Allenby-Brücke

Allenby-Brücke
Foto der Eröffnung der Brücke im Jahr 1918.
Die neue Brücke 2008
Die Reste der alten Brücke 2011

Die Allenby-Brücke (hebr.גשר אלנבי, Gescher Allenbi), auch bekannt als die König-Hussein-Brücke (arabisch ‏جسر الملك حسين‎ Dschisr al-Malik Husain, DMG Ǧisr al-Malik Ḥusain) ist eine Brücke, die den Fluss Jordan überspannt und Jericho im Westjordanland mit dem Königreich Jordanien verbindet. Es ist zurzeit der einzige Grenzübergang vom Westjordanland nach Jordanien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die historisch originale Brücke wurde 1918 im Auftrag des britischen Generals Edmund Allenby auf den Resten einer alten Ottomanen-Brücke gebaut. In der Nacht zum 16. Juni 1946 wurde sie von der Palmach zerstört. Nach der erneuten Zerstörung im Sechstagekrieg wurde die Brücke 1968 provisorisch wiederaufgebaut. Anfang dieses Jahrhunderts wurde mit japanischer Finanzierung neben der alten einspurigen die neue vierspurige König-Hussein-Brücke aus Beton errichtet. Die alte Allenby-Brücke wurde nicht erhalten und verfällt immer mehr.

Brückennamen

Die Brücke wird von den Israelis Allenby-Brücke genannt. Die offizielle Bezeichnung in Jordanien ist König-Hussein-Brücke, während der palästinensische Name Al-Karameh Brücke lautet – nach dem nächstgelegenen arabischen Ort.

Warenverkehr

Über diesen Übergang geht der gesamte Gütertransport zwischen dem Westjordanland und Jordanien. Der Transport zwischen dem israelischen Jericho und dem jordanischen Terminal erfolgt mit eigenen Zugmaschinen, die aus Sicherheitsgründen fast ihrer kompletten Verkleidung beraubt wurden (green trucks).[1]

Grenzübertritt für Personen

Belege vom Grenzübertritt

Nachdem der Grenzübergang nicht nach Israel, sondern in besetztes Gebiet führt, gelten für ihn andere Bestimmungen als für die übrigen. Benutzen dürfen ihn nur Palästinenser, Ostjerusalemer und Ausländer, nicht jedoch israelische Staatsbürger. Sie können nur über die Übergänge Arava bei Eilat und Scheich-Hussein-Brücke bei Bet Shean nach Jordanien. Sonderregelungen gibt es für Diplomaten u. Ä., die sogar mit dem Auto über die Brücke dürfen (z. B: die Patriarchen von Jerusalem). Seit der Zweiten Intifada ist Palästinensern die Benutzung des Flughafens Tel Aviv nur mit schwer zu erhaltener Sondergenehmigung erlaubt. Daher sind sie gezwungen, für Auslandsreisen den Landweg zum Flughafen Amman zu nehmen. Die Abfertigung erfolgt je nach Staatsbürgerschaft in verschiedenen Gruppen, was gemischten Familien Probleme bereiten kann. Auf beiden Seiten werden Palästinenser mit neuer Staatsbürgerschaft nicht als Ausländer behandelt, wenn sie einmal einen palästinensischen Personalausweis gehabt haben. Wegen der hohen Temperaturen und der oft langen Wartezeiten in den Bussen, ist der Grenzübertritt anstrengend und dauert mehrere Stunden. Jeder Transport mit den Bussen ist getrennt zu bezahlen, dazu kommt Trinkgeld für Kofferträger. Der israelische Terminal wird von der israelischen Flughafenbehörde betrieben. Während der Übergang früher Tag und Nacht geöffnet war, war er es während der Zweiten Intifada nur stundenweise und ist zur Zeit nur mehr tagsüber von 8:00 bis 20.00 offen. Am Jom Kippur sind alle Grenzen geschlossen, im Ramadan wird die Abfertigung zum Zeitpunkt des Fastenbrechens unterbrochen, dann muss man am aktuellen Punkt ca. 90 Minuten warten.

