Hans-Wilhelm Buchholz

Hans-Wilhelm Buchholz

Hans-Wilhelm Buchholz (* 4. Dezember 1910 in Glogau; † 24. März 2002 in Hamburg) war ein deutscher Chirurg und Klinikgründer.

Hans-Wilhelm Buchholz war zunächst bis zu seiner Pensionierung leitender Chirurg in Hamburg am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg. 1975 gründete er die ENDO-Klinik, eine Spezialklinik für Knochen- und Gelenkersatzchirurgie in Hamburg, die heute zur Damp-Holding gehört und Ende 2007 bei einem Umsatz von mehr als 44 Mio. € über 7000 Mitarbeiter beschäftigte.

Buchholz studierte Medizin an den Universitäten Jena, Königsberg, Münster, Berlin und Düsseldorf, wo er das Staatsexamen ablegte. Er bildete sich zum Internisten sowie zum Röntgenarzt weiter und war dann sechs Jahre als Truppenarzt eingesetzt. 1946 kam er als Assistenzarzt in der Abteilung Chirurgie ins Hamburger Krankenhaus Heidberg. 1952 wurde er zum Chefarzt der II. Chirurgischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg zu Hamburg berufen, Schwerpunkt Unfallchirurgie. Buchholz förderte den Einsatz der rückenmarksnahen Leitungsanästhesie und eröffnete in diesem Krankenhaus die erste Abteilung für Anästhesiologie in Hamburg. Den Aufbau der Unfallchirurgie in Hamburg hat Buchholz ganz wesentlich beeinflusst, das AO-Verfahren (Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese) wurde von ihm in Hamburg eingeführt. Seine richtungweisende Tätigkeit auf diesem Gebiet führte ihn über die Probleme der Behandlung von medialen Schenkelhalsfrakturen zur Gelenkendoprothetik. Anfang der 60er Jahre entwickelte Buchholz nach Kontakt mit John Charnley die erste totale Hüftgelenksendoprothese in Deutschland. Sehr bald erkannte er die die Notwendigkeit einer Kniegelenksendoprothese, die unter seiner Leitung von seinem Oberarzt Eckart Engelbrecht entwickelt wurde. Es folgten weitere künstliche Gelenke wie das künstliche Schultergelenk, das künstliche Ellen- sowie das obere Sprunggelenk. Buchholz erkannte sehr frühzeitig die große Bedeutung des künstlichen Gelenkersatzes in der Medizin, insbesondere, nachdem die wesentlichen Materialprobleme der Pfanne und des Prothesenschaftes sowie des Knochenzementes gelöst waren.

Ende der 60er Jahre mischte er dem Knochenzement Antibiotika bei und verringerte so die Infektionsgefahr bei der Endoprothesenoperation. Von hervorragender Bedeutung war die Behandlung von tiefen Protheseninfektionen mit speziellen Antibiotika im Knochenzement, die Buchholz als Erster beschrieb. Er gilt somit als einer der deutschen Pioniere in der Gelenkersatzchirurgie.

1971 verlieh ihm der Hamburger Senat den Professorentitel. 1975 erhielt er den medizinischen Ehrendoktortitel der Universität Hamburg. Über viele Jahre leitete Buchholz die Sitzungen der Hamburger Gesellschaft für Unfallheilkunde. 1976 war er Vorsitzender der 118. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen in Hamburg.

1975 wurde Buchholz pensioniert und gründete noch im selben Jahr die ENDO-Klinik in Hamburg, die aus einer Akutklinik in Hamburg-Altona und einer Rehabilitations-Abteilung in Wintermoor in der Nordheide bestand, in der auch die septischen Gelenkoperationen durchgeführt wurden. Fast 20 Jahre leitete Buchholz die ENDO-Klinik und war ebenso lange Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Endoklinik.

Mehr als 100 wissenschaftliche Veröffentlichungen und eine weitaus größere Zahl von Vorträgen spiegeln das große Engagement und die reiche Schaffenskraft von Hans-Wilhelm Buchholz wider.

Quellen

  • Nachruf im Deutschen Ärzteblatt
  • Hamburger Abendblatt vom 2. April 2002
  • Hamburger Abendblatt vom 8. Oktober 2005
  • Fachaufsätze: Buchholz, H.W., Über die Depotwirkung einiger Antibiotika bei Vermischung mit dem Kunstharz Palacos, Der Chirurg 41, 511 - 515 (1970); Buchholz, H.W., Gartmann, Infektionsprophylaxe und operative Behandlung der schleichenden tiefen Infektion bei der totalen Endoprothese, Der Chirurg 43, 441 - 445 (1972); Buchholz, H.W., Engelbrecht, E., Die intracondyläre Kniegelenksendoprothese, Modell "St. Georg", Der Chirurg 44, 373 - 378 (1973); Buchholz, H.W., Engelbrecht, E., Röttger, J., Siegel, A., Erkenntnisse nach Wechsel von über 400 infizierten Hüftendoprothesen, Chir. Praxis 12, 117 – 120 (1976); Buchholz,H.W., Engelbrecht, E., Röttger, J., Siegel, A., Totalendoprothese des Hüftgelenkes, Chir. Praxis 23, 297 – 306 (1977/78)

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