Hans-Ulrich Jörges

Hans-Ulrich Jörges

Hans-Ulrich Jörges (* 8. Dezember 1951 in Bad Salzungen, Thüringen) ist ein deutscher Journalist. Er ist seit 1. September 2007 Mitglied der Chefredaktion der Illustrierten Stern und Chefredakteur für Sonderaufgaben des Verlags Gruner + Jahr. Er ist in zweiter Ehe verheiratet mit der Journalistin Christiane Gerboth.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jörges lebte bis 1957 in der DDR, siedelte dann mit seiner Familie in die Bundesrepublik über. Er wuchs in Frankfurt am Main auf, absolvierte ein Volontariat bei der Nachrichtenagentur Vereinigte Wirtschaftsdienste (VWD). Anschließend arbeitete er als Chef vom Dienst für VWD. Gleichzeitig studierte er Gesellschaftswissenschaften, lebte in einer Wohngemeinschaft ohne Privatbesitz [1] und betätigte sich gelegentlich als revolutionärer Straßenkämpfer. Das Studium brach er ab.

1977 wurde er stellvertretender Leiter des Inlandsressorts der Nachrichtenagentur Reuters in Bonn, leitete von 1979 bis 1981 das Berliner Agenturbüro, anschließend das in München. 1985 holte ihn Heiner Bremer zum Bonner Büro des Stern, 1986 ging er als Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung nach Düsseldorf. 1989 wurde er beim Stern Ressortleiter Politik, 1990 stellvertretender Chefredakteur.

1992 wechselte er in die Entwicklungsredaktion der im Aufbau befindlichen neuen Wochenzeitung Die Woche. Seit Erscheinen der ersten Ausgabe im Februar 1993 war er zunächst Chef des Politikressorts, dann stellvertretender Chefredakteur. Von Januar bis Dezember 2001 war er Chefredakteur des Wochenblattes.

Seit Mai 2002 war Jörges wieder stellvertretender Chefredakteur des Stern und leitete bis August 2007 das Hauptstadtbüro in Berlin. Seit September 2007 ist er Mitglied der Chefredaktion des Stern und Chefredakteur für Sonderaufgaben des Verlags Gruner + Jahr. Der Stern enthüllte unter seiner Leitung die Affäre um Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und PR-Berater Moritz Hunzinger, die zum Sturz Scharpings führte. In seiner wöchentlichen Kolumne Zwischenruf kommentiert er das politische Geschehen in Deutschland.

Im Jahre 2004 wurde Jörges zum Journalisten des Jahres in der Kategorie Politik gewählt. Die britische Financial Times zählte ihn 2006 zu den einflussreichsten Kommentatoren der Welt. Im Frühjahr 2009 war Jörges Initiator der Europäischen Charta für Pressefreiheit, die von 48 Chefredakteuren und leitenden Journalisten aus 19 Staaten auf einer Konferenz in Hamburg verabschiedet und anschließend von mehreren hundert Journalisten sowie Journalisten-Verbänden aus knapp 30 Staaten unterzeichnet wurde. Am 9. Juni übergab Jörges die Charta in Brüssel an die EU-Kommission mit der Aufforderung, ihr in der Gemeinschaft Geltung zu verschaffen und ihre Annahme bei EU-Erweiterungen zur Bedingung zu machen.[2]

Kritik

Im Mai 2006 geriet Jörges in die Kritik mit einem Kommentar zu Hartz IV unter der Überschrift „Der Kommunismus siegt - Arbeit wird verhöhnt, Nichtstun belohnt“. Er sprach darin und in einer Sendung von Sabine Christiansen in der gleichen Woche von „2.000 Euro Sozialleistungen“, die Familien mit mehreren Kindern unter „günstigsten Umständen“ bekommen könnten. Auf Anfrage der taz räumte er ein, dass er der Rechnung die Ausnahmesituation des Übergangs von Arbeitslosengeld zu Arbeitslosengeld II zugrunde gelegt hatte.[3]

Nach Berechnungen von Helga Spindler, Professorin für Sozial- und Arbeitsrecht aus Essen, sind allenfalls extreme Ausnahmen denkbar, in denen Familien mit mehreren Kindern und einem der Arbeitslosigkeit vorausgegangenen hohen Arbeitseinkommen (über 3.200 Euro netto) zusammen mit einem befristeten Zuschlag vorübergehend auf derartige Beträge kommen. Nach einer Statistik der Arbeitsagentur gab es im Januar 2006 bundesweit lediglich 147 Fälle, in denen eine Bedarfsgemeinschaft 2.000 Euro und mehr im Monat erhielt - bei rund 2,8 Millionen Bedarfsgemeinschaften insgesamt.[4]

Werke

  • Manfred Bissinger, Hans-Ulrich Jörges: Der unbequeme Präsident: Roman Herzog im Gespräch mit Manfred Bissinger und Hans-Ulrich Jörges. Hoffmann und Campe, Hamburg 1995, ISBN 3426800764
  • Manfred Bissinger, Hans-Ulrich Jörges: SPD, Anpassung oder Alternative? Volk und Welt, Berlin 1989, ISBN 3353009965
  • Hans-Ulrich Jörges (Hrsg.): Der Kampf um den Euro. Hoffmann und Campe, Hamburg 2001, ISBN 3455103685
  • Hans-Ulrich Jörges: Regierung verzweifelt gesucht. Econ, Berlin 2009, ISBN 978-3-430-20085-1

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Stefanie Huland: Streitbarer Hauptstadt-Journalist. Insight 1/09
  2. Kommissionsmitglied Reding begrüßt neue Europäische Charta für Pressefreiheit
  3. Stimmungsmacher der Hartz-Republik Jens König in der taz vom 31. Mai 2006
  4. Hartz IV: Ist das Existenzminimum für arme Familien zu hoch? – oder: wie Herr Jörges vom Stern der raffinierten Verschwörung des Fürsorgestaats zugunsten von Familien auf die Schliche gekommen ist von Helga Spindler aus: neue praxis, Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik. Heft 3/2006 S. 251–256.
  5. http://www.presseportal.de/pm/68871/1200127/tabak_forum/

Weblinks


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