasten. Die Handhaspel ist das älteste historische Fördergerät im Bergbau. Mit ihr wurden aus den Schächten die Förderkübel ausgefördert, Material, Werkzeug und Proviant hinabgelassen. "Bedient" wurde die Handhaspel von so genannten Haspelknechten.
• in der Stahlindustrie zum Aufwickeln der gewalzten Stahlbänder zu einem Coil und auch dem Abwickeln zur weiteren Verarbeitung (Abwickel-Haspel),
• bei Drachen die Bezeichnung für eine Spule (Rolle), auf die die Drachenleinen gewickelt werden,
• bei der Feuerwehr (auch als Schlauchhaspel) ein spulenförmiges Hilfsmittel zum zügigen Verlegen und späteren Aufrollen von Schläuchen. Auch für Gartenschläuche gibt es Haspeln, welche demselben Zweck dienen.

Haspel eines Mähdreschers

Daneben existieren Geräte in Form einer Haspel mit anderer Funktion

• ebenfalls in der Textiltechnik beim Färben und in Waschmaschinen zum Transport des Textils durch die Flotte,
• in der Lederherstellung (die Haspel) als ein Trog mit Rührschaufeln zum Färben oder Gerben,
• in der Landtechnik (meist bei Mähdreschern) als rotierender Rechen, der das Mähgut über den Messerbalken hinwegführt, um Verstopfungen zu verhindern.

Verhaspeln

Seit dem 18. Jahrhundert ist die Bezeichnung sich verhaspeln für dauerndes Versprechen gebräuchlich. Dieser Gebrauch des Wortes stammt nach einer Theorie aus dem Durcheinander, welches entsteht, wenn das aufzuhaspelnde Gut nicht auf den Stäben/Kufen zu liegen kommt, sondern sich um die Achse der Haspel wickelt. Eine andere Theorie besagt jedoch, dass der Ausdruck aus dem Bergbau stammt, da man dem Haspelknecht durch akustische Zeichen mitteilte, wie er die Haspel bedienen sollte, konnte es schon einmal passieren, dass er etwas falsch verstand und sich verhaspelte.

Weblinks

• Mittelalterliche Haspel (Rekonstruktion einer Haspel zur Textilverarbeitung im Mittelalter)