Hans Brügelmann

Hans Brügelmann

Hans Brügelmann (* 1946 in Berlin) ist ein deutscher Grundschulpädagoge und Schriftsprachdidaktiker.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Brügelmann ist der Sohn von Eva Brügelmann. geb. Wollmann und von Hermann Brügelmann, Kommunalpolitiker. Nach dem Abitur (1966) in Köln studierte er von 1966 bis 1970 Rechts-, Sozial- und politische Wissenschaften an der Universität Berlin, der Universität Bonn und der Universität Tübingen. Sein erziehungswissenschaftliches Aufbaustudium hat er mit Stipendien der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Stiftung Volkswagenwerk an der Universität Konstanz (1970-1975) und an verschiedenen Auslandsinstituten absolviert (London 1968/69, Norwich 1974/75, Toronto 1975 und Urbana/ Ill. 1975).

Von 1971 bis 1973 war er Assistent des Ausschusses Strategien der Curriculumreform beim Deutschen Bildungsrat. Vor und nach seiner Promotion 1975 arbeitete er in verschiedenen Evaluationsprojekten von der Vor- bis zur Hochschule. 1980 wurde er als Professor für Anfangsunterricht an die Universität Bremen berufen, 1993 auf eine Professur für Grundschulpädagogik und -didaktik an die Universität Siegen. Im Grundschulverband e. V. verantwortet Brügelmann seit 2004 das Fachreferat Qualitätsentwicklung und ab 2011 den Beihefter GrundschulEltern zur Zeitschrift Grundschule aktuell.Seit 2006 ist Brügelmann Kurator der Carl Richard Montag Förderstiftung und seit 2008 Sprecher des Verbunds der Reformschulen Blick über den Zaun.

Einer seiner Söhne ist der bekannte Sportjournalist Matthias Christian Brügelmann.

Werke

  • Brügelmann war Mitherausgeber und Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften wie Thema Curriculum, Grundschule, Grundschulzeitschrift und Buchreihen wie DGLS-Jahrbuch Lesen und Schreiben, Jahrbuch Grundschule)
  • Er hat allein oder zusammen mit Erika Brinkmann und Hans Werner Heymann verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte geleitet, die in der Lese-/ Schreibdidaktik und in der Grundschulpädagogik einflussreich geworden sind, unter anderem Kinder auf dem Weg zur Schrift, Lernwerkstatt Büffelstübchen, Schreibvergleich BRDDR, Offene Arbeits- und Sozialformen (OASE), ElternSchule in der Uni, BLISS, Didaktische Entwicklungs- und Prüfstelle für Lernsoftware Primarstufe (DEP), Lernbiografien im schulischen und außerschulischen Kontext (LISA&KO), Längsschnittuntersuchung im Satzlesen und Textverstehen (LUST), Schichtspezifisches Lernen außerhalb von Unterricht (SCHLAU), Dialogische Diagnostik in der Alphabetisierung Erwachsener im Rahmen des BMBF-Verbundprojekts PROFESS.

Pädagogische Ideen

Bereits in seiner ersten Publikation („Offene Curricula“ 1972) klingen die Grundthemen an, die Brügelmann seitdem in seinen Projekten, Publikationen und Vorträgen immer wieder thematisiert hat:

  • Respekt von Erwachsenen für die Rechte der Kinder, ihr Leben und damit auch ihr Lernen so weit wie möglich selbst zu bestimmen (Offener Unterricht);
  • die Stärkung von Lehrerinnen und Lehrern als Forscher ihrer eigenen Praxis;
  • die Verpflichtung von erziehungswissenschaftlicher Forschung, stellvertretend für alle an einer Untersuchung Beteiligten ihre Sichtweisen darzustellen;
  • Dezentralisierung von Verantwortung im Bildungswesen, da eine Schulreform "von oben" nicht erfolgreich sein kann;
  • die Notwendigkeit, statistische Befunde von Großstudien der Bildungsforschung (wie in PISA) durch dichte Fallstudien zu differenzieren und anzureichern.

Die in den frühen 1980er Jahren einsetzende Reform des Lese- und Schreibunterrichts an den Grundschulen hat Hans Brügelmann nachhaltig beeinflusst, u.a. mit seinen mehrfach aufgelegen Büchern "Kinder auf dem Weg zur Schrift" und "Die Schrift erfinden", in denen er sich für eigenständige Zugänge der Kinder zum Lesen bzw. Schreiben und eine stärkere Fehlertoleranz eingesetzt hat. Seit Ende der 1990er Jahre hat er sich maßgeblich an der Diskussion der internationalen Leistungsstudien TIMSS, PISA, IGLU usw. beteiligt (vgl. "Was leisten unsere Schulen?" [1999] und "Schule verstehen und gestalten" [2005]). Er kritisiert vor allem die Dominanz der zentralen Evaluation gegenüber einer unterrichtsnahen und kontextbezogenen Auswertung von Lehr- und Lernprozessen und ihrem Erfolg. Gemeinsam mit Axel Backhaus und Erika Brinkmann hat er in der LUST-Studie und im Projekt "Pädagogische Leistungskultur" (Grundschulverband 2005) praxistaugliche Alternativen zu Großstudien wie VERA entwickelt.