Grenzdokumente

Palästinensische Ausreisekarte

Die Jordanier vergeben an dieser Grenze kein Visum. Man muss ein solches schon vorher besorgt haben bzw. bekommt es bei der Ausreise aus Jordanien. Wer Jordanien über die Brücke verlässt, darf wieder über diese zurück. Dies geschieht mittels EDV-Eintrag bei der Ausreise aus Jordanien, im Pass findet man keinen Stempel, nur ein Etikett mit Strichcode. Dieses sollte man also bis zur endgültigen Abreise aus Jodanien im Pass lassen.

Nach Jordanien ausreisende Palästinenser benötigen entweder einen palästinensischen Pass oder eine Ausreisekarte. Dieses im Volksmund "Tasrich" (Passierschein) genannte Papier, ist eine Abschrift des Personalausweises mit einem Feld zum Stempeln. Oft kommt es vor, dass der palästinensische Pass (noch) nicht in der israelischen EDV gespeichert ist und die Personen nach Jericho zurückgeschickt werden, um sich eine Ausreisekarte zu besorgen. Für die Rückkehr ist der Stempel im Ausreisedokument notwendig. Während der Zweiten Intifada und der Irak-Kriege benötigten Palästinenser bei der Einreise Garantieerklärungen von jordanischen Staatsbürgern. Momentan ist dies nicht mehr der Fall, stattdessen sind nun 10 JOD an Einreisesteuer zu bezahlen.

Für die Einreise nach Israel benötigen Touristen die gleichen Dokumente, wie an den internationalen Übergängen. Das Ausfüllen eines Datenblattes ist seit mehreren Jahren nicht mehr notwendig. Palästinenser müssen den Stempel ihrer letzten Ausreise vorweisen (Pass, Ausreisekarte).

Hat Israel Sicherheitsbedenken, wird Palästinensern die Ausreise verwehrt. Auf der Homepge des Terminals wird sogar eine Telefonnummer angeführt, bei der man sich schon vorab über ein mögliches Ausreiseverbot gegen seine Person informieren kann.[2] Menschenrechtsorganisationen berichten auch von Fällen, wo die Ausreisegenehmigung vom Willen zur Zusammenarbeit mit dem Inlandsgeheimdienst abhängig gemacht wurde.[3] Andere Personen wurden bei der Ein- oder erst bei der Ausreise festgenommen und verhört [4] [5] oder wegen abgelaufener Papiere nicht mehr ins Land gelassen.

Von Jordanien ins Westjordanland

Schematische Darstellung der jordanischen Seite
Touristenvisum, das nur den Aufenthalt in den Palästinensergebieten erlaubt

Der Terminal liegt direkt an der Straße und kann mit dem Taxi erreicht werden. Das Gepäck wird nach der Ankunft durchleuchtet und man begibt sich in die entsprechende Halle (J1-3). Die Abfertigung der Reisenden erfolgt in drei Gruppen: Ausländer, Araber und VIP-Service. Nach der Passkontrolle muss jede Gruppe in einem Bus einer jordanischen Firma über die Brücke fahren. Die Ausreisesteuer (für Ausländer 8 JD) wurde 2010 abgeschafft. Das gebührenpflichtige (40–70 US$) VIP-Service erledigt die Grenzformalitäten und arbeitet mit Kleinbussen, die Wartezeit ist daher geringer. Auf der anderen Seite (Z2) müssen alle Insassen den Bus kurzzeitig verlassen und dürfen diesen nach einer Vorkontrolle durch israelische Soldaten wieder besteigen. Am Terminal (I3) muss das gesamte Gepäck zur Kontrolle abgegeben werden. Pass und Gepäck werden durch Nummern-Aufkleber miteinander verknüpft. Danach erfolgt die Personenkontrolle mit Metalldetektor, Handgepäckdurchleuchtung und bei Bedarf auch mit einem Ganzkörperscanner. Danach erfolgen Passkontrolle und Registrierung durch die Polizei. Ausländer erhalten dort normalerweise das reguläre Touristenvisum für ganz Israel für 3 Monate. Ehegatten von Palästinensern gewährt man manchmal nur kürzere Zeiten oder neuerdings ein spezielles Visum, das nur zum Aufenthalt in den palästinensischen Autonomiegebieten berechtigt (Stempel "Palestinian Authority only").[6] Nach diesen Einreiseformalitäten erreicht man über das letzte Kontrolltor die Ankunftshalle, wo man sein Gepäck, das inzwischen durchleuchtet wurde, (oft lange) suchen muss. Daher markieren viele ihre Koffer mit auffälligen Farben. Bei Problemen mit dem Gepäck, wird der Besitzer anhand der Nummer festgestellt und muss persönlich bei der Kontrollstelle vorstellig werden. Vor dem Gebäude kann man entweder mit einem israelischen Taxi in alle Richtungen oder mit einem palästinensischen Autobus zum Grenzterminal nach Jericho fahren. Dort führt die Autonomiebehörde nochmals eine Gepäck- und Passkontrolle durch. Für organisierte Touristen- und Mekka-Pilgergruppen gibt es eine eigene Prozedur: Sie dürfen mit ihrem jordanischen Bus bis zu einer eigenen Ankunftshalle (I4) im israelischen Terminal fahren und dort nach der Abfertigung ihren israelischen Bus besteigen.

