Hannes Wader

Hannes Wader
Hannes Wader (2004)

Hannes Wader (* 23. Juni 1942 in Bethel bei Bielefeld als Hans Eckard Wader) ist ein deutscher Musiker und Liedermacher.

Er gilt neben Reinhard Mey, Konstantin Wecker und Dieter Süverkrüp als einer der letzten großen deutschen Liedermacher im traditionellen Sinne. Zunächst als sozialkritischer Chansonnier bekannt geworden, der Einfluss auf die Studentenbewegung ausübte, wandte sich Wader anschließend auch dem traditionellen deutschen und plattdeutschen Liedgut zu. Seit Ende der 1970er Jahre begann er sich verstärkt als DKP-Mitglied zu engagieren und trat auf zahlreichen politischen Veranstaltungen auf. Arbeiterlieder und sozialistische Hymnen, die damals einen wichtigen Teil seines Repertoires ausmachten, trägt er heute allerdings kaum noch vor. Seit den 1990er Jahren interpretiert Wader verstärkt Werke von Dichtern früherer Epochen wie Joseph von Eichendorff oder Carl Michael Bellman.

Ursprünglich war Wader stark beeinflusst vom französischen Chansonnier Georges Brassens und von Bob Dylan. In der Folge wurde sein Werk ab den 1970er Jahren von den Meistern des traditionellen, speziell anglo-amerikanischen Folk Blues inspiriert. Seine eigenen lyrischen Texte sind zumeist auch mit eigenen Kompositionen unterlegt und oft autobiographisch geprägt. Einige Vertonungen Waders wurden Volkslieder und finden sich in einschlägigen Publikationen wie der Mundorgel. Als sein wohl bekanntestes Lied gilt Heute hier, morgen dort.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Kindheit und Jugend

Im Jahre 1942 wurde Hannes Wader in dem Ort Bethel bei Bielefeld (heute zu dessen Stadtteil Gadderbaum gehörig) als Sohn eines Landarbeiters und einer Putzfrau geboren.[1] Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen mit zwei acht und neun Jahre älteren Schwestern auf. Im Alter von drei Jahren sammelte er bei Familienfesten erste Auftrittserfahrungen. 1948 wurde er eingeschult.

Nach dem Schulabschluss begann Wader eine dreijährige Lehre als Dekorateur in einem Schuhgeschäft und arbeitete anschließend noch drei Jahre in diesem Beruf. Während dieser Zeit lernte er Mandoline und Gitarre. 1957 starb sein Vater im 55. Lebensjahr. Nach eigenen Angaben hatte Wader nie Freude an seinem Beruf. Er wurde mit der Zeit immer nachlässiger und 1962 entließ ihn sein Chef schließlich wegen „Unfähigkeit, Streitsucht und Musizierens während der Arbeitszeit“. Wader hatte ihm im Streit „ein paar Schuhe vor den Wanst“ geworfen.

Beginn der Liedermacherlaufbahn

Noch während seiner Lehrzeit unternahm Hannes Wader die ersten Schritte als Musiker. Er begann sich für Jazz zu interessieren, spielte Klarinette und Saxophon. Wader trat in eine Amateurband ein und wurde dort, im kleinen Kreis, als musikalisches Wunderkind gefeiert. Nach seiner Kündigung 1962 spielte Hannes Wader in verschiedenen Jazzkapellen und trat als Klarinettist und Saxophonist in Bars und Lokalen auf. Noch im selben Jahr lernte er eine Modegrafik-Studentin kennen, die ihn dazu bewegen konnte, ein Grafik-Studium an der Werkkunstschule in Bielefeld zu beginnen. Wader begann wieder zu zeichnen, bewarb sich für ein Studium und wurde angenommen.

