Hans Huckebein, der Unglücksrabe

Hans Huckebein, der Unglücksrabe
Titelblatt zur Veröffentlichung

Hans Huckebein der Unglücksrabe ist eine Bildergeschichte von Wilhelm Busch. Erstmals veröffentlicht wurde sie in den Blättern: Über Land und Meer, Stuttgart, Eduard Hallberger, X. Jahrgang (Oktober 1867–September 1868), 1/13, 3/45, 5/77, 8/125.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Geschichte vom Unglücksraben Hans Huckebein ist ähnlich lausbubenhaft angelegt wie Max und Moritz. Wilhelm Busch war 35 Jahre alt, als er im Juni 1867 in seinem Heimatdorf Wiedensahl nördlich von Hannover die Bildergeschichte zeichnete.

Als Busch eines Tages bei seinem Bruder in Wolfenbüttel zu Besuch war, erfuhr er, dass der zahme Rabe eines Wolfenbütteler Gärtners, den dieser auf seinem Hühnerhof hielt, alle frisch geschlüpften Küken getötet hatte. Immer wenn sie an der Wasserschale trinken wollten, pickte er sie auf den Kopf.[1] Es ist nicht auszuschließen, dass diese Geschichte ihn inspirierte, aber es ist nicht überliefert, ob ihn diese tatsächlich beeinflusst hat und ob er gar noch auf dem Hühnerhof erste Skizzen des mörderischen Raben anfertigte.

Seinerzeit mobilisierte das auf die mörderische Tat folgende Ende des Raben eine von einem „Herrn Dr. Weber“ angeführte Gruppe, bei der es sich um einen Stammtisch oder eine Schulklasse gehandelt haben könnte und die in einem Gedicht mit 21 Unterschriften man den unschönen Tod beklagte.[2] Aus Buschs Antwort wurde später die Einleitung für die Buchfassung von Hans Huckebein der Unglücksrabe. Sie beginnt so:

„Obwohl sein Ende mich bewegt/ Ich durft es anders nicht vermelden/ Er stirbt, denn tragisch angelegt/ War der Charakter dieses Helden.“

Wilhelm Buschs Bildergeschichte vom gefiederten Bösewicht erschien 1867 in vier Folgen in der von Eduard Hallberger (Gründer der Deutschen Verlagsanstalt) herausgegebenen Zeitschrift „Über Land und Meer“.

Inhalt

Einzelszene

Die Bildergeschichte erzählt in Reimform (Paarreim) von dem unglückseligen bösen Raben, genannt Hans Huckebein.

Die Verse scheinen mit einer Moral („Die Bosheit war sein Hauptpläsier. Drum – spricht die Tante – hängt er hier!“) zu enden: Nachdem der böse Rabe den ganzen Haushalt der Tante durcheinander gebracht hat, endet er schließlich kläglich durch eigene Schuld. Hier zeigt sich Wilhelm Buschs Hang zu düsteren Geschichten mit schwarzem Humor, der sich erkennbar durch sein gesamtes Werk zieht.

Der Knabe Fritz findet im Wald ein Rabenjunges und will es unbedingt mit nach Hause nehmen. Mit List und Tücke fängt er das verängstigte Tier ein und bringt es nach Hause zu seiner Tante. Die wird sofort enttäuscht – der Rabe entpuppt sich nicht als ein niedliches Tierchen, sondern beißt sie erstmal heftig. Anschließend bringt er den Haushalt der Tante durcheinander: Er klaut dem Spitz einen Schinkenknochen, woraufhin unter den Tieren ein heftiger Streit entsteht, in den auch der Kater verwickelt wird. Da der Rabe gewitzt ist, trickst er die beiden aus und siegt. Nun ist er nicht mehr zu bremsen. Er tappst ins frisch gekochte Heidelbeerkompott und trampelt über der entsetzten Tante saubere Bügelwäsche. Als die Tante ihn einzufangen versucht, beißt er sie heftig in die Nase. Nun macht diese Jagd auf ihn, und bei seiner Flucht geht einiges zu Bruch: die Teller im Bord, ein Korb Eier, der Krug mit Bier, und letztendlich fliegt noch ein Eimer Wasser, den die Tante abbekommt.