Zu seinen aktuellen Schwerpunkten zählen das Verhältnis von fachlichem Lernen in der Schule und außerschulischen Aktivitäten und Erfahrungen (vgl. das Projekt LISA&KO), insbesondere im Blick auf schichtspezifische Einflüsse (vgl. das Projekt SCHLAU zum Ferien-Effekt sowie die Untersuchung des Karawaneneffekts in der Entwicklung von fachlichen Leistungen). Seit 2011 gibt er mit Axel Backhaus und Babette Danckwerts die vierteljährliche Beilage "GrundschulEltern" zur Zeitschrift "Grundschule aktuell" des Grundschulverbands heraus.

Schriften

  • The teachers' centre (1976; 2. Aufl. 1978)
  • Kinder auf dem Weg zur Schrift (1983; 8. Aufl. 2007)
  • Die Schrift entdecken (1984; 6. Aufl. 1996)
  • Regenbogen-Lesekiste - 5x5 Bücher für Leseanfänger [mit Heiko Balhorn u. a.] (1987; 8. Aufl. 2010)
  • Ideenkiste Schriftsprache [mit Erika Brinkmann] (1993; 8. Aufl. 2010)
  • Wie wir recht schreiben lernen [mit Sigrun Richter u. a.] (1994; 2. Aufl. 1996)
  • Die Schrift erfinden [mit Erika Brinkmann] (1998; 2. Aufl. 2005)
  • Mädchen lernen ANDERS lernen Jungen [mit Sigrun Richter u. a.] (1994; 2. Aufl. 1996)
  • Rätsel des Schriftspracherwerbs [mit Heiko Balhorn u. a.] ( 1995)
  • Schriftwelten im Klassenzimmer [mit Heiko Balhorn u. a.] ( 1995)
  • Kinder lernen anders: vor der Schule – in der Schule [u. a.] (1998; 2. Aufl. 2000)
  • Was leisten unsere Schulen? (1999)
  • Selbstständiges Lernen und Individualisierung „von unten“. Alte und neue Medien als Herausforderung und Hilfe in der Grundschule [mit Erika Brinkmann und Axel Backhaus] (2003; 2. Aufl. 2006)
  • Schule verstehen und gestalten (2005)
  • Pädagogische Leistungskultur [mit Horst Bartnitzky u.a.] (Bd. 1: 2005; Bd. 2: 2006; Bd. 3: 2007)
  • Sind Noten nützlich - und nötig? [mit Axel Backhaus u.a.] (2006)
  • Beobachten, bewerten, beraten. Verfahren und Werkzeuge für eine andere Evaluation [mit Otto Seydel](2007)
  • Demokratische Grundschule [mit Axel Backhaus u. a.] (2008)
  • Öffnung des Anfangsunterrichts - Theoretische Prinzipien, unterrichtspraktische Ideen und empirische Befunde [mit Erika Brinkmann] (2008; 2. Aufl. 2009)
  • Kursbuch Grundschule [mit Horst Bartnitzky u.a.] (2010)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans Brügelmann — (born 1946) is a German professor of pedagogics.From 1971 until 1973 he has been assistant to the committee strategies for curriculum reform at the commission Deutscher Bildungsrat, a commission for educational planning of the German federal and… …   Wikipedia

  • Brügelmann — ist der Familienname von: Johann Gottfried Brügelmann (1750–1802), deutscher Industrieller Johann Wilhelm Brügelmann (1721–1784), deutscher Politiker Hermann Brügelmann (1899–1972), deutscher Kommunalpolitiker Hans Brügelmann (* 1946), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Brügelmann — (* 1899 in Porto Alegre, Brasilien; † 1972), Urenkel von Johann Gottfried Brügelmann, war ein deutscher Kommunalpolitiker. Leben Hermann Brügelmann, geboren in Porto Alegre/ Brasilien als Sohn des Kaufmanns Theodor Brügelmann und der… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Christian Brügelmann — (* 1972), Sohn von Karin und Hans Brügelmann, ist ein deutscher Sportjournalist. Er hat mit sieben Jahren als Torwart und Stürmer in der F Jugend des SV Brinkum angefangen Fußball zu spielen. In der E Jugend wechselte er zum TSV Leeste, mit dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bru–Brz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsches PISA-Konsortium — Die PISA Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel …   Deutsch Wikipedia

  • PISA-Schock — Die PISA Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel …   Deutsch Wikipedia

  • PISA-Studie — Die PISA Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel …   Deutsch Wikipedia

  • PISA-Test — Die PISA Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel …   Deutsch Wikipedia

  • PISA Studie — Die PISA Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”