Er studierte drei Semester, bekam Ärger mit Dozenten und entschloss sich, Bielefeld zu verlassen. Mit einer Mappe unter dem Arm reiste er per Anhalter nach West-Berlin, um sich an der Akademie für Graphik, Druck und Werbung, der heutigen Universität der Künste, anzumelden, wo er auch angenommen wurde. Während dieser Zeit (1962/63) hörte Wader zum ersten Mal Georges Brassens und war „ungeheuer fasziniert”. An dessen Bandbreite von Zynismus bis Zärtlichkeit – musikalisch nur sparsam unterlegt, aber ausgefeilt bis ins Detail – orientierte sich Hannes Wader vornehmlich in seinen ersten Gehversuchen als Liedermacher. Der Kontakt mit der Musik des französischen Chansonniers kann wohl als Initialzündung und erste Inspirationsquelle für Waders Werk bezeichnet werden. Er begann, selbst zu singen, Gitarre zu spielen und eigene Lieder zu schreiben. Das Loch unterm Dach war seine erste Komposition.

Wader führte vorerst sein Studium fort, weiterhin in der Absicht, Grafiker zu werden. Er hörte zum ersten Mal vom Festival Chanson Folklore International auf der Burg Waldeck. Dort, wo auch die in der West-Berliner Folkszene aktiven Reinhard Mey, Katja Ebstein, Schobert und Black und Ingo Insterburg ihre Karriere begannen, hatte er Pfingsten 1966 selbst seinen ersten großen Auftritt, welcher als musikalischer Durchbruch bezeichnet werden kann und Wader bekannt machte. Anscheinend war der Liedermacher von seiner Performance zunächst nicht so begeistert wie das Publikum, außerdem ging dabei auch einiges schief.

Anfang 1967 brach er sein Grafik-Studium ab, wurde aber im selben Jahr noch von Hans A. Nikel, dem damaligen Herausgeber des Satire-Magazins Pardon, für ein Dreivierteljahr als Layouter engagiert, weil ihm seine Lieder gefielen.

Schnell begann Wader in der bereits lebendigen Liedermacherszene West-Berlins Fuß zu fassen. Er stand jeden Abend auf bis zu fünf Bühnen. In der Folgezeit tourte Wader mit Reinhard Mey durch Kneipen und Clubs – ihre Auftritte waren gefragt, doch ihr Repertoire an Liedern war noch relativ klein, so dass sie einige ins Französische übersetzten und jeweils zweimal vortrugen, um den Abend füllen zu können.

Erstes Album

1968 war Hannes Wader 26 Jahre alt und ein fester Bestandteil der sich in West-Berlin entwickelnden Folkszene. Alle Versuche Waders, der der Plattenindustrie ohnehin skeptisch gegenüber stand, ein Band mit seinen Liedern zu verkaufen, scheiterten bis dahin. Er blitzte auch bei dem mäßig erfolgreichen Schlagerproduzenten Walter Richter ab, den er durch eine Vermittlung Reinhard Meys kennenlernte.

Bei einem Rundfunkauftritt in Baden-Baden lernte Wader den Musiker Knut Kiesewetter kennen, der Gefallen an seinen Liedern fand und mit ihm eine Platte aufnehmen wollte. Es kam 1969 zu der Produktion Hannes Wader singt… im Studio Windrose in Hamburg. Auf dieser Platte befinden sich ausschließlich eigene Kompositionen. Wader legte bei dieser Aufnahme einen Biss und eine Sozialkritik an den Tag, die auf den folgenden Platten, aber auch späteren Texten regelmäßig wiederkehrten und wohl einen großen Teil seiner musikalischen Identität und Popularität definierten und das auch noch heute tun. Zunächst gelang es Kiesewetter nicht, eine Veröffentlichung zu erreichen. Schließlich erreichte er die Produktion bei Philips, wo er zuvor eine erfolgreiche Witzplatte produziert hatte. Die Androhung, es würde keine zweite Witzplatte geben, wenn Wader nicht genommen würde, führte schließlich zum Erfolg. Innerhalb weniger Monate wurden mehrere zehntausend Exemplare verkauft, ungewöhnlich für einen Plattenneuling. Wader erhielt danach einen langfristigen Vertrag.