Fritz und die Tante versuchen vergeblich, den Raben einzufangen. Dieser versteckt sich, und als er doch entdeckt wird, beißt er die Tante nochmals in die Nase. Vorwitzig, wie er ist, macht er sich nun über den Likör her und leert das Glas ganz genüsslich. Betrunken torkelt er durch die Wohnung, wirft die Likörflasche vom Tisch und verheddert sich im Strickzeug der Tante. Er endet kläglich, indem er sich mit dem Garn selbst stranguliert.

Mag sein, dass mancher Mitleid mit dem Raben hatte. Für Wilhelm Busch war er, wie so oft in seinen Bildergeschichten, nur eine weitere von vielen Inkarnationen des Bösen, das nach seiner Auffassung in jedem Menschen und Tier steckte – und Huckebein wird auch mehrfach und ausdrücklich so bezeichnet:

„Der größte Lump bleibt obenauf“

„[…] – der Böse taumelt“

„Die Bosheit war sein Hauptpläsier […]“

Quellen

  • Über Land und Meer«, Stuttgart, Eduard Hallberger, X. Jahrgang (Oktober 1867–September 1868), 1/13, 3/45, 5/77, 8/125
  • Hans Huckebein der Unglücksrabe von Wilhelm Busch, Deutsche Verlagsanstalt 23. Auflage erschienen 1894
  • Sämtliche Werke und eine Auswahl der Skizzen und Gemälde in zwei Bänden. Und die Moral von der Geschicht. (Band 1) Was beliebt ist auch erlaubt. (Band 2) Herausgegeben von Rolf Hochhuth, C. Bertelsmann Verlag 1982, 2272 S., ISBN 3-570-03004-0
  • Gedichte und Bildergeschichten (Kassette, 2 Bände), Diogenes Verlag, Zürich 2007, ISBN 3-257-06560-4
  • Historisch – kritische Gesamtausgabe. Hgg. von Friedrich Bohne. 4 Bände. Wiesbaden, Emil Vollmer Verlag.
  • Gesammelte Werke. Directmedia Publishing, 2002 (Digitale Bibliothek Bd. 74), ISBN 3-89853-174-0 (CD-ROM)
  • Gesammelte Werke. CD-ROM der Reihe kleine digitale bibliothek. Berlin, 2008
  • Wilhelm Buschs Hans Huckebein in 65 deutschen Dialekten. Hrsg. v. Manfred Görlach, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1997
  • Sonderbriefmarken: Bundesministerium für Finanzen

Literatur

  • Dietmar Grieser: Im Tiergarten der Weltliteratur. München 1991
  • Ulrich Mihr: Wilhelm Busch. Der Protestant, der trotzdem lacht'. Tübingen 1983
  • Gert Ueding: Buschs geheimes Lustrevier. Affektbilder und Seelengeschichten des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Wien 1982
  • Karen Duve, Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn 1997

Sonderbriefmarken

Sonderbriefmarken zum Busch-Jahr

Briefmarkenblock Für die Jugend 2007: „175. Geburtstag Wilhelm Busch – Hans Huckebein, der Unglücksrabe“

  • Die Geschichte vom Unglücksraben ist zugleich Thema von vier Marken der Sonderbriefmarkenserie „Für die Jugend 2007“, siehe auch Briefmarken-Jahrgang 2007 der Bundesrepublik Deutschland.
  • Die Zuschlagserlöse kommen der Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. zugute – und damit der Jugendarbeit in allen Bereichen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus dem Lexikon berühmter Tiere: Hans Huckebein (Karen Duve/Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn 1997. ISBN 3821805056.)
  2. Aus dem Lexikon berühmter Tiere: Hans Huckebein (Karen Duve/Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. Eichborn 1997. ISBN 3821805056.)

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