Vom Westjordanland nach Jordanien

Schematische Darstellung der israelischen Seite

Palästinenser müssen zuerst zum neuen, von Japan finanzierten, Terminal (P1) nach Jericho kommen. Dort müssen sie die Ausreisesteuer bezahlen und werden nach der Passkontrolle in einen Bus gesetzt, der vorbei an der alten Grenzkontrollstelle (P2) zu einem israelischen militärischen Kontrollposten (Z1) an der Grenze des Autonomiegebietes fährt. Alle Reisenden müssen ohne Gepäck durch einen Metalldektor gehen und in einen anderen Bus umsteigen. Während die Personen zum Terminal gebracht werden, wird das Gepäck direkt ins Niemandsland vor der Brücke gebracht und abgeladen. Touristen und Palästinenser aus Ostjerusalem dürfen mit einem Taxi direkt zum israelischen Terminal fahren. Eine Gepäckkontrolle erfolgt nicht.

Hier trennen sich die Gruppen wieder: Palästinenser müssen durch eine eigene Abfertigungshalle (I2) zur Passkontrolle und zu palästinensischen Bussen. Diese fahren zur Stelle (I5), wo das Gepäck gesucht und abgeholt werden kann, und dann weiter zur Ankunftshalle in Jordanien. Ostjerusalemer und Touristen haben eine eigene Abfertigungshalle (I1), wo sie die Ausreisesteuer (ca. 172 ILS pro Person über 2 Jahren) bezahlen und nach der Passabfertigung wieder in zwei verschiedene jordanische Busse gesetzt werden. Diese fahren dann über die Brücke zur Ankunftshalle für Touristen bzw. Araber. Mit dem VIP-Service erspart man sich das Warten auf die Abfahrt des Busses, da vor allem Ausländer lange warten müssen, bis genügend Fahrgäste zusammengekommen sind. Nach der Brücke (J4) erfolgt eine Vorkontrolle durch die jordanische Polizei, zu der die Reisepässe abgesammelt werden. Nach der Ankunft am Terminal wird das Gepäck durchleuchtet. Die Einreise nach Jordanien (Pass- und Gepäckkontrolle) geht ziemlich schnell.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://domino.un.org/unispal.nsf/1ce874ab1832a53e852570bb006dfaf6/6d85769bb15d20b0852569b900577235!OpenDocument
  2. Terminalinfo: Tipps für Passagiere
  3. http://www.acri.org.il/eng/story.aspx?id=353
  4. http://ifamericansknew.org/cur_sit/torture.html
  5. Ha-Aretz 17. August 2011
  6. Israel's Visa Rule: If You Visit Palestine, Stay There, Time Magazine vom 22. August 2009
31.87860335.542267

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