Die 1970er Jahre: Wader und die Politik

In den 1970er Jahren wurde Hannes Wader durch seine provokanten Texte einer der Stars der links-alternativen Szene.

Wader kam Anfang der 1970er Jahre nach Hamburg. Im Oktober 1971 überließ er seine Wohnung im Stadtteil Poppenbüttel für einige Monate Hella Utesch, einer vermeintlichen NDR-Reporterin. Während dieser Zeit reiste Wader zum letzten Mal per Anhalter durch Europa, um anschließend mit seiner gerade fertiggestellten und erfolgversprechenden LP 7 Lieder auf Tournee zu gehen. Nach seiner Rückkehr fand er seine Wohnung jedoch völlig verwüstet vor. „Hella Utesch” war der Deckname von Gudrun Ensslin, Mitglied der RAF, die sich Waders Behausung als Hauptquartier eingerichtet hatte und dort Experimente mit Sprengstoff durchgeführt hatte. Bei einem Konzert wurde Wader verhaftet. Die Staatsanwaltschaft strengte gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung an. Er und seine Freunde wurden in der Folgezeit observiert und abgehört. Die Medien reagierten mit weitgehendem Boykott, dennoch zeichneten sich seine Sängerkollegen wie zum Beispiel Reinhard Mey in dieser Zeit durch eine Solidarität aus, ohne die Waders Karriere als Liedermacher beendet gewesen wäre: Bei einem geplanten gemeinsamen Rundfunkauftritt hieß es: „Herr Wader, Sie nicht!” Seine Kollegen drohten damit, den Auftritt platzen zu lassen, und so kam Wader doch zu seinem Auftritt. Erst nach Jahren wurde das Verfahren eingestellt. Die Eindrücke dieser Zeit verarbeitete er mit 17 Jahren Verzögerung in dem Lied Alptraum, das auf der Nach-Hamburg-LP von 1989 veröffentlicht wurde.

Den Plan, in Hamburg zu bleiben, betrachtete Wader als gescheitert. Er zog 1973 nach Struckum im Kreis Nordfriesland in eine von ihm sanierte Windmühle, wo auch einige der späteren Alben entstanden und aufgenommen wurden, unter anderem 1978 und 1980 die zwei Produktionen Folk Friends mit Interpreten aus England, Irland, Schottland und den USA.

1974 heiratete Wader die Schauspielerin Susanne Tremper aus West-Berlin. Kurz darauf nahm sie ein Engagement am Basler Stadttheater an. Das Paar sah sich kaum noch und die Ehe wurde sechs Jahre später geschieden.

Im Jahre 1977 trat er in die Deutsche Kommunistische Partei ein. In den Medien wurden seine Lieder aufgrund des Parteieintritts noch seltener gespielt. Die Wirkung war, dass mit dem Namen des Liedermachers bei der jungen Generation nichts mehr verbunden wurde. Trotzdem trat Wader bei politischen Veranstaltungen in bestreikten Betrieben auf und wurde aktiv in der Friedensbewegung.

1980 bis heute

Von 1980 an tourte Wader etwa fünf Jahre im Ensemble mit Lydie Auvray (Akkordeon), Hans Hartmann (Bass) und Reinhard Bärenz (Gitarre), mit denen er auch im Studio arbeitete.

1986 heiratete Hannes Wader die Psychologin Cordula Finck. Im Jahr darauf wurde sein Sohn geboren.

Mit dem Erscheinen von Michail Gorbatschow in der Politik bröckelte Waders politische Überzeugung, die laut eigener Auskunft bis dahin „felsenfest“ gewesen war. Das Ende der Sowjetunion setzte dem Liedermacher schwer zu. Seine stark ausgeprägte Leidenschaft zur politischen Aktivität nahm zusehends ab. Seine sozialistische Grundüberzeugung aber blieb erhalten, weil er der Meinung ist, dass sich seit der Wende die Verhältnisse nicht entscheidend verändert haben. Er stürzte sich in die Arbeit für seinen Hamburg-Lieder-Zyklus, der schließlich 1989 auf dem Album Nach Hamburg publiziert wurde. 1991 trat er schließlich aus der DKP aus.

Hannes Wader 2010 in Augsburg

1995 wurde Waders Tochter geboren. 1998 verließ er die Windmühle in Struckum und zog mit seiner Familie auf einen Resthof im Kreis Steinburg.

2000, 2001 und 2010 gab es Sommertourneen mit Konstantin Wecker. Zum Abschluss dieser Tourneen erschien das Live-Album Was für eine Nacht, das die gemeinsamen Konzerte dokumentiert. Zum 60. Geburtstag Waders gab es in seiner Heimatstadt Bielefeld gemeinsam mit Reinhard Mey und Konstantin Wecker ein Konzert, dessen Mitschnitt auf der Doppel-CD Mey Wader Wecker – das Konzert veröffentlicht wurde.

2007 nahm er die CD Neue Bekannte auf. Wie der Titel schon sagt, sind darauf 20 bekannte Lieder wie beispielsweise Mit Eva auf dem Eis, Wilde Schwäne oder Die Moorsoldaten in neuem Arrangement zu hören.

Wader beginnt seit 1972 jedes seiner Konzerte mit dem Titel Heute hier, morgen dort (mit Ausnahme von zwei Jahren, in denen er Gut wieder hier zu sein als erstes spielte) und möchte dies auch in Zukunft nicht mehr ändern.[2]

Seit August 2008 lebt Wader in Kassel. Im Sommer 2010 fand unter dem Titel Kein Ende in Sicht eine Deutschlandtournee mit Konstantin Wecker, Jo Barnikel, Nils Tuxen und Hakim Ludin statt. Die Tournee wird im Sommer 2011 fortgesetzt.

Im Mai 2011 geht Wader erstmals mit seinem englischen Freund und Kollegen Allan Taylor auf Tournee. Unter dem Titel "Old friends in concert" bestreiten beide insgesamt sieben Konzerte, bei denen sie auch Lieder des anderen interpretieren.

Lieder

Hannes Wader auf dem UZ-Pressefest 2003 in Dortmund

Der Rebell

Hannes Wader hat sich gerade in den 1970er Jahren, in denen er politisch sehr aktiv war, den Ruf eines Rebellen erworben. Schon auf seinem ersten Album Hannes Wader singt … tauchten gesellschaftskritische Titel wie Frau Klotzke, Die gute Tat und Strenge Gesellen auf.

Auf seinem zweiten Album Ich hatte mir noch so viel vorgenommen sind Titel wie Charley, Steh doch auf, du armer Hund und Ich hatte mir noch so viel vorgenommen zu finden, die sich mit Außenseitern auseinandersetzen, deren Stellung in der Gesellschaft analysieren, sich aber auch kritisch mit dem Verhalten dieser Leute auseinandersetzen. Wader vertritt die These, dass das gesellschaftliche System so ist, wie es ist, weil die Menschen sich entsprechend verhalten und nicht, dass die Menschen Opfer des Systems seien. Dies wird auch bei vielen anderen Titeln des Liedermachers deutlich, zum Beispiel bei der Arschkriecher-Ballade, die ebenfalls auf Ich hatte mir noch soviel vorgenommen zu finden ist.

Als legendär gelten seine Talking-Blues-Titel wie Langeweile auf 7 Lieder (1972) und der Talking-Böser-Traum Blues auf dem Album Der Rattenfänger (1974). Das bekannteste Lied dieser Kategorie ist Der Tankerkönig, das ebenfalls auf 7 Lieder zu finden ist. Es fand in Der Putsch auf dem Album Kleines Testament eine Fortsetzung. Auch diese Titel sind als politisch und gesellschaftskritisch zu betrachten. Die Talking-Blues-Tradition schloss Wader mit Der Putsch ab. Später knüpfte er auf Nicht nur ich allein (1983) mit den Titeln Erfülltes Leben und Der Büffel sowie zuletzt auf dem Album 10 Lieder (1995) mit Der Unsichtbare noch einmal an die Talking-Blues-Tradition an.

Wader sieht aber nicht nur schwarz, sondern setzt auch auf die Hoffnung, wie es zum Beispiel in den Titeln Schon so lang und in Talking-Böser-Traum-Blues deutlich wird.

In dem Titel Wir werden sehen, der auf Glut am Horizont (1985) zu finden ist, setzt sich Wader mit der Vertreibung und Vernichtung der Indianer auseinander und legt als Text eine Bearbeitung der dem Häuptling Seattle zugeschriebenen Rede zugrunde.

Weitere wichtige Titel in dieser Kategorie sind Der Rattenfänger, der sich auf dem gleichnamigen Album von 1974 befindet, und sein Lied Es ist an der Zeit, das sich regelrecht zur Hymne der Friedensbewegung entwickelt hat und auf Demonstrationen von Millionen von Menschen gesungen wird.

Poetisches und Politisches

Hannes Wader beherrscht neben dem deutschen Liedgut und den politisch-gesellschaftskritischen Liedern auch die „zarten Töne“.

Der Liedermacher fällt schon auf seinem Debütalbum Hannes Wader singt… mit derartigen Titeln auf. Besonders stark in dieser Tradition sind in diesem Zusammenhang die Lieder Blumen des Armen, Ich hatte lange schon gespart und Das Loch unterm Dach (bei dem es sich um seinen ersten selbstgeschriebenen – nach eigenen Angaben im Jahr 1962 entstandenen – Titel handelt) zu sehen. Weitere lyrische Lieder sind Wieder eine Nacht aus dem Album Der Rattenfänger von 1974 und das bildhafte, poetische Schon morgen vom Album Kleines Testament von 1976. Das Lied Schlaf, Liebste, das auf den Alben Wieder unterwegs von 1979 und Liebeslieder von 1986 zu finden ist, steht ebenfalls in dieser Tradition. Der Titel Am Fluß, der auf den Alben Glut am Horizont von 1985 und Bis jetzt von 1986 zu finden ist, erschien 1998 in einer französischen Fassung als Au bord de la rivière auf dem Album Auftritt: Hannes Wader. Es wurde in den 1980er Jahren auch durch zahlreiche Fernsehauftritte bekannt, die Wader aus Anlass seines zwanzigjährigen Bühnenjubiläums absolvierte.

Volkssänger

Spätestens seit dem Album Hannes Wader: Volkssänger von 1975 hat sich der Liedermacher auch auf diesem Gebiet bekannt gemacht. Sein populärstes Lied als Volkssänger ist der Titel Heute hier, morgen dort. Er gilt als einer der Musiker, die das Singen von Volksliedern wieder populär machten. Es war in den 1970er Jahren fast verpönt, Volkslieder zu singen, da diese mit einer ausgeprägten politisch rechten Einstellung assoziiert wurden, vor allem wegen ihrer starken ideologischen Instrumentalisierung durch das nationalsozialistische Regime. Trotz aller Kritik daran, dass gerade der linksorientierte Hannes Wader jetzt auch Volkslieder sänge, ließ er sich nicht beirren. Die Resonanz war positiv und in der Liedermacherszene und Folkbewegung gab es immer mehr Gruppen und Interpreten, die den Mut hatten, die Kultur des Volksliedes zu pflegen.

Schon 1974 hatte er sich in dem Album Plattdeutsche Lieder mit niederdeutschen Volksliedern auseinandergesetzt. Neben Altüberliefertem wie Dat du min Leevsten büst und De Groffschmitt singt er dort auch mehrere Gedichtvertonungen von Klaus Groth, etwa Lütt Matten de Has, He sä mi so vel und Min Jehann.

Traditionelles Liedgut verwendete er zum Beispiel auch in dem Album Hannes Wader singt Arbeiterlieder von 1976, wo neben Titeln wie Bella ciao, Solidaritätslied, Die Internationale und Die Moorsoldaten auch eine aktualisierte Version mit eigenem Text von Trotz alledem zu finden ist. Überwiegend in Plattdeutsch setzt sich Hannes Wader auch mit Seemannsliedern auseinander und nahm 1978 das Album Hannes Wader singt Shanties auf. Hannes Wader singt Volkslieder knüpfte an seine Tätigkeit als Volkssänger an, der er sich überwiegend in den 1970er Jahren widmete.

Zu dieser Kategorie gehören auch seine Interpretationen von internationalen Folksongs, unter anderem von Colin Wilkie und Bob Dylan. Von Colin Wilkie sang er Lieder wie Manche Stadt, das auf drei Alben zu finden ist. Von Wilkie stammt auch Im Garten, das auf dem Album Wieder unterwegs (1979) zu finden ist. Von Bob Dylan, einem seiner großen Vorbilder, singt er in eigener Übersetzung den Titel Nachtfahrt, enthalten auf dem Album 10 Lieder (1995).

Wader trug auch zur Popularisierung des in Deutschland nur wenig bekannten schwedischen Rokoko-Komponisten Carl Michael Bellman bei. Teilweise griff er dafür auf Übersetzungen von Carl Zuckmayer zurück und arbeitete mit Reinhard Mey und Klaus Hoffmann zusammen. (Siehe unter anderem die CD Liebe, Schnaps, Tod – Wader singt Bellmann.)

Heute singt er bis auf Bella ciao, Min Jehann und Ade zur guten Nacht kaum noch Titel aus diesem Repertoire.

Versuch an Schubert

Hannes Wader wagte sich auch an eine Interpretation von Schubert-Liedern (An dich hab ich gedacht – Wader singt Schubert, 1997). Dafür nahm er Gesangsunterricht, obwohl er sich nicht um einen klassischen Stimmklang bemühte. Die instrumentale Begleitung zu diesen musikalisch sehr anspruchsvollen Liedern überließ er anderen Gitarristen.

Autobiografische Titel

Hannes Wader hat immer wieder persönliche Erfahrungen und Erlebnisse in seine Lieder einfließen lassen, dies bestimmt auch, um diese besser verarbeiten und bewältigen zu können. Hier seien die Titel Erinnerung, der sich mit seinen frühesten Kindheitserinnerungen während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt, und Ballade vom Fisch genannt, die auf dem Album Es ist an der Zeit zu finden sind. Auf Wieder unterwegs findet sich das Lied So was gibt es noch, das seine Lehrzeit als Schaufenstergestalter satirisch beschreibt. Auf Nie mehr zurück (1991) sind die Lieder Schön ist die Jugend und Erste Liebe zu finden, die sich mit Erlebnissen und Erfahrungen in der Jugendzeit auseinandersetzen. Erwähnenswert sind noch Wenn Du meine Lieder hörst, in dem er sich mit der Kritik an seiner Musik und seinen Liedern auseinandersetzt.

In dem Lied Vaters Land setzt sich Wader sehr kritisch mit seinem Verhältnis zu seinem Heimatland Deutschland auseinander. Auf seinem 2006 veröffentlichten Album Mal angenommen befindet sich das Lied Familienerbe, das von seiner Familie und deren politischen Schwierigkeiten vom Kaiserreich bis zur Zeit des Nationalsozialismus handelt.

Die autobiographischen Titel machen deutlich, dass man Wader als Person und seine Lieder nicht getrennt, sondern als eng zusammengehörig betrachten muss. Der Liedermacher bringt in alle seine Titel immer wieder persönliche Erfahrungen ein, und das nicht nur in den eindeutig biographischen Titeln.

Diskografie

Hannes Wader (Konzert mit Konstantin Wecker „Kein Ende in Sicht“ in Hamburg im Juli 2010)

Teilnahme mit eigenen und fremden Liedern an anderen CD-Projekten

  • 1977/2007 – Fuchs-Lied, Lied von der Freundschaft (in: Rotkäppchen von Floh de Cologne – Ein musikalisches Märchen für große und kleine Kinder)
  • 1978/1992 – Dat du min Leefste büst, Willst Du Dein Herz mir schenken, Who will sing for me?, Brüder seht die rote Fahne, New National Seven, Pay day at coal creek, When the Fiddler has played his last tune for the night (in: Folk Friends 1)
  • 1981/1990 – Es ist ein Schnee gefallen (in: Folk Friends 2)
  • 1996 – Manche Stadt (in: I Wish I’d Written That Song. A Tribute to Colin Wilkie.)
  • 1996/2008 – Beteiligung an: Professor Jecks Tierlieder-ABC
  • 1996/2008 – Beteiligung an: Professor Jecks Zahlen-Zirkus
  • 1996/2008 – Beteiligung an: Professor Jecks Zungenbrecher & Co
  • 2002 – Komm gieß’ mein Glas noch einmal ein (in: Hommage an Reinhard Mey)
  • 2004 – Heute hier, morgen dort (in: Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend – Die 2te, Aufnahme vom 30. März 1985)
  • 2004 – Hoch am Himmel steht der Mond, Hör, die Hirtenflöte ruft, In dunkler Nacht (in: Singt der Nachtvogel Lieder)
  • 2004/2009 – Ein Weihnachtsgeschenk (in: Weihnachtsblues – Geschichten – Gedichte – Bluenotes)
  • 2005 – Heute hier, morgen dort, Stellungnahme, Gut wieder hier zu sein, Ade zur guten Nacht (in: Leben ist Poesie – dass es noch möglich ist…)
  • 2006 – Vaters Land (in: Songs an einem Sommerabend – Das Jubiläumskonzert – live)
  • 2006 – Eltern (in: Donaumusik - Doppel-CD[3])
  • 2010 – Du (Alte Bilder) (in: Maurenbrecher für alle – Eine Hommage in 62 Liedern)
  • 2011 – Dat du min Leevsten büst (live, mit Konstantin Wecker in: Volkslieder CD-Sammlung, Vol. 2)

Auszeichnungen

Literatur

  • Wolfgang Bittner: Der Liedermacher Hannes Wader. In: Pardon 1976, H.8.
  • Thomas Rothschild: Liedermacher. 23 Porträts. Fischer, Frankfurt 1980.
  • Nico Kroon: Hannes Wader, seine politische Entwicklung dargestellt an den Liedern. Universitätsarbeit, Nimwegen, Niederlande 1983.
  • Ulrich Maske: Daß nichts bleibt wie es war – Hannes Wader und seine Lieder. Pläne, Dortmund 1984
  • Matthias Henke: Hermes Handlexikon. Die großen Chansonniers und Liedermacher. Düsseldorf 1987.
  • Beate Dapper (Hrsg.): Hannes Wader – Liederbuch. Bund-Verlag, Frankfurt 1999.
  • Reginald Rudorf: Schach der Show: über Lach- und Liedermacher in Deutschland. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1974.
  • Hannes Wader: Lieder. Zweitausendeins, Frankfurt 1977.
  • Hannes Wader: Lieder 2000 – 2005. Noten und Texte. Pläne, Dortmund, 2006.
  • Hannes Wader: Booklet zu An dich hab ich gedacht - Wader singt Schubert, 1997
  • Hannes Wader: Booklet zu Hannes Wader singt, Neuauflage 2000

Dokumentarfilm

Der Dokumentarfilm Wader, Wecker Vaterland von Rudi Gaul über Hannes Wader und Konstantin Wecker, die 2010 gemeinsam auf Tournee gingen, erhielt beim Filmfest München 2011 den BAYERN 3-Publikumspreis. [4]

Weblinks

 Commons: Hannes Wader – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Liedermacher - Gesang mit Gesinnung; Zeit online, 24. April 2008
  2. Interview von Jan Kühnemund, © ZEIT online, März 2007, abgerufen am 3. Januar 2010.
  3. Projekt Donau-Musik
  4. Der Liebling heißt "Wader/Wecker Vaterland